Liebe Freunde des OSM,

und wieder sind sechs Wochen ins Land gestrichen seit dem letzten Artikel dieser Blogartikelreihe. Damals schloss ich mit dem Berichtsmonat September 2020 ab, sodass ich heute mehr zum Endquartal dieses Jahres sagen kann, die Monate Oktober bis Dezember. Ich deutete schon an, dass meine kreative Leis­tung im dritten Quartal des Jahres 2020 nicht eben überzeu­gend war. Das letzte wurde noch weniger angenehm.

Einen ersten Vorgeschmack davon gibt die jeweilige Anzahl der vollendeten Werke. Die Ziffern lauten: 17, 15, 22. Aber darunter sind viele Rezensionen und Blogartikel, die bekanntlich nur bedingt als autonome Werke gelten können. Schauen wir uns mal die Feinheiten an.

Zugegeben, der Oktober fing schön an, weil ich am 2. Oktober endlich den voluminösen OSM-Band 2000 vollenden konnte, „Tödliche Entscheidung“, an dem ich schon so viele Jahre ge­schrieben hatte. Aber das war dann leider auch schon so ziem­lich er einzige hervorzuhebende Aspekt des Monats.

Warum?

Na ja, ich war ansonsten mehrheitlich auf lang andauernden „Baustellen“ unterwegs, nicht immer nur im OSM. Ich näherte mich bei der Digitalisierung von KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Be­zwinger des Chaos“ (BdC) Band 100, erreichte ihn aber nicht vollständig. Ich kümmerte mich schleppend um weitere Digitali­sierung des jüngst begonnenen KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“, kam hier aber auch nur mäßig vom Fleck. Kurze Stipp­visiten im Erotic Empire und in der Serie Horrorwelt folgten.

Gut, ich arbeitete auch ein wenig am E-Book „DER CLOG­GATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“ weiter, allerdings ebenfalls eher halbherzig. Von sonstigen Annalen-Geschichten war weit und breit nichts zu sehen. Sowohl die nach wie vor akute Isolation auf der Arbeit an der Uni, die der Corona-Pande­mie geschuldet war sowie die Verschlimmerung derselben welt­weit drückte sehr auf mein Gemüt.

Im November versuchte ich, wieder etwas an Boden zu gewin­nen. Gelang mir das? Kann ich leider nicht guten Gewissens be­haupten. Ich erreichte immer noch nicht Band 100 der BdC-Serie, sondern kam hier nur – oder immerhin, wie man das auch werten mag – bis inklusive Band 99.

Dann nahm ich mich eines ebenfalls schon lange überfälligen Digitalisierungsprojekts an, nämlich der Annalen-Novelle „Par­tisanengruppe Rilon Vleh“, die wirklich schon uralt ist … wer den Namen zu kennen glaubt, hat natürlich recht – es handelt sich um einen Voork, der in KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ zum Helfer des Lichts wurde und im finalen Kampf im Nebelsektor der Milchstraße an Oki Stanwers Seite kämpft. Wenn ihr treue Leser der Blogartikelreihe „Close Up“ seid, wisst ihr das natür­lich noch. So gesehen handelt es sich bei der obigen Geschichte um ein Sequel zu KONFLIKT 15 und schließt dort eine wesentli­che Handlungslücke.

Leider habe ich mit diesem Digitalisat in diesem Monat nur be­gonnen, es sollte sehr lange dauern, bis ich da tatsächlich zu ei­nem Ende kam. Ich werde davon beizeiten berichten.

Vielleicht lag es daran, dass ich diesen Digitalisierungsversuch gemacht habe, ich kann es schlecht sagen, jedenfalls war das nächste, um das ich mich in diesem Monat bemühte, das E-Book „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos 2: Gestrandet in Bytharg“. Auch hier kam ich nur ein winziges Stück voran. Frustrierend, um das Mindeste zu sagen.

Und dann war da noch die Weiterarbeit an der Novelle „Das Geheimnis von Church Island“, die ja die argumentative Lücke zwischen dem E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 1: Vorbeben“ (2018) und dem zweiten „DER CLOGGATH-KON­FLIKT 2: Monstererwachen“ schließen sollte. Auch hier war nur bedingt absehbar, dass das mal ein Roman werden sollte.

Überrascht es euch, dass ich auch da nur Stückwerk in diesem Monat hinterließ? Es war so nervig!

Und dann kam der Monat Dezember 2020 … und ihr kennt das: Das ist Weihnachtszeit, der Monat, in dem ich immer versuche, einen Schwung Weihnachtskarten und Weihnachtsmails zu ver­fassen, außerdem jener Monat, in dem ich natürlich auch be­müht bin, den aufgelaufenen Korrespondenzberg dieses Jahres tunlichst abzubauen.

Es ist traditionell ein Monat, in dem ich eher wenig Zeit habe für andere Projekte, und das sah diesmal leider wieder ganz genau­so aus.

Zwar vollendete ich in diesem Monat deutlich mehr Werke als im Vormonat … aber das ist ein trügerischer Wert, diesmal aus dem Grund, dass ich am 6. Dezember mit der Abschrift der al­ten Serie „Erotische Abenteuer“ begann … und da jede dieser Episoden aus den 90er Jahren ja nur 5 Seiten umfasste, könnt ihr euch leicht vorstellen, wie flink eine solche Abschrift Realität wurde. Deshalb kam ich schon in diesem Monat bis Band 8 der Serie. Das verzerrt die ein numerische Perspektive also gründ­lich. Ziehen wir diese 8 Werke dann von dem Gesamtwert von 22 Ergebnissen dieses Monats ab, so landen wir schon auf ei­nem geringeren Wert als im November.

Ziehen wir darüber hinaus noch 7 Blogartikel ab, landen wir bei nur noch 7 Werken. Das ist wirklich traurig wenig.

Unter diesen Werken war – endlich – Band 100 der BdC-Serie, „Kommandounternehmen Entropiehammer“. Ansonsten befand sich unter den Geschichten, an denen ich weiterarbeite­te, wieder die Church Island-Geschichte, ebenfalls „DER CLOG­GATH-KONFLIKT“ sowie ein begonnener OSM-Hintergrundarti­kel mit dem Titel „Das Rätsel von Garos“.

Und damit erschöpfte sich dann dieses eher glanzlose Quartal, und das Jahr klang aus. Ich war ziemlich am Ende mit meiner Kraft und freute mich sehr darauf, endlich Urlaub zu haben und dann in ein neues Jahr starten zu können.

Hoffentlich würde es sich besser anlassen … ob das so kam, er­zähle ich im nächsten Beitrag dieser Artikelreihe, zu dem ich mich in sechs Wochen an dieser Stelle äußere.

In der kommenden Woche erzähle ich euch mal etwas vom neuen Kreativschauplatz, dem KONFLIKT 11 „Oki Stanwer – Ver­teidiger von Demor“ … und das stellt dann wirklich das totale Kontrastprogramm zu dem oben behandelten 4. Quartal 2020 dar. Da sprudelt meine Kreativität und schäumt ziemlich über den Rand, ihr werdet es sehen.

Also, schön neugierig bleiben, Freunde!

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

der Mensch ist ein Wesen, das leider notorisch immer wieder zeigt, dass es aus eigenem Anstoß über ein doch sehr be­schränktes historisches Erinnerungswissen verfügt. Nehmen wir mal jene Zeitgenossen davon aus, deren berufliche Profession es ist, dies zu tun – Historiker etwa oder Mitarbeiter in Museen, Archiven oder Gedenkstätten. Die Majorität der Mitmenschen neigt doch eher dazu, sich von aktuellsten Themen schnell ab­lenken zu lassen, wird von ständiger Wiederholung von Themen rasch gelangweilt (wenn man das für den passenden Terminus hält). Und nichts, sagt eine populäre Redewendung, sei so alt wie die Zeitung von gestern.

Daran ist leider viel Wahres. Aber es gibt Ereignisse, die es durchaus verdienen, dauerhaft im Bewusstsein verankert zu bleiben, auch wenn zugegeben werden muss, dass es sich bei ihnen zumeist um hochkomplexe multifaktorielle Abläufe han­delt, von denen in den allgemein zugänglichen Medien in der Regel eher schlichte und nicht selten verzerrende Darstellungen kursieren.

Es gibt aber auch Abweichungen hiervon. Als die GEO EPOCHE-Redaktion sich im Herbst des Jahres 2004 entschied, nach dem Heft über den 11. September 2001 ein zweites Sonderheft aus gegebenem Anlass herauszugeben, zählte ich schon zu den Abonnenten der Reihe, und dieses Sonderheft mit der Reihen­nummer 16 erschütterte mich so sehr, dass ich – was durchaus selten ist – umgehend eine Rezension dazu verfasste.

Ich schrieb sie direkt nach dem Auslesen des Heftes im März 2005, und wiewohl das inzwischen 19 Jahre her ist, hat sich mein ernstes, bewunderndes Urteil über diese Ausgabe nicht verändert.

Viele Menschen mögen heutzutage nicht mehr an die indonesi­sche Flutkatastrophe von 2004 denken, die später Geborenen kennen sie wahrscheinlich gar nicht … aber vielleicht solltet ihr euch diese lesenswerte Dokumentation einmal zu Gemüte füh­ren und dabei etwa an den Roman „Der Schwarm“ von Frank Schätzing und dessen jüngste Serienadaption denken. Denn so, wie es HIER geschah, in Indonesien anno 2004, so hätte es in der Verfilmung sein sollen, das hätte den szenischen Gedanken des Romans entsprochen.

Tsunamis sind, auch das wird gern ausgeblendet, heutzutage immer noch eine Bedrohung der von Menschen bewohnten Küs­ten. Und damit ist das, was der Grundtenor des vorliegenden Zeitschriftenbandes ist, immer noch akut.

Ich finde es deshalb wichtig, an diesen Ausnahmejournalismus zu erinnern und ihn jenen zur Lektüre zu empfehlen, die damals den Blick anderswohin gerichtet hatten und denen dies entgan­gen ist.

Bitte weiterlesen:

Tsunami – Der Tod aus dem Meer

GEO EPOCHE Nr. 16

Februar 2005

162 Seiten, 8.00 Euro

Verlag Gruner+Jahr AG & Co KG

26. Dezember 2004.

3,316° Nord, 95,854° Ost, 7.58.53 Uhr Ortszeit.

Dies ist der Ort, dies ist die Zeit, zu der sich die Weltgeschichte einer ganzen Region verändert. Dies ist der Moment eines win­zigen Zuckens der Erde.

Das Zucken findet beinahe unmerklich mehr als zehn Kilometer tief unter der Oberfläche statt, an einem Ort ohne Zuschauer, ohne Personen, die registrieren konnten, was geschah. Man kann es nur im Nachhinein rekonstruieren.

Die Erschütterung, mit der sich mehrere Gesteinsplatten der Erdkruste ruckartig in zwei aufeinanderfolgenden Etappen – zu­sammen nicht länger als 400 Sekunden dauernd – verschieben, setzt die schier unvorstellbare Energie von etwa 32.000 Bom­ben des 1945 über dem japanischen Hiroshima abgeworfenen Nuklearsprengsatzes frei. All dies geschieht unmittelbar vor der Westküste Indonesiens.

Für Mutter Erde ist der Erdstoß vernachlässigbar.

Aber über dem Hypozentrum der Erschütterung erhebt sich eine hohe Wassersäule, die sich nun in alle Richtungen kreisförmig in Bewegung setzt und die Wucht des Bebens weiterträgt. Später wird man dafür den rechnerischen Wert von 9.0 auf der nach oben offenen Richterskala für seismische Erschütterungen er­mitteln.

Das Seebeben setzt einen Tsunami in Bewegung, eine furchter­regende, unaufhaltsame, alles zermalmende Gewalt, die mit ei­ner Geschwindigkeit von achthundert Stundenkilometern auf die von Menschen bevölkerten Strände des Indischen Ozeans losstürmt.

Auf eine Küstenregion, an der niemand vorbereitet ist.

Im Verlauf von nicht viel mehr als acht Stunden – die ersten Op­fer gibt es nach nicht einmal fünfzehn Minuten – werden Zehn­tausende von Quadratkilometern Sumpfland, Mangroven, Pal­menstrand, Korallenriff, Inseln, Häfen, Städte und Dörfer, ja, wird schlechthin alles plattgewalzt sein. Züge werden aus den Gleisen geschleudert, Schiffe kilometerweit ins Landesinnere geworfen, Lastwagen wie Spielzeuge herumgewirbelt. Ganze Viertel stürzen unter der Wucht der Wassermassen in sich zu­sammen, implodieren schier. Touristenhotels werden zum Teil bis auf die Grundmauern abgetragen.

Unbeschreibliche Tragödien spielen sich hier ab, als die weitaus meisten Bewohner und Urlauber der Region von den entfessel­ten Naturgewalten verschlungen, ertränkt und zermalmt wer­den. Am Ende werden mehr als dreihunderttausend Todesopfer gezählt sein, mehr als weitere hunderttausend vermisst. Und das sind nur die, von denen man weiß. Es gibt mehr: steinzeitli­che Stämme auf den Andamanen. Illegale Siedler. Piraten. Schmuggler. Rebellen auf geheimer Mission, von denen nie­mand mehr etwas hören und sehen wird …

Der Tsunami vom 26. Dezember 2004 ist mit Abstand die größte Naturkatastrophe, diejenige, die am meisten Menschenopfer ge­fordert hat, nicht nur im 21. Jahrhundert, sondern wohl auch im 20. Jahrhundert.

Das GEO EPOCHE-Sonderheft, das von der Hamburger Redakti­on außerplanmäßig ins Leben gerufen wurde, hilft dem fas­sungslosen Rezensenten wie jedem, der bereit ist, sich darauf einzulassen, zu verstehen, was dort vor Ort wirklich passierte. Warum niemand die Menschen warnte. Was konkret alles fehl­schlug. Wie haarfein die Trennlinie zwischen Leben und Tod, zwi­schen Zufall, Vernichtung und Errettung war. Und wie couragier­te, zu allem entschlossene Menschen schließlich in Rekordzeit die Hilfe anbahnten, um wenigstens das größte Leid lindern zu helfen.

Der Historiker und Journalist Cay Rademacher beschreibt in ei­nem langen, unglaublich packenden Essay gleich dem, den er einstmals im GEO EPOCHE-Heft „Der 11. September 2001“ brachte1, wie die seismischen Gewalten das komplexe Gewirr der politischen, wissenschaftlichen und kommunikativen Ver­flechtungen der menschlichen Gesellschaft gerade da aushebel­ten, wo es hätte zusammenarbeiten müssen. Weihnachtsurlaub, Wochenende, nicht besetzte Dienststellen, ängstliche Sorge um den eigenen Posten und vieles andere mehr bringen Stillstand und Ratlosigkeit statt Hilfe.

Das Endergebnis ist, man kann es kaum anders nennen, die rei­ne Apokalypse. Und das, was danach folgt, wird ein erbar­mungsloser Wettlauf gegen die Folgen der grauenhaften Kata­strophe. In schonungslosen, verstörenden Fotos wird der Be­trachter in den Sog der zum Teil zwanzig Meter hohen, drei Kilo­meter ins Landesinnere flutenden Todeswoge hineingesogen, lernt zahlreiche Einzelschicksale kennen, richtige Entscheidun­gen, Fehlentscheidungen, Wunder …

Nach der Flut geht, wie Andrea Böhm darstellt, das Chaos auf einer anderen Ebene weiter. Wie kann man überleben in Städ­ten, die zu formlosen Schutthaufen zusammengeschwemmt worden sind? Wie umgehen mit Tausenden von Leichen, die mit jeder Flut neu angeschwemmt werden und im tropischen Klima rasch zu verwesen beginnen? Wie organisiert man die größte Hilfsaktion in der Geschichte der UN? Und was tut man mit kon­kurrierenden, zum Teil völlig desinformierten Helfergruppen aus aller Herren Länder?

SPIEGEL-Redakteur Ralf Beste dokumentiert, wann und wie Au­ßenminister Joschka Fischer und die Bundesregierung von dem Desaster erfuhren und rollt minutiös auf, was hinter den Kulis­sen geschah. Gleichzeitig erhält man einen Eindruck von der im­mensen Spendenbereitschaft der Deutschen und der Weltge­meinschaft insgesamt.

Dem Arzt Martin Lindner liegt mehr jener unheimliche Schrecken am Herzen, der niemals endet – die Traumata, die die Überlebenden davongetragen haben und von denen sie womög­lich bis an ihr Lebensende seelische Narben davontragen wer­den. Er weiß Erschütterndes zu berichten.

Und schließlich, auch darüber wird in den Medien allgemein recht wenig gesagt, schließlich folgt der notwendige Blick in die Zukunft. Ein lange Interview, das der GEO-Redakteur Jens Schröder mit Fachwissenschaftlern und Politologen führte – un­ter ihnen die Asienexperten Dr. Christian Wagner und Dr. Kay Möller sowie der Krisenexperte Dr. Patrick Lagadec – , bringt bit­tere Wahrheiten an den Tag. Ungeachtet des „Spendenmara­thons“ und der intensiven Hilfsbereitschaft werden sich viele Dinge nicht zum Positiven wenden. Es stehe etwa fest,

  • dass beispielsweise bei der Katastrophe wieder einmal jene Menschen getroffen wurden, die kaum über Einkommen ver­fügten. Fischer etwa.

  • dass diese Leute zum erheblichen Teil – außer eben von Ange­hörigen – kaum vermisst werden.

  • dass das Wohlstandsgefälle sich wahrscheinlich selbst in Indo­nesien nicht sonderlich verändern dürfte. In Bürgerkriegsregionen, etwa auf Sri Lanka und Banda Aceh in Indonesien, seien zwar ganze Städte untergegangen, doch der allgemein schon vorher schwelende oder zügellos eskalierende Hass verschiedener Volksgruppen, er bleibe und vergifte weiter das Klima, jetzt vielleicht schlimmer als je zuvor …

Den Schluss bildet eine akribische, durch Satellitenfotos ge­stützte und kartografisch gut umgesetzte Gesamtschau der Schäden, die rings um den Indischen Ozean entstanden sind. Das bloße Wissen, dass dies nach geologischen Maßstäben eine wirklich KLEINE Katastrophe darstellt, lässt den Leser erschau­ern und die ganze Nichtigkeit der menschlichen Existenz erken­nen. Allein das ist ein Effekt, der in meinen Augen sehr heilsam ist.

Das vorliegende Heft von GEO EPOCHE hält einen seismischen Lidschlag der geologischen Ewigkeit des Planeten Erde aufwän­dig dokumentiert und erschütternd aufgearbeitet für die Gegen­wart fest. Die Ausgabe mahnt die Lebenden, aus der Katastro­phe zu lernen und die Zukunft besser zu gestalten, doch sie ver­breitet keinen übertriebenen Optimismus. Sie bleibt dem An­spruch verpflichtet, unparteiisch und vorbehaltlos zu informie­ren, den Lesern in die Herzen zu sehen und zu ihren Seelen zu sprechen, oft auch mit unbequemen Wahrheiten, die man un­gern hört.

Diejenigen, die sich in den wirren Wochen nach dem 26. Dezem­ber 2004 gefragt haben mögen, was dort unten alles schief ge­gangen ist, die vielleicht selbst Freunde oder Angehörige verlo­ren haben und/oder von dem unbändigen, peinigenden Drang des Mitgefühls gemartert wurden – ich denke, all diese Men­schen werden mehr von all den Ereignissen verstehen, die wo­chenlang die ganze Welt bewegt haben, wenn sie dieses Heft le­sen. Allein die minutiöse, fesselnde und erschütternde Reporta­ge von Cay Rademacher ist jeden Cent des Preises wert.

So furchtbar es auch sein mag, dass es stets Katastrophen sind, die solche Hefte hervorzubringen scheinen, so dankbar sollten wir der Courage derjenigen sein, die den Mut haben, sie zu ge­stalten. Es war, ungeachtet des Zeitdrucks, keine leichte Aufga­be, aber sie wurde in Angriff genommen und zu einem guten Ende geführt. Es ist jenseits des heute oftmals üblichen seich­ten Infotainments ein solides Stück ergreifender, bewegender journalistischer Arbeit geworden.

Habt vielen Dank dafür.

© 2005 by Uwe Lammers

Ich denke, man spürt auch über die zeitliche Distanz hinweg noch, wie bewegt ich damals war. An dieser Stelle kann ich mich nur wiederholen: Die Lektüre lohnt sich außerordentlich. Denn solche und analoge Katastrophen ereignen sich immer wieder – denken wir an das Erdbeben in der Türkei jüngst, denken wir an hirnlose Kriegsgeschehen seitens Russlands in der Ukraine. Für solche Fälle brauchen wir gründlichen, kritischen Journalismus wie den in diesem Heft.

In der nächsten Woche wird es sehr viel entspannter, verspro­chen. Dann bespreche ich den zweiten Band der „Perfect Passi­on“-Serie, und da ist Amüsement garantiert.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu auch meinen Rezensions-Blog 376 vom 2. November 2022.

Liebe Freunde des OSM,

kreative Höhenflüge sollte man ausnutzen, solange man die Zeit dafür hat … und gottlob hatte ich – neben vielem Unge­mach mit den Ämtern und anhaltender Arbeitslosigkeit – diesen Monat lang exakt dies: Zeit zur Kreativität. Und das habe ich umfassend genutzt.

Im vergangenen Monat erzählte ich von der überraschenden Entdeckung der Welten des KONFLIKTS 11, und genau da ging dieses Abenteuer im Monat Mai weiter … allerdings nicht nur. Bis zum Monatsende konnte ich darüber hinaus auch die textli­che Komplettabschrift des KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“ leisten. Die Episoden müssen noch fertig kommentiert werden, deshalb sind die Bände alle noch eingeklammert. Aber auch so bin ich schon bis OSM-Band 2208 gelangt. Der Monat Mai schloss insgesamt mit 29 fertig gestellten Werken, und hätte ich nicht in der zweiten Hälfte wieder mehr gelesen als zuvor, dann hätte ich wohl unstrittig das Niveau des Monats April erreicht.

Schauen wir uns das mal im Detail genauer an:

VvD 10: Himmelreich der Sternengeborenen

Blogartikel 543: Work in Progress, Part 125

(13Neu 72: Inferno Kristallwelt)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer Horror“)

16Neu 57: Die Hermetiker von ELDORADO

VvD 5: Der Gesandte

VvD 6: Chaos auf Hydaspis

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Verteidiger von Demor“)

(OSM-Wiki)

(Verlorene Herzen – Archipel-Roman)

Anmerkung: Das ist das nächste Projekt für die Artikelreihe der Langzeitprojekte … beim Durchsehen entdeckte ich, dass es davon zwei leicht abweichende Dateiversionen gibt. Momentan bin ich dabei, beide anzugleichen … das ist eben der Nachteil, wenn man mal auf dem Laptop (selten) an so langen Texten weiterarbeitet und dann wieder am stationären PC. Nervt mich ein wenig, kommt aber bei den Zigtausenden von Arbeitsdatei­en auf meinen Rechnern immer wieder vor. Da würde mir si­cherlich eine KI schön weiterhelfen können … aber davon lasse ich lieber mal die Finger. Wenn ich schon sehe, was mir manch­mal das Rechtschreibprogramm für Müll vorschlägt, möchte ich nicht wissen, was eine KI aus meinen kreativen Texten wursch­teln würde.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Verteidiger von Demor“)

VvD 7: Reich des Schreckens

13Neu 71: Festung Malsena

16Neu 58: Enklave der Freien

13Neu 69: Invasion der fliegenden Schädel

13Neu 70: Eine Gefahr namens CLOGGATH

Anmerkung: Damit hatte ich dann den insgesamt achtteiligen Finalzyklus der 13. OSM-Serie erreicht. Dass mich das ansporn­te, auch die restlichen Episoden komplett zu digitalisieren, könnt ihr euch vorstellen. Womit ich allerdings in dem Maß nicht gerechnet habe, sind bergeweise grobe Inhaltsfehler … da rauf­te ich mir dann manches Mal die Haare.

Ich möchte von all diesen Fehlern, die mich nervten, nur zwei erwähnen, einen eher schlicht formalen und einen richtig üblen Schnitzer:

Zum einen entdeckte ich, dass ich den amtierenden Ritter vom Goldkristall, Yorrok, hier mit einer entnervenden Regelmäßigkeit als „Magier“ ansprach. Der Kerl KANN gar nicht zaubern, er ist kein Schrumpf-Gandalf, wie ich ihn einmal gallig im Kommentar nannte, und mir ist heute klar, warum ich 1985 so oft diesen Fauxpas beging: Ich las viele Horror-Heftromane, in denen bei­spielsweise ein kleinwüchsiger Magier (!) namens Myxin eine Rolle spielte … und ich las viel Fantasy. Das blieb natürlich nicht ohne Einfluss auf diese OSM-Episoden. Kann nicht verblüffen. Das wird alles aus der Endfassung rausgestrichen und korri­giert.

Der zweite Fehler ließ mich mehrfach ungläubig blinzeln. Da tauchte doch in dem finalen Gemetzel tatsächlich nicht nur ein Dämon auf, der längst vernichtet war, sondern deren ZWEI! Und mir fiel das die ganze Zeit überhaupt nicht auf!

Nun kommt es beispielsweise (leider) auch in KONFLIKT 16 vor, dass ich mal eine schon verschiedene Protagonistin später wie­der auftreten lasse, aber das habe ich längst bemerkt … das hier jedoch war ein Fehler, der mir seit Dezember 1985 durch­geschlüpft ist. Das tat echt weh!

Blogartikel 542: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (LVI)

VvD 9: Miranda

Anmerkung: Ja, das Auftauchen von Miranda machte mir riesi­gen Spaß, kann ich euch sagen. Und das war nur die erste der Sternenfeen, die in KONFLIKT 11 auftreten, inzwischen sind es sehr viel mehr geworden. Und in 2 Wochen erfahrt ihr im Blog­artikel 549, wer da noch alles in Erscheinung tritt … fürwahr, mythische Völker! Diese Serie entwickelt sich einfach nur noch phantastisch.

VvD 8: Der Herrscher Estax

(13Neu 73: Der vierte Helfer)

(16Neu 60: Flug ins Galaxiszentrum)

VvD 11: Entdeckungen im Sonnengarten

Anmerkung: Und da war er dann also … Band 2200 des OSM. Wenn ihr diese Zeilen lest, wisst ihr darüber natürlich bereits seit sechs Wochen mehr. Aber es ist irgendwie süß, dass ich hier diesen Informationsvorsprung in Worte gießen kann und weiß, dass ich bis zu dem Zeitpunkt, da er euch zu Augen kommt, inhaltlich schon sehr viel weiter sein werde. Aktuell bin ich auf OSM-Band 2208, wie ich einleitend schrieb, aber dabei wird es eindeutig nicht bleiben.

16Neu 59: Report des Horrors

(Gabriela – Erotic Empire-Story)

(13Neu 74: OKI STANWERS PAKT)

(VvD 12: Stimmen der Vergangenheit)

Anmerkung: Dass ich diese Folge noch nicht fertig schrieb, hat einen interessanten Grund. Mir spuken dazu zwar ständig Bilder im Kopf herum, nicht zuletzt von einer äußerst sinnlichen Ster­nenfee-Agentin, aber die Mosaikstücke fügen sich noch nicht ganz zusammen.

Und seit gestern verschlinge ich einen alten SF-Roman von Jack McDevitt, der auf interessante Weise mit einem sehr verwand­ten Thema zu tun hat. „Mondsplitter“ steht seit ziemlich ge­nau 20 Jahren ungelesen in meinem Regal, aber es ist halt ein Katastrophenthriller, der sich darum dreht, dass ein Kometen­einschlag den Mond zerstört (da der Originaltitel „Moonfall“ lau­tet und mir viele der Passagen erstaunlich vertraut vorkamen, nehme ich sehr stark an, dass Roland Emmerichs Film „Moon­fall“ extrem an diesen Roman angelehnt ist … aber während ich den Film eher unglaubwürdig fand, kann man das vom Ro­man nun wirklich nicht sagen. Auch wenn er 25 Jahre alt ist, lohnt er immer noch die Lektüre, versprochen!). Ich nehme also an, dass ich im Anschluss an die Lektüre die katastrophale Situation auf Hydaspis genauer darstellen kann, als es mir vorher möglich war.

(Ashley – Erotic Empire-Story)

(Heather – Erotic Empire-Story)

(VvD 13: Reehns Verdacht)

Blogartikel 541: OSM-Band 2200

16Neu 55: Der Randkrieg

16Neu 54: GOLEMS Schergen

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“)

(VvD 19: Rebellin der Sternenfeen)

Anmerkung: Das ist die direkte Fortsetzung von Band 11 der Serie. Es gibt so Szenenblenden – wir hatten den Fall schon in KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“, als Theamin in den Hellen Dom von Shallakhon hineintransportiert wurde, da muss ich einfach über meinen zögernden gedanklichen Schat­ten springen und Mut zur Lücke beweisen. Und es ist ein köstli­ches kleines Stück Episode, das ich hier zu Papier gebracht habe … da stehen dem Crelly-Mädel Fiyalin noch ein paar inter­essante Überraschungen bevor.

(13Neu 75: CLOGGATHS ENDE)

(16Neu 61: Die Rebellen der Milchstraße)

16Neu 56: Oki und sein Feind

(16Neu 62: MARCONIUS STANWER)

(VvD 14: Mission in Dyllawaar)

Anmerkung: Tja, und da war dann der nächste Stepstone in der Lücke. Ich stolperte über den Baumeister Sobal, den Rüstmeis­ter von Dyllawaar, rasselte in einen temperamentvollen Disput hinein und prallte mit einem ganzen Strauß faszinierender alter OSM-Völker zusammen … was dann binnen Tagen zum Blogarti­kel 549 führte. Ich komme ohne Frage in Bälde nach Dyllawaar zurück und arbeite hieran weiter. Auch da blühen ständig neue schöne Bilder in meinem Verstand auf … es ist die reine Wonne, kann ich euch versichern.

Der Mai 2023 ist kreativ echt ein Hammermonat!

(Oki Stanwer – Verteidiger von Demor = OSM-Hintergrund­text)

(Konstanten und Knochenkrieger (Update 2023) – OSM-Hintergrundtext)

Anmerkung: Der Text ist eigentlich schon ziemlich alt, und ich stolperte eher durch Zufall über ihn. Ich fragte mich nämlich zu Recht, warum ein Artikel, den ich schon 2003 abgeschlossen hatte, immer noch in der Rubrik „OSM-Fragmente“ herumlun­gerte … als ich ihn mir anschaute, wurde es mir klar: Inhaltlich hatte sich der OSM deutlich seither weiterentwickelt, und die Konsequenz bestand darin, dass er in der bestehenden Form doch ziemlich angestaubt und inhaltlich teilweise unzutreffend war. Besonders im Licht des KONFLIKTS 4 (damals noch nicht begonnen!) und des jüngsten KONFLIKTS 11 musste ich drin­gend ein Update in die Wege leiten … ich kam damit nur in die­sem Monat nicht mehr völlig zu Rande. Das ist eine Aufgabe für Juni.

(13Neu 76: „Der WÄCHTER ist ein Mörder!“)

(13Neu 77: TOTAMS RACHE)

Blogartikel 549: Treffen der mythischen Völker

Anmerkung: Dazu lächele ich jetzt nur und sage nichts weiter … in zwei Wochen könnt ihr da schön staunen.

(16Neu 63: Blick auf RANTALON)

Anmerkung: Tja, und hier merkt ihr, dass die Serie wirklich Schlag auf Schlag vorankam. Oki Stanwers Sohn taucht auf, die Haupt-KONFLIKT-Welt RANTALON für KONFLIKT 16 wird entdeckt, im Verein mit den schrecklichen Zeitgezeiten, das GRALSREICH wird besucht, und Oki lernt die geheimnisvollen GRALSJÄGER so nah kennen, wie er das gar nicht möchte … und ich versichere euch, das ist der Auftakt zu noch weitaus haarsträubenderen Abenteuern, die ich 1992/93 noch nicht recht vorhersah, die dann aber Mitte der 90er Jahre so enorm an Tempo gewannen, dass die Serie, die ursprünglich maximal 81 Bände Umfang be­kommen sollte, schlussendlich bis Band 125 verlängert werden musste, damit ich alle Informationen und Verbindungslinien auch gescheit unterbringen konnte.t

Mann, ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich darauf freue, diese Episoden digitalisieren und mit dem aktuellen OSM-Wissen kom­mentieren zu können. Das wird ein Wahnsinnsvergnügen!

(16Neu 64: DIE GRALSJÄGER)

(16Neu 65: Imperiumsherz in Fesseln)

(16Neu 66: INFERNO)

Puh, und damit war ich dann am stürmischen Monatsende ange­langt … und ich kann euch sagen, ich glühte geradezu vor Krea­tivität! Mit den 60er-Bänden des KONFLIKTS 16 bin ich in einem Segment der Serie angelangt, in dem sich tatsächlich die Ereig­nisse überschlagen. Die wirre Lage nach Band 50 klärt sich zu­nehmend auf und gibt den Blick auf ein vollständiges Alp­traumszenario frei. Neue, bizarre Protagonisten tauchen auf, grässliche Vorwürfe kursieren und haarsträubende Entdeckun­gen werden gemacht.

Aktuell sind die Close Up-Beiträge bis hierher noch nicht gedie­hen, aber das ist nur eine Frage weniger Wochen, auch wenn ihr diese Beiträge erst gegen Jahresende 2023 oder sogar 2024 erst lesen werdet. Ich kann schon jetzt versprechen: langweilig wird das in gar keiner Weise!

Ich bin schon rasend neugierig darauf, was ich euch in einem Monat an dieser Stelle berichten kann. Es bleibt auf alle Fälle spannend. Das habt ihr sicherlich an der obigen Berichterstat­tung gemerkt.

Bis demnächst, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 440: The bottom of my heart

Posted Januar 24th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor vier Jahren habe ich sehr arbeitsreiche Tage durchlebt, und mir war dann an vielen Tagen – ihr werdet merken, es gibt einen eindeutigen Bezug zum heutigen Roman – nicht mehr danach zumute, mich intensiver mit anspruchsvollen Büchern, zumal historischen Sachbüchern, zu befassen. Dafür gab es einfach keine Energie mehr. Dann einfach nur ein Buch zu greifen, bei dem ich vom Sujet her wusste: Das wird reine Unterhaltung, Entspannung und Abschaltlektüre, das lag irgendwie sehr nahe. Und da ich, wenn ich nette Unterhaltung genossen habe, diese Werke auch zu rezensieren pflegte, sind auf diese Weise damals zahlreiche solche Rezensionen entstanden, die nun sukzessive den Weg in meinen Rezensions-Blog finden.

Dies nur zur Erläuterung, wie es wohl zu der derzeitigen Schwemme an Rezensionen zu erotisch-romantischen Romanen kommen konnte, die, wie ihr leicht am Schluss derselben seht, zumeist aus dem Zeitfenster der Jahre 2017-2019 stammen.

Der vorliegende Roman fällt da ein kleines bisschen aus dem Rahmen heraus. Insofern nämlich, als er von dem 08/15-Stan­dardmuster etwas abweicht. Natürlich geht es auch hier um eine Liebesgeschichte, es geht um einen dominanten Kerl und ein devot veranlagtes Mädchen … aber das ist nur die halbe Wahrheit.

Die Beziehung zwischen Daisy Marino und Jesse Fuller ist doch ein bisschen abgedrehter, als man das anfangs erwartet. Stellt euch mal auf eine vergnügliche Achterbahnfahrt ein, wenn ihr weiterlest. Es lohnt sich auf jeden Fall:

The bottom of my heart

Von Annabel Rose

Plaisir d’Amour

288 Seiten, TB (2017)

ISBN 978-3-86495-294-4

Preis: 12,90 Euro

Es ist schon ein Kreuz mit der Leidenschaft in unserer Gesell­schaft. Zeigt man sie zu zügellos, gilt man leicht als Luder. Ver­drängt man sie ins Verborgene, verbiegt man sich die eigene Psyche, was langfristig nicht gut gehen kann. Und diese Kompli­kationen nehmen noch zu, wenn man genau weiß, dass man als Charakter devot veranlagt ist und eigentlich die starke Hand ei­nes Masters benötigt, um ein erfülltes, tolles Liebesleben zu ha­ben.

Die junge Unternehmerin Daisy Marino, die in New York lebt und hier ein kleines, doch feines Deli betreibt, hat in der Hinsicht ei­nige Schwierigkeiten. Sie war jahrelang die Sub eines dominan­ten Masters namens Mark, allerdings nur Rad 3 von drei Mädels … so hat sie sich schließlich von ihm getrennt (man glaube nicht, dass Subs kein eigenes Bewusstsein hätten und außerstande wären zu selbstbestimmten, energischen Entschei­dungen, weit gefehlt). Inzwischen hat Daisy schon seit einigen Jahren keine Beziehung mehr, keinen Master mehr, und Arbeit mehr als genug. Sie fällt zumeist abends todmüde ins Bett und muss morgens wieder zeitig raus (ein Muster, das auch wir Nor­malmenschen irgendwie kennen). Sie träumt sich ihren Master zurecht, aber wann und wo soll sie DEN wohl kennen lernen?

Keine Chance.

Und dann bekommt sie Post von der Westküste der Vereinigten Staaten: Jemand namens Jesse Fuller will ihr ihren Werbeslogan „Delight, Delightfuller, Daisy’s“ abkaufen. Daisy ignoriert die Offerten, bis … ja, bis eines Tages Jesse Fuller zornschnaubend bei ihr im Laden steht. Und optisch so unerträglich an ihren Traum-Dom erinnert, dass Daisy völlig von der Rolle ist. Pech für Jesse und Pech für Daisy: Er führt sich wie ein arroganter Mist­kerl auf und wird prompt von ihr dafür abgestraft.

Aber er gibt nicht auf, sondern startet einen illegalen zweiten Versuch, an das zu gelangen, was er für sein Recht hält … bei der Gelegenheit bekommt er mächtig eins übergebraten, und als er wieder zu sich kommt, weiß er von überhaupt nichts mehr. Nicht mehr, was er wollte, wo er sich befindet, wer er ist … und überhaupt ist der verdammte Mistkerl auf einmal lammfromm und … ja … süß.

So kann Daisy schließlich der Versuchung nicht widerstehen, die Grenzen dieser Erinnerungslosigkeit auszutesten. Sie nennt ihn „Adam“, und binnen kürzester Zeit wächst zwischen ihnen eine aufreizende Romanze. Doch die Schatten drohen bereits am Ho­rizont …

Das war mal ein wirklich vergnügliches Buch. Die Strategie des Gedächtnisverlustes wird doch eher selten angewandt, und hier dann dazu noch zu sehen, dass wir eine sehnsüchtige Sub ha­ben, die ihren Traum-Master sucht und einen Mann, der zwar um seine dominanten Züge weiß, aber keinerlei praktische Er­fahrung hat, das ist eine wirklich aufreizend-amüsante Sache.

Wie man natürlich weiß, wenn man derlei Geschichten gelesen hat, kommt es kurz vor Schluss (erwartungsgemäß) zu einer kri­senhaften Entwicklung, die alles Erreichte wieder in Frage stellt, aber ebenso sicher darf man sich sein, dass die Wunschpartner sich „natürlich“ letzten Endes kriegen. Es ist halt ein romanti­scher BDSM-Roman und damit strukturell ein Liebesroman. Aber einer von der witzigen und kurzweiligen Sorte, bei der ich nicht aufhören konnte zu lesen … was dazu führte, dass er leider nach 2 Tagen schon ausgelesen war. Kurzweiliges, amüsantes Lesefutter für Leute, die ein wenig prickelnde Lektüre gut ge­brauchen können. Tiefgang braucht man hier keinen zu erwar­ten. Wer mit der Vorinformation an die Geschichte rangeht, kann sich auf ein paar nette und unterhaltsame Lesestunden einrichten.

Ach ja, der Titel … der kann wahlweise von Frank Sinatra oder Stevie Wonder stammen, beide werden im Buch erwähnt. Und „Bottom“ ist natürlich in diesem Kontext zweideutig gemeint.

Ansonsten alles in allem: Klare Leseempfehlung.

© 2018 by Uwe Lammers

Tja, das war doch mal etwas leicht neben der klassischen Spur der romantischen BDSM-Romane, nicht wahr? Sage mir also nie­mand, ich verstünde keinen Humor – das hier zeigt das klare Gegenteil.

In der kommenden Woche wird uns das Lachen wohl vergehen. Ich nehme euch da mit auf eine Zeitreise 20 Jahre zurück in eine ferne Weltgegend und zu einer Katastrophe, die bis heute singulär geblieben ist und mich zutiefst erschütterte. Das wird man meiner Rezension zweifelsohne auch anmerken.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 546: Das Autoren-Nachlassarchiv-Projekt – Teil 7

Posted Januar 21st, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

auch an dieser Stelle möchte ich euch willkommen im neuen Jahr 2024 heißen. Denn es kann ja sein, dass ihr Connaisseurs seid oder Leckermäulchen, die nicht regelmäßig meinem Blog folgen. Möglicherweise pickt ihr euch auch die Rosinen heraus nach den Vorabinfos in der ESPost, um nur punktuell meinem Blog zu folgen … es spielt letztlich keine Rolle, entscheidend ist, dass diese Zeilen gelesen werden und die darin kommunizierten Gedanken auf fruchtbaren Boden fallen.

So verfahre ich auch traditionell bei Gesprächen mit Freunden und neuen Bekannten. Denn wenngleich ich dieses Projekt der­zeit aus beruflicher Beanspruchung heraus auf Sparflamme be­treibe, heißt es keineswegs, dass sich hier nichts tut. Oder dass ich irgendwie einroste.

Der Gedanke des Autoren-Nachlassarchiv-Projekts ist, wie ich jüngst meinem Arbeitskollegen Özgür entwickelte, einer von der Art, die nicht einfach von der Agenda verschwinden kann, wenn man nur wenig Zeit hat, sich darum zu widmen. Er hat sehr viel mehr von einer immer wieder aufbrechenden Wunde an sich … man weiß, dafür ist jetzt wirklich kein geeigneter Zeitpunkt, dennoch muss man sich darum einfach kümmern.

Und Impulse für solche wieder aufflammenden Gedanken gibt es, zumal zum Jahresbeginn, leider reichlich. Ich gebe dazu nur mal zwei kurze aktuelle Inputs:

Ich habe den digitalen Newsletter des Börsenblatts des deut­schen Buchhandels abonniert, der in der Regel zweimal täglich eintrifft (Wochenenden ausgenommen). Und obgleich ich da im­mer mit der Lektüre hinterherhinke, gibt es doch Meldungen, die mich so elektrisieren, dass ich da gleich weiterlesen muss.

Eine solche Meldung war jüngst der Nekrolog, der in Kurzform alle die Leute auflistete, die die Buchbranche im vergangenen Jahr verloren hat, kalendarisch von Januar bis Dezember aufge­reiht … ich dachte, diese Auflistung von Autoren, Übersetzern, Verlegern, Buchhändlern, Influencern usw. hört gar nicht mehr auf, es waren Aberdutzende!

Und das war lediglich ein einziges Jahr, das Jahr 2023.

Ich mag mir gar nicht vorstellen, was speziell die Autoren darin – durchaus so prominent, dass ihrer an dieser Stelle erinnert wurde, also wohl keine potenziellen Aspiranten für mein Projekt – , noch an angefangenen, nicht vollendeten Projekten „auf Hal­de“ liegen hatten. Was für Werke wegen ihres Ablebens nicht mehr realisiert werden konnten. Und was davon vielleicht für immer dem Vergessen anheimfallen wird, weil sich niemand be­rufen fühlt, diese Texte für die Nachwelt zu bewahren und für je­nen Zeitpunkt zu erhalten, wo sie vielleicht das Licht der Öffent­lichkeit erblicken können.

Zu sagen, dass ich schockiert war, wäre eigentlich Tiefstapelei. Ich merkte hieran jedenfalls unmissverständlich, wie aktuell und drängend das Thema ist, um das ich mich im Projekt zu küm­mern gedenke. Wie ich Özgür sagte: „Das Thema verschwindet nicht von der Agenda, und es wird auch nicht unwichtiger, son­dern immer größer und drängender.“

Das ist meine Überzeugung, die sich leicht auch durch meinen zweiten Punkt bestärken lässt.

Ich scanne quasi routinemäßig wöchentlich den Nekrolog der WIKIPEDIA. Man mag von WIKIPEDIA halten, was man mag … in diesem Punkt ist die Seite durchaus aktuell und hat in der Regel traurige Nachrichten parat. Dabei fokussiere ich favorisiert auf Autoren, wie man sich denken kann. Hier tauchen viele Perso­nen auf, die ich entweder nicht auf dem Schirm habe oder die außerhalb der WIKIPEDIA-Community keine hohen Wellen schla­gen. Gerade die Autoren der SF-Community, die hier vermeldet werden, erzeugen in der Regel kaum Widerhall. Das gilt umso mehr, wenn es sich um Verfasser handelt, deren Werke a) phan­tastischen Inhalts sind und die b) selten bis gar nicht ins Deut­sche übersetzt worden sind. Ich habe auf diese Weise in den letzten Monaten schon mehrere angloamerikanische Autoren mit einer durchaus beeindruckenden Backlist gesehen, die jüngst hoch betagt verstarben und die ich noch nie zur Kenntnis genommen hatte.

Gestorben wird immer, das ist eine Binsenweisheit … aber in diesem Fall demonstriert mir das genau das, was ich oben an­deutete: Das Problem des Wegsterbens der – in diesem Fall: phantastischen – Autoren (prüft das ruhig in der WIKIPEDIA mal für 2023 nach) wird nicht kleiner, es wird größer. Denn immer mehr von ihnen kommen, und da bin ich natürlich auch keine Ausnahme, in ein Alter, in dem sinnbildlich „die Einschläge nä­her kommen“.

Was im Zweifelsfall bedeutet: Die Frage, was mit den Hinterlas­senschaften dieser kreativen Geister geschieht, stellt sich von Jahr zu Jahr mit größerer Dringlichkeit. Es wäre albern, dies in Abrede zu stellen.

Natürlich bedeutet das auch im Jahr 2024 nicht, dass es einfa­cher geworden wäre, die zentralen Schwierigkeiten bei der Rea­lisierung des Projekts zu managen. Sie sind dieselben wie von Anfang an. Um nur ein paar davon zu verbalisieren: Wie finan­ziert man so ein Projekt? Wie soll es physisch aussehen? Sam­meln wir analog oder digital oder (wenigstens im Anfang) auf beiden Schienen? Wie regelt man die rechtlichen Fragen im Kon­text mit dem Urheberrecht, mit den Tantiemen, den Verlagen? Was für eine juristische Form soll das Archiv letztlich haben? Wie sieht es mit dem kontrollierten Zugang zu den gesammel­ten Materialien aus?

Als ich jüngst mit Özgür diesen für ihn völlig fremdartigen Ge­danken entwickelte, merkte er schon nach sehr kurzer Zeit, wie hochkomplex das Thema ist. Das stellte ich auch nicht in Abre­de.

Natürlich, gab ich bereitwillig zu, sei die Realisierung dieses Pro­jekts ein „Bohren dicker Bretter“, weil manch einer, dem ich davon berichtete, ängstlich-nervös ob der Größe der Aufgabe zurückschreckte. Andere waren von einem entnervenden Prag­matismus erfüllt: „Was ich schreibe, veröffentliche ich. Was ich nicht zu veröffentlichen schaffe, tja, das ist eben perdu.“ Eine in meinen Augen nicht eben praktikable oder der Problematik an­gemessene Individuallösung, die wohl nur den wenigsten helfen wird, die sich beizeiten wegen dieses Themas an mich wenden werden.

Unnötig zu betonen, dass beide Haltung nicht eben konstruktiv sind, was den Projektgedanken angeht. Es sind klare Ausweich­strategien, die getroffen werden, um an dem Thema selbst bes­ser nicht zu rühren, für das man keine Lösung sieht. Der Tod ist eben immer noch ein Tabuthema, das schimmert hier deutlich durch.

Ist nicht meine Herangehensweise.

Ihr merkt vielleicht an den obigen Zeilen: Ich bin nach wie vor am Thema dran und lote derzeit Möglichkeiten aus, die gerade den Punkt der Finanzierung vielleicht klären helfen … aber dazu kann ich im Augenblick noch nichts weiter sagen. In diesem Jahr stehen noch mehrere dieser Artikel auf meiner Agenda, und da werde ich euch zum einen mehr über meine 2022 begonnenen Aktivitäten erzählen können, zum anderen auf aktuelle Ereignis­se wie oben eingehen. Und dann gibt es da einige Fragen, die mir in diesem Zusammenhang schon lange auf der Seele liegen. Eine davon thematisiere ich im nächsten Beitrag dieser Artikel­reihe.

Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und schließe für den Moment diesen Beitrag. In der kommenden Woche stelle ich vor, was ich im Mai 2023 kreativ „gebacken“ bekommen habe.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 439: Mission Ewigkeit

Posted Januar 16th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer den Abenteuern der Sigma Force durch die sieben vergan­genen Abenteuer gefolgt ist, hat sich fraglos schon seit länge­rem Gedanken gemacht, wie James Rollins wohl die Geheim­struktur der sinistren Untergrundorganisation der Gilde auflösen würde. Traditionell ist das immer schwierig – man denke in dem Kontext nur etwa mal an SPECTRE bei den James Bond-Verfil­mungen.

In diesem Roman ist es also soweit, die Gilde greift nach der Weltherrschaft auf eine höchst beunruhigende Art und Weise, und die Sigma Force versucht nach besten Kräften dagegenzu­halten, ehe sie als Organisation kurzerhand eingestampft wird. Denn diese Gefahr besteht und wird in dem vorliegenden Band akut.

Schockeffekte, turbulente Action, Kämpfe auf Leben und Tod, finstere Geheimnisse, pointierte Dialoge und raffinierte Schur­ken wie wagemutige Helden – alles ist im Paket enthalten, um das es dieses Mal geht. Im Detail sieht das dann folgenderma­ßen aus:

Mission Ewigkeit

(OT: Bloodline)

Von James Rollins

Blanvalet 0145

608 Seiten, TB

März 2016

Übersetzt von Norbert Stöbe

ISBN 978-3-7341-0145-8

Attentate haben eine lange Tradition, die durch die Jahrtausen­de zurückreicht. Es gibt prominente Bücher über ebenso promi­nente Opfer und Attentäter, zahlreiche Untersuchungen, Ab­handlungen und romanhafte wie filmische Nacherzählungen der dramatischen Taten und ihrer Hintergründe. Dennoch ist es eine Sache, beispielsweise von Attentaten auf die amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy oder Ronald Reagan zu lesen oder dann den zweiten Prolog dieses Romans zu lesen, der nur eine halbe, dramaturgisch äußerst geschickte Seite lang ist.

Denn hier schreibt man den 4. Juli, den amerikanischen Natio­nalfeiertag, und aus einem sicheren Unterstand legt ein Scharf­schütze auf den amerikanischen Präsidenten James T. Gant an. Der Attentäter? Der Sigma Force-Agent Grayson Pierce, den man seit mehreren Romanen als eine absolut positive Gestalt kennen- und lieben gelernt hat, wenn man als Leser der Serie um die Sigma Force schon länger gefolgt ist. Wie, um alles in der Welt, fragt man sich verstört, kann es sein, dass ausgerech­net Gray Pierce nun zum Mörder an seinem eigenen Staatsober­haupt wird?

Dann blendet der Roman fünf Tage zurück und rollt die Vorge­schichte auf.

Vor den Seychellen wird nachts am 30. Juni auf brutale Weise eine schwangere Amerikanerin von ihrem Segelboot durch of­fenbar somalische Piraten entführt. Alle anderen Besatzungs­mitglieder, ihren Mann eingeschlossen, werden brutal niederge­metzelt. Sie selbst verschwindet offensichtlich spurlos.

Eigentlich ist das ein Fall für das Außenministerium und die re­gulären Dienste der USA – aber Präsident Gant bittet in dem Fall überraschend Sigma Force-Direktor Painter Crowe um Hilfe. Der Grund? Es handelt sich bei der Entführten um seine Tochter Amanda Gant, die sich mit falschen Papieren heimlich aus dem Land geschlichen hat. Der Grund dafür ist unbekannt.

Crowe, der gerade seinen besten Mann Monk Kokkalis auf des­sen eigenen Wunsch aus dem Dienst hat ausscheiden lassen – er wollte sich so besser um seine Frau Kat und die beiden klei­nen Mädchen kümmern, die sie ihm geboren hat – , entschließt sich schweren Herzens, Grayson Pierce auf den Fall anzusetzen. Ihn und die abtrünnige Gilden-Agentin Seichan, die ihn beglei­ten soll. Vielleicht, so rechnet sich Crowe aus, gelingt es Gray auf diese Weise, ein wenig den Schmerz zu betäuben, den der Tod seiner Mutter ausgelöst hat. Sie ist im vergangenen Roman einem Bombenanschlag der Terrororganisation Gilde, der Gray galt, zum Opfer gefallen.

Sie haben alle noch keine Ahnung, in was für ein haarsträuben­des Abenteuer sie hineinschlittern, das noch sehr viel schreckli­cher werden soll, als sie sich das vorzustellen wagen.

In der Tat führt die Spur der Entführer nach Somalia, in ein weit­gehend gesetzloses Land voller Flüchtlinge, Warlords, Kindersol­daten, Entführungen und zügelloser Gewalt. Sie werden hier also Hilfe brauchen und engagieren den Ex-Soldaten Wayne Tucker und seinen militärisch exzellent dressierten Kampfhund Kane, mit dem er das Weite gesucht hat. Es gelingt Gray, Seich­an und ihrem Gefährten, dem Sigma-Agenten Joe Kowalski, Kon­takt mit Tucker aufzunehmen, der sich anfangs einer Zusam­menarbeit widersetzt, aber schließlich, als sie mit britischen Spezialkräften und einheimischen Banden unschön zusammen­gerasselt sind, doch zur Kooperation entschließt.

Die Fährte führt zu einem Flüchtlingslager des Roten Kreuzes im Hinterland von Somalia und von hier in die Wildnis – aber zu­gleich machen sie die hässliche Entdeckung, dass ihre Tarnung keinen Schuss Pulver wert ist und der Gegner ihnen auf beunru­higende Weise voraus ist. Nicht nur Grayson Pierce denkt auf unschöne Weise an die Terrororganisation der Gilde, denn bei al­len Einsätzen gegen die Gilde in den zurückliegenden Jahren war das Muster sehr ähnlich. Leider liegt der Führungsstab der Gilde immer noch im Dunkel.

Während sich leider rasch bestätigt, dass er es mit der Gilde zu tun hat, irrt sich Pierce, was den zweiten Punkt angeht – Painter Crowe hat nach den Schlussrecherchen des vergangenen Aben­teuer (siehe dazu Rollins: „Feuerflut“1) den schwerwiegenden Verdacht, dass niemand Geringeres als Präsident Gant der Kopf der Gilde sein könnte. Dieses Geheimnis hütet er ganz allein und lässt selbst seine Agenten im Unklaren darüber, wohl wis­send, wie gefährlich das ist. Er lässt seither die biologischen Fährten und den Stammbaum der Gant-Familie verfolgen. Der Verdacht verfestigt sich immer mehr, dass irgendjemand aus der Gant-Familie das Zentrum der Gilde darstellt. Aber wer? Vielleicht ist es nicht der Präsident, aber vielleicht sein Bruder Robert Gant, der Außenminister?

Das alles kann er natürlich seinen Agenten nicht sagen – die Ge­fahr, dass wie bei früheren Gelegenheiten Informationen an die Gilde durchsickern, ist viel zu hoch. Vielleicht wird Amanda Gant dann kurzerhand ermordet.

Doch Amanda droht ein viel schrecklicheres Schicksal, wenn es nach ihren Entführern geht. Ihnen geht es weniger um sie selbst als vielmehr um ihr ungeborenes Kind, und das wird ihr klarer, als sie mit einem Arzt der Gilde im Dschungel von Somalia zu­sammentrifft. Wenn das Kind auf der Welt ist, scheint es, wird ihr Leben keinen Schuss Pulver mehr wert sein.

Die Vermutung, dass es vielleicht eher um das Kind geht, treibt inzwischen auch Painter Crowe um. Als deutlicher zutage tritt, dass das Kind künstlich durch Samentransfer in einer amerikani­schen Klinik gezeugt wurde, entschließt er sich dazu, seine Le­bensgefährtin Dr. Lisa Cummings und Monks Frau, Captain Ka­thryn Bryant, zu einer Spähmission in die Klinik einzusetzen. Sie sollen dabei keinerlei Risiken eingehen und möglichst rasch wie­der das Gebäude verlassen.

Es wird eine Operation, die auf grässliche Weise fehlschlägt. Zu spät kommt zutage, dass die Klinik zum Eigentum der Gant-Fa­milie gehört, und die eingeschleusten Frauen entdecken auf brutale Weise, dass die vermeintlich karitative Hülle der Klinik ein monströses Geheimnis birgt, das auch ihr Leben kosten soll. So beginnt ein so nicht geplanter Kampf auf Leben und Tod.

Während sich so die Ereignisse in den USA zuspitzen, gesche­hen auch in Afrika haarsträubende Dinge. Scheinbar schlägt Grays Mission dort fehl, und als der Präsident, sein Bruder und die First Lady den Leichnam Amandas zu Gesicht bekommen, wird angeordnet, dass Sigma die Schuld an dieser Tragödie trägt. Und die Schließung der Sigma Force wird von ganz oben angeordnet.

Offensichtlich hat die Gilde auf ganzer Linie gesiegt.

Aber Gray Pierce verfolgt eine weitere Spur, die auf eine un­glaubliche künstliche Insel vor der Küste von Dubai führt. Und im Wettlauf mit der Zeit macht er sich daran, die „Mission Ewig­keit“, die die Gilde zur Allmacht führen soll, zu vereiteln …

Spätestens seit dem vergangenen Band war überdeutlich, dass die Fährte zu der lange Jahre völlig anonymen Gilden-Führung in höchste politische Kreise der USA führt. Aber was sich konkret dahinter verbirgt und wie nervenaufreibend und ungeheuerlich das ist, was sich hinter der „Mission Ewigkeit“ verbirgt, die die Führung der Gilde, der „Stammbaum“, letzten Endes verfolgt, das ist so atemberaubend, dass wenigstens ich als Leser aus dem Buch nicht mehr herauskam und es binnen drei Tagen aus­las.

Ich deute nur mal an, dass hier sehr viele bisher wohl gehütete Geheimnisse ans Tageslicht gelangen. Es geht nicht nur um die Gilden-Führung, sondern auch um die Historie der Gilde, um die Geheimnisse, die die Meister-Attentäterin Seichan umwabern, und wir lernen eine Menge über Hundepsychologie, Kindersol­daten und unethische Medizinexperimente an Menschen.

Manches davon ist ausgesprochen widerwärtig, aber Rollins ist, zumal bei seinem medizinischen Hintergrund, nicht eben je­mand, der unappetitliche Themen ausgrenzt, nur weil sie ver­meintlich nicht in die Öffentlichkeit gehören. Das hat er in ver­schiedenen Romanen schon bewiesen, in denen er beispielswei­se auf die Überbevölkerung der Welt hingewiesen hat. Er packt auch unbequeme Themen an, und das kann er sich wohl inzwi­schen erlauben, weil er einen entsprechenden Ruf als Bestsel­lerautor errungen hat.

Augenscheinlich wird mit diesem Band die Gilde als bedrohliche Untergrundorganisation zerschlagen. So scheint es wenigstens. Aber der Autor deutet schon an, dass das vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Wenn man liest, wie die Gilden-Obe­ren schlussendlich reagierten, dann wird klar, dass dieses in un­abhängigen Zellen organisierte Terrornetzwerk vermutlich noch weiter bestehen und in der Welt weiterhin Chaos anrichten wird. Man darf gespannt sein, wie sich das in den Folgeromanen ent­wickelt.

Die genetischen Pfade des Romans sind dagegen durchaus Furcht erregend. Gut, im Vorspann taucht jemand auf, der an­geblich 500 Jahre alt ist … und es gibt die Prognose, dass es Me­dizinern durchaus gelingen könnte, bis 2045 die menschliche Lebenserwartung zu verdoppeln. Aber es stellt sich doch in An­betracht der Bevölkerungsexplosion ernsthaft die Frage, ob das in irgendeiner Weise erstrebenswert ist. Ich sehe das nicht so. Und auch nicht für eine selbst ernannte genetische Elite. Das ist eine furchtbare Vorstellung, die sehr viel mehr mit einem Alp­traum gemein hat als mit „Utopia“, wie die theatralische neue Gilden-Burg genannt wird.

Was es damit genau auf sich hat und wie spektakulär schließlich der Fall der Gilde ist, das muss man nachlesen, das ist äußerst lesenswert, wie ich fand. Und es hilft außerordentlich, sich vor­her ein paar Marvel-Filme angeschaut zu haben – um die spek­takulären Explosionen und Zerstörungsorgien, die den Leser in diesem Roman erwarten, hübsch visualisieren zu können.

Atemberaubende Action, definitiv witzige Dialoge, faszinierende Handlungspersonen und rasante Handlung sind auf alle Fälle ga­rantiert – für mich Grund, eine klare Leseempfehlung auszuge­ben für all die Leute, die so etwas mögen. Langeweile ist hier definitiv ausgeschlossen!

© 2019 by Uwe Lammers

So, genug angetriggert und neugierig gemacht? Wie ich schon vor fünf Jahren so passend sagte: Langeweile ist definitiv ausge­schlossen.

In der nächsten Woche geht es sehr viel behäbiger zu, da glei­ten wir zurück ins warme Fahrwasser erotischer Unterhaltungsli­teratur. Ob das weniger aufregend ist? Nun, das müsst ihr ab­warten und dann wieder reinschauen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu den Rezensions-Blog 435 vom 20. Dezember 2023.

Blogartikel 545: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 50

Posted Januar 14th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

willkommen im 50. Teil der Close Up-Artikelreihe, in der ich suk­zessive, beginnend mit Band 1 des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ über die Ursprungsserie „Oki Stanwer“ (KONFLIKT 15) inzwischen in den KONFLIKT 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ vorgestoßen bin.

Gern würde ich hier mit sehr positiven Episodenbeschreibungen aufwarten, die dem Jubiläumsanlass angemessen wären. Doch wie ihr selbst vor fünf Wochen festgestellt habt, besteht dazu in dieser Serie zurzeit wirklich gar keine Möglichkeit. Resümieren wir kurz das kürzlich Geschehene, ehe ich in der Handlungsdar­stellung in der gebotenen Knappheit fortfahre.

Rückblick: Es war eigentlich eine großartige Idee im Herbst des Jahres 3896, nachdem Oki Stanwer und seine multinationale Streitmacht im Halo der Milchstraße den einzigen Stützpunkt des „Galaxienbezwingers“ erobert hatte, über die Transmitter­strecke in die 63 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxis Kirrongar vorzustoßen. Ziel war es, den Krieg auf sein Terrain zu verlagern … stattdessen aber flog der 7 Schiffe umfassende Konvoi in eine Zeitfalle und wurde hier rund 40 Jahre lang eingefroren.

Nach zahlreichen weiteren Rückschlägen in und um Kirrongar gelang es allein Oki Stanwer mit dem otanischen Raumschiff SYSTEMKRISTALL und einer durch Meuterei stark reduzierten Mannschaft, in die Milchstraße zurückzufliegen … eine Galaxis, in der der Feind, dessen Klarname GOLEM inzwischen bekannt geworden war, vor Jahrzehnten schon mit einer gewaltigen Streitmacht eingetroffen sein musste.

Erste vorsichtige Sondierungen ergaben, dass die schlimmsten Befürchtungen Realität geworden waren: Beim Funkfeuer Sü­derstern war die Elite der galaktischen Streitmächte ausge­löscht worden, der Helfer des Lichts Harg Segor gefallen. Auch das solare System erwies sich als eine Trümmerwüste, entvöl­kert und vollkommen zerstört. Im Funkäther waren fremdartige Sender zu hören, einer kryptischer als der vorangegangene.

Nun galt es, Spurensuche zu betreiben – irgendwo mussten doch noch Angehörige der galaktischen Völker überlebt haben! Und fraglos lauerte irgendwo in der Milchstraße auch noch GO­LEM, die mörderische Dämonenwaffe, und ihre höllische Armee … Vorsicht war also oberstes Gebot.

Episode 51: Besuch in der Zentrumsrepublik

(1992, digitalisiert 2023)

Oki Stanwer lässt über die künftigen Reiseziele abstimmen … und ahnt schon, dass es da keine große Auswahl geben kann, wenn man sich anschaut, wie es auf Terra aussah. Die meisten hoffen, dass die Zentrumsrepublik Otanien, aus der ja die meis­ten Besatzungsmitglieder der SYSTEMKRISTALL stammen, viel­leicht partiell noch besteht.

Während sie sich auf den Weg dorthin machen, tauchen unver­mittelt Feindschiffe auf, die ihnen den Weg verlegen und angrei­fen: mächtige Sichelschiffe, von denen Maria eine Vision hatte in der Galaxis, in der sie die Rogers-Meuterer zurückgelassen haben (vgl. Bd. 49)! Da sie nun auch einen bildlichen Visions­kontakt hat, kann sie die Wesen an Bord der Schiffe beschrei­ben: riesige Kegelwesen mit facettenbedeckten Kugelköpfen und einem Kranz von Tentakeln.

Sowohl bei Oki als auch bei Kleines ruft das eine Erinnerung hervor: Es handelt sich um DIGANTEN1, die sie eigentlich nicht als blindwütige Amokläufer kennen. Ehe sie einen wie auch im­mer gearteten Kontakt aufbauen können, verschwinden die Si­chelschiffe, und die SYSTEMKRISTALL setzt schnellstens den Flug fort.

Der Flug in die Zentrumsrepublik ist aber – wie nach Süderstern – direkt ein Flug in eine entropische Störzone. Das ganze Hell-System scheint ausgelöscht zu sein … aber Maria Sandriacochi empfängt seltsame Gedankensignale von „lebendem Feuer“, und sie werden geradewegs in den Feuerhalo der Sonne Hell ge­leitet.

Hier entdecken sie den einzigen noch vorhandenen Himmelskör­per – einen der seltsamen Monde des Planeten Hellside (vgl. Bd. 29!). Und die Wesen, die Mentalkontakt aufgenommen haben, sind die „Schmelzenden“, die auf unbegreifliche Weise und mit schwindender Kraft den Mond vor dem Absturz in die Sonne be­wahren. Auch die „Schmelzenden“ erkennt Oki Stanwer bei der Begegnung spontan wieder. Er hatte schon in einem früheren KONFLIKT mit ihnen zu tun, wo sie ein Hilfsvolk der Baumeister darstellten.2

Sie sind aber weniger eine Hilfe denn eine Belastung – denn sie erwarten von Oki Stanwer allen Ernstes, dass er sie rettet und in Sicherheit bringt! Und das als Forderung an jemanden, der quasi selbst heimatlos geworden ist …

Episode 52: Planet der Anarchisten

(1993, digitalisiert 2023)

Fortsetzung der Handlung in der Zentrumsrepublik: Oki Stanwer beauftragt seinen Freund Thor Gordenbeyl, mit dem Beiboot VI­PER und einer kleinen Prisenbesatzung den Planeten ELDORA­DO anzusteuern, während er selbst Anstalten trifft, die SYSTEM­KRISTALL für die Ankunft der „Schmelzenden“ vorzubereiten. Denn es ist offensichtlich, dass der Mond alsbald in die Sonne stürzen wird.

Thor macht sich auf den Weg ins ELDORADO-System. Hier aber machen sie eine bestürzende Entdeckung – ELDORADO ist spur­los verschwunden. Nicht zerstört … sondern einfach WEG! Das gesamte System ist wie leergefegt und macht einen zutiefst un­heimlichen Eindruck.

Aber alsbald ermitteln ausgesetzte Ortungssonden eine Anoma­lie im Schwerefeld des Sterns … und so treffen Thor und seine Besatzung auf das rätselhafte Tarnfeld, das den Planeten ELDO­RADO wirkungsvoll vor jeder Beobachtung aus dem All verbirgt.

Die Überraschungen hören hier unten allerdings nicht auf. Zwar ist der Planet mit dichtem Dschungel bedeckt und eindeutig be­wohnbar – aber es gibt nur zwei Stellen, an denen Energieag­gregate angemessen werden können. Exos-City und alle ande­ren zivilisatorischen Zentren des Planeten sind Ruinenfelder.

Auf einem Raumhafen liegt ein gestrandetes riesiges artani­sches Kampfschiff … und es gibt eine kleine Siedlung, in der Menschen leben. Dort landet Thor und wird mit einer bizarren Gruppe von Anarchisten konfrontiert, die sich wilde Phantasie­namen gegeben haben. Von den Bewohnern der kleinen Sied­lung „Utopia“ erhofft er sich Aufschluss darüber, was hier ge­schehen ist …

Episode 53: Funkspruch von MONOLITH

(1993, digitalisiert 2023)

Fortsetzung des Handlungsstrangs um Oki Stanwer und die SYS­TEMKRISTALL: Die „Schmelzenden“ werden an Bord des otani­schen Schiffes evakuiert. Auf der Oberfläche des Mondes wur­den zudem Wracks von fremdartigen Schiffen währenddessen näher untersucht – sie scheinen aus den Schmieden der Sieben Lichtmächte zu stammen, sind aber so sehr zerstört worden, dass man keine tiefer gehenden Schlüsse daraus ziehen kann.

Als die SYSTEMKRISTALL die Ruine der Zentrumsrepublik ver­lässt, treffen sie erneut auf ein DIGANTEN-Schiff, das direkt aus einer Raumschlacht kommt und schwer angeschlagen ist. Es hat offensichtlich vor, einen Kamikaze-Einsatz gegen die SYSTEM­KRISTALL zu fliegen … sieht dann aber davon ab und sprengt sich kurzerhand in die Luft.

Allmählich kristallisiert sich folgende bestürzende Vorstellung heraus: GOLEMS Streitmacht muss, als sie die DIGANTEN-Gala­xis durchquerte, ein furchtbares Verbrechen begangen haben. Das führte dazu, dass die DIGANTEN seiner Flotte mit starker Verzögerung folgten – und sie orientieren sich augenscheinlich an den Spiraltriebwerksemissionen. Da die Schrottis Okis Schiffe ebenfalls auf Spiralantrieb umgerüstet hatten, sind sie nun folg­lich auch „Freiwild“ … aber die DIGANTEN scheinen durchaus imstande zu sein, ihre kleine Einheit von den klobigen Festun­gen zu unterscheiden, die GOLEMS Armee bilden. Das erleich­tert nur bedingt.

Es ist eine schreckliche Welt, in der hochintelligente Raumfahrer zu Selbstmördern werden und ohne Rücksicht auf eigene Verlus­te kämpfen.

Während Okis Schiff noch unterwegs ist und keinen klaren Kurs hat, geht ein verheerender Funkspruch bei ihnen ein … und aus dem Funkäther schlängelt sich eine glühende Energiehydra an Bord der SYSTEMKRISTALL, die mit klarem Mordauftrag nach ihren Opfern sucht – nach den „Schmelzenden“, die intern als „Häretiker“ gelten und die dem Vernichtungswillen der Bau­meister zum Opfer fallen sollen.

Und ebenso alle, die ihnen helfen …!

Episode 54: GOLEMS Schergen

(1993, digitalisiert 2023)

Fortsetzung der Oki Stanwer-Handlungsschiene: Der Energietod ist unaufhaltsam. Nach und nach tötet er Besatzungsmitglieder. Funkkontakt zwischen den Decks ist tödlich, Energiebeschuss verstärkt diese rätselhaften Wesen nur … und dann bekommt Klivies Kleines heraus, dass die „Schmelzenden“ diese Gefahr kennen und wissen, dass sie die Opfer sind.

Das Intelligenteste, was der kleinen Gruppe der Geretteten ein­fällt, ist, sich für das Gemeinwohl aller zu opfern. Oki Stanwer, der den Tod zweier der „Schmelzenden“ mit ansehen muss, ist von ohnmächtigem Zorn erfüllt. Dafür haben sie diese Wesen nun wirklich nicht gerettet!

Und dann reagiert er zu langsam und wird von einer ganzen Wand von Energiehydren eingehüllt … doch seltsamerweise er­fährt er eine projektive Versetzung auf eine fremdartige andere Welt, wo er den nonverbal anwesenden Verantwortlichen für die tödliche Gefahr vorhält, sie seien gerade dabei, den KONFLIKT zu sabotieren und TOTAM gewinnen zu lassen …

Unglaublicherweise wirkt diese Vorhaltung. Die Energiehydren verschwinden so phantomgleich, wie sie aufgetaucht sind … und die SYSTEMKRISTALL erhält bald danach einen Koordinaten­satz mitgeteilt, wohin sich Oki Stanwer und seine Gefährten wenden sollen. Zögernd kommen sie der Aufforderung nach.

Inmitten einer Dunkelwolke in einem kaum aufgeklärten Sektor der Galaxis steht ein unheimlicher Riesenplanet, bedeckt mit gi­gantischen kristallenen Türmen und umgeben von mehreren smaragdfarbenen Glasmonden, in denen die Wracks von ver­schiedensten Raumnationen zu erkennen sind.

Dies ist MONOLITH, wie sie diese Welt bald nennen – ein uralter Wächterstern der Baumeister, und er unterstellt sich Oki Stan­wers Befehl, weil dessen Primärenergiepotenzial keinen Zweifel an der Wahrheit seiner Worte gelassen hat.

MONOLITH ist ein fremdartiger Planet mit einer zwar uralten, aber allem menschlichen Können immer noch weit überlegener Technologie. Als besonders wichtig erweist sich die Funktion ei­ner überlegenen Funkbasis – und Oki lässt MONOLITH umge­hend nach Spuren von GOLEM fahnden … Spuren, die er tat­sächlich entdecken kann: Ein fragmentarischer Funkspruch deu­tet darauf hin, dass GOLEM in den Äußeren Welten aktiv ist und dort noch Menschenabkömmlinge niedermetzelt …

Episode 55: Der Randkrieg

(1993, digitalisiert 2023)

Fortsetzung von Oki Stanwers Abenteuern: MONOLITH ist der erste wirkliche Lichtblick, seit Oki und seine erschöpften Gefähr­ten aus Kirrongar zurückgekehrt sind. Alles andere ringsum scheint nur Chaos, Tod und Zerstörung auszustrahlen.

In den Äußeren Welten gibt es aber offensichtlich noch mensch­liches Leben. Die so genannten Äußeren Welten sind die am weitesten draußen liegenden menschlichen Vorposten. Soweit die Überlieferung aussagt, versuchten während der Kriege zwi­schen Artanern und Menschen vor Jahrhunderten Kolonisten die Magellanschen Wolken zu erreichen, was ihnen technisch nicht möglich war. So besiedelten sie eine Handvoll Systeme, rund 40.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Vor GOLEMS Invasion waren die Kontakte dorthin wegen der be­grenzten Triebwerksleistung galaktischer Einheiten sehr spär­lich. Es gab offenbar einen Frachtpendelservice von dem Han­delsplaneten Mountain Grace, die meisten Handelskontakte er­folgten aber über die raupengestaltigen Zyw-Grynoth, deren Reich auch am Rand der Milchstraße liegt.

Oki Stanwer bemannt eine der kleinen, kegelförmigen ERKUN­DER-Einheiten von MONOLITH und steuert mit dem ERKUNDER 1 und einer kleinen Crew den Ursprung des Signals an.

Im Halo der Galaxis ermittelt das Kommandogehirn des ERKUN­DERS, dass in diesem Sektor Gefechte toben. Zahlreiche Einhei­ten sind offensichtlich GOLEMS Schiffe – Raumer mit Spiralan­trieb, eindeutig Kirronganer. Die zweite Fraktion scheinen Rand­terraner zu sein, die kaum eine Chance besitzen und wie pani­sche Hasen gejagt werden … aber da gibt es noch eine dritte Fraktion, die massiv mit Primärenergieartillerie feuert: offen­sichtlich sind das Schiffe der Sieben Lichtmächte! Es scheint sich um Einheiten der CROMOS zu handeln, von denen Thor schon berichtete. Er war vor dem Zeitsprung bei der Kegelwelt Rhytekon-5 auf diese Schiffe getroffen.

Und diese Schiffe ziehen sich nun in ein Randgebiet der Galaxis zurück … in dem das Reich der Zyw-Grynoth existiert. Dort ver­schwinden sie auf rätselhafte Weise spurlos und lassen sich nicht weiter verfolgen.

In Anbetracht des Verrats, den die Zyw-Grynoth als ursprüngli­che Wächter der Kegelwelten an den Sieben Lichtmächten vor langer Zeit begangen haben (vgl. dazu die 30er-Bände der Serie), klingt es höchst seltsam, dass sie nun mit den CROMOS zusammenarbeiten sollen.

Die Verhältnisse sind hier also reichlich wirr … und sie werden alsbald nahezu tödlich, als Oki den Planeten ansteuern lässt, von dem der Funkspruch kam: Denn hier trifft er auf einen Frachter von Randterranern, der gerade von einem Schlacht­schiff der Vooler bedroht wird. Oki Stanwer kann diese Gefahr zwar auf dramatische Weise entschärfen, aber auf dem Plane­ten selbst sind ebenfalls noch Vooler-Besatzungstruppen. Und ein paar wenige Randterraner.

Als der ERKUNDER 1 sich zu landen anschickt, fliegt er mitten ins Abwehrfeuer der Bodentruppen …!

Ihr merkt – es bleibt spannend, und es ist wohl kein Wunder, dass ich diese Episoden damals 1993 in sehr rascher Folge schrieb. Mehr zu den dramatischen Geschehnissen erfahrt ihr in der nächsten Folge dieser Artikelreihe. In der nächsten Woche fahre ich mit der Berichterstattung über das Autoren-Nach­lassarchiv-Projekt fort.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Wem die DIGANTEN vertraut vorkommen … schaut euch mal die Zeituniversum-Episo­den des KONFLIKTS 14 in den Close Up-Artikeln an, dann werdet ihr fündig werden.

2 Beizeiten erfahrt ihr mehr über diese Wesen, die wahlweise „Blubbies“ (nach den frü­hen Gedankenspielen aus den 70er Jahren) oder „Dirigenten“ genannt werden. Sie spielen eine wichtige Rolle in KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“. In der obigen Serie sind sie freilich nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Rezensions-Blog 438: Perfect Passion 1 – Stürmisch

Posted Januar 10th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist in den vergangenen Jahren Mode geworden, dass Autorin­nen Romanzyklen ersinnen, die sich nicht primär um immer die­selben Personen drehen, sondern die in der Regel eine – meist verwandtschaftlich verbandelte – Gruppe als Voraussetzung nehmen und dann sukzessive jeden einzelnen dieser Gruppe mit einem entsprechenden Partner verbandeln. Das können Schwestern sein oder Brüder, das stellt meist die Grundkonstel­lation dar. Und dann gibt es Geschäftspartner, bei denen ein je­der einen erfolgreichen Unternehmer darstellt, die in der Regel alle auch noch „unbeweibt“ sind. Üblicherweise existiert für die­se Männer nichts außer ihrem Geschäft, und aus stets vorhan­denen Problemen, Komplexen oder sozialen Defiziten machen sie üblicherweise ein Geheimnis.

Tja, und dann schlägt der sprichwörtliche Blitz ein, und alles wird komplett anders … wenn eine Autorin dies mit einer kokett-ironischen Attitüde zu erzählen weiß, sich – wie ich das heute mit Jessica Clares „Billionaire“-Zyklus beginnen möchte – sogar noch recht deutlich an Märchentopoi orientiert und ihre Ge­schichten mit Humor, Komplikationen und vergnüglichen An­spielungen würzt, dann ist Lesevergnügen für romantische Her­zen quasi programmiert.

Als ich diesen Romanzyklus entdeckte, beglückwünschte ich mich wirklich sofort bei der Lektüre des ersten Romans, dass ich sie schon alle beisammen hatte … es dauerte keine zwei Wo­chen, bis sie alle verschlungen und rezensiert waren. Indes brauchte es dann fünf Jahre, bis ihr die Rezensionen zu lesen bekommt.

Fangen wir heute also mit dem ersten dieser Romane an, die ich euch in den nächsten Monaten im Abstand von jeweils 4 Wo­chen vorstellen werde. Ich glaube, ihr werdet sie ebenso mögen wie ich und danach sofort auf die Suche nach weiterem Lese­stoff der Autorin machen – es lohnt sich definitiv.

Und so geht alles los:

Perfect Passion 1 – Stürmisch

(OT: Stranded with a Billionaire)

von Jessica Clare

Bastei 17157

336 Seiten, TB (2014)

Aus dem Amerikanischen von Kerstin Fricke

ISBN 978-3-404-17157-6

Glück und Unglück liegen manchmal ebenso nahe beieinander wie Normalität und Abenteuer, und alles erlebt die 24jährige Kellnerin Brontë Dawson hautnah, und ihr Leben entgleist auf unglaubliche Weise vollständig.

Eigentlich schlägt sie sich mehr schlecht als recht als Kellnerin in Kansas City durch. Den Job hat sie schon während ihres wenig aussichtsreichen Philosophie-Studiums gehabt und einfach da weitergemacht. Und dann gewinnt sie doch tatsächlich endlich in ihrem Leben mal etwas – einen Urlaub im tropischen Resort Seaturtle Cay in den Bahamas. Da das eine Reise ist, die man zu zweit unternehmen muss, nimmt sie ihre Kollegin Sharon mit … eine Entscheidung, die sie schon nach wenigen Stunden be­reut. Sharon ist völlig auf sich bezogen, so vollkommen anders als sie, und sie hat wirklich an allem und jedem etwas herum­zunörgeln.

Okay, das Hotel ist wirklich nicht so luxuriös wie angepriesen, aber für jemanden, der in Kansas City in einer besseren Schuh­schachtel haust, doch ganz akzeptabel. Wenn nur die nervige, zerfahrene Sharon nicht wäre!

Zu ihrem Glück – nun, das kann man relativ sehen – ist sie die nervige Zimmermitbewohnerin rasch los: Ein tropischer Sturm zieht nämlich auf, und das ganze Hotel wird Hals über Kopf eva­kuiert. Brontë wird allerdings kurzerhand vergessen – sie steckt in einem Fahrstuhl fest. Und mit ihr ein kerniger, wortkarger Mann, den sie für den Manager des Hotels hält.

Damit ändert sich alles.

Denn der Mann, der Brontë ihren Glauben an seinen Beruf lässt, ist in Wahrheit ein Multimilliardär. Logan Hawkings, so lautet sein Name, aus dem er kein Geheimnis macht (Brontë hat ihn noch nie gehört und schöpft keinen Verdacht) hat auf einen Tipp seiner Freunde hin das Hotel kurzerhand aufgekauft und den wenig aktiven Manager gefeuert. Da er inkognito hier ist, findet er sich also in derselben wenig beneidenswerten Lage wieder wie Brontë. Und er ist jemand, der von Frauen wirklich die Nase voll hat.

Vor zwei Jahren, als mit seinem tyrannischen Vater sein einziger Familienrest gestorben ist, hat er sich auch von seiner Verlobten Danica getrennt, die sich – nach seiner Wahrnehmung – genau­so verhalten hat wie alle Frauen in seinem Leben: das sind ein­fach gierige Wesen, die nur auf sein Bankkonto schielen und ständig kostspielige Geschenke haben wollen. Die interessieren sich nicht die Bohne für sein Herz und seine Emotionen, son­dern haben Seelen und Herzen aus Eis … kein Wunder, dass er diese raffgierigen Kreaturen auf Distanz hält.

Und nun sitzt er stundenlang mit einem dieser Wesen in einem verfluchten Lift fest! Kann das alles eigentlich noch schlimmer werden?

Wundersamerweise wird es besser: Denn dieses unscheinbare Mädchen, das er sonst nie beachtet hätte, hält ihn echt für den Hotelmanager. Und wenn es nervös wird, kichert es auf eine seltsam aufreizende Weise. Und noch verrückter: immerzu kom­men komische Zitate aus dem Mund der Mitgefangenen.

Logan fragt nach der Quelle der Zitate und hört eigenartige Na­men: Platon. Aristoteles. Empedokles, Vergil (im Buch falsch mit „Virgil“ übersetzt – das ist freilich die amerikanische Schreibwei­se). Logan, der gar keine Zeit für Bücher hat, fühlt sich seltsam berührt dabei – das Mädel ist offenbar überraschend klug. Und es hat keinen blassen Schimmer, wer er ist. Irgendwie ist das äußerst angenehm.

Als sie sich aus dem Lift befreien können, finden sie sich in einer Schuttwüste wieder. Das Hotel, teilweise überflutet, teilweise eingestürzt, ist menschenleer, Hilfe nicht in Sicht. Und so kom­men sich die beiden auf ganz natürliche Weise näher. Logan lernt eine lebendige, muntere und erstaunlich intelligente junge Frau kennen, die so völlig anders ist als alle, die er vorher ge­troffen hat. Und für Brontë erfüllt sich der zuvor irreale Wunsch­traum eines heißen Urlaubsflirts, der ihre kühnsten Vorstellun­gen sprengt.

Zu dumm, dass jenseits des Robinson-Paradieses die Normalität wartet. Und als sie entdeckt, wer Logan tatsächlich ist, eskaliert die Situation …

Zugegeben, es ist einigermaßen schwierig, automatischen Internetroutinen zu vertrauen. Da kann man sehr leicht auf bizarre Abwege geraten. So ist das gelegentlich auch mit der Amazon-Empfehlungsroutine, die mir schon vor langer Zeit, wenn ich erotische Liebesromane kaufte, Jessica Clare als Autorin empfahl, die mir auch gefallen könnte.

Nun, um es kurz zu machen: sie hatte in diesem Fall tatsächlich Recht. Allein die Tatsache, dass ich das vorliegende Buch um ein Haar an einem Tag verschlungen hätte, spricht Bände. Die Verfasserin hat wirklich eine lockere, äußerst humorvolle Schrei­be und versteht es gut, lebendige, vielseitige Charaktere zu ge­stalten. Dass sie dabei manchmal ein kleines bisschen thema­tisch-schematisch wird, wie das in diesem Fall deutlich hervor­kommt, ist eher nur für belesene Personen ersichtlich. So spielt sie zwar sehr ausgiebig mit dem Namen der weiblichen Haupt­person und den Brontë-Schwestern – britischen Schriftstellerin­nen des 19. Jahrhunderts – , doch ohne dabei zu erwähnen, dass eine von ihnen mit „Sturmhöhe“ einen romantischen Bestseller der damaligen Zeit schrieb. Das mit dem Sturm im vorliegenden Roman zu assoziieren, liegt sehr nahe. Es schadet dem Inhalt überhaupt nicht.

Sehr nett ist es auch, dass die Autorin hier bereits im ersten Ro­man des sechsteiligen Zyklus „Perfect Passion“ die Grundsteine für die Folgebände legt. Logan gehört zu einem Geheimzirkel von Milliardären, die in diesem Band dann auch mit Nebenrollen betraut und charakterlich schon ein wenig skizziert werden: Hunter Buchanan, Reese Durham, Griffin Verdi, Jonathan Lyons und Cade Archer. Außerdem treten auf: Audrey Petty, Logans ta­lentierte Assistentin, die sich schnell mit Brontë anfreundet, so­wie ihre Schwester Gretchen Petty, die man hier auch schon gut kennen lernt – was zweckmäßig ist, denn der zweite Band des Zyklus handelt genau von ihr.

Ich wittere ein ebenso rasantes romantisches Leseabenteuer … und die Lektüre wird sicherlich nicht lange auf sich warten las­sen. Absolute Leseempfehlung für Romantiker. Ich denke, ihr werdet die beiden Verliebten recht bald lieben lernen, Freunde.

 

© 2019 by Uwe Lammers

Die obige Vermutung nach der Lektüre von Band 1 entsprach mehr als exakt den Ahnungen. Der ganze Zyklus ist ein irrwitziges, humorvolles Leseabenteuer. Und wirklich jeder der Beteiligten bekommt, sinnbildlich gesprochen, den Deckel, der zu ihm passt, d. h. den passenden Partner. Aber bis es dann soweit ist und was da alles noch geschieht, an Missverständnissen, Katastrophen und bizarren Kommunikationspannen, das ist so zum Schießen, dass ausgesprochene Gute-Laune-Lektüre herausgekommen ist.

In der kommenden Woche wird es dagegen wieder dramatisch, wenn ich in den Kosmos der Sigma Force von James Rollins zu­rückkehre. Da geht es ans Eingemachte …

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 544: Langzeitprojekte 7 – Verlorene Herzen

Posted Januar 6th, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die Liebe ist schon eine unberechenbare, stürmische Kraft, zu­mal dann, wenn es die heiß brennende Liebe junger Leute ist. Ich denke, darin sind wir uns alle mehr oder weniger einig. Und ich schätze, die meisten von euch kennen diese Kraft aus eige­nem Erleben.

Nun, ich erzähle kaum etwas Neues für die unter euch, die mei­nem Blog schon geraume Zeit folgen, wenn ich ergänze, dass die Liebe gerade in der tropischen Parallelwelt des Archipels, den ich in meinen Geschichten zuweilen bereise, eine zentrale Rolle spielt. Und dabei bringt sie, wie das nun einmal in ihrer Natur liegt, die geordneten Verhältnisse gründlich durcheinan­der und erzeugt Komplikationen, die ohne ihre Einwirkung ver­mutlich nicht entstanden wären.

In dem Langzeitprojekt, das ich euch heute vorstellen möchte, geht es exakt darum, und deshalb passt auch der Romantitel so gut, den ich am 8. November des Jahres 2004 für diese Ge­schichte wählte. Mir war damals durchweg unklar, dass es sich dabei letzten Endes um einen Roman handeln würde. Aber hey, inzwischen hat das Skript 170 Seiten Umfang, und der Hand­lungsbogen ist nach wie vor nicht geschlossen. Also hier von ei­nem Roman zu sprechen, ist wohl strukturell sehr angebracht.

Zurzeit bin ich dabei – angesichts der Abfassung dieses Beitrags – , eine im Laufe der Zeit eingetretene Unstimmigkeit auszubü­geln, die das Werk betrifft. Ich hatte schon vor Jahren die ersten 155 Seiten ausgedruckt, aber inzwischen stellte ich fest, dass die digitale Fassung damit aus irgendeinem rätselhaften Grund nicht Schritt gehalten hat. Es gibt im Ausdruck Sätze und ganze Absätze, die im digitalen Part nicht enthalten sind. Vermutlich habe ich irgendwann mal versehentlich die falsche Fassung überspeichert, und weg waren die Sätze … die ich glücklicher­weise zuvor mal ausgedruckt hatte. Jetzt gleiche ich beide Fas­sungen ab und bringe sie auf den gleichen Stand. Danach kann ich dann daran weiterarbeiten und einen Neuausdruck realisie­ren, der dringend geboten ist.

Schauen wir uns also nach den technischen Daten mal den In­halt an.

Wie ich gesagt habe, handelt es sich um eine romantische, stür­mische Liebesgeschichte, die – wie ich seufzend eingestehe – etwas aus dem Teig gegangen ist, als hätte sie zu viel ge­schlemmt.

Nun zur Geschichte … wir befinden uns auf der großen, zentra­len Archipel-Insel Coorin-Yaan, allerdings tief im Süden, wo ver­einzelte kleine Dörfer auf Lichtungen im allumfassenden Urwald am Fuß der zentralen Kordillere aufgeblüht sind. Hier machen Händlerkarawanen aus dem tiefen Süden gelegentlich Halt, ma­chen kleine Geschäfte, ehe sie dann zur Nordküste weiterzie­hen, wo seit ein paar Jahrzehnten die Metropole Asmaar-Len entstanden ist, das „goldene Asmaar-Len“, wie man es zu nen­nen pflegt.

Eines dieser Dörfer ist der idyllische Weiler Grünaue. Und hier rastet die Händlerkarawane unter dem notorisch missgelaunten Händler Westor. Während dieser Rast genießen die Männer des Trosses die Annehmlichkeiten des Archipeldorfes im Gasthof des feisten Wirtes Gondarid. Und damit ist, wie schnell klar wird, vor allen Dingen gemeint, dass die Händler von liebesdurstigen Mädchen aus dem Ort umschwärmt werden und sich mit ihnen auf einen Schlafboden zurückziehen können, um sich sexuell mit ihnen nach Herzenslust zu amüsieren.

Mitglied der Händlergruppe ist der Bote Zemon, der im Auftrag eines Handelshauses vom Südkontinent nach Asmaar-Len reist und eine wichtige Nachricht dort übergeben soll, deren Natur er selbst nicht kennt, die Nachricht ist sinnvollerweise natürlich versiegelt.

Zemon findet es absolut unmoralisch, wie der Wirt Gondarid sich als williger Kuppler der Dörflermädchen hergibt, noch schlimmer findet er, dass seine Gattin dafür auch ungeniert Geld einnimmt, und Zemon wird so in der finsteren Vorstellung bestärkt, dass die Gerüchte über die liederlichen Archipelmäd­chen, die doch offenbar alle Huren zu sein scheinen, wohl der Wahrheit entsprechen. Und er schämt sich für seine Mitreisen­den in Grund und Boden. Viele von ihnen sind schließlich in der Heimat verheiratet und vögeln hier dennoch Mädchen, die vom Alter her ihre Töchter sein könnten … wie soll man so etwas gut­heißen?

Undenkbar …

Tja, und dann taucht der Wirt Gondarid auf, und in seinem Ge­folge eine wunderschöne, schüchterne, voll erblühte Archipel­schönheit, die Zemon vollkommen verzaubert.

Jennifer.

Da ist er, der Zauber der Liebe, der schlagartig wie ein Blitz ein­schlägt und Zemons Leben von einem Moment zum nächsten vollständig umkrempelt.

Er hat natürlich absolut überhaupt keine Ahnung, was folgen wird, erst recht nicht, mit welcher langfristigen Intention Gonda­rid ihm Jenny zuführt … aber das spielt sehr bald auch gar keine Rolle mehr.

Nachdem sie sich gemeinsam in ein Hinterzimmer zurückgezo­gen haben, kristallisiert sich in dem zaghaft entspinnenden Ge­spräch bald heraus, dass Jenny ungeachtet ihres prächtig ge­rundeten Körpers immer noch Jungfrau ist – und sie hat ihn aus­gesucht, diesen Zustand zu beenden. Nun, genau genommen hat Gondarid ihn ausgesucht … aber das ist ebenfalls rasch ein Faktum, das unwichtig wird.

Sehr schnell werden die beiden miteinander intim, und durch diese Verschmelzung vertieft und intensiviert sich ihre Liebe in atemberaubender Weise.

Es spielt scheinbar gar keine Rolle, dass Jennys Kopf voll ist von märchenhaften Legenden, die beispielsweise von Asmaar-Len erzählt werden. Es ist zunehmend uninteressant, ob es in As­maar-Len tatsächlich Gebäude gibt mit „Dächern aus Gold, ge­schmückt mit farbigen Korallen“ … Jennifer hat mitunter gera­dezu rührend-naive Vorstellungen. Aber eins weiß sie sehr rasch: Sie liebt Zemon und will ihn hier behalten, hier in Grünaue, an ihrer Seite!

Verrückterweise entspricht das sehr rasch Zemons eigenem Wunsch – und bringt ihn schnellstens in Konflikt mit seinem Auf­trag. Und wenig später kommt es dann zur Konfrontation mit dem Karawanenführer Westor, der ein perfides Mittel ersinnt, um den verliebten Boten von seinem Mädchen abzubringen … glücklicherweise misslingt dieser Anschlag auf Jennifers Tugend gründlich.

Und diese Folgekomplikation erschwert die Lage zusätzlich. Denn nun müssen die beiden Liebenden gewärtigen, dass sie von den Händlern aus Gefangene – und Jenny als Sklavin – mit nach Asmaar-Len verschleppt werden.

Glücklicherweise wissen Jennys Eltern Jana und der hünenhafte Vater Shondayon Abhilfe. Jana führt die beiden Liebenden über Wildwechsel und verschlungene Pfade mitten ins grüne Herz des Waldes hinein, zu einer verborgenen Hütte am Fuß der Ber­ge. Hier sollen sie ausharren, bis die Händler, die ja wenig Zeit in Grünaue zubringen können, aus Geschäftsgründen gezwun­gen sein werden, weiterzuziehen.

Zemon findet dieses Arrangement wunderbar, zumal er nun Jen­ny so oft und intensiv lieben kann, wie sie beide es wünschen … dass irgendeiner von der Händlergruppe dieses abgelegene Re­fugium findet, ist ausgeschlossen.

Doch der Bote erlebt, dass der paradiesische Zustand eine emp­findliche Eintrübung besitzt – Jennifer nämlich, seine so tempe­ramentvolle, verschmitzte Geliebte, ist hier im Versteck auf ein­mal vollständig verzagt und verängstigt. Zugleich wagt sie es aber auch nicht, ihm zu erklären, was los ist, sondern nur, dass sie ÜBERALL LIEBER WÄRE ALS HIER! Sie hat geradezu pani­sche, paralysierende Dauerangst.

Es dauert lange und erfordert viel Einfühlungsvermögen von Ze­mon, ehe ihm allmählich klar wird, wo das eigentliche Problem liegt.

Es ist der Wald.

Jennifer hat panische Angst vor dem Wald.

Um das zu verstehen, muss sie ihm allerdings ängstlich einiges über das scheinbar so idyllische, paradiesische Leben im Dorf erzählen … und nun tut sich für den fassungslosen Zemon ein Abgrund auf, den er niemals erwartet hätte und der das Leben der Dörfler in einer Weise dominiert, wie es vollkommen unbe­greiflich ist.

Er ist in einem zutiefst animistischen Bereich der Welt gelandet, und der feste Glaube an Elementargeister und Waldgeister wie etwa den sinistren Shaanit erfüllt Jennifer vollkommen. Deshalb wagen sich Dörfler niemals tief in den Wald hinein. Deshalb ent­richten sie Gebete und Gaben, wenn sie Bäume fällen müssen, um etwa Gebäude zu errichten.

Und nun befinden sie sich beide allein und ohne Chance, den Rückweg nach Grünaue zu finden, im Reich des Waldgeistes Shaanit, der sie jederzeit seinen Zorn fühlen lassen kann.

Und dann sind da natürlich auch noch die geheimnisvollen Rui­nen, die Zemon bald im nahen Dschungel entdeckt. Es ist also offenkundig, dass es hier ein altes Geheimnis gibt, und dass vielleicht in der Legende um den Waldgeist Shaanit ein wahrer Kern steckt.

Und ja, in der Tat … wer weiß schon, was die undurchdringlichen Urwälder Coorin-Yaans an unheimlichen Lebensformen beher­bergen?

Sie sind hier also in Sicherheit? Vor den Händlern wohl schon.

Aber vor übernatürlichen Wesen, die überall um sie sein können und Menschen hassen? Vor denen wohl eher nicht.

Da ist nun guter Rat wirklich teuer, stellt der Bote erschüttert fest. Denn Jennifers Weltsicht ist so vollständig von der seinen verschieden, und sie lässt sich da nicht hineinreden, dass es ei­ner sehr raffinierten, intelligenten Strategie bedarf, damit er letztlich Jennifers Furcht verringern kann.

Aber auch das ist natürlich erst der Anfang. Denn eine Rückkehr in das vorherige Leben erweist sich als unmöglich … und so müssen die Liebenden weitere Hilfe in Anspruch nehmen und suchen schließlich die von mystischen Geheimnissen umwitter­te Nebelfrau auf, die einen atemberaubenden Preis für die Lö­sung verlangt und etwas vorschlägt, was noch deutlich gewöh­nungsbedürftiger ist …

Wie gesagt, in diesem Abschnitt ist der Roman bislang nur skiz­ziert. Textlich fertig ist er im Wesentlichen bis zu dem Punkt, wo sich Jennys Mutter Jana am Folgemorgen von ihnen verabschie­det und ins Dorf zurückkehrt.

Da warten in der näheren Zukunft noch ein paar interessante Überraschungen auf die beiden Liebenden.

Diese Liebe ist alles andere als einfach? Well, das kann ich nicht in Abrede stellen. Aber was erwartet ihr von der Liebe im Archi­pel? Wo bliebe die Geschichte, wenn alles einfach wäre …?

Seht ihr, so müsst ihr das betrachten.

Wie lange ich brauchen werde, um die Geschichte zu einem ab­gerundeten Schluss zu bringen? Schwer zu sagen. Ich halte euch einfach – wie bei allen anderen Langzeitprojekten – auf dem Laufenden.

In der nächsten Woche reisen wir in den KONFLIKT 16 zurück und begleiten Oki Stanwer bei der Reise durch die alptraumhaft veränderte Galaxis Milchstraße, 40 Jahre nach GOLEMS Invasi­on. Das wird eine gruselige Exkursion, Freunde. Versprochen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 437: Ein Fall von Glück

Posted Januar 2nd, 2024 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

der Titel ist, wenn man das Thema des Buches erst mal begreift, zu Beginn durchaus ein Mysterium. Denn wie kann man, vor­sichtig gesprochen, einen Schlaganfall, der einen autonomen, stolzen und selbstbewussten Mann von einem Moment zum nächsten in ein mehr oder minder hilfloses, bedürftiges Wesen verwandelt, als Glücksfall bezeichnen?

Dem Hollywood-Schauspieler Kirk Douglas, der hier von seiner diesbezüglichen Erfahrung spricht, widerfährt aber exakt dies. Und ja, zu Beginn ist das alles für ihn verstörend, die ganze Welt scheint sich jählings komplett zu wandeln, auf eine durchweg bestürzende Weise … aber nach einer Weile erkennt er durch­aus Licht am Ende des Tunnels. Und er kämpft sich zurück in die Selbstbestimmtheit und gewinnt durch diesen Schicksalsschlag einen völlig neuen Blick auf das Leben.

Manchmal, hat man beim Lesen dieses Mut machenden Buches das Gefühl, ist es vielleicht tatsächlich so, dass man im Leben eine Vollbremsung benötigt, um den wahren Wert des Daseins wieder zu entdecken.

Dies hier ist also kein Jammerbuch eines durch das Schicksal Abgehängten, es ist ausdrücklich ein Mutbuch – und ein sehr le­senswertes dazu.

Lest unbedingt weiter:

Ein Fall von Glück

(OT: My Stroke of Luck)

von Kirk Douglas

Bastei 61539

Oktober 2003, 7.90 Euro

Aus dem Amerikanischen von Wolfdietrich Müller

ISBN 3-404-61539-5

Manchmal kommt das Glück ganz unverhofft, und gelegentlich sogar in Form von Katastrophen, die die Betroffenen an allem zweifeln lassen, an Gerechtigkeit, an Gott, schlicht an allem.

So ging es dem Urgestein Kirk Douglas, jenem Schauspieler, der schon vor dem Zweiten Weltkrieg seine Karriere am Theater und später im Film begann. Im Jahre 1996 änderte sich sein Le­ben auf eine radikale Weise, die er sich früher nie hätte träu­men lassen, und das geschah so:

Ich fühlte mich recht gut nach meiner Rückenoperation, hatte Lust, mich zum Golfen zu verabreden, und träumte von einem langen Treibschlag am vierten Loch. Plötzlich hatte ich ein komi­sches Gefühl in der rechten Wange.

Es war, als hätte ein spitzer Gegenstand einen Strich von der Schläfe gezogen, auf meiner Wange einen Halbkreis beschrie­ben und dann innegehalten. Ich spürte keinen Schmerz, aber als ich es Rose, meiner Maniküre, zu schildern versuchte, konn­te ich nicht sprechen. Es kam nur Quatsch heraus. Was war mit mir los?“

Nun, was er hier beschreibt, ist seine ganz persönliche Erfah­rung mit einem Schlaganfall, zu seinem Glück nur einem sehr leichten – dennoch: seine Stimme ist nahezu verschwunden, er ist von einem Moment zum nächsten vom Star zu einem Krüp­pel degradiert, dessen Karriere sich buchstäblich in Luft auflöst.

Das Schlimme daran ist, dass er zwar noch vernünftig denken kann, aber unfähig ist, sich zu artikulieren. Und der eigentlich steinalte Schauspieler findet es ungerecht, dass es gerade ihn getroffen hat. Um seine eigenen Worte zu verwenden: „Schlag­anfälle sind etwas für ältere Leute, die undeutlich sprechen und sich mit Gehhilfen oder Rollstühlen fortbewegen. Ich war erst 80 – wie könnte ich zu einem Schlaganfall kommen? Heißt das, dass es morgen nichts wird mit dem Golfplatz …?“

In dem Moment, in dem er realisiert, was geschehen ist – und wie viel Glück er gehabt hat – , da schlägt eine unerbittliche Woge aus Selbstmitleid und Verzweiflung, ja, Depression über ihm zusammen. Bringt ihn, den „tough guy“ aus zahllosen Fil­men, dazu, sich stundenlang in sein Schlafzimmer zurückzuzie­hen und ohne Unterlass zu weinen. Dieses … dieses Dasein, sagt er sich, das er jetzt zu führen gezwungen ist … ist das noch lebenswert? Wäre es nicht besser, tot zu sein?

Er entsinnt sich seiner 1958 gestorbenen Mutter, deren letzte Worte an ihn gerichtet waren und die ihm Mut machen sollten: „Hab keine Angst, das geschieht mit uns allen.“ Er denkt an all die Vorfälle, bei denen er dem Tod von der Schippe gesprungen ist, begonnen im Alter von fünf Jahren, wo er beinahe in einem Wassergraben ertrinkt, bis zu einem Hubschrauberabsturz im Jahre 1991.

Und später, als er sich mühsam berappelt und mit Hilfe einer Sprachtherapeutin beginnt, sich wieder ins Leben zurückzube­geben, entdeckt er auch die zahllosen tragischen Vorfälle in Kreis seiner Filmgefährten. Und er sieht beklommen, wie er­schreckend häufig Schlaganfälle und ihre Folgen sind: „Jede Mi­nute bekommt eine Person in den Vereinigten Staaten einen Schlaganfall. Das sind Jahr für Jahr mehr als 700.000 Menschen. Während Sie diese Seite lesen, bekommen zwei weitere Perso­nen einen Schlaganfall …“

Während seine Genesung quälend langsam Fortschritte macht, begreift Douglas ganz allmählich – es ist ein Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzieht – , wie egoistisch er bisher durch sein Leben gehastet ist, wie wenig er auf die Bedürfnisse seiner Freunde eingegangen ist und wie leicht es für ihn war, Men­schen jahrzehntelang aus dem Blickfeld zu verlieren. Er entwickelt ein Gespür für das Leiden anderer, und er beschließt, etwas dagegen zu tun.

Zusammen mit seiner Frau Anne begründet er ein Heim für alz­heimerkranke Schauspieler. Er engagiert sich für Kinder, seine Frau hilft dabei, Spielplätze in Innenstädten sowie Schulhöfe zu sanieren. Und als Kirk Douglas erst einmal wieder imstande ist, halbwegs verständlich zu sprechen, macht er auf eigene Kosten zahlreiche Reisen, um Vorträge über das Thema Schlaganfall zu halten und dafür zu sorgen, dass diese Menschen in der Öffent­lichkeit mehr Gehör finden.

Schließlich geht er, nachdem er zahllose Briefe erhalten hat, dazu über, einen Leitfaden zu schreiben, mit dem er verhindern möchte, dass Schlaganfallpatienten in dumpfem Selbstmitleid und ihren Depressionen ersticken, wie es ihm selbst beinahe ge­gangen ist. Der Leitfaden, ein außerordentlich lesenswertes Do­kument der Humanität, befindet sich in diesem Buch.

Während Kirk Douglas (sein bürgerlicher Name ist Issur Danielo­vitch, er ist Sohn jüdisch-russischer Einwanderer und 1916 in New York geboren) seine Depressionen überwindet und von sei­nen Schlaganfall-Erfahrungen schreibt, fließt in dieses Buch auch vieles andere ein, das man eher in einer Biografie erwar­ten würde. Er erzählt von seinen Eltern, insbesondere von sei­ner Mutter, von seinen Erlebnissen beim Film, vom Schicksal vieler Freunde und Bekannter.

Und natürlich, ganz wichtig – Punkt 3 seines sechs Punkte um­fassenden Leitfadens – , er verliert nie seinen Sinn für Humor. Das ist an manchen Stellen so heftig ausgeprägt, dass man schallend lachen muss. Und das bei einem Buch, das eigentlich ein recht erschreckendes, trauriges Thema behandelt. Ich gebe nur eine Stelle wieder, die ich sehr prägnant fand. Douglas ist in Berlin zu Gast, um den Goldenen Bären in Empfang zu nehmen. Er schreibt: „Die Übergabe ging auf Englisch vonstatten. Ich machte jedoch Eindruck, als ich meine Dankesrede auf Deutsch hielt. Ich glaube, die deutsche Sprache klingt mit einem Schlag­anfall besser …“

Und schließlich, im Jahre 1999, schafft er es sogar, wieder einen Film („Diamonds“) zu drehen, diesmal über einen von einem Schlaganfall genesenden Boxer. Naheliegend, dass es keine bessere Besetzung geben konnte.

Insgesamt ist Kirk Douglas´ Buch – er bezeichnet den Schlagan­fall sogar im Buch und im Titel als Glücksfall für sich! – ein ein­drucksvolles Plädoyer für die Fähigkeit des Menschen, mit Schicksalsschlägen fertigzuwerden und zu lernen, dass auch ein Leben als solcherart „reduzierter“ Mensch lebenswert sein kann, ja, vielleicht sogar manchmal lebenswerter als zuvor, weil man nun die feineren Nuancen wahrzunehmen versteht, die dem Ge­sunden meist entgehen.

Ich wünsche diesem Buch viele Leser unter all jenen, die an ihrem Leben verzweifeln und nach Trost und Mut suchen. Dieses Buch gibt euch Kraft.

© 2005/2020 by Uwe Lammers

Und wie ich euch das letztens schon in einer Fußnote verspro­chen habe, beginnt in der kommenden Woche die Erstveröffent­lichung meiner Rezensionen zu einem wirklich goldigen Roman­tikzyklus, den ich in einem geradezu abenteuerlichen Tempo heißhungrig verschlungen habe. Ich könnte mir gut denken, dass euch das ähnlich geht, wenn ihr dafür einen Nerv besitzt.

Lasst euch mal überraschen, worum es genau geht.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.