Liebe Freunde des OSM,

ja, und damit sind wir dann im Frühjahr des Jahres 2015 angelangt, einem Jahr, in dem sich so vieles ändern sollte, das sich z. T. bis heute (Schreibdatum: 11. Juli 2018) nicht normalisiert hat. In mancherlei Hinsicht kann man sich fragen, ob es Normalisierung nach solchen Ereignissen überhaupt geben kann.

So konnte ich beispielsweise nicht ahnen, dass das Weihnachtsfest 2014 das letzte gewesen sein sollte, das ich mit meiner Mutter verbringen konnte. Und auch nicht, dass bis Ende des Jahres unser Elternhaus geräumt und verkauft sein würde, was dann einen ziemlich endgültigen Schlussstrich unter mehr als 30 meiner Lebensjahre zog. Ich denke, es ist evident, dass ich von einschneiden­den Veränderungen spreche. Und wie das so ist… da ich auch als Mensch und Schriftsteller mit meiner Umwelt interagiere, erzeugte diese Kette an Ereignis­sen natürlich Rückwirkungen, die sich in meinem kreativen Werk ausprägten. Ich werde dazu im Detail noch kommen.

Anfang Januar sah die Lage noch stabil aus. Ich befand mich, nach wie vor auf Arbeitslosengeld II gesetzt, auf Arbeitssuche und schrieb an meinen in Arbeit befindlichen Werken weiter. Das bedeutete primär: kommentierte Abschriften von OSM-Episoden, normale Abschriften nicht-digitalisierter Episoden (primär KONFLIKT 14, 18 und KONFLIKT 24), Abschriften von Gedichten, gelegentliche Blogartikel.

Daneben feilte ich weiter an dem Archipel-Fragment „Miriam Tvallachs Alp­traum“, der einen offenen Handlungspfad des Romans „Eine Adelige auf der Flucht“ verfolgte. Mit diesem Fragment hatte ich im Dezember 2014 begonnen, kam aber nicht sehr weit damit.

Ich machte erste Anstrengungen, an einem E-Book zu schreiben, das „Im Feuer­glanz der Grünen Galaxis“ heißen sollte. Noch eine Geschichte, die eine unaus­gegorene Struktur hatte. Unausgegoren? In der Tat, denn ernsthaft: ich dachte darüber nach, die ersten 15 Episoden der OSM-Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ darin zu integrieren… ihr werdet sehen, wie absurd das ist, wenn ihr Ende 2018 oder Anfang 2019 das fertige E-Book vorliegen habt. Ich versichere euch, drei Episoden sind weiß Gott schon genug an Stoff auf einmal… die Serie ist wirklich ziemlich komplex und hält keinen Vergleich mit der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ stand, die ihr bisher aus den E-Books kennt. Vertraut mir.

Dann arbeitete ich weiter an dem Archipel-Fragment mit dem provisorischen Titel „Julianna“ und investierte ansonsten unglaublich viel Energie darin, eine digitale, ausführlich überarbeitete Fassung meiner Magisterarbeit von 2002 fer­tigzustellen. Dazu sollte ich wohl etwas mehr sagen, auch wenn es mit dem OSM oder der Phantastik allgemein rein gar nichts zu tun hat – es ist unter dem biografischen und kreativen Aspekt einfach unverzeihlich, so darüber hinwegzu­gehen. Darum also ein kleiner, aber ausgiebiger biografiehistorischer Exkurs an dieser Stelle:

Im Jahre 2002 machte ich meinen Magisterabschluss in Neuerer Geschichte an der TU Braunschweig, und zwar mit einer Arbeit, der ich den plakativen Titel „Dunkle Vergangenheit“ gab. Es ist ein vieldeutiger Titel, vollkommen mit Ab­sicht, der im Leser verschiedenste Assoziationen auslöst. Es geht in der Arbeit um einen kleinen temporalen Ausschnitt der Historie der Technischen Hoch­schule Braunschweig (dem Vorläufer der heutigen TU). In den Jahren zwischen 1927 und 1937 existierte hier die so genannte „kulturwissenschaftliche Abtei­lung“, mit der ich mich befasste. Mein Fokus war ein biografiegeschichtlicher, weil ich als Manko der bisherigen universitären Geschichtsschreibung festge­stellt hatte, dass die meisten Biografien von dort Lehrenden bis heute uner­forscht waren (also „dunkel“, womit wir die erste Bedeutungsebene des Magis­terarbeitstitels erreicht haben).

Außerdem fand ich, dass das bislang üblicherweise angelegte Raster in Täter und Opfer des NS-Regimes, dessen Zeithorizont sich ja mit der kulturwissen­schaftlichen Abteilung überlappte, zu grob war. Bei meinem ausgiebigen Akten­studium anlässlich der Recherchen der Magisterarbeit – daraus resultierte übri­gens mein bis heute starker Neigungsfokus auf Archive und Archivarbeit – fand ich auch rasch die Vermutung bestätigt, dass die meisten Protagonisten, über die man hinreichend Material fand, in diese beiden Kategorien nicht einzusor­tieren waren. Im Gegenteil: je mehr ich mich mit „meinen Leuten“ befasste, desto klarer wurde mir, dass ein Schwarzweiß-Raster nutzlos war. Die meisten Personen gehörten in die Grauzone dazwischen. Wenn man also das „dunkel“ im Sinne von vertuschter Verstrickung in NS-Aktivitäten verstehen wollte (zweite Bedeutungsebene), dann würde man in der Erwartung ziemlich überrascht werden.

Ich war nicht auf Nazijagd.

Ich war auch nicht auf dem Opfertrip (wie so viele Historiker, die sich mit der jüngeren deutschen Geschichte befassen. Mein Kampf ist das nicht).

Ich war biografischer Spürhund und fahndete nach dem Ungesagten, nach den unglaublichen Dingen, die durch das grobmaschige Raster der bisherigen Fahn­dung hindurchgefallen war. Und da kam allerlei zutage. Da fand ich Architekten, die Französischlektoren wurden. Da fand ich einen ehemaligen Geheimagenten. Da wurde ich posthum Zeuge von offenkundigen Betrugsversuchen, absurden Schriftwechseln zwischen Hochschulen… und vielleicht (das ließ sich nicht rest­los klären) auch Mitwisser eines in den Suizid getriebenen Hochschullehrers, dem man bis heute den Opferstatus absprach. Darüber kann man immer noch streiten.

Dass ich diese Arbeit seit 2002 einfach auf sich beruhen ließ, zeigt eigentlich ziemlich klar, wie gering meine Karriereambitionen ausgeprägt sind. Mir hätte das durchaus genügt… aber es gab eben jemanden, der sehr von dieser Arbeit begeistert war und sie viel zu schade fand, sie unerkannt irgendwo verstauben zu lassen. Die Person redete mir ins Gewissen, stachelte mich an, half bei erwei­terter Recherche und diversen Passagen, für die ich mich nicht hinreichend kompetent hielt. Und so konnte die Arbeit unter dem neuen Titel „Sieben Le­ben“ Anfang 2015 in der Digitalen Bibliothek Braunschweig veröffentlicht wer­den. Seither ist sie also für weitere Forscher, die an der Universitätsgeschichte arbeiten wollen, allgemein als Quellenbasis zugänglich.

Dass man mich dazu überredet hat, freut mich bis heute sehr. Aus eigenem An­trieb hätte ich das vermutlich nicht getan. Ich bin in mancherlei Weise einfach zu genügsam.

Dies war jedenfalls der Grund, warum ich im Januar effektiv nur auf 20 beende­te eigenständige Werke kam, darunter die reformierte Magisterarbeit.

Im Februar ging diese Rate auf 15 Werke zurück. Das hatte nun ebenfalls bio­grafische Gründe – es ging meiner Mutter zunehmend schlechter. Ich war häufi­ger in Gifhorn, um in unserem gemeinsamen Projekt voranzukommen, dem „Gedächtnisskript“ ihrer Lebenserinnerungen. Irgendwo hatte ich unterschwel­lig wohl das nagende Gefühl, uns liefe die Zeit davon. Eine Einschätzung, die sich leider bewahrheiten sollte.

Ich arbeitete an den begonnenen OSM-Serienabschriften weiter und überarbei­tete Geschichten wie „Ein Traum namens Frafra“ und „Wächter wider Willen“, die ich für meine nächste Storysammlung im E-Book-Format nutzen wollte.

Da schlug das Schicksal schon wieder zu: ein guter Freund von mir starb völlig unerwartet, erst wenig mehr als 50 Jahre alt. Da er leider erst Tage später ge­funden wurde, gehen wir engen Freunde davon aus, dass er eine Art Gehirn­schlag erlitt… ihr könnt euch denken, dass mich das, ebenso wie das Begräbnis, das in diesem Monat im Friedwald am Elm stattfand, doch gehörig in meinem Schreibdrang dämpfte. Ich reagiere auf so etwas einfach immer empfindsamer, je älter ich werde – das habe ich auch bei späteren Todesfällen bis in den Win­ter 2017 hinein gespürt. Das wirft mich einfach mächtig in meinem Schaffens­drang zurück.

Ich verfasste deshalb also mehrheitlich Blogartikel in diesem Monat, außerdem einen Nachruf auf meinen verstorbenen Freund Peter, und am Ende versuchte ich ein wenig fahrig, noch am Archipel-Roman „Die Suyenka“ weiterzukommen.

Kam ich allzu weit? Nein, natürlich nicht.

Wie gelang es mir dann, im März 2015 die Zahl fertiger Werke zu verdoppeln, also auf 30 zu kommen? Das hatte was mit Vorarbeiten zu tun, vielleicht auch damit, dass ich entsprechende Stimuli bekam. Tatsache ist, dass ich in diesem Monat drei E-Book-Skripte fertigstellen konnte: „Zurück zu den Sargkolonnen“, „Vaniyaa und die Shonta“ und „TRANCRAN-4462“, die ja auch wirklich eng ver­zahnt sind. Acht Blogartikel, ein Interview und ein Artikel zu meinem E-Book-Programm für das Garching-Conbuch 2015 kamen hinzu. Auch hatte der Besuch des DortCons, der dieses Jahr im März stattfand, sehr stimulierenden Einfluss und brachte mich gründlich auf andere Ideen.

Das führte auch dazu, dass ich an Werken weiterschrieb, die sonst eher stief­mütterlich behandelt wurden. Als da wären: „Tödliche Entscheidung“ (Band 54 der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“), die Archipel-Novelle „Sarittas Hilflosigkeit“, „Ziel –  Liquidation“ (eine transuniverselle OSM-Geschichte), „Tengoor und Malisia“ (Archipel), „Rhondas Aufstieg“, „Die blonde Verlockung“ und „Raubgut“ (beides Archipel-Novellen). Hinzu kam die Weiterarbeit an der Abschrift des OSM-Romans „Kämpfer gegen den Tod“, der Beginn der Überarbeitung von „Die Kristalltränen“.

Gedichtabschriften und kommentierte Abschriften von OSM-Episoden kamen dazu. Außerdem war ich, was E-Books anging, so im Flow, dass ich schon damit begann, die E-Books „Reinkarnation und andere phantastische Geschichten“, „Auf Götterpfaden“ sowie „Hinter der Raumzeitwand“ vorzubereiten.

Alles in allem fühlte ich mich Ende März dergestalt, dass ich dachte, die Leis­tungskurve würde jetzt allmählich wieder aufwärts zeigen… nicht völlig unbe­rechtigt, wie meine erwähnten Arbeiten bezeugen. Aber das war gewisserma­ßen nur die Ruhe vor dem Sturm. Es sollte sich alsbald leider ändern. Davon be­richte ich im nächsten Teil meiner Artikelreihe.

Bis nächste Woche, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Info-Blog 2: Uwe Lammers in Printform

Posted Oktober 5th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde meiner E-Books,

schon seit ein paar Jahren ist es immer wieder aufgetaucht, das Thema „Gibt es deine Werke irgendwann auch mal in Printform? Wir hätten lieber was Gedrucktes in der Hand“. Und immer wieder musste ich euch vertrösten. Heute gibt es zur Abwechslung einmal eine schöne Neuigkeit zu verkünden, denn auf etwas überraschende und unerwartete Weise hat sich das nun geändert.

Am 21. Januar 2018 berichtete ich im Blogeintrag 255 „Ein Plan für 2018“ von einem Geheimprojekt, an dem ich mit einem befreundeten Fandomler arbeitete und das in diesem Jahr zu einer Printveröffentlichung führen sollte. Heute kam endlich das Paket mit den gedruckten Ausgaben an, und ich konnte das Werk erstmals in die Hand nehmen.

Ungelogen, Freunde, ich war hin und weg. Und ich glaube, es wird ziemlich lange dauern, bis ich mich da wieder gefangen habe. Es ist einfach ein Traum, der wahr geworden ist… und er wird eine Fortsetzung im kommenden Jahr finden, weil dann Teil 2 dieser Kurzgeschichtensammlung erscheint. Jetzt, wo Teil 1 erschienen ist, beginnen ganz natürlich die Vorbereitungen zur Realisierung des nächsten Teils.

Dies also ist das, was ihr ab sofort (Oktober 2018) käuflich erwerben und ins Regal stellen könnt: Im Terranischen Club Eden (TCE) ist als Band 12 der Schriftenreihe „Grey Edition“ diese Ausgabe erschienen: „Uwe Lammers – Lustvoller Schrecken. Erotische Geschichten aus anderen Welten 1“. Der von Joachim „Joe“ Kutzner realisierte und auf den Weg gebrachte Band umfasst 176 eng bedruckte Seiten und enthält drei erotisch-phantastische Novellen, die ich in den Jahren 1991 und 2000 verfasste und eigens für diese Storysammlung komplett überarbeitet und ausgeweitet habe. Dabei sind sowohl „Der Handspiegel“ wie „Sylphengeflüster“ deutsche Erstveröffentlichungen, während es „Sexdrohne“ schon einmal in inzwischen überholter Form in ein Fanzine schaffte.

Ihr macht darin die Bekanntschaft mit monströser Cyborg-Prostitution unter fernen Sternen, erlebt sexuelle Obsession durch ein Legendenwesen und werdet Zeuge, wie eine Raumfahrerin auf einer Expedition eine ganz besondere Form von Erstkontakt erlebt…

Der Band, von Norbert Schneider und Heidi Koch toll illustriert, kostet 6,50 Euro und ist erhältlich bei Joachim Kutzner, Hartkopsbever 14, 42399 Hückeswagen, online beim TCE unter tceorder@terranischer-club-eden.com oder im Bestellshop auf www.terranischer-club-eden.com.

Ich gebe zu, dies ist natürlich kein E-Book, das jetzt als Printwerk vorhanden ist, aber es sind meine Geschichten, und ein jeder, der einmal „einen echten gedruckten Uwe Lammers“ im Regal stehen haben wollte, hat ab sofort die Möglichkeit dazu. Außerdem ist diese Storysammlung für mich ein weiterer Ansporn, das Projekt der Print-Publikation meiner E-Books beizeiten anzugehen.

Möge euch dieser schöne (erste) gedruckte Uwe Lammers gefallen – ihr könnt sicher davon ausgehen, dass es weitere Werke dieser Art gibt. Das ist allein eine Frage der Zeit.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 184: Der 21. Juli

Posted Oktober 2nd, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor fünfzehn Jahren las ich das unten vorgestellte Buch und verfasste damals eine Rezension kritischer Natur, doch sollte das niemanden davon abhalten, das Werk heute zu suchen und zu goutieren. Ich wiederhole gern, dass ich hier auf­grund meiner doppelten Befähigung als studierter Historiker einerseits und als Autor seit mehreren Jahrzehnten vielleicht einen zu scharfzüngigen Maßstab angelegt habe. Viele Leser, die das Thema reizt, werden vermutlich sehr viel zu­friedener aus der Lektüre auftauchen, als das bei mir damals der Fall war.

Der etwas nichts sagende Titel ist natürlich eine Anspielung auf den 20. Juli 1944, also das legendäre Stauffenberg-Attentat auf Adolf Hitler, was in realiter fehlschlug und dazu führte, dass die innerdeutsche Opposition entlarvt und na­hezu vollständig ausgelöscht wurde. Der vorliegende Roman geht von einem kontrafaktischen Ansatz aus: Das Attentat ist geglückt. Was geschieht dann am „21. Juli“, d. h. nach dem Anschlag? Bricht das Reich zusammen? Wird der Krieg nahtlos fortgesetzt? Was geschieht mit den anderen Oberen der NSDAP?

Nun, der vorliegende Roman vermag in dieser Hinsicht zu überraschen. Von Dit­furth spekuliert auf kontrafaktischer Basis die Fäden des „Was wäre, wenn…“ für die kommenden rund 10 Jahre voraus, was zu einer gründlich verwandelten Welt führt, in der der Kalte Krieg mit drei Nuklearmächten startet und Groß­deutschland weiter besteht.

Aber dann kommt das Jahr 1953, und Stalins Leben steht auf der Kippe… und der Machtpoker beginnt. Wie das exakt ausschaut? Lest einfach weiter, dann erfahrt ihr Näheres:

Der 21. Juli

von Christian von Ditfurth

Knaur 62415

576 Seiten, TB

8.90 Euro, 2003

Wir schreiben das Frühjahr 1953. Josef Stalin, der Diktator der Sowjetunion ist gerade verstorben, in Moskau tobt der geheime Machtkampf zwischen seinen Nachfolgern, dem Geheimdienstchef Berija, Chruschtschow und Malenkow. Die Welt steht dicht vor einem nuklearen Abgrund, da sowohl die Sowjets als auch die Amerikaner über Atomwaffen verfügen. In dieser prekären Lage aktiviert der amerikanische Geheimdienst CIA einen deutschen Überläufer, der in der mexikanischen Wüste zurückgezogen lebt. Sein Auftrag soll lauten: töten Sie Heinrich Himmler!

Moment.

Moment.

Irgend etwas stimmt hier nicht, wendet der Leser der Rezension vielleicht ein. Himmler war doch längst nach dem Sieg der Alliierten über das deutsche Reich gefasst worden und hatte sich…

Vergesst das alles besser, wenn ihr in diesen Roman eintaucht, denn hier ist nichts dergleichen geschehen. Im Frühjahr 1953 beherrscht eine Regierung der Nationalen Versöhnung das Großdeutsche Reich, das am Rhein beginnt und bis zur Teilungsgrenze geht, die Stalin und Hitler in ihrem Geheimvertrag abge­macht hatten. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ist nach wie vor an der Macht, Heinrich Himmler und seine SS sind die heimlichen Herrscher Deutschlands, der Reichskanzler heißt Carl Friedrich Goerdeler. Reichspräsident ist Hermann Göring. Stauffenberg ist Chef des Heeres. Die Gestapo ist aufgelöst worden, Goebbels in Berlin seit vielen Jahren inhaftiert, wo er – angeblich – an einem Gedenkbuch über „Adolf“ schreibt…

Das geht jetzt zu schnell? Nun gut, schalten wir einen Gang zurück.

Am 20. Juli 1944 wird der Führer Adolf Hitler durch das Attentat der Staatsver­schwörer um Stauffenberg in Stücke gesprengt. Unter Mitwissen und mit Billi­gung der SS-Führung. Daraufhin setzt ein faszinierender innenpolitischer Revisi­onsprozess ein, der von dem Historiker und Schriftsteller von Ditfurth beeindru­ckend plausibel in Szene gesetzt wird. Die kaltblütigen und klugen Köpfe der SS übernehmen das Kommando über die Wehrwissenschaften in Deutschland, die Wehrmacht wird umstrukturiert und die militärische Führung an den Fronten ausgewechselt, woraufhin die deutschen Soldaten gezielt zurückweichen. So wird der Krieg bis zum Mai 1945 hinausgezögert, lange genug, um eine Nuklear­bombe zu entwickeln und die russische Stadt Minsk in eine Aschenwüste zu verwandeln. Die Kenntnis dieser Waffentechnik zwingt die Russen zum Waffen­stillstand und treibt auch die Amerikaner schließlich vom Kontinent zurück. Eu­ropa wird deutsche Einflusszone. Der Kalte Krieg beginnt mit DREI Mächten.

Im Jahre 1953 ist die Lage prekärer denn je. In Amerika herrscht der Kommunis­tenfresser Joseph McCarthy als Präsident, der Machtkampf in Russland tobt, und beide Seiten buhlen geheim um die Gunst der deutschen Führung. Die eine Seite – die russische – braucht dafür Heinrich Himmler, die andere hingegen möchte ihn umbringen, weil nur so eine Verbindung mit Deutschland zustande käme.

Wie erreicht man sein Ziel? Die Amerikaner denken, indem sie den einstigen SS-Mann Knut Werdin aktivieren, der ihnen einst die Kenntnis von den deutschen Nuklearwaffen überbrachte. Was bringt ihn schließlich dazu, diesen Wahn­sinnsauftrag anzunehmen? Ein Brief und ein Foto von einer jungen Frau aus Deutschland, Irma, die er tot geglaubt hat und die ihm ihren gemeinsamen Sohn präsentiert. Doch er ahnt nicht, dass er in eine großangelegte Falle laufen wird…

In dem Roman mit dem etwas irreführenden Titel, da der 21. Juli fast keine Rol­le spielt, werden die Seiten 93-396 von den Ereignissen in den Jahren 1944/45 eingenommen. Er ist interessant aufgebaut und lebt insbesondere von der kon­trafaktischen Ausgangslage, von den aberwitzig scheinenden Verbindungen von realer Nachkriegsgeschichte und NS-Kultur, die nebeneinander existieren (ich sage nur: Wirtschaftswunder und Wirtschaftsminister Erhard, außerdem ein „bayrisches Talent namens Franz Josef Strauß“!). Das machte auch für mich die eigentliche Antriebsfeder zum Lesen aus und brachte mich immerhin dazu, den Roman in acht Tagen durchzulesen.

Hinzu kam natürlich, dass ich mich gerade historisch mit dem Jahr 1953 be­schäftigt hatte und Kontrafaktik immer schon gerne mochte. Hier zeigte sich au­ßerdem noch, wie ein deutscher Historiker phantastische Romane schreiben konnte, ohne die Grenzen seiner Profession gänzlich zu verlassen. Aber er hatte es bei mir leider nicht nur mit einem Historiker zu tun, sondern auch mit jeman­dem, der schriftstellerisch nicht ganz unbeschlagen ist. Und während ich von Ditfurth in erster Kategorie attestieren muss, dass er sich in der Zeitgeschichte bestens auskennt und vernünftige und nicht sehr überzogene Fusionen zustande brachte, so gibt es in letzterer Hinsicht doch einige Kritik.

Nehmen wir die Charakterisierung der Personen. Viele von ihnen kommen über knappe Zeichnung kaum heraus, hätten sie aber fraglos verdient gehabt. Ich nenne jetzt hier keine Namen, damit sich der Leser ein Bild machen kann. Zwei­tens zeigt sich m. E., dass von Ditfurth mit der Darstellung von Frauen nur gele­gentlich zurechtkommt. Zu viel mehr als Bettgespielinnen taugen sie in der Re­gel leider nicht, und das gilt auch für die weibliche Hauptperson Irma, die an­fangs noch sehr warmherzig und sympathisch beschrieben wird und nachher in eine fast vollkommene Leerform abrutscht.

Drittens leidet der Roman unter einem „Prominentenüberschuss“, wie ich das nennen möchte. So reizvoll es sein mag, Personen der Zeitgeschichte agieren zu lassen, so sehr muss man sich hier doch vor einem Abgleiten in die Tradition der griechischen Historiker hüten. Historiker wie Herodot beispielsweise be­schrieben die antiken Politiker und Feldherrn und deren Reden so, wie sie ihrer Meinung nach gewesen sein müssten. Von Ditfurth tappt beinahe in die gleiche Falle. Schlimmer noch als das ist aber die Tatsache, dass die anderen Personen neben ihnen beinahe bedeutungslos werden und dass in dem Großmachtpoker die eigentliche, lesernahe Geschichte, nämlich die Dreiecksgeschichte zwischen Irma, Werdin und dem Luftwaffenmann von Zacher beinahe untergeht. So wird die Story gegen Ende zunehmend blutleer, ja, fast schon menschenfeindlich.

Historische Kompetenz: hoch.

Unterhaltungskompetenz: ordentlich.

Soziale Kompetenz: noch ausbaufähig.

Ansonsten ein beeindruckender Roman.

© 2003 by Uwe Lammers

Ich erwähnte eingangs, dass ich hier etwas kritisch werte. Auch heute noch würde ich sagen, dass meine Wertung halbwegs gut ausgewogen war. Jemand, der kontrafaktische Stories und Romane bzw. Alternativwelten schätzt (etwa in der Form von Philip K. Dicks berühmtem Roman „Das Orakel vom Berge“ oder in Gestalt von Len Deightons „SS-GB“, das auch gerade als Serie eine Wieder­auferstehung feiert), der ist hier goldrichtig. Das ist, würde ich sagen, ein schon recht vergessenes „Leckerli“, ein wenig an Robert Harris´ „Vaterland“ erinnernd.

In der nächsten Woche kehre ich mit euch indes nach New Orleans zurück, um mich wieder der erotischen Geheimorganisation S.E.C.R.E.T. zuzuwenden. Und ich verspreche: es wird aufregend. Das solltet ihr nicht versäumen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 291: Work in Progress, Part 67 – Der OSM im Juni 2018

Posted September 30th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

höhere Temperaturen in der Außenwelt und sommerliches Wetter führen bei mir nicht automatisch zu höherem Output kreativer Neuseiten. Das mag bei vielen Literaten der Fall sein, die ohne Schwierigkeiten im Freibad auf dem Lap­top schreiben können oder die generell desto besser „funktionieren“, je höher die Außentemperaturen steigen. Was mich angeht – oberhalb von 25 Grad posi­tiv braucht mein Körper einfach zu viel Kraft zur Abwehr der zusätzlichen Hit­zeenergien, um nach innen noch hinreichend Energie aufbringen zu können, die in kreative Werke fließen könnten.

Das zentrale Problem besteht aus zwei Komponenten: zum einen aus meinem Schreibort, meinem Arbeitszimmer. Dritter Stock, Westseite, freie Sicht für die Sonne. Wenn angeblich draußen also 23 Grad herrschen, schnellen die Werte drinnen rasch auf 28-30 Grad hoch. Jenseits meiner Komfortzone.

Komponente 2: Ich bin, was das Schreiben angeht, nicht wirklich mobil zu nen­nen. Well, ich schreibe auf meinem Laptop, der ist prinzipiell verlagerbar… das gilt aber nicht für die Majorität der Unterlagen, die ich zum Schreiben benötige, es gilt nicht für meine (stationäre) Musikanlage. Da gibt es also klare Grenzen.

Heißt das also, ich hätte mich im Juni 2018 im Hitzekoma befunden und nichts auf die Reihe bekommen? Nein, da muss ich lachen, so schlimm war es dann doch nicht. Ich habe aber die Zeit genutzt, um an ein paar wesentlichen Projek­ten weiterzuarbeiten, konkret an dreien. Ich sage dazu gleich Näheres. Erst mal nenne ich euch die von den insgesamt 28 fertig gestellten Werken des Monats, die im weitesten Sinn mit dem OSM zu tun hatten:

18Neu 110: Überlebenskampf auf der Kristallwelt

Blogartikel 286: Work in Progress, Part 66

18Neu 111: Sterne ohne Gnade

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH (Abschrift))

Anmerkung: Ihr wisst, dass der CLOGGATH-KONFLIKT (CK) die Romanadaption des KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH) des Oki Stanwer Mythos ist, und dass ich daran bereits seit 1988 arbeite. Ebenso dürfte euch noch erinnerlich sein, dass ich den Großteil dieses Romans nur in Schreibmaschinenfassung vor­liegen habe, ihn also nicht digital nachbearbeiten kann. Was zur Folge hat? Ich muss ihn abschreiben. Wahrhaftig. Und das kostet Zeit und Energie.

Glücklicherweise erwies sich der Monat Juni in dieser Hinsicht generös. Es ge­lang mir, hier in der Abschrift von der Seite 843 bis zur Seite 1080 zu gelangen, also fast 250 Seiten weit. Das war ein schöner Schritt voran. Inzwischen befinde ich mich im Kapitel 15 „Rauch über Irland“ in der Abschrift. Und bei allen Feh­lern, die ich im Text finde und allen Schwächen, die er aufweist, reißt mich die Geschichte doch inzwischen wieder ziemlich mit. Ich bin schon sehr neugierig, euch vermutlich anno 2019 einen ersten Einblick in den CK via E-Book geben zu können. Da juckt’s mich jetzt echt schon gewaltig in den Fingern… das war also der erste große Aktivposten des Monats.

18Neu 112: Endstation TOTAM

18Neu 113: Aufmarsch zur letzten Schlacht

18Neu 114: Entscheidung in der Knochendimension

Anmerkung: Ja, und das war dann der zweite Meilenstein in diesem Monat, den ich am 5. Juni erreichte. Mit 1403 Textseiten und insgesamt 13.637 Fußnoten (kein Scherz!) konnte ich nach vielen Jahren der Digitalisierungsarbeit endlich die kommentierte Abschrift des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“, kurz 18Neu, abschließen. Was meint ihr, was mir da für ein Mühlstein von der Seele polterte… das war toll.

Wann ich die Serie nun in E-Book-Form überarbeite? Gott, ihr stellt Fragen, Freunde… also, das kann noch geraume Zeit dauern. Ihr wisst, es gibt da noch einige vordringlichere Themen. Aber kommen wird das ganz gewiss, es ist nur eine Frage der Zeit und investierten Geduld.

(Glossar der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“)

Blogartikel 290: Endergebnis: 1403 Seiten, 13.637 Fußnoten

Blogartikel 284: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXIV)

Blogartikel 296: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXV)

Blogartikel 287: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 56

E-Book 38: Das Kriegernest

Anmerkung: Und das war dann der dritte große Bereich, in dem ich dringend vorankommen wollte und glücklicherweise auch vorwärts kam. Es drückte mir sehr auf der Seele, und zwar schon seit Januar, dass ich hier so gar nicht in Stim­mung kam… als ich dann schließlich wieder in den Bilderstrom hineinrutschte, fand ich sogar ein paar Dinge heraus, die ich früher überhaupt nicht bedacht hatte.

Was etwa? Ach, ich nenne nur ein Beispiel: im Kriegernest erhalten die Yantihni eine neue, recht komfortable Unterkunft… aber ich fragte mich, als ihre Anwe­senheit da Wochen andauerte: wann und wie wechseln die Leutchen denn ihre Klamotten? So fand ich die „Wäscherei“. Aber echt, dazu brauchte ich ein paar Tage Abstand zum Text. Ist schon überraschend, was man dann alles findet.

Das E-Book ist jetzt beim Konvertieren. Ich hoffe, dass ich die fertige Fassung vielleicht bis zum 20. Juli zurück habe und bald darauf das Werk veröffentlichen kann.

(DSj 56: Die Mauern der Offenbarung)

(DSj 57: Göttliche Erkenntnisse)

(DER CLOGGATH-KONFLIKT-Glossar)

(E-Book BdC 1: Im Feuerglanz der Grünen Galaxis)

Anmerkung: Und an diesem E-Book arbeite ich zurzeit. Das wird ein ziemliches Abenteuer, weil ich beim Erstellen des diesmaligen Glossars schon mehr als 30 Begriffe entdeckt habe, die ich eigentlich hier erklären sollte… aber viele gehen natürlich viel zu weit. Solche Dinge wie „CROSSATH“, „Hyertonn“, „Maran-Ghaal“ usw. sollte ich deutlich später erläutern und mich hier auf ein paar zen­trale Begriffe festlegen.

Wie dem auch sei… ihr werdet in eine ziemlich komplexe Gesellschaft hineinge­raten, die nach einer religiösen Phase und einer, in der xenophobe Politiker das Sagen hatten, jetzt unter einer verdeckten Militärdiktatur lebt. Und dann kommen die Invasoren…

Wie jetzt, schon im ersten Band? Oh ja. Die BdC-Serie („Oki Stanwer – Bezwin­ger des Chaos“, KONFLIKT 12 des OSM) entstand im Mai 1987 und kam wirklich extrem schnell auf Touren. Ihr werdet merken, dass die TI-Serie dagegen fast schon behäbig ist. BdC ist der Hochzeit-OSM, wenn man das so nennen möchte. Es wimmelt von Sternenvölkern, rätselhaften Persönlichkeiten, Ungeheuern, kosmischen Reichen, Zeitreisenden, Intriganten und Rätseln. Da kann man als Ahnungsloser leicht den Überblick verlieren. Deshalb war es mir ja auch so wichtig, die OSM-Wiki so gründlich zu erschaffen und mittels meiner Blogartikel und anderer Veröffentlichungen zum OSM genügend Hintergrundwissen zu kommunizieren. Wenigstens hoffe ich, dass es geglückt ist. Wenn ihr diese Serie lieben werdet, bin ich erleichtert und weiß, dass ich das ursprünglich gesteckte Ziel erreicht habe.

Blogartikel 289: OSM-Kosmologie, Lektion 12: Was wäre, wenn…?

14Neu 50: ZEITTRANSIT

(14Neu 51: Kreuzzug des Bösen)

(OSM-Wiki)

Ja, damit wäre ich dann tatsächlich schon am Ende. Ich schrieb ergänzend zu den obigen Werken noch eine Vielzahl von Rezensionen und Rezensions-Blogs. Aber die finden hier keinen Widerhall… wer weiß, später irgendwann vielleicht. Nächste Woche entführe ich euch dann ins Kreativjahr 2015 zurück.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 183: Hand an sich legen

Posted September 25th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

eine Warnung vorweg zur heutigen Lektüre – das ist diesmal keine leichte Kost, vertraut meinem Urteil. Das Büchlein, keine 200 Seiten stark, ist moralischer Sprengstoff philosophischer Natur, und seine Lektüre mag euch die Haare stär­ker sträuben als die übelsten Horror-Romane, die ihr kennt.

Warum?

Weil es ein selbst heute noch weitgehend tabuisiertes Thema aufgreift und ein Plädoyer aus eigenem Erleben führt: der Autor hat versucht, sich absichtlich aus dem Sein zu entfernen und wurde gegen seinen Willen ins Leben zurückgeru­fen. Woraufhin sich Jean Amery gezwungen sah, dieses Buch zu schreiben – nicht, um seine Handlung direkt zu rechtfertigen, als vielmehr ein Statement ge­sellschaftlicher Natur zu setzen und sich ausdrücklich FÜR den Freitod auszu­sprechen.

Den Suizid als ein Menschenrecht anerkennen?

Das ist harter Stoff, das fand ich 2001, als ich das Buch las, das mich bis heute in seiner Wirkung erschüttert, aber das war zweifellos schon Sprengstoff im Jahre 1976, als es veröffentlicht wurde. Es ist anzunehmen, dass es heutzutage nur noch Eingeweihten bekannt ist, aber in Anbetracht der zahllosen Todesmeldun­gen in den täglichen Nachrichten, den Selbstmordattentätern, die sich in die Luft sprengen oder Flugzeuge in Wolkenkratzer lenken – das alles sind Abarten dessen, was Amery anspricht – , in Anbetracht dieser Umstände in einer ziem­lich arg brutalisierten Gegenwart scheint es mir wichtig, mal wieder auf dieses Werk hinzuweisen.

Es ist natürlich immer noch ein Abenteuer, dieses Buch zu lesen. Aber ich finde, für aufgeklärte, demokratische Geister sollte es zum Pflichtkanon gehören. Ein­fach deshalb, weil wir uns heutzutage viel zu leicht von den Medien und ihrem Gedanken-Mainstream einnorden lassen. Weil es zu bequem ist, schlicht zu glauben, was uns eingeredet wird.

Dass solche Leute verrückt sind. Dass man sie nicht verstehen kann. Dass es ge­fährlich ist, sich auch nur auf eine Diskussion mit solchen Menschen einzulas­sen.

Mit Terroristen wird nicht verhandelt.“

Mit diesen Verrückten reden wir gar nicht – es ist besser, sie gleich zu erschie­ßen, dann ist die Welt wieder normal.“

Ihr merkt… das ist Ideologie, wenn man solchen Einflüsterungen glaubt. Dann diktiert allein die Angst unsere Handlungen. Von Verstehen ist da keine Spur mehr. Aber genau das brauchen wir – Verständnis. Wir müssen das, was wir nicht begreifen, hinterfragen, nicht ihm ausweichen, weil wir Angst davor ha­ben. Nur dann haben wir eine Chance, die Dinge zum Besseren zu wenden.

Und welche Angst ist wohl größer als die vor dem Tod?

Nun, die Angst davor, dass es sinnvoll sein könnte, sich selbst zu töten.

Wer denkt, er möchte sich gern mit dieser Angst konfrontieren, der sollte wei­terlesen. Aber beschwert euch nachher nicht – ich habe euch gewarnt. Es ist keine leichte Kost.

Hand an sich legen

Diskurs über den Freitod

von Jean Amery

Edition Alpha,

Ernst Klett-Verlag

132 Seiten, PB (1976)

Es ist, als stieße man eine sehr schwere, in den Angeln ächzende, dem Druck widerstrebende Holztür auf, um ins Helle zu gelangen. Man wendet all seine Kraft auf, tritt über die Schwelle, erwartet nach dem Dämmergrau, in dem man stand, das Licht: statt dessen aber ist es nunmehr eine ganz undurchdringliche Finsternis, die einen umgibt.

Verstört und angstvoll tastet man um sich, erfühlt Gegenstände da und dort, ohne sie identifizieren zu können. Sehr langsam gewöhnt schließlich das Auge sich ans Dunkel. Ungewisse Konturen erscheinen, auch die tastenden Hände werden gescheiter.

Nun weiß man sich in jenem Raum, den A. Alvarez in seinem schönen Buch Der grausame Gott die geschlossene Welt des Selbstmords genannt hat…“

Jean Amery, der dieses Büchlein geschrieben hat, weiß genau, wovon er hier re­det. Sehr genau. Er, der den Absprung aus der Welt des Seienden versucht hat und für seinen misslungenen Versuch, dem menschlichen Geist die Freiheit zu­rückzugeben, die freieste aller Entscheidungen zu treffen, mit 30 Stunden Koma und einem qualvollen Wiederanfang bezahlt hat.

So geht es in diesem furchterregend faszinierenden und sprachlich durchaus an­regenden Buch nicht nur um eine Erklärung, warum es Menschen gibt, die sich mit der Welt in all ihrer Herrlichkeit nicht anfreunden können, sondern es geht insbesondere um ihn selbst. Es ist, wenn man so will, eine Art von Selbst-Psy­choanalyse, die Amery hier betreibt, zugleich eine Apologetik der Verlorenen und von der Gesellschaft Verstoßenen, die in der eigenen Seelenqual ertrinken, ohne dass das von der Umgebung überhaupt zur Kenntnis genommen wird.

Der Schweizer räumt sehr direkt auf mit dem Vorurteil, Menschen, die „Suizid“ begehen, sich „selbst ermorden“ – er vermeidet diese Bezeichnungen, wo es geht und verwendet statt dessen das direktere und deutlicher intendierende Wort „Freitod“ – , seien psychisch gestört, würden gewissermaßen die Welt nicht richtig einzuschätzen wissen und sich aus „nichtigsten Anlässen“ umbrin­gen. Etwa wegen gekränkter Ehre (bei Soldaten und Politikern vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte überaus häufig) oder aus enttäuschter Liebe (ein allzeit bekanntes Phänomen) und ähnlichen. Selbst die Erscheinung, die heutzu­tage allenthalben im Radio und in den Zeitungen Furore macht, die nämlich, dass ein Mann seine Kinder und Frau und dann sich selbst tötet, wenn die Frau ihn z. B. verlassen will, kann Amery hier gut als einen Seitenzweig des Freitodes einstufen und partiell erklären.

Zunächst geht es ihm darum, darzustellen, wie die psychische Befindlichkeit des „Suizidanten“ sein muss, um überhaupt in die Lage zu kommen, daran zu den­ken, sich selbst zu vernichten. Den Schluss, zu dem er kommt, ist für viele si­cherlich durchaus beunruhigend: jeder steht im Leben irgendwann einmal vor der Schwelle, „vor dem Absprung“, wie er es im gleichnamigen 1. Abschnitt nennt. Manchmal entscheiden nur Sekunden, ob man sich vom Hochhaus stürzt oder mit Betäubungsmitteln das Leben nimmt, hin und wieder aber lebt man, zunehmend depressiver werdend, direkt auf den entscheidenden Punkt hin. Die wichtige Erkenntnis ist aber, dass man den Selbstmord nicht als ein Phänomen einer „Randgruppe“ der Gesellschaft marginalisieren kann. Er ist es nicht.

Das und der Umgang der Gesellschaft mit dem Tod allgemein führt Amery im 2. Abschnitt des Buches zu der Frage, „wie natürlich der Tod“ sei. Hier spürt man sehr deutlich seinen Grimm, der nicht zu geringen Teilen auf jene Ärzte gerich­tet ist, die ihn gegen seinen ausdrücklichen Willen ins Leben zurückriefen. Und der Autor klagt eine Doppelmoral an: die Gesellschaft nämlich, der der einzelne Mensch, solange er „funktioniere“, völlig gleichgültig sei, die sich aber wütend und fast feindselig gegen ihn wende und ihm „zum Leben zwinge“, sobald er versuche, ihr per Freitod zu entfliehen.

Der dritte Abschnitt, „Hand an sich legen“, der dem Buch den Titel geliehen hat, vertieft dies auf beinahe makabre Weise. Amery wendet sich prominenten Selbstmördern zu, beschreibt zum einen ihre ganz private Lebensverzweiflung, die von dem Außenstehenden, der allgemein dem Leben zugeneigt ist, nicht verstanden werden kann (es sei denn, dieser Außenstehende stehe selbst auf der Schwelle, was dann freilich ein Sonderfall sei), zum anderen zählt er einen beunruhigenden Countdown, gespeist aus eigenen Erfahrungen vor SEINEM misslungenen Suizid, der anfangs noch nach Stunden zählt und die qualvollen Innenreflexionen zeigt, bis schließlich nur noch Minuten und Sekunden übrig sind. Und dann…

…nennt er es im Abschnitt 4 „Sich selbst gehören“. Hier pocht er darauf, dass der Mensch de facto vor allen Ansprüchen der Gesellschaft fundamental in ers­ter Linie sich selbst gehört, womit er gegen die Psychologie, die Religion und das allgemein gültige Rechtsempfinden solipsistisch argumentiert und sich aufs reine Ich zurückzieht. Er hat Grund dazu, und so sehr man über seine Worte streiten kann, so sehr WEISS Amery doch, was er sagt. ER hat es versucht, ER wollte der Welt des Hier und Jetzt, der Welt des Seins schlechthin, den Rücken kehren, aus Motiven, die er freilich nicht in aller Breite darlegt, weil sie zu privat sind. Er plädiert dafür, deutlich auszusprechen, dass jeder Mensch das funda­mentale RECHT habe, sich dafür zu entscheiden, sich das Leben zu nehmen, wenn er damit dem, was ihn ohnehin irgendwann erwartet, dem Tod nämlich, der ihn womöglich erst nach jahrelangem Siechtum und Erniedrigung erwartet, zuvorkommt…

Ich musste hier schaudernd an meinen alten Herrn Klose denken, der, 98jährig, nach drei Schlaganfällen weitgehend immobil, jeden Tag mehr oder weniger da­hinvegetiert und lieber heute als morgen sterben würde. Verständlicherweise konnte ich ihm von diesem Buch nicht erzählen. Es hätte ihn noch depressiver gemacht.1

Aber als ich dieses Buch las, das fast sieben Jahre lang ungelesen in meinem Re­gal stand, da gab es natürlich einen aktuellen Anlass dafür: den Freitod meines Patenonkels im Januar dieses Jahres.2

Es ist eine Sache, mit dem Tod konfrontiert zu werden, wenn man ihn im Fern­sehen sieht, in Zeitungen davon liest oder in Romanen damit zu tun hat. Es ist etwas völlig anderes, wenn man so nah davon gestreift wird, auf solch eine Weise und von jemandem, dem man es nicht zugetraut hätte. Gut, mag man sa­gen, er war Alkoholiker, gut, er hatte Glasknochen und schon mehrere Herzope­rationen hinter sich. Er lebte in einer Beziehungskrise und hatte keine Kinder…

Dennoch…

Amerys Gedanken helfen in diesem Fall dabei, sich daran zu gewöhnen, dass dies ein völlig normales Schicksal ist. Jährlich sterben weltweit Zehntausende eines vorzeitigen, selbst bereiteten Todes, aber nach wie vor ist das Thema Sui­zid – meist religiös bedingt – tabuisiert und wird eher totgeschwiegen. Die Ge­sellschaft drängt Menschen, die einen Selbstmordversuch gemacht – man müsste sagen: GEWAGT – haben (denn es bedarf einer unglaublichen Anstren­gung dazu, wie Amery richtig sagt, weil der Körper bis zum letzten Atemzug um sein SEIN kämpft und nicht sterben will!), in Therapien und will sie um jeden Preis im Hier und Jetzt halten.

Auch wenn ich manchmal anderer Ansicht war als der Autor, habe ich doch sehr klar begriffen, wie viele bestürzend klare und logische Gedanken dieses Buch enthielt und wie intensiv er philosophisch, literarisch und theoretisch belesen war, um jedes mögliche Gegenargument zu entkräften.

Hand an sich legen“ ist ein Plädoyer der Menschlichkeit gegenüber dem Indivi­duum, dessen Essenz sich wohl am besten in dem Fazit ausdrücken lässt: Wenn man wirklich ein Anhänger des freien Willens eines jeden Menschen ist, muss man auch akzeptieren lernen, dass Menschen manchmal finale Entschlüsse fas­sen, die man nicht begreift. Und dann sollte man sie nicht verdammen noch aufhalten, sondern ihnen eher dabei helfen, wenn sie es ausdrücklich wün­schen.

Doch so weit sind wir selbst 25 Jahre nach dem Verfassen dieses Buches nicht.

Bedauerlicherweise?

© 2001 by Uwe Lammers

Okay, Freunde, ihr könnt wieder durchatmen. Das finstere Tal Amerys ist durch­schritten, und ich hoffe, ihr gehört zu jenen lebensbejahenden Typen, für die der Moment des Absprungs noch recht fern ist. Doch seid versichert, dass ich selbst, der ich in den zurückliegenden siebzehn Jahren eine Menge liebe Men­schen verloren habe (einen davon durch Suizid), jedes Verständnis habe für sol­che Personen, die diesen Weg wählen. Ich selbst würde ihn in absehbarer Zeit kaum nehmen – dafür habe ich im Hier und Jetzt immer noch viel zu viel vor. Aber wer weiß, irgendwann vielleicht… es ist ein Menschenrecht, Schluss zu machen, wenn wir Amerys Worte ernst nehmen. Und jetzt ist der Gedanke dar­an auch in euren Köpfen.

Dennoch, in der kommenden Woche reisen wir wieder in eine Romanwelt, dies­mal eine bizarre Parallelwelt, die mich als Historiker mit Staunen erfüllte. Wer neugierig ist, folge mir nächste Woche dorthin.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Nachtrag UL: Er starb dann eines natürlichen Todes am 8. März 2003 im Alter von fast 101 Jahren.

2 Gemeint ist hier natürlich das Jahr der Abfassung, d. h. 2001.

Wochen-Blog 290: Endergebnis: 1403 Seiten, 13.637 Fußnoten

Posted September 23rd, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist vollbracht. Nach gut sieben Jahren Arbeit habe ich mal wieder eines mei­ner ambitionierten Projekte abgeschlossen, und im Titel nenne ich genau das, was am Schluss dabei herausgekommen ist: 1403 Seiten in 14.-Schrift Times New Roman, kommentiert mit 13.637 Fußnoten. Mit weitem Abstand die um­fangreichste Arbeit auf dem Sektor des Oki Stanwer Mythos (OSM) seit langer Zeit.

Ich rede von der Digitalisierungsfassung des KONFLIKTS 18 des OSM, der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS), an der ich zwischen 1984 und Frühjahr 1988 schrieb. Es war höchste Zeit, fand ich, auch diese Serie zu digitalisieren und so von der ursprünglich papiernen Form wirkungsvoll abzu­lösen.

Natürlich ging ich ursprünglich davon aus, es würde rascher gehen… aber mei­ne einigermaßen unkontrollierbare Erwerbsvita, bei der ich von einem befriste­ten Arbeitsvertrag zum nächsten hüpfte, machte das schwieriger als angenom­men. Und dann entdeckte ich neben den zahlreichen Tippfehlern und nicht ver­merkten Rekursen, die ich in Fußnoten goss (um Bezüge innerhalb der Serie bzw. auf andere zu diesem Zeitpunkt [1988] schon fertig gestellte Geschichten transparent zu machen), eine Vielzahl von Inhaltsfehlern. Manches war zufällig verkehrt, weitaus mehr machte aber im Licht des modernen OSM (ab 1994) nur noch bedingt Sinn oder gar keinen mehr.

Das musste natürlich ebenfalls kommentiert werden, das ging ja nicht anders. Wie jüngst ein guter Autorenfreund anmerkte: die einzige wirkliche Autorität und Koryphäe über den Oki Stanwer Mythos bin nun einmal ich selbst. Wer also, wenn nicht ich, sollte solche Fallstricke aufzeigen und zugleich Lösungswe­ge für aufgetretene Probleme skizzieren?

Die ursprüngliche Serie entwickelte sich im Laufe von vier Schreibjahren bis zum Vorabend meines Hamelner Zivildienstes recht stürmisch und gipfelte schließ­lich in dem fünfzehnbändigen Finalzyklus, bei dem jede Episode 15 anderthalb­zeilige Textseiten hat (ausgenommen Band 114, den ich heute fertig kommen­tierte, der hat doppelt soviel Raum eingenommen, in der kommentierten Fas­sung ist er 40 Seiten lang).

Im Gegensatz zu früheren OSM-Serien, die vergleichsweise stringent auf ihr Ziel zueilen, ist KGTDUS oder 18Neu, wie die digitalisierte Fassung heißt, eine gebro­chene Struktur.

Was heißt das?

Nun, schauen wir uns dafür zunächst frühere Ebenen des Oki Stanwer Mythos an: KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ (1981-1984) hat eine recht klare, zielstrebige Struktur – Oki Stanwer kehrt in die Milchstraße zurück, um den Kampf gegen TOTAM aufzunehmen. Er sammelt Getreue und Bündnisgruppen, tritt zum Kampf im Nebelsektor an, danach endet die Serie. Klar und zielstrebig.

KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (1982-1985) sieht eine Erde im Jahre 2113, als Oki Stanwer auftaucht. Er soll das Stanwer-Team um sich scharen und die Welt vor der Gefahr durch TOTAMS drohende Invasion schützen. Dabei muss er entdecken, dass es einen zweiten dämonischen Pol gibt, CLOGGATH, und dass beide Pole einander befehden, mit katastrophalen Auswirkungen auf die menschliche Zivilisation, die zwischen diesen monolithischen Mühlsteinen des Bösen zerrieben zu werden droht. Der KONFLIKT verschärft sich, bis CLOGGATH schlussendlich erscheint und der finale Kampf ausgetragen wird.

Im KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ (1983-1986) wird die Menschheit des Jahres 2092 durch eine Invasion unterworfen, während parallel die Entdeckung gemacht wird, dass es einst eine hoch entwickelte und offenbar höchst negative Zivilisation gab, die Rontat, die nun ihrerseits ein Comeback zu planen scheinen. Außerdem droht TOTAMS Invasion der Galaxis. Als dieser Angriff dann tatsäch­lich stattfindet, sind die Menschheit und Oki Stanwer kaum in der Lage, dem Ansturm standzuhalten. Schließlich kommt es zum finalen Kampf…

Wie ihr seht – diese drei KONFLIKTE sind vergleichsweise klar und schlicht struk­turiert. Das ist bei der vorliegenden Serie auf den ersten Blick auch so, aber mir war schon während der ursprünglichen Fertigstellung im Herbst 1988 und Früh­jahr 1989 bewusst, dass dieser Eindruck trog.

Leser, die gerne Oki Stanwer von Anfang an in Aktion erleben wollen, sind in dieser Serie vollkommen richtig… aber ihr Eindruck vom Herrn des Lichts, wie man ihn auch nennt, ist ein durchweg rätselhafter. Denn Oki Stanwer ist hier ein argloser Müßiggänger im London des Jahres 2034, und es mutet wie ein Zufall an, als er zunächst aus Alaska ein Päckchen bekommt, in dem ein rätselhafter Kristall und eine Kontaktadresse zu finden sind.

Fest überzeugt davon, dass das alles ein dummer Witz sein muss, sucht er die genannte Adresse auf, findet zunächst einen Toten und wird dann von unheimli­chen Kreaturen angegriffen, den Eismördern des Dämons Maaraan von TOTAM. Bis ihm jemand mit einem bizarren, antiken Stab zu Hilfe kommt und die Mons­ter auslöscht.

Auftritt Gerd Kartland von der WEOP, in seinem Besitz ist der so genannte Baby­lonische Stab. Und Kartland fahndet ausdrücklich nach Oki Stanwer, um heraus­zufinden, was Wahres an einer uralten Legende um den „Vater des Lichts“ und seine sieben „Kinder“ ist, deren Bestimmung es sei, gegen eine Macht namens TOTAM zu kämpfen.

Ehe sich Oki Stanwer versieht, befindet er sich im Abenteuer seines Lebens. Mit im Zentrum: Die WEOP, die „Weltgemeinschaft zur Erforschung Okkulter Phäno­mene“ – eine seit Jahrzehnten international tätige Organisation, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, das Geheimnis der SIEBEN SIEGEL VON TOTAM zu lö­sen.

Relativ bald beginnt Oki Stanwer zu verstehen, dass an den Legenden wesent­lich mehr dran ist, als er gedacht hat, und dass seine Aufgabe tatsächlich darin besteht, die Helfer des Lichts zu finden und TOTAM und seine Schergen zu be­kämpfen. Gleichzeitig ist er aber auch auf der Suche nach seinem verschollenen Vater (!) Marconius, der vor Jahren mit seiner Gattin Sonya im Irak spurlos ver­schwunden ist.

Hier entdecken Oki und seine Freunde schließlich Marconius´ Spur. Sie führt über ein Zeitgrab zurück ins Jahr 1596 vor Christus und direkt nach Babylon. Dort wirkt der Dämonenschmied von Babylon, und der Berater der hethitischen Invasoren ist niemand Geringeres als Marconius… der sich allerdings, wiewohl älter aussehend, als Oki Stanwers (Matrixfehler-)Sohn herausstellt.1

Während sie in der Vergangenheit ein Zeitparadoxon auslösen, löscht die Dä­monenwaffe GOLEM die Gegenwartszivilisation des Jahres 2035 durch einen Nuklear­krieg aus. Aber das Zeitparadoxon, und das ist dann der erste Bruch dieser Serie, erschafft eine parallele Zukunft.

Als Oki Stanwer in die Zukunft zurückkehrt, findet er eine Alptraumwelt vor, die von den Dämonenwaffen dominiert wird, und zusammen mit seinem Sohn Marc ist er nun auf der Flucht… bis ihm ein Baumeister die Chance gibt, über ein weiteres Zeitparadoxon GOLEMS Schreckenswelt ungeschehen zu machen.

Dummerweise ist der Baumeister entartet, und der Preis, den Oki Stanwer be­zahlt, führt fast zu seinem vollständigen Irrsinn. Als er aus dem Stasisgefängnis befreit wird, in das er gesperrt wurde (zweiter Bruch der Serienhandlung), hat sich die Welt erneut völlig verändert. Die WEOP hat es nie gegeben, den Zwei­ten Weltkrieg hat es nicht gegeben, und in England wird eine Organisation ge­schaffen, die man „Ghost-Agency“ nennt.

Oki und Marconius schließen sich der Ghost-Agency an und beginnen mit der Suche nach den magischen Artefakten, die sie aus Hattusas geborgen und ver­steckt haben. Aber sie sind nicht die einzigen Jäger. Da sind auch noch die sinis­tren Grauhäutigen, formell Bedienstete des Lichts, die es hier aber gar nicht ge­ben sollte und die unbedingt Oki ermorden wollen. Dann existiert eine Gruppe um den Millionär Gordon Barring, die sich „Weißwelt-Rebellen“ nennen und ebenfalls völlig fremdartige Vorstellungen von der Zukunft der Menschheit hat.

Und dann überfällt eine monströse Seuche die Menschheit – die Matrixfehler-Seuche, die binnen Wochenfrist Millionen Menschen dahinrafft und gegen die kein Kraut gewachsen zu sein scheint. Noch schlimmer: die SIEBEN SIEGEL be­ginnen zunehmend zu erwachen. Wenn sie das tun, werden sie die gesamte Menschheit auslöschen. Und ihr „Weckruf“ ist gewissermaßen Oki Stanwers Ge­genwart!

Die einzige Chance, am Ende des Desasters das Schlimmste abzuwenden, be­steht im so genannten ZEITSCHUB, bei dem Oki Stanwer für 25 Jahre in ein Sta­sisfeld eingeschlossen wird (dritter Serienhandlungsbruch).

Doch die „Folgewelt“, in der er und seine wenigen Getreuen herauskommen, ist eine dystopische. Staatengebilde existieren quasi nicht mehr, die Menschheit hat sich von der Gewalt der Seuche, allgemein nur noch „DIE KATASTROPHE“ genannt, kaum erholt. Alle vormaligen Machtstrukturen sind zerrüttet… und Oki bleibt nur ein halbes Jahr Zeit, um das Rätsel um die SIEBEN SIEGEL zu lösen und die Menschheit zu retten.

Dummerweise begeht er einen fundamentalen Fehler und mutiert dafür zu ei­nem machtvollen, unmenschlichen Wesen, dem Siegelwesen. Und das alles ist, wie sich bald herauskristallisiert, Teil eines infamen Plans, der den Untergang der Menschheit billigend in Kauf nimmt und zur Allmacht eines weiteren Ant­agonisten führen soll…

Gott, ich sage euch, das ist so ein wilder Stoff, schon jetzt in der vorliegenden, kommentierten Form, und es war ein wahnwitziges Abenteuer, das mich vom 3. März 2011 bis heute, zum 5. Juni 2018, in Atem gehalten hat.

Natürlich, die meisten Charaktere sind nicht ausgebaut. Selbstverständlich, sehr viel Information fehlt, es gibt unzählige Handlungslücken, die Dialoge sind… nun… mehrheitlich hölzern, um es behutsam zu formulieren. Die Kampfszenen bedürfen dringender Choreografie, die nur angedeuteten erotischen Verbin­dungen kann ich heute deutlich besser als vor 30 Jahren ausbauen. Das wird den Text zweifelsohne mindestens verdreifachen (und das ist noch eine sehr konservative Schätzung, es kann auch gut zehnmal soviel Text werden). Aber al­les in allem ist das ein faszinierender, glühender Geschichtenkeim, der jetzt in einer Form vorliegt, die ich vergleichsweise leicht nachbearbeiten kann.

Ja, sehr ähnlich wie KONFLIKT 2 des OSM, das stimmt. Denn auch dort ist es ja so, dass ich die digital vorliegenden Episoden in Form von E-Books nachbearbei­te und so in eine allgemein lesbare Form gieße. Dasselbe habe ich beizeiten auch hiermit vor.

Doch damit man KONFLIKT 18 wirklich inhaltlich verstehen und genießen kann, ist es vonnöten, Vorarbeiten zu leisten. Diese Vorarbeiten bestehen aus dreier­lei: zum einen möchte ich den KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH) digitali­sieren, was ich bislang noch nicht machen konnte. Parallel dazu will ich das BUCH-Fragment „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ (CK) weiter abschreiben (aktuell strebe ich der Seite 1000 der Abschrift zu), die ich ja aus OSH-Serie… na, sagen wir, „destilliert“ habe. Und drittens habe ich ja schon damit begonnen, den CK in E-Book-Version umzuschreiben.

Warum ist das erforderlich, ehe ich mich mit dem faszinierenden KONFLIKT 18 beschäftige?, mögt ihr euch jetzt vielleicht fragen. Ich erwähnte das schon ver­schiedentlich, aber in Anbetracht der vielen Worte, die ich in meinem Blog ma­che, ist das vielleicht untergegangen: KONFLIKT 13 ist sozusagen die Basis für den KONFLIKT 18. Hier werden Protagonisten eingeführt, die in KONFLIKT 18 dann verstärkt in Erscheinung treten. Hier leben Personen, die in KONFLIKT 18 als Matrixfehler agieren werden.

Versteht darum KONFLIKT 13 als Probelauf für KONFLIKT 18 – ebenso, wie KON­FLIKT 18 dann seinerseits der Probelauf für KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dä­monenjäger“ (1988-1994) ist und diese Serie der Probelauf für KONFLIKT 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“.

Gewiss, alle diese Serien könnte man auch prinzipiell unabhängig voneinander lesen… aber dann würdet ihr zahlreiche Anspielungen gar nicht registrieren und die wahre Tiefe der Geschichten nicht sehen können. Und ich würde euch gern dasselbe Vergnügen gönnen, das mich durchströmt, wenn ich diese Werke wie­der lese bzw. sie überarbeite. Damit ihr in die Feinheiten des OSM hineinwachst und merkt, wie groß und komplex die Welt ist, die sich hier ausbreitet. Warum mit einem Ausschnitt begnügen, wenn man alles haben kann, nicht wahr? Ich bin nicht der garstige Typ, der euch am ausgestreckten Arm verhungern lässt, ganz im Gegenteil.

Indes, und damit möchte ich für den Moment zum Schluss kommen, indes wün­sche ich mir, dass ihr spürt, wie erleichtert und begeistert ich bin, dass ich diese Aufgabe endlich (vorerst) abschließen konnte. Es wird nun Zeit, mich wieder an­deren Feldern zuzuwenden, zuvorderst natürlich meinen E-Books.

In der kommenden Woche erfahrt ihr an dieser Stelle, wie sich meine kreative Entwicklung für den Monat Juli 2018 dargestellt hat. Bleibt neugierig, Freunde, und schaut wieder vorbei!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Details zur Vorgeschichte gehören in KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (1983-1998).

Rezensions-Blog 182: Höllenschlund

Posted September 19th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

und wieder einmal folge ich an dieser Stelle den Spuren des Vielschreibers Clive Cussler und seiner Kompagnons, diesmal Paul Kemprecos. Wir wissen, dass es da sehr heterogene und durchwachsene Werke gibt – das hier ist einwandfrei eines der soliden Abenteuer, auch wenn ich in der unten wiedergegebenen Re­zension etwas hyperkritisch wirke. Das ist wesentlich meinem recht soliden his­torischen Breitenwissen geschuldet, das man ja nicht zwingend bei jedem Leser voraussetzen kann.

Abgesehen von den historischen Fakten, die mitunter doch etwas gezwungen zurechtgebogen werden, fand ich es faszinierend, auf diese Weise einen Konnex zwischen der amerikanischen Frühgeschichte, den Phöniziern und der Königin von Saba herzustellen. Das ist nicht wirklich simpel, und ich finde solche Verbin­dungen, wenn sie gut hergeleitet sind, durchaus inspirierend.

Wer sich jetzt nicht wirklich vorstellen kann, was die Artischocken-Gesellschaft, eine phönizische Bronzefigur und das legendäre Goldland Ophir miteinander zu tun haben, der sollte einfach mal weiterlesen. Er wird einen interessanten Ro­man finden und vielleicht die Neigung verspüren, ihn sich zuzulegen. Ach ja… und lasst euch nicht von Cover und Titel abschrecken oder zu überzogenen Er­wartungen verleiten, das wäre unschön, weil die Erwartungen so nicht einge­löst werden können.

Wie dann? Nun, folgendermaßen…:

Höllenschlund

(OT: The Navigator)

Von Clive Cussler & Paul Kemprecos

Blanvalet 36922, 2008

512 Seiten, TB

ISBN 978-3-442-36922-5

Aus dem Amerikanischen von Bernhard Kempen

Die Vergangenheit birgt gelegentlich Schätze inmitten von Vertrautem, über die man nur durch einen ungeheuren Zufall stolpert. In einem solchen Fall kann es ohne weiteres passieren, dass man ganz unvermittelt in akute Lebensgefahr ge­rät und von verschiedenster Seite Verhängnissen ausgesetzt wird, die man sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalt. Man kennt solche Szenarien bei­spielsweise von Indiana Jones, aber es gibt dergleichen durchaus ebenfalls in Büchern von Clive Cussler und seinen Coautoren, so auch in diesem Werk hier.

Der erste Prolog des Buches verschlägt den Leser in das Jahr 900 vor unserer Zeitrechnung, in ein fernes Land, in dem Katzen unbekannt sind und eine wage­mutige Gruppe phönizischer Seefahrer einen Schatz in ein sicheres Versteck bringen soll. Als sie diese Aufgabe glücklich vollendet haben, kommt es unmit­telbar darauf zur jähen Konfrontation mit einem zweiten Schiff, ehe die Finster­nis der Geschichte alles zudeckt.

Gut 2700 Jahre später neigt sich im Jahre 1809 die Amtszeit von Präsident Tho­mas Jefferson dem Ende zu. Doch ehe er sich auf seinen Altersruhesitz Monti­cello zurückzieht, sinniert er noch über eine tragische Angelegenheit der jüngs­ten Vergangenheit nach, die mit seiner geplanten Studie über Indianersprachen zu tun hat – und mit dem von im beauftragten Entdecker Meriwether Lewis, der kurz zuvor eines rätselhaften Todes gestorben ist. Und Jefferson beschließt, ein Geheimnis zu bewahren, das mit der Artischocken-Gesellschaft zu tun hat.

Der eigentliche Roman beginnt im Jahre 2003 in Bagdad, genauer: im irakischen Nationalmuseum nach dem Sturz von Saddam Hussein im Anschluss an den zweiten Golfkrieg. Was hier referiert wird, ist leider allgemein bekannt: direkt nach dem Sturz des Regimes hatten die amerikanischen Truppen nichts Besse­res zu tun, als die Ölquellen zu sichern – das Nationalmuseum blieb 36 Stunden lang ohne Schutz, und gut organisierte Diebesbanden richteten dort eine un­glaubliche Verwüstung an.1 Kulturgüter der Antike in Millionenwerten werden gestohlen und verschwinden auf dem schwarzen Markt der Antikenschmuggler. Und dies ist leider absolut keine Fiktion!

Als Carina Mechadi, UNESCO-Beauftragte für Antikenschmuggel, hier eintrifft, findet sie beispiellose Verwüstung vor und setzt alles daran, die gestohlenen Güter wieder zu beschaffen. Eher von nachgeordneter Bedeutung ist dabei eine mannsgroße Bronzeplastik unklarer Herkunft, der so genannte „Navigator“. Und doch beginnt er bald eine zentrale, ja tödliche Rolle zu spielen.

Mechadis Verbindungsmann zum Schwarzmarkt wird ermordet, ehe er die ge­stohlenen Güter wieder beschaffen kann, und jahrelang gelingt es ihr nicht, die entwendeten Antiken zu finden… bis ihr ein schwerreicher Industrieller namens Balthazar finanzielle Unterstützung zusichert und ihre Arbeit fördert. Auf diese Weise kann die Wissenschaftlerin schließlich in Ägypten eine Reihe der gestoh­lenen Gegenstände erwerben, darunter auch den „Navigator“. Alle Güter sollen zwecks Präsentation einer Wanderausstellung in die USA gebracht werden, Me­chadi begleitet den Transport.

Ein weiterer Forscher, der von der Königin von Saba förmlich besessene Schrift­steller Anthony Saxon, der ebenfalls ein eigenartiges Interesse am „Navigator“ hegt, kommt etwas zu spät, um die Figur in Augenschein nehmen zu können.

Um ein Haar kommen aber die Schätze nebst dem „Navigator“ gar nicht in den Vereinigten Staaten an – auf hoher See erfolgt ein Hubschrauberüberfall auf das Schiff, das daraufhin, von den Angreifern so geplant, mit einer Bohrinsel kolli­dieren und untergehen soll. Dass dieser Plan vereitelt wird, ist zwei wagemuti­gen Gentlemen zu verdanken, die der Leser hinreichend kennt: Kurt Austin und Joe Zavala von der NUMA. Eigentlich vor Neufundland mehr aus Abenteuer­gründen – sie begleiten ein Schiff, das Eisberge einfängt und abschleppt – tref­fen sie auf das Desaster und retten Schiff, den „Navigator“ und Carina Mechadi.

Das alles ist jedoch leider erst der Anfang.

Sowohl die Wissenschaftlerin als auch die Figur werden verfolgt, und Austin stellt rasch fest, dass alles, was im Zusammenhang mit der Figur steht, tödlich sein kann. Ein kindgesichtiger Killer geht um, der mit großer Profession reihen­weise Personen ermordet. Außerdem steht jemand mit viel Geld hinter zahlrei­chen Entführungsversuchen und Mordversuchen, die Austin und Mechadi schließlich bis in die Türkei verfolgen. Dorthin nämlich führt die Spur einer zwei­ten „Navigator“-Figur, von der die beiden erfahren. Eine ebenfalls lebensge­fährliche Fährte, die mit zahlreichen Toten gespickt wird, alten wie modernen.

In den Vereinigten Staaten taucht derweil ein uraltes Dokument von Thomas Jefferson auf, das mit der alten Meriwether Lewis-Expedition in Verbindung steht… und mit der immer noch existierenden Artischocken-Gesellschaft, die nach wie vor darum bemüht ist, ihre Geheimnisse zu wahren…

Schließlich sind sogar Kryptografen der amerikanischen Geheimdienste in die­ses Geschehen verwickelt, das vor so langer Zeit seinen Anfang nahm und durchaus geeignet ist, die Welt zu erschüttern, wenn es zur Unzeit ans Tages­licht kommt. So beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Gegner ruhen nicht, sondern sind sehr bereit, buchstäblich auf archaische Weise über Leichen zu gehen…

Inwiefern die beiden Handlungsstränge zusammenhängen, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Ich habe das Buch jedenfalls mit großem Interesse gele­sen und mir damit etwas mehr Zeit gelassen als mit sonstigen Cussler-Roma­nen. Das kam der Lektüre definitiv zugute. Das Werk an sich basiert auf interes­santen Fakten, die mir als jemandem mit recht breit gefächertem historischem Wissen weitgehend bekannt waren. So ist beispielsweise absolut realistisch dar­gestellt, dass die Phönizier über eine hoch stehende Navigationstechnik verfüg­ten, mit der sie Handelswege erschlossen, die andere gleichzeitige Kulturen nie­mals riskiert hätten. Sie waren beispielsweise die ersten, die Afrika offensicht­lich ganz umschifft haben. Dass sie küstenferne Seefahrt betrieben haben, halte ich durchaus für denkbar.

Ein wenig nachteilig für die Lektüre erwies sich meine historische Kenntnis aber dann doch. So stellte ich recht schnell fest, um was für einen Schatz es ging, der im Prolog verborgen wird, das hat dann einigen Reiz aus der Geschichte genom­men. Ich gehe nicht in die Einzelheiten, aber das war etwas bedauerlich.

Die Vorstellung, dass die legendären Goldvorkommen von Ophir, um die es hier auch geht, durchaus nicht in Afrika gelegen haben sollten, ist ebenfalls reizvoll, aber in der hier gebotenen Präsentation doch eher etwas hanebüchen. Das gilt selbst dann, wenn man historisch nachweisen kann, dass dort, wo sie schließ­lich nachgewiesen werden, nachweislich Gold geschürft wurde.

Vollends Potentiale werden dann verschenkt, wenn es um die Rekonstruktion der Reiseroute der Phönizier geht. Vergebens wartet der Leser darauf, dass alt­bekannte NUMA-Experten wie St. Julien Perlmutter oder der Superrechner Max zu Rate gezogen werden, wobei das hier wirklich auf der Hand gelegen hätte. Aber vielleicht erschien den Verfassern das als „zu einfach“. Die Alternativstrategie ist dann zwar auch nicht übel, aber sie überzeugt irgendwie nicht wirklich.

Wirklich abstrus wurde dann aber die, wie ich es mal nennen möchte, „Famili­engeschichte“ im Zusammenhang mit der Königin von Saba. Nicht nur, dass sie hier fast durchgängig als „Saba“ bezeichnet wird (was etwa so passend wäre, als würde man Kanzlerin Angela Merkel in zweihundert Jahren oder so durchgängig innerhalb eines Romans als „Deutschland“ bezeichnen)2, es geht noch eine Gangart heftiger. Die hier hergestellte Pseudo-Historie – wohl gemerkt, über ei­nen Zeitraum von fast 3000 Jahren! – gipfelt dann in derartigen Zufällen, dass man die Verschwörungstheoretiker nicht nur trapsen hört, sondern poltern. In der Tat werden Verschwörungstheorien a la Dan Brown hier munter bedient.

All das ist nicht wirklich uninteressant und durch die Bank lesenswert, nur über­zeugt das Gesamtresultat dann nicht durchgängig. Schweigen wir davon, dass der Titel keinerlei Bezug zum Inhalt hat, und zwar wirklich überhaupt keinen (sieht man vielleicht von einer Szene ab, die etwa 3 Seiten umfasst), und das Ti­telbild selbst ist nun wirklich frei erfunden, wenn auch sehr hübsch anzuschau­en. Aber halt NUR ein „Eyecatcher“, sonst nichts.

Es sei dem Verlag wirklich angeraten, Romantitel zu ersinnen, die näher am Ori­ginal liegen. Was hätte, beispielsweise, dagegen gesprochen, das Buch „Der Na­vigator“ zu nennen? Unbedingt passend, kein Zweifel. Zu langweilig vielleicht? Oder warum wurde nicht etwa ein versunkener Tempel auf dem Titelbild abge­bildet (was dem Inhalt wenigstens nahe gekommen wäre)?

Interessant war auch der Wechsel in der Übersetzerriege. Kempen verleiht dem Kemprecos-Abenteuer neuen Charme. Das spricht nicht gegen die bisherigen Übersetzungen durch Michael Kubiak, aber ich wenigstens fand, dass der stilis­tische Wandel deutlich spürbar war. Besonders die Jefferson-Schiene, über die oben nur Andeutungen fallen gelassen wurden, hat dadurch sehr gewonnen.

Insgesamt ist also zu konstatieren, dass dies zweifelsohne einer der besseren Kemprecos-Romane ist, zwar lange nicht mehr so sehr wie die frühen Romane der Reihe an großen Menschheitsproblemen orientiert, sondern mehr auf die klassische Storyline der alten Cussler-Romane ausgerichtet (moderne Action in Verbindung mit einem Rätsel der Frühzeit, das zum Schluss aufgeklärt wird), das gereicht ihm aber nicht zum Nachteil. Wer deutlich weniger über Salomon, die Königin von Saba und die damit in Verbindung stehenden Thematiken weiß, wird sogar noch deutlich besser unterhalten, könnte ich mir vorstellen. Manch­mal ist zu viel Vorwissen von Nachteil. Seufz…

© 2012 by Uwe Lammers

Damit genug der Abenteuer für heute. In der kommenden Woche geht es auf moralisch-philosophische Weise hinab in den Abgrund, und ich stelle euch ein Buch vor, das mir damals die Gänsehaut auf den Leib trieb… und dabei handelt es sich wirklich in keiner Weise um einen Horror-Roman, sondern um ein Sach­buch.

Um welches genau? Oh, da solltet ihr nächste Woche reinschauen, das möchte ich hier noch nicht vorwegnehmen.

Bis dann, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. hierzu auch Matthew Bogdanos: Die Diebe von Bagdad. Raub und Rettung der ältesten Kulturschätze der Welt, München 2006.

2 Ihr wahrer Name, soweit er überliefert ist, lautet „Makeda“, woraus im Buch durchgängig – wenn überhaupt erwähnt – „Mekada“ wurde. Mag sein, dass es auch diese Schreibweise gibt, aber sie war mir unbekannt. Ich neige eher dazu, sie für einen Schreibfehler oder Recherchefehler zu halten.

Wochen-Blog 289: OSM-Kosmologie, Lektion 12 – Was wäre, wenn…?

Posted September 16th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, es liegt schon geraume Zeit zurück, dass wir uns zu einer Kosmologie-Lektion des Oki Stanwer Mythos an dieser Stelle trafen. Das war in Blogartikel 240, also vor ungefähr 11 Monaten. Aber ich wies ja anfangs schon darauf hin, dass diese Artikelreihe in sehr unregelmäßigen und meist recht weit zerstreuten Abstän­den erfolgen würde. Dazu muss einfach der richtige Moment gegeben sein, die Inspiration hat zu stimmen, das Thema muss mir liegen, damit die Worte auch strömen können.

Das war heute wieder der Fall, als mich ganz spontan die Idee zum heutigen Beitrag ansprang. Zwar wird er erst in vier Monaten, also am 16. September 2018, für euch öffentlich sein, aber das ist in meinen Augen nicht problematisch – ich bin es nun wirklich seit Jahrzehnten gewohnt, Werke „auf Vorrat“ zu schreiben, der OSM ist das allerbeste Beispiel dafür.

Heute möchte ich mal ein wenig in den Bereich der Kontrafaktik ausweichen… natürlich gäbe es da im Rahmen des OSM auch viel zu erzählen: über abwei­chende Zeitströme, Parallelwelten, Alternativzukünfte und so weiter, aber dar­um soll es heute eher nicht gehen. Dazu kommen wir später.

Worum geht es heute? Um einen interessanten Gedanken, den ich nie weiter verfolgt habe und wahrscheinlich auch nicht mehr verfolgen werde. Er hat gleichwohl gewisse Spuren in meinen Unterlagen hinterlassen, über die ich kürzlich stolperte, und deshalb ist es einen Beitrag wert, darüber zu schreiben. Er ist vielleicht geeignet, mancherlei, sagen wir, „enge“ Vorstellungen eurerseits über die Natur des Oki Stanwer Mythos zu relativieren. Das ist das Günstigste, was ich mir hiervon erhoffe. Und natürlich eine gewisse Gedankenoffenheit, die dadurch befördert werden soll.

Worum genau geht es?

Ich erzählte verschiedentlich schon davon, wie der OSM eigentlich begonnen hat – nämlich mit der Niederschrift des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“ (1981-1984). Die Serie erreichte 91 handschriftliche Episoden und schloss am 8. Janu­ar 1984. Die digitale Abschrift wurde am 16. Mai 2005 mit Seite 671 vollendet.

Mein Fund jüngst zeigte nun, dass dies nicht in Stein geschlagene, eherne Ge­wissheit war, jedenfalls nicht während des Verlaufs des Jahres 1983. Während ich damals noch als Realschüler die Schulbank in Gifhorn drückte, konnte sich ein Teil meines Unterbewusstseins offensichtlich durchaus vorstellen, dass die Serie hätte weitergehen können. So betrachtet habe ich also nur ein mögliches Ende der Serie letzten Endes realisiert. Und ein weiteres skizzierte ich in eine handschriftliche Kladde.

Ehe ich dazu komme, muss ich euch ein kleines Update geben über den Verlauf des KONFLIKTS 15, anderenfalls seht ihr die fundamentalen Abweichungen nicht, die ich mir für den kontrafaktischen weiteren Serienverlauf vorstellte.

Der KONFLIKT 15 – grober Handlungsablauf:

Man schreibt in der Galaxis Milchstraße das Jahr 7474. Die Menschheit hatte einst ein weitläufiges Sternenreich geschaffen, aber die Invasion der rätselhaf­ten Voorks hat sie vor inzwischen fast zweitausend Jahren in alle Winde zer­streut. So ist ein Flickenteppich von kleinen Sternenreichen entstanden, die un­tereinander verfeindet sind und rivalisieren. Die Ursprungsheimat, die Erde, ist zu einem vergessenen, mythischen Ort herabgesunken.

Ähnliches trifft auf ein weiteres Sternenreich zu, das lange vor dem Tag blühte, an dem die Menschen zu den Sternen aufbrachen: das okische Imperium unter Oki Stanwers Führung. Niemand ahnt, dass es sich dabei lediglich um einen Ma­trixfehler des KONFLIKTS 9 handelt. Ruinen des okischen Reiches sind nach wie vor überall in der Galaxis zu entdecken.

Als Oki Stanwers Seele aus der Ewigkeit zurückkehrt und in der Kleingalaxis Zoran einen humanoiden Androidenkörper beseelt, der die Reise in die Milch­straße antritt, beginnt der KONFLIKT, der Kampf gegen TOTAM und seine Dämo­nen, die längst mit der Unterwanderung der Menschenwelten begonnen ha­ben.

Nach abenteuerlichen Umwegen kann sich Oki Stanwer in der Maske des Milli­ardärs Eon Seggar auf dem Planeten Korsop unter dem Licht der Sonne Mira Ceti als gesellschaftliche Kraft etablieren. Er gewinnt schließlich eine Reihe von machtvollen Verbündeten, sucht die alten Bündnispartner des okischen Imperi­ums, um sein Ziel zu erreichen: eine starke Streitmacht zu etablieren, die TO­TAMS erwarteten Angriff abwehren soll. Zu diesen Verbündeten zählen etwa Klivies Kleines, Regent des eigentlich ausgestorbenen Volkes der Kleinis, das nun nur noch in der Form der so genannten „Seelen-Armee“ existiert, außerdem der Helfer des Lichts Thor Gordenbeyl vom Planeten Garos. Und dann ist da noch der abtrünnige Dämon Zomar von TOTAM mit seinen Truppen, ganz zu schweigen von den pflanzlichen Zartans und den PSI-Intelligenzen, die Oki Stanwer für sich gewinnen konnte.

TOTAM, das sagen Voraussagen aus, wird im Nebelsektor die finale Auseinan­dersetzung suchen, und das trifft auch zu. Im Januar 7477 kommt es dort zum schlussendlichen Waffengang, bei dem die galaktische, multiethnische Streit­macht verheerend geschlagen wird und Oki Stanwer den Tod findet.

Der KONFLIKT 15 endet mit TOTAMS Sieg.

So ist es tatsächlich gelaufen. Aber wie oben angedeutet, gab es eine alternati­ve Handlungsschiene, die ich nicht realisierte. Die „Was wäre, wenn…“-Schiene weicht bereits in den späten 80er-Bänden von der tatsächlichen Handlungskur­ve ab, aber nicht sehr stark.

So ist als Band 90 der Planungstitel „Tod den Helfern des Lichts“ vermerkt, den es so nie gab. Der Untertitel „Okis Freunde fliehen“ signalisiert, dass eine Verta­gung der finalen Auseinandersetzung geplant war.

Band 91 sollte „Die Randwelt“ heißen, der Untertitel lautete: „Marko taucht auf.“ Dazu sollte man wissen, dass der Helfer des Lichts Marko Chang bereits vor Band 10 der Serie umkam. Wie er hier also noch mal auftauchen sollte, ist mir heute unklar.1

Für Band 92 ist der Titel „Kleines, der Heiler“ vermerkt mit dem Untertitel „Der Herr der Seelen-Armee auf der Flucht“. Auch hier das klare Verschleppungssyn­drom. Das machte natürlich nun notwendig, dass ich mir auch Gedanken um das Schicksal der anderen Freunde Oki Stanwers machen musste.

Man merkt das an Band 93: „Der Hüne von Garos“ (Untertitel: Thor als Muskel­mann.) – doch eher eine etwas hilflose Titelgebung. Gut, dass ich das nie reali­siert habe…

Band 94 fordert wieder Dynamik: „Die Staub-Pest“ (Untertitel: Das VERSTECK wird verraten.). Hier wirkte sich ganz offenkundig aus, dass ich zum Thema Staub-Monster bereits parallel in KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ etwas ge­schrieben hatte. In gewisser Weise kupferte ich also schon in Gedanken aus ak­tuellen OSM-Serien ab – zwar besser, als von anderen Autoren abzukupfern, aber nicht sehr viel einfallsreicher. Auch hier ist es gut, dass es nie zu einer Um­setzung kam.2

Die direkte Konsequenz aus dem vorigen Band wird dann in Band 95 „Ausgelie­fert an TOTAM“ (Untertitel: Der WAHRE Feind hat Okis Freunde.) geschildert. Es schließt sich eine Trilogie an, die direkt auf TOTAM und im Innern TOTAMS spielt:

Band 96: TOTAMS WaffenfabrikDie Freunde erkennen TOTAMS Macht.

Band 97: In der Festung TOTAMIm Zentrum des Horrors.

Band 98: TOTAMS KernOkis Freunde im Brennkreis höllischer Mächte.

Mit den beiden Folgebänden wurde dann dieser Handlungsstrang abgeschlos­sen, auf denkbar finsterste Weise:

Band 99: Die Versklavung des AllsKeiner widersteht TOTAMS Macht.

Band 100: Der Entropie-HammerTOTAM schlägt zu.

Mit Band 101 wurde dann ein krasser Handlungsbruch und offenbar auch ein Zeitsprung und Handlungsortswechsel intendiert, wie dann Band 105 signali­siert. Da folgte ich der gängigen Handlungslogik von Heftromanserien, die ich kannte, namentlich Perry Rhodan – wo damals noch die 100er-Bände für einen Zyklusneubeginn standen. Bei „Oki Stanwer“ sollten Titel und Untertitel bis da­hin folgendermaßen aussehen:

Band 101: Einsatzplan GultoomDer Kampf der Hu’uns beginnt.

Der Volksname der Hu’uns war einigermaßen einfallslos. In der Serie existierte zuvor schon das Volk der Clu’un’raa… die Parallelen sind ziemlich eindeutig. Auch hier also wieder nur: Neuaufguss, keine Innovation.

Band 102: Das Strahlen-Grab Seng-ton-la im Bann von fremden Seelen.

Die Person des Seng-ton-la sollte offenbar eine neue zentrale Handlungsperson sein, möglicherweise jene, von der dann in Band 103 die Rede ist – scheinbar als Gastkörper der verstorbenen Helfer des Lichts, die auf diese Weise wieder „reanimiert“ werden sollten… prinzipiell auch heute nicht unmöglich, aber da­mals kaum realistisch ohne Rekurs auf obskure Mythen zu erklären.

Band 103: Das Fünffach-WesenFünf Seelen in einem Körper.

Band 104: Die Robot-KammerEine uralte Oki-Basis wird aktiviert.

Hier war dann der eben erwähnte thematische Bruch vollzogen

Band 105: Hundert Jahre danachDie Entwicklung des Alls seit Okis letztem Tod.

Das hört sich dann sehr schematisch an. Was hatte ich hier wohl im Sinn? Eine reine Geschichtslektion? Wie hätte das wohl dramaturgisch ausgesehen? Ich meine, es ist nicht undenkbar, dass eine solcherart eingenordete Episode einen eigenen Spannungsbogen enthält, aber das ist doch der „direct action“ mit han­delnden Protagonisten in keiner Weise vorzuziehen.

Band 106: Das AndroidendepotEine Seele bekommt einen neuen Körper.

Und auch das war ein Neuaufguss, der in der realisierten Serie bereits mehrfach gebracht worden war. Jetzt also NOCH eine Auferstehung, WIEDER mit einem Androidenkörper…? Nein, das war mir dann doch etwas zu kraus. Auch hier: gut, dass ich das nicht realisiert habe! 

Band 107: Flug in die FinsternisOki Stanwer und die Dunkelwolke.

Band 108: TOTAMS BastionenUnbezwingbar ist TOTAMS Macht.

Ein theatralischer, aber letzten Endes inhaltsleerer Titel, im Grunde nichts sa­gend, so hübsch er auch klingen mag.

Band 109: Todeswelt TerraDie Ursprungswelt der Terraner wird vernichtet.

Auch das war in der Serie schon mal in den frühen 40er-Bänden als bedrohliche Perspektive in der Serie zu sehen… ziemlich theatralisch und eigentlich unnötig in Szene gesetzt. Außerdem ließ sich ja mit Fug und Recht bezweifeln, dass TO­TAM, wenn die Macht des Bösen schon 100 Jahre über die Milchstraße herrsch­te, die Erde ungeschoren gelassen hatte. Der Band entbehrte also offensichtlich der logischen Grundlage.

Band 110: Horror-HeereTOTAMS WAHRER Herrscher öffnet TOTAMS Kern.

Dies sollte offenbar der Auftakt von Feldzügen TOTAMS sein – sie werden in der Serie verschiedentlich angedeutet, dasselbe gilt auch für andere KONFLIKTE, etwa für KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“, aber man erfährt generell jenseits der Hauptbrennpunkte der Auseinandersetzungen wenig davon, wie sich das Ewige Reich via Knochenstraßen ausdehnt. Hier wollte ich wohl einen Anfang machen, das zu ändern.

Band 111: RiddleOki auf der geheimnisvollen Welt.

Band 112: Der Unbekannte Das Rätsel von Hellside.

Und schon wieder ein Crossover aus einer anderen KONFLIKT-Ebene, an der ich zum damaligen Zeitpunkt bereits schrieb: In KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“, in dem einige Handlungslinien aus KONFLIKT 15 interes­santerweise weiter verfolgt werden, taucht der Planet Hellside und das dortige Orakel auf. Es hat hier also nichts zu suchen.

Band 113: Flotte der Hu’unEin Volk gegen TOTAM.

Band 114: Der StrukturatorDie Todeswaffe wird eingesetzt.

Über diese Waffe ist nichts Näheres bekannt, sie wird im weiteren OSM bislang nicht mal genannt.

Band 115: „TOTAM soll sterben!“Der Flug ins Zentrum des Schreckens.

Band 116: BURTSONOki und das Geheimnis der kosmischen Wolke.

Band 117: Der OkiplanetOki bricht auf.

Und auch hier sieht man einen klaren Rekurs auf frühere Handlungsmuster. Der Okiplanet, der im Zentrum der Handlungen des KONFLIKTS 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ steht und in den „Gedankenspielen“ mit meinem Bruder in den 70er Jahren solch eine eminente Bedeutung hatte, sollte von mir mitsamt der Zentralintelligenz BURTSON wieder in die Handlung dirigiert werden. Das wäre sicherlich schief gegangen.

Wie solch ein Wiederauftauchen des Okiplaneten ausschaut, kann man beizei­ten in der Serie „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ beobachten, dem KONFLIKT 22, den ich im Herbst 1989 begann. Von daher weiß ich, dass dieses Setting wahnsinnig schwierig umzusetzen ist. 1983/84 wäre ich daran zweifelsohne ge­scheitert.

Band 118: Das RaumlochEine Flotte von TOTAM im Entropie-Bann.

Auch hier zog ich mich auf Ideen aus den „Gedankenspielen“ zurück. Dort war es eine Oki-Kampfflotte des okischen Imperiums, die ins Silberne Universum verschlagen wurde, hier nun gedanklich eine Flotte TOTAMS, die sich in einem entropischen Kontinuum wieder finden sollte.

Diese Idee verwendete ich übrigens ca. 1985/86 im KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“.

Band 119: Das Orakel von HellsideZomar und der Älteste der Totenköpfe.

Das ist ebenfalls eine kontrafaktische Geschichte, die deshalb besonders absurd wurde, weil sowohl Zomar als auch das Totenkopf-Orakel schließlich bei der fi­nalen Auseinandersetzung mit TOTAM im KONFLIKT 15 liquidiert worden waren. Ohne Zeitmanipulation hätte das hier also nicht funktioniert.

Band 120: „Fürchte die Mächtigen“Die Warnung des Orakels.

Tja, noch mehr substanzlose Theatralik…

Band 121: Der Sammelpunkt Oki findet eine Kampfflotte der Okis.

Diese Suche nach Sammelpunkten im Halo ist bereits Thema der realisierten „Oki Stanwer“-Serie gewesen. Man sollte auch hier annehmen, dass 100 Jahre nach TOTAMS Sieg von diesen Sammelpunkten nichts mehr übrig ist…

Band 122: Die zweite SchlachtDie Hu’un an der Peripherie der Galaxis.

Band 123: Die GeisterweltDie alte Zentralwelt erscheint.

Auch dies war in ähnlicher Form bereits in der realisierten Serie des KONFLIKTS 15 geschehen. Aber dort war die alte Zentralwelt der Kleinis Teil einer instabilen Raumzone. Nach 100 Jahren wäre sie längst von den entropischen Gewalten aufgezehrt worden. Noch eine unplausible Idee… mir gingen definitiv die Ideen aus.

Band 124: Riss zum Silbernen UniversumDas ultimate Gefängnis wird ent­deckt.

Die Idee habe ich dann später, wie oben erwähnt resultierend aus den „Gedan­kenspielen“, in KONFLIKT 20 übernommen, dort aber in den 90er Jahren deut­lich geschickter, als ich es hier hätte tun können.

Band 125: Im Entropie-FieberTOTAMS Superflotten im Silbernen Universum.

Band 126: Oki und die KampfplanetenGestrandet in TOTAMS Reservoir.

TOTAMS Reservoir ist, wenn man den restlichen Oki Stanwer Mythos heran­zieht, die Knochendimension. Darüber erfährt man ein kleines bisschen im KONFLIKT 15, aber nicht allzu viel. Etwas mehr wird in KONFLIKT 13 „Oki Stan­wer Horror“ gesagt, wo ich die Handlung im Finalzyklus Ende 1985 in diesen Be­reich verlagerte. Ernsthaft um die Knochendimension gekümmert habe ich mich dann allerdings erst Ende 1988, Anfang 1989 im Finalzyklus des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“. Auch für diesen Fall gilt – ich hätte das 1983/84 unmöglich gescheit darstellen können.

Band 127: Der schwarze TunnelReise nach TOTAM.

Band 128: Das Entropie-ChaosDas Ende von TOTAMS Flotten.

Band 129: Das ultimate Gefängnis – (hierzu gibt es keinen Untertitel mehr)

Tja, und damit gingen mir die Ideen dann endgültig aus… und ich schätze, mir wurde bereits klar, während ich über den potenziellen Untertitel von Band 129 sinnierte, dass das alles nicht sehr viel Sinn ergeben würde. Dass eine Ver­schleppung des Kampfs gegen die Helfer des Lichts nach Oki Stanwers Tod und erst recht seine Jojo-artige Wiederauferstehung keinen Nutzen für die potenzi­ellen Leser bieten würde.

Damit verschwand diese alternative Storyline über das eigentliche Ende des KONFLIKTS 15 hinaus dann aus meiner Wahrnehmung und blieb allein als Mög­lichkeitsform bestehen. Es ist sehr gut möglich, dass ich den einen oder ande­ren Haupt-Planungstitel in der Zukunft in anderen KONFLIKTEN einsetzen wer­de. Manche davon sind recht nett gewählt. Aber ihr könnt sicher sein, dass die obigen Inhalte dieser Episoden dann keinen Bestand haben.

Soviel für heute aus dem Bereich der Kosmologie-Lektionen. In der nächsten Woche berichte ich über den Abschluss der digitalen Fassung von KONFLIKT 18. Da könnt ihr dann ein wenig nach Luft schnappen und staunen. Das solltet ihr nicht versäumen, Freunde.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

Denkbar wäre hier eine Inszenierung in Form von Matrixfehlern, aber davon hatte ich damals interessanter­weise nur geringe Ahnung… wiewohl gerade dieser KONFLIKT von Matrixfehlern nur so wimmelt!

Inwiefern übrigens hier Dinge wie das dritte der SIEBEN SIEGEL VON TOTAM, d. h. das Staubgrab, bzw. auch die staubförmige Dämonenwaffe Ullikummi präjudiziert wurden, ist unklar. Ich denke aber, da gibt es keine ursächlichen Zusammenhänge.

Rezensions-Blog 181: S.E.C.R.E.T. (1)

Posted September 12th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute begeben wir uns mal in den Süden der Vereinigten Staaten, direkt an den Golf von Mexiko – auf nach New Orleans und in das Leben einer einfachen Frau, die hier als Kellnerin ihr vergleichsweise schlichtes Dasein fristet und die von Jahr zu Jahr melancholischer und einsamer wird. Wir kennen solche Menschen zur Genüge, sie finden sich in jeder Stadt. Und für eine Autorin sind solche Per­sonen stets gute Aufhänger, weil die Leser ihnen von Herzen wünschen, dass sie aus ihrem erdrückenden Alltagstrott ausbrechen.

Bei Cassie geschieht das durch einen interessanten Zufall, und es bleibt, fand ich, ein wenig das Geheimnis der Autorin, ob dies tatsächlich reiner Zufall ist oder ob die Geheimgesellschaft, auf die sie trifft, vielmehr Zwischenfälle dieser Art für Menschen inszeniert, denen man ansieht, dass sie in einem Strudel des unsichtbaren Unglücks gefangen sind.

Ich fand den Gedanken einer solchen Geheimgesellschaft, deren Ziel darin be­steht, das Glück der Menschen herbeizuführen, von Anbeginn an faszinierend. Und dass es sich dabei dann auch noch um einen erotischen Roman handelte, machte ihn beinahe unwiderstehlich.

Neugierig geworden? Dann schaut mal, wovon ich hier im Detail eigentlich rede:

S.E.C.R.E.T.

(OT: S.E.C.R.E.T.)

von L. Marie Adeline

Heyne 54564

304 Seiten, TB

9.99 Euro, Februar 2014

Aus dem Englischen von Nicole Hölsken1

Cassie Robichaud ist das, was man eine graue Maus nennen würde, wenigstens sieht sie sich selbst so. Sie ist 35 Jahre alt, verwitwet und als Kellnerin im eher mäßig erfolgreichen Café Rose in New Orleans tätig, wohin sie mit ihrem Mann Scott nach dem Abflauen des Sturms Katrina gezogen war. Seit vier Jahren lebt sie nun im selbst gewählten, eher unabsichtlichen Zölibat, bewundert den Un­ternehmungsgeist ihres Chefs Will Foret, und eigentlich hat sie das dumpfe Ge­fühl, bereits am Ende ihres Lebens angekommen zu sein. Nach 14 Jahren Ehe und vier Jahren Witwendasein, in einem Wohnblock untergekommen, der gern als Hort der alten Jungfern bezeichnet wird, lediglich mit einer Katze als Gesell­schaft, sieht sie die Welt grau in Grau.

Das ändert sich völlig überraschend, als sie eine Fundsache aufhebt, die eine at­traktive Frau versehentlich fallen gelassen hat – ein kleines, in Leder gebunde­nes Büchlein. In dem Wunsch, vielleicht die Adresse der Frau herauszubekom­men, blättert sie darin. Zwar findet sie den Namen der Besitzerin, Pauline Davis, aber was da noch drinnen enthalten ist… das ist… nun, pikant, um es behutsam zu formulieren.

Pauline hat hier offensichtlich ein erotisches Tagebuch geführt, das ihr bei den wenigen Blicken, die Cassie hineinwirft, die Schamröte in die Wangen treibt. Und doch… irgendwie animiert sie dieser Blick in die leidenschaftliche Intimität einer fremden Frau.

Und dann ist da dieses Inhaltsverzeichnis.

Wenn das ein Inhaltsverzeichnis sein soll:

Schritt eins: Hingabe

Schritt zwei: Mut

Schritt drei: Vertrauen

Schritt vier: Großzügigkeit

Schritt fünf: Furchtlosigkeit

Schritt sechs: Selbstvertrauen

Schritt sieben: Neugier

Schritt acht: Wagemut

Schritt neun: Überschwang

Schritt zehn: Entscheidung.“

Sehr seltsam. Sehr animierend. Und Cassie ist außerdem schockiert.

Wenig später kehrt Paulina Davis zurück, doch sie ist nicht alleine, sondern in Begleitung einer älteren Dame namens Matilda Greene. In dem sich entspin­nenden Gespräch macht die sehr energische Matilda Cassie überraschend den Vorschlag für ein persönliches Gespräch und überreicht ihr ihre Visitenkarte. Auf der Rückseite findet Cassie ein weiteres Rätsel vor, denn dort steht nur ein Akronym: „S.E.C.R.E.T.“ Außerdem die beunruhigenden Sätze „Kein Urteil. Keine Grenzen. Keine Scham.“

Was soll das nur bedeuten? Und was meint Matilda mit der Bemerkung, Frauen wie Cassie seien „ideale Kandidatinnen“? Kandidatinnen wofür? Und – ist sie für solch eine Erfahrung überhaupt bereit? Wäre es nicht besser, einfach alles zu vergessen und… ja… mit ihrem Kellnerinnenleben fortzufahren?

Ach, wenn es doch nur nicht so glanzlos wäre. So hoffnungslos. So immer gleichbleibend. Paulinas Notizbuch und Matildas Andeutungen scheinen zu signalisieren, dass es irgendwo da draußen noch mehr gibt. Dass sie selbst, Cas­sie, womöglich etwas versäumt, wenn sie nicht wenigstens mit Matilda das Ge­spräch sucht.

Sie gibt sich einen Ruck.

S.E.C.R.E.T. erweist sich, wie Cassie alsbald erkennen muss, als eine Art von Ge­heimgesellschaft von Frauen, die sich in New Orleans etabliert hat. Ihr Ziel ist es, wenigstens vordergründig, Frauen mittleren Alters – also Frauen wie Cassie – , die aus irgendwelchen Gründen die stärkste Kraft ihres Lebens, nämlich die weibliche Sexualität, verschüttet und vielleicht sogar verleugnet haben, zu neuem Leben zu erwecken und die betroffenen Kandidatinnen so zu vitalisieren.

Die nervöse, unsichere und scheue Cassie, die sich weder ihres eigenen Äuße­ren recht bewusst ist noch ihrer sexuellen Phantasien („Was, wenn ich gar keine habe?“ „Oh, Sie haben welche. Sie wissen es nur noch nicht.“), braucht eine Wei­le, um auf Matildas Offerte einzugehen. Wenn sie dies tun will, erfährt sie, wird sie wie jede Absolventin von S.E.C.R.E.T. ein Armband mit neun goldenen An­hängern erhalten, so genannte „Charms“. Jeder Anhänger steht für eine der neun Prüfungen, durch die ihre Sexualität zu neuem Leben erweckt werden soll.

Als sie sich dazu entschließt, die Herausforderung anzunehmen, steht auch schon die erste Prüfung direkt vor ihrer Haustür – ein ungemein attraktiver, tä­towierter Mann, der seine Massageliege gleich mitgebracht hat und Cassie zu lustvollen Erlebnissen und Höhepunkten führt, die sie für unmöglich gehalten hätte.

Und das ist alles erst der Anfang…

Es ist immer wieder schön, neue Autorinnen kennen zu lernen, namentlich sol­che, die erotische Literatur schreiben, und ich gebe zu, in diesem Fall war es ein besonders kurzweiliges Vergnügen (das gerade mal 48 Stunden dauerte, eher noch weniger). Das Buch, bestehend aus 13 Kapiteln, ist offensichtlich durch­konzipiert und darum nicht das Werk einer intuitiven Autorin – was es freilich nicht weniger lesenswert macht. Man ahnt zwar schnell, dass quasi jedes Kapi­tel nach den erforderlichen Anfangsabschnitten notwendig eine Prüfung für Cassie Robichaud beinhaltet, doch bleibt die Natur dieser Herausforderungen grundsätzlich unklar. Es ist stets ein Wagnis. Das kann in Cassies eigener Woh­nung geschehen, in einem Tanzsalon, in einer gründlich (und unabsichtlich) ver­wüsteten Küche oder auf einer Yacht auf See… man ist einfach von Mal zu Mal verdutzter, was der Autorin an interessanten Situationen so einfällt.

Bei alledem bleibt Cassies Charakter strukturell gleich, und ihre anfängliche Nervosität, die zwar gedämpft und durch hungrige Vorfreude auf den nächsten „Vorfall“ partiell ersetzt wird, verschwindet nie völlig. Selbst zum Schluss hin hat sie – sehr begreiflich, wie ich fand, Angst vor der eigenen Courage und muss ein wenig zu ihrem Glück „überredet“ werden. Ich fand, die Handlung hatte einiges gemeinsam mit dem archäologischen Abtragen von Erdschichten – in diesem Fall von Schichten der Lethargie und Passivität, die sich über Cassies ursprüngli­che, lebenshungrige Persönlichkeit gelegt hatten wie ein erstickender Panzer. So atmet nicht nur Cassie von Kapitel zu Kapitel freier, sondern in gewisser Weise überträgt sich das auf den Leser. Ein sehr angenehmer Effekt, der romantisch-unaufgeregt daherkommt. Alles in allem ist dies also ein eher ruhiger Roman, dramatische Einbrüche muss man weder fürchten noch kann man sie erwarten.

Natürlich ist der Band Auftakt zu einer Trilogie, das bedeutet notwendigerwei­se, dass die Hauptperson zum Schluss auf eine Klippe des Schicksals treffen muss, um eine Entscheidung zu fällen. Welche Konsequenzen sich daraus erge­ben, wird sich zeigen, und zwar im zweiten Band, auf den ich schon sehr neu­gierig bin.

Ein wenig manisch fand ich Cassies Wirkung auf die Männer beschrieben, mit denen sie ihre Prüfungen durchlebt. Zu behaupten, sie seien durch die Bank von ihr begeistert gewesen, würde noch eine ziemliche Untertreibung darstel­len – euphorisch bis hemmungslos verliebt trifft es deutlich besser. Ich meine, hier hat die Autorin dann doch etwas zu stark aufgetragen. Und selbst wenn ich schon ein paar Handlungsweichen für Band 2 und vielleicht auch Band 3 erah­nen kann (vielleicht überrascht sie mich ja auch?), schmälert das das Lesever­gnügen nur sehr wenig.

Wie ein Blogger oder vermutlich mehr eine Bloggerin passend schrieb: „Endlich mal ein packender und berührender Erotikroman, der ganz ohne Fesseln und Peitschen auskommt!“ Ich schmunzelte dabei, da ich bekanntlich gegen solche Werke auch keine Einwände erhebe (sofern da nicht über die Stränge geschla­gen wird, was leider auch mal vorkommt). Dieses Leserdiktum stimmt jedenfalls unbedingt, und es handelt sich um ein angenehmes, locker-leichtes Lesevergnü­gen mit einer sehr sympathischen Protagonistin, der man etwas mehr Selbstbe­wusstsein sehr wünschen würde. Aber das hat Cassie Robichaud zum Ende des Romans zweifelsohne gewonnen – seien wir gespannt auf Band 2!

© 2017 by Uwe Lammers

Ja, das ist also erst einmal der erste Teil. Um Teil 2 kümmere ich mich in vier Wochen. Zweifellos Zeit genug, das Buch zwischendurch zu verschlingen (dauert im Idealfall keine drei Tage, wie ich schmunzelnd ergänzen möchte).

Ähnlich ist es übrigens mit dem Werk, das ich in der nächsten Woche hier vor­stellen werde. Da haben wir es dann wieder mit Kurt Austin und Joe Zavala zu tun, die sich diesmal in die phönizische Antike verirren… ein faszinierendes Garn, und das sage ich nicht allein als Historiker.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Jetzt nach einem Dreivierteljahr fällt mir hinsichtlich der Übersetzerin auf, dass sie vorab schon bei Sylvia Days Romanzyklus „Crossfire“ ihre Meriten verdient hatte… den Zyklus habe ich inzwischen ebenfalls gele­sen und rezensiert, er wird beizeiten auch hier sukzessive nachzulesen sein, allerdings zweifellos frühestens im Sommer 2019.

Wochen-Blog 288: Das 14. BUCH – Eine scharf geschliffene Waffe

Posted September 9th, 2018 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

manchmal überrascht es mich, wie flink sich die Dinge ändern und veralten kön­nen. So geschah es gestern auch mit meinem Blogartikel 278, den ich, um euch ein wenig zu verwirren, erst vor rund 14 Tagen geschrieben habe, am 11. Febru­ar 2018. Heute schreiben wir den 27. Februar, aber bis ihr die eben erwähnten Zeilen lesen werdet, müsst ihr euch bis zum 1. Juli 2018 gedulden, und ehe ihr diese hier zu sehen bekommt, werden wir den 9. September schreiben.

Ja, ich arbeite weit im Voraus, und das ist gut so, denn aktuell kann ich noch nicht sagen, was das Jahr an Arbeitsbelastungen und Aufgaben bringen wird. Mein Denkhorizont reicht eigentlich zurzeit nur bis zum Convention „Raum & Zeit Continuum IV“ und dem vorgeschalteten Event „11hoch11 trifft Buch­markt“ (13.-15. April 2018, alles zusammen).

Und eher so en passant verschob sich zwischenzeitlich mein Aufmerksamkeits­fokus – weg von „primär lesen“ hin zu: „endlich mal längere Projekte abschlie­ßen“. Ihr wisst seit langem, dass ich an einer schier unüberschaubaren Zahl an parallelen Projekten arbeite, was meine Aufmerksamkeit disloziert, meine Kon­zentration zersplittert und zu konstanter Verzettelung führt.

Nachdem ich kürzlich quasi aus dem Stand die OSM-Kurzgeschichte „Die Ster­nengeborene“ abschloss, war mir klar, dass der Wind sich gedreht hatte – und ich nahm mich des langen Romans „Eine scharf geschliffene Waffe“ an und brachte ihn binnen Tagen zum Abschluss. Ein Werk, an dem ich nun wirklich seit fast acht Jahren mit vielen Unterbrechungen geschrieben habe. Der Roman um­fasst insgesamt 497 anderthalbzeilige Seiten, ein Glossar werde ich in den nächsten Tagen in aktualisierter Version in Angriff nehmen (natürlich gibt es längst einen ersten Entwurf, aber die Seitenzahlen haben sich gründlich ver­schoben, so dass ich die noch mal eruieren muss).

Der ausschlaggebende Punkt, warum ich diese Geschichte endlich abrunden konnte, lag in der Tatsache, dass ich jene Stelle fand, wo ich sie aufteilen konn­te. Denn es war, wie jüngst schon mal erwähnt, genau wie im Fall von „Der Platz der Steine“ – irgendwie hatte ich mich aufgrund des langen Zeitrahmens verheddert und Szenenblenden niedergeschrieben, die durch zu große temporale Lücken getrennt waren.

Indem ich daraus kurzerhand zwei Romane machte und die Dateien „Waffe 3“ und „Waffe 4“ in den neuen, zweiten Ghani-Roman „Licht und Schatten auf Dawson“ verschob, vollführte ich am 5. Februar 2018 quasi einen Befreiungs­schlag. Und auf einmal war alles ganz simpel: ich hatte schon seit zwei Jahren gewusst, dass die kleine Reisegruppe um Ghani kurz nach dem Aufbruch aus der Siedlung „Tor des Susquehenna“ Oki Stanwers LAGER erreichen würde… aber mir war durchaus unklar gewesen, wo ich da den „Cut“ setzen sollte.

Es ist doch sehr viel sinnvoller, damit zu warten und Ghanis Eingliederung ins LAGER erst im zweiten Roman an prominenter Stelle zu beschreiben“, sinnierte ich schließlich. Und so verfuhr ich dann auch.

Aber ich sollte an dieser Stelle noch mal etwas zurückrudern für die Leser, die mit den obigen Informationen nicht allzu viel anfangen können… und das ist wohl die Majorität von euch. Ich darf nie aus dem Blick verlieren, dass ihr ja im Gegensatz zu mir den vollen Überblick nicht habt, sondern auf die fertig publi­zierten Werke aus dem OSM und die Informationshäppchen angewiesen seid, die ich herausgeben kann.

Folgendes ist also der Background des vorliegenden 14. BUCHES meines priva­ten Romanarchivs:

Wir befinden uns im KONFLIKT 19 des Oki Stanwer Mythos. Ich begann am 1. Januar 1991, an diesem KONFLIKT zu schreiben, niedergelegt in der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“, die aktuell 55 Episoden Umfang hat.1 Der zentrale Handlungsschauplatz der frühen Bände ist ein Ort, der euch sehr vertraut sein dürfte: eine erdnahe Welt unter fremder Sonne, die man als Dawson bezeich­net.

Eine chinesische Raumexpedition zur Venus entdeckte in den 40er Jahren des 21. Jahrhunderts eine uralte Alienstation mit einem schwarzen Monolithen dar­in, dem so genannten „Tor der Ewigen Seligkeit“, das von der Spezies der Bau­meister zurückgelassen worden war und jeden verschlang, der sich ihm unter bestimmten Umständen näherte. Kenner des OSM wissen, dass es sich dabei um eines der zahllosen Portale des Baumeister-Transmitternetzes handelte. Was indes hinter all diesen Ereignissen stand, war eine gezielte Intervention eines Baumeisters, der die Menschheit und ihre Aufmerksamkeit dorthin lenkte.2

Ein Auswandererstrom bewegte sich schließlich dorthin, als die föderale Erd­regierung sich in eine rigide Überwachungsdiktatur zu verändern begann. Einer dieser Auswanderer war der junge Ire Ian Perry, der auf Dawson – das er noch „Swamp“ nannte – sein Heil in der Flucht suchte und stattdessen sein Schicksal fand, in Gestalt des jungen Kleini-Mädchens Sinaa, das seine Frau und die Mut­ter seiner Kinder wurde.3 Eines dieser Kinder war dann die in vielerlei Hinsicht talentierte kleine Senyaali, die eine ganz eigene Verbindung zu ihrer fremden Heimat entwickelte und spezielle Talente an den Tag legte.4

Doch all das spielte sich im Wesentlichen im Süden des Blackriver-Tales ab. Weiter nördlich, dort, wo das Baumeister-Portal stand, entstand unter unge­klärten Umständen eine kleine Stadt, die man fast mit einer Art Wildwestsied­lung vergleichen kann. Diese Ortschaft, mit Abstand das kulturelle Zentrum des Planeten, war First Valley.

In der OSM-Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ entdeckte ich bereits 1991, dass das ein höllischer Ort war: eine Stadt mit einer verrohten Stadtmiliz, der Stadtwache, einem dauergeilen Diktator, dem Obmann Alex Tschernowsky, der sich weibliche Neuankömmlinge selektieren ließ, um sie dann zu sich zu zitieren und sie ungeniert und ausdauernd zu vergewaltigen.

Ja, ein grässlicher Ort, ich sagte es schon.

Und irgendwo in der Wildnis von Dawson gab es noch etwas anderes – eine geheime Siedlung, die man nur als „das LAGER“ bezeichnete und die von einer legendären Gestalt beherrscht wurde: von Oki Stanwer.

An seiner Seite war neben einigen Helfern des Lichts auch eine rätselhafte, ver­schwiegene Asiatin, ein zierliches und unscheinbares Wesen namens Ghani, das über unbegreifliche Fähigkeiten verfügte.

Ich spürte sofort, dass sie keine Mutantin war, obwohl ihre Fähigkeiten sehr in diese Richtung gingen. Aber wiewohl ich nicht genau verstand, was sie war oder wo ihre Ziele lagen, begriff ich eines sehr schnell, während die Serie sich in den folgenden 15 Realjahren entwickelte – Ghani war mit Sicherheit alles andere als ein Mensch. Und damit begann ein faszinierendes Rätsel, das an meiner kreati­ven Seele beständig nagte wie ein tosender Strom am umliegenden Felsen.

Wer also war Ghani? Woher war sie gekommen, was war ihr Ziel? Ich vermoch­te es beim besten Willen nicht zu sagen, und das machte mich kribbelig – so et­was deutet immer auf komplexe, gefährliche Geheimnisse im Hintergrund des OSM hin. Und dass dieses unscheinbare, zierliche Persönchen eine gefährliche Wesenheit war, begriff ich sehr schnell. Ich verstand nur beim besten Willen nicht, warum.

Im Dezember 2010, während ich in der Serie schon in den 50er-Bänden ange­kommen war und zahlreiche erschreckende neue Entdeckungen auf Dawson und im direkten Umfeld dieser Welt gemacht hatte, sprang mich dann jene Idee an, die den Keim zum vorliegenden Roman bildete.

Wann, so dachte ich mir, war Ghani eigentlich nach Dawson gelangt? Und von woher? Wie hatte sie den Weg von First Valley, wo ja der Empfangstransmitter der Venus stand, zu Oki Stanwers LAGER gefunden? Das war schließlich alles an­dere als trivial, da niemand die Position des LAGERS zu kennen schien – Alex Tschernowsky brannte darauf, Oki Stanwers Machtbasis zu zerstören. Geheim­haltung war also absolut essentiell.

Die Arbeiten an dem vorliegenden Roman begannen am 26. Dezember 2010, und bis Silvester arbeitete ich jeden Tag daran – und kam auf erstaunliche 47 Skizzenseiten aus dem Stand bis Jahresende. Atemberaubende 47 Seiten, die sich heute auf mehr als 600 Seiten Skript verteilen und auf die eingangs er­wähnten inzwischen zwei Romane.

Der Schreibdruck war unglaublich, die Bilderflut schier überwältigend. Ich sah nicht nur schreckliche Protagonisten aus der Serie in ihrer frühen Brutalität wie­der – etwa den Verwalter Jefferson Carmichael und den brutalen Stadtwachen-Kommandanten Dave Haldane – , sondern ich warf auch erschreckende Blicke in die ferne Zukunft… in jene Welt, aus der Ghani stammte.

Eine Zeit, in der so etwas wie Planeten, Sonnen und Galaxien der Vergangenheit angehören. In der organisches Leben quasi nicht mehr existiert. Und in der Oki Stanwer ein mythisches Wesen ist, eine Legende, ein Mythos der grauen Vorzeit – wie es der Titel des OSM generell signalisiert. In jener fernen Zeit, wo die Zeit als Mixzeit existent ist und mal vorwärts, mal rückwärts fließt, wird immer noch gekämpft und ein schier unglaublicher Krieg geführt.

Ich wusste von diesem Krieg jenseits des RANDES schon seit 1994, als ich den KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ abschloss, und Interventionen aus jenen fernen Zeitaltern waren mir längst vertraut. Aber lange war mir un­klar, inwiefern der Planet Dawson, der doch auf den ersten Blick so unspektaku­lär wirkt, ein derartiger Brennpunkt der Geschehnisse war.

Dawson, soviel war in der Zukunft immerhin noch bekannt, stellte etwas dar, was die zukünftigen Mächte ein „blindes Datenfenster“ nannten. Rahmenin­formationen über die dortigen Ereignisse waren bekannt, aber Detailrecherche vor Ort führte fast unausweichlich und ständig zum vollkommenen Verlust der ausgesandten Späher.

Dawson galt als gefährlicher Ort.

Es gab nur ein einziges Einfallstor dorthin: den Venus-Transmitter. Aber offen­sichtlich war die Venus bereits vor Jahrhunderten kontaminiert und versiegelt worden. Selbst der im Solsystem wirkende Baumeister, der sich seit langer Zeit in Deckung befand, musste letztlich seine Hilflosigkeit eingestehen. Und die Temporalschockwellen, die von Dawson ausgingen, wurden beständig stärker. Die Zukunft war in akuter Gefahr.

Auf Dawson befand sich Oki Stanwer, die zentrale Person des KONFLIKTS. Sein Leben war in größter Gefahr, und es war nahezu unmöglich, irgendwen zu sei­nem Schutz abzustellen.

So kam eine zukünftige Macht dahin, einen Emissär nach Dawson zu entsen­den, um die Ereignisketten in ihrem Sinn zu stabilisieren. Es galt, eine grundle­gende Intervention auszuführen. Aber aus den in die Zukunft übermittelten Daten war klar, dass jede Person, egal, welchem Volk sie entstammte, egal, wie gut sie technisch ausgestattet war, in dem Augenblick verloren sein würde, sobald sie den Transmitter auf Dawson verließ.

So wurde Ghani erschaffen und instruiert.

Ein Wesen, das äußerlich unscheinbar war, intern jedoch über Machtmittel jen­seits jeder Vorstellung verfügte – eine scharf geschliffene Waffe, erschaffen für jede Art von Intervention. Und in völliger Unkenntnis der eigenen Fähigkeiten.

Was sie zuallererst tun sollte, war eine Aufgabe, die unerwartet schwierig aus­fiel: sie sollte sich in die menschliche Gesellschaft integrieren, „implementie­ren“, wie sie es nannte. Und dabei stieß die völlig arglose Ghani auf die erstaun­lichsten Überraschungen. Eine zentrale darin war etwas, was sie nicht als Kom­plikation begriffen hätte: die menschliche Psyche und ihre irrationalen Untie­fen…

Es machte einen schier unglaublichen Spaß, kann ich euch versichern, diese zahllosen schrulligen Personen in First Valley und der Umgebung zu treffen und zu erleben, wie sie sozial interagierten. Die vergnüglichen Erstkontakterfahrun­gen, die Ghani durchmachte und manchmal fast zur Weißglut trieben, die amü­sierten mich zunehmend. Und während all das geschah, während sich Ghanis Fähigkeiten immer weiter entwickelten, fand ich so vieles über den Planeten Dawson, seine Bewohner und seine Struktur heraus, wie ich das nie für möglich gehalten hätte.

Dawson ist noch sehr viel schrecklicher, als sich das irgendwer bisher auszuma­len verstehen könnte – und wenn ihr denkt, dass ich da jetzt auf die dort leben­den gestaltwandelnden Berinnyer anspiele… Freunde, vergesst die Berinnyer, wirklich. Im Vergleich zu den Gefahren, die dort tatsächlich das Leben zur Hölle machen, sind sie wirklich vernachlässigbar. Wer mir nicht glaubt, kann das bei der Lektüre des Romans beizeiten genauer entdecken. Aber die Berinnyer sind tatsächlich nicht das Schlimmste, was Dawson aufzubieten hat. Bei weitem nicht.

Selbst Ghani täuscht sich lange Zeit vollständig über die Gefahr, in der sie und alle dort Lebenden schweben. Und auch nachdem sie eine zentrale Person des frühen 19. KONFLIKTS getroffen hat, den knorrigen Trapper Charles de Quentin, ist ihr überhaupt nicht klar, in welchem Minenfeld sie sich eigentlich bewegt – als ihr das schließlich bewusst gemacht wird, kennt ihr Entsetzen indes keine Grenzen mehr.

Dawson ist mit Recht die Hölle. Und Ghani muss unglaubliche Widerstände und Schwierigkeiten überwinden, um endlich ihr Ziel zu erreichen.

Beizeiten, denke ich, werde ich euch diesen faszinierenden Roman zugänglich machen, kann aber noch nicht sagen, in welcher Form genau – ob als E-Book oder zuvor in einer kapitelweisen Abdruckvariante oder als Printversion. Aber ich bin überzeugt davon, dass es jede Minute des Lesens wert ist – wie es auch jede Minute des Schreibens wert war.

Soviel also heute zum neuesten Werk der „Annalen der Ewigkeit“, dem OSM-Werk 1846. Demnächst steuere ich dann wieder andere Ufer an.

Bis nächste Woche, meine Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu beizeiten die Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“, begonnen 1991.

2 Vgl. zur Vorgeschichte die Story „Die Intervention“, Januar 2014.

3 Vgl. dazu den Roman „Ian und der Stein der Götter“, August 2010.

4 Vgl. dazu die Stories „Der Platz der Steine“, Juni 2015, und „Das Versteinerungs-Spiel“, Dezember 2016.