Rezensions-Blog 5: Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton

Posted April 29th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer mich lange genug kennt, weiß zur Genüge, dass ich den legendären Detek­tiv Sherlock Holmes nun wirklich sehr mag und mich immer wieder höchst be­reitwillig in ein Leseabenteuer stürze, wenn einer der Holmes-Epigonen in der Nachfolge von Sir Arthur Conan Doyle eine Geschichte zu Holmes und seinem „Eckermann“ Dr. John Watson geschrieben hat. Manchmal entdeckt man da fas­zinierende Perlen der Unterhaltungsliteratur.

Besonders angetan hatte es mir vor knapp 10 Jahren das vorliegende Werk, in dem sich zahlreiche höchst interessante und bisweilen raffiniert geschriebene Werke zum Holmes-Kanon befinden. Einige davon streifen mehr oder weniger absichtlich die Ränder der Phantastik, und wie es sich für gute Holmes-Ge­schichten gehört, wimmeln sie von historischen und literarischen Anspielungen und Personen. Ich nehme zuversichtlich an, dass man sie durchaus mehrfach le­sen kann und stets neue Vignetten entdeckt, die man beim ersten Durch­schmausen übersehen hat.

Es ist darum absolut notwendig, diese schöne Anthologie wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, auch wenn sie wahrscheinlich nur noch antiquarisch zu erhalten ist. Lasst euch auf das Abenteuer ein, wenn ihr Holmes noch nicht kennen soll­tet… und falls das Gegenteil der Fall ist und ihr alle Holmes-Geschichten von Sir Doyle schon verschlungen habt – dann könnt ihr hier das Leseabenteuer aus­dehnen. Es lohnt sich.

Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton

Neue Sherlock-Holmes-Geschichten, herausgegeben von Mike Ashley

Bastei 14916, Juni 2003

768 Seiten, TB, 10.00 Euro

Übersetzt von Beate Brandenburg & Ulf Ritgen, Linda Budinger, Axel Franken, Angela Koonen, Michael Kubiak, Ruggero Leó, Alexander Lohmann, Frauke Meier, Jutta Neumann, Marianne Schmidt, Simone Schmidt, Ulrike Zehetmayr

Als Arthur Conan Doyle – damals noch nicht geadelt, wovon er wohl auch nicht entfernt träumen konnte – im Jahre 1887 in einem recht kurzen Episodenroman mit dem Titel „Eine Studie in Scharlachrot“ erstmals einen exzentrisch wirken­den, verkleidungssüchtigen und nicht minder dem Kokain zugetanen Denker und brillanten Kriminalisten mit einem frisch aus dem Afghanistankrieg zurück­kehrenden Arzt John Watson zusammenstoßen ließ, konnte er sich kaum dar­über im Klaren sein, dass er mit dem schmalgesichtigen, asketischen Sherlock Holmes eine der legendärsten Figuren der Detektivgeschichte schuf. Doch ge­nau so kam es, und nachdem er im Verlaufe der folgenden 40 Lebensjahre 4 Ro­mane und 56 Kurzgeschichten über diesen Mann und sein Umfeld geschrieben hatte, lebte der Mythos Sherlock Holmes weiter und überdauerte sogar seinen Schöpfer.

Denn Doyle entwickelte ein verwirrendes Gespinst von Fällen, von Fallstricken, falschen Hinweisen, verschleierten Andeutungen und am Rande erwähnten Fäl­len, die geradezu danach SCHRIEN, entdeckt, recherchiert und niedergeschrie­ben zu werden. Es war unwichtig, dass Holmes und Watson fiktive Figuren wa­ren. Es lag durchaus nahe und war überaus reizvoll, auch in einer fiktive Bio­grafie, verknüpft mit der höchst lohnenden historischen Epoche des ausklingen­den Viktorianischen Zeitalters, reale Personen und Geschehnisse in den Hol­mes-Kosmos einzumengen und zugleich Anspielungen auf das zu geben, was Doyle in seinem „Originalkanon“ teilweise nur andeutete.

Ähnlich wie im Fall von Howard Phillips Lovecraft und seinem Cthulhu-Mythos fanden sich Scharen von Epigonen, die mal mehr, mal weniger gelungen den Stil ihres Vorbildes Arthur Conan Doyle imitierten und in unterschiedlich überzeu­gender Weise den berühmten Detektiv auf Fälle ansetzten, die vielverspre­chend waren.

Dieser Band versammelt 26 „neue“ Holmes-Geschichten, sehr heterogener Na­tur, wie es auch die Autorenriege vermuten lässt. Da finden sich beispielsweise die SF-Autoren Stephen Baxter (Xeelee-Zyklus, Multiversum-Zyklus) und Eric Brown („Tage auf Meridian“), Horror-Schriftsteller wie Simon Clark und Basil Copper, bekennende Sherlock-Holmes-Fans wie David Stuart Davies, der Anwalt Martin Edwards, Gerichtsmediziner wie Zakaria Erzinçlioglu oder die allgemein bekannten Schriftstellergrößen Michael Moorcock und Peter Tremayne.

Die Geschichten orientieren sich an einer Zeitachse, was es sinnvoll macht, sie von vorne entsprechend dem Inhaltsverzeichnis zu lesen. Ebenso empfiehlt es sich, des Vergnügens wegen, nicht mehr als ein oder zwei Geschichten pro Tag zu sich zu nehmen. Diesem quasi-ärztlichen Ratschlag sollte man folgen, um die Lektüre ein wenig zu strecken. Es macht ungemeinen Spaß, die scharfsinnigen Windungen des manchmal beleidigend zuversichtlichen Sherlock Holmes zu verfolgen, beim Lesen innezuhalten und eigene Hypothesen aufzustellen (recht häufig kommt man nicht mal in die Nähe der Lösung, was den Lesegenuss noch mehr erhöht).

Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen und schauen uns die Geschichten selbst an.

Zwei kleine, fast anekdotische Stories, „Die lästige Angelegenheit mit dem Rembrandt“ und „Der Diebstahl im Kildare Street Club“ beleuchten ein paar interessante Details aus Holmes´ Studienzeit, also vor dem Kennenlernen von Watson und Holmes. Doch wer beschreibt die Überraschung des Lesers, schon hier auf die Spuren von Sebastian Moran1 und dem sinistren James Moriarty2 zu stoßen…?

In den 1880er-Jahren werden neun der Fälle angesiedelt, darunter die schreck­liche Erzählung um „Vittoria, die Zirkusschönheit“ und die faszinierende und mehrere Jahrtausende zurückreichende Geschichte um „Die Amateurbettelge­meinschaft“. Ganz zu schweigen von einem kolonialen Drama monströser Aus­maße, das Holmes in „Das Verschwinden der Atkinsons“ aufdeckt. Und dann ist da noch die Geschichte von Professor Hardcastle, den Aerolithen und den Ros­marinzweigen zu erwähnen, die doch höchst… absonderlich ist (vgl. Simon Clark: „Der gefallene Stern“).

Zehn Geschichten werden den 1890er-Jahren zugeordnet. Michael Moorcock macht Holmes mit einem rätselhaften „Untermieter“ bekannt, der eine noch seltsamere Erbschaft anzutreten hat, Barrie Roberts, dessen Geschichte den Titel der Storysammlung liefert, konfrontiert den Detektiv und seinen Paladin mit einem allgemeinen Phänomen, das Holmes anfangs überhaupt nicht glaubt: einem verfluchten Grab in der Ortschaft Addleton, das für sich in Anspruch nimmt, dass darauf kein Schnee liegenbleibt. Es ist auch nicht zu fotografieren, wie man erkennen muss… und in seiner Umgebung kommen rätselhafte Todesfälle wie Heilungsfälle vor. Eine wirklich interessante und dem wissenschaftlichen Kenntnisstand der 1890er-Jahre sehr angemessene Story. Monströs hingegen ist das, was uns der SF-Autor Stephen Baxter in „Der Masse-Regulierer“ zumutet, der mit H. G. Wells eine neckische Nebenfigur einführt. Kaum weniger schlimm ist die Folgegeschichte von Peter Crowther. „Gottes Fingerabdruck“ ist eine Redewendung, die heute etwas aus der Mode gekommen ist und auch mir ungeläufig war. Aber hier gehen Aberglauben, religiöser Fanatismus und schiere, existentielle Verzweiflung eine entsetzliche Verbindung ein, die den Leser grausen lässt…

Der letzte Teil, „Die letzten Jahre“ überschrieben, liefert uns fünf weitere Ge­schichten, von denen diejenige, die sich direkt an die Originalkanon-Geschichte „Das Musgrave-Ritual“3 anschließt (und sogar am selben Ort spielt, auch wenn dabei ein Ort namens „Baskerville“ (!) erwähnt wird) sowie die lange Erzählung über den „bulgarischen Diplomaten“ besonders hervorzuheben sind. Das Glanzstück scheint mir aber für diese letzte Ebene die ungemein phantastische Story „Das Rätsel des Warwickshire-Wirbels“ von F. Gywnplaine McIntyre zu sein, die es verdient, ein wenig genauer referiert zu werden:

Im Jahre 1875 verschwand der Geschäftsmann James Phillimore, als er in sein Haus zurückkehrte, um seinen Regenschirm zu holen. Alles, was von ihm blieb, waren ein paar Abdrücke seiner Schuhe im Fußboden des Foyers, die allerdings halbiert waren von einem sechs Fuß durchmessenden rußgeschwärzten Kreis, sowie ein paar säuberlich zertrennte Stücke seines Regenschirms. Das Ver­schwinden konnte Sherlock Holmes niemals aufklären. Als er mit Dr. Watson aufgefordert wird, im Jahre 1906 in das von einem Erdbeben verwüstete San Francisco zu kommen und diesem Ansinnen nachkommt, machen sie einen Zwi­schenstopp in New York. Aus lauter Langeweile folgt Holmes hier seinem Freund in ein Lichtspieltheater, wo der neue Kinematograph vorgeführt wird. Und zu Holmes unglaublichem Erstaunen taucht mitten auf der Leinwand eine ihm wohlvertraute Gestalt auf: James Phillimore, genauso aussehend wie zum Zeitpunkt seines Verschwindens vor 30 Jahren. Er lächelt in die Kamera – und ist im nächsten Augenblick spurlos verschwunden. Holmes nimmt voller Elan die Fährte auf – doch wie dieser faszinierende Fall gelöst wird, muss man wirklich selbst lesen. Hier kann der Rezensent nur beeindruckt den Hut ziehen…

Abgerundet von einer vielleicht nicht erschöpfenden, aber in jedem Fall höchst beeindruckenden Chronologie, die die Fälle des Originalkanons wie auch jene in diesem Buch in eine einheitliche zeitliche Reihenfolge bringt, erweist sich dieses Werk als ein in höchstem Maße empfehlenswertes Lesevergnügen, das man sich als wahrer Holmes-Fan oder auch als Fan von faszinierenden Kriminalge­schichten aus der viktorianischen Zeit nicht entgehen lassen sollte. Es empfiehlt sich allerdings, um einen Teil der Anspielungen nachvollziehen zu können, die Geschichten des Originalkanons inklusive der Romane zuvor gelesen zu haben. Ich denke, man kann aufgrund dieser Geschichten gut zum Holmes-Fan werden, wenn man es nicht zuvor schon war…

© by Uwe Lammers, 2006

Nun, ich denke, da ist der Mund hinreichend wässrig gemacht worden. Macht euch auf die Jagd, meine Freunde, am besten mit dem alten Holmes-Schlacht­ruf an seinen Kompagnon Watson: „Watson, die Jagd ist auf!“

Soviel für heute.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu Arthur Conan Doyle: „Das leere Haus“ (1903, die Story spielt im Februar 1894).

2 Vgl. dazu Arthur Conan Doyle: „Sein letzter Fall“ (1893, die Story spielt im April/Mai 1891).

3 Vgl. dazu Arthur Conan Doyle: „Das Musgrave-Ritual“ (1893, die Story spielt etwa 1878).

Liebe Freunde des OSM,

der Januar des neuen Jahres 2015, des dritten Jahres meines E-Book-Pro­gramms, war von anstrengender Natur. Das leugnen zu wollen, wäre töricht. Und vieles, was ich hier tat, hatte mit dem Oki Stanwer Mythos wirklich so gar nichts zu tun. Eine kleine Auswahl mag das belegen:

Zum einen – und das war mit Abstand der größte Posten, er hielt mich zeitlich bis zum 23. Januar in Atem, und bekanntlich war damit der Monat fast um – schloss ich unter tatkräftiger wissenschaftlicher Mithilfe die umfangreiche Aus­arbeitung und Überarbeitung meiner Magisterarbeit von 2002 ab und veröf­fentlichte sie unter dem Titel „Sieben Leben: Wissenschaftlerkarrieren an der kulturwissenschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule Braun­schweig im Nationalsozialismus“ in der Digitalen Bibliothek der TU Braun­schweig. Wer diesem Link folgt, sollte sie zügig finden und lesen können:

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00058531

Zweitens hatte ich, wie inzwischen leider seit langem üblich, einen Pflichttermin bei meinem Arbeitsberater im Jobcenter Braunschweig, und so etwas will na­türlich ebenfalls vorbereitet sein.

Drittens weilte ich zu Gast bei den Literaten des Literatenkreises „Wortmaler“ im schönen Schöppenstedt. Und ja, auch das wollte natürlich ausführlich vorbe­reitet sein. Dass ich es dabei, wie so meist, wieder übertrieb, steht auf einem anderen Blatt und gehört jetzt nicht hierher (ich habe darüber in meinem Text­beitrag „Literatenpost #1“ für das Fanzine Futurian Amateur News (FAN), Aus­gabe 109, berichtet, das zwischenzeitlich erschienen ist).

Damit blieb nicht mehr so wirklich viel Zeit übrig für OSM-relevante Inhalte… aber wie ihr mich kennt, habe ich selbstverständlich doch das eine oder andere Schlupfloch dafür gefunden. Und dies stellte dann das Resultat dar:

Blogartikel 108: Work in Progress, Part 25

NK 27: Die Transversalisten (Abschrift)

18Neu 63: Fluchtpunkt TOTAM

(18Neu 64: Sprung durch die Zeit)

(OSM-Wiki)

(18Neu 66: Geister-Agenten)

Erläuterung: Ach, wenn ihr doch nur schon mehr vom OSM zu sehen bekommen könntet, Freunde… dann würdet ihr in dieser Episode ein wunderbares Aha-Erlebnis haben mit zwei alten Bekannten, die hier als ehemalige MI-6-Agenten für den geheimnisvollen „COMMANDER“ arbeiten und im anno 2033 aus dem Ostblock herausgebrochenen Albanien ein Spukhaus aufsuchen und etwas fin­den, was buchstäblich die ganze Welt aus den Angeln hebt.

Natürlich sind die „Ghost-Agents“ Richard Winer und Leutnant Leonard Telkow nicht völlig identisch mit ihren gleichnamigen „Kollegen“ in KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (1982-1985), aber das kann nicht überraschen. Sie sind schließlich Matrixfehler, ohne es zu wissen. Und mit der obigen Episode beginnt ein neuer Zyklus der Serie, der im Alptraum endet und die so genannte „Invasi­on der Zeitschatten“ im Gefolge hat. Mich gruselt jetzt schon, wenn ich nur dran denke, diese Bände abzuschreiben… in ein paar Monaten findet ihr das an die­ser Stelle. Dann mache ich auch ein paar mehr Worte dazu.

NK 28: Vorstoß zur Oberwelt (Abschrift)

(Im Feuerglanz der Grünen Galaxis – OSM-Roman)

Erläuterung: Zu diesem Projekt ist es nützlich, den Jubiläums-Blogbeitrag 100 nachzulesen, der am 1. Februar veröffentlicht wurde.

(14Neu 25: Höllenflug nach Wukarin)

Erläuterung: Auch dieser Band ist durchaus was Besonderes, denn da erscheint in der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) Oki Stanwer himself… und löst ein grässliches Chaos aus.

14Neu 24: Rookax´ Kriegsflotte

(E-Book 23: Zurück zu den Sargkolonnen)

NK 29: Die Chronik der Totenköpfe (Abschrift)

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“)

NK 55: Geheimnisse der Mörder

Erläuterung: Ja, ja, das ist ein völlig neuer, frischer OSM-Band. Möglich wurde dieser Gedankensprung durch die Abschriften in KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (NK). Ich kehrte nach sehr langer Zeit zurück in das unheim­liche Höhlenreich der zwergenhaften Mörder und beschrieb hier etwas, was man zutreffend als „Monsterjagd in der Hölle“ bezeichnen kann. Da ich darüber Näheres in vier Wochen im Blogartikel 116 erzähle, bitte ich euch noch um ein wenig Geduld und fahre hier anderweitig fort.

NK 30: Aufbruch in den C-Quadranten (Abschrift)

NK 31: Geistersturm (Abschrift)

Erläuterung: Und damit war dann die Digitalisierung des KONFLIKTS 24 abge­schlossen. Nun kann ich endlich die vollständige Glossierung (inzwischen bis Band 36 gediehen) fortführen und in Bälde auch die monumentale Arbeit am Band 54 „Tödliche Entscheidung“ vollenden. Es könnte sich dabei um OSM-Band 1750 handeln, das ist aber noch nicht endgültig entschieden.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“)

NK 56: Der Flammentempel

Erläuterung: Ja, das ist der zweite Teil der oben begonnenen Trilogie, der schrieb sich ebenfalls im Handumdrehen.

(NK 57: Sardoons Plan)

Erläuterung: Kennt ihr Sardoon noch? Braucht ihr nicht in der Wiki nachzu­schlagen, ich sage es euch so – das ist eine der sechzehn Dämonenwaffen von TOTAM, nahezu unzerstörbar, reichlich zynisch und sadistisch veranlagt, mit ei­ner begeisterten Bereitschaft, intelligente Wesen niederzumetzeln. Niemand, mit dem man in einem Raum sein sollte, wenn man noch ein paar Sekunden länger leben möchte… (Fortsetzung im Blogartikel 116).

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“)

Blogartikel 116: Logbuch des Autors 13: Monsterjagd in der Hölle

(14Neu 26: Das Traum-Inferno)

(12Neu 29: Aufstand in Pholyar)

(12Neu 30: Allianz der Versklavten)

(18Neu 65: Sabotage in Hattusas)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

Tja, und dann war der Monat bereits wieder vorbei. Ich sagte ja, ich kam nicht wirklich zu vielen Dingen. In den nächsten Monaten verhält es sich, hoffe ich zu­mindest, ein wenig besser. Ihr werdet es in einem Monat an dieser Stelle wis­sen.

Was jetzt kommende Woche an Ort und Stelle zu sehen sein wird? Ach, daraus mache ich noch ein kleines Geheimnis – schaut einfach wieder herein, ich den­ke, das lohnt sich.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 4: Diplomat der Grenzwelten

Posted April 22nd, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ich musste schon grinsen, als ich die Rezension für heute heraussuchte… und wenn ihr auch nur ein bisschen Ahnung von dem lange verstorbenen amerikani­schen SF-Schriftsteller Keith Laumer und seiner Schöpfung, dem Diplomaten des CDT, James Retief, haben solltet, brauche ich gar nichts weiter zu sagen, das Kichern stellt sich von selbst ein. Aber wer ihn nicht kennen sollte, dem kann ich hier ein kleines, wirklich sehr witziges Schmankerl anbieten, das wirklich eine Neuentdeckung lohnen würde.

Taucht also einfach ein in dieses schrillbunte Weltraumabenteuer, mit unkon­ventionell arbeitenden Diplomaten, geradezu grotesken Politikern, noch seltsa­meren Raumpiraten und viel, viel kurioser Action. Das ist echte Gute-Laune-Lektüre. Vertraut mir, Freunde!

Diplomat der Grenzwelten

(OT: Retief and the Warlords)

von Keith Laumer

Terra-Taschenbuch 176

Moewig-Verlag, München 1970

144 Seiten, keine ISBN

Aus dem Amerikanischen von Birgit Reß-Bohusch

Nur noch antiquarisch zu erhalten

Eigentlich war das lange überfällig, und während ich kichernd an der Lektüre dieses äußerst kurzweiligen Buches war, das so absurd überdreht ist und ein­fach nur einen Riesenspaß macht, fragte ich mich wiederholt: Wieso eigentlich dauerte das so unendlich lange, bis ich mir diesen literarischen Leckerbissen zu Gemüte führte? Diese Frage konnte ich mir mit Fug und Recht stellen, denn im­merhin hatte ich das Buch auf einem Flohmarkt in Wolfsburg im Mai 1991 er­worben und, ernsthaft, erst heute ausgelesen – nach gerade mal fünf sehr mit anderen Aktivitäten angefüllten Lesetagen. Und ja, manches Mal musste ich mich in der S-Bahn sehr zusammenreißen, um nicht laut mit dem Lachen herauszuplatzen – etwas, was mir üblicherweise sehr selten widerfährt.

Als ich mich dann nach viel zu kurzer Lesezeit daran machte, diese Rezension umzusetzen, die einfach völlig unumgänglich ist, überlegte ich, ob wohl die Le­ser dieser Zeilen etwas mit der Hauptperson James Retief oder mit dem CDT oder mit dem Autor Laumer anfangen könnten… und wie das immer so ist, re­cherchierte ich dann in meinen Lese- und Publikationslisten, um mich zu verge­wissern.

Dabei entdeckte ich dann, dass der Name James Retief und das CDT vermutlich für die meisten völlige Leerstellen sein werden. Denn dummerweise fühlte ich mich zu der Zeit, in der ich diese Romane und Anthologien las, irgendwie nie als eifriger Rezensent, und so fielen die Retief-Bände durch Rezensionsraster. Mit Laumer als Verfasser war es nicht ganz so schlimm. Ich entdeckte, dass ich sechs seiner Werke im Laufe der zurückliegenden 28 (!) Jahre rezensiert habe.1 Das war natürlich nicht eben viel. Ich habe hier also ein wenig Grundlagenarbeit zu leisten, ehe ich auf dieses Buch selbst zu sprechen komme.

Der leider schon vor vielen Jahren verstorbene Keith Laumer hat eine ganze Stange Romane geschrieben und publiziert, die sich zumeist besonders dadurch auszeichnen, dass seine Protagonisten in eine Kette aberwitziger Abenteuer verwickelt werden und geradezu burleske Geschichten durchrasen. Zumeist sind sie äußerst amüsant geschrieben, entbehren aber durchaus nicht gewisser interessanter und nachdenkenswerter Aspekte.

Besonders deutlich wird das bei einer von ihm sehr intensiv betreuten Person, dem terranischen kosmischen Diplomaten James Retief.2 Er ist Mitglied des Corps Diplomatique Terrestrienne (CDT) und üblicherweise dem Unterstaatsse­kretär für Interrassische Beziehungen, Magnan, unterstellt. Während aber Ma­gnan und die ganze Riege der dortigen hochrangigen Botschafter und Diploma­ten als eine Clique von eher geschniegelten, hochnäsigen, pedantischen und peinlich überkorrekten Beamten charakterisiert werden (um es sehr freundlich zu formulieren, es gibt darunter auch weniger ehrenwerte Charaktere, die über ihre diplomatischen Finessen und ihre Karriere schon mal geflissentlich gefährliche Völkerrechtsbrüche, widerrechtliche Annektionen und offene Feindseligkeiten zu Ungunsten irdischer Siedler… na ja… verharmlosen und kleinreden, um sich anschließend mit den Aggressoren lächelnd gut zu stellen), während diese Herren also durch die Bank eher schlecht wegkommen, ist das mit der Hauptperson James Retief anders.

Retief, ein nüchterner, gern mal süffisant-ironischer und nie um trockene Kom­mentare verlegener Tatmensch, wird üblicherweise dort eingesetzt, wo es kri­senhaft wird oder sein könnte. Magnan neigt dann dazu, Retiefs Fähigkeiten no­torisch zu unterschätzen und in dem Fall, dass die desaströse Lage dank Retiefs Engagement und Improvisationstalent gemeistert werden kann, sich diese Ver­dienste selbst zuzurechnen. Mit der Konsequenz, dass Retief regelmäßig im subalternen Stadium verharrt und selbst nicht aufsteigen kann.

Soviel also zur Einstimmung. Worum geht es nun in diesem Roman?

James Retief, der eigentlich gerade seinen Rücktritt einreichen möchte, wird von seinem Vorgesetzten Magnan überredet, eine ganz einfache Aufgabe aus­zuführen. Er soll nämlich im Gebiet der Grenzwelten des terranischen Reiches dafür sorgen, dass ein Handelsabkommen, BAUER genannt, in die Tat umgesetzt wird. Es ist an die nichthumanoiden Haterakans adressiert und wird vom CDT propagiert. Zu dumm nur, dass diese Grenzwelten notorisch unsicher sind. Es gäbe, meint Magnan, „gewisse Spannungen“ zwischen den terranischen Sied­lern dort und den Haterakans auf der anderen Seite, die von den Kolonisten verächtlich „Krebse“ genannt werden. Und ja, natürlich gäbe es auch noch „Raumpiraten“. Aber um die würden sich schon die Friedensstreitkräfte küm­mern (die man sich wohl ähnlich wie UN-Blauhelme denken mag), er solle allein Kontakt mit den Haterakans aufnehmen und das BAUER-Programm vorstellen.

Alles ganz einfach, nicht wahr? Dass der letzte diplomatische Abgesandte, nach Magnans Worten zurückkehrte und „in eine Schicht gehüllt war, die bemerkens­werte Ähnlichkeit mit Teer hatte, und darüber schienen Federn zu kleben“, ist da wohl eher ein lässliches Vorkommnis.3 Darüber muss man hinwegsehen. Ande­re Völker, andere Sitten, nicht wahr…?

Nun, dummerweise sind die Dinge ganz anders.

Das erste, was Retief erlebt, als er in den Sektor der Grenzwelten einfliegt, ist ein Piratenüberfall – das Passagierschiff, auf dem er mitfliegt, wird kurzerhand von Siedlerpiraten unter dem nicht wirklich intelligenten Kapitän Lou aufge­bracht, es gelingt Retief allerdings durch ein wenig Trickserei, sich für einen ge­wissen „Bully West“ auszugeben, der ein Freund und Kamerad der Raumpiraten ist. So befindet er sich also wenig später bei den Raumpiraten, als diese ihrer­seits von den laut CDT-Angaben ganz friedfertigen Haterakans aufgebracht und teilweise massakriert werden.

Die Haterakans sind in der Tat seltsame Wesen – von Karl Stephan auf dem Ti­telbild gut getroffen: vierbeinige und vierarmige Wesen mit einem fassförmigen Körper und einem runden Kopf, zwei der Arme enden in Scherenhänden. Dass sie von insektoiden Vorfahren abstammen, ist unübersehbar. Und dass sie lie­bend gern Terrys gefangen nehmen, um sie dann in Gefangenschaft „weiterzu­züchten“, damit sie anschließend die Nachkommenschaft verzehren können, daraus macht Kapitän Harrumph keinen Hehl.

Dummerweise gelingt es Retief und den gefangenen Piraten, Harrumphs Kom­mando zu überwältigen, worauf dieser erst in Ungnade fällt und schließlich mit Retief auf dem Blauen Mond notlandet, der von terranischen Siedlern bevölkert wird. Die wiederum haben – abstrus genug – nichts Eiligeres zu tun, als Retief kurzerhand in den Dünen als Spion zu füsilieren.

Unnötig zu erwähnen, dass das auch nicht gelingt.4

Es ist aber auch wie verrückt – wohin James Retief auch blickt, überall findet er nur außerordentlich kriegslüsterne Personen, sowohl bei den Haterakans als auch bei den Siedlern, und die wenigen Diplomaten, die ihm über den Weg lau­fen, haben ebenfalls nichts Besseres zu tun, als ihn als Hochverräter zu behan­deln und einzusperren.

Recht bald wird klar, dass die Dinge hier sehr, sehr seltsam laufen, und vieles geht buchstäblich nicht mit rechten Dingen zu. Retief wittert mit Recht Verrat, und während er noch ermittelt, wer hier gegen wen intrigiert und mit welchem Ziel, scheint der Sand in der Sanduhr unerbittlich zu verrinnen – und den Grenz­weltlern beider Völker läuft die Zeit davon. Der Ausbruch eines durchaus ver­meidbaren Krieges scheint unaufhaltsam zu sein…

Ich schweige davon, was für aberwitzige Wendungen dieser Roman noch so al­les enthält, es sei nur angedeutet, dass da unter anderem eine Droge eine wich­tige Rolle spielt, notorischer Rassismus, pathologisches Misstrauen und doppel­züngige Diplomatie, die man durchaus als Appeasement-Diplomatie bezeichnen kann und die zweifellos auch genau so intendiert ist. Wer sich ein bisschen mit Geschichte auskennt, insbesondere mit der jüngeren deutschen Geschichte, kommt hier an manchen Stellen aus dem Gruseln nur schwer heraus. Schade übrigens, dass der Roman nicht einen dem Originaltitel entsprechenderen Titel bekommen hat. Denn „Retief und die Warlords“ ist ganz offensichtlich der pas­sendere Titel für dieses abenteuerliche Werk. Aber „Warlords“ waren 1970 wohl als Titel-Substantiv nicht politisch korrekt (das ist jedoch der gesamte Ro­man nicht, wenn man ihn gelesen hat, weiß man das).

Keith Laumer, das ist ganz unübersehbar, hat nicht wirklich viel für die geschnie­gelten, geschmeidigen Diplomaten mit ihren freundlichen, schönfärberischen Reden übrig. Insofern ist die Schöpfung des James Retief, seines hemdsärmeli­gen Diplomaten als Tatmenschen, vollkommen folgerichtig. Und die Überset­zung von Birgit Reß-Bohusch ist selbst für schöne Subtilitäten hinreißend gelun­gen. Beispielsweise diese wunderbar fatalistische Äußerung des Haterakans Harrumph: „Aber sso zerbröckelt jeder Kuchen.“ Man kann sie auch übertragen mit „Sic transit gloria mundi“, d. h. „So vergeht der Glanz der Welt“… es wim­melt von solchen kleinen Neckereien in dem Buch, und ich glaube, jeder, der sich auf dieses Abenteuer einlässt, wird nach viel Gekicher am Ende der Ansicht sein, dass es sich durchaus lohnt, die alten Retief-Abenteuer einmal neu zu ent­decken.

Das ist ganz meine Meinung.

© by Uwe Lammers, 2013

Ich glaube, ich habe nicht zuviel versprochen. Wohin es uns dann nächste Wo­che an dieser Stelle verschlägt? Na, das verrate ich noch nicht. Da lasst euch mal überraschen und schaut einfach wieder rein. Langeweile tritt hier jedenfalls noch lange nicht auf.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Angefangen mit der Terra Astra-Heftveröffentlichung „Zeitlabyrinth“ in der Roman-Post 17 (1985), das ungekürzte, gleichnamige Taschenbuch rezensierte ich dann in BWA 249 anno 2004. Es folgten der Zweiteiler „Invasoren der Erde“ und „Feinde aus dem Jenseits“ in New Worlds 23/24 anno 1994, „Der Krieg mit den Hukk“ in BWA 215 anno 2001, außer­dem „Zeit-Odyssee“ in EXTERRA 38 (2007) und BWA 299 (2008), fälschlicherweise auch noch ein zweites Mal in BWA 338 (2011). Und dann war da noch „Der Ultimax“, den ich für EXTERRA 48 (2010) rezensierte.

2 Ich lernte ihn lektüretechnisch 1988 kennen und konnte da nur das Statement meines da­maligen Gifhorner Freundes Gerd Steinbach – großer Laumer-Fan – bestätigen: Gute-Lau­ne-Lektüre! In der Reihenfolge las ich sechs Retief-Bände vor diesem hier: „Diplomat der Galaxis“ (gelesen im Juli 1988), „Der Mann vom CDT“ (Januar 1989), „Diplomat der Ster­ne“ (März 1990), „Diplomat und Rebell von Terra“ (Juni 1993), „Der Drachentöter“ (April 1995) und „Friedenskommissare der Galaxis“ (Dezember 1995). Danach waren gewisser­maßen meine Retief-Reserven und auch die Laumer-Reserven erschöpft, die ich greifbar hatte. Zwölf weitere Laumer-Taschenbücher hatte ich zu dem Zeitpunkt schon gelesen, aber leider keins davon rezensiert. Ihr merkt, das ist schon ein ziemlicher Haufen.

3 Retief meint dazu übrigens trocken, „dass sich der nächste Terry, der die Grenzlinie über­schreitet, dick mit Vaseline einreiben sollte“. Das gibt schon auf Seite 6 einen netten Vor­geschmack vom Rest des Romans.

4 Harrumph meint daraufhin übrigens: „Ich muss ssagen, dass ich die Manieren Ihress Vol­kess rätsselhaft finde.“ Und Retief gibt zu: „Da sind Sie nicht der einzige.“ Daraufhin ist der Leser mal wieder am Kichern.

Wochen-Blog 111: Literatenseelen

Posted April 19th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wenn man morgens nach einem aufregenden gestrigen Tag das dringende Ge­fühl verspürt, unbedingt schreiben zu müssen, kaum dass man aus dem Bett aufgestiegen ist, dann ist eins wohl gewiss: man ist eine Literatenseele, und das Schreiben und Formulieren liegt der Person im Blut, die Worte kreisen gleich feurigem Odem in ihrer Seele und wünschen sich nichts sehnlicher, als nieder­geschrieben zu werden.

Tja, und so ging es mir heute früh vor ein paar Minuten. Deshalb lasst uns für eine Weile vom Oki Stanwer Mythos absentieren, und ich ziehe euch mal mit in meine Gedankenwelt des Allgemeinen, um ein wenig über das Schreiben und die Literatenseelen zu philosophieren. Ich glaube, zur Abwechslung ist das mal was ganz Nettes.

Da ihr diesen Blogeintrag ja erst am 19. April lesen werdet, ist es vielleicht nütz­lich, ergänzend zu bemerken, dass wir heuer, wo ich diese Zeilen formuliere, den 1. Advent 2014 schreiben, also den 30. November 2014. Das Ereignis, das mich bewogen hat, jetzt ein wenig vom Pfad des üblicherweise zu Berichtenden abzuweichen, fand gestern statt und ist noch sehr lebendig und freudig in mei­ner Erinnerung verankert.

Gestern war ich von einer lieben Freundin gebeten worden, ihr doch an ihrem Stand auf einem Kleinhandwerkermarkt in Wolfenbüttel Gesellschaft zu leisten. Das tat ich sehr gern, wiewohl ich nicht verhehlen möchte, dass sich bei mir ge­rade eine Menge termingebundene Arbeiten stauen (die sind aber, bis ihr diese Zeilen lest, allesamt Vergangenheit, darum lohnt es nicht, darauf einzugehen).

Meine Freundin versprach, ich würde dort auch eine weitere Literatin kennen lernen können, die dort erstmals einen kleinen Stand betreute, auf dem sie ihre eigenen Werke ausstellen würde. Und neugierig, wie ihr mich halt kennt, war ich darauf schon sehr gespannt.

Ach, meine Neugierde wurde in vollkommenster Weise erfüllt, kann ich versi­chern. Die mir unbekannte Literatin (Jahrgang 1948) und ich waren quasi sofort auf derselben Wellenlänge und kamen eifrig ins Plaudern, als würden wir uns schon recht lange kennen. Sie schreibt Gedichte und Kinderbücher, während ich… nun ja, ihr wisst, was ich so schreibe… thematisch gab es also eher keinen Konnex.

Aber die Themen sind ja nicht alles. Ehe wir uns nämlich versahen, waren wir buchstäblich im Gespräch über Gott und die Welt, besonders aber über Litera­ten: Sie ist Teil einer Literaturgruppe, mit der ich jüngst durch einen Zufall schon Kontakt hatte – ein direktes Treffen mit der Gruppe, das ebenfalls gestern hätte stattfinden sollen, zerschlug sich wegen terminlicher Probleme, aber das ist nur aufgeschoben – , und ich war ja bekanntlich lange Zeit Mitglied der Literatur­werkstatt Gifhorn.

So gab es dann Vergleichsmöglichkeiten. Da ich zudem als „Anfangsgeschenk“ eines meiner Gedichte mitgebracht hatte, schoss ich natürlich unabsichtlich und treffsicher einen Pfeil in ihr Dichterherz ab – ein wunderschöner Zufall, wie ich finde. Sie hatte zwar keine Ruhe, die Titelbildmappe meiner E-Books durch­zuschauen und erst recht keine, meine Textprobe aus dem E-Book „Ein Passa­gier der R.M.S. TITANIC und andere phantastische Geschichten“ zu schmökern, aber das wird nur eine Frage der Zeit sein. Gestern war es wirklich zu wuselig an ihrem Stand in Wolfenbüttel, als dass dafür Ruhe genug gewesen wäre.

Wir sprachen ansonsten über alles Mögliche. Wie gesagt, mehrheitlich über die Verschiedenheit von Literatenseelen. Darüber, wie es doch die Leitung mancher Literatenzirkel versteht, Mitgliederneugierde abzukühlen. Wie Redaktionen, die einzelne Formulierungen in Werken vor Veröffentlichung streichen wollen, es schaffen, auf diese Weise die Publikationsbereitschaft des Autoren ganz und gar zunichte zu machen.

Empfindsame Seelen, die Literaten.

Wahrhaftig, ich habe das oft genug erlebt, und ich schätze, das ist auch ganz begreiflich. Menschen, die die Gabe besitzen, ihre flüchtigen Eindrücke aus der Umwelt in künstlerische Neukompositionen fließen zu lassen – und das ist ganz gleich, ob es sich dabei um Fotos handelt, Patchwork-Nähereien, Malereien in Pastell, Aquarell oder Tinte oder eben um Geschichten und Gedichte (all das durfte ich gestern nebst den Erschafferinnen dieser Werke erleben, und mit all diesen Künstlerinnen kam ich letztlich ins Gespräch, was ich grundsätzlich als Bereicherung empfinde) – solche Menschen laufen in einer gewissen Weise mit einer wunden Seele umher. Und natürlich sind sie dann sehr empfindlich für verständnislose Worte von Redakteuren oder banausenhaften Kritikern.

Ich würde nicht soweit gehen, zu sagen, diese Kritiker hätten in jedem einzel­nen Fall Unrecht oder seien „ideologisch vernagelt“, wie es gestern mal so tem­peramentvoll hieß. Das fände ich ein zu barsches Urteil (ah, aber ich bin Waage, nicht wahr? Ausgleichendes Temperament und stets auf Diplomatie aus… die mal gelingt und mal dann wieder nicht). Es fehlt nämlichen Menschen einfach ein wenig an Feingefühl, an Gespür für das nervöse, empfindsame Tempera­ment der Literaten.

Meiner Meinung nach ist es wirklich zentral, dass man Toleranz, Flexibilität und Neugierde kultiviert und insbesondere unvoreingenommen und offen auf neue Literaten zugeht. Dass man sich nicht selbst aufdrängt, sondern zunächst einmal geduldig lauscht und zuhört, das Gegenüber zu verstehen sucht in seiner indivi­duell verschiedenen Befindlichkeit. Vielleicht fällt mir das grundsätzlich leicht, weil ich ja in meinen zahllosen Welten permanent mit neuen Leuten zusam­menstoße und von Natur aus ein neugieriger Kerl bin.

Und ja, vielleicht ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass die neu kennenge­lernte Literatin und ich uns gestern so gut verstanden, in dem Aspekt zu suchen, der mir bislang noch nicht so gut klar war: sie sagte nämlich, sie würde eine ganze Menge Literatinnen kennen, aber da gerate man leicht in eine Art von Zir­kel der Selbstbespiegelung. Hingegen würden männliche Literaten buchstäblich ganz andere Aspekte einbringen, die sie als fundamentale Bereicherung verste­he.

Nein, nein, wir reden hier nicht von irgendeiner Form von sexueller Attraktion, beim besten Willen nicht. Wer schon wieder auf solche Ideen verfällt, der steckt in einer Denkschublade ganz derselben Art und Weise fest wie jene Leute, die Gedichte nur dann als Gedichte ansehen, wenn sie sich reimen. Das ist in mei­nen Augen Nonsens.

Es gibt auch Personen, die der strikten Auffassung sind, Männer und Frauen könnten nicht „nur“ Freunde sein und nichts sonst. Ich bin ein strikter Verfech­ter der Position, dass reine platonische Freundschaft zwischen Männern und Frauen, namentlich unter Künstlern, durchaus realistisch ist. Sexualität kann manchmal ein schöner Kitt einer Freundschaft sein, das will ich nicht leugnen, aber jenseits davon gibt es sehr viel mehr zu entdecken.

Nein, mit meinen zahlreichen Literatenfreundinnen, von denen ich gestern wie­der eine kennen lernen konnte und bei der ich mich sehr auf ein Wiedersehen freue, verbinden mich keine erotischen Bande, sondern literarische. Und mei­ner Meinung nach sind dies die festeren und dauerhafteren.

Hm, bin ich vom Thema abgekommen? Ich glaube nicht. Es mag indes sein, dass ich ein wenig unsortiert bin, weil ich diesen Blogartikel nicht gründlich durch­dacht habe. Aber dann habt ihr einfach mal einen Blick in den summenden Bie­nenstock meiner Kreativität geworfen und gesehen, wie ich emsig Wortmuster webe und wie ich über meine Mitliteraten und Mitliteratinnen denke.

Ich würde sagen, das ist auch etwas, das recht lesenswert war. Vielleicht ergibt sich beizeiten ein weiterer solcher Blick. Lasst euch einfach mal überraschen.

In der kommenden Woche erhelle ich euch an dieser Stelle dann in der Rubrik „Work in Progress“, wie es um meine Schreibaktivitäten im Januar 2015 bestellt war. Schaut doch einfach wieder rein.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde meiner E-Books,

schon im Jahre 2014 erschien diese erste Kurzgeschichtensammlung, die auch jenseits des Oki Stanwer Mythos (OSM) ein wenig Zeugnis von meiner themati­schen Vielfalt ablegen sollte. Damals konnte ich dieses E-Book nur im MOBI-Format vorlegen. Ab sofort gibt es „Beide Seiten der Medaille und andere phantastische Geschichten“ auch im EPUB-Format für alle Lesegeräte zum Preis von nur 1,49 Euro. Ihr findet diese Storysammlung wie alle bisher digital „nachgedruckten“ E-Books auf der Seite www.beam-ebooks.de.

In der Titelgeschichte entführe ich euch mit einer Apollo-Mission zum Mond, wo die Astronauten eine bestürzende Überraschung erwartet.

Der Weg zum Regenbogenmeer“ ermöglicht es euch, an der Seite des Träu­mers Randolph Carter die Welten von Howard Phillips Lovecrafts Traumland zu durchreisen.

In „Die Schule“ solltet ihr sinnvollerweise besser nicht streben, denn mit einer Lehranstalt, wie wir sie aus unseren Jugendtagen kennen, hat dieses Institut nur recht wenig zu tun. Wer mehr wissen möchte, sollte die gleichnamige Story le­sen.

Der graue Gast“ ist ein Wesen jenseits der Vorstellung, der beste Spürhund des Universums, und wem er auf den Fersen ist, den bekommt er auch…

…ach ja, und dann war da noch der kleine Bonus, den ich damals aus gegebenem Anlass in die Storysammlung integrierte. Darin erfahrt ihr, was Sherlock Holmes mit dem roten Planeten Mars zu tun hat, auf eine etwas exotische Weise.

Ich denke, da ist für thematische Vielfalt gesorgt – ich wünsche angenehmes Le­severgnügen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 3: Der verstrahlte Westernheld

Posted April 15th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie jüngst versprochen, kommt heute was Kürzeres auf euch zu… und auch wieder etwas völlig anderes als bisher. Wir befinden uns hier nämlich nun nicht in phantastischen Gefilden, sondern in unserer Alltagsrealität. Mit diesem Buch tritt das erste Sachbuch auf den Plan, dessen Rezension ich euch hier servieren möchte. Es werden noch viele weitere folgen, die meisten, so denke ich, aus dem Feld der Geschichtswissenschaft und der Biografie. Hier hat nun zunächst mal John Wayne seinen Auftritt, der „verstrahlte Westernheld“…

Der verstrahlte Westernheld

und anderer Irrsinn aus dem Atomzeitalter

von Rudolph Herzog

Galiani, Berlin 2012,

260 Seiten, geb.

ISBN 978-3-86971-054-9

Die Atombombe, wer kennt sie nicht? Der Schrecken des 20. und leider auch des 21. Jahrhunderts. Und dabei fing alles eigentlich so harmlos an. Als am Ende des 19. Jahrhunderts allmählich die interessanten Eigenschaften des Radi­ums und bald darauf auch die des Urans entdeckt wurden, waren die Vorstel­lungen eher noch von biederer Natur. Man suchte Energiequellen, und zumin­dest der Theorie nach schien alles dafür zu sprechen, dass man – wenn man diesen Prozess unter Kontrolle bekam – , durch die Spaltung von Atomkernen unglaublich viel Energie gewinnen könnte, die den Energiehunger der Mensch­heit ein für allemal sättigen könnte. Ja, vielleicht wäre es dadurch sogar mög­lich, hochfliegende, phantastische Pläne umzusetzen, gewaltige Metropolen in energetische Paradiese zu verwandeln, die Völkerfeindschaften zu beenden, Nahrungsmangel zu bekämpfen…

Nun, so ist das mit Idealisten. Sie denken zumeist fast ausschließlich einseitig und vergessen dabei eine ganz wesentliche Eigenart des Menschen: die menschliche Spezies neigt grundsätzlich dazu, segensreiche Entdeckungen zu­nächst einmal zu höchst destruktiven Zwecken einzusetzen.

Kaum war das Feuer entdeckt, das die Menschen wärmte, ihre Nahrung besser zubereitete und sie vor den Unbilden des widrigen Wetters schützen konnte, da waren die Feuermacher auch schon dabei, das Haus des Nächsten abzufackeln. Kaum hatte man mit dem Bogen eine elegante Waffe gefunden, die Jagd leich­ter und gefahrloser zu machen, indem man das Töten auf Distanz realisieren konnte, schon legten die Bogenschützen auch schon auf Mitmenschen an. Ähn­lich verhielt es sich mit sehr vielen anderen neumodischen Erfindungen, vom Schießpulver bis hin zu Luftschiffen und Automobilen.

Natürlich war das bei der Atomspaltung nicht anders. Es werde dabei unglaub­lich viel Energie freigesetzt? Welch wunderbare Möglichkeit, damit feindliche Städte in Schutt und Asche zu legen? Was dann prompt – siehe Hiroshima und Nagasaki – auch getan wurde. Mit grässlichen Konsequenzen.

Denn dummerweise gab es ein Problem mit dieser neumodischen Waffe, das alle früheren nicht in diesem extremem Maß besessen hatten: sie war hochgif­tig, und die Hinterlassenschaften nuklearer Strahlung sah man in der Regel nicht, man schmeckte und roch sie nicht, und sie führten üblicherweise zu ei­nem langsamen, schleichenden und völlig unaufhaltsamen Tod.

Radioaktivität hieß das Schlüsselwort.

Und dummerweise war auch nach dem Zweiten Weltkrieg, der partiell mit der Atombombe entschieden wurde, das Verhängnis nicht vorbei, denn es schloss sich der Kalte Krieg zweier Supermächte an, die sich mittels Spionage, Erpres­sung und offener Nötigung anschickten, auch auf dem Sektor der Nukleartech­nik immer weiter voranzukommen und stetig bessere, das heißt: tödlichere Waffen zu entwickeln.

Die klare Kenntnis von der Gefährlichkeit der Bombe und ihrer Hinterlassen­schaften war dabei in den politischen Entscheidungsebenen aller beteiligten Länder eher unterentwickelt. Mit der fatalen Konsequenz, dass Fehler vorka­men. Ob sich nun demokratische wie undemokratische Regierungen kurzer­hand in die Rolle von Experimentatoren versetzten und ihre eigenen, in Un­kenntnis gelassenen Soldaten oder Zivilisten munter Strahlendosen aussetzten, die verheerende Konsequenzen hatten; ob sie logen, betrogen und Landstriche auf unrechtmäßige Weise menschenleer fegten, ohne die Umgesiedelten zu entschädigen; ob sie in Naturschutzgebieten Nuklearwaffen zur Explosion brachten oder Trinkwasservorräte mutwillig vergifteten… es schien so ziemlich nichts zu geben, was in den Zeiten des Kalten Krieges nicht angewandt wurde, um diese mörderische Kraft des Atoms zu erforschen.

Selbst als klar wurde, dass der Rüstungswettlauf leicht das Ende der Welt und den Untergang der Menschheit zur Folge haben konnte, waren die idealisti­schen Nuklear-Propagandisten wie beispielsweise der Physiker Edward Teller, von ihren Plänen nicht abzubringen. Stattdessen entwickelten sie ganz beson­ders groteske Pläne, etwa die „Operation Pflugschar“ – der über viele Jahre im Westen ernsthaft verfolgte Gedanke, mit „atomarem Erdaushub“ beschleunigt etwa einen neuen Panamakanal zu bauen („die Forscher berechneten, dass man für das Projekt 302 Kernwaffen benötigen würde, die man wie an einer Perlenschnur zünden müsse…“). Andere Pläne sahen ernsthaft vor, Nuklearwaf­fen auf dem Mond zur Explosion zu bringen, von dem man annahm, dass dort das Gestein zu einem Prozent aus Wasser bestünde. So habe man „eine kosten­günstige Alternative zur Wasserversorgung der Mondbasis“. Aus nahe liegenden Gründen wurde das Projekt „Moses“ getauft.

Doch nicht nur in der militärischen und quasi-militärischen Forschung wurden atomare Wunschträume gehegt, auch die zivile Nutzung fand durchaus Berück­sichtigung… und erzeugte, wo immer es Gelegenheit gab, solche Nutzung um­zusetzen, Probleme. Ein Wunschtraum von Futurologen blieben „Atom-Autos“, die sich nicht realisieren ließen, ohne den Fahrer und die Beifahrer nuklear zu verstrahlen. Sehr wohl realisiert wurden hingegen Flugzeuge mit Mikroreakto­ren oder, noch immer sehr verbreitet, Kernenergiebatterien für die Weltraum­fahrt. Dass dabei Pannen wie etwa der verheerende Absturz des russischen Sa­telliten „Kosmos-954“ vorkamen, der leicht auch in New York hätte einschlagen können (er kam stattdessen 1977 in Kanada herunter), wurde eher als Risiko heruntergespielt. Auch Forschungsreaktoren (etwa im Kongo) oder medizini­sche Geräte, die auf Plutonium setzten und sich auf tödliche Weise dann im Alt­metallschrott wieder fanden und unzählige Menschen radioaktiver Verseu­chung aussetzten, standen eher nicht auf der Agenda der Bedenken der Atom­lobby.

Schweigen wir von abgestürzten Nuklearwaffen auf amerikanischem Boden, von Bombern, die mit Kernwaffen über Grönland oder dem Mittelmeer abstürz­ten oder von den vielen U-Booten, in denen Reaktoren und nicht geborgene Kernwaffen bis heute auf dem Meeresboden tickende Zeitbomben darstellen…

Der 1973 geborene Autor und Regisseur Rudolph Herzog (Dokumentation „Heil Hitler, das Schwein ist tot!“) hat mit diesem Buch eine sehr kurzweilig lesbare und recht solide dokumentierte Chronologie der Entwicklung des atomaren Wunschtraums des 20. Jahrhunderts, inklusive seiner finsteren Seiten und Alt­lasten vorgelegt. Er führt den Leser in 11 Kapiteln rund um die Welt, bringt uns an nuklear verseuchte Hollywood-Sets, auf entlegene Farmen, wo Atomwaffen vom Himmel regneten, zur kasachischen Steppe, wo heute noch nukleare Über­wachungsprogramme über die Altlasten die Kontrolle ausüben.

Er bringt uns so in unangenehm nahe Bekanntschaft mit solchen Dingen wie „Davy Crockett“, nuklearen Kofferbomben, uneinsichtigen und verlogenen Mili­tärs und Politikern, macht auf die Kollateralschäden nuklearer Forschung auf­merksam, die uns bis in das graue Niemandsland von Pakistan bringen… ja, man kann sagen, wir kommen weit herum in diesem Buch, und wir stellen fest, dass die ganze Welt ein nukleares Schlachtfeld ist – nicht nur in den Augen der Mili­tärtaktiker, die den Dritten Weltkrieg ausbrüten (die Spezies ist heute eher sel­ten und grau zudem geworden), sondern auch in den Augen von Rüstungshänd­lern oder Personen, die nach wie vor strikt von den reinen Segnungen der An­wendung von Nukleartechnologie überzeugt sind. Diese Spezies stirbt wohl nie aus.

Dabei begeht Herzog nicht den Fehler, alles zu verteufeln, wie das gern ge­schieht. Nein, er differenziert durchaus. Nicht alle Atomforscher sind Monster, viele von ihnen haben nachvollziehbare Gründe, warum sie anfangs so handel­ten, wie sie es getan haben. Er zeigt auch die Skrupel und Kehrtwenden bei Protagonisten des Nuklearzeitalters auf. Aber leider wird ebenfalls deutlich, dass moralische Bedenken nur zu oft der Machttaktik oder dem Dominanzkal­kül von (oft im Detail ganz uninformierten) Politikern und Militärs gewichen sind. Und dann wird manchmal buchstäblich über Leichen gegangen, Bürger­rechte missachtet, Bedenken und Gutachten ignoriert und einfach munter ge­plant und gegebenenfalls gebombt.

Das Buch weist eine Menge Informationen auf, die sehr dazu geeignet sind, un­ser oftmals nur vages Halbwissen über bestimmte Sachverhalte gründlich auf eine logische und rationale Basis zu stellen. Wer weiß schon genau etwas über den „Goldsboro Incident“? Oder was man wirklich unter dem „China-Syndrom“ verstand? Wer kennt denn tatsächlich die wahren oder vermeintlichen Gefah­ren der Kobaltbombe oder wie das pakistanische Atomprogramm überhaupt Realität wurde? Das und noch sehr viel mehr an Wissenswertem, wobei man oft gruseln und ungläubig den Kopf schütteln kann, ist hier zusammengetragen und lesbar aufbereitet.

Wer immer sich als atomkritisch versteht – dazu muss man kein „Grüner“ sein, sondern lediglich ein hellsichtiger Zeitgenosse, der Interesse an einer heilen und gesunden Welt und an seinem Weiterleben hat – und gern etwas Genaue­res über die mentale Ausgangslage und die historischen Wurzeln unserer heuti­gen, durchweg als atomar zu verstehenden Gesellschaft wissen möchte, ist hier goldrichtig. Und leider hat er ebenfalls Recht, wenn er zum Schluss konstatiert: „Welche Kapitel dem Zeitalter atomarer Unvernunft hinzugefügt werden müs­sen, steht in den Sternen.“

Die Hinterlassenschaften des Wahns, der in diesem Buch im Guten wie im Schlechten dokumentiert wird, prägen die Welt von heute. Und mit ihnen wer­den wir uns noch weiterhin auseinandersetzen müssen, wenigstens ein paar tausend Jahre. Dieses Werk sollte darum als Informationslektüre unbedingt empfehlenswerte Basis für die Interessierten sein, die vor derlei Problemen die Augen nicht verschließen.

Lest es, Freunde!

© by Uwe Lammers, 2013

Liebe Freunde des OSM,

wer von euch selbst schon mal Lesungen gehalten hat, kennt sicherlich das Ge­fühl, das man zuvor hat: Nervosität, vielleicht unruhiger Magen, Schweißaus­brüche, das unsichere Wabern des Gedankens, ob man denn wohl auch alles bedacht und nichts vergessen hat. Es kann eine Menge schief gehen. Und selbst wenn dem Referenten vorab von Freunden und Bekannten versichert wird, dass das Publikum ihn gewiss nicht zu verspeisen trachtet, kann man sich doch, wenn man nicht ein ohnehin sehr offensiver Typ ist, von einem gewissen Anflug von Beklommenheit nicht freimachen.

Tja, Freunde, und so geht es mir gerade eben, während ich diese Zeilen am 8. Oktober 2014 schreibe. Direkt ein paar Stunden vor meiner ersten Lesung im malerischen Ort Dettum bei Wolfenbüttel bin ich zwar sicher, alles Erdenkliche bedacht zu haben, aber sicher sein kann ich mir erst, wenn der Event erfolg­reich über die Bühne gegangen ist.

Was tut man solange, um seine Nerven zu beruhigen?

Ich habe noch ein Weilchen an meinem Manuskript gefeilt, aber das macht na­türlich nur noch nervöser. Und dann überlegte ich: schon lange keinen Blogarti­kel mehr geschrieben. Schau doch mal nach, ob du da nicht was Interessantes findest, was deine Gedanken völlig ablenkt…

Gesagt – getan. Und da war tatsächlich etwas, eine kleine Notiz, die ich mir ge­macht hatte, als ich das handschriftliche Glossar für den KONFLIKT 15 „Oki Stan­wer“ (alias OSNEU) bearbeitete. Folgt mir für ein paar launige Minuten in die Vergangenheit des Oki Stanwer Mythos, meine Freunde, auf dass ihr sehen könnt, wie ich so argumentativ drauf war, als der OSM noch in den bescheide­nen dreistelligen Ziffernbereichen unterwegs war:

Wir schreiben das Jahr 1983, und ich gehe noch zur Gifhorner Realschule, unsi­cher des Schulabschlusses, der annähernd zwei Jahre in der Zukunft liegt. Und dennoch arbeite ich eifrig und voller Elan am OSM, derweil ich parallel dazu Heftromane verschlinge und höchst sprunghafte Geschichten schreibe. Ambi­tioniert war ich schon damals, aber wie ihr gleich sehen werdet, hielt das, was ich schrieb, stilistisch beim besten Willen nicht Schritt mit den hochfliegenden Plänen.

Ich befand mich in der Galaxis Milchstraße des KONFLIKTS 15. Ende des stella­ren Jahres 7476 irdischer Zeitrechnung näherte sich mit großen Schritten das Verhängnis – die „Schlacht im Nebelsektor“ drohte, und sowohl Oki Stanwer sammelte seine Streitmacht als auch TOTAM, die Macht des Bösen, die mit ih­ren Dämonen dafür sorgte, dass die taktischen Vorteile der Allianz um Oki Stan­wer immer wieder Rückschläge erlitten.

Der Verräter-Dämon Zomar hatte sich allerdings auf Oki Stanwers Seite ge­schlagen und empfing nun an Bord seines Flaggschiffs, das wenig einfallsreich auf den Namen ZOMBIE II hörte, Funksignale, die aus einer kosmischen Wolke stammten. Und damit sind wir im Zentrum des Geschehens. Vorhang auf für Band 82 der Serie „Oki Stanwer“, „Die kosmische Wolke“. Ort der Handlung: Die Hauptleitzentrale der ZOMBIE II, zunächst der Funkspruch:

Wir, die All-Hüter, rufen unsere Flotten. Sammelt euch und kämpft. Dies ist der Befehl von Z-NULL!“

All-Hüter!

Z-NULL!

Diese Begriffe weckten etwas in Zomar, sie schienen bekannt, aber er konnte sich nicht entsinnen, wo er sie schon einmal gehört hatte.

Wir steuern den Sender an“, befahl er.

Kommandos schallten durch die Zentrale.

Dreizehn Grad backbord.“

Sektor Rot 33:00:24.“

Entfernung: 7,328 Lichtjahre.“

Sonder-Vektorierung auf 81/5.“

Zomar sah, wie das Schiff leicht abkippte.

Die Sternbilder veränderten sich.

Emissionator eingeschaltet.“

TOTAM-Energie auf 2, leicht steigern.“

Kristall-Bündeler dazwischengeschaltet.“

Phase 1.“

Donnernd erwachten die Konverter. Brüllend liefen die Kraftwerke an, lieferten Energie. Aus den Triebwerksdüsen schossen schwarze Strahlen. Wie Säure fra­ßen sie im Weltengefüge. Bald war kein Flug mit TOTAM-Triebwerken mehr möglich.

Phase 7“, brüllte ein Totenkopf.

Energie“, schrie ein anderer…

An dieser Stelle der Abschrift musste ich dann wirklich kichern. Abgesehen da­von, dass manche der obigen „Kommandos“ wirklich abstrus sind und keinerlei Sinn ergeben, weil eben semantische Schaumschlägerei a la „Ren Dhark“ (die Heftromanserie aus den 60ern, die ich damals mit Begeisterung las, war voll von solchem „Technobabbel“ und „Kommandoton“), war besonders das letzte Kommando aus der Distanz von 22 Schreibjahren witzig.

Ich schrieb diese Episode am 16. März 2005 ab und kommentierte sie, und die Fußnote Nr. 2724, die ich hinter dem letzten zitierten Satz machte, möchte ich euch an dieser Stelle nicht vorenthalten: „Hier muss ich unwillkürlich an einen adrett gekleideten, nahezu kahlköpfigen Mann auf einer geräumigen Raum­schiffbrücke denken, der den Arm hebt und energisch sagt: „Energie!“ Guten Tag, Captain Picard von der USS ENTERPRISE. Ich bin verdutzt, Sie zu sehen – Jahre, bevor die Serie überhaupt geschaffen wird…“

Gemeint ist damit natürlich die Serie „Star Trek Next Generations“, denn die Roddenberry-Classic-Serie gab es selbstverständlich schon lange.

Noch ein kurzes Zitat, etwas später in derselben Episode:

Das TOTAM-Kampfschiff kam direkt in einer Wasserstoffwolke wieder heraus.

Der eine Totenkopf am Feuerleitpult sagte: „Das Signal ist wieder 7,4 Lichtjahre entfernt.“

Zomar stutzte.

Nicht, weil der Weltraum um sie bläulich glühte, sondern weil es ihm schien, dass sie an der Nase herumgeführt wurden.

Er musste lachen.

Dämonen hatten keine Nasen…

Wenn man mal von der Frage absieht, warum ein Totenkopf an dem Feuerleit­pult (!) auf einmal Ortungsdaten von sich gibt – man erwartet so etwas eigent­lich vom Ortungspult – , ist auch die Vorstellung eines lachenden Dämons, der wegen eines albernen Gedankenanflugs in unmotiviert scheinendes Gelächter ausbricht, einigermaßen kindisch.

Der OSM in der damaligen Zeit wimmelt von solchen unreifen, närrischen Sze­nen, falschen Satzbezügen, manchmal grotesker Übertreibung und unausgego­rener Handlungslogik. Beim Abschreiben, ich habe das schon wiederholt er­zählt, kann man darum auf seltsame Stilblüten und unfreiwillige Komik stoßen, die ich damals komplett bierernst nahm.

Ich glaube, Mitte der 80er Jahre war ich ein recht überhitzter, reizbarer Schrei­berling mit recht ungehobelten Manieren. Wenn ich mir seltene Briefkopien aus jenen Jahren anschaue, dann frage ich mich wirklich, wie meine Brieffreunde damals Freude daran empfinden konnten, mit mir in Kontakt zu sein. So brüsk und rigide war ich einst in mancherlei Punkten, sturköpfig und sehr von mir selbst eingenommen. Da habe ich doch seither einen weiten Weg der Selbster­kenntnis zurückgelegt und eine Menge an Bescheidenheit und Realitätssinn dazugewonnen.

Dennoch gehören natürlich auch solche abenteuerlichen, unreifen Werke zu meinem Schaffensprozess hinzu. Und so sehr sie auch mitunter plagiierenden Charakter tragen mögen, so waren sie doch auf der anderen Seite für meine kreative Entwicklung vonnöten. Ich schrieb schon gelegentlich, dass ich in der Frühzeit meiner Kreativität viele Elemente von Film, Fernsehen und Lektüre übernahm, solange mir die eigenen Worte fehlten. Diese Phase macht wohl je­der Literat am Beginn seiner Karriere durch.

In früheren Zeiten richteten sich die beginnenden Autoren an den Dichtern und Denkern der deutschen Klassik aus oder an den antiken Vorbildern, später ka­men dann – namentlich in der Phantastik – die Anleihen an die angloamerikani­schen Serien und Romane hinzu. Es hat lange gedauert, bis hier eigene Gewäch­se entstanden, die sich dann von ideellen Vorbildern freischwimmen konnten. Als prominentestes Beispiel, das bis heute erfolgreich seine Marktstellung be­hauptet, ist vermutlich die Perry Rhodan-Serie zu nennen.

Ob der Oki Stanwer Mythos dereinst auch das Potential besitzt, innovativen, prägenden Charakter in der modernen Phantastik zu entfalten, hängt stark da­von ab, ob und wie lange es mir gelingt, diese Werke an euch Leser zu vermit­teln. Wenn ihr dies lest, geht die Publikation des Oki Stanwer Mythos im E-Book in das dritte Jahr… und ich bin zuversichtlich, was die Zukunft angeht.

Soviel soll für den Moment genügen. Wir lesen uns hoffentlich dann in der kom­menden Woche an dieser Stelle wieder. Was ich euch dann erzählen werde? Na, ich würde sagen – lasst euch mal überraschen und schaut wieder herein!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 2: Die Gehäuse der Zeit

Posted April 8th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

mit allen neuen Rubriken und Dingen allgemein ist es so, dass sie sich erst ein wenig warmlaufen müssen, ehe man sich an sie gewöhnt hat. Das ist mit neuen Wohnungen so, mit neuen technischen Programmen, mit Newsletter, die man abonniert und deren Aussehen stetem Wandel unterliegt (man nennt das im Neudeutsch gern „Relaunch“, ein Wort, das ich persönlich etwas seltsam finde… aber sei es drum). Und natürlich ist das auch mit meinem Rezensions-Blog der Fall.

Wer bisher immer gewohnt war, einmal in der Woche hier nur was über den Oki Stanwer Mythos zu lesen, mag vielleicht zunächst verwirrt oder irritiert sein, dass der Rezensions-Blog gar nichts in dieser Richtung bietet. Aber diese Ge­wöhnung ist vermutlich etwas, was sich rasch einstellen wird.

Während ich im Auftakt-Blog auf Ray Bradbury zu sprechen kam, kümmere ich mich heute um ein weiteres Steckenpferd, das ich wahrscheinlich mit sehr vie­len von euch teile: Zeitreisegeschichten! Es gibt da eine phantastische Antholo­gie, die ich mit großem Genuss durchgeschmökert habe. Sie ist auch schon et­was älter, aber unbedingt noch immer lesenswert. Überzeugt euch selbst da­von:

Die Gehäuse der Zeit

Die besten Zeitreisegeschichten aller Zeiten

Herausgegeben von Karl Michael Armer & Wolfgang Jeschke

Heyne 5075

784 Seiten, München 1994

ISBN 3-453-07268-5

Eins vorweg, und nehmt es als freundliche Mahnung, die man nicht als War­nung missverstehen sollte: wer dicke Bücher scheut und sich allein des Umfangs wegen von diesem Werk fern hält, wird zweifellos eine phantastisch bereichern­de Erfahrung seines Lebens nicht machen. Wie ich immer zu sagen pflege: der Umfang von Büchern sagt über die Qualität vergleichsweise wenig aus, das ist besonders heutzutage der Fall, wo viele Verlage gern auf protzige, dicke Buchausgaben Wert legen, deren Nährwert etwa dem eines luffigen Toastbrots entspricht. Dickes Papier, breite Ränder, anderthalbzeilig und für augenschwache Senioren gigantisch groß gedruckte Buchstaben, da wird deutlich mehr suggeriert als wirklich enthalten ist. Ich halte mich von derlei Mogelpackungen fern.

Dieses Buch ist nichts davon. Die Schrift ist einzeilig gehalten, schön klein, um das Lesevergnügen möglichst in die Länge zu strecken, und der Inhalt… ja, der Inhalt ist sowieso das Sahnehäubchen darauf. Aber gehen wir das Ganze mal methodisch an, wie es Karl Michael Armer in seinem kurzen Nachwort „Zeit – eine variable Konstante“ gemacht hat. Wer diesen Titel übrigens für paradox hält, hat vollkommen Recht – und ist damit auf das Thema bestens einge­stimmt. Es geht um Zeitreisen.

Karl Michael Armer macht im Nachwort klar, das man übrigens durchaus nicht vorweg lesen muss, aber tun könnte, weil es nicht zuviel vom Inhalt verrät, aber schön auf das Thema einstimmt, dem Leser unmissverständlich klar, dass das Thema der Zeit, das wir Alltagsmenschen als monokausal verstehen, d. h. von der Vergangenheit in die Zukunft gerichtet und sowieso allgemeingültig und nicht reversibel, nun einmal etwas ist, dem wir alle nicht ausweichen können und das uns, egal, ob interessiert an der Phantastik oder nicht, generell nicht kalt lässt. Somit haben wir hier ein Zentralthema des menschlichen Lebens ge­nerell, und das macht einen wesentlichen Reiz der Thematik der Zeitreise aus.

Da wir die Zeit üblicherweise nicht beeinflussen können, ist die Vorstellung, dies unter gewissen Umständen vielleicht doch zu können, äußerst faszinierend. Kontrafaktische Vorstellungen („Was wäre gewesen, wenn…“) findet man über­all im Alltagsleben, allerdings stets als Wunschvorstellung, weil eben, lineare und monokausale Zeit als Grundkonstante stets vorausgesetzt, die Dinge halt so nicht gelaufen sind.

Zeitreisegeschichten bieten die Möglichkeit, dies zu ändern. Ob das, wie in frü­heren Jahrhunderten, auf die dramaturgische Weise geschieht, dass jemand kurzerhand einschlummert und ein paar Jahrhunderte später oder früher wie­der erwacht, ob jemand einen Schlag auf den Kopf erhält und sich an König Ar­tus´ Hof wieder findet (Mark Twain handelt dergestalt, beispielsweise), oder ob man in der modern-technischen Zeit eher Zuflucht zu Zeitmaschinen (H. G. Wells und Nachfolger) sucht, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle. Der imaginative Reiz, der von einer Zeitreisegeschichte ausgeht, die in die menschliche Vergangenheit eingreift, lässt sich nicht wegdiskutieren.

Gleichzeitig macht Armer aber auch klar, dass das Verfassen solcher Geschich­ten aufgrund der damit zwangsläufig verbundenen Paradoxiengefahr vom Ver­fasser höchste Denkleistungen abverlangt, wenn er sich nicht kläglich in Wider­sprüche verwickeln und scheitern möchte. Die Folgerung, die Armer daraus zieht und die ich ausdrücklich bestätigen möchte, besteht in einer enormen Qualitätssteigerung der entsprechenden Zeitreisegeschichten. Das führt auto­matisch zu einer weiteren Konsequenz: auch an den Leser werden erhöhte in­tellektuelle Anforderungen gestellt, weil diese Geschichten eben nicht der schlichten 08/15-Kost entsprechen, die namentlich die phantastischen Ge­schichten Anfang des 20. Jahrhunderts ausgezeichnet haben. Das intellektuelle Denkvergnügen, das solche guten Zeitreisegeschichten auslösen, die übrigens oft mit dystopischen und sozialkritischen Gedanken gepaart sind, lässt sich in der landläufigen Phantastik nur schwerlich übertreffen.1

Und somit haben wir hier nun ein dickleibiges Buch vorliegen, das ein wenig pa­thetisch „die besten Zeitreisegeschichten aller Zeiten“ ankündigt. Ich halte mich mal heraus, was den Superlativ angeht, aber dass die versammelten 37 Ge­schichten mehrheitlich sehr gut sind, kann ich nach der Lektüre durchweg be­stätigen. Ich rezensiere dieses Buch schließlich nicht umsonst. Schauen wir uns einfach mal ein paar dieser bunt gestreuten Geschichten an.

Der Zeitreisende Paley ist Shakespeare-Kenner und möchte eigentlich nur einige Details aus dem London des Jahres 1595 aufschnappen und natürlich Shakes­peare persönlich sehen. Aber wer beschreibt sein Entsetzen, als er es auf ein­mal mit dreiköpfigen Wesen zu tun bekommt und anderem monströsen Zeug? Offensichtlich sind die „Halluzinationen“ nervlich zerrütteter anderer Zeitreisen­der nicht nur Illusionen gewesen. Und wie war das noch mit Meister Shakes­peare…?2

Wenn man auf der Suche nach einem ruchlosen Dieb, der einen arglosen Bür­ger bestohlen hat, nächtens eine seltsame Kutsche aus dem Nichts auftauchen sieht und sich hineinschleicht, dann kann man unter Umständen auf üble Weise eine Reise in die ferne Zukunft erleben, die durchaus nicht das Jahr 1683 ist. Und da kann man in gar wunderliche Formen von Geschäften und zugleich recht menschliche Aktivitäten verwickelt werden, die sich offensichtlich auch in Jahrhunderten nicht ändern…3

Was passiert, wenn ein genialer, eigenbrötlerischer Wissenschaftler eine Zeit­maschine erfindet, die durchaus nicht das tut, was er will? Sie funktioniert, ja, aber ins Heilige Land reisen wie erhofft, das kann er nicht, um den Worten des Herrn zu lauschen – sie reist nur und ausschließlich 20 Jahre in die Vergangen­heit und an einen einzigen Ort, nämlich vor die Tür des Schlachters an der Hauptstraße. Da braucht es eine pragmatische Person, um das nicht völlig nutz­los zu finden…4

Zeitmaschinen sind bestimmt eine faszinierende Entwicklung, aber sind sie auch tatsächlich nützlich? Kann man ihre Prinzipien überhaupt verstehen, oder setzen sich diejenigen, die sie benutzen, nicht vielmehr einer Art von Höllen­strafe aus? Könnte schon passieren, und ehe sie begreifen, was los ist, sind sie eine Art von Attraktion für die Massen…5

Manchmal kommt man auch ohne Zeitmaschine aus und altert einfach rück­wärts. Dafür gibt es verschiedene Beispiele, eins davon, das später durch die Verfilmung vor einigen Jahren wieder ins allgemeine Bewusstsein gerückt wur­de, ist in diesem Band enthalten: F. Scott Fitzgeralds 1922 geschriebene Ge­schichte „Der seltsame Fall des Benjamin Button“.6

Conrad Newman lebt in einer seltsamen Welt des Ungefähr, des Unbestimm­ten. Eine Kleinstadt auf einem bescheidenen zivilisatorischen Level scheint sei­ne Heimat zu sein, und das Gefährlichste, was man hier besitzen kann, ist eine Uhr. Zeit zu messen, ist ein Verbrechen. Aber er bekommt schließlich heraus, was eine Uhr ist und wird von der fixen Idee besessen, selbst eine zu bauen, auch wenn die „Züpo“, die Zeitüberwachungspolizei, das strikt ahndet. Warum das so ist, bekommt er erst heraus, als ihn sein Lehrer Stacey mit in die Vergan­genheit nimmt – mit nach Chronopolis, die Stadt der Zeit, eine gewaltige Rui­nenstadt, der zertrümmerte Rest eines Menschheitstraumes…7

Vielleicht ist das mit der Zeit auch ganz anders. So passiert das etwa, als die Menschheit unterirdische Zeitkavernen anzapft und Leitungen für „Zeitgas“ über Land führt, damit man sich temporal sein neues Landhaus schön einrich­ten kann. Aber Zeitgas ist weder richtig verstanden, noch hat irgendwer eine Ahnung, was bei Störfällen geschieht. Fifi Fevertrees und ihr Mann geraten je­denfalls in haarsträubende Turbulenzen, als die Zeitleitung ein Leck bekommt und sie sich neugierig in die Nähe des Lecks begeben…8

Oder was ist, wenn es Blumen gäbe, die Zeit beim Verblühen schubweise freige­ben? Könnte man mit ihnen ein drohendes Verhängnis aufhalten? Graf Axel ver­sucht das jedenfalls, um einen drohend heranrückenden Mob auf Distanz zu halten – bis es zum Desaster kommt…9

Wenn Zeitreisen eines Tages ins Touristik-Angebot aufgenommen werden soll­ten, kommt es vermutlich unzweifelhaft zu zwei Entwicklungen, die man aus der Jetztzeit schon kennt: es gibt die Nepper und Schlepper, die den Reisenden mit halbseidenen Angeboten über den Tisch ziehen wollen… und es entwickeln sich mit derselben Folgerichtigkeit massentouristische Brennpunkte, in diesem Fall in der Zeithistorie. Das kann dann dazu führen, dass man möglicherweise massiv die Zeit verändert und buchstäblich vom Glauben abfällt…10

Vielleicht ist die Zeit auch so ein absonderliches Ding, dass die Menschheitsge­schichte darin quasi überhaupt keine Rolle spielt und man sich an Knotenpunk­ten der kosmischen Raumzeit, die wie ein ungewöhnliches Gebäude, etwa in Venedig, aussehen, bis zur Zerstörung seines eigenen Lebenstraumes vollstän­dig verirren kann…11

Oder wie ist das mit Zeitlöchern, die stationär sind, etwa auf einer Seineinsel? Professor Barry Pennywither ist ein Wissenschaftler, der sich eher erfolglos wie­der nach Paris zurückgezogen hat, um eine Person des 15. Jahrhunderts zu er­forschen, aber alles sieht ganz danach aus, als sei er restlos am wissenschaftli­chen Leben gescheitert – bis er im April 1961 auf einmal spurlos verschwindet, um quasi an derselben Stelle im 15. Jahrhundert im Beschwörungskreis eines erfolglosen Studenten der Wissenschaften wieder aufzutauchen, der eigentlich den Teufel beschwören wollte… und das ist nur der Anfang, denn dann ist da auch noch die römische Sklavin aus der tiefen Vergangenheit und die Archäologin aus der fernen Zukunft, die auch noch mitmischen…12

Oder, als letzter Blick für heute, wie ist das mit einer Zukunft, in der die Men­schen einzig und allein an einem Wochentag leben, etwa Dienstag? Den Rest der Woche verbringen sie in Tiefschlafsärgen mit transparenten Deckeln. Die gesamte Menschheit ist auf diese Weise „gephast“, ein notwendiges Korrektiv gegen die Überbevölkerung. Und was passiert dann, wenn sich plötzlich ein Mann aus dem „Dienstag“ in eine Frau vom „Mittwoch“ verliebt, die er aus or­ganisatorischen Gründen niemals sprechen kann? Offensichtlich muss er eine „Zeitreise“ zum Mittwoch unternehmen…13

Dies sind nur dreizehn Vignetten aus der sehr viel größeren Vielfalt der schö­nen, abstrusen, amüsanten und verwirrenden Zeitreisegeschichten. Einige sehr bekannte, etwa Alfred Besters „Die Mörder Mohammeds“, R. A. Laffertys „So frustrieren wir Karl den Großen“, Robert A. Heinleins „Entführung in die Zu­kunft“, Philip K. Dicks „Eine Kleinigkeit für uns Temponauten“, Robert Silverbergs „Was heute in der Morgenzeitung stand“ oder Herbert Rosendorfers „Briefe in die chinesische Vergangenheit“, die sich hierin ebenfalls finden (von Rosendor­fers Roman natürlich nur ein Auszug), habe ich beiseite gelassen – mehr aus quantitativen Erwägungen denn aus qualitativen. Denn Karl Michael Armer hat völlig Recht: gut sind sie auf ihre Weise alle, die einen schelmisch-ironisch, die nächsten raffiniert-vertrackt, die nächsten fast schon garstig und bösartig. Le­senswert sind sie alle.

Und deshalb wiederhole ich meine eingangs gemachte Bemerkung gern: wer dieses Buch allein seines „abschreckenden“ Umfanges wegen ignoriert, wird ein phantastisches Lesevergnügen verpassen, und eines dazu, das ich ausdrücklich als sehr inspirierend empfinde. Zweifellos übrigens hätten die Herausgeber munter noch einmal so viele Zeitreisegeschichten finden können. Wie immer ist eine solche Anthologie nur eine Auswahl. Es lohnt sich, in dem Genre weiter zu wildern, es gibt da noch jede Menge zu entdecken. Das Buch hier ist jedenfalls ein (inzwischen vergriffenes) Kleinod, das kein ernsthaft am Thema interessier­ter Phantast in seinen Bücherregalen fehlen haben sollte.

© by Uwe Lammers, 2012

Na, Freunde, ich glaube, an dem Band habt ihr ziemlich lange zu knabbern, denn es empfiehlt sich tatsächlich, die Geschichten zu dosieren und nicht alle auf einmal zu inhalieren. Ich glaube, für den nächsten Rezensions-Blog sollte ich mal wieder was Kürzeres heraussuchen. Versprochen, mache ich.

Schaut einfach in einer Woche mal wieder nach, was ich da für ein Leckerli aus­gegraben habe.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1Vom Reiz der Zeitreisegeschichten künden übrigens auch die überall zu entdeckenden analogen Seitenpfade in anderen Medien. Ob es sich um Filme handelt, in denen Zeitrei­sen ein beliebter Topos sind, ob man sich bei HARRY POTTER auf einmal in einer Zeit­schleife wieder findet (so geschehen in „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“), ob es in STAR TREK geschieht oder in Comics (etwa in CrossGen, aber auch bei Marvel recht beliebt, bei Superman entsinne ich mich an ähnliche Ausflüge schon vor Jahrzehn­ten). Selbst die Belletristik und die historischen Romane (Audrey Niffenegger, Diana Gabal­don usw.) werden davon nicht verschont, was schlagend den allgemeinen Reiz dieser Idee dokumentiert. Die so genannten dystopischen Entwürfe, also die Zukunftskatastrophen, finden sich mehrheitlich in den Geschichten der Vertreter der New Wave, hier etwa bei Brian Aldiss oder James Graham Ballard. Durch die Bank auch stilistisch sehr lesenswert.

2Zum Vertiefen empfohlen: Anthony Burgess „Die Muse“.

3Zum Vertiefen empfohlen: David J. Masson „Reis durch zween Zeiten“.

4 Zum Vertiefen empfohlen: Marion Gross „Die tüchtige Hausfrau“.

5 Zum Vertiefen empfohlen: Ian Watson „Die Sehr Langsame Zeitmaschine“.

6Allerdings habe ich an dieser Geschichte – ich wusste nicht, dass die Vorlage zum gleich­namigen Film mit Brad Pitt in der Hauptrolle (weswegen ich ihn mir nicht angeschaut habe, ich mag den Kerl nicht) von Fitzgerald stammte – zahlreiche wirklich ärgerliche Lo­gikfehler entdeckt, die den Genuss der Geschichte doch sehr einschränken. Man erkennt, dass Fitzgerald sich von Details, die nicht zu seiner Grundidee passten, nicht aus dem Kon­zept bringen lassen wollte. Aber diese Geschichte funktioniert so weder 1860 noch sonst irgendwann in der nahen Gegenwart. Wo etwa ist die Mutter geblieben? Wieso kommt Benjamin schon mit Bart und vollständigem Sprachvermögen auf die Welt? Was ist mit der Taufe? Was ist später mit den Dokumenten hinsichtlich seiner Firma, Sterbeurkunden, Friedhof usw.? Das ist alles sehr vage und unausgegoren ausgeführt. In jederlei Hinsicht weiter entwickelt ist da James Graham Ballard in seiner Geschichte „Das Ende ist nur der Beginn“ (1964), die etwas irritierend in der Anthologie „Das unentdeckte Land“ (Hg. Pa­mela Sargent und Ian Watson, Bergisch-Gladbach 1988) enthalten ist, die eigentlich das Thema „Leben nach dem Tod“ thematisiert, was diese Geschichte nur teilweise erfasst.

7Zum Vertiefen empfohlen: James Graham Ballard „Chronopolis“, mit Abstand eine der be­eindruckendsten Geschichten der Anthologie.

8Zum Vertiefen empfohlen: Brian W. Aldiss „Als die Zeit ausbrach“. Es ist übrigens beeindru­ckend, wie diese 1967 entstandene Geschichte paradigmatischen Charakter selbst noch in heutigen Zeiten von Fukushima und ungelösten nuklearen Entsorgungsproblemen entfal­tet. Stimmt überaus nachdenklich.

9 Zum Vertiefen empfohlen: James Graham Ballard „Der Garten der Zeit“.

10Zum Vertiefen für Punkt 1 empfohlen: John Brunner „Der galaktische Verbraucher-Service. 1. Bericht: Preiswerte Zeitmaschinen“, für Punkt 2: Garry Kilworth „Auf nach Golgatha“.

11 Zum Vertiefen empfohlen: Renato Pestriniero „Knoten“.

12 Zum Vertiefen empfohlen: Ursula K. LeGuin „April in Paris“.

13 Zum Vertiefen empfohlen: Philip José Farmer „Die Welt, die Dienstag war“.

Liebe Freunde des OSM,

ich verließ euch am 1. März dieses Jahres, als ich gerade im Bericht dieser Arti­kelserie die Mitte des Jahres 2004 erreicht hatte. Nach fünf Wochen „Absti­nenz“ ist es also an der Zeit, dort fortzufahren, wo ich den Erzählfaden fallen ließ. Vielleicht seid ihr zwischenzeitlich ja durch die anderen erschienenen Blog­artikel und das eine oder andere MOBI- oder EPUB-E-Book getröstet worden.

Ich schrieb im Blogartikel 104, dass ich den phantastischen Ausblick auf KON­FLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ entwickelt hatte, niedergelegt in dem OSM-Hintergrundtext „TOTAMS Langzeitplan“. Dann fing mich Anfang Juli endgültig der Archipel wieder ein.

Es gelang mir am 3. Juli endlich, ein digitales Skript des Romans „Rhondas Weg“ zu vollenden, und ihr könnt euch denken, bei einem Roman von fast zweitau­send Druckseiten ist das ein ziemlich zeitraubendes Unterfangen. Ich war ja auch schon seit Monaten damit zugange, das hier war dann nur das Enddatum, sozusagen das Sahnehäubchen.

Danach folgte ein Sprung in den KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“, wo ich das denkwürdige Erlebnis hatte, an der Seite des „Ma­trixgeistes“ Whoorigon, eines völlig verstörten Crellys, inmitten eines Kohle­flözes (!) wieder zu erwachen, das durchsetzt war von den Trümmern der Ves­koy-Zivilisation. Äußerst faszinierend und sehr verwirrend, drum seid mir nicht gram, wenn ich hier jetzt nicht verweile.

Ein weiterer temporaler Satz führte mich dann zurück in die Überarbeitungsver­sion des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“ (1981-1984), d. h. OSNEU, wo ich jenseits des Bandes 50 allmählich vorankam, aber weit langsamer als eigentlich erhofft.

Historische Artikel und das Jubiläum des Historischen Seminars der TU Braun­schweig, an dem ich maßgeblichen Anteil hatte, verzögerten Weiterarbeiten am OSM. Ende Juli fing mich dann auch wieder der Archipel in Form von „Rhondas Reifejahre“ ein, weitere historische Artikel folgten.

Eigentlich gelang es mir erst, mich wieder freizuschwimmen, als die Mitte des Monats August durchquert war. Und dann wurde ich gleichsam magnetisch in die Galaxis Leucienne zurückgezerrt. Ihr wisst schon – KONFLIKT 21 „Oki Stan­wer – Fürst von Leucienne“, die Serie mit den autonomen Totenköpfen und den Veskoy. Es ist mir allerdings einigermaßen rätselhaft, wie ich innerhalb eines Vierteilers im Band 2 absterben konnte… aber wie mein Blick in die Unterlagen offenbart, habe ich tatsächlich mit Band 30: „Koordinaten des Verderbens“ hier aufgehört und den Vierteiler dann erst Ende 2005 (!) vollendet.

Vielleicht hatte das etwas damit zu tun, dass schon wieder Gedanken in mir brodelten, die zunächst am 11. September 2004 in meinem „OSM-Kompendi­um: Die Tiefen des inneren Universums“ kulminierten. Damals hatte die Re­daktion im Science Fiction-Club Baden-Württemberg (SFCBW) wieder gewech­selt, ich war seit der Ausgabe 252 (September 2004) erneut für das Fanzine „Ba­den-Württemberg Aktuell“ (BWA) verantwortlich, und da entstanden dann zwei Pläne, die in dieser Zeit in Richtung des OSM ausgebrütet wurden.

Teil 1 war zu diesem Zeitpunkt schon realisiert: als Teil der BWA-Jubiläumsaus­gabe 250 war ein gesamter OSM-Roman, nämlich „Der Feuerspürer“, im Heft abgedruckt worden. Und im Anschluss daran wurde an mich die Frage herange­tragen, ob ich nicht mal eine Art „Leitfaden“ durch die Tiefen des OSM schrei­ben könnte. Dieser Leitfaden sollte dann als Bonusheft zu BWA 255 im Dezem­ber publiziert werden.

Irgendwie traf das einen Nerv bei mir, und ich machte mich an die Arbeit. Am 11. September lag dann das fertige Manuskript vor, das tatsächlich im Dezem­ber 2004 veröffentlicht wurde. Es ist freilich müßig zu erwähnen, dass dieses Manuskript heute längst veraltet ist und längst ein Update erfordert (eins habe ich 2006 tatsächlich erstellt, das ist aber nie publiziert worden).

Im Monat September entstand zudem TI 15: „Die Macht der Liebe“, und dann folgten in rascher Geschwindigkeit die Episoden 24 und 25 bis Monatsende, ich arbeitete an der Story „Quisiins letzter Fall“ weiter und zappte Anfang Oktober wieder in den KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, um Band 26: „Baumeister-Pläne“ niederzuschreiben.

Dann vereinnahmten mich meine Aktivitäten für BWA und Rezensionsarbeiten, historische Aufsätze und Fragmente… erst Anfang November gelang es mir, mich aus dem Alltagsgeschäft etwas zu lösen und mit einem vehementen Satz in den KONFLIKT 24 überzuwechseln, also in die Serie „Oki Stanwer – Der Neu­tralkrieger“, wo ich mit Band 45: „Das absolute Tabu“ einen monströsen Ort er­reichte. Ich deute es nur kurz an:

In der Galaxis Damirtin, irgendwo im Netzuniversum des KONFLIKTS 24 gelegen, existieren drei Intelligenzvölker mit Raumfahrtzivilisation, die friedlich beieinan­der leben. Eines schönen Tages taucht der so genannte KONVOI des AUREUS auf, des Hauptbevollmächtigten der Sieben Lichtmächte in diesem Universum. Und die KONVOI-Techniker errichten drei so genannte AREALE – gigantischen Würfelwelten mit einem Durchmesser von rund 14.000 Kilometern. Auf das so genannte AREAL 61 verschlägt es Jahrzehnte später einige hundert Millionen zwangsevakuierte Tassiner aus der Galaxis Bool.

Eine dieser Tassinerinnen, ein hübsches und intelligentes Mädel namens Es­siaad, hat – Tassiner sind Gestaltwandler – das Aussehen eines mausähnlichen Wüstennagers angenommen, freilich deutlich überproportioniert und damit etwa menschengroß. Wer beschreibt Essiaads Überraschung, als sie hier auf AREAL 61 mit Crellys zusammenstößt – mausähnlichen Intelligenzwesen, die hier in Damirtin Kontrakte mit dem KONVOI geschlossen haben und einen Teil des Personals von AREAL 61 stellen. Sie sehen das als eine Form von lukrativem Geschäftsmodell.

Der Crelly aber, an den Essiaad gerät, Innaghondir, ist traumatisiert durch den Verlust seiner Geliebten, einer Crelly-Frau namens Viariid. Und so verliebt er sich in Essiaad und kann die Tassinerin schließlich im oben erwähnten Band dazu überreden, dass sie ihm hilft, seine Geliebte noch ein einziges Mal zu se­hen.

Viariid, die einst einem grässlichen Unfall zum Opfer fiel, ist nämlich keineswegs tot, sondern die Grauhäutigen, die AREAL 61 verwalten und leiten, haben den Tod zum ultimativen Verbrechen erhoben. Es darf nicht gestorben werden auf AREAL 61, aus Sicherheitsgründen (was die Crellys nicht begreifen und die Tassi­ner auch nicht, sie haben keinen Einblick in die KONFLIKT-Interna und kennen TOTAMS Knochenstraßen nicht).

Die Grauhäutigen haben den „Kontinent des Nicht-Todes“ innerhalb von AREAL 61 geschaffen, ein Kontinuum, in dem die Naturgesetze von Raum und Zeit auf­gehoben sind. Und in dieser Episode begleitete ich Essiaad und Innaghondir an diesen wirklich grässlichen Ort. Ich sage euch, Freunde… das ging mir unter die Haut! Ich war echt froh, von dort wieder wegzukommen…

Tja, und während ich bald darauf im Zuge des Monats November weiter an der TI-Serie arbeitete, passierte es dann wieder.

Was?

Mir lief wieder jemand über die Füße, ganz unvermittelt.

Auf einmal rannte ich neben einem verzweifelten jungen Mann durch die ster­nenklare Nacht auf einen Berghang zu, auf eine Steilwand, um exakt zu sein, und ich wusste genau: hinter mir kommt der Tod und will mich umbringen!

Und exakt das passiert auch – und dann wacht der arme Kerl auf und weiß, es ist nur ein Traum.

Eigentlich unproblematisch? Na ja… leider nicht. In mehrerlei Weise nicht. Der arme Kerl entstammt dem humanoiden Volk der Technos, aber die Umgebung war mir vollkommen fremd. Die Galaxis Mysorstos nicht, die kannte ich schon seit etwa zwanzig Jahren… allerdings nicht in dieser Form. Ich war dort zu Gast gewesen in den Jahren nach 1984, als ich durch das Imperium der MACHT in KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“ (1984-1997) reiste.

Die Galaxis Mysorstos, in der ich mich nun aufhielt, war sehr viel archaischer, was nicht überraschen konnte. Nun befand ich mich nämlich satte 80 Milliarden Jahre in der Vergangenheit!

Einmal kurz nachrechnen, Freunde: die Distanz zwischen den OSM-Universen beträgt nach meiner bisherigen Schätzung rund fünf Milliarden Handlungsjahre. Wo landen wir, wenn wir KONFLIKT 20 – 80 Milliarden Handlungsjahre rechnen? Richtig, in KONFLIKT 4.

KONFLIKT 4? Aber das ist doch mitten im Nirgendwo! Von da wissen wir über­haupt gar nichts… ja, das galt für mich auch bis 2004, bis zu diesem Moment. Aber das änderte sich von jetzt ab vollständig.

Der 28. November 2004 markierte den Augenblick, wo ich Band 1 der neuen Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) vollendete, wirklich binnen eines einzigen Tages. „Torkeron, der Träumer“, so der Titel der Episode, und das war auch der Name des verzweifelten jungen Mannes, spielte auf dem Planeten Tushwannet, einer Techno-Welt mit mäßiger Besiedelung. Und Tushwannet war Teil der INSEL.

Tja, die INSEL… eine phantastische Sache, die ihr in diesem Jahr noch genauer kennen lernen werdet, wenn ihr den fünften Roman „Aus den Annalen der Ewigkeit“ zu lesen bekommt, denn der spielt genau in der INSEL. „Jaleenas zweites Leben“ heißt dieses Werk, dessen Lektüre ich euch wärmstens ans Herz legen möchte, in dem es auch um Matrixfehler, Yantihni, die Zentralwelt, ZY­NEEGHARE, Baumeister und einiges mehr geht. Da bekommt ihr einen kleinen Einblick in die INSEL.

Und die INSEL selbst ist ein Vielvölkerimperium, das seit über zweieinhalbtau­send Jahren von den Baumeistern in Mysorstos errichtet worden ist und eine beispiellose Wohlstandssphäre darstellt. Einen kleinen Einblick darin habt ihr übrigens schon gewinnen können in dem ersten „Annalen“-Roman „In der Höl­le“ (2013). Dummerweise steht nur TOTAMS Angriff nun unmittelbar bevor, und Torkeron, der arme Tropf, träumt genau davon.

Noch einmal könntet ihr jetzt einwenden: Ach, Träume sind doch Schäume, das sehen die Technos sicherlich ganz genauso… prinzipiell in beiderlei Weisen kor­rekt. Aber für Tushwannet wieder falsch – denn Torkeron ist Mitglied der „Traumgilde“ von Tushwannet, und seine Träume eignen sich hervorragend, verschwundene Gegenstände oder verschollene Personen wieder ausfindig zu machen. Alles, was er in seinen Träumen „sieht“, wird wahr oder ist wahr.

Also auch sein Tod? Auch die brennenden Städte, die er darin sieht?

Ihr könnt euch Torkerons Verzweiflung vorstellen, als dieser Traum unablässig wiederkehrt und ihn völlig blockiert.

Hölle und Teufel noch einmal, dachte ich bestürzt. Was soll daraus jetzt nur werden?

Ich bekam es nicht heraus, denn Band 2 der Serie, „Adepten der Baumeister“, wechselte jählings die Perspektive und beschrieb eine Operation von Techno-Raumfahrern, die durch das Herz eines Schwarzen Loches in einen Raum „unter dem Universum“ vorstoßen, in einen fremdartigen Raum, den man ein „unter­kosmisches Niveau“ nennen wird.

Ich sage euch, hier war auf einmal was los! Da war ich einigermaßen von der Rolle und irgendwie sehr froh, als ich denn in die 20er-Bände der TI-Serie zu­rückkehren konnte, um mich kreativ wieder etwas abzukühlen… das gelang im „Sternenreich des Windes“ auch sehr gut. Und wisst ihr, was das Schönste ist? Die Abenteuer des Wissenschaftlers Noshtoy und seiner Gefährten im „Ster­nenreich des Windes“ erwarten euch in diesem Jahr 2015 in der E-Book-Versi­on. Diesmal müsst ihr also gar nicht mehr lange warten, bis ihr die Substanz hin­ter den obigen Worten entdecken könnt. Ich wünschte halt nur, das ginge mit dem restlichen OSM ähnlich… aber das ist vorerst noch Wunschdenken.

Als das Jahr 2004 sich dem Ende zuneigte, begann, und das erwähne ich doch noch kurz, weil es vielleicht wichtig ist für den kreativen Input des Folgejahres, ein Abenteuer ganz eigener Art – meine Brieffreundin Babette hatte mir den „Armageddon-Zyklus“ von Peter F. Hamilton empfohlen und komplett ge­schenkt… und ich versank voller Wonne darin.

Das sollte Folgen haben. Davon erzähle ich im kommenden Teil dieser Artikelrei­he.

Nächste Woche reisen wir dann wieder zurück in den KONFLIKT 15 des OSM und schauen uns die „Kindergartenzeit des OSM“ an. Ich würde mich freuen, wenn ihr mit von der Partie wärt.

Bis dann als, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

PS: Und falls ihr zwischendurch Langeweile haben solltet… schaut doch einfach am kommenden Mittwoch in meinen Rezensions-Blog herein, steht hier an derselben Stelle.

Info-Blog 1:

Posted April 2nd, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde meiner E-Books,

wie ich das jüngst schon mal angedeutet habe, muss ich euch heute mal eine unschöne Nachricht überbringen, und ich möchte mich dabei so kurz als mög­lich halten.

Da sich meine finanzielle Situation im Moment leider noch nicht stabilisiert hat, ist genau das eingetreten, was ich schon seit Monaten befürchtete – das regulä­re, monatliche Publikationsprogramm meiner E-Books gerät ins Stocken. Ich weiß, das ist zu diesem Zeitpunkt sehr ungünstig, und natürlich würdet ihr be­stimmt gern am 4. April 2015, also übermorgen, erfahren, wie die Abenteuer des jungen Shonta-Sezessionisten Abenteurerherz und seiner „Göttin“ Vaniyaa weitergehen. Natürlich ist der Band 17 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), Eigentitel „Zurück zu den Sargkolonnen“, schon längst fertig geschrieben und beim Formatieren…

…aber ich habe es nicht hinbekommen, das auch zu bezahlen. Und folgerichtig kann dieser Band leider erst am 2. Mai 2015 veröffentlicht werden. Daran lässt sich wirklich nichts ändern.

Aber um künftigen derartigen Engpässen vorzubeugen – und ihr seht an der Tatsache, dass ich derzeit an Band 20 der Serie (Eigentitel: „Auf Götterpfaden“) arbeite, wie gut voraus die Serie schon gekommen ist – , möchte ich an dieser Stelle einen Appell an euch richten: Ihr könnt mein E-Book-Programm, die Ver­öffentlichung des Oki Stanwer Mythos (OSM) insgesamt und damit langfristig auch euer Lesevergnügen erhalten, wenn ihr einfach im Freundes- und Bekann­tenkreis ein wenig Werbung für meine Werke macht. Jeder neue Leser, der hin­zustößt, hilft sowohl mir als auch euch.

Wenn das gelingt, daran habe ich keine Zweifel, dann wird die konstante Belieferung mit weiteren E-Books aus meiner „Feder“ sichergestellt sein, und solche unan­genehmen Zwangspausen gehören so hoffentlich der Vergangenheit an.

In der Zwischenzeit könnt ihr ja mal schauen, ob euch meine neue Einrichtung, der „Rezensions-Blog“ zusagt, der euch einmal jeden Mittwoch in Zukunft mit weiterem Lesestoff auf meiner Homepage versorgt.

Ich zähle auf euch, Freunde! Lasst mich nicht hängen!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.