Liebe Freunde des OSM,

heute gibt es mal zur Feier des Tages – 150 Wochen Blogartikel sind durchaus eine Art von Jubiläum – etwas ganz Exotisches. Vor geraumer Zeit habe ich mal einen interessanten Essay geschrieben, den ich euch heute mal in gründlich ak­tualisierter Version zukommen lassen möchte. Denn wer weiß, vielleicht hat euch ja auch schon mal der Gedanke umgetrieben, der mich damals zu den Tas­ten eilen ließ: Der Uwe ist also Historiker. Und er ist auch Science Fiction-Fan und Science Fiction-Schriftsteller. Ist das nicht eine kuriose Sache? Widerspricht sich das nicht?

Nö, dachte ich damals, und so denke ich noch heute. Doch einst führte ich ein paar gewichtige Argumente zur Begründung an. Nach inzwischen mehr als 10 Jahren sind allerdings einige Dinge nachzutragen gewesen. Ich habe sie mehr­heitlich in die Fußnoten verlegt und sie dadurch etwas reformiert und ausgewei­tet. Schaut euch diesen Essay einfach mal an, so rasch wird nichts von dieser Art folgen… aber möglicherweise eine ganze Menge Rezensionen von Werken, auf die ich unten rekurriere.

Guten Leseappetit, meine Freunde!

Historie und Phantastik – kein Widerspruch

(Essay)1

Üblicherweise löse ich Verwirrung in meinem Bekanntenkreis aus, wenn ich im Bus nach Wolfenbüttel zu meiner Arbeitsstelle an der Herzog August Bibliothek fahre und meine Mithistoriker entdecken, dass ich, beispielsweise Bücher mit dem Titel „Die unbekannte Macht“2 oder „Der Schwarm“3 oder „Der magi­sche Steinkreis“4 bzw. „Das Wing-4-Syndrom“5 lese.6 Bekanntlich sind das nicht unbedingt „historische“ Werke, manche spielen sogar auf fremden Welten und/oder Jahrhunderte in der Zukunft.

Science Fiction, Fantasy, Phantastik, Dinge also, die es eigentlich nach dem ra­tionalen Geschichtsverständnis einfach nicht gibt, die von vielen „seriösen“ Wis­senschaftlern schlicht als „Märchen“ abgestempelt werden7, denen keine Be­weiskraft innewohnt, all das scheint ein direkter Widerspruch zu meiner Profes­sion als Historiker zu sein und geht gerade noch als „Entspannungslektüre“ durch, wenngleich da schon die Stirne gekraust wird.

Wenn ich dann aber auch noch bereitwillig erzähle, dass ich phantastische Ge­schichten SCHREIBE, ist die Verwirrung meist vollkommen. Der Gesprächs­partner weiß dann gar nicht mehr, woran er mit mir ist. Dabei ist, wie nachzu­weisen sein wird, Geschichte und Phantastik keineswegs ein Widerspruch, schon gar nicht für mich selbst.

Es scheint diesbezüglich sinnvoll zu sein, mit meiner eigenen Biografie zu be­ginnen, um gewissermaßen vom Speziellen zum Allgemeinen hin vorzustoßen. Das erhöht vermutlich die Akzeptanz, denn niemand sollte glauben, die stirnrun­zelnde Reaktion sei auf Seite des Phantasten geringer ausgeprägt als auf der Sei­te der Wissenschaftler.

Meine erste Karriere war die des Phantasten, und ich halte sie nach wie vor für die wichtigere und intensivere von beiden. Die zweite ist, naheliegend, die des Historikers, und beide sind miteinander fusioniert in jenem nicht mehr ganz klar festzumachenden Moment, in dem ich die Geschichte als Handlungsmuster mei­ner Werke entdeckte. Das bedarf einer Erläuterung zum besseren Verständnis.

Schon als kleines Kind war ich sehr entgegengesetzten Impulsen ausgeliefert, und sie führten mich einmal in Richtung der Phantastik, zum zweiten in Rich­tung der Geschichte. Doch während meine phantastischen Neigungen relativ wahllos durch Fernsehfilme, Comics und erste Bücher (nicht den üblichen Kin­derkram, ich stieg gleich mit Mark Brandis, John Christopher, Jules Verne, Heinlein und Lem und ähnlichem Kaliber ein und sattelte etwa 1977/78 auf Heftromane um, namentlich auf REN DHARK, TERRA ASTRA und später die TERRANAUTEN) gefüttert wurden, war der geschichtliche Input sehr konstant.

Er erfolgte durch meine mehrmals im Jahr gemachten Reisen zu meinem Groß­vater in Hildesheim und ins dortige Roemer-Pelizaeus-Museum. Wer das Muse­um aus eigener Anschauung kennt, weiß sicher, dass der Schwerpunkt der Expo­nate auf dem alten Ägypten liegt, und folgerichtig wurde ich schwerer Ägypten-Fan, maßgeblich angestachelt durch das vielfache Lesen des Geschichts-Klassi­kers „Götter, Gräber und Gelehrte“ von C. W. Ceram (alias Kurt Marek).8

Als die Schullehrstoffe vom alten Ägypten abschwenkten, verlor ich das Interes­se an der Geschichte, weil, natürlich, der Input aus Hildesheim, den ich mehr­mals jährlich bekam, immer derselbe war. Ägypten, Ägypten, Pharaonen. Toll.

Es dauerte mehrere Jahre, bis fast zum Ende meiner regulären Schulzeit, bis ich meine Leidenschaft für Geschichte entdecken konnte. Dazwischen hing ich buchstäblich mit dem Kopf zwischen den Sternen und war nicht zugänglich.

Ich möchte behaupten, dass erst in dem Moment, in dem ich biografisch ein we­nig Bodenhaftung bekam, also von Wolfsburg nach Gifhorn umsiedelte, wo mir in der Schule statt der bisherigen aggressiven Ablehnung von Altersgenossen (die meine selbstgewählte Isolation in den Büchern naturgemäß verstärkte) Sym­pathie und Freundschaft entgegenschlug, eine Änderung eintrat. Ich begann die Lehrer und Mitschüler zu schätzen, die erste Verliebtheit verdrehte mir grundle­gend den Kopf, und mein Interesse an anderen Menschen erwachte – und an Personen der Geschichte.

Während ich mich nun in die allgemeine Geschichte intensiver einlas, gewannen auch die Personen in meinen Geschichten ein wenig mehr Kontur, sie hatten plötzlich ein Zuhause, eine Familie, eine Biografie. Das blieb aber alles noch in den Kinderschuhen, da die letzten 2-3 Jahre meiner Schulzeit kaum ausreichten, aufzuholen, was ich zehn Jahre hatte schleifen lassen. Dennoch, der Keim war gelegt.

Später, als ich Zivildienst in Hameln machte, entdeckte ich mein Herz für die in­kaische Kultur, und wer jemals in den Genuss der OSM-Ebene 23 „Oki Stan­wer – Der Dämonenjäger“ kommt, wird das hautnah spüren können. Die Dar­stellung des Tahuantinsuyu des Jahres 1531 als Ausgangsbasis für Oki Stanwers und Sarai Stanwers BASIS DER NEUTRALEN ist so intensiv, dass sie sich bis in die allgemeinen Details der Kleidung, der Religion und des Alltagslebens der Inkas ausdehnt.

Spätestens seit jenem Zeitpunkt, also dem Frühjahr 1990, war mir klar, dass Ge­schichte suchterzeugend war. Zahlreiche geschichtliche Werke standen bis dahin bereits gelesen in meinen Regalen, nun aber explodierte die Zahl schier, und die Intensität der Rückkopplung zu meinen eigenen Geschichten verstärkte sich.

In gewisser Weise könnte man also sagen, dass der Pfad von der Phantastik her direkt zur Geschichte hin ging, ohne indes so zu verlaufen, dass die eine Leiden­schaft die andere ablöste. Das Gegenteil war der Fall, und seither laufe ich sozu­sagen „zweigleisig“. Wer sich das als anstrengend vorstellt, sieht nur eine Seite der Wirklichkeit.

Kommen wir zum Allgemeinen, damit ich den biografischen Exkurs nicht ad in­finitum ausdehne. Die amerikanische Historikerin Barbara Tuchman hat einmal sehr treffend – für die Geschichte – gesagt, es sei sinnvoll, zu schreiben, bevor die Recherchen abgeschlossen sind, anderenfalls bestünde die Gefahr, dass man einfach immer weiter recherchiere und sammle, um des Recherchierens und Sammelns willen.9 Das möchte ich hier nicht machen.10

Was ist die Basis aller Geschichtswissenschaft? Natürlich das allgemeine Studi­um der menschlichen Gesellschaft in all ihren Facetten. Der Ursprung dieser Ge­schichte ist stets das menschliche Individuum, die Biografie. Das stellt für mein Geschichtsverständnis die Grundlage dar, auf die alle Recherchen letzten Endes zurückgehen. Auch wenn man Organisationen, Staaten oder Völker untersucht, gerät man früher oder später, wenn man akribisch genug ist, zurück auf den ge­sellschaftlichen Kern des Individuums.11

Was ist, wenn wir den Blickwinkel wechseln, der Kern des Schriftstellerns, des Schreibens von Geschichten, Romanen und ähnlichem? Im Grunde genommen die Hauptpersonen. Geschichten, die keine ausformulierten Hauptpersonen be­sitzen oder deren Protagonisten amorph bleiben, sind schlechte Geschichten. Die Idee, die in ihnen steckt, mag noch so gut sein, ohne ausgefeilte Personendar­stellungen bleibt die Idee in den Kinderschuhen stecken und kann den Leser nicht erreichen, der bald gähnend das Buch aus der Hand legt.12 Also muss der Schriftsteller – psychologisch gesprochen – ein Gespür für seine Protagonisten entwickeln. Er muss die Menschen kennenlernen, die Motivationen, die sie um­treiben. Er muss selbst zum Psychologen werden.

Doch wenn er dann darangeht, weitläufige Weltsysteme in seinen Werken zu entwickeln, reicht die Psychologie alleine nicht mehr hin, da eine zweite Schwä­che ihn einholt, die Romanen gerne anhaftet: man mag die Personen so gut ken­nen, wie man will, wenn man eine schwache Story erzählt und in Allgemein­plätzen „versackt“, wie ich es mal nennen möchte, dann erzählt man allenfalls eine mittelprächtige Geschichte, die rasch vergessen ist.

Wie erzählt man nun eine GUTE Geschichte? Nun, mein Rezept dafür ist fol­gendes: Eine gute Geschichte besteht aus einem ausgezeichnet durchdachten, raffinierten und nicht durchsichtigen Plot, nicht zwingend eine gängige Plotsto­ry, bei der erst am Ende das Aha-Erlebnis kommt, sondern möglichst eine ganze Reihe davon, verteilt über Handlungs-Zickzackkurven innerhalb der Handlung, die immerzu die Neugierde des Lesers von neuem aufstacheln. Unbedingte Zutat für solche Geschichten sind gut entwickelte Charaktere, die wandlungsfähig und nicht dogmatisch sein sollten. Sie müssen Leben besitzen, ein Eigenleben, das durchaus den Autor selbst überrumpeln und in die Verzweiflung treiben darf.13 Und letzten Endes muss der Background der Story so gut durchdacht sein, dass der Leser an den Background „glaubt“. Das gelingt mir relativ oft, wie mir scheinen will.14

In diesem Sinne, das wird vielleicht nachvollziehbar sein, besitzen die Geschich­te und die Geschichtswissenschaft eine außerordentliche Legitimationsfunktion. Ohne auf plumpe Argumentationsmuster und oft strapazierte Vergleiche zurück­greifen zu müssen – etwa die Feststellung, dass vieles, was Jules Verne als phan­tastische Erfindungen im 19. Jahrhundert kreierte, inzwischen zur Alltagstechnik gehört (wiewohl das stimmt) – , kann man so als neugieriger Leser vielleicht nachvollziehen, warum Phantastik und Geschichtswissenschaft zwar ein mitun­ter schwieriger Spagat sind, wenn man sie beide gleichzeitig betreibt, aber kein fundamentaler Widerspruch.

Die Phantastik ist nur eine Untergruppe der Schriftstellerei im allgemeinen, und die Geschichtswissenschaft nur eine Untergruppe der Forschungen, die sich mit der Natur des Menschen und seiner Gesellschaft befassen (wie auch die Genetik, Soziologie oder Psychologie, um einige davon zu nennen).

In dem Punkt, wo der gemeinsame Kern ist, eben beim Menschen, beim menschlichen Individuum, da treffen sich diese beiden Gebiete und besitzen eine Schnittmenge. Wer sich für die menschliche Geschichte interessiert und über ge­nügend Phantasie verfügt, wie ich es tue, kann auch mit Leichtigkeit extrapolie­ren, und schon breitet sich ein Fächer virtueller Welten aus, in denen die menschliche Geschichte von dem bisweilen grundlegend abweicht, was man landläufig kennt. Es mag sich dabei um „seriöse“ kontrafaktische Geschichte handeln15 oder eben um frei flottierende phantastische Geschichten mit histori­schem Background.16

Die Phantastik hat aber mit der menschlichen Geschichte nicht nur diesen Schnittpunkt. Wenn man konsequent die Verzweigungspfade weitergeht, die für viele Historiker vermutlich zu spekulativ (für mich aber zu reizvoll sind, als dass ich sie ignorieren könnte), der gelangt nicht nur in die gängige kontrafaktische Geschichte, die die Grundlage bildet für Alternativwelt- und Parallelweltge­schichten, sondern der gerät schließlich in ganz fremde Räume.

In diesen fremden Räumen verlassen wir die Menschheit und stoßen zu Völkern unter fremden Sternen vor, die nie zuvor ein Menschenauge erblickt hat. Und jählings segelt jener Forscher der Geschichte und Phantastik zugleich mit bizar­ren Wesenheiten über tropische Ozeane fremder Welten, besucht Inseln und Kontinente, die bisweilen von einer unglaublichen Schönheit sind, dass der Atem stockt.

Wer kennt schon solche Welten wie den schwebenden Kontinent Shonta-Land in der NISCHE?17 Wer kennt das versunkene Reich der legendären Veskoy, das binnen eines Tages über die Jahrmillionen und über Millionen von Lichtjahren zerstreut wurde?18 Wer kann sagen, welche tragische Geschichte hinter den düs­teren metallenen Wüstenstädten der Rontat steckt?19 Wer kennt schon den Ur­sprung und die Zeitläufte des untergegangenen Volkes der Us’sheleyaa (also der „Wasserkinder“)?20

Nun, diese Geheimnisse und diese GESCHICHTEN der nie gekannten Völker liegen vor dem Historiker und Phantasten auf einmal da, und er kann langsam, auf historische Weise, und schnell, mit der glühenden Verve des Phantasten, gleichermaßen darin eindringen und dies seinen neugierigen Lesern ausbreiten.

Der unbestreitbare Vorteil und Nachteil zugleich darin ist leider ebenfalls evi­dent: ist schon die menschliche Geschichte, wenn man sie auf mikrogeschichtli­che Weise betreibt, also in die kleinsten Einheiten der Geschichte vordringt, in die Biografien, nahezu unendlich groß ist, so gilt das in noch verstärktem Maße für diese parallelen Geschichtsverläufe anderer Völker.

Die Aufgabe, die sich einem Forscher in jenen wirren, gigantischen Räumen stellt, ist also unvergleichlich und im Grunde genommen endlos. Das mag im übrigen – ich stellte gerade meine eigene Forschungssituation in der Geschichte und in der Phantastik sowie in dem Schnittpunkt der „Phantastischen Geschich­te“ dar – erklären, warum die gerne geäußerte Vermutung meiner Freunde und Leser nicht zutrifft. Sie denken oftmals, Geschichtenschreiben, das sei so ähn­lich wie ein Glas mit Bier leeren. Wenn man viel daraus trinkt (lies: schreibt), sei der Tank irgendwann leer. Das ist ein klassisches Fehlurteil.

Indem ich immerzu neue Felder, immer neue Personen, Welten, Völker entdecke und ständig an Perfektion in der Beschreibung gewinne, kann man weder be­haupten, es werde hier in irgendeiner Weise langweilig, noch kann man sagen, die Themen würden sich erschöpfen. Das Gegenteil ist der Fall: die Themen ge­nerieren sich aus dem, was man findet, immerzu neu. Je mehr ich schreibe, desto mehr entdecke ich und desto mehr kann ich zusätzlich schreiben. Ein bisschen lässt sich das vergleichen mit der biografiegeschichtlichen Archivrecherche – man stößt unablässig auf Abzweigungen und Hinweise, denen man weiter nachgehen kann und, wenn einen die Leidenschaft gepackt hat, auch will.21

Eine Aufgabe ohne Ende, eine Aufgabe, die sowohl im Bereich der Geschichte – die mir zur Fundierung der Phantastik unabdingbar scheint – als auch im Be­reich der Phantastik allgemein eine ständige Herausforderung bleiben wird und Entdeckungen ohne Zahl ermöglicht.

Vielleicht bin ich in meiner Argumentation ein wenig wirr geworden im reißen­den Strom der Gedanken. Doch hoffe ich, dargestellt zu haben, dass wenigstens in meinem speziellen Fall die parallele Beschäftigung mit Geschichte UND Phantastik keinen Widerspruch darstellt, ja, eigentlich NIE darstellt, vorausge­setzt, man verfügt über die entsprechende Kreativität, Feinfühligkeit und das Gespür für die gute Verknüpfung zwischen der phantastischen Sphäre und den Grundlagen der realen Geschichte. Meine weiterführenden Wege in die Ge­schichten und Geschichtsschreibungen anderer, nichtmenschlicher Völker muss man nicht zwingend nachvollziehen, da das, zugegeben, eine ziemliche Heraus­forderung ist.

Aber vielleicht kann dieser kleine Essay ein wenig Verständnis für meine Situa­tion wecken und auch ein bisschen Neugierde wecken. Das würde mich freuen.

Uwe Lammers

Braunschweig, den 23.-28. Juli 2005

Puh, was für ein gehaltvoller Wortschwall, gell? Aber ich glaube, wenn euch jetzt der Kopf raucht, so habe ich doch ein wenig das Phänomen U. L. transparenter gemacht als bisher. Das ist jedenfalls meine Hoffnung und meine Intention gewesen.

Bis nächste Woche! Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe

 

1Die Erstpublikation dieses Essays erfolgte in meinem Egozine HISTORIKERZEIT #1 als Beitrag zu Futurian Amateur News (FAN) 74 im November 2005. Dass ihn mehr als 30 Menschen gesehen haben, halte ich für unwahrscheinlich.

2 Band 1 des „Armageddon-Zyklus“ von Peter F. Hamilton. Rezension in BWA 258 (März 2005). Vgl. dazu heute auch mein Rezensions-Blog 18 vom 29. Juli 2015.

3 Roman von Frank Schätzing. Rezension kommt höchstwahrscheinlich noch auf dem Rezensions-Blog.

4 Das sogenannte „Highland-Kompendium“ zum phantastischen Historienzyklus der Autorin Diana Gabaldon. Rezension in BWA 219 (Dezember 2001). BWA ist, wie inzwischen den Lesern meines Blogs bekannt sein dürfte, die Abkürzung für das Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW). Auch meine Gabaldon-Rezensionen sind natürlich für den Rezensions-Blog vorge­merkt, beginnend mit „Feuer und Stein“ im Rezensions-Blog 50 (9. März 2016).

5 Auch dieser Roman wird für den Rezensions-Blog aufbereitet. Vgl. dazu den Rezensions-Blog 51 (16. März 2016).

6Da dieser Essay anno 2005 geschrieben wurde, sind die Bemerkungen im Haupttext bezüglich meiner Ar­beitssituation natürlich überholt. Um nicht zu große Veränderungen herbeizuführen, blieben sie bei der Neu­publikation bestehen.

7 So erfuhr ich es beispielsweise kürzlich auch von meiner Wolfenbüttler Chefin, der ich daraufhin konsequent nichts über meine phantastischen Leidenschaften erzählte. Ich zweifele insgeheim daran, dass sie ihre Mei­nung noch ändern würde… sie ist immerhin 85 Jahre alt. Update: Inzwischen ist meine einstmalige Chefin, Frau Professor Eva Engel-Holland schon eine geraume Weile verstorben und unter der Erde.

8 Ob ich ihn allerdings „nur“ zehnmal las oder zwanzig Mal, vielleicht öfter, kann ich heute nicht mehr sagen.

9 Vgl. Barbara Tuchman: „In Geschichte denken. Essays“, Fischer Geschichte 4304, Frankfurt am Main 1984.

10Beizeiten wird auch in meinen weiteren Blogartikeln zum Oki Stanwer Mythos klar herausgearbeitet werden, z. T. ist es das schon, dass ich auch im OSM meist losschreibe, ehe ich die Recherche zum Ende durchführen konnte… manchmal kann ich die Rechercheabschlüsse sogar erst viele Jahre später nachliefern, weil ich Din­ge beschrieben und dargestellt habe, deren Erklärung mir zum Zeitpunkt der Niederschrift notwendig unklar sein musste. Nur dass ich sie SO schreiben musste, wie ich sie zu schreiben hatte, das ist mir zum Schreib­zeitpunkt präsent und begreiflich, nicht jedoch das Warum. Exemplarisch seien hier die Themenkomplexe der Matrixfehler und der Universengenese erwähnt.

11Dies war dann auch der Fokus meiner Magisterarbeit „Dunkle Vergangenheit“ (2002), die Anfang 2015 unter dem Titel „Sieben Leben…“ in der Digitalen Bibliothek Braunschweig allgemein digital veröffentlicht wor­den und nun jedermann zugänglich ist. Ihre Lektüre sei für alle Interessierten herzlich empfohlen.

12Das geschieht übrigens ebenfalls, wenn man als Autor nur eine Art von schematischem Gefühl für seine Prot­agonisten entwickelt. Ich hatte vielfach bei der Lektüre von Werken von Stephen Baxter das dumpfe Gefühl, er könne allein sich selbst beschreiben und in die Protagonisten projizieren. Das schadete dann sowohl der Glaubwürdigkeit der Personen als auch dem Leserinteresse. Manchmal musste ich mich da wirklich durch­beißen. Das exakte Gegenteil stellt hingegen der sehr lebhafte und abwechslungsreich schreibende und Perso­nen charakterisierende Peter F. Hamilton dar, den ich in den vergangenen zehn Jahren als Autor sehr schätzen gelernt habe.

13 In der Beziehung bin ich wahrscheinlich ein schlechter Autor – denn in vielen Fällen ist es eher so, dass die Figuren mich führen, als dass ich sie leite. Da bekenne ich mich zu einer gewissen Disziplinlosigkeit. Aber ich bin in der Hinsicht ein nachsichtiger „Vater“ meiner Protagonisten. Ich kann ihnen nicht böse sein. Man schaue sich nur einfach mal in dieser Hinsicht so etwas wie die Shonta-Geschichten in meinen E-Books der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ an, oder, jüngstes Beispiel, das phantastische Abenteuer des Mädchens Senyaali in der OSM-Story „Der Platz der Steine“ (2015) – diese kürzlich im Fanzine BWA pu­blizierte Story erscheint als Bestandteil meiner vierten E-Book-Storysammlung „Als Tiyaani noch ein Kind war…“ Anfang Mai 2016.

14 Neulich etwa fragte mich Clemens Nissen nach der Lektüre der Geschichte „Hinterlassenschaften“: „Was heißt eigentlich ‚Mundshak‘ (okay, das war ‘ne Müllhalde, aber was BEDEUTET es)?“. Dazu kann ich nur sagen: Der Begriff „Mundshak“ fiel mir einfach so ein, und ich schrieb ihn hin. Es mag sein, dass „Mundshak“ in irgendeiner Sprache der Erde existiert, vielleicht wirklich im Chinesischen. Aber ich kann Clemens´ Frage nicht beantworten. „Mundshak“ ist Teil des „Backgrounds“ der Geschichte, und es war so glaubwürdig verwendet, dass Clemens der festen Überzeugung war, es würde sich um ein real existierendes Wort handeln, das eine bestimmte Bedeutung hat. Das nenne ich: den Leser überzeugen. Update: Die Leser der Gegenwart können sich ein genaueres Bild machen, wenn sie sich mein erstes E-Book besorgen, das aus genau dieser Geschichte besteht. Vgl. dazu: Uwe Lammers, „Hinterlassenschaften“ (2013), immer noch er­hältlich auf Amazon-KDP.

15 Etwa nachlesbar in Kai Brodersen (Hg.): „Virtuelle Antike. Wendepunkte der Alten Geschichte“, Primus-Verlag, Darmstadt 2000, oder auch in Alexander Demandt: „Ungeschehene Geschichte. Ein Traktat über die Frage: Was wäre geschehen, wenn…?“, Kleine Vandenhoeck-Reihe 1501, Göttingen 1984. Update: Virtuelle Antike ist zwischenzeitlich in meinem Rezensions-Blog 31 rezensiert worden (28. Oktober 2015). Demandts Werk wird beizeiten folgen.

16 Wie etwa meine Geschichte „Sic transit gloria mundi“ (1994), in der es um eine Manipulation des Ersten Kreuzzuges geht, der auf spektakuläre Weise fehlschlägt. Update: Die gründlich überarbeitete gleichnamige Story ist zwischenzeitlich erschienen, ebenfalls im Fanzine BWA, nämlich in den Ausgaben 300-302, Sep­tember – November 2008. Es ist plausibel, dass sie in absehbarer Zeit Teil meiner E-Book-Storysammlungen werden könnte.

17 Das ist Teil der 19. OSM-Ebene „Oki Stanwer – Der Missionar“, an der ich seit 1991 schreibe.

18 Dazu muss man beizeiten die 22. OSM-Ebene „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ konsultieren, an der ich seit 1989 arbeite.

19 Das ist beizeiten nachzulesen in der 17. OSM-Ebene „Drohung aus dem All“, 1983-1986, Glossarverzeich­nung seit 2005 in Arbeit.

20 Dazu müsste man in den nonphantastischen ARCHIPEL eindringen, aber der steht den Lesern nicht offen. Ein kleiner Eindruck des Archipel kann durch die wenigen bislang von dort publizierten Geschichten gewon­nen werden: „Shareena und das Mädchen mit dem Zauberhaar“, in: Christel Scheja (Hg.): Legendensänger 106: „Freiflug“ (Juli 2002); „Kussjagd“, in: SFCBW (Hg.): Baden-Württemberg Aktuell (BWA) 243 (De­zember 2003); „Zu Besuch in einem kleinen Dorf“, in: Christel Scheja (Hg.): Legendensänger-Sonderheft 32: „Liebestanz“ (August 2004). Update: Inzwischen ist vom Archipel durchaus auch in meinen E-Books etwas nachzulesen gewesen, nämlich einmal die Shareena-Geschichte in leichter Überarbeitung, Seite an Seite mit der Geschichte „Ein Traum namens Frafra“, beide in der dritten E-Book-Storysammlung „Reinkarnation und andere phantastische Geschichten“, bei Amazon-KDP erschienen Anfang August 2015.

21Wie ich einer befreundeten Philosophieprofessorin, der ich im Zuge einer Bucherstellung ein wenig freund­lich mit meinen Kenntnissen assistieren durfte, schon sagte: Wenn man erst mal mit dem „Virus“ der Bio­grafiegeschichte „infiziert“ ist, wird man diese „Krankheit“ nicht mehr los. Man beginnt Archive zu lieben, alte, staubige Akten, man entwickelt ein detektivisches Gespür dafür, ob die Leute, die diese Aktenstücke schrieben, die Wahrheit sagten oder nur Teile der Wahrheit oder zweckdienliche Notlügen… und man ent­deckt wirklich unendlich viele Abzweigungen und Hintertüren, die ins unerschlossene historische Niemands­land führen. Ich versichere euch: das ist ein süchtig machendes Vergnügen, wenn man das mal entdeckt hat!

Liebe Freunde des Oki Stanwer Mythos,

üblicherweise sieht es so aus, als seien die Universen des Oki Stanwer Mythos voneinander durch eine weite zeitliche Schranke getrennt. Wenn ich dann also beispielsweise sage, KONFLIKT 2 werde in der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) abgehandelt, und der erste Band der Reihe „Aus den An­nalen der Ewigkeit“, „In der Hölle“ (2013) spiele in KONFLIKT 4 und mithin rund 10 Milliarden Handlungsjahre in der Zukunft, dann denkt ihr sicherlich auch, das ist ein ehernes Diktum. Verbindungspfade unmöglich.

Nun, das ändert sich in diesem Monat gründlich.

In dem heute erscheinenden ersten Teil des fünften Annalen-Bandes, „Jaleenas zweites Leben“ schicke ich euch in den KONFLIKT 4, der später in der OSM-Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) genauer ausgearbeitet werden wird. Mit­ten in einem verheerenden Unwetter erscheint hier eine junge Frau aus dem Nichts, verstört, desorientiert, verletzt.

Ihr Name, das wird ihr bald wieder bewusst, ist Jaleena.

Das Volk jedoch, dem sie entstammt, ist das Volk der Yantihni, das euch als Le­ser der TI-Serie schon sehr vertraut ist. Und sie ist ein Strandgut der Zeit, auf eine rätselhafte Weise, an einen Ort gespült, der für sie voller Rätsel und Ge­heimnisse ist.

Und sie fragt sich inständig: wie war das möglich?

Und: Was ist der Grund dafür?

Ihr könnt ab sofort teilhaben an dieser Sinnsuche im neuen OSM-Roman „Ja­leenas zweites Leben“, der aus Umfanggründen in zwei Teile gespalten wurde. Teil 2 erscheint am 15. Februar 2016. Teil 1 ist auf Amazon-KDP zum Preis von 2,99 Euro im EPUB-Format erhältlich.

Ich wünsche euch eine angenehme Lektüre und freue mich jederzeit über Kom­mentare und Bewertungen des Werkes auf Amazon-KDP.

Ansonsten sehen wir uns in zwei Tagen wieder an dieser Stelle, wo ich in mei­nem Wochen-Blog den 150. Beitrag veröffentlichen werde. Ich denke, das soll­tet ihr besser nicht versäumen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 42: Der große Eisenbahnraub

Posted Januar 13th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer bei dem Titel jetzt an Ronald Biggs und Konsorten denkt und im zwanzigs­ten Jahrhundert landet, mag zwar über die jüngere Vergangenheit gut orientiert sein, aber er irrt sich gewaltig im Stoff des vorliegenden, ausgezeichneten Ro­mans. Dafür muss man noch ein gutes Jahrhundert weiter zurückreisen, in die viktorianische Epoche und die Zeit des Krimkrieges.

Da ich heute aber noch finde, dass mir die Rezension so gelungen und launig ist, verbieten sich eigentlich ausführliche Einleitungen. Ich lasse euch einfach gleich mal so auf dieses sehr vergnügliche, raffinierte Buch los und hoffe, dass diejeni­gen, die es kennen, die Rezension gelungen finden… und diejenigen, die nach der Lektüre der Rezension neugierig geworden sein sollten, worauf ich immer spekulieren möchte, sich umgehend auf die Suche nach dem Werk begeben.

Schauen wir es und mal näher an:

Der große Eisenbahnraub

(OT: The Great Train Robbery)

von Michael Crichton

Knaur 60291, April 1994 (eigentlich: 1976)

352 Seiten, TB

Aus dem Englischen von Hans-Joachim Maass

ISBN 3-426-60291-1

Die Weltgeschichte wimmelt von unwahrscheinlichen Begebenheiten, und eine der vielleicht unwahrscheinlichsten führte im Jahre 1855 zu etwas, was man aus der Nachbetrachtung heraus als das perfekte Verbrechen bezeichnen könnte, jedenfalls als eine Wunschphantasie für einen jeden Verbrecher – und damit ist es kaum weniger unwahrscheinlich als die Ursache selbst. Dennoch sind beide Ereignisse vollständig real.

Als im Jahre 1847 in der Geburtskirche in Bethlehem ein silberner Stern durch osmanische Offizielle entfernt wurde, konnten die Verantwortlichen sich in ih­rer kühnsten Phantasie nicht vorstellen, dass dieses an und für sich banale Er­eignis letzten Endes zum Tode von wenigstens 165.000 Menschen führen sollte, darunter rund 37.500 Russen und 22.000 Engländer.

Der kleine Anlass führte nämlich letzten Endes zu einem militärischen Waffen­gang, der auf den ersten Blick mit dem Heiligen Land und der Geburtskirche in Bethlehem so gar nichts zu tun hatte – zum Krimkrieg, der am Schwarzen Meer zwischen 1853 und 1856 tobte. Dort standen die Engländer, die Franzosen, das Königreich Sardinien und das Osmanische Reich als Alliierte dem Russischen Reich gegenüber.

Man sieht keinen Zusammenhang? Nun, ich sagte schon, dies ist eine sehr un­wahrscheinliche, aber wahre Geschichte. Die Hintergründe sehen wie folgt aus:

Das Russische Reich versuchte schon seit langem, sich Teile des Osmanischen Reiches einzuverleiben (dies galt als „kranker Mann am Bosporus“, weil seine Macht seit langem dahinschwand) und war dafür stets auf der Suche nach ge­eigneten Anlässen. Die Entfernung des Sterns aus der Geburtskirche Jesu in Bethlehem stellte einen solchen Anlass dar – der Zar sah die Christen in der Re­gion Palästina gefährdet und bestand darauf, die alleinige Schirmherrschaft über sie auszuüben. Dadurch kollidierte er mit dem osmanischen Sultan und seinen Rechten in der Region und ebenfalls mit den Vorstellungen des christli­chen, französischen Kaisers. Um nun die russischen Pläne wirksam zu durch­kreuzen, kam es letztlich zu einem 1853 eskalierenden militärischen Konflikt, in deren Strudel auch der frühere französische Erbfeind England einbezogen wur­de.

Es mag für diese kurze Skizze der Hintergründe genügen, dass die Briten schließlich mit mehr als 26.000 Soldaten auf dem Kriegsschauplatz zugegen wa­ren, der sich letztlich auf die Krimhalbinsel am Schwarzen Meer konzentrierte. Und wie das natürlich mit Soldaten ist, so mussten sie ihren Sold erhalten. Er wurde in Goldbarren gezahlt, und jede Lieferung umfasste einen Wert von 12.000 Pfund Sterling (heute mehrere Millionen Euro). Dieser Sold wurde in England mit einem speziell gesicherten Eisenbahntransport via Frankreich und von dort weiter an die Krim transportiert. Und damit sind wir bei dem zweiten unwahrscheinlichen Faktum – bei dem großen Eisenbahnraub.

Der Kopf des Unternehmens hieß, wenigstens heißt es allgemein so, Edward Pierce. Nach den Beschreibungen von Zeitgenossen war er ein eleganter, distin­guierter Mann Anfang der Dreißig mit rotem Vollbart, kleidete sich erlesen und wirkte darum äußerst seriös. In Wahrheit war er Einbrecher und hieß womög­lich ganz anders. Seine Biografie liegt im Dunkeln. Was man jedenfalls weiß, ist, dass er seit 1854 den Plan verfolgte, das Unmögliche zu wagen – nämlich den London-Paris-Express zu überfallen und das Krimgold zu erbeuten. Etwas, was mit Fug und Recht für ausgeschlossen gehalten wurde und was Pierce noch da­durch zu erschweren gedachte durch den Umstand, dass es niemand mitbe­kommen sollte!

Das Gold wurde in zwei tonnenschweren Safes der renommierten Safebau-Fir­ma Chubb via Eisenbahn transportiert. Jeder Safe verfügte über zwei unter­schiedliche Schlösser, und wer sich mit Safes der damaligen Zeit auskennt, der weiß, dass es nicht viele Möglichkeiten gab, an die Inhalte zu kommen. Kombi­nationsschlosser waren noch unbekannt, so dass man im Grunde genommen nur drei Möglichkeiten besaß, an den Inhalt zu kommen: entweder, man raubte die Safes zur Gänze (was sich hier natürlich aus verschiedenen Gründen verbot), man verlegte sich auf langwierige und umständliche Aufbohraktionen (dafür war weder Zeit, noch ließ Pierces Plan, dass der Raub unbemerkt bleiben sollte, ein solches Vorgehen zu)… und drittens konnte man sich die Schlüssel besorgen oder wenigstens Duplikate davon herstellen. Dazu musste man sie freilich erst mal in die Finger bekommen.

Pierce wählte den letzteren Weg als einzig gangbaren… jedenfalls auf den ers­ten Blick schien er der einzig gangbare zu sein. Wenn man genau hinschaute, ließ sich mit Fug und Recht auch daran zweifeln. Denn diese vier Schlüssel wa­ren auf drei verschiedene (geheime) Orte verteilt und wurden überall stark be­wacht. Die Wachmänner galten als unbestechlich, und aus begreiflichen Grün­den konnten die Verantwortlichen gut schlafen – es war unmöglich, dieses Gold zu bekommen, völlig ausgeschlossen.

Nun, Pierce war indes ein raffinierter Kopf, sehr geduldig und einfallsreich. Und mit Hilfe von „Baldowerern“, „Schlangenjungen“, Taschendieben, Dirnen, einem Mann aus dem „Auferstehungsgewerbe“, einem Leoparden, viel Bleischrot, Lug und Trug, dreistem Auftreten, einer Leiche und einer gewissen Lebensmüdigkeit gelang schließlich doch das Manöver, das im Jahre 1855 bald als „großer Eisen­bahnraub“ in die Geschichte eingehen sollte. Denn das Erlangen der Schlüssel war ja nur die halbe Miete – nun galt es, das Gold aus einem fahrenden Zug zu stehlen, und zwar so, dass es keiner merkte…

Wie das alles genau umgesetzt wurde, rekonstruiert der im Jahre 2009 verstor­bene Bestsellerautor Michael Crichton in diesem Werk, einem seiner packen­den frühen Romane. Die genaue literarische Einordnung des Buches ist ein we­nig schwierig. Einerseits ist es natürlich ein Roman und damit – was beispiels­weise die Dialoge angeht – mehrheitlich fiktiv. Andererseits gibt es weite Passa­gen erklärenden und erläuternden Inhalts, die Crichton unzweifelhaft aus Sach­büchern über das viktorianische Zeitalter übernommen hat und die dem Roman ein schillerndes Lokalkolorit verleihen.

Man lernt viel über Scotland Yard, über Safebau in England, über die Etiketten der guten Gesellschaft, über die Rolle der Frau im viktorianischen Zeitalter, über die bizarren Vorstellungen, die sich die Leute von Eisenbahnen machten, eine ganze Menge über die Untiefen des organisierten Verbrechens und seine vielfäl­tigen Erscheinungsformen, illegale Tierkämpfe, viktorianische Sittenvorstellun­gen und dergleichen… es ist also zu sagen, dass dieser Roman entgegen der Vorstellung, die manche Leute von historischen Romanen haben, alles andere als „Geschwafel in interessanter Kulisse“ ist. Das Buch ist darum eine zutiefst anregende Lektüre, die gleichzeitig das Wissen über jene Zeit wieder auffrischt und neugierig auf die historischen Hintergründe macht.

Gleichzeitig ist es ein ausgezeichnetes Lesevergnügen, das an vielen Stellen die Gewähr für lautes Auflachen bietet und hervorragend unterhält. In der Tat ist es so flott geschrieben und übersetzt, dass man sich nur schwer von den Zeilen losreißen kann. Und als Leser fiebert man in gewisser Weise mit dem „finsteren Genie“ des Edward Pierce mit, der über ein Jahr harte Arbeit in das Unterneh­men Eisenbahnraub steckt, und irgendwie wünscht man ihm den Erfolg, den er schließlich auch hat.

Wie das genau vonstatten geht, soll hier nicht verraten werden. Und natürlich ist das auch noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn selbstverständlich wird der Raub dennoch entdeckt und die Strafverfolgung setzt ein. Was immer noch nicht das Ende der Geschichte ist…

Alles in allem war der von Michael Crichton spannend aufgearbeitete Stoff für Hollywood so interessant, dass es den Roman schließlich verfilmte. Die Hauptrolle des Bösewichts Edward Pierce – den übrigens selbst Queen Victoria gern kennen gelernt hätte! – wurde, äußerst passend, mit dem einstigen James Bond-Mimen Sean Connery besetzt, womit die Verfilmung zu einem Erfolg wur­de.

Sowohl der Film als auch, insbesondere, das Buch, lohnen also die Aufmerk­samkeit des historisch Interessierten. Und wer danach noch mehr über den Krimkrieg (der seinen Namen, streng genommen, zu Unrecht trug) erfahren möchte, sei auf die WIKIPEDIA-Seite „Krimkrieg“ verwiesen, wo auch ausführli­che Literaturangaben zu entdecken sind.1

© by Uwe Lammers, 2009

Fürwahr, eine schöne Entdeckung habe ich da damals gemacht, und das Buch ist noch immer ein leckeres Schmankerl in meiner Büchersammlung… ich sollte es beizeiten mal wieder lesen.

In der kommenden Woche nehme ich euch an der Seite von Dr. Henry Jones jr. mal wieder auf die Abenteuerjagd mit. Wer neugierig ist, schaue in einer Wo­che wieder herein.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 In der Version vom 6.4.2009 fehlt freilich eine Referenz auf dieses Buch.

Liebe Freunde des OSM,

als ich euch vor zwölf Wochen an dieser Stelle – im Rahmen dieser Subrubrik meines Blogs – zurückließ, überlegte ich am Schluss, ob ich an dieser Stelle heu­te auf den neuen Band der E-Book-Reihe „Aus den Annalen der Ewigkeit“ einge­hen sollte, der bei optimaler Entwicklung der Publikationsfolge Anfang Januar 2016 veröffentlicht worden sein sollte, also „Jaleenas zweites Leben“, oder ob ich mit der chronologischen Erörterung der „alten“ Annalen weitergehen woll­te, mich also wieder zusammen mit euch in mein Kreativjahr 1994 zurückver­setzen sollte. Ich war mir noch nicht so recht schlüssig.

Nun, die Lage hat sich inzwischen geklärt. Auf „Jaleena“ und das, was ich als „serielle Crossover a la OSM“ bezeichnet habe, kommen wir in vier Wochen an dieser Stelle zu sprechen. Heute mache ich also hier also weiter dort, wo ich den gedanklichen Faden im Wochen-Blog 137 liegen ließ, weil der mir zur Ver­fügung stehende Raum erschöpft war.

Wer das jetzt Kokettiererei nennt, den möchte ich lächelnd korrigieren. Selbst­verständlich hätten die Kritiker Recht, die sagten, Blogbeiträge könnten so lang werden, wie sie wollten. Das stimmt. Und ich fände es durchaus schmeichel­haft, zu lesen, dass jemand gern längere Beiträge von mir lesen möchte… aber ich will diesem Wunsch nicht nachkommen, zumal ich annehme, dass er nur von einer Minderheit goutiert werden würde.

Ich bin nun einmal dem Eigenverständnis nach nicht primär Blogger, sondern Autor, und längere Texte gehören in meine zu publizierenden Geschichtenwer­ke, nicht hier in den Blog. Beiträge, die länger als 6 Textseiten sind, werden auch weiterhin die strikte Ausnahme darstellen.

Doch damit genug der weitschweifigen Vorrede.

Ich endete in Blog 137 mit der Geschichte „Der Herr der Schwarzen Berge“, die ich im Dezember 1993 beendete. Danach dauerte es eine Weile, bis ich wieder einmal ein fertiges Werk der Annalen vorlegen konnte. Das hatte damit zu tun, dass ich mich einerseits intensiv in den KONFLIKT 23 des Oki Stanwer Mythos, „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ vergraben hatte, zum anderen mit meiner strikten Konzentration auf die Edward-Norden-Saga.

Bekanntlich hatte ich mit diesem Romanzyklus ja 1987 angefangen, mit „Odys­see in Arc“, aber als ich feststellte, dass dieser Stoff sich innerhalb einer Trilogie nicht abhandeln ließ, beschloss ich, eine zweite Trilogie anzuschließen… und sie dümpelte lange vor sich hin. Das änderte sich dann im Frühjahr 1994. Am 16. April konnte ich den fünften Arc-Roman „Die Stimme von Arc“ abschließen, in der mehrere fulminante Handlungsströme allmählich ihrem Ziel zustrebten:

Edward Norden war nach Jahren der Gefängnishaft freigekommen und hatte sich im Auftrag der legendären Propheten von Zhanyor auf die Suche nach den Baumeistern gemacht. Derweil schloss sich Nordens Tochter Ylana mit ihrem Geliebten den ghanerischen Kristallrebellen an und suchte einerseits ihren ver­schollenen Vater, anderseits suchte sie sich auch am Dämonen-Regenten Arcs, dem Dämon Holkaxoon zu rächen… und geriet ihrerseits in Gefangenschaft.

Und dann drangen auch noch Crelly-Rebellen von außerhalb Arcs in die Lebens­kanäle ein, berichteten von Aufruhr in den MACHT-Galaxien und brodelndem Aufstand… und während erbarmungsloser Jagd durch die Lebenskanäle stießen sie mit einer rätselhaften Entität zusammen, der „Stimme von Arc“. Eine We­senheit, die vielleicht imstande war, den Weg in den Zentrumsballon Arcs zu öffnen, zur Lenkwelt Dhonnkoor – dem Schlüssel über die Macht in der Bau­meistergalaxis. Denn Dhonnkoor war inzwischen selbst Holkaxoon versperrt…

Während sich im Juni die Arbeiten an KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämo­nenjäger“ dem Abschluss näherten, brodelte – wohl unvermeidlich – der KON­FLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ empor, nämlich am am 5. Juni 1994. Am 1. Juli 1994 war dann KONFLIKT 23 beendet, und neue kreative Ener­gien wurden frei für das nächste Annalen-Werk. Das war dann der sechste und letzte ENS-Roman „Inferno in Arc“, mit insgesamt 239 Seiten für damalige Ver­hältnisse eine enorme Schreibleistung, die auch tatsächlich erst am 1. Novem­ber 1994 vollendet war.

In diesem Roman wurden die Handlungsfäden zusammengeführt. Und es ging um die Baumeister, um ZYNEEGHARE, um Sternenfeen, um GRALSJÄGER, um Matrixfehler, Oki Stanwer, das Ende des Universums und vieles andere… es wäre ein schöner Band 1000 des OSM geworden… leider hatte ich mich ver­zählt, und es handelt sich in Wahrheit um Band 1001 des OSM.

Tja, Pech gehabt. Ist aber ein phantastischer Roman geworden – der bislang nur im Maschinenskript existiert, wie fast der gesamte Rest des Romanzyklus.

Dann sollte es lange dauern, ehe ich wieder ein Werk schrieb, das formell den „Annalen der Ewigkeit“ zuzurechnen war. Genau genommen bis zum 17. Juli 1995. An diesem Tag wurde der 10. Roman der Überarbeitung des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“ fertig. Wie erinnerlich sein dürfte, hatte ich ja diese Überar­beitung im Jahre 1986 begonnen und arbeitete nun also schon beinahe 10 Jah­re daran, ohne auch nur näherungsweise an einen Schluss gelang zu sein. Der Schreibelan ließ allmählich spürbar nach. Der Grund lag auf der Hand, denke ich. Es war derselbe, der die Arbeiten auch beim Projekt „DER CLOGGATH-KON­FLIKT“ (in Arbeit seit 1988) mehr und mehr stocken ließ.

Mir war inzwischen bewusst geworden, dass ich stilistisch für längere Projekte immer noch nicht genügend Struktursicherheit und Formulierungsklarheit be­saß und folgerichtig die fertigen Romanversionen recht schnell veralteten. Au­ßerdem zeichnete sich sehr deutlich ab, dass ich auf Computer umsteigen soll­te, um Texte auch zu speichern und zügig replizieren oder ändern zu können. Mit den alten Methoden war das unmöglich.

So konnte es nicht verblüffen, dass Oki Stanwer 10: „Wettlauf mit der Vernich­tung“ erst so spät realisiert wurde. Hier wird zentral Oki Stanwers Versuch be­schrieben, die Urheimat der Menschen, den vergessenen Planeten Terra, durch eine Krisenintervention bei den PSI-Intelligenzen des Spiralarms III der Galaxis Milchstraße zu retten, die durch einen auf Kurs gebrachten planetaren Irrläufer vernichtet werden soll.

Ob das gelingt? Nun, das werdet ihr beizeiten nachlesen können – entweder, wenn ich dazu komme, im Rahmen meiner Blogartikel etwas genauer auf diese Romane einzugehen oder aber eben erst, wenn dieser Roman dann im E-Book-Format vorliegt. Aber letzteres dauert noch reichlich lange. Das hat zentral da­mit zu tun, dass KONFLIKT 15 verdammt viel Vorwissen verlangt, über das ihr noch nicht verfügt… und zum zweiten muss ich da unendlich viel korrigieren, ergänzen und optimieren. Das Projekt ist einfach noch nicht auf meiner Agenda.

Wieder trat eine unglaublich lange Pause bei den alten realisierten Annalen-Projekten ein. Am 28. August 1996 beendete ich die Arbeit an der Story „Trüm­merfeld der Götter“. Die ist aus mehreren Gründen interessant. Beschrieben wird durch den Bordchronisten das ambitionierte und auf drei Jahre angelegte Zielflugmanöver des Casaier-Raumschiffs „Götterstürmer“. Die froschgestaltige Spezies, die seit einigen Jahrhunderten die Raumfahrt betreibt, empfängt aus Richtung eines Sterns, den man „Chollinors Glosendes Auge“ nennt, seit langem Funksignale, die nicht entschlüsselbar, aber eindeutig künstlichen Ursprungs sind.

Daraufhin wird ein großes Raumschiff im Rahmen des Geheimprojekts „Götter­schleier“ geschaffen und auf den Weg geschickt. Doch nach drei Jahren Flugzeit treffen sie am Ziel auf das „Trümmerfeld“ und eine gigantische Hohlwelt, in der sie zwangsgesteuert gelandet werden.

Während ich diese interessante Geschichte schrieb, kristallisierte sich heraus, wo sie angesiedelt ist. Die Casaier hatte ich vorher noch nie gesehen – nun, die Welt, auf der sie landeten, aber durchaus schon. Es handelte sich um eine so genannte „Fangkugel“, die das Volk der Baumeister im Auftrag der Sieben Licht­mächte in der „spezialstrukturierten“ Galaxis Milchstraße geschaffen hatte.

Wem dieser Begriff nun vertraut vorkommt, der schaue sich beizeiten mal die OSM-Story „Die Intervention“ in meiner dritten E-Book-Storysammlung „Rein­karnation und andere phantastische Geschichten“ an, die im August 2015 er­schienen ist.

Das bedeutet? Nun, dass die obige OSM-Story im KONFLIKT 19 spielt, in dem Kosmos, in dem auch die Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ spielt. Und die Welt, auf der die Casaier landen, wird von den Baumeistern QUANGOOR-8810 genannt (mit Verlaub, eine richtige Höllenwelt). Die irdischen Siedler auf dem Planeten Dawson kennen diese Welt unter der Bezeichnung „Bearsons Creek“, aber niemand, der das Baumeisterportal von First Valley auf Dawson dorthin durchschritten hat, ist jemals zurückgekehrt… aus grässlichen Gründen. Die meisten sind sofort umgekommen.

Und QUANGOOR-8810 ist zugleich dann auch noch ein zentraler Handlungs­schauplatz der erwähnten Serie, wo Klivies Kleines, ein Amok laufender Troohn, ein Entropie-Ingenieur, ein Ritter vom Goldkristall auf Abwegen, Berinnyer, eine Sternenfee und viele andere Dinge zusammenkommen – und ja, dann geht es auch wieder um die Casaier.

Ich denke darum, dass ich diese vergleichsweise kurze Geschichte – 15 Manu­skriptseiten lang – in absehbarer Zeit wohl abschreiben und für eine weitere Storysammlung ausarbeiten werde.

Damit sind wir also jetzt mit der Verfolgung der Annalen-Projekte bis zum Jah­resende 1996 gediehen. In der nächsten Ausgabe dieser Artikelreihe schauen wir uns das Jahr 1997 an.

Lasst euch mal überraschen, was ihr in der kommenden Woche an dieser Stelle vorfinden werdet. Es ist immerhin die Nr. 150 meines Blogs, nicht wahr…?

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde meiner E-Books,

die Raumfahrer der yantihnischen GHANTUURON-Mission staunten nicht schlecht, im allerletzten Moment von unbekannten Aliens aus dem Sonnensys­tem gerettet zu werden, dem sie die Bezeichnung „Sianlees Rast“ gegeben hat­ten. Als sie gewärtigen mussten, dass sie einen monströsen Vernichtungscount­down reaktiviert hatten, war es zu spät, daran noch irgendetwas zu ändern.

Nun, und dann kamen die Allis, die „rätselhaften Retter“ (vgl. TI-Bd. 7), die die Raumfahrer mitsamt der flugunfähig geschossenen GHANTUURON evakuier­ten. Sie bezeichneten sich als Freunde, aber die Freundschaft nimmt seltsame Formen an.

Das nächste Reiseziel von Nayeen, Alyechin und den anderen neugierigen For­schern ist eine rätselhafte Dschungelwelt unter roter Riesensonne. Mehr zu die­sen Geschehnissen könnt ihr ab heute auch auf www.beam-ebooks.de nachlesen. „Gefangen auf der Dschungelwelt“ ist der erste Band einer neuen Trilogie der Serie, in der es sich um die noch recht unbekannten Allis und ihren Dienstherrn dreht, einen so genannten Baumeister

Ab sofort ist dieses E-Book „Gefangen auf der Dschungelwelt“ als dreizehnter Band der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) zum Preis von 1,49 Euro erhältlich.

Ich wünsche euch angenehmes Lesevergnügen und freue mich, von euch zu hö­ren!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 41: Der Adept (1)

Posted Januar 6th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute schweifen wir wieder mal ab in die Fantasy-Gefilde, und mit Katherine Kurtz haben wir hier auch eine der profunden Kennerinnen und Autorinnen des Genres vor uns, die sich einmal von ihrem Camber-Zyklus absentierte, um eine Trilogie mit einer Kollegin zusammen zu schreiben, deren erster Band hier vor­liegt.

Natürlich ist diese Trilogie inzwischen vergriffen und wird wohl so schnell nicht wieder aufgelegt werden – aber dies ist eigentlich nur ein weiteres Argument, sich um Online-Antiquariate zu kümmern und derartige Schätze, wenn einem durch die folgende Rezension der Mund ein wenig wässrig geworden sein sollte, zielstrebig zu heben und ins eigene Bücherregal zu stellen. Es lohnt sich, gar kein Zweifel. Und wer Schottland liebt bzw. eine generelle Affinität zur briti­schen Lebensart hat, ist hier bestens aufgehoben.

Ohne lange Vorrede also in medias res. Hierum geht es heute:

Der Adept

(OT: The Adept)

von Katherine Kurtz & Deborah Turner Harris

Heyne 9022, 1999

416 Seiten, TB

ISBN 3-453-14929-7

Aus dem Amerikanischen von Michael Morgental

Schon auf den ersten Blick ist Sir Adam Sinclair von Strathmourne House eine beeindruckende Gestalt: ein Hüne von unbändiger Kraft, dabei ein vollendeter Gentleman alter Schule, der sich auf die Etikette einer langen aristokratischen Ahnenreihe ebenso versteht wie auf Manieren gegenüber Ladies, charmant im wahrsten Sinne des Wortes ist und von sehr einnehmendem Wesen. Darüber hinaus jedoch ist er Psychiater mit hoher Reputation, der Gott und die Welt kennt – und zudem besitzt er als vielseitig begabter Mann ein Geheimnis. Sir Adam Sinclair ist ein Adept.

Als Eingeweihter in die magischen Künste gehört er, könnte man meinen, zu ei­ner aussterbenden Gattung im ausgehenden 20. Jahrhundert, aber es gibt gute Gründe, genau das Gegenteil anzunehmen (sehr faszinierende Gründe). Durch offensichtliche Zufälle kommt es zwischen Sinclair und dem jungen, talentierten Maler Peregrine Lovat zu einer schicksalhaften Begegnung. Der Maler ist un­zweifelhaft begabt – aber in ihm steckt eine Fähigkeit, die ihn in den Wahnsinn zu treiben imstande ist und ausbricht, als eine seiner porträtierten Personen stirbt. Verzweifelt sucht er Rat bei Sinclair.

Der adelige Adept, der massive und gut ausgebildete spirituelle Fähigkeiten be­sitzt, begreift recht schnell, was für ein Talent es ist, das Lovat als Fluch ansieht – es ist die Begabung, nicht nur die Dinge so zu sehen und zu zeichnen, wie sie sind, sondern auch die flüchtigen Schatten des Gestern einzufangen, beispiels­weise bei Ruinen zu „sehen“, wie sie früher aussahen, bis in kleinste Details hin­ein. Und bei Personen „sieht“ er frühere Inkarnationen. Oder er skizziert Szene­rien, die erst wenige Stunden zurückliegen.1

Diese Fähigkeit entpuppt sich als zwingend erforderlich, als Sinclair und sein gu­ter Freund, der Polizist Noel McLeod in einer rätselhaften Angelegenheit ermit­teln müssen, bei dem es um eine Grabschändung geht. Die Spur dieses Verbre­chens und seiner spiritistischen Konsequenzen führt auf abenteuerliche Weise in die Themsemetropole nach London und schließlich in den hohen Norden Schottlands. Die magisch begabten Verbrecher sind Sinclair und seinen Freun­den stets einen Schritt voraus, und sie erweisen sich als absolut skrupellos. Bis sie verstehen, dass es um Elfengold und einen verborgenen Schatz magischen Wissens geht, ist es beinahe zu spät…

Vor Jahren schon schwärmte mir eine gute Freundin mit einer ausgeprägten Ader für Fantasy von diesem Roman (und seinen beiden Folgebänden) vor. Doch obgleich ich den Zyklus seit Ende 2002 vollständig in meinen Regalen ste­hen hatte, zögerte ich lange, ihn zu lesen. Ich begann dann… tja, gestern mor­gen damit. Am Abend war ich durch den Roman halb durch, und auf der Heim­fahrt von der Arbeit las ich ihn heute aus. Selbst wenn man nicht viel auf Klap­pentexte gibt, sollte man in diesem Fall eine Ausnahme machen. Anne McCaf­frey wird folgendes Zitat in den Mund gelegt: „Atemberaubend! Ein Zyklus, den man nicht mehr aus der Hand legt.“

Well, dem wäre wenig hinzuzufügen.

Wer ein Freund von ausgesprochenen Actionromanen ist, das sei jedoch er­gänzt, ist hier fehl am Platze. Statt mit wüster, wilder Action und Kämpfen und Verfolgungsjagden ohne Ende sieht man sich hier mit etwas völlig anderem konfrontiert, woran es in meinen Augen unserer Zeit gebricht: mit beeindru­ckender Detailfreude, Ausführlichkeit und gründlicher, solider Fundierung von Handlung.

Die Personen, die die beiden berühmten Autorinnen in ihrem ersten Gemein­schaftswerk schaffen – Katherine Kurtz ist bekannt von ihrem vielbändigen Camber-Romanen – , bersten geradezu vor Vitalität, Vielseitigkeit und überaus plausibler Darstellung. Sir Adam macht eine ausgezeichnete Figur als Mentor des unsicheren, verstörten Peregrine, und wenn man sich Adams Biografie ver­gegenwärtigt, ist das überaus glaubwürdig, was er tut. Er kommt als rechtschaf­fener, zutiefst moralischer Charakter zum Vorschein, Anhänger einer hohen Mo­ral, doch auch durchaus radikalen Entschlüssen nicht abgeneigt.

Peregrine wird dagegen glaubhaft skizziert als ein Mensch, dessen spirituelle Fähigkeiten sich gerade entfalten, oftmals mit Hemmnissen und Schwierigkei­ten. Und Noel McLeod als dritter in der Riege der positiven Hauptfiguren, be­sitzt wieder eigenständige, sympathische Züge, nicht zuletzt eine unverwüstli­che, mürrische Art von Humor, die es dem Leser leicht macht, ihn ins Herz zu schließen. Doch die präzise, vielseitige Darstellung von Charakteren bezieht auch ausdrücklich die Nebenpersonen mit ein.

Und ganz einerlei, ob die Autorinnen das Interieur von Herrenhäusern schil­dern, die Atmosphäre eines Krankenhauses, die vielseitigen Schrecknisse eines entfesselten Sturms oder die seltsamen Eigenheiten einer spirituellen Geistrei­se, immerzu wirken sie auf bestechende Weise plausibel.

Am meisten begeistert hat mich allerdings der Besuch Peregrine Lovats im Briti­schen Museum – weil ich hier die unnachahmliche Möglichkeit besaß, hier zu vergleichen. Die Autorinnen fragten explizit Wissenschaftler, beispielsweise nach schottischer Kartografie des 13. und 14. Jahrhunderts, und nicht nur glühen die hier beschriebenen Nebenfiguren voll menschlicher Wärme und Glaubwürdigkeit, sondern auch die Atmosphäre des Britischen Museums. Das geht bis hin zu den Signaturen der originalen Exponate und den wissenschaftlichen Gepflogenheiten der Ausleihe. Wer die Recherchespuren Peregrines nachvollziehen möchte, könnte dies höchstwahrscheinlich bis hin zu den Handschriften, die er sich dort ausleiht…2

Als ich dies las und mir dann dachte, wie ein Christoph Marzi seine „Bibliothe­kare“ in London agieren lässt, mit wie viel Oberflächlichkeit, wie viel massivem Einsatz von Klischee und verkleisternder Wortmalerei, anstatt sich an präzise Fakten zu halten (was allemal besser ist, wenn man in authentischen Orten un­terwegs ist)3, da wurde mir wieder einmal bewusst, wo meine persönlichen Vorlieben liegen – dort, wo die Präzision und Sorgfalt waltet.

Gewiss, mag man einwenden, ich sei Historiker, man mag ebenfalls einwenden, mein Qualitätsstandard sei eben zu hoch, die Latte zu hoch angelegt… aber dies weise ich kopfschüttelnd zurück. Nicht beim Kritiker liegt die Latte zu hoch an, sondern bei den Autoren, auf die der Kritiker dann verweisend blicken muss, wurde das Level viel zu niedrig angesetzt. So niedrig, als wenn man hier für un­bedarfte und naive Kinder schriebe.

Und dieses Buch beweist überdies schlagend, dass die starke Anlehnung an his­torische Faktizität nicht notwendigerweise ein langweiliges Buch produziert. Ganz im Gegenteil, würde ich sogar behaupten: Der Kontrast zwischen der Wirklichkeit und den imaginativen Versatzstücken macht die Geschichte weitaus packender und fordert vom Autor viel mehr Präzision und Detailwissen. Heraus kommt, wenn es gut gelingen soll, ein Werk, das sowohl dem Autor mehr Spaß bereitet als auch den Lesern (zumal jenen, die Schottland lieben und dort schon in Urlaub gewesen sind!).

Der Adepten-Zyklus von Kurtz und Harris ist jedenfalls im Vergleich dazu ein Ju­wel, das viel zu lange in meinen Regalen schlummerte. Meine gute Freundin hatte vollkommen Recht, es ist des Lesens und des Entdeckens wert (auch wenn ich vermute, dass es nicht mehr als drei Romane gegeben hat. Man korrigiere mich bitte, wenn ich mich täusche. Ich würde das Lesevergnügen gern über drei Bände hinaus ausdehnen!).

Das Titelbild muss man natürlich ignorieren, das hat mit dem Inhalt nichts zu tun. Da wäre dann schon eher das Monster von Loch Ness sinnvoller gewesen. Oder ein Michael Scot, der Schankgäste in Angst und Schrecken versetzt. Und man kann sehr neugierig sein, wie sich der Kampf weiter entwickelt. Denn gleich Harry Potter 14 ist dieses Buch, ungeachtet seines Umfanges, eigentlich als Prolog zu weiteren Abenteuern zu verstehen. Dem trägt – leider – auch die Darstellung der Gegner Rechnung, die doch etwas nebulös bleiben.

Hm, sonstige kritische Einschränkungen? Nun ja, eine möchte ich zu bedenken geben. Die muss aber nicht von der Lektüre abhalten: Während ich bei dem HarryPotter-Zyklus schon früh das beunruhigende Gefühl hatte, die Autorin würde hier das britische, elitäre Internats-Schulwesen glorifizieren (was sich nicht bestreiten ließe), so ist das bei Kurtz und Harris in ähnlicher Weise mit der quasi-feudalen Umgebung Adam Sinclairs der Fall. Der Grat zwischen erlesenem Stil und ein wenig hochnäsigem Adelsstil ist schwierig und nicht immer hun­dertprozentig gelungen. Manch einer würde Sinclair vermutlich als verwöhnten Snob interpretieren. Wahrscheinlich musste deshalb sein Adlatus Peregrine Lo­vat aus einer ganz anderen gesellschaftlichen Schicht stammen. Aber man sollte sich dieses Problems bewusst sein.

Die Lesefreude trübt das indes nicht. Schade, dass der Roman so kurz ist. Nun, der zweite, „Die Loge der Luchse“, ist fast 700 Seiten stark. Wenn das nicht ver­heißungsvoll klingt…

© by Uwe Lammers, 2008

Selbst wenn man berücksichtigt, dass ich mit einem zeitlichen Abstand von acht Lesejahren und Rezensionsjahren zu den Romanen ein etwas distanziertes Ver­hältnis habe, empfinde ich sie grundsätzlich doch immer noch als gut. Der drit­te, zu dem ich in ein paar Wochen etwas sagen werde, ist zwar einigermaßen schwach ausgefallen, doch die ersten beiden sind sehr beeindruckende Zeugnis­se, die mich viele Lesestunden solide unterhalten haben. Wenn sie euch also über den Weg laufen und euch die Rezension gefallen hat – schlagt umgehend zu!

In der kommenden Woche reisen wir an dieser Stelle zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts, um einen historischen Krimi der ganz besonderen Art zu betrach­ten. Was das genau heißt? Nun, das solltet ihr wirklich nicht versäumen, wenn ihr jemanden wie Sean Connery mögt…

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 In einer gewissen Weise ist sein Talent damit dem verwandt, das ein kleines Mädchen na­mens Emily Laing in den Romanen von Christoph Marzi anwendet. Aber diese beiden Au­torinnen können es besser kommunizieren und glaubwürdiger darstellen. Vgl. hierzu Chri­stoph Marzis Buch „Lycidas“.

2 Es sei im übrigen auf einen mehrseitigen, interessanten Anhang hingewiesen, in dem Be­griffe und historische Lokalitäten und Bräuche erläutert werden. Exzellent!

3 Vgl. besonders Christoph Marzi: „Lilith“ und „Lumen“. Vielleicht ist es auch kein Zufall, wenn in Buchhandlungen (wie vorgestern erlebt) ausschließlich mit dem – wesentlich bes­seren – ersten Band der Trilogie von Marzi, „Lycidas“, geworben wird. Auch Buchhändler scheinen die Defizite der beiden Nachfolgebände klar zu kennen.

4 Vgl. Joanne K. Rowling: „Harry Potter und der Stein der Weisen“.

Wochen-Blog 148: Der OSM im Bild, Teil 11

Posted Januar 2nd, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor acht Wochen beschäftigten wir uns zuletzt mit dem Titelbild von Lars Voll­brecht zu Band 24 der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), d. h. wir befanden uns und befinden uns noch immer im KONFLIKT 14 des Oki Stanwer Mythos, an dem ich von 1983 bis Anfang 1988 geschrieben habe.

Mit Band 25 wechselte ich damals – noch eifriger Heftromanleser und als sol­cher gewissen zyklischen Strukturen in Heftromanserien nacheifernd – die Handlungsebene und führte zwei neue Völker in zwei neuen Galaxien ein. Die Galaxien waren einmal Wukarin, zum anderen Risalon. Damals war ich noch deutlich schematischer als in späteren Zeiten. Das erkennt man deutlich, wenn man näher herangeht: das einzige intelligente Volk in der Galaxis Risalon heißt „Risaler“, deren Hauptwelt „Risal“ heißt (nee, hat nix mit Rieselfeldern zu tun, die Risaler sind Quallenwesen! Wir kommen dazu gleich noch).

Das einzige Intelligenzvolk in der Galaxis Wukarin heißt „Wukariner“, deren Hauptwelt – höchst sinnig – Wukar heißt, wenn ich mich da recht entsinne. Also, Einfallsreichtum war da eher Fehlanzeige. Eher kursorisch beschrieben wird in Band 25 „Höllenflug nach Wukarin“ nun also der epochale Flug eines ersten bemannten Experimentalraumschiffs von einer Galaxis zur anderen. Die beiden Völker haben schon miteinander Funkkontakt (in der Episode eher wirr und wi­dersprüchlich dargestellt), aber Morn, der risalische Experimentalpilot, ist todes­mutig und lässt sich mit dem Experimentalschiff über Zehntausende von Licht­jahren in die Nachbargalaxis Wukarin schießen.

Dabei geht naturgemäß etwas schief.

Er kommt zwar am Ziel an, hat aber buchstäblich eine Begegnung der unheimli­chen Art – ein Geistwesen verschmilzt nämlich während des Fluges und ver­drängt kurzerhand seine Seele. Was in Wukarin ankommt, ist also nur noch dem Äußeren nach der Experimentalpilot. Mental ist es… OKI STANWER!

Tja, und da ist er dann, der Feldherr der Cranyaa.

Ich zeichnete damals mit feinem dünnen Zeichenstift und grüner Tinte meine Vorstellung des Ganzen, nämlich einen Blick in Morns wassergefülltes Cockpit, im Zentrum seine quallenhafte Person schwebend. Genau dieses Bild lag Lars als Kopie vor, woraufhin er seine Version des Covers entwickelte. Man sieht, oben und unten durch massive schwarze Flächen abgegrenzt, einen linsenförmi­gen hellen Zentralraum. Im Vordergrund schwebt der quallenartige Risaler, auf­steigende Blasen signalisieren deutlich, dass es sich um einen wassergefüllten Raum handelt. Im Hintergrund deutet eine schwarze Linse mit Planeten darin den Weltraum an.

Schön gelungen, finde ich heute noch.

Oki Stanwers Erscheinen in der Galaxis Wukarin löst Chaos aus. Das hat damit zu tun, dass er zu diesem Zeitpunkt über massive parapsychische Kräfte verfügt, die er aber nicht unter Kontrolle hat. Heimgesucht von Alpträumen entstehen nun Traumgespinste, die „Das Traum-Inferno“ zur Folge haben (so auch der Titel von Band 26 der Serie).

Ich zeichnete auch dazu eine Skizze, die eine Szene der Episode illustriert. Dort ist es nämlich so, dass auf einer idyllischen Pflanzenwelt mit intelligenten Pflan­zenwesen (die sonst in der Serie nicht weiter vorkommen) Alptraumwesen aus Oki Stanwers Erinnerungen an frühere Universen materialisieren. In diesem spe­ziellen Fall haben wir auf einmal einen TROOHN vor uns – ihr wisst schon als Leser der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), die ich freilich erst fast 20 Realjahre später zu schreiben begann, dass es sich dabei um die Herren des Terrorimperiums handelt und Oki Stanwers Antagonisten in KONFLIKT 2.

Der Troohn, eine schlanke humanoide Gestalt, ganz in Metall gekleidet und mit einem etwas kantigen Schädel versehen, in dem sechs lodernde dreieckige Au­gen so angeordnet sind, dass sie eine auf der Spitze stehende Pyramide bilden (!), ist in meinem Bild dabei, ein Pflanzenwesen zu attackieren.

Lars ging in seiner Umsetzung des Bildes etwas anders vor. Er verwandelte mei­nen Waldhintergrund in eine überwiegend schwarze Fläche, in der man Planeten erkennen kann (was so vom Text nicht gedeckt wird). Von oben schräg links nach oben schräg rechts verläuft ein umgestürzter Baumstamm, nach unten rechts ebenfalls, auf der linken unteren Bildseite durch eine Art von Gebüsch verdeckt. Das Gebüsch geht nach unten in tiefes Schwarz über. Direkt in der un­teren Bildmitte reckt sich etwas nach oben, was man mit etwas Phantasie als pflanzliche Tentakel interpretieren kann.

Der Troohn steht bei Lars hinter dem unteren Baumstamm, nach links gewendet, und seine Rechte packt diese nach oben ragenden Stränge, während der Hinter­grund weitgehend amorph und angedeutet bleibt.

Auch dieses Bild ist zwar etwas sehr frei interpretiert, aber sonst auch heute noch durchaus beeindruckend.

Im Band 27 „Die Ruinenwelt“ wechselte ich von neuem die Handlungsebene. Diesmal führte ich den Handlungsstrang des Cranyaa und Helfers des Lichts Ureg-Ni fort. Er war bekanntlich in Band 21 vom Planeten TOTAM entkommen und dabei – unter Hilfe des unheimlichen Soffrol – auf einer Welt angelangt, auf der er den nächsten Helfer des Lichts treffen sollte, ein Wesen namens UCHU­LON.

Gleichzeitig aber, sollte ich erinnern, wurde der Dämon Awurkk losgejagt, um eben diesen Helfer des Lichts UCHULON zu eliminieren. Also: nicht witzig. Genau.

Da in FdC-Episoden mit gerade mal knapp 15 handschriftlichen Skriptseiten nicht eben viel Raum für differenzierte Handlungsentfaltung war, kam ich auch sofort zur Sache: Ureg-Ni stolpert sofort nach Erscheinen über UCHULON, und kaum haben sie ein paar Worte miteinander gewechselt, taucht auch schon der verfolgende Dämon von TOTAM auf und erzeugt das beste Chaos, was man sich vorstellen kann.

UCHULON erweist sich zu Ureg-Nis nicht eben geringer Verblüffung als ein rechteckiger, etwas mitgenommener Roboter mit kuppelförmigem Aufsatz. Die Maschine, in die UCHULONS Helferseele integriert wurde, entstammt der un­tergegangenen Kultur der Plegg’re, eines Volkes, das hier erstmals erwähnt wird und in den späteren Episoden der Serie noch wichtige Bedeutung erlangen soll.

Die Plegg’re haben eine hoch entwickelte Psionik besessen, die es ermöglichte, dass Wesensinhalte von Individuen in Computern gespeichert werden konnten. So ist UCHULON zum Gefangenen seines Robotkörpers geworden.

Als nun der Dämon von TOTAM nach anfänglichen Schwierigkeiten die Fährte von UCHULON aufnehmen kann, kommt es in einer der Ruinenstädte auf der Oberfläche des Planeten zur Konfrontation mit dem Roboter.

Folgerichtig sieht auch Lars´ Umsetzung so aus:

Der Hintergrund des Bildes ist einheitlich weiß, mit angedeuteter Ruinenstadt­kulisse. Links im Vordergrund erkennt man den kastenförmigen Roboter UCHU­LON. Rechts davon ist der Dämon zu sehen, der hier seine „Kapuzinermönch“-Gestalt angekommen hat und einen Arm ausstreckt, der im Leib des Roboters versinkt. Man erinnere sich: Dämonen von TOTAM in dieser Gestalt haben eigentlich physisch keine Materialität, darum ist diese Verschmelzung möglich.

Dummerweise hat der Dämon keine Ahnung von den Parawissenschaften der al­ten Plegg’re – so fängt UCHULONS Gastkörper auch den mentalen Gehalt des Dämons ein. Und, das ist dann das Perfide daran, was im Bild natürlich nicht mehr dargestellt wird, er nutzt eine weitere Hinterlassenschaft der Plegg’re, so genannte „Psi-Schlünde“, um den Robotkörper fernzulenken und hineinzustür­zen.

Das hat die Zerstörung des Roboters zur Folge und die starke Schwächung des Dämons, der daraufhin nach TOTAM zurück flüchtet. UCHULONS Mentalin­halt selbst findet sich jedoch plangemäß im Körper von Ureg-Ni wieder, so dass die beiden Helfer nun eine mentale Symbiose eingehen.

Lars erschuf von diesem Bild noch eine Alternativversion, die mir übrigens bes­ser gefällt. Diese Version ist noch etwas freier als die erste. Sie hat sogar Schrift­züge dazu:

Oben links steht „Uwe Lammers´ Oki Stanwer“, wobei die ersten beiden Worte schwarz schraffiert sind, die anderen, darunter angebracht und z. T. mit den obi­gen Schriftzügen verschmolzen, sind komplett weiß gelassen. Darunter steht dann, schön verschnörkelt wie weiland etwa bei den MYTHOR-Heftromanen, „Die Ruinenwelt“. Rechts daneben erkennt man eine schemenhaft-humanoide Gestalt, die wahrscheinlich den Dämon darstellen soll, ihm aber leider nicht ge­recht wird.

Die untere Bildhälfte enthält links den Roboter UCHULON, diesmal nicht so schön mit Schattenschraffur gehalten wie in der Version 1, aber optisch sonst identisch inklusive Kuppel und diversen Antennenkonstruktionen. Völlig neu entwickelt ist die Ruinenstadtkulisse auf der rechten Seite des Bildes.

Also, ich muss schon sagen, das war eine reife Leistung für Lars, unbestreitbar. Da liegt enorm viel Elan und Experimentierfreude in dieser Staffel der Titelbil­der, und selbst aus einer Distanz von inzwischen 28 Jahren ist das immer noch bemerkenswert, zu sehen, wie meine Bildvorlagen seinen umtriebigen Verstand und seine flinke Zeichenfeder begeisterten.

Die nächste Staffel an Titelbildern wird erst in ein paar Wochen besprochen wer­den können. Am kommenden Sonntag beamen wir uns zurück ins Jahr 1994 und in die Artikelreihe „Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu“. Da spreche ich dann über jene Annalen-Werke, die ich gegen Mitte der 90er Jahre verfasste.

Wir sehen uns dann in der nächsten Woche hoffentlich an dieser Stelle wieder, meine Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Silvesterblog 2015

Posted Dezember 31st, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

zunächst will ich zum Jahresende diesen Beitrag dazu verwenden, all meinen in­teressierten Lesern für das mir und meinen Werken und meiner Website entge­gengebrachte Interesse herzlich zu danken. Es erfüllt mich mit fröhlicher Zufrie­denheit, zu entdecken, dass meine Homepage Monat für Monat im Durch­schnitt mehr als viertausend Male angesteuert wird von Leuten, die durch mei­ne Flyer, meine E-Books oder die Schlagworte – von anderen Möglichkeiten ganz zu schweigen – auf meine Werke aufmerksam geworden sind. Reges Inter­esse ist doch immer ein Indiz dafür, dass man etwas präsentiert, das Neugierde weckt, und mit aller Bescheidenheit wage ich zu sagen, dass der Oki Stanwer Mythos (OSM) das wirklich wert ist.

Gerade in diesem Jahr war dieses Interesse mir eine große Stütze. Ohne mich sehr in Details zu verlieren – darüber könnte ich sehr viel schreiben und habe es an anderer Stelle privatim auch getan – kann ich betonen, dass das Jahr 2015 ein sehr schweres war, aber glücklicherweise die Hoffnung auf ein schöneres und erfolgreicheres Jahr 2016 eröffnet.

Zahlreiche Todesfälle, darunter zwei Freunde und leider auch meine schwer kranke Mutter, haben mein Leben in den zurückliegenden zwölf Monaten ver­finstert. Der dadurch unerwartet erfolgte Verlust meiner Romansammlung (ich schrieb darüber im Wochen-Blog 146 vor elf Tagen) versetzte mir einen weite­ren Stoß. Anhaltende Komplikationen im Zuge der Neukonfiguration der Websi­te www.sciencefiction.de des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V. sowie seitens des E-Book-Distributors www.beam-ebooks.de und allgemein zurückge­hende E-Book-Downloadzahlen führten zu weiteren eher trübsinnigen Erfah­rungen. Auch die Umstellung bei meinem ersten E-Book-Distributor Amazon auf das seitengenaue Berechnungsmodell brachte meine optimistische Kalkulation aus dem Vorjahr etwas ins Trudeln.

Doch gab es natürlich auch positive Effekte. Dazu möchte ich zwei Lesungen zählen, die ich in Braunschweig mit tatkräftiger Hilfe des Veranstalters Thomas Helmold vom „Lord Helmchen“ und an der Seite meines Autorenkollegen Tobias Tantius von der Literaturwerkstatt Gifhorn durchführen konnte. Der Verein KreativRegion e.V. Braunschweig ist hier ebenfalls unumgänglich zu nennen, der es mir im Rahmen der Veranstaltung „11hoch11 trifft Buchmarkt“ einen Kurz­vortrag in der Braunschweiger Traditionsbuchhandlung Graff ermöglichte, wo ich mein E-Book-Programm vorstellen konnte – eine große, unerwartete Ehre. Sehr viel Hilfe wurde mir auch zuteil von meinem Lektorat des kleinen Verlags Thrillkult-Media, ohne die meine Veröffentlichungsreihe sicherlich abgerissen wäre. Ich schweige von der vielfältigen Hilfe durch befreundete Autorinnen und Autoren, Grafiker und institutionalisierte Fans im deutschen Phantastik-Fan­dom.

Es wären noch so viele weitere Menschen und Institutionen zu nennen, denen ich für den Rückhalt in diesem Jahr Dank schulde. Manche, das weiß ich, wün­schen es aus den verschiedensten Gründen nicht, dass ich sie hier namhaft ma­che, bin aber sicher, wenn sie diese Zeilen lesen, werden sie wissen, dass sie an­gesprochen sind und meines Dankes gewiss sein können. Explizit nennen will ich aber meinen Grafiker Lars Vollbrecht und alle jene, die den OSM für dieses Jahr grafisch bereichert haben. In diesem Sektor haben wir gemeinsam schon die Weichen für das Jahr 2017 gestellt… und nein, Freunde, das ist jetzt kein Schreibfehler. Ich erläutere weiter unten meine diesbezüglichen Pläne, ohne in­des so weit zu gehen wie jüngst in einer Mail an Lars Vollbrecht.

Zunächst ist es jedoch, wie jedes Jahr im Silvesterblog Zeit für eine kleine Rück­schau für all jene, die gern zum Jahresende noch einmal das Jahr Revue passie­ren lassen. Ich mache das traditionell seit Jahrzehnten (also auch schon lange vor meinem Aufbruch ins E-Book-Zeitalter, ich bin eher nicht so der Silvester­partymensch, das war ich noch nie).

Im Jahre 2015 erschienen die Wochen-Blogartikel bis Nummer 147, so dass am 17. Januar der Blogartikel 150 erscheinen wird, für den ich mir wieder etwas Besonderes ausgedacht habe. Hineinschauen könnte sich insbesondere für die­jenigen lohnen, die das scheinbare Rätsel zu verstehen versuchen, warum ich sowohl tätiger Phantast wie Historiker sein kann. Mein dortiger Beitrag liefert euch einen Lösungsansatz.

Dass meine Webpräsenz immer noch im Aufbau begriffen ist, werdet ihr am 1. April 2015 bemerkt haben, als ich meine neue Rubrik präsentierte, den „Rezen­sions-Blog“, der seither jeden Mittwoch (manchmal, wenn es mich überkommt, auch schon am Dienstagabend) den Weg auf meine Homepage findet. Hier sind inzwischen auch schon 40 Beiträge erschienen… erstaunlich, wie rasch die Zeit dahinrast. Und ich muss sagen, es macht kolossalen Spaß, euch auf diese Weise an meiner Lektüre der vergangenen Jahrzehnte teilhaben zu lassen. Es gibt hier noch sehr viel Material, so dass ihr für 2016 und 2017 sicherlich keine Langeweile leiden werdet.

Im Juni 2015 knüpfte ich außerdem einen schönen, fruchtbaren Kontakt zu mei­nem dritten E-Book-Distributor, www.xinxii.com. Am 16. Juni 2015 erschien mit TI 1: „Das Erbe der Forscherin“ hier mein erstes E-Book, dem inzwischen weite­re fünfzehn weitere gefolgt sind. Der schnelle Erscheinungstakt am Anfang (3 Werke je Monat) war in meinen Augen erforderlich, um den Publikationsab­stand zu Beam (heute Oolipo) aufzuholen. Diese Aufholjagd kann als geglückt gelten.

Ein weiterer schöner Effekt des phantastisch effizienten und tollen Supports von XinXii bestand darin, dass ich für November 2015 zum „Autor des Monats“ er­nannt wurde, was mich sehr stolz machte. Ich verstehe mich zwar definitiv nicht als „Bestsellerautor“, wie einer meiner Korrespondenzpartner dieses Prädikat falsch verstand, dafür sind meine Verkaufszahlen nun wirklich zu marginal, aber als Werbemaßnahme in eigener Sache kann man diese Ernennung nicht hoch genug schätzen.

Ein weiterer positiver Effekt von XinXii ist, dass meine dortigen E-Books nun auch eine ISBN besitzen. Prinzipiell kann man diese Werke also im E-Book-For­mat über Buchhandlungen beziehen… nein, die Printausgaben konnte ich im zu­rückliegenden Jahr leider noch nicht realisieren, dafür war es hier alles zu tur­bulent.

Wie ich weiter oben schon andeutete, haben sich die Besucherzahlen der Ho­mepage www.oki-stanwer.de weiter schön nach oben entwickelt. Bis zum Ab­schluss dieses Blogartikels am 30. Dezember sind für das Jahr 2015 insgesamt 58.667 Zugriffe erfolgt. Das sind immerhin fast fünftausend im Monat… eine unglaubliche Ziffer. Ich denke, da ist aber auch weiterhin noch schön Luft nach oben.

Insgesamt sind im Jahre 2015, um das mal summarisch zu nehmen und hierbei nur die EPUB-Versionen zu nennen, elf neue E-Books bei Amazon erschienen, außerdem elf „digitale Nachdrucke“, wie ich das nenne, beim Beam, und die er­wähnten sechzehn derselben Art bei XinXii. Macht insgesamt also 38 E-Books. Eine schöne Vermehrung der E-Book-Bibliothek, und doch, wie ich lächelnd betonen möchte, nur der Anfang dessen, was noch kommen wird.

Denn ihr wisst ja – aktuell gibt es mit der Serie „Oki Stanwer und das Terrorim­perium“ (TI) lediglich eine Serie des OSM zu lesen. Und wer meinen Blogartikeln regelmäßig gefolgt ist, weiß, dass es davon ja noch mehrere gibt, und dass TI eben nur den zarten, aber sehr wichtigen Anfang darstellt. Während in der Rei­he „Aus den Annalen der Ewigkeit“ und in den Storysammlungen inzwischen Blicke in andere Universen des Oki Stanwer Mythos möglich sind, konnte von einem geregelten Blick bislang keine Rede sein.

Bislang.

Es wird euch vermutlich neugierig machen, zu hören, dass sich das in naher Zu­kunft ändern soll. Ich erwähnte schon zwei Projekte in meinen Blogartikeln, an denen ich arbeite. Über das jüngere davon, das „Geheimprojekt CK 1“ erzähle ich euch am 24. Januar an dieser Stelle Genaueres. Dazu gibt es auch schon ein phantastisches Titelbild und einen Textrohling von einigem Umfang.

Das zweite Projekt ist ebenfalls schon etwas konkreter geworden. Ich erzählte davon bereits im vergangenen Silvesterblog: Es heißt „Im Feuerglanz der Grü­nen Galaxis“. Ursprünglich war angedacht, dieses Projekt so umzusetzen, dass es als dickleibiger, kompakter Roman einmal im Jahr erscheinen würde. Dies lässt sich so, wie ich in diesem Herbst entdeckte, leider nicht realisieren. Ich wurde also zu einer Kurskorrektur bewogen, und die wird wie folgt ausschauen: Ich fasse jeweils drei Episoden der diesem Projekt zugrunde liegenden Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) (1987-1993) zusammen zu einem kompakten Werk und gliedere diesen Band in meine reguläre E-Book-Reihe ein. Ihr werdet also in der nahen Zukunft auch regelmäßig mehrmals im Jahr in mei­nem E-Book-Programm einen „BdC“-Roman vorfinden.

Das ist, wie ich glaube, nicht in erster Linie ein Grund zum Unzufriedensein. Na­türlich verlangsamt sich damit die Publikation von KONFLIKT 2, also der TI-Serie. Doch betrachtet dafür den Mehrwert, den ihr erhaltet: Ihr stoßt mit dieser neu­en Serie direkt ins Herz des hoch aktiven OSM vor, während ihr ja mit TI aktuell bei der nun einmal die Grundlagen legenden Provinzserie seid. Und ich verspre­che wohl kaum zu viel, wenn ich sage, dass ihr direkt nach Lektüre des ersten Bandes, der ja den Titel „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“ tragen wird, unbe­dingt wissen wollt, was wohl im zweiten Band stehen mag, dessen Titel ich an dieser Stelle schon verraten kann: „Gestrandet in Bytharg“.

Das ist ein faszinierendes Leseabenteuer, und ich bin schon sehr, sehr gespannt darauf, wie diese Geschichten, die ich in der Episoden-Rohversion vor fast 30 Jahren schrieb (man glaubt es kaum!), endlich in der ausgearbeiteten Version bei euch ankommen. Es mag viel Arbeit sein, das alles so auszuarbeiten, wie es erforderlich ist… aber ich weiß schon jetzt, dass diese Tätigkeit meine Kreativi­tät auf köstlichste Weise befeuern wird.

Demnächst in diesem Kino…

Für das kommende Jahr gibt es auch noch eine kleine Programmänderung an dieser Stelle zu vermelden: künftig werden meine Amazon-Neuerscheinungen jeweils am 15. des Monats erscheinen, hingegen die Beam-E-Books zeitiger im Monat. Details dazu findet ihr regelmäßig auf meiner Autorenseite bei Amazon AuthorCentral.

Schauen wir uns mal weiter an, was im Jahr 2015 alles an Neuigkeiten auf euch einprasselte. Das war ja nicht eben wenig.

Anno 2015 erschienen 8 Episoden der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperi­um“, dazu ein „Annalen“-Band und zwei Storysammlungen. Mein Plan, „Ein Pas­sagier der R.M.S. TITANIC und andere phantastische Geschichten“ noch 2014 publizieren zu können, hat sich leider nicht verwirklichen lassen. Manche Pläne klappen eben nicht. In dieser Storysammlung wie auch in der folgenden, „Rein­karnation und andere phantastische Geschichten“ breitete sich vor euch ein reichhaltiges Tableau von Stories aus, in die dieses Mal auch OSM-Werke und Geschichten aus dem tropischen Archipel Eingang fanden. Das wird sich 2016 fortsetzen, darf ich an dieser Stelle versprechen, auch wenn die Storysammlun­gen ihren Charakter ein wenig ändern werden… dazu gleich weiter unten noch etwas mehr.

In der TI-Serie machte ich euch mit den Bänden 16-19 und dem dazu gehörigen „Annalen“-Roman „Heiligtum der Shonta“ durch einen sehr intensiven Innen­blick das rätselhafte Zwergenvolk der Shonta vertraut. Die Shonta waren euch ja schon im Jahr 2014 begegnet, als der glücklose Vorstoß des yantihnischen Pilo­ten Yuuricor in den MINEUR der Troohns im Xoor’con-System des tassaiischen Volkes erfolgte (vgl. dazu die TI-Bände 8-10). Hierbei kam der gesamte Trupp gewissermaßen unter die Räder, und die obigen Shonta-Bände zeigten, dass zumindest die Linguistin Vaniyaa aus ihrer Gefangenschaft befreit werden konnte… wenn auch auf sehr obskure Weise verwandelt.

Ihre Odyssee ist übrigens noch nicht beendet, sondern sie wird in der Serie in der nahen Zukunft fortgesetzt werden, das gilt auch für die Shonta-Abenteuer insgesamt.

In der zweiten Staffel der TI-Episoden des zu Ende gehenden Jahres griff ich die Handlungsspur des Forschers Noshtoy wieder auf (vgl. dazu die E-Books 27-30), der im E-Book 17 „Sternenlegenden“ auf dem Planeten Hushhin einen ver-hängnisvollen Fehler begangen hatte. Er missachtete das Gebot des Missions­kommandanten Jeshtar, wieder mit dem uralten KI-Organismus des „ewigen Gedächtnisses“ zu sprechen und wurde in der Folge zusammen mit vier Gefähr­ten durch ein Transmittertor von Hushhin weggesandt, vorgeblich mit dem Ziel, den legendären „Baumeister“ zu treffen, der vor mehr als 200.000 Jahren den stellaren Aufstieg der arachniden Rasse der Zhonc ermöglicht hatte.

Nun, angekommen sind Nosh und seine Gefährten durchaus dort, wo der Bau­meister einst wirkte, nämlich auf der Quarantänewelt Nylviidin… aber zweihun­derttausend Jahre sind halt verdammt viel Zeit, und es hatte sich wirklich ALLES verändert. Doch sie hatten Glück im Unglück, auf die Zhoncor-Forscher um Xiiyin-Cuhn zu treffen und späterhin die direkte Unterstützung einer Brutmutter der Zhoncor zu erhalten.

Ich brauche es wohl kaum zu betonen: Auch dieser Handlungsstrang ist natür­lich noch nicht abgeschlossen. Und selbst wenn euch das jetzt etwas verblüffen mag – ihr werdet schon im März wieder von den Zhonc hören.

Wohin also, mögt ihr euch fragen, steuert das E-Book-Programm im Jahre 2016? Wie üblich möchte ich an dieser Stelle einen kleinen Ausblick auf die kommen­den 12 Monate bringen, wie ich sie mir denke… und ihr wisst ja, dass Turbulen­zen dazu führen können, dass sich das nicht völlig realisieren lässt. Dennoch, dies hier ist meine Erwartung, darauf könnt ihr euch einstellen:

Januar 2016: Jaleenas zweites Leben, Teil 1 (Annalen 5)

Februar 2016: Jaleenas zweites Leben, Teil 2/E (Annalen 5)

März 2016: Gelüftete Schleier (TI 24)

April 2016: Audienz bei Quin (TI 25)

Mai 2016: Baumeister-Pläne (TI 26)

Juni 2016: Als Tiyaani noch ein Kind war… Phantastische Geschichten (Story­sammlung 4)

Juli 2016: Späherin der Cestai (TI 27)

August 2016: Die Sternenbaustelle (TI 28)

September 2016: Die Nomaden von Twennar (TI 29)

Oktober 2016: Das Kriegernest (TI 30)

November 2016: Mein Freund, der Totenkopf (Teil 1) (Annalen 6)

Dezember 2016: Mein Freund, der Totenkopf (Teil 2/E) (Annalen 6)

Januar 2017: Im Feuerglanz der Grünen Galaxis (BdC 1)

Ich habe mit Bedacht auch den Januar 2017 mit hineingenommen, damit ihr se­hen könnt, wo meiner Berechnung zufolge die neue Serie anfangen soll. Es mag sein, dass es Februar oder März 2017 wird… aber wenn ihr euch anschaut, wie rasch die Zeit seit dem letzten Silvesterblog verflogen ist, so glaube ich kaum, dass euch diese Zeitspanne sehr lang vorkommen wird. Außerdem ist ja für Un­terhaltung in der Zwischenzeit gesorgt, zweimal in der Woche mit den Blogarti­keln, jeden Monat mit den originalen E-Books und den „digitalen Nachdrucken“. Weitere Veröffentlichungen in Fanzines, ggf. Interviews und dergleichen sowie Lesungen werden hinzukommen.

Ein Punkt wird euch oben irritierend aufgefallen sein: warum werden die Anna­len-Bände jetzt in zwei Teile aufgespalten? Das ist eine Veränderung, die leider unumgänglich war, wie mir vom Lektorat signalisiert worden ist. Das hat mit dem Arbeitsaufwand bei der Erstellung der E-Books zu tun, da kann ich hier nicht in die Details gehen. Dieselbe Hintergrundgeschichte hat auch die Um­fangreduktion meiner Storysammlungen in der nahen Zukunft. So wird bei­spielsweise das „Tiyaani“-E-Book nun weniger Geschichten enthalten als ur­sprünglich geplant.

Aber… und es gibt dabei natürlich immer auch ein Aber, das euch über diesen scheinbaren Rückschritt hinwegtröstet… aber das heißt jetzt durchaus nicht, dass ihr auf diese Geschichten jetzt verzichten oder weitere Jahre warten müss­tet. Nein, durchaus nicht.

Ich erhielt nämlich auch einen schönen Gedankenanstoß von einem befreunde­ten Autor: wenn ein TI-E-Book recht kurz geraten ist – das hat ja mit dem zu vermittelnden Inhalt zu tun, und ich wiederholte schon verschiedentlich, dass ich Textinhalte nicht künstlich aufblase, um einen gewissen Mindestumfang zu erreichen – , dann wäre es doch eine schöne Idee, wenn ich in diesen E-Books Bonusgeschichten bringen würde, als zusätzlichen Kaufanreiz.

Den Gedanken fand ich äußerst konstruktiv und habe ihn sogleich umgesetzt. Ihr werdet darum im TI-Band 24, der im März 2016 erscheint, eine erste Bonus­geschichte vorfinden, der sicherlich im Jahre 2016 noch weitere folgen werden. Ich bin mal gespannt, wie diese Neuerung bei euch ankommt.

Was die Preisentwicklung der E-Books angeht, so möchte ich sie gern stabil hal­ten. An den Preisen für die TI-E-Books (1,49 Euro) wird sich also nichts ändern, dasselbe gilt für die Annalen-Bände. Es muss ja auch positive Meldungen des Tages geben, nicht wahr? Nicht alles wird also immer teurer, manches hält sein Niveau.

Ich denke, das soll dann aber als wortreiche Rückschau auf 2015 und Vorschau auf 2016/17 erst einmal genügen. Da habe ich euch den Mund nun wässrig ge­nug gemacht, scheint mir. Kommt alle gesund und gut ins neue Jahr und bleibt mal gespannt, wie sich das E-Book-Projekt entwickeln wird.

Wir sehen uns an dieser Stelle am 3. Januar 2016 wieder.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 40: Der stumme Frühling

Posted Dezember 29th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute führe ich euch in ein Horrormärchen der ganz besonders schaurigen Art, und zwar, weil es eben leider in den Fakten so überhaupt kein Märchen ist, son­dern Teil unserer jüngsten Vergangenheit. Und, das ist vielleicht das Alarmie­rendste an diesem Thema, das Drama ist noch lange nicht beendet, sondern al­lenfalls abgemildert und aus den direkten Schlagzeilen die meiste Zeit des Jah­res verschwunden.

Irgendwie ist das passend, ihr werdet das verstehen, wenn ihr die heutige Re­zension gelesen habt – die euch hoffentlich sehr neugierig auf das Buch selbst macht. Denn wir leben in Zeiten des Vergessens und Verdrängens, des „Schnell – Schnell“ und „Kurz – Kurz“, der reduzierten Aufmerksamkeitsspanne, und wir lassen uns von Moderatoren im Radio gern noch mal die 5-Minuten-Nachrich­ten in Schlagzeilen nacherzählen für den Fall, dass wir vergessen haben, was dieselben Leute gerade eben gesagt haben.

Dabei leben wir in einer hochkomplexen Welt, in der wir uns mehr als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte mit Informationen versorgen können, um uns eine allseitige Meinung zu bilden. Die wenigsten Menschen machen davon Gebrauch, und, so fürchte ich, die meisten Leute sind dazu schlicht zu faul. Weil sie – wie mein 2013 verstorbener Vater – Lesen und Informationsaufnahme mit „Arbeit“ gleichsetzen. Weil viele Leute nach dem Abschluss der Schule generell „keine Zeit“ mehr für Bücher finden.

Solche Personen würden den Sirenengesängen, von denen unten die Rede ist, wahrscheinlich ebenso wenig Widerstand entgegensetzen können wie die Ame­rikaner in den 50er und 60er Jahren, über die Rachel Carson schrieb. Und das ist ein wichtiger Grund, an jene schrecklichen, vermeintlich verheißungsvollen Zeiten zu erinnern und an dieses Buch, das euch auf eine Reise in die jüngste Vergangenheit mitnimmt, die ihr einfühlsamen Leser niemals wieder vergessen werdet.

Folgt mir in dieses Buch:

Der stumme Frühling

(OT: Silent Spring)

von Rachel Carson

Beck’sche Reihe 144

Nördlingen 2007 (Original: 1962)

352 Seiten

Aus dem Amerikanischen von Margaret Auer

ISBN 978-3-406-54760-7

Es war einmal eine Stadt im Herzen Amerikas, in der alle Geschöpfe in Harmo­nie mit ihrer Umwelt zu leben schienen. Die Stadt lag inmitten blühender Far­men mit Kornfeldern, deren Gevierte an ein Schachbrett erinnerten, und mit Obstgärten an den Hängen der Hügel… Im Herbst entfachten Eiche, Ahorn und Birke eine glühende Farbenpracht… Damals kläfften Füchse im Hügelland, und lautlos, halb verhüllt von den Nebeln der Herbstmorgen, zog Rotwild über die Äcker…

Die Gegend war geradezu berühmt wegen ihrer an Zahl und Arten so reichen Vogelwelt, und wenn im Frühling und Herbst Schwärme von Zugvögeln auf der Durchreise waren, kamen die Leute von weither, um sie zu beobachten. Andere kamen, um in den Bächen und Flüssen zu fischen, die klar und kühl aus dem Hü­gelland strömten und da und dort schattige Tümpel bildeten, in denen Forellen standen. So war es gewesen, seit vor vielen Jahren die ersten Siedler ihre Häu­ser bauten, Brunnen gruben und Scheunen errichteten.

Dann tauchte überall in der Gegend eine seltsame schleichende Seuche auf, und unter ihrem Pesthauch begann sich alles zu verwandeln. Irgendein böser Zau­berbann war über die Siedlung verhängt worden: Rätselhafte Krankheiten raff­ten die Kükenscharen dahin; Rinder und Schafe wurden siech und verendeten. Über allem lag der Schatten des Todes. Die Farmer erzählten von vielen Krank­heitsfällen in ihren Familien. In der Stadt standen die Ärzte immer ratloser den neuartigen Leiden gegenüber, die unter ihren Patienten auftraten. Einige Men­schen waren plötzlich und unerklärlicherweise gestorben, nicht nur Erwachsene, sondern sogar Kinder, die mitten im Spiel jäh von Übelkeit befallen wurden und binnen weniger Stunden starben.

Es herrschte eine ungewöhnliche Stille. Wohin waren die Vögel verschwunden? Viele Menschen fragten es sich, sie sprachen darüber und waren beunruhigt. Die Futterstellen im Garten hinter dem Haus blieben leer. Die wenigen Vögel, die sich noch irgendwo blicken ließen, waren dem Tode nah; sie zitterten heftig und konnten nicht mehr fliegen. Es war ein Frühling ohne Stimmen… Schweigen lag über Feldern, Sumpf und Wald.

Die Apfelbäume entfalteten ihre Blüten, aber keine Bienen summten zwischen ihnen umher, und da sie nicht bestäubt wurden, konnten sich keine Früchte ent­wickeln.

Die einst so anziehenden Landstraßen waren nun von braun und welk geworde­nen Pflanzen eingesäumt, als wäre ein Feuer über sie hinweggegangen. Auch hier war alles totenstill, von Lebewesen verlassen. Selbst in den Flüssen regte sich kein Leben mehr. Keine Angler suchten sie auf, denn alle Fische waren zu­grunde gegangen…“

So beginnt Rachel Carsons bis heute mit unglaublicher Erschütterung zu lesen­der Sachbuchklassiker, ganz genau wie ein Märchen, wie eine grässliche Zu­kunftsphantasie, eine klassische Dystopie der Science Fiction, und die Biologin Carson zeichnet ein Bild einer Endzeit, die gleichwohl weder ein Märchen noch eine Dystopie ist. Zu dem Zeitpunkt, als sie für ihr Buch am Ende der 50er Jahre und zu Beginn der 60er Jahre recherchierte, war genau dieses Schicksal über zahlreiche Landgemeinden in den USA hinweg gegangen.

Ein Frühling ohne Vögel.

Ein Sommer ohne Bienen.

Flüsse ohne Fische.

Landstriche, wo Landwirte und Gärtner, ja, einfache Urlauber einfach ohne er­kennbaren Grund dahinsiechten und binnen kürzester Zeit verfielen und star­ben. Eine Landschaft, in der Kinder beim Spielen von Übelkeit befallen wurden und zugrunde gingen.

Nein, dies war keine Fiktion.

Es war ein Terrorkrieg gegen die Natur, gespeist vom Machbarkeitswahn der Menschen, dem Unwissen über ökologische Zusammenhänge, von Vorurteilen und ökonomischem Profitdenken. Sie spricht es schon im ersten Kapitel aus und sagt klipp und klar: „Kein böser Zauber, kein feindlicher Überfall hatte in dieser verwüsteten Welt die Wiedergeburt neuen Lebens im Keim erstickt. Das hatten die Menschen selbst getan.“

Und warum?, fragt man sich, wie kann man so wahnsinnig sein, derlei Verbre­chen gegen die Natur und teilweise gegen die eigenen Mitbürger zu begehen? Warum schritt niemand ein?

Das Verhängnis begann etwa um das Jahr 1945 und steigerte sich von da an Jahr für Jahr. Der erste Grundstein des Dramas lautete DDT. In dem dringenden Verlangen, einen alten Traum der Menschheit zu erfüllen, erfüllt von dem heh­ren Wunsch, zu helfen, wurde die moderne Chemie bemüht, um dem Schäd­lingsbefall vorzubeugen, der in der Landwirtschaft Jahr für Jahr Millionenschä­den anrichtete. Und der zunächst unübersehbare Erfolg des DDT führte dazu, dass die Politiker auf Bundesebene und Landesebene, bald auf Kreisebene und bis in die kleinsten Verästelungen der Wirtschaft und Gesellschaft anfingen, dem verführerischen Sirenengesang der chemischen Industrie zu glauben:

Ihr leidet an Schädlingen? Euer Getreide ist von Pilzen befallen? Euer Garten ist voll Unkraut? Wir werden etwas erfinden, das mit diesen Plagen ein für allemal aufräumt!

Carson vergleicht diesen Wundermantel der chemischen Industrie und die im­mer neuen, immer giftigeren Mittel mit einem Bild der griechischen Mytholo­gie: „Nach der griechischen Mythologie war die Zauberin Medea wütend dar­über, dass ihr die Liebe ihres Gemahls Jason von einer Nebenbuhlerin abspens­tig gemacht wurde, und sie schenkte der neu erkorenen Braut ein Gewand mit magischen Eigenschaften. Wer dieses Gewand trug, starb auf der Stelle eines gewaltsamen Todes…“

Diesen Tod hatte die chemische Industrie den Schädlingen zugedacht (ohne jed­wede Hemmungen, die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg für eine Weile die Anwendung solch tödlicher Stoffe verhinderten; noch zu frisch war die Erinnerung an Zyklon-B. Später indes wurden Spritzstoffe, in denen etwa Di­oxine enthalten waren, bis weit in die 80er Jahre etwa an Bahntrassen ausge­bracht; es dauerte lange und war etwa dem Magazin GEO zu verdanken, dass diese Stoffe verboten wurden). Die ahnungslosen Chemiker hatten nur etwas vergessen: ein Stoff, der für bestimmte Tiere oder Pflanzen tödlich wirkt, ver­schwindet nicht spurlos mit seinen Opfern aus der Nahrungskette. Wir sind eben nicht im Märchen!

Tote Würmer werden von Vögeln gefressen. Die Gifte lagern sich in den Vögeln an, und diese geben sie an ihre ungeborenen Kinder weiter. Gifte, die beispiels­weise dazu führten, dass die Schalen der Eier so dünn wurden, dass sie nicht mehr bebrütet werden konnten. Gifte, die die Küken vielleicht schlüpfen, aber nicht mehr lange leben ließen, da sie mit vergifteten Würmern gefüttert wur­den.

Schlimmer noch: Nahrungsketten sind komplexe Angelegenheiten, und manch­mal trifft der Giftstoff, mag er noch so gut dosiert sein (und mitunter war er tausendfach zu stark dosiert, nicht selten von den arglosen, wohlmeinenden Bauern und Hobbygärtnern ausgebracht, die damit selbst Dinge verseuchten, die sie gar nicht bedacht hatten – und viele starben selbst an ihren Pflanzen­schutzmitteln, andere mussten entsetzt mit ansehen, wie ihre Kinder dahin­siechten und unter den hilflosen Händen der Ärzte wegstarben), einfach die falschen Ziele. Schadinsekten sind anvisiert, und mit ihnen werden Vogelpopu­lationen ausgerottet. Rankenpflanzen sollen abgetötet werden und die Bäume werden mit vernichtet.

Damit nicht genug: die meisten der Stoffe waren wasserlöslich, und der Regen spülte sie in den Rinnstein und dann ins Erdreich, in dem es von Mikroorganis­men und Würmern nur so wimmelte, die hilfreiche Arbeit leisteten. Die Folge dieser Vergiftung war ein unsichtbarer Genozid und, noch verheerender, ein überhand nehmen von Schädlingen, die oftmals die eigentlichen Ziele waren, die sich nun aber wieder dramatisch vermehren konnten, weil alle Fressfeinde ebenfalls ausgerottet worden waren…

Verantwortliche Beamte des Gesundheitsdienstes haben darauf hingewiesen, dass die biologischen Wirkungen von Chemikalien kumulativ sind und sich im Laufe langer Zeiträume steigern, und dass die Gefahr für den einzelnen Men­schen davon abhängen dürfte, wie oft er in seinem Leben den Stoffen ausge­setzt gewesen ist. Gerade aus diesen Gründen wird die Gefahr leicht ignoriert. Es ist Menschenart, etwas mit einem Achselzucken abzutun, das uns vielleicht nur als vage Drohung eines künftigen Unheils erscheint. ‚Die Menschen sind naturgemäß am meisten von Krankheiten zu beeindrucken, die sich in deutlichen äußeren Anzeichen offenbaren’, meint Dr. René Dubos, ein erfahrener Arzt. ‚Doch manche ihrer schlimmsten Feinde schleichen sich unauffällig an sie heran.’“

Wen erinnern solche Worte nicht an moderne Probleme wie die Frage der Überbevölkerung, Strahlung atomaren Abfalls, den Treibhauseffekt und die Kli­makatastrophe? Wahrhaftig, Rachel Carson legte bereits vor fast 50 Jahren den Finger auf einen verhaltensbedingten Baufehler der meisten Menschen, an dem sich bis heute nichts Grundsätzliches geändert zu haben scheint.

Ob Rachel Carson (1907-1964) über die Pestizide, Insektizide, den gnadenlosen und oftmals sinnlosen und blindwütigen Feldzug der US-Industrie gegen wirkli­che oder vermeintliche Schädlinge in der Natur schreibt, ob sie über die Gefah­ren und toxischen Wirkungen auf den Menschen erzählt, ob sie von Karzinoge­nen, also krebserregenden Stoffen berichtet, auf jeder Seite ist das leise, heimli­che Grauen Gast, das sie bei all ihren sehr fundierten Recherchen gefühlt hat.

Das Buch ist, da hat der Vorwortschreiber Joachim Radkau vollkommen Recht, bis heute eine Bibel der Ökologiebewegung, das nichts an Aktualität verloren hat. Dabei gelingt Carson, die sowohl Wissenschaftlerin wie Schriftstellerin war, die schwierige Gratwanderung, aus einem moralisch eindringlich appellieren­den Sachbuch ein stilistisches Erlebnis allererster Güte zu machen, auch wenn es überwiegend grausige Tatsachen zu berichten hat (ein durchaus ehrliches Anliegen – es gibt relativ wenig über den modernen Menschen an Positivem zu berichten, bezogen auf seine Umwelt; der homo sapiens ist mehrheitlich ein sehr egozentrisches Wesen, das dazu neigt, alles zu seinem eigenen Vorteil zu wandeln, ganz gleich, wie viel er dabei zerstört). Aber es gibt auch positive Din­ge im Buch, nicht zuletzt ganz zum Schluss. Sie lässt den Leser nicht allein und hilflos schluchzend in der verwüsteten Welt zurück.

Ein Teil von Carsons eindringlichem Appell, der gleichwohl nie ernstlich moralin­sauer herüberkommt, speist sich zweifellos aus ihrem eigenen Lebensweg. Als sie „Silent Spring“ schrieb, wütete bereits der Krebs in ihr, und auf dem Höhe­punkt ihres literarischen Erfolgs mit diesem Buch, das im September 1962 nicht völlig zu Unrecht an Charles Darwins „Ursprung der Arten“ gemessen wurde, er­lag Carson am 14. April 1964 ihrer Krankheit. Dieses Buch ist ihr Vermächtnis, und wer sich ernstlich für Ökologie und das interessiert, was Menschen ihrer Umwelt – und damit auch sich selbst – anzutun fähig sind, sollte das Buch un­bedingt lesen.

Radkau hat absolut Recht: es hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt und wirkt vielleicht heute besser als je zuvor…

© by Uwe Lammers, 2010

Nun, und wie ich einleitend sagte: wenn wir zu faul und bequem sind, uns in unserer üppigen Wissensgesellschaft umfassend zu informieren, werden wir au­ßerstande sein, aus den oben aufgearbeiteten Fehlern zu lernen – auf diesem und auf vielen anderen Gebieten. Es ist darum ein höchst lehrreiches Buch, auch wenn es inzwischen mehr als 50 Jahre auf dem Buckel hat.

Lest es, Freunde!

In der nächsten Woche wechsle ich mit etwas ruhigerer Kost ab und führe euch zwar in die Gegenwart, aber, wenn man so will, in ein Fantasyreich, das mit der Magie der Vergangenheit aufgeladen wird. Wie ich das genau meine? Nun, schaut am kommenden Mittwoch herein, dann seid ihr schlauer.

Bis dahin – stay tuned!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

der vorliegende Monat wurde nach wie vor von den privaten zeitraubenden Tur­bulenzen beherrscht, die der Tod meiner Mutter im Mai 2015 nach sich zog, lei­der. Aber es gab durchaus auch ein paar sehr positive Erlebnisse darin, so dass ich letzten Endes auf 29 beendete Werke zurückblicken kann. Wie ihr wisst, hat es da in meinem Leben – namentlich so vor etwa zehn Jahren – schon ganz an­dere Monate gegeben, wo ich froh war, auf zehn vollendete Werke im Monat zu kommen.

Natürlich – mehrheitlich entstanden diesmal Blogartikel und Rezensionen, aber ich kam auch anderwärts ein wenig voran. Schauen wir uns das einfach mal ge­meinsam an. Dies ist der Monat September:

Blogartikel 143: Work in Progress, Part 33

(OSM-Wiki)

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH)

Erläuterung: Ich fing ja jüngst damit an, dieses Werk endlich abzuschreiben, da­mit eine digitale Version vorliegt, die bislang ja nur für die Seiten ab etwa 3.000 besteht. Inzwischen fahre ich hier zweigleisig – zum einen beginne ich von vorn und habe mich jetzt bereits bis in das Kapitel 4 „Das Mehrfachwesen“ voran­gearbeitet, zum anderen gehe ich „rückwärts“ und erfasse die Kapitel ab Nr. 34 „Garos“ sozusagen rückwirkend. Ich verkleinere den gigantischen Textkuchen also von beiden Enden her. Da ich hier keine Einzelkapitelauflistung mache, wird euch dieser summarische Eintrag oben wohl noch zahlreiche Monate be­gleiten.

14Neu 29: DER TITAN

Blogartikel 146: Erinnerungsverlust

Blogartikel 145: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 32

E-Book 29: Welt der Wunder

(Annalen 5: Jaleenas zweites Leben)

Blogartikel 140: Der OSM im Bild, Teil 10

Blogartikel 154: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 33

(Glossar des Romans „DER CLOGGATH-KONFLIKT“)

(E-Book 30: Das Sternenreich des Windes)

12Neu 31: Treffpunkt Calnier

(12Neu 32: Totensektor Maran-Ghaal)

(12Neu 33: Vorstoß nach Yorlavoor)

(E-Book 34: Als Tiyaani noch ein Kind war…)

(E-Book 31: Gelüftete Schleier)

(E-Book 32: Audienz bei Quin)

(E-Book 33: Baumeister-Pläne)

Blogartikel 144: Höhepunkte für alle – auch für Kristallplaneten! Immer diese Fehler…

Blogartikel 161: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 34

(14Neu 31: Schwarze Raumer greifen an!)

Erläuterung: Diese schwarzen Raumschiffe sind übrigens Troohn-Schiffe. Die Episode wurde im Frühjahr 1984 geschrieben, was euch klar zu Bewusstsein bringen sollte, wie lange ich schon über die finsteren Feinde Oki Stanwers, der Baumeister und der Allis in KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperi­um“ (TI) Bescheid wusste. Und zugleich gibt euch das ein Gefühl dafür, dass es mitunter über zwanzig reale Jahre dauern kann, bevor ich Dinge wirklich dau­erhaft verschriftliche… aber keine Sorge, ich habe nicht vor, euch heute noch so lange auf derlei Dinge warten zu lassen. Inzwischen geht es meistens sehr viel flinker vonstatten. Die Geschichte „Der Platz der Steine“ war ja vor kurzem das beste Beispiel.

(14Neu 30: TRAUMKRIEGER)

Wenn ihr jetzt überrascht stutzt, dass die Aufstellung dieses Mal so kurz gewor­den ist – ich sagte ja oben schon, die meisten Beiträge dieses Monats bestanden in Blogartikeln und Rezensionen. Und da ich die Rezensions-Blogs nicht hier aufliste, weil sie üblicherweise keinen OSM-Bezug aufweisen, bleibt das alles hier ungesagt, was noch alles im Monat September geschah. Und das Obige ist tatsächlich alles, was in dem Monat abgelaufen ist… sorry, Freunde. Ich habe auch gedacht, es sei mehr los gewesen. Aber so war’s halt nicht.

Mal schauen, wie sich die Neuarbeiten oder Erfassungsarbeiten am OSM im an­brechenden Jahr 2016 entwickeln. Ihr werdet in vier Tagen noch einen Silvester­blog mit auf die Reise bekommen, darum sage ich euch noch nicht „Frohes neu­es Jahr“ an dieser Stelle.

Der erste Wochen-Blog im kommenden Jahr ist hier am 3. Januar 2016 zu fin­den. Dann geht es wieder zurück in die Vergangenheit, dann schauen wir uns in KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) wieder die Illus­trationen an… oder wenigstens meine entsprechenden Bildbeschreibungen.

Macht es gut und bis bald, meine Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.