Blogartikel 444: OSM-Band 2050 – Göttliche Erkenntnisse

Posted Februar 6th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

der Anfang war ein Alptraum, ohne Zweifel. Wir schrieben das Jahr 2018, ich oszillierte arbeitslos durch die Weltgeschichte, die Zukunft war unsicher und unklar … und auf abenteuerliche Wei­se teilte ich dieses Schicksal mit meinem Hauptprotagonisten Oki Stanwer in der Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (DSj), dem KONFLIKT 28 des Oki Stanwer Mythos (OSM). Auf eine ver­schlungene, rätselvolle Weise war er auf der Erde im Labor des russischen Forschers Boris Gryschkow auf der verwüsteten Krim-Halbinsel wieder zu neuem Leben erwacht.

Sein Weg auf der Erde des Jahres 1999 führte ihn zu dem grie­chischen Millionär Mikis Theodakis nach Athen und seiner Orga­nisation der „Parabasis Athen“, und von hier aus in den Jemen zum Mondtempel der Königin von Saba. Hier erhielt er ein ge­heimnisvolles Orakel, einen Schädel aus Glas, aus dem eine warme Frauenstimme zu ihm sprach … und ihn zur Desertion veranlasste.

Im Gefolge dieser Fahnenflucht gelangte Oki Stanwer schluss­endlich in eine andere Dimension, die ihm sehr vertraut war: in den so genannten „Vorhof“ des Dämonenplaneten TOTAM und auf eine Welt namens AKKON II, wo er mit einem monströsen Wesen kämpfte, dem BODDINUM, das seit Jahrhunderten verei­telte, dass irgendwer auf dieser Welt sterben konnte. Durch die Vertreibung des BODDINUMS kehrte der Tod nach AKKON II zu­rück und hielt buchstäblich reiche Ernte.

Und dann landeten jene Wesen, die das BODDINUM immer fern­gehalten hatte: die RETTER. Furchteinflößende Kreaturen in klo­bigen Rüstungen, die Oki früher unter dem Namen Totenköpfe gekannt hatte und die jetzt wie archaische, untote Kreuzritter wirkten.

Ihr Ziel: TOTAM wiederzubeleben, indem sie verstreute HEIMAT­STÜCKE des Dämonenplaneten einsammelten. Und sie hatten eine Prophezeiung für Oki Stanwer – die FLAMME, der Interims­regent TOTAMS, hatte schon vor Jahrhunderten gewusst, dass er eine Audienz mit der FLAMME auf TOTAM haben würde.

Im Band 56 der Serie erreichten Oki Stanwer und seine beiden Begleiter, deren Namen ich hier verschweigen möchte, den un­heimlichen, nachgerade skelettierten Planeten TOTAM, einen absolut tödlichen Ort, und allein das Orakel aus Glas ermöglich­te ihnen auf Zeit einen Abstieg in die grauenvollen Tiefen, wo Oki die FLAMME treffen sollte.

So waren sie am Anfang von Band 57 mit dem Titel „Göttliche Erkenntnisse“ bei der Audienz mit der FLAMME angelangt … nachdem sie zuvor TOTAMS Galerie abgeschritten waren. Aber dass Band 57 der DSj-Serie schließlich der Band 2050 des OSM werden sollte und am 26. August 2021 auf Seite 85 beendet werden würde … nein, das konnte ich vor drei Jahren, als ich mit dem Schreiben an diesem Schlussband einer Trilogie begann, nicht wirklich ahnen.

Und was hält dieser sensationelle Band nicht alles für Überra­schungen parat!

Wir erfahren die Namen der Sieben Lichtmächte.

Wir erhalten Aufschluss über das ursprüngliche Aussehen der Baumeister und jenes Volkes, aus dem sie entstanden sind.

Wir erfahren, wozu die Baumeister die gigantischen ZYNEEGHA­RE erschufen.

Wir bekommen erklärt, woher die weiße Matrix stammt.

Wir hören, was es mit den Propheten von Zhanyor auf sich hat, die in der Galaxis Arc geheimnisvolle Friedensapostel sind bzw. waren.

Woher die Dämonen von TOTAM stammen und was sie ur­sprünglich waren, kommt zutage.

Der Urkeim des KONFLIKTS wird offengelegt.

Ebenso erfahren wir, woraus der gnadenlose Hass der Dämonen und Dämonenwaffen sich speist.

Und dann ist da noch die schreckliche Wahrheit über den Be­ginn des KONFLIKTS 28, die so ungeheuerlich ist, dass Okis Ge­fährte darüber fast den Verstand verliert.

Das sind die mehrheitlich grässlichen Überraschungen.

Oki Stanwer erfährt aber auf dieser langen Reise durch die Ver­gangenheit ebenfalls auf wunderschöne Weise, wie an einem Punkt seiner zielstrebig verschütteten Erinnerung ein Augen­blick alptraumhafter Panik und brennenden Hasses, ja des of­fensichtlichen Todes in Wahrheit zur Geburt einer wunderbaren, uralten und rätselhaften Wesenheit führt, die eine direkte Bezie­hung zu Oki hat.

Ach, glaubt es nur … ich war hin und weg, als ich dies alles vor meinem inneren Auge abrollen sah … gelegentlich stockend und unscharf, und dann musste ich Tage, Wochen oder Monate pau­sieren, nachlesen, nachschleifen, umformulieren … ehe es dann stoßweise über zehn, fünfzehn Textseiten am Tag jäh voran­schritt.

Das Schreiben von so komplexen, umfangreichen und vor allen Dingen viele Universen überbrückenden Texten, die in vielerlei Weise den (zumeist) noch nicht zugänglichen Hintergrundtexten des OSM gleichkommen, ist nichts, was ich einfach so mal eben übers Knie brechen kann oder möchte. Solche Geschichten brauchen Zeit.

Dass ich in der Zwischenzeit das Digitalisat des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ fertigstellen konnte (siehe Blogartikel 437) und mit dem Digitalisat der kurzlebigen, nur 11 Episoden umfassenden Proto-OSM-9-Serie begann, also der Serie „Der Kaiser der Okis“, das hatte ich so nicht wirklich ge­plant, das ergab sich einfach so.

Schön ist nun aber, dass nach Erreichen der Bandnummer 2050 der Schreibhorizont wieder auf angenehme Weise offen ist für die weiteren Geschichten. Und da gibt es zahllose Baustellen, die meine Aufmerksamkeit dringend erheischen. Es existieren einige Novellen, die weitgehend fertig sind und an denen ich zu arbeiten trachten werde. Ich nenne einfach mal ein paar Pro­jektbaustellen jenseits der Seriendigitalisate, die ich mir in nächster Zeit verstärkt anschauen möchte:

Da ist natürlich die Baustelle meiner E-Books, die schon viel zu lange vor sich hindümpeln. Hier hat sich zwischenzeitlich das Problem ergeben, dass es aktuell für mich keine Möglichkeit gibt, die Texte ins EPUB-Format zu konvertieren … da muss ich erst neue Leute mit ins Boot holen, da ich das selbst nicht kann.

Dann möchte ich dringend die Novelle „Das Geheimnis von Church Island“ vollenden, die bis auf den grässlichen Schluss prinzipiell fertig ist.

Weiterhin gibt es das ebenfalls fast vollständige Novellenformat der Geschichte „Quisiins letzter Fall“.

Die Vorgeschichte um die Liebenden Torkeron und Rilaan im Rahmen der Novelle „Rilaans Geschichte“ ist bereits weit vorangeschritten und sicherlich in absehbarer Zeit auch zu voll­enden.

Ich liebäugele mit dem Fragment „Mutproben“ von 2012, weil sich das im Rahmen des KONFLIKTS 28 abspielt und an einem Ort zudem, der demnächst von Oki Stanwer nach der Audienz auf TOTAM besucht werden wird.

Ob ich bis OSM 2100 mit dem nächsten Romanprojekt zu KON­FLIKT 3, also dem Roman „Sterneninsel der Wunder“ deut­lich vorankomme, kann ich schlecht sagen … tendenziell nehme ich das nicht an, da Band 2100 vermutlich spätestens in einem Jahr fertig sein wird.

Ein Plan ist auf alle Fälle, bis dahin mit dem Digitalisat der Pro­to-OSM-9-Serie fertig zu sein. Da ich textlich schon Band 4 ab­geschlossen habe, dürfte das kaum ein größeres Problem dar­stellen.

Von den Episoden her gibt es weiterhin zahlreiche „Lücken“ zu schließen, also in Serien noch offene Folgen zu schreiben, vor und nach denen bereits Episoden existieren. Das betrifft sowohl den KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (hier die Episoden 46, 47, 49, 50 und 51) als auch besonders KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (hier die Episoden 26, 27, 31, 32, 36 und 38, ernsthaft!). Eine ähnliche Lücke gibt es in KON­FLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“, wo die Serie bei Episo­de 54 hängt, aber die Episoden 62 und 63 seltsamerweise schon lange verfasst sind.

Aktuell schreibe ich am KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“, wo nur Band 44 eine solche Lückenfunktion auf­weist. In KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ bezieht sich das auf die Episoden 51 und 53, und in KONFLIKT 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“. Dort stockte die Handlung mit Band 49, während der Band 50 verfasst wurde. Die Episoden 51-54 fehlen auch noch, die Trilogie 55-57 ist ja jetzt abgeschlossen worden. Die Episoden 62 und 63 sind seit Jahren als „n.n.“ be­zeichnet, also tragen sie noch keinen Titel.

Ihr seht daran, dass allein die noch in Arbeit befindlichen Serien eine Menge Aufgaben für mich bereithalten. Aber eben auch un­glaublich interessante Geschichten, die zu erzählen sind. Viel­fach muss ich mich allerdings einfach in die Serien wieder einle­sen und schauen, dass ich in den Handlungsstrom hineinfinde.

Worauf ich bis Band 2100 sehr hoffe, ist ein weitgehendes Ab­schließen des KONFLIKTS 4. Das schreckliche Inferno in der IN­SEL, das ich da beschreiben muss, lastet schwer auf meiner Seele. Aber der OSM-Band 2050 hat einmal mehr bekräftigt, dass ich mich diesem Drama stellen muss. Es ist unausweich­lich.

Ich halte euch auf dem Laufenden, wie die Arbeiten vorange­hen, Freunde! Drückt mir die Daumen!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 337: Crossfire 3 – Erfüllung

Posted Februar 1st, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

emotionale Turbulenzen und verzwickte Familienverhältnisse, gepaart mit sexuell konnotierten Geheimnissen und Miss­brauchsgeschichten sind ganz offensichtlich der Stoff, aus dem sich sehr viele erotische Liebesromane speisen, wenn sie eine gewisse Mehrbändigkeit und einige tausend Seiten Gesamtum­fang erreichen sollen. Irgendwie liegt das nahe, denn die reinen sexuellen Begegnungen mögen zwar ausgiebig und varianten­reich geschildert werden, doch wünschen sich zweifellos viele Leserinnen und Leser auch einen biografischen Kontext jenseits des rein Körperlichen.

In der abenteuerlichen Beziehungsgeschichte zwischen Gideon Cross und Eva Tramell, die hier in die dritte Runde geht, kann die Autorin genau diese Form von Lesestoff und Inspirationsfut­ter liefern. Wo viele derartige romantische Romane von weniger begabten Autorinnen leicht in ein Tunnelblickschema verfallen, gelingt es ihr, durch die Vielzahl der Protagonisten und die Kom­plexität ihrer gegenseitigen Abhängigkeiten und wechselnden Beziehungsparameter, eine auf vielen hundert Seiten packende Geschichte zu entfalten. Manches Mal kam ich mir da, zugege­ben, vor wie auf stürmischer See, und die Situation konnte von Kapitel zu Kapitel drastisch die Richtung wechseln.

Langweilig wird es in diesem Roman nicht, das kann ich versi­chern. Und wer jetzt neugierig geworden ist, der lese bitte ein­fach mal weiter:

Crossfire 3 – Erfüllung

(OT: Entwined with you)

Von Sylvia Day

Heyne 54560

August 2013

480 Seiten, TB, 9.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Nicole Hölsken und Jens Plassmann

ISBN 978-3-453-54560-1

Die Katastrophe ist perfekt … wenn man es von der einen Seite aus betrachtet. Von der anderen Seite her ist es als finale Pro­blemlösung zu betrachten. Aber wir befinden uns hier nicht in einem billigen Setting a la Hollywood, in dem die Lösung eines Problems automatisch zum ewigen Honeymoon führt, ganz im Gegenteil. Die Lösung des Problems namens Nathan Barker führt im Falle der heißen Liaison zwischen der Werbeangestell­ten Eva Tramell und dem superreichen Besitzer von Cross In­dustries, Gideon Cross, vielmehr zu einer chaotischen Verkom­plizierung der Verhältnisse.

Das ist zu schnell für den Anfang einer Rezension? Okay, dann noch mal etwas langsamer und von vorne. Folgendes ist bislang passiert: Die 24jährige Eva Tramell ist aus San Diego nach New York gezogen, um hier in der Werbebranche Karriere zu machen, was ihr auch gut gelingt. Sie kann nichts dafür, dass die Werbe­agentur im Cross Building angesiedelt ist und sie bereits am ersten Arbeitstag dem Besitzer der Firma auffällt, eben Gideon Cross, den sie schon beim ersten Kontakt insgeheim zutreffend als „Sexgott“ bezeichnet.

Die magnetische Anziehungskraft zwischen beiden führt schnell dazu, dass sie eine glühend heiße, animalische Liebesbeziehung führen. Sie sind regelrecht besessen voneinander, und Gideon gesteht ihr rasch, dass er es nicht erträgt, zwei Tage ohne sie zu sein … nun, keine zwei Tage, ohne IN IHR gewesen zu sein, um es präziser auszudrücken. Sie vögeln wirklich ständig heißblütig, und das ist durchaus ein gegenseitiges, suchtartiges Verhalten.

Was Eva zu dem Zeitpunkt nicht klar ist, Gideon allerdings auch nicht, das ist die Tatsache, dass sie beide zutiefst verletzte Per­sonen sind, deren Familienverhältnisse … vorsichtig gesprochen … kompliziert sind. Gideons leiblicher Vater hat sich nach Fehl­spekulationen das Leben genommen, so dass er in der Familie Vidal aufgewachsen ist, in die seine Mutter anschließend einge­heiratet hat. Mit all seinen Familienangehörigen versteht sich Gideon überhaupt nicht, eine gewisse Ausnahme ist seine jün­gere Schwester Ireland, die ihn unverhohlen anhimmelt (womit er nicht klarkommt).

Eva Tramell ist ebenfalls in seltsamen Familienverhältnissen auf­gewachsen. Gezeugt von Victor Reyes, der nie mit ihrer Mutter verheiratet war und Polizist in San Diego ist, ist sie in der Fami­lie des zweiten und dritten Ehemanns ihrer Mutter aufgewach­sen – und vom Stiefbruder des zweiten Ehemanns, eben Nathan Barker, entjungfert und jahrelang sexuell missbraucht worden. Darüber wissen ihre Mutter und ihr dritter Stiefvater, Richard Stanton, Bescheid, aber nicht ihr leiblicher Vater. Dass auch Gi­deon Cross in der Kindheit sexuell missbraucht wurde, kommt erst auf Umwegen ans Tageslicht.

Außerdem birgt Evas Vergangenheit noch weitere Geheimnisse – so ein Verhältnis mit dem Musiker Brett Kline, das mehrere Monate dauerte. In Gideons Vergangenheit lauern zahlreiche Ex-Geliebte, darunter die Ex-Verlobte Corinne Giroux, die nichts unversucht lässt, um ihn zurückzugewinnen. Sie macht sich speziell in diesem Roman Evas heiße Eifersucht und ihre Unsi­cherheit zunutze und erzeugt jede Menge Probleme.

Dennoch, weder das noch die amourösen Aventüren von Evas Mitbewohner Cary Taylor, sind das größte Problem. Das ist viel­mehr das neueste Geheimnis, das Gideon und Eva miteinander teilen – denn im zweiten Band des Zyklus war unvermittelt der erpresserische Nathan Barker wieder in Evas Leben getreten und hatte unverhohlen versucht, sie und speziell Gideon zu er­pressen. Am Ende des Romans ist er dann auf einmal tot – er­mordet. Und die Polizei ermittelt sehr intensiv.

Natürlich hätten sowohl Gideon als auch Eva hinreichend Grün­de, Barker umzubringen, ebenfalls Evas Mutter (die aber zu labil dafür ist, um diesbezüglich irgendetwas zu unternehmen). Alibis werden geprüft … und es ist schließlich Eva, die die Wahrheit entdeckt: Gideon hat die „Gefahr“ ein für allemal ausgeschaltet. Er hat ihren Kindheitspeiniger kurzerhand ermordet.

Formell ist er also ein Verbrecher, selbst wenn der Mord aus ed­len Motiven geschah – um Evas Kindheitstrauma zu tilgen und zu verhindern, dass der Widerling Barker sie erneut bedrohen oder sogar umbringen konnte. So gesehen ist es eigentlich Not­wehr gewesen, wenn auch strikt ungesetzlich. Aber da Eva die Missbrauchsgeschichte generell dauerhaft begraben will, kann natürlich niemand so argumentieren. Folgerichtig müssen sie aus dem Mord ein Geheimnis machen, und das geht bekanntlich nie gut.

Die Konsequenz besteht nun darin, nach außen die Fassade auf­rechtzuerhalten, dass sie beide getrennte Wege gehen – was in realiter natürlich nicht der Fall ist. Denn natürlich gilt es, die skeptischen Polizisten auf Abwege zu leiten. Wenn Gideon und Eva ihre Beziehung beendet haben, scheint für den Besitzer von Cross Industries kein Grund mehr zu bestehen, verdächtig zu sein.

Aber inzwischen ist Eva Tramell eine öffentliche Person – nur so hat sie Nathan Barker ja wieder finden können. Und die ver­meintliche Trennung der Liebenden führt zu weiteren Turbulen­zen: Corinne rechnet sich neue Chancen auf, ihren Platz an Na­thans Seite einzunehmen. Eine ebenfalls zutiefst eifersüchtige Journalistin (die Gideons Bett ebenfalls mal geteilt hat und auf ziemlich hässliche Weise abserviert wurde) schießt sich auf Eva ein … und auch Brett Kline macht energische Anstalten, ein Wiederaufleben der Liebesbeziehung in die Wege zu leiten. Dar­an hat Eva natürlich kein Interesse, da sie den Mann ihres Le­bens längst gefunden hat, auch wenn sie ihn nun nur noch im Geheimen treffen kann. Aber wie soll man das dem liebeskran­ken Brett vermitteln, der die Wahrheit ja nicht erfahren darf …?

Und schließlich sorgt die Öffnung der Akte Nathan Barker auch dafür, dass Evas leiblicher Vater Victor Reyes von ihrem Miss­brauch erfährt und er umgehend nach New York reist – wo er auf seine Ex-Ehefrau trifft. Und das ist alles erst der Anfang äu­ßerst chaotischer Begebenheiten, die schließlich ein paar ener­gische Entscheidungen notwendig machen …

Im dritten und vermeintlich abschließenden Teil der „Trilogie“ (die ja bekanntlich fünf Bände bekommen hat), tobt noch mal das muntere Gefühlschaos durch die Seiten. Zwar hat man als Leser gelegentlich das Gefühl, dass die Autorin jetzt etwas un­angemessen viel Raum auf Nebenpersonen und Nebenhandlun­gen verwendet, aber ich kann nicht behaupten, dass das lang­weilig geworden wäre. Es ist vielmehr durchaus erfrischend, und man bekommt jenseits des sexuellen Liebeswahns der beiden Hauptpersonen noch deutlich mehr mit, was ringsherum noch so an Leben vor sich geht.

Da ist beispielsweise die Empfangssekretärin der Werbeagentur, Megumi, die so ihre Schwierigkeiten mit Beziehungen hat. Ire­land Vidal (so heißt sie wahrscheinlich wirklich, ich glaube, ich habe sie zwischendurch mal Ireland Cross genannt) erhält lang­sam Format. Cary Taylor und seine verwirrende bisexuelle Dop­pelbeziehung zu Trey (männlich) und Tatiana (weiblich) bleibt uneinheitlich. Corinne Giroux gerinnt allmählich zur immer tragischeren Figur, insbesondere, als dann auch noch ihr formel­ler Ehemann aus Frankreich anreist und mit Gideon zusammen­kracht. Auch das Arrangement der konspirativen Treffen, die Gi­deon Cross und Eva inszenieren müssen, um sich sehen und lie­ben zu können, ist nicht ohne Reiz.

Nein, es wird definitiv nicht langweilig in diesem Roman, das kann man nicht behaupten. Und es tauchen neue Rätsel und Komplikationen auf. Dies allerdings, wie eine Leserin in einem Kommentar auf „lovelybooks“ kundtat, allein mit den Worten „wieder versucht jemand, Eva und Gideon auseinander zu brin­gen“, zu charakterisieren und unverhohlen Enttäuschung zu ventilieren, scheint mir zu kurz zu greifen. Es geschieht hier schon deutlich mehr, und man dringt als Leser/in tiefer in das geheimnisvolle Wesen von Gideon Cross ein.

Da gibt es durchaus noch mehr zu entdecken, und ich bin mal sehr gespannt, wie die Geschichte im vierten Band weiter ver­läuft – denn nun wollen Cary Taylor und Eva nach San Diego, zum einen, um Evas Vater zu besuchen und ihren gemeinsamen ehemaligen Therapeuten. San Diego ist aber auch der Ort, wo Eva unweigerlich wieder auf Brett stoßen wird, der sich ja nach wie vor sehnsüchtig erhofft, sie wieder in sein Bett ziehen zu können … Probleme sind eindeutig programmiert.

Also, Freunde, es bleibt spannend. Und man merkt schon am schieren Umfang dieses Romans und der Tatsache, dass die Tri­logie „ausgeufert“ ist, dass die Autorin einen Heidenspaß daran hatte, die biografischen Verästlungen weiter zu verfolgen, was meist ein gutes Zeichen ist. Herausgekommen ist ein Roman, den man mühelos in vier Tagen verschlingen kann und den ich als wirklich gutes Lesefutter einstufe. Voraussetzung ist natür­lich, dass man Eva und Gideon mag. Aber wer das nicht tut, hat eh nach dem ersten Band aufgegeben. Alle anderen können weiter gespannt bleiben …

© 2018 by Uwe Lammers

Ja, anfangs dachte ich, dies sei der Schlussband einer Trilogie, nicht zuletzt des Titels wegen. Aber weit gefehlt. Zwei weitere Romane folgen noch.

In der kommenden Woche geht es zurück zu einem leider nicht mehr unter uns weilenden Großen der amerikanischen Science Fiction-Literatur und seinen faszinierenden Einfällen aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Bleibt neugierig, Freunde!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

und schon wieder ist ein Monat verstrichen … im Zeitalter der Corona-Pandemie, und so muss man das vermutlich nennen, scheinen die Tage und Wochen nur so dahinzurasen, dass ich es selbst kaum fassen kann. Nach wie vor ist mein Blog aus Zeit­gründen suspendiert und wird „nachgereicht“, aber für den Mo­ment ist es so, dass ich die Beiträge, zumal solche wie diese, die schon seit Jahren so etwas wie traditionelle Zeitmaß-Mel­dungen darstellen, natürlich schreiben kann. Nur veröffentlicht werden sie halt (noch) nicht.

Vielleicht ist das ganz passend und nützlich, denn es gibt mir auch mental ein wenig Raum zum „Durchatmen“. Ein sehr lieber Autorenfreund, den ich seit langem kenne und sehr schätze, sagte mir einmal – in anderem Zusammenhang – etwas von ei­ner „Tretmühle“, in die er geraten sei, als er in regelmäßigem und engem Zeittakt Werke fertigzustellen hatte. Nach einer ganzen Reihe von Jahren war er ganz froh, aus ebendieser „Tret­mühle“ herausgekommen zu sein.

Ich will mich nun beim besten Willen nicht mit ihm vergleichen, auch betrachte ich die Blogartikel nicht als eine Art von lästiger Pflichtübung (das hättet ihr zwischenzeitlich längst bemerkt). Bei mir ist es immer noch so, dass ich sie von Herzen gern schreibe, seit ich sie anno 2013 als Form der literarischen Äuße­rung entdeckte. Aber es gibt schon gewisse Ermattungserschei­nungen, die nicht zu leugnen sind … und diesbezüglich ist die­ser Druck der zweimal in der Woche notwendigen Veröffentli­chung, der zurzeit von mir genommen ist, doch etwas, was auf mein sonstiges Schreiben deutlichen Einfluss genommen hat.

Hätte ich ohne diese Ausnahmesituation vermutlich so schnell gar nicht gemerkt.

Nun, was weiter voranschritt, wenn auch in eher gemächliche­rem Tempo, das war natürlich das Schreiben bzw. Digitalisieren von Werken. Auch im wettertechnisch wechselhaften und april­kühlen Mai 2021 kam da einiges zusammen, nämlich summa summarum 20 Werke. Bezogen nur auf die fertigen. Gearbeitet habe ich noch an deutlich mehr, wie ihr entdecken werdet, wenn ihr weiterlest.

Ich sage mal wie üblich „Vorhang auf“:

12Neu 109: Brückenschlag in den Irrsinn

12Neu 110: Das Zhonc-Projekt

Blogartikel 438: Work in Progress, Part 101

Blogartikel 436: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu XLII

12Neu 111: Unternehmen Ewigkeit

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

12Neu 112: Oki Stanwers Dolchstoß

(NK 59: Ziel: Splitterhort)

(12Neu 113: Die Planetenzünder)

(12Neu 114: Kriegsschauplatz Koopen)

(12Neu 115: Blutgericht in Koopen)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“)

Anmerkung: Ihr mögt das vielleicht noch nicht so kennen, aber mir geht es häufig folgendermaßen – wenn ich in den zahllosen Ordnern stöbere, in denen angefangene Serien und Projekte schlummern, stoße ich regelmäßig auf „Baustellen“. Und man­che davon sind so voluminös, dass ich über Jahre zögere, sie wirklich einer Reform zu unterziehen und sie an die Gegenwart anzugleichen. Besonders oft ist das der Fall mit OSM-Lexika und OSM-Glossaren für Serien.

Bei dieser hier, KONFLIKT 28, nervte es mich schon geraume Zeit, und in diesem Monat kam irgendwann der Moment, dass ich von einem Rappel befallen wurde und mir das digitale Glos­sar auf der einen Seite nahm, das ausgedruckte Lexikon (das nicht viel mehr als eine Liste der Begriffe mit Erstnennung und Erklärung ist – das sieht dann beispielhaft so aus:

Herodianischer Tempel (15;33)

Das ist natürlich aktuell ein fiktiver Eintrag, weil dieser Begriff noch nicht abschließend erklärt worden ist. Aber so müsst ihr euch das in etwa vorstellen, wenn ein Begriff vollwertig erfasst ist. Dagegen gibt es eine Majorität von anderen Einträgen, die so ausschauen:

Taijjaloor 20

Das bedeutet: Der Begriff wurde in diesem Band zwar erstmals genannt, aber er ist noch nicht erklärt, erst dann werden das Semikolon und die Klammer gesetzt. Wenn man bedenkt, dass ich 23 Seiten Begriffe hatte, und die meisten auf der rechten Seite zu finden waren, dann war das schon einigermaßen er­nüchternd für eine Serie, die schon vor geraumer Zeit Band 50 erreicht hatte.

Ich dachte also: Ich muss diese Verzeichnisse angleichen, unbe­dingt. Und dabei stellte sich heraus, dass das Glossar der Serie schon sehr viel weiter war – will heißen, da waren schon nahezu alle Episoden, die ich geschrieben hatte, auch glossiert. Und es gab zahllose Begriffe und Episoden- und Romantitel, die noch nicht im Lexikon genannt worden waren … also arbeitete ich die ein, tagelang, jeden Tag ein paar Buchstabengruppen.

Als die Arbeit fertig war, ergab es sich zum einen, dass das Le­xikon nunmehr 46 (!) hatte. Zum anderen, und das erwies sich als weitaus wirkungsmächtiger, war mein Elan geweckt, weitere Lexikonseiten zu den Episoden zu verfassen … und um diese Begriffe akkurat zu erläutern, musste ich die Episoden natürlich durchgehen … und las mich prompt fest.

KONFLIKT 28 ist ein hochkomplexes, sehr problematisches Garn der OSM-Spätzeit, aber so was von verschärft mit wilden Szena­rien, HeldInnen in Not, Odysseen auf riesigen Totenkopf-Seglern durch einen Raum voller Quasi-Vakuum … toll.

Und ehe ich mich versah, passierte dann das wohl einfach Un­umgängliche: ich schrieb weiter. Dazu gleich mehr.

(12Neu 116: Sturm an der Peripherie)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“)

Anmerkung: Nach dem Perfektionieren des DSj-Lexikons und der Weiterarbeit an den ausformulierten Lexikonseiten ergab es sich unweigerlich, dass auch das Glossar nun natürlich mit den Begriffserklärungen weiter ausgedehnt wurde. Das legte nun ebenfalls an Umfang zu. Das Glossar hat inzwischen auch schon 142 Seiten Umfang. Und das wird noch deutlich weiter wachsen bis Jahresende, davon bin ich fest überzeugt

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

(DSj 49: Zu den Sternen)

Anmerkung: Das ist so eine nervige Baustelle, die mich seit Jah­ren beschäftigt. In der Episode treffen – wie im Finalband des HANKSTEYN-Zyklus in KONFLIKT 24 – viele Fraktionen kampfbe­reit aufeinander. Das verkompliziert die Lage, und ich muss viel strategisch nachdenken … und das in einer wunderbaren Lage, nämlich auf der Kykladen-Insel Santorin.

Zu dem Zweck habe ich mir eigens antiquarisch ein Werk über Santorin besorgt (und gleich weggeschmökert). Das reicht noch nicht, da kommt noch mehr nach. Der Appetit, an Baustellen in KONFLIKT 28 weiterzuschreiben, wuchs jedenfalls hiernach ins Unermessliche. Und darauf musste ich dann nicht mehr lange warten …

(12Neu 117: Die Rache der Baumeister)

(12Neu 118: Der Koordinator und der Helfer)

(12Neu 119: Der Rettungsanker)

DSj 56: Die Mauern der Offenbarung

Anmerkung: Das war nun wirklich der Hammer und ein direktes Resultat aus den obigen Vorarbeiten am DSj-Lexikon und DSj-Glossar. Wenn man bedenkt, dass ich an dieser Episode seit dem 20. November 2006 (kein Witz!) arbeite, war es wirklich höchste Zeit, damit zu Rande zu kommen … aber dieser Band war etwas sehr Spezielles. Die erste Hälfte war zwar schon soli­de ausgearbeitet, aber die zweite sollte Oki Stanwer und seinen Gefährten, den Jesuiten Pater Joseph Ghastor, ins Innere von TOTAMS Leiche führen und zu den titelgebenden „Mauern der Offenbarung“.

Die zu schreiben, das erwies sich als echte Herausforderung. Vorteil: Hinter mir lagen schon zwei freie Tage, und ich schaltete an diesem verlängerten Wochenende am Schluss des Monats Mai, vollkommen auf Durchzug und entspannte bei schöner Mu­sik … und der Band schrieb sich – mit Dutzenden von Fußnoten, die quasi das gesamte OSM-Kontinuum der zurückliegenden 140 Milliarden Handlungsjahre umspannte, wie von selbst. Es war ein einziger Rausch. Und da ich den Endpunkt auf einmal ganz genau wusste, ließ sich auch der Stoff wunderbar portio­nieren.

Ein grandioses Erlebnis, sage ich euch. Kaum zu vermitteln. Und es blieb ja dabei nicht …

(DSj 57: Göttliche Erkenntnisse)

Anmerkung: Am 27. Mai hatte dieser Abschlussband der Trilogie um TOTAMS Leiche und die FLAMME, die Oki Stanwer dort trifft, erst 5 Textseiten. Als das Wochenende schloss, also am 30. Mai, hatte dieser Band 36 Seiten Umfang (und davon waren allein am Sonntag 23 Seiten entstanden. Frischer, neuer Reintext … ein unbeschreibliches Vergnügen, wirklich. Ich habe aber noch nicht mal die Hälfte von dem erzählt, was ich darin bringen will … die Folge kommt sicherlich auf 60-70 Seiten, vielleicht wird sie noch umfangreicher. Sehr wichtige, innovative und enthül­lende Episoden – wie beispielsweise der OSM-Band 2000 „Tödli­che Entscheidung“ aus dem KONFLIKT 24.

(Auf Sklavenjagd – OSM-Novelle)

Anmerkung: Auch das ist ein reizvolles Fragment, das sich mit verzweifelten Lebewesen in Todesnot und sinistren Schattenwe­sen befasst, die sie aus der Not retten … allerdings nicht ohne einen Preis, der auf den ersten Blick angemessen scheint. Auf den zweiten offenbart sich eine perfide Falle, die mit dem ge­heimnisvollen, verborgenen GRALSREICH in KONFLIKT 22 zu tun hat. Letzten Endes zeigt sich, dass der Gedanke an blindwütige Rache wirklich blind für die Konsequenzen des eigenen Han­delns macht. Aber wohin das alles führt, ist noch unklar.

Gleichwohl: Daran muss ich sehr bald weiterschreiben, das spü­re ich deutlich. Auch hieran arbeite ich schon seit August 2010 mit sehr gedrosselter Leistung. Umgangssprachlich könnte man sagen: Jetzt wird‘s aber endlich mal Zeit, daste auf den Punkt kommen tust, Uwe!

Lach. Ich gebe mir Mühe.

(DSj 58: MASKEN und Siegelterror)

Anmerkung: Der KONFLIKT 28, man merkt es, ließ mich nicht in Ruhe. An dieser Episode, die ein Zweiteiler werden wird, feilte ich nur ein winziges bisschen herum. Und jetzt, wo der Ab­schluss der vorgelagerten Trilogie fast in greifbare Nähe gerückt ist, kann ich mich mit der Todeswelt des Jahres 2000 und dem türkischen Helfer des Lichts Salid Khessem befassen, der in ei­ner sehr unglücklichen Lage mit einem verletzten, bizarren Ali­en zurückgelassen wurde … wann das war? Oh, in Band 38 der Serie. Da sprechen wir vom Jahre 2005, kein Witz.

Ich sage ja, in dieser Serie schweben viele Protagonisten schon seit Jahren in heiklen, potenziell tödlichen Situationen und kom­men nicht vom Fleck, weil ich mich nicht weiter mit ihnen be­fasse. Das wird alsbald aufhören, davon könnt ihr ausgehen.

(Licht und Schatten auf Dawson – OSM-Roman)

Das wäre denn der Endstand für heute. Natürlich, wer mitge­zählt hat, kommt nur auf sieben vollendete Werke. Aber ich sag­te verschiedentlich schon, dass beispielsweise Rezensionen oder Rezensions-Blogs bzw. auch Fanzineredaktionen oder Non-OSM-Werke, die ich schreibe oder digitalisiere, hier eher nicht aufscheinen. Auf sie entfiel der Rest der Beiträge, die ich vollen­den konnte.

Aber alles in allem bin ich mit dem Erreichten doch sehr zufrie­den. Ich hoffe, obgleich es nun wärmer wird, was meinen Schreibelan deutlich bremst, dass der Monat Juni ähnlich erfolg­reich verläuft. In einem Monat seid ihr dann schlauer, Freunde.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 336: Der Fremdling im Glas

Posted Januar 25th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die folgende Rezension, die ich vor inzwischen 17 Jahren schrieb, mag vom Tenor her den einen oder anderen, der mei­nen Blogartikeln schon längere Zeit gefolgt ist, möglicherweise irritieren oder sonst wie verwirren. Ist es doch evident, dass ich mich als Dualist verstehe, also als jemand, der Körper und Seele als Kompositum denkt und der der Auffassung ist, dass das Le­ben, was wir aktuell leben, nicht das einzige ist, das wir im Lau­fe einer Gesamtgeschichte durchlaufen. Seelenwanderung, Re­inkarnation, Geister … das sind durchaus Dinge, mit denen ich mich ernsthaft beschäftigen kann und über die ich mich mit Si­cherheit nicht lustig machen würde.

Gleichwohl ist natürlich nichts davon ernsthaft wissenschaftlich nachgewiesen. Der Tod ist üblicherweise die Grenze der regulä­ren Wissenschaft, und danach beginnt – wie man so landläufig sagt – das Reich des Glaubens und der Religionen. Wer also als bodenständiger Mensch materialistisch verwurzelt ist, eine skeptische Grundhaltung gegenüber derlei Phänomenen, wie ich sie oben erwähnte, an den Tag legt, kann leicht mit einer solchen Denkhaltung in Konflikt geraten.

Und dennoch rezensierte ich damals sehr wohlwollend, ja nahe­zu heiter ein Buch über bekennende Skeptiker und ihre biswei­len bärbeißige Kritik an allem, was man mit harten Fakten nicht oder kaum belegen kann, wo häufig das Wunschdenken regiert und der Grenzbereich von Esoterik, betrügerischer Geschäfte­macherei und Naivität mit den empirischen Fakten kollidiert.

Ich finde auch heute noch nicht, dass das ein Widerspruch ist. Im Gegenteil, es ist viel eher Ausweis einer gewissen toleranten Grundhaltung und allgemeinen Aufgeschlossenheit. Solchen Dingen wie hermetischer Religiosität, die leicht in ein rigides Zwangskorsett und Denkverbote umkippen kann, stehe ich eher misstrauisch gegenüber, dasselbe gilt für Sektierertum jedwe­der Couleur. Auf der anderen Seite finde ich Wissenschaft im­mer schon faszinierend, zumal dann, wenn mehrere Faktoren zusammentreffen:

Erstens, wenn die betreffenden Forscher selbst zugeben, dass das Feld des Wissens prinzipiell offen ist und man immerzu in Alternativen denken muss (z.B. bei kontrafaktischer Geschichte oder bei Geschichten, die (noch) nicht gründlich gelegt sind, dazu würde ich etwa solche Felder wie die Kryptozoologie rech­nen).

Zweitens, wenn sie Dogmatismus vermeiden und vergleichswei­se entspannt informieren wollen.

Drittens, wenn sie ihre Quellen offenlegen und damit demons­trieren, dass ihnen nicht an einer Form von Ideologisierung aus der Gegenrichtung gelegen ist.

Wenn dann noch ein ironischer, nicht bissig-trockener Schreib­stil hinzutritt, der das Lesen skeptizistischer Texte zu einem aus­gesprochenen Lesevergnügen macht – umso besser.

Und ich meine sagen zu können, dass all das auf das folgende Buch zutrifft. Weswegen meine Rezension nach den einleiten­den Worten nun nicht mehr wirklich überraschen dürfte.

Vorhang auf für:

Der Fremdling im Glas

und weitere Anlässe zur Skepsis,

entdeckt im „Skeptical Inquirer“

Gero von Randow (Hg.)

rororo science 9665

192 Seiten, TB

Februar 1996, damals 14.90 DM

Da lag das Ding nun also. Die Gesundheitsbehörde im St. Louis County (Missouri) beäugten es von allen Seiten, schüttelten die Köpfe. So etwas hatten sie noch nie gesehen.

Polizisten hatten es in einem Straßengraben entdeckt. Ein zwanzig Liter fassendes Glas, darin eine gallertartige Masse. Ei­nen Monat lang waren bereits Gerichtsmediziner mit der Frage beschäftigt gewesen, ob es sich bei dem seltsam geformten Bio-Etwas um menschliche Überreste handeln könnte. Befund: negativ.

Die Wabbelmasse bestand aus zwei Teilen: der eine, etwa sie­ben Pfund schwer, muskelähnlich, mit Höhlungen und Kanäl­chen, außerdem Einsprengseln, dunkel wie Lebergewebe. Der andere Teil länglich, von regelmäßigen Furchen durchzogen, ei­ner Zunge oder einem Tentakel ähnelnd. Bald trug das Wabbel­ding den Spitznamen „Alien“. Der Fremdling im Glas wurde her­umgereicht, wanderte von Labor zu Labor …“

Ja, Dinge gibt es, die gibt es eigentlich gar nicht, und der im Ti­telbericht von Gero von Randow zitierte (und gelöste) Fall ist nur eine solche Geschichte, in der uns Täuschungen, Trickser, Zufälle und falsche Überzeugungen auf Abwege bringen kön­nen.

Gero von Randow, regelmäßiger Wissenschaftsjournalist in der Wochenzeitung DIE ZEIT, Mitglied der Skeptiker-Bewegung und erklärter Gegner der Parawissenschaften hat in diesem Band den Versuch unternommen, einige interessante Artikel aus dem in den Vereinigten Staaten erscheinenden Zentralorgan der Skeptiker, eben dem Skeptical Inquirer zu bringen. Und wie schreibt er doch so schön über seine Lektüre dieser Zeitschrift?

Wenn ich sie in der U-Bahn lese, gucken die Leute komisch, denn den Skeptical Inquirer umgeben Geister, UFOs, Tod und Teufel.“

Na, klingt doch für eingefleischte Phantasten spannend, nicht wahr? Ich selbst war auf Randow schon 1996 aufmerksam ge­worden, als der Rowohlt-Verlag Jubiläum feierte und eine Reihe kleiner „Best-of“-Hefte herausgab, darunter auch „Der hun­dertste Affe“, worin es bereits Beiträge aus dem Skeptical Inqui­rer zu genießen galt (sehr lesenswert!).

Doch, wirklich zu genießen. Denn wiewohl gelegentlich unange­nehm bohrend, sind doch die Beiträge fast durch die Bank ein Lesevergnügen. Hier wird oftmals nicht mit Ironie und scharfen Spitzen gespart (Sid Deutsch schreibt etwa in seinem Artikel über Elektrosmog abschließend: „Eine Erhöhung der Benzin­steuer würde vermutlich eine viel wirksamere Krebsvorsorge bedeuten“ – als eine Senkung der Grenzwerte für elektrische Felder).

Eingefleischte Phantasten haben aber möglicherweise mit der Grundprämisse der „neuen Skeptiker“ (Paul Kurtz) ein Problem. Phantasten glauben nun mal gerne an seltsame Dinge wie UFOs. Sie hegen gewisse Sympathien für Menschen, die der fes­ten Auffassung sind, bei Roswell seien in den 40er Jahren von der US Air Force Alienleichen „beiseite geschafft“ worden. Oder sei es auch nur, dass sie an Dinge wie „Nessie“, Tischerücken, Geister oder Reinkarnation glauben.

Solcherart sind die Felder, denen die Skeptiker, salopp ausge­drückt, den Kampf angesagt haben. Alles, sagen sie, was sich wissenschaftlich nicht beweisen lässt, ist vom Ruch der Volks­verdummung, vom Ruch der skrupellosen Manipulation argloser Menschen umweht und gehört kritisch hinterfragt und bloßge­stellt. Ich denke, David Copperfield hätte genauso wie Uri Geller echte Probleme in diesem Umfeld.

Wer nun Gero von Randow und seinen internationalen Gefähr­ten im Kampf gegen Unglauben, Betrügerei und Sinnestäu­schungen nur attestieren möchte, sie seien „Spielverderber“, dem wird in diesem Band das Lachen sehr schnell vergehen.

Warum?

Weil die sogenannten „Parawissenschaften“ verheerende Folgen zeitigen können. Sind solche fast anekdotisch-schrulligen Ge­schichten wie „Nessies schönstes Portrait“ oder „Warum die Ge­zeitenkräfte die Ozeane, aber nicht uns Menschen bewegen“ noch als amüsant einzustufen, läuft es dem Leser schon eisig den Rücken herunter, wenn er den Beitrag über „Autisten am Computer“ liest, worin es um experimentell nachgewiesene Ma­nipulationen bei der pädagogischen Behandlung von behinder­ten Kindern und das Vorgaukeln von (höchstwahrscheinlich) nicht existenten Heilungschancen gegenüber den betroffenen Eltern geht. Und noch heftiger wird es, wenn das Thema „Fal­sche Erinnerungen“ aufs Tapet kommt.

Falsche Erinnerungen“ klingt trügerisch harmlos. Aber es geht um ein Massenphänomen in den USA, das Familien zerstört und Lebensläufe zerfetzt, das Menschen lebenslänglich hinter Gitter bringt, und dies alles (mehr oder weniger) wegen was? Wegen der Profilierungssucht und der Geldgier verblendeter Therapeu­ten, die man fast auf die gleiche Stufe wie sektiererische Gurus stellen kann.

Denn dies sind Menschen, die ihren Patienten suggerieren, sie seien in frühester Kindheit von ihren Eltern oder anderen Famili­enangehörigen sexuell missbraucht worden, selbst wenn dies oft nachgewiesen falsch ist. Das ist eine kriminelle Geschichte, und alleine aus diesem Grunde muss man Wissenschaftsauto­ren wie Martin Gardner höchst dankbar sein, dieses sehr sensi­ble Thema international offenzulegen und kritische Maßstäbe für diese sehr heikle und wichtige Problematik zu fordern. Der Schaden, den die genannten Therapeuten mit ihren Ratgebern, Auftritten in Fernsehshows usw. anrichten können und bereits anrichten, ist enorm und oft irreparabel.

Die meisten Menschen, die sich mit dem Paranormalen abge­ben, sind jedoch eher harmlose, liebenswerte Menschen, die einfach nicht genug nachdenken über das, was ihnen wider­fährt, die ihre Einstellungen zu Phänomenen der Umwelt nicht kritisch genug reflektieren und leichtgläubig sind. Auch für sol­che Menschen ist das Buch hilfreich. Man kann eine Menge dar­aus lernen und auf manchmal wirklich sehr erstaunliche Dinge stoßen.

Nicht zuletzt sollte, wer gerne Näheres über Leute erfahren möchte, die mal von UFOs entführt worden sind oder die den Air Force Bericht über den Roswell-Zwischenfall und dessen wissen­schaftliche Überprüfung lesen möchten, sich an diesen Band halten. Er wird ihn, wie ich denke, mit Gewinn lesen.

(Und keine Sorge: die Skeptiker verpassen niemandem eine Ge­hirnwäsche! Es laufen auch keine monströsen mathematischen Formeln über den Weg. Man muss nur selbst intensiv mitden­ken. Und das hat bekanntlich noch nie geschadet.)

© 2004 by Uwe Lammers

Ja, das Buch hat mir sehr gefallen, das ist offenkundig. Vielleicht findet ihr das noch antiquarisch, es ist wirklich ein Lesevergnü­gen.

In der kommenden Woche führe ich euch zurück in den nordamerikanischen Kosmos von „Crossfire“, wo die Verhältnis­se allmählich richtig verzwickt werden.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 442: Legendäre Schauplätze 24: Xoor‘con-System

Posted Januar 23rd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wenn ihr meine E-Books der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ bis zur Gegenwart verfolgt habt, wird euch bei der Nennung dieses Namens wohl ein Schauer über den Rücken laufen. Wenigstens für euch ist das Xoor‘con-System ein Ort der Schrecken, und ich kann euch versichern, das war alles erst der Anfang. Wäre nicht in den Jahren 2019 und 2020 mein E-Book-Programm ins Stocken geraten, dann würdet ihr mit den Bänden 32-34 der TI-Serie ins Xoor‘con-System zurückgekehrt sein, und das war eigentlich der Plan, warum ich unter dem Buchstaben X diesen Ort als „legendären Schauplatz“ aussuchte. So müsst ihr leider diesbezüglich noch ein bisschen „zappeln“.

Das heißt aber nicht, dass es über dieses System nichts zu er­zählen gibt. Wie bei dem legendären Schauplatz, den ich unter dem Buchstaben Y beim nächsten Mal vorstellen werde, handelt es sich beim Xoor‘con-System um einen Ort, der (zumindest nach bisheriger Planung) nur für ein Universum Relevanz besitzt … was aber meistens hinreichend ist, vorausgesetzt, er wird gut beschrieben.

Das erste Mal hörte man im OSM vom Xoor‘con-System durch einen desaströsen Zufall – als nämlich der tassaiische Flüchtling Gwensh mit seiner Raumkapsel auf der von Yantihni erforschten Wüstenwelt Hushhin strandete und kurz nach seinem alptraum­haften Bericht verstarb.1

Dieser Bericht war Anlass dafür, die RHONSHAAR-Expedition dorthin zu entsenden, da es ja eines der zentralen Ziele der hu­manoiden Yantihni war, mit fremden Sternenzivilisationen Kon­takt aufzunehmen. Und die Tassaier schienen in ernsten Schwie­rigkeiten zu stecken.

Sie machten sich allerdings keine Vorstellung davon, dass Gwenshs phantastische Behauptungen davon, ein Metallmond fresse geradewegs die systemischen Monde des Xoor‘con-Sys­tems auf, buchstäblich der Wahrheit entsprachen. Als die RHONSHAAR nahe dem tassaiischen Heimatsystem war, wurde ein Spähschiff losgeschickt unter dem draufgängerischen Pilo­ten Yuuricor … und zum allseitigen Entsetzen wurde alles bestä­tigt, was Gwensh berichtet hatte. Schlimmer noch: das Vernich­tungsinstrument, der mondgroße „Sternenhammer“ befand sich immer noch im Sonnensystem!2

Yuuricor traf die verhängnisvolle Entscheidung, das fremde Rie­senraumschiff zu betreten und ging dabei mitsamt seinen Ge­fährten verloren. Als die RHONSHAAR im Xoor‘con-System ein­traf, waren sowohl der „Sternenhammer“ als auch das Erkun­dungsschiff sowie dessen Besatzung spurlos verschwunden, mutmaßlich tot.3

Das System selbst war vollständig verwüstet. Mehrere der von Gwensh noch erwähnten Monde waren verschwunden, offenbar von ungeheuerlichen Kräften geradewegs zerschreddert. Und die tassaiische Heimatwelt Gwai‘insh erwies sich als eine gräss­liche Trümmerwüste, die nur noch die dürftigen Reste der einst­maligen technischen Hochkultur aufwies. Die Atmosphäre war gründlich vergiftet und nicht mehr zu atmen, endemisches Le­ben existierte nicht mehr. Ein beispielloser Genozid, der die yantihnischen Forscher traumatisierte, war hier begangen wor­den.4

Während die Yantihni noch aus dem hinterlassenen Chaos schlau zu werden suchten, insbesondere aus den Tausenden von seltsamen Mechanismen, die in die Kruste des Planeten Gwai‘insh geschossen worden waren – die Parallele des Vorge­hens, die sich in der Schuttwelt Vhentars Grab“ spiegelte, die die Schwesterexpedition der GHANTUURON annähernd zeit­gleich Aberhunderte von Lichtjahren entfernt entdeckt hatte5, blieb den Forschern notwendigerweise verborgen – , während­dessen also ereignete sich im Xoor‘con-System der nächste Akt des Dramas: die „Planetenplünderer“ kehrten zurück. Genauer: Ihre Maschinen kehrten wieder, um das Zerstörungswerk end­gültig zu vollenden.6 Und so scheiterte auch die Mission der RHONSHAAR selbst … die Forscher gerieten in die – vermutlich – wohlwollende Gefangenschaft der insektoiden Cestai, und über ihr weiteres Schicksal wird noch an anderer Stelle zu berichten sein.

Im yantihnischen Reich bahnte sich derweil eine neue Koalition zwischen den arglosen Forschern und den reptiloiden Allis an, die unter dem Banner Oki Stanwers gegen das Terrorimperium der Troohns kämpften, dem in der Galaxis Twennar unter ande­rem auch das Xoor‘con-System zum Opfer gefallen war.

Wie dramatisch sich die Dinge entwickelt hatten, stellte der Ver­künder der Allis am Ende des Jahres 440 dar: Die Allis hatten Sonden ins Xoor‘con-System geschickt und enthüllten, dass von den Planeten, die die RHONSHAAR noch besucht hatte, inzwi­schen nach der zweiten Besuchswelle troohnscher Maschinen nichts mehr übrig war, sondern lediglich ein gigantischer Trüm­merteppich, der gnadenlos industriell ausgebeutet wurde, um ein monströses Gebilde zu errichten: ein so genanntes TRAN­CRAN.7

TRANCRANS, stellte der Verkünder klar, seien Stützpunkte des Terrorimperiums, mit deren Hilfe ganze Spiralarme von Galaxien unterworfen werden würden. Dutzende oder sogar Hunderte von mondgroßen MINEUREN (damit hatten die „Metallmonde“ oder „Sternenhammer“ der Tassaier endlich einen Namen, was ihnen nichts vom apokalyptischen Schrecken nahm) würden nach Fertigstellung des TRANCRAN hier andocken und ihre Fracht entladen, die dann heimgeschickt würde ins Terrorimperi­um der Troohns.

Und um die Größe der Gefahr zu erkunden und nach Möglichkeit auch eine Chance zu haben, diese Bedrohung irgendwie zu neu­tralisieren, sollte eine gemischte yantihnisch-allische Erkun­dungsmission ins Xoor‘con-System aufbrechen.

Von einer brachialen Kampfmission, die das noch nicht fertige TRANCRAN zerstören könnte, rieten die Echsenkrieger allerdings kategorisch ab … sehr zum anfänglichen Unverständnis der Yan­tihni. Bis sie vom Kampfethos der Troohns erfuhren: Diese Krie­gerrasse suchte Herausforderungen, gegnerische Kampfkon­frontation. Und die jähe Zerstörung eines TRANCRAN würde un­vermeidlich signalisieren: Hier ist ein Gegner, der den Kampf lohnt!

Der Aufmarsch von starken Kampfkontingenten der Troohns und das Ausradieren der yantihnischen Zivilisation seien die unaus­weichliche Folge.

Also erst einmal eine Mission „unter dem Radar“, um mögliche Schwachpunkte zu erkunden.

An diesem Punkt steht die TI-Serie aktuell, aber ich hoffe sehr zuversichtlich darauf, in diesem Jahr 2022 den nächsten Band fertigstellen und publizieren zu können, damit ihr erfahrt, wie die gemischte Mission ins Xoor‘con-System beginnt und was sie herausfindet … da muss ich euch noch um ein wenig Geduld bitten.

Soviel ist zum heutigen Stand der Dinge zum Xoor‘con-System zu sagen. Aber wie angedeutet: Noch ist diesbezüglich nicht al­ler Tage Abend. Bleibt also gespannt, Freunde!

Bis bald dann wieder, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu das E-Book TI 5: „Wenn der Sternenhammer fällt…“, 2013.

2 Vgl. dazu die TI-E-Books 8: „Am Rand der Bebenzone“ und 9: „Ins Innere der Maschi­ne“, beide 2014 veröffentlicht.

3 Vgl. dazu TI-E-Book 10: „Das Maschinenvolk“, 2014. Wie ihr Leser wisst, entspricht diese Vermutung nicht ganz der Realität.

4 Vgl. dazu TI-E-Book 27: „Späherin der Cestai“, 2016.

5 Vgl. dazu die TI-E-Books 2: „Das ausgeplünderte System“, 3: „Vhentars Schicksal“, 6: „Die Schuttwelt erwacht“ und 7: „Rätselhafte Retter“, alle 2013.

6 Vgl. dazu das TI-E-Book 28: „Die Sternenbaustelle“, 2016.

7 Vgl. dazu das TI-E-Book 31: „Zeitenwandel“, 2019.

Rezensions-Blog 335: Die Geheimnisse der Pyramiden

Posted Januar 19th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die Historie der Menschheit steckt voller dunkler, verhangener Geheimnisse, das ist ein Allgemeinposten, den jedermann kennt, der einmal mit dem Geschichtsvirus infiziert wurde (gut, diese Metapher mag in Jahren der Corona-Pandemie unpassend klingen, gleichwohl ist sie strukturell recht passend und nicht unappetitlich gemeint). Der weniger Kundige fragt sich womög­lich, warum das so sein soll. Arglose Menschen mit einem kurz­en Denkhorizont bezüglich der Historie nehmen eventuell sogar immer noch an, dass man doch alles von Relevanz im Internet finden kann.

Nun, von diesem Gedanken sollte man sich zügig verabschieden und daran erinnern, dass das Internet gerade mal gut 30 Jahre alt ist … ein Lidschlag der Zeit im Strom all der Jahrtausende, die zuvor verstrichen sind. Und ebenso schnell, wie einem die Energieversorgungsunternehmen die Energie sperren, wenn wir die Rechnungen nicht zu zahlen wissen, ebenso rasch kann es mit der perfekten Informationskultur vorbei sein.

Das ist keine neue Entwicklung, sie gilt auch in vorindustriellen Zeiten – hier waren Kulturstürme immer wieder an der Tages­ordnung. Immer dann, wenn Kulturen untergingen, legten die Eroberer oder Nachfolgegenerationen insbesondere die Axt an gegenüber schriftlichen Überlieferungen und kulturellen Zeug­nissen. Das ist nichts, was die Taliban oder die kulturbanausi­schen IS-Kämpfer der Gegenwart sich ausgedacht haben.

Eine Kultur verschwindet in der Regel je vollständiger, desto mehr Zeit verstreicht. Und irgendwann, wenn alle schriftlichen Zeugnisse verschwunden sind, bleiben nur noch die hartnä­ckigsten Spuren: steinerne Zeugnisse, rätselhaft wie die Moais der Osterinsel … ja, oder wie die Pyramiden auf den Kanari­schen Inseln. Und damit sind wir beim Thema.

Als ich vor relativ kurzer Zeit ein seit langem in meinen Bücher­regalen ungelesen verstaubtes historisches Sachbuch wieder entdeckte und zu schmökern begann, stieß ich geradewegs in einen historischen Parallelraum vor, was mich nicht eben wenig elektrisierte.

Schon vor ein paar Jahren versuchte ein italienischer Historiker, die Schauplätze der homerischen Werke an die Ostsee zu verla­gern. Und nun ertappte ich Harald Braem dabei, wie er munter und durchaus eloquent und beweiskräftig Hand an die zen­traleuropäische Vorgeschichte legte – die Megalithkultur, die weite Teile Zentraleuropas und des Mittelmeerraums geprägt hat, über die wir heutzutage aber, weil zahllose Tausende von Jahren darüber hinweggegangen sind, kaum mehr etwas wis­sen.

Die Entdeckungsreise fand ich überaus aufregend, und ich neh­me euch mal mit auf diese Reise, auf dass euer Verstand wo­möglich im Kopf die Richtung wechselt und ebenfalls tradierte historische Überlieferungsmuster kritisch zu hinterfragen be­ginnt.

Vorhang auf für das Werk des heutigen Rezensions-Blogs:

Die Geheimnisse der Pyramiden

Auf der Suche nach dem Rätsel ihrer Entstehung

Von Harald Braem

Heyne-Sachbuch 19/307

352 Seiten, TB, 1994

ISBN 3-453-07804-7

Alles beginnt im Sommer des Jahres 1985 auf La Palma. Der deutsche Forscher Harald Braem ist auf der Suche nach Petro­glyphen, und er hat gehört, dass sie auf La Palma allgemein recht verbreitet sind – was stimmt, wie er alsbald herausfindet. Was er bei dieser Exkursion mit Einheimischen aber nicht ahnt, ist die erstaunliche Entdeckung, die er macht und die ihn zu ei­ner völlig ungewöhnlichen neuen Theorie inspiriert, die mit Py­ramidenbau, Megalithkultur, transatlantischen Kontinentkontak­ten lange vor Kolumbus und den Wikingern und schließlich zur Postulierung einer unbekannten Kultur führt, die er mit dem le­gendären Atlantis-Mythos aus Platons Dialog Timaios in Verbin­dung bringt … aber ich sollte vielleicht Schritt für Schritt vorge­hen.

Ja, Harald Braem findet zahlreiche Petroglyphen auf La Palma und den anderen Kanarischen Inseln, und die weitaus meisten von ihnen sind Tausende von Jahren vor Christi Geburt entstan­den. Es gibt zahlreiche Theorien, woher die Ureinwohner der Ka­naren, die Guanchen, einst gekommen sein mögen, die insulare Vergangenheit gibt nach Eroberung durch die Spanier leider nur noch bedingt realitätsnahe Vergangenheitszeugnisse hervor – die Parallelen zu den ebenfalls spanischen Eroberern in Süd- und Mittelamerika und ihre wenig ruhmreiche Rolle beim Erhalt der dortigen kulturellen Erzeugnisse sind hinreichend bekannt. Ähnliches hat sich auf den Kanaren abgespielt, mit dem ent­scheidenden Unterschied, dass die hiesigen schriftlichen Zeug­nisse, wenn man sie so nennen möchte, weniger eindeutig wa­ren und weit schlechter zu zerstören – weil in Stein gemeißelt. Menschenfiguren, Schiffe, Spiralmuster. Besonders letztere kommen Braem seltsam vertraut vor.

Diese Spiralmuster gibt es doch auch in der Bretagne und auf den Britischen Inseln, auf Malta und an anderen Stellen des Mit­telmeeres. Seltsam. Und dann diese Höhlenmumien mit ihrem blonden Haar, die Kultplätze auf hohen Felsen. Am verrücktes­ten aber sind die Pyramiden.

Pyramiden auf La Palma, ernsthaft. Einwandfreie, in jahrelanger harter Arbeit aus zusammengelesenen Feldsteinen errichtete Terrassenbauten, die eine frappierende Ähnlichkeit etwa mit der Stufenpyramide des Pharao Djoser in Ägypten haben. Nur sind sie dummerweise deutlich älter. Und sie haben offenbar nie als Begräbnisstätten gedient, sondern waren eher ein Kultzentrum für einen kombinierten Sonnen- und Fruchtbarkeitskult.

Als Braem mit einem Terra-X-Team die Sendung über die „Inseln des Drachenbaums“ dreht, hat er schon eine relativ wagemuti­ge Hypothese über die seltsame Kanaren-Zivilisation. Aber er sucht Bestätigung und begibt sich damit nach Ägypten. Hier wie auch im alten Mesopotamien fallen Forschern schon seit langem die überraschenden Veränderungen im kulturellen Ablauf der dort lebenden Bevölkerung auf. Scheinbar ist sowohl die Kennt­nis höherer Architektur wie der Schriftsprache fast „über Nacht“ erwacht, inklusive komplexer Schriftsysteme. Und das alles steht in den Mythologien in Verbindung mit legendären Gestal­ten, die übers Meer gekommen sein sollen. Bald stellt Braem ketzerisch in Frage, ob die ältesten Pharaonendynastien tat­sächlich Ägypter waren oder ob sie nicht vielmehr aus dem Mit­telmeerraum als Kulturstifter eingewandert sein könnten. Sehr frühe und eindeutig megalithisch strukturierte Gebäudekomple­xe wie etwa in Kom Ombo oder beim Taltempel in Gizeh deuten zumindest auf entsprechende Einflüsse hin.

Braem durchleuchtet den Ursprung der Pyramidengründung und mutmaßt durchaus nicht unplausibel, dass die Mythen mehrheitlich von einer Erschaffung des festen Landes aus dem Wasser und von einem ursprüngliche Urhügel reden, der später in Form des Kerns einer so genannten Mastaba nachgeahmt wurde. Damit nähert man sich einem urtümlichen Fruchtbar­keits- und Schöpfungsmythos. Und die aufeinander gestapelten Mastabas gelten in manchen Forscherkreisen als Treppe zu den Göttern, eine Art steinerner Himmelsleiter, ein Nachhall viel­leicht eines uralten Sonnenkultes, der sich in Ägypten dann durch komplexe mythologische Überformung weitgehend verlo­ren hat.

Es geht um den Mythos einer großen Flut, den es sowohl in Ägypten wie im Zweistromland, in der Bibel (hier eindeutig aus Babylonien übernommen) und auch in vielen anderen Regionen der Welt gegeben hat. Und interessanterweise gibt es an vielen dieser Orte sehr ähnliche mythologisch-historische Volkserinne­rungen, nicht allein im Mittelmeerraum, auch im keltischen Sa­genkreis, genauso wie in Mittelamerika. Die Legenden von Quetzalcoatl und seltsam hellhäutigen Männern, die neue Kul­turtechniken brachten und als Kulturbringer betrachtet wurden, führen Braem dann in abenteuerlichen Schlenkern und sehr le­senswerten historischen Exkursen zuletzt in die Bretagne und auf die Britischen Inseln. Und hier formt sich für ihn nach und nach ein atemberaubendes Bild einer untergegangenen Zivilisa­tion, dessen Nachhall sich möglicherweise in Platons Atlantis-Mythos findet: die Umrisse einer Zivilisation, die er die „atlanti­sche Westkultur“ nennt und die zwischen dem 5. und 3. vor­christlichen Jahrtausend unterging … und er weist nach, dass es sowohl auf den Kanaren wie überall rings um das Mittelmeer und an der französischen Küste noch jede Menge einstiger Ter­rassen-Pyramidenbauten gibt, die heutzutage immer noch in keine gescheite Theorie passen. Das Buch endet mit dem Auf­ruf, traditionelle Geschichtsbilder kritisch zu hinterfragen und diesen Denkanstößen nachzugehen.

Zugegeben, das Buch ist über 25 Jahre alt. Und ich gebe auch zu, dass ich es ebenso lange im Regal ungelesen stehen hatte, bis es mir jüngst wieder vor die Augen kam und dann in gut 2 Wochen neugieriger Lesetätigkeit verschlungen wurde. Wohltu­end unaufgeregt und nicht ideologisch beginnt der Autor seine Analysen und stellt dabei durchaus diverse Theorien zur Debat­te, etwa die so genannte „Inselberber-Theorie“, die davon aus­geht, dass die Kanaren von Nordafrika aus besiedelt worden sein sollen. Er weist experimentell nach, dass das quasi unmög­lich war, polemisiert aber nicht gegen die verworfenen Theori­en, sondern lässt sie durchaus als alternative Denkansätze ste­hen. Als solchen versteht er auch seine eigene Theoriebildung von der atlantischen Westkultur. Und ich finde, seine Ansätze haben durchaus einiges für sich.

Gar zu lange hat man sich insbesondere in Historikerkreisen ein­geredet, dass Zentraleuropa über Jahrtausende hinweg quasi ein kulturloses Land gewesen sei, bevölkert allenfalls von primi­tiven Bauerngruppen und Nomadenstämmen. Und dann fallen auf einmal astronomisch und architektonisch atemberaubend durchkonstruierte Gebilde wie etwa Stonehenge und andere Me­galithanlagen offenbar vor Tausenden von Jahren irgendwo aus dem Nichts … errichtet von kulturlosen Barbaren? Das klingt wenig plausibel.

Und wenn man bedenkt, dass vor wenigen Jahren ganze Hoch­kulturzentren mitten in Deutschland nachgewiesen wurden, of­fenbar mit Fürstentümern, Königsdynastien und ausgefeilten Kultplätzen, dann erscheint das, was Braem mit der atlanti­schen Westkultur entwickelt und zu einem systematischen Zivi­lisationssystem am Rande der Steinzeit projiziert, nicht mehr gar so abenteuerlich dahergesponnen.

Es ist beispielsweise hinreichend bekannt, dass die Phönizier lange vor Christi Geburt ihre Reisen mindestens bis England ausdehnten und Afrika umsegelten. Wenn man also annimmt, dass sie Teil oder Nachkommenschaft einer solchen Seefahrer­kultur waren, die möglicherweise in der Bretagne ihr kulturelles Zentrum besessen hat und sich bis Skandinavien und Nordafrika ausdehnte und die insbesondere architektonische Techniken und Götterkulte bis ins Nildelta ausbreitete, dann kann man vie­le archaische Zeugnisse des alten Europa eventuell völlig neu interpretieren.

Was mich nicht überzeugte, war hingegen der Aspekt der Schriftkultur. Denn es gibt doch sehr zu denken, dass die atlan­tische Westkultur zwar im Zweistromland die Keilschrift und in Ägypten die Hieroglyphen als Kommunikationssystem entwi­ckelt haben soll, aber zuvor in ihrer eigentlichen kulturellen Hochburg nicht viel mehr als Spiralformen und Bildzeichen schuf und hinterließ.

Es ist auch wenig glaubwürdig, wenn man annimmt, dass es diese höher entwickelten Bildzeichen etwa auf Holz gegeben haben könnte, was sich nicht erhalten hätte – das klingt nicht schlüssig. Für mich gab es, wenn an Braems Theorien etwas dran ist, mindestens zwei Kulturwellen. Eine mag durchaus eine megalithisch orientierte aus Zentraleuropa gewesen sein, die ostwärts durchs Mittelmeer schwappte. Aber zugleich oder we­nig später muss es dann eine weitere gegeben haben, die aus dem Osten in Richtung Westen vordrang.

Hier würde ich die Indus-Kultur als Keimzelle vermuten, über die wir leider sehr wenig wissen. Aber soviel ist klar: architektonisch hochwertig gebaute Städte wie Mohenjo Daro zeigen heute noch, dass diese Erbauer sowohl technisch unglaublich versiert waren als auch über ein eigenes Schriftsystem verfügten. Zu­dem bauten sie mit Lehmziegelbauweise – und das passt her­vorragend zu den frühesten Bauwerken im Zweistromland und den frühen Mastaba- und Pyramidenbauten in Ägypten.

Moderne Archäologie, die sich zudem auf dem recht wasserdich­ten Pfad der Archäogenetik bewegt, könnte Braems Theoriean­sätze sehr schön falsifizieren oder bestätigen. Solange so etwas nicht geschehen ist, scheint es mir sinnvoll zu sein, diese Denk­ansätze zumindest als Alternativen zu bisherigen Migrations-Kulturgeschichten zuzulassen.

Auch nach 25 Jahren ist dieses Buch deshalb noch für Gedan­kenanstöße und Inspirationen gut. Zur Lektüre für aufgeschlos­sene historische Geister sehr zu empfehlen.

© 2020 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche bleiben wir bei den unglaublichen Zu­mutungen der Realität, aber diesmal auf eine durchweg boden­ständige Weise. Da geht es etwa um eine bizarre Glibbermasse, die für ein Alienhirn gehalten wird … mehr sei noch nicht verra­ten.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wie ich schon verschiedentlich seit Jahren in meinen Blogartikel berichte, stoße ich im Laufe der lange andauernden Digitalisie­rungsarbeiten in den OSM-Serien auf diverse … nun, sagen wir … Merkwürdigkeiten. Dinge, die man nicht erwartet, Kom­mentare, die unfreiwillig erheiternd sind und auf die ich dann meist im Zuge der Serienglossierung nach Jahren mal wieder stoße und vergnügt schmunzeln muss.

Zwei solche Stellen habe ich heute mal wieder für euch ausge­graben, um in diesen seltsamen Corona-Zeiten für ein wenig Er­heiterung zu sorgen. Ich zitiere aus dem Digitalisat des KON­FLIKTS 17, also der Serie „17Neu“, wie das in meinem Fachjar­gon heißt.

Bekanntlich fußt diese im April 2011 abgeschlossene Arbeit, die drei Ordnerinhalte umfasst, auf der Serie „Drohung aus dem All“, an der ich zwischen 1983 und 1986 schrieb. Man darf hier also stilistisch keine überragenden Produkte erwarten. Mitunter waren die verbalen Missgriffe aber so massiv, dass ich mich zu bärbeißigen Kommentierungen genötigt sah, und die gilt es heute auszugraben.

Die Episoden, aus denen die Funde stammen, sind die Folgen 67 und 71, beide 1986 entstanden. Ich sollte erst mal kurz den Kontext skizzieren, ehe ich in medias res gehe:

Der Finalzyklus der Serie hat mit Band 66 „Schlacht der Ent­scheidung“ begonnen und endet mit Band 71 „Mörder des Lichts“. Oki Stanwer und seine geschrumpfte Gruppe von Ge­treuen befindet sich im direkten Umfeld des Planeten TOTAM und kämpft ums Überleben. Im Band 67 „Duelle im Chaos“ ereignet sich ein folgenschwerer Absturz eines Schiffes auf der Würfelwelt in direkter Nähe TOTAMS, und dann kommt es zu fol­gender Szene:

Als der Robotiker Ben Doosen zu sich kam, erkannte er über sich graue Blätter. Stutzig richtete er sich auf und starrte die abartig gefärbte Flora an. Dann sah er sich um.

Er lag unter einer Art Staude, die mitten in einem Wald wuchs. Als er sich darunter hervorgearbeitet hatte, entdeckte er verstreute Trümmer.

Verdrehte, verschmorte1 Reste aus blauem Metall, die selbst vorher schon groteske Plastiken gewesen sein mussten.

Reste eines Rontat-Schiffes!

„War das der Matrixraumer?“, flüsterte er heiser.

„Nein“, kam eine Antwort. Der Robotiker zuckte dermaßen zu­sammen, dass er sich an einem Trümmerstück stieß.

Hinter einem Aggregateblock erschien Herbert Ronalow, der Hyperphysiker. Seine Montur war teilweise zerrissen, und rote Schrammen bedeckten seine rechte Schulter, das Blut war je­doch schon wieder eingetrocknet.

„Was fällt dir ein, mich dermaßen zu erschrecken, Herb?“, fuhr er ihn an …

Nun mögt ihr sagen, der knurrige Kommentar mit den Schmor­gerichten in der Fußnote – der mich auf diese Stelle aufmerk­sam machte – , sei nur mäßig amüsant. Das mag sein. Sie fiel mir jedenfalls auf, und ich dachte, ich enthalte sie euch nicht vor.

Ich bitte übrigens um Entschuldigung, wenn ich die Personen nicht näher erläutere und auch nicht sage, was ein Matrixrau­mer ist oder was das Volk der Rontat hier zu suchen hat. Es sei daran erinnert, dass ich beizeiten im Rahmen der Close Up-Arti­kelreihe auch auf diese Serie zu sprechen kommen werde, spä­testens dann lösen sich mögliche Verwirrungen auf. Da müsst ihr einfach ein wenig Geduld bewahren.

Die zweite Passage stammt aus dem Schlussband der Serie. Und zwar aus einem Teil, der sich auf für euch vielleicht interes­sante Weise auf die Sieben Lichtmächte und ihren Residenz­raum, den so genannten Jenseitsraum bezieht, der der Legende nach außerhalb des Universums liegt.

Die Lichtmächte beobachten die finale Auseinandersetzung zwi­schen Oki Stanwer, seinen Getreuen und den Dienern TOTAMS, allen voran die furchtbare EXEKUTIVE, der Dämonenschlächter, der in vielfacher Verkleidung als hochpotenter Gestaltwandler mordet, und dann folgt diese Passage aus dem Blickwinkel der Lichtmächte (hier nur kurz „Licht“ genannt):

Das Licht spürte, wie sich der Pulsschlag des Schicksals be­schleunigte2, wie er dem Höhepunkt zustrebte, einem Orgas­mus gleich, und wie die unweigerliche Explosion folgen musste, die nur zwei Ausgänge haben konnte.

Die Wesenheiten im Außenraum nahmen es mit Fassung hin, sie waren sich ihrer Macht durchaus bewusst und wussten ihre Trümpfe in exponierten Stellungen.

Sie konnten warten.

Die Entropieblase war nicht unzerstörbar, nicht von außen, das war bekannt. Darum machten sich die Lichtmächte auch wenig Sorgen.3

Sie warteten weiter.

Was mich hier irritierte, war die Stilblüte, mit der ich kurzerhand das Schicksal in die Rolle eines Wesens mit Organismus, Puls­schlag usw. drängte. Die Fußnote lässt keinen Zweifel daran, dass mir das 2011 wirklich megapeinlich war … und auch sein sollte. Man sollte solch eine fast schon verzweifelt zu nennende Bildhaftigkeit der Beschreibung nicht so erzwingen, das musste 1986 einfach schief gehen. Aber in dem Versuch, irgendwie in­novative Formulierungen zu entwickeln, stürmte ich buchstäb­lich ohne Sinn und Verstand vorwärts und geriet in die schöns­ten Turbulenzen.

Nein, natürlich kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, dass es heutzutage derlei Verbalausfälle nicht mehr gibt … aber in der Regel formuliere ich doch inzwischen deutlich behutsamer und durchdachter. Auch habe ich mir aufgrund von 35 Lesejahren und Tausenden konsumierter Bücher, Zeitschriften, Aufsätze, In­terviews, Briefe usw. ein deutlich verbreitertes Formulierungsvo­kabular antrainiert, um etwas treffsicherer zu sein.

Gleichwohl – es kann natürlich immer noch vorkommen, dass ich auf solche Exoten treffe. Besonders in den noch nicht digita­lisierten OSM-Serien, also den KONFLIKTEN 13, 16, 20 und 23 lauern sicherlich noch die eine oder andere Verbalinjurie auf mich, die hier vorzustellen sein wird. Und das gilt selbstver­ständlich auch für die Proto-OSM-9-Ebene, also die Serie „Der Kaiser der Okis“, an der ich zwischen 1984 und 1990 schrieb und die dann einging. Ich bin derzeit dabei, nach Abschluss des Digitalisats von KONFLIKT 12 diese Serie zu erfassen und bereits im Band 4 (von insgesamt 11) gelandet.

Ich halte euch auf dem Laufenden, Freunde!

Für heute war es das mit den Fehlersuch-Funden. Nächste Wo­che geht es um andere Themen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Soso, verschmortes Metall … hatte ich zu viele Schmorgerichte gegessen …?

2 Hat das Schicksal einen Pulsschlag? Kann es unter Bluthochdruck leiden? Das ist eine so absurde Stilblüte, dass ich sie sofort eliminieren sollte! Gütiger Himmel, was habe ich damals für einen Unsinn geschwafelt, das ist ja wohl nicht mehr zu glauben!

3 ??? Was soll das denn??

Liebe Freunde des OSM,

Sherlock Holmes ist Kult, das brauche ich denen unter euch nicht explizit auf die Nase zu binden, die bereits ein paar Jahre meinem Rezensions-Blog folgen. Wer dies noch nicht tut, sei bei Interesse auf die Fußnoten in der Rezension verwiesen, die den Weg frei machen für neuen faszinierenden Lesestoff.

Die genannte Storysammlung ist schon recht betagt, und die meisten darin enthaltenen Stoffe haben noch ein paar mehr Jahrzehnte auf dem Buckel. Sei‘s drum! Sie sind mehrheitlich wirklich äußerst interessant und verändern den traditionellen Blickwinkel auf den Holmes-Kanon, indem sie den Geschichten ergänzend phantastische Aspekte abgewinnen. Aliens in ver­schiedenster Form tauchen auf, mal als Gefahren, mal als skur­rile Sparringspartner, es kommt auch zu Zeitreisen, und phan­tastisch im Sinne von „unbedingt überraschend und lesenswert“ sind sie zudem auch noch.

Wer sich bislang nur mit Sir Arthur Conan Doyles traditionellem Geschichtenkanon anfreunden konnte, hat nun die Gelegenheit, mal über den Tellerrand hinauszublicken und zu sehen, was hier wirklich möglich und los ist.

Das lohnt sich und ist nicht zuletzt auch ein gutes Lachmuskel­training. Insbesondere die Hoka-Geschichte hat da an diversen Stellen vergnügliche Passagen … auch wenn man vermutlich Holmsianer sich erst an das Setting gewöhnen müssen. Aber vertraut meinem Urteil, Freunde – es macht einen Riesenspaß!

Drum also nun Vorhang auf für ein Werk des Jahres 1987:

Mit Sherlock Holmes durch Zeit und Raum (1)

(OT: Sherlock Holmes through time and space (1))

von Isaac Asimov, Martin Harry Greenburg & Charles Waugh (Hg.)

Ullstein 31140

208 Seiten, TB (1987)

Aus dem Amerikanischen von Uwe Anton, Ronald M. Hahn und Silvia Frehse

ISBN 3-548-31140-7

Man fühlt sich hier im falschen Film, wenn man das Cover des vorliegenden Buches betrachtet und muss unweigerlich an den so oft heruntergeleierten Slogan „Sex sells“ denken, der im Zu­sammenhang mit Sherlock Holmes nun wirklich in nahezu über­haupt keinem Fall passt, sonst aber recht häufig zum Kauf ani­miert. Das Cover zeigt eine nackte Dame, die mit einer bizarren Art von Robotschlange „kuschelt“. Das soll wohl auf das SF-Ele­ment dieses Ullstein-Buches hinweisen. Niemand braucht die Dame oder die Schlange im Buch zu suchen, das ist völlig sinn­freie Anti-Werbung, die ein Sherlock Holmes nicht braucht.

Mit dem vorliegenden Band liegt der erste von zwei gleichnami­gen Büchern vor, in denen sich Epigonen um den großen Detek­tiv aus der Baker Street kümmerten und ihn weitere Abenteuer erleben ließen, die in gewisser Weise phantastische Aspekte be­inhalten. Die Holmsianer wissen ja, dass Arthur Conan Doyle am Anfang seiner Schriftstellerkarriere für das Übersinnliche noch nicht viel übrig hatte, was sich später dann ins extreme Gegen­teil durch seinen naiven Glauben an Feen und Seancen verkehr­te. In den Sherlock Holmes-Geschichten ist das Übernatürliche in der Regel nur als irreführende Camouflage zu finden, zur Tar­nung eines Verbrechens. Man denke da nur an den legendären Hund der Baskervilles – der übrigens auch in diesem Buch „un­vermeidlich“ ist, ebenso wie Professor Moriarty.

Hier ist es zum Teil anders, denn da kommen schon sehr seltsa­me Dinge vor, die selbst ein Arthur Conan Doyle absonderlich gefunden hätte. Phantasten, die sich nicht als beinharte Holmsianer verstehen und die Abweichungen vom traditionellen Kanon hinzunehmen bereit sind, finden hier ein faszinierend breit gestreutes Feld von verblüffenden Werken.

Neben dem Vorwort von Isaac Asimov finden wir acht Geschich­ten vor, von denen Sharon N. Farbers „Das große Geheimnis des Studentenwohnheims“ und Barbara Williamsons „Was draußen wartet“ so kurz sind, dass ich sie hier kurzerhand übergehen möchte, um nicht unmäßig viel zu verraten.

Ich werde auch kaum etwas zu Conan Doyles eigener Story „Der Teufelsfuß“ sagen, die jeder Holmsianer natürlich kennt. Sie wurde offensichtlich der Storysammlung vorangestellt, da­mit der weitgehend ahnungslose Leser eine Originalprobe von Holmes´ Deduktionsmethode zu sehen bekommt, um sodann zu schauen, wie gut es den Epigonen gelungen ist, seine Darstel­lung zu erreichen.

Beginnen möchte ich die Vorstellung der vorliegenden Ge­schichten also mit Philip José Farmers Geschichte „Das Pro­blem der verdrossenen Brücke – unter anderem“, für die der Autor in die Rolle des Harry Manders schlüpft, des legendä­ren Weggefährten des Gentleman-Einbrechers Arthur J. Raffles. Da ich selbst die Raffles-Geschichten nur vom Hörensagen ken­ne, ist mir zweifellos einiges an Anspielungen entgangen, aber das hat den Reiz der Geschichte nicht geschmälert.

Schon der Titel der Geschichte ist geeignet, Stirnrunzeln auszu­lösen. Und das verstärkt sich noch, wenn man im Verlauf der Story über so bekannte Namen wie Mr. James Phillimore und Isadora Persano stolpert (ungeachtet des weibischen Vorna­mens ein Mann). In mir schrillten sofort einige Alarmsirenen, da ich zumindest von Phillimore schon mal gehört hatte – und zwar vor dreizehn Jahren, als ich die wunderbar raffinierte Geschichte „Das Rätsel des Warwickshire-Wirbels“ von F. Gwynplaine McIntyre las.1 Das Geheimnis eines Mannes, der noch mal kurz in sein Haus zurückgeht, um seinen Regenschirm zu holen, und der nie wieder gesehen wird. Als – in der vorliegenden Story – die Polizisten das Gebäude durchsuchen, finden sie nichts.

Kurz darauf steigen auch Raffles und sein Kompagnon Mander in das Haus ein und stoßen auf der Suche nach Juwelen auf et­was sehr viel Ungeheuerlicheres. Unvermittelt werden sie mit außerirdischem Leben konfrontiert und in eine Jagd auf Leben und Tod verwickelt.

Exzellente Geschichte!

Anne Lear schreibt eine andere literarische Tradition fort. In der Geschichte „Das Abenteuer des Weltreisenden“ geht es nur mittelbar um Holmes, aber wesentliche Elemente für eine Geschichte aus dem Holmes-Kanon sind einwandfrei gegeben. Sicherlich erinnern sich zahlreiche Leser an H. G. Wells´ „Die Zeitmaschine“ und den dort im gesamten Buch namenlos bleibenden Erfinder. In der vorliegenden Geschichte wird er nun endlich mit Namen genannt. Aber warum das in einem Doku­ment aus dem 17. Jahrhundert geschieht und was das konkret mit Sherlock Holmes zu tun hat (und das hat es, vertraut mir!), sei nicht verraten. Und da ich sowohl Holmes mag als auch Zeit­reisegeschichten, fühlte ich mich hier doppelt heimisch. Viel­leicht schmeichelt Anne Lear der Hauptperson etwas zu sehr und macht sie unangemessen genial – aber die daraus destil­lierte Geschichte ist schön gebaut und diente vielleicht später Michael Crichton als Anregung für seinen spannenden Zeitreise-Roman „Timeline“.2 Wundern täte es mich nicht.

Poul Anderson und Gordon R. Dicksons Kooperationsarbeit „Die Rückkehr des Hundes von Baskerville“3 ist die bei weitem älteste, sie stammt aus dem Jahre 1953, war mir aber auch un­bekannt – und es war einfach nur köstlich, sie zu lesen, auch wenn sie anfangs … gewöhnungsbedürftig war. Immerhin spielt sie nicht mal auf der Erde, und die Hauptpersonen sind auch keine Menschen. Und das kommt so:

Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. Die Menschheit hat sich über weite Teile der Galaxis ausgebreitet und leistet hier bei Fremdvölkern Entwicklungsarbeit. Dazu zählt die kleinwüch­sige Spezies der Hokas auf dem Planeten Toka. Hier wird die ir­dische Kultur verehrt. Aus etwas rätselhaften Gründen hat es den pelzigen Hokas ausgerechnet das viktorianische England angetan. Sie sind noch dabei, das alte London nachzubauen und haben beispielsweise noch ganz andere Dinge nachgebaut – und wie fanatische Schauspieler sind sie unfassbar textsicher und gehen voll in der „nachgebauten“ Kultur auf. Heutzutage würden wir dies als frühe Vorläufer der modernen reenactment-Kultur bezeichnen, die besonders in den USA blüht.

Nun, Whitcomb Geoffrey und Alexander Jones von der Kosmi­schen Entitäten-Liga (KEL) sollen einen Alien-Schmuggler hoch­nehmen, der sich irgendwo auf Toka verbirgt. Aber wo anfan­gen? Jones schlägt vor, sie sollten sich an die Gepflogenheiten auf Toka halten und, da sich der Gesuchte offensichtlich im „vik­torianischen England“ versteckt, bei Scotland Yard beginnen. Hier machen sie die schon etwas erschütternde Begegnung mit dem „Obersten Stümper“ (Türschild!), einem Hoka, der sich als Inspector Lestrade versteht. Und dieser wiederum möchte gern den weltbesten beratenden Detektiv mit in den Fall einbeziehen – Sherlock Holmes!

Die Hokas sind offenbar außerstande, zwischen realer Historie und Fiktion zu unterscheiden und behandeln Holmes ganz so wie eine physisch existente Person. Whitcomb Geoffrey wird von „Holmes“ kurzerhand in „Gregson“ umbenannt (eine Scotland Yard-Gestalt bei Conan Doyle!). Alexander Jones hat in die Rolle des Dr. John Watson hineinzuschlüpfen, und ehe sie sich verse­hen, jagen die Gefährten wider Willen im nachgebauten Moor von Devonshire einen großen, rotäugigen Höllenhund – den Hund der Baskervilles … na, wem das nicht vertraut vorkommt!

Sterling Lanier berichtet in „Die Geschichte eines Vaters“ auch von etwas sehr Eigenartigem, das mir vertraut erschien. Warum? Weil es um die „Matilda Briggs“ geht, ein Segelschiff, das in dem Holmes-Kanon einmal erwähnt wird als ein Fall, in dem Holmes vermeintlich versagte. Er spielt Anfang der 1880er Jahre im indonesischen Archipel, und ich hatte davon bereits zwei Varianten gelesen.4

Nun also die dritte Variante. Der Vater des Erzählers berichtet von einer Reise in den indonesischen Archipel, damals als Offi­zier der britischen Armee, der einen zerlumpten Mann auf ei­nem Schiffswrack findet und aufpäppelt. Und dieser Mann, der nur „Verner“ genannt werden möchte, führt den Offizier und sei­ne Männer in ein grässliches Gemetzel gegen Wesen, die alles andere als menschlich sind. Man fühlt hier den Schatten von Dr. Viktor Frankenstein und Dr. Moreau überdeutlich.

Und schließlich ist da noch Mack Reynolds, ein dezidierter Sci­ence Fiction-Autor, der sich hier ebenfalls in ein Holmes-Aben­teuer verirrt und den Detektiv als wirklich steinalten Mann schil­dert, dessen Kompagnon Dr. John Watson ihm schon insgeheim zunehmende Senilität stillschweigend unterstellt. Und als er in „Das Abenteuer mit dem Außerirdischen“ für einen kaum weniger betagten Klienten Außerirdische in London ausfindig machen soll, hat Watson endgültig das Gefühl, dass es mit Hol­mes steil bergab geht. Aber er erlebt eine Überraschung …

So unpassend das Titelbild auch immer sein mag – vergesst es einfach und kümmert euch um den zum Teil wirklich exquisiten Inhalt. Allein die Hokas-Geschichte ist den antiquarischen Kauf des Buches wert gewesen, aber auch die anderen Werke sind nicht ohne. Man sollte sich die Geschichten schön portionieren beim Lesen und gemächlich eine pro Tag im Höchstfall weg­schmökern, sonst ist das Lesevergnügen einfach zu schnell vor­bei.

Aber es gibt noch einen Lichtblick: wie schon der Titel sagt, gibt es noch einen weiteren Band gleichen Titels, den ich noch nicht in den Händen halte (aber bald) und bislang nicht lesen konnte. Zweifellos werde ich mir das Vergnügen nicht entgehen lassen, auch diese Anthologie zu rezensieren.

Demnächst in diesem Kino, versprochen.5

Im Gegensatz zu seinem Schöpfer ist Sherlock Holmes der un­sterbliche Detektiv geblieben, und es gibt erstaunlich viele Ge­schichten, die sich noch um ihn ranken können. Wir erleben das Jahr für Jahr von neuem in den Buchhandlungen. Und solange ich solche Funde mache, bin ich jederzeit bereit, sie euch vorzu­stellen.

© 2019 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche machen wir wieder mal einen Abstecher in den Bereich der Archäologie. In einem wirklich schon seit sehr langer Zeit in meinen Bücherregalen verharrenden Werk, das noch nicht gelesen werden konnte, brach ich auf in ein phantastisches Deutungsabenteuer der tiefen Vergangenheit … mehr dazu in der kommenden Woche.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu Mike Ashley: „Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton“, Bergisch-Glad­bach 2003, in der diese Geschichte enthalten ist. Auch diese Sammlung von Holmes-Epigonengeschichten ist sehr zu empfehlen (vgl. dazu den Rezensions-Blog 5 vom 29. April 2015).

2 Vgl. dazu auch den Rezensions-Blog 216 vom 15. Mai 2019.

3 Korrekt müsste es natürlich heißen: „…des Hundes der Baskervilles“, da Baskerville immer noch ein Adelsgeschlecht ist und kein Ort. Aber irgendwie scheinen Herausge­ber das nie so richtig zu kapieren. Dieses Mal ist es eindeutig ein Übersetzungsfehler, denn im O-Ton heißt die Story „The Adventure of the misplaced Hound“. Da ist nix von den Baskervilles zu sehen.

4 Die beiden Varianten waren: Rick Boyer: „Sherlock Holmes und die Riesenratte von Sumatra“, Bergisch-Gladbach 2006, gelesen und rezensiert 2007 (vgl. dazu auch den Rezensions-Blog 74 vom 24. August 2016), und Jörg Kastner: „Sherlock Holmes und der Schrecken von Sumatra“, Bad Tölz 1997, gelesen und rezensiert 2017 (vgl. Rezen­sions-Blog 173 vom 18. Juli 2018).

5Wie ihr spürt, wurden die obigen Zeilen deutlich vor Ausbruch der Corona-Pandemie geschrieben. Infolgedessen und in Anbetracht der Situation unserer Kinolandschaft dürft ihr meine obigen Worte besser gar nicht erst auf die Goldwaage legen.

Blogartikel 440: Close Up: Der OSM im Detail, Teil 29

Posted Januar 9th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

auch wenn ich einige Monate mit den Veröffentlichungen der Blogartikel aussetze, heißt das nicht, dass ich nicht gelegentli­che Zeitfenster nutze, um ein wenig Vorrat zu erarbeiten … heu­te ist es mal wieder soweit. Auch wenn ihr diesen Beitrag frü­hestens im Winter 2021, möglicherweise Anfang 2022 zu sehen bekommen werdet, möchte ich in der knappen Inhaltserschlie­ßung des KONFLIKTS 15 nicht innehalten.

Rückblick: Oki Stanwer hat seine Aufgabe, im Dienst des Lichts die Macht TOTAM und ihre Vasallen zu bekämpfen, angenom­men. Nach Übernahme eines Androidenkörpers auf dem frühe­ren Oki-Medoplaneten OKISTAN und der Zerstreuung seiner Ver­folger unter dem Dämonen Morosk bricht er in der Maske des terranischen Milliardärs Eon Seggar ins zersplitterte terranische Reich auf, um hier Verbündete zu gewinnen und eine Einheits­front aufzubauen.

Dass dies dringend erforderlich ist, zeigt die Invasion des Dä­mons Zomar auf Beteigeuze IV, wo Thor Gordenbeyl nahezu auf verlorenem Posten kämpft. Ebenso attackieren die pflanzlichen Zartans mit ihren Sporen-Raumschiffen das Reich der Stardust-Flibustiers (SDF), das gleichfalls kurz vor dem Untergang steht.

Als Oki Stanwer den vergessenen Planeten Terra aufsucht, wird er mit dem Dämon Mor konfrontiert, der seinen eigenen ur­sprünglichen, nun untoten Körper trägt. Mitten im Zweikampf reißt eine dimensionale Strömung, die einen Notruf des amtie­renden Matrixkoordinators des KONFLIKTS, des WÄCHTERS, transportiert, die beiden Antagonisten zur geheimen Zentral­welt der Kleinis …

Episode 36: Sporen-Fracht

(1983, digitalisiert 2003)

Blende ins Reich der SDF: Nach dem Ausfall der Hauptwelt New Port Royal sind die verstreuten Schiffe der Flibustiers auf sich gestellt. Manche versuchen weiterhin, ihrem „ehrenhaften Pira­tenhandwerk“ nachzugehen, andere Besatzungen wollen nur Klarheit darüber gewinnen, was eigentlich passiert ist.

Während all das geschieht, kollidieren die Invasionswellen der Zartans, die hinter den Sporen-Angriffen stehen, und der egois­tischen Dämonen von TOTAM, die offenbar jede terranische Siedlerwelt individuell erobern wollen. Auf dem Planeten Wega II geht das schief, denn während die Totenköpfe dort noch auf­marschieren, treffen die Sporen ein und zwingen sie zum Rück­zug.

Das entgegengesetzte Bild zeigt sich auf Poor Planet, wo zu­nächst die Sporen eintreffen … doch dann aktivieren sich un­zählige TOTAM-Transmitter und emittieren staubförmigen TO­TAM-Kristall, der die Welt in eine leblose Wüstenei verwandelt.

Das zerrüttete terranische Kolonialreich droht zwischen den Fronten geradewegs zerrieben zu werden.

Episode 37: Auf der Zentralwelt

(1983, digitalisiert 2003)

Blende zu Oki Stanwer auf der Zentralwelt. Oki und der Dämon Mor wurden voneinander getrennt. Sie werden nun unabhängig voneinander mit der chaotischen Gegenwart konfrontiert – die noch vor Monaten von pulsierendem Leben erfüllte Zentralwelt der Kleinis (vgl. Bd. 10 und 11 der Serie) ist eine lebensfeindli­che Wüstenwelt voller Ruinen und Toter geworden … aber die skelettierten Helfer sind offenbar Untote, um deren Knochen­schädel eine Leuchtaureole wabert.

Während der WÄCHTER diese für Diener TOTAMS hält und erbit­tert bekämpft – dies war auch der Grund für seinen Notruf (vgl. Bd. 35), schaffen es die Helfer-Skelette, Mors Gastkörper zu ver­nichten und seine Rückkehr nach TOTAM zu erzwingen.

Oki Stanwer hat derweil ebenfalls Kontakt zu den „Untoten“ und stellt fest, dass der Grund für ihre Verwandlung in einer Inter­vention einer dritten Macht zu finden ist, die mit kilometerho­hen Antennen den Planeten in eine instabile Raumzone zog, wo alles organische Leben abgetötet wurde. Doch sind die „unto­ten“ Helfer keine Diener TOTAMS, sondern als „Seelen-Armee“ vielmehr auf der Suche nach ihrem verschollenen Regenten – nach Klivies Kleines.

Vom WÄCHTER erfährt Oki Stanwer schließlich Entsetzliches: die PSI-Intelligenz Carni Moras aus dem Spiralarm II der Milchstraße hat einen Irrläufer auf Kollisionskurs mit der Erde gebracht in dem wahnwitzigen Bestreben, dort alles carnivore Leben auszu­löschen und die Menschheit vollständig zu demoralisieren.

Dies muss Oki Stanwer auf alle Fälle verhindern und soll zum Spiralarm II aufbrechen, um die PSI-Intelligenzen, die einst durch den Alten Bund mit dem okischen Imperium verbündet waren, erneut auf die Seite des Lichts zu ziehen.

Es gibt aber einen Wermutstropfen: Wenn er das tut, kann er nicht Thor Gordenbeyl beistehen, der auf Beteigeuze IV in einer ausweglosen Situation festsitzt.

Oki kann nicht anders, als sich schweren Herzens für Terra und die Zartans zu entscheiden …

Episode 38: TOTAMS SIEG

(1983, digitalisiert 2003)

Blende nach Beteigeuze IV: Es sieht nicht gut aus für Oki Stan­wers hünenhaften garosanischen Freund, den es nach den Er­eignissen auf OKISTAN nach Beteigeuze IV verschlug. Hier ge­langte er dank des Jesuiten Pater Joseph Ghastor in die Gruppe der Dämonenjäger des Planeten, doch als der Dämon Zomar mit seinen Totenkopf-Truppen und Zombies erbarmungslos den Planeten überrollt, kämpfen sie auf verlorenem Posten (vgl. die Bde. 23 und 24 der Serie).

Als ein Ring aus TOTAM-Energie die letzte Stadt des Planeten einschließt und die letzten Verteidiger überwunden werden, stürzt Thor scheinbar in den Tod. In letzter Sekunde erscheint Yorrok, der Ritter vom Goldkristall, und bringt ihn in Sicherheit.

Außerdem erscheinen Lichter aus dem Nichts … die Seelen-Ar­mee der Helfer von der Zentralwelt, die im vorigen Band erst­mals auftrat, sucht nun hier nach ihrem Anführer Klivies Kleines. Und die Dämonenwaffe GOLEM, die auf verrückte Weise die Ver­nichtung durch die Oki-Schock-Waffe im Sternhaufen M3 über­standen hat (vgl. Bd. 29), trifft gleichfalls auf Beteigeuze IV ein.

Auf TOTAM wird derweil der amtierende Erste Dämon Morosk, der über die ganzen chaotischen Entwicklungen im terranischen Reich erzürnt ist, wo jeder Dämon offenbar sein eigenes Süpp­chen kocht, von der Macht TOTAM beauftragt, das Dämonenge­setz gegen einen Abtrünnigen einzusetzen – gegen den Dämon Zomar, der sich derzeit im Zenit seiner Macht sonnt …!1

Episode 39: NIEDERLAGE!

(1983, digitalisiert 2003)

Fortsetzung der Beteigeuze-Schiene: Yorroks Leuchtsphäre hat nicht nur Thor, sondern auch Ghastor und seinen Glaubensbru­der Pater Hieronymus im letzten Moment das Leben gerettet. Während den Menschen auf Beteigeuze IV nicht mehr geholfen werden kann, da sie inzwischen alle in Untote verwandelt wur­den, sollen Ghastor, Hieronymus und Thor wenigstens versu­chen, Zomars Aufrüstungspläne zu stören.

Der Dämon plant euphorisch den Aufbau einer „Killerflotte“, mit der er von TOTAM unabhängig werden will. Als sich Morosk, der Erste Dämon TOTAMS, ankündigt, wird ihm indes klar, dass ihm die Zeit davonläuft … aber er ahnt nicht, wie rasch das gesche­hen wird: zugleich ist nämlich die Dämonenwaffe GOLEM als wahnsinniger Racheengel zu ihm unterwegs, und die Seelen-Ar­mee.

Während die Sabotageaktionen partiell erfolgreich sind, Hieroniymus aber den Tod findet, versucht Zomar der sicheren Vernich­tung durch das Dämonengesetz, das BUCH, zu entgehen … und dann wird der angreifende Dämon Morosk überrumpelt, als GO­LEM sein Inkognito aufgibt und ihn direkt angreift. Dies führt dazu, dass die wahnsinnige Waffe in den Hyperraum geschleu­dert wird.

Zomar entkommt, und Morosk landet auf Beteigeuze IV.

Durch den Schockimpuls, den das Dämonengesetz auslöste, wird eine Tiefschlafgruft auf Beteigeuze IV ausgeschaltet und geöffnet. In ihm ruht niemand Geringeres als Klivies Kleines …2

Episode 40: Die Seelen-Armee

(1983, digitalisiert 2003)

Abschluss der Beteigeuze IV-Trilogie: Die Lage ist denkbar un­glücklich für die auf der verwüsteten terranischen Siedlerwelt noch existierenden Wesen. Nachdem Zomar mit den noch fertig gestellten Schiffen geflohen ist, landet der Dämon Morosk und lässt die wenigen Überlebenden, drei an der Zahl, zu sich brin­gen … zu seinem Unglauben erkennt er Thor Gordenbeyl, den er längst tot glaubte. Yorrok entwischt, indem er sich gerade­wegs in Luft auflöst, so dass nur Thor und Ghastor zurückblei­ben.

Derweil erwacht in der Schlafgruft Klivies Kleines aus seiner Be­täubung und wird von der Seelen-Armee unter dem „untoten“ Germos gefunden. Germos berichtet Kleines davon, was auf der Zentralwelt geschehen ist, die in eine instabile Raumzone ver­setzt worden ist, was alle Bewohner durch die entropischen Ausstrahlungen der Zone tötete, zugleich aber deren Seelen dort verharren ließ.

Als Beteigeuze IV sich ebenfalls aufgrund der Aktivitäten der Dämonen von TOTAM zunehmend in eine instabile Raumzone zurückzog, entstand eine dimensionale Brücke von der Zentral­welt aus dorthin, und die Seelen-Armee der „untoten“ Kleinis, die ihren Regenten, den Herrscher Klivies Kleines, suchten, folg­ten sie diesem Pfad.

Die Seelen-Armee geht sogar noch einen entscheidenden Schritt weiter: sie übernimmt die Totenköpfe an Bord von Morosks Flaggschiff UNBESIEGBARES BÖSES, und sie fordert unter anderem die Herausgabe des BUCHES … das ist dann zu viel, und Morosk setzt erneut das Dämonengesetz ein.

Das ist in dem Innern einer instabilen Raumzone ein gefährli­ches Unterfangen, und es geht auch prompt schief. Anstatt die Seelen-Armee zu vernichten, zerstören die Emissionen des BU­CHES das Flaggschiff und den Raumhafen. Ghastors Körper wird gläsern und löst sich offenbar auf, und das BUCH selbst wird in die Raumzone hineingerissen.

Morosk versucht dies zu verhindern und wird selbst hineingezo­gen. Danach hören die chaotischen Effekte auf … und jede Chance, den Planeten zu verlassen, sind offenbar zunichte ge­macht.

In den Wirren nach diesen Ereignissen treffen Thor und Kleines allerdings aufeinander. Thor „aktiviert“ dabei Kleines als Helfer des Lichts, was die Namen der Helfer des Lichts zum Vorschein bringt: „Thor Gordenbeyl, Klivies Kleines, Pater [Joseph] Ghas­tor, Marko [Chang], BURTSON und Rilon Vleh.“3

Die Gefährten sind nun auf Beteigeuze IV mitsamt der Seelen-Armee gefangen, das Schicksal Ghastors, Morosks und des BU­CHES sind unklar … und die Existenz der Erde hängt ebenfalls an einem seidenen Faden. Denn wenn Oki Stanwer es nicht ge­lingt, die PSI-Intelligenz Carni Moras von ihrem wahnwitzigen Plan abzubringen, verliert die Menschheit einen einmaligen Identifikationsfokus für den Kampf gegen TOTAM.

Unternehmen Rückkehr“ scheint schon vor dem Scheitern zu stehen, ehe es recht begonnen hat. Wie es damit weitergeht, erfahrt ihr in der nächsten Folge dieser Artikelreihe.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Hier muss angemerkt werden, dass in der Episode zahlreiche Stellen so verblasst wa­ren, dass sie nicht mehr digitalisiert werden konnten.

2 Schon 2003 merkte ich in dem Digitalisat an, dass das ein brutaler Logikbruch ist. Wie in den bisherigen Close Up-Beiträgen vermerkt, war Kleines eigentlich in die Gefan­genschaft TOTAMS geraten und dann über die Welt Torom ins Schiff der Kälteschläfer gelangt … diesen Handlungsstrang vermochte ich nicht logisch fortzusetzen. In der Romanüberarbeitung habe ich dann die Kälteschläfer-Geschichte völlig ignoriert und von Band 3 „Flucht von der Zentralwelt“, 1987, direkt auf die Beteigeuze IV-Geschich­te hingearbeitet, die dann im Band 7 „Der Lichterfürst“, 1990, fortgesetzt wurde. Dar­an sollte man sich halten, das ist verbindlich kanonisch.

3 Man merkt an dieser Stelle, dass vieles unglücklich improvisiert ist. Ich nenne nur mal die zentralen Probleme: Thor Gordenbeyl kann keine Helfer des Lichts aktivieren, das kann üblicherweise nur Oki Stanwer selbst. Dann müssen es natürlich SIEBEN Helfer des Lichts sein, nicht nur sechs (mir fiel offenbar kein siebter Name ein). Ferner ist BURTSON, wie ihr inzwischen wissen dürftet, der Name des Zentralcomputers des Oki­planeten aus KONFLIKT 9. Zwar nehme ich diesen Gedanken in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ etliche Jahre später wieder auf, aber hier taucht BURTSON in KONFLIKT 15 nie auf. Last but not least: Marko Chang ist bekanntlich der Aliasname für den Oki-Roboter, der Thor und Oki auf TOTAM das Leben rettete. Vgl. dazu Bd. 9 der Serie. Dass er ein Helfer des Lichts war, ist einigermaßen absurd, selbst wenn man davon ausgeht, dass Oki Stanwer damals schon zu sehr verwundet war, um ihn zu aktivieren. In jedem Fall ist Marko Chang in dieser Serie schon tot. In KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ habe ich Marko dann „reanimiert“, wenn man so will … was absurd klingt, weil KONFLIKT 12 rund 15 Milliarden Jahre VOR „Oki Stan­wer“ spielt, zugleich aber drei Jahre NACH dem Abschluss von KONFLIKT 15 erst be­gonnen wurde. Verwirrend? So ist der OSM.

In jedem Fall sieht man, dass der OSM strukturell hier noch sehr rudimentär war.

Rezensions-Blog 333: Crossfire 2 – Offenbarung

Posted Januar 5th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

nachdem wir in der vergangenen Woche doch sehr bodenstän­dig und eher historisch-politisch und abstrakt durch die reflexi­ven Denkwelten des Historikers Eric Hobsbawm anhand eines sehr ausführlichen Interviews geleitet wurden, fand ich, dass wir uns wieder ein wenig leidenschaftliche Abwechslung verdient haben. Immerhin ist es ja eine anerkannte Tatsache, dass der Mensch nicht allein von geistiger Nahrung lebt, auch der Körper und die Emotionen wollen bedient und gefördert werden. Und das geht in belletristischen Romanen am besten, zumal in jenen von hoher Qualität, die zugleich diejenige erotische Würze auf­weisen, die sonst (meist) in den Leben der Leserinnen und Leser fehlt.

Ich weiß von einer guten Bekannten, dass sie den „Crossfire“-Zyklus regelrecht verschlungen hat … genau genommen emp­fahl sie ihn mir (ich hatte ihn aber vorher bereits gelesen und war darum genau im Bilde). Also ist es nicht allein so, dass die­se Romane lediglich auf ein maskulines Publikum wirken. Solche Vorurteile gibt es ja ebenfalls. Sie neigen dann dazu, die eroti­schen Phantasien der Leserinnen krass zu unterschätzen. Das kann man tun, aber ich halte es für verkehrt.

Wir kehren nun also zurück in das Leben von Eva Tramell und dem superreichen Gideon Cross. Nachdem ihre Liebesaffäre ei­nen doch etwas holprigen Start hatte, weil Gideon erhebliche Defizite besitzt, was Höflichkeit und Zurückhaltung angeht, flammt die Affäre jetzt heiß auf … und gleichzeitig treten zahl­reiche neue Personen in die Handlung ein, die im Verein mit chaotischen Verwicklungen die Geschichte recht turbulent ge­stalten.

Macht euch am besten selbst ein Bild davon:

Crossfire 2 – Offenbarung

(OT: Reflected in you)

Von Sylvia Day

Heyne 54559

April 2013

416 Seiten, TB, 9.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Marie Rahn und Jens Plassmann

ISBN 978-3-453-54559-5

Ist das noch Leidenschaft oder schon deutlich mehr, was die junge Wer­beagenturangestellte Eva Tramell und den milliardenschweren Unternehmer Gideon Cross von Cross Industries miteinander verbindet? Tatsache ist, dass sie voneinander mit einer sexuel­len Intensität angezogen werden, die einer Naturgewalt gleicht. Gideon gibt schließlich zu, dass er es um keinen Preis der Welt ertragen kann, auch nur zwei Tage von Eva getrennt zu sein. Als sie sich das erste Mal zur gemeinschaftlichen Therapie bei ei­nem befreundeten Psychiater Dr. Lyle Peterson treffen, sind sie beide einigermaßen verlegen, als sie auf die Frage, wie oft sie in der Woche Sex hätten, eingestehen müssen, dass sie beide täg­lich miteinander den Wonnen der Liebe frönen, „manchmal mehrmals täglich“.

Andere Leute würden so etwas therapiebedürftige Sexsucht nennen … aber sie besitzen auch nicht den Hintergrund, den die beiden Liebenden haben: Eva hat ihrem Geliebten im ersten Band der Trilogie ihr größtes Geheimnis gebeichtet – dass ihr Stiefbruder Nathan Barker sie im Kindesalter vergewaltigt hat, und zwar vom Alter von 10 Jahren aufwärts, über einen gräss­lich langen Zeitraum. Und es kristallisiert sich im Laufe des vor­liegenden Buches immer deutlicher heraus, dass auch Gideon in der Kindheit sexuell traumatisiert wurde.

Es gibt noch andere Schwierigkeiten: da ist etwa ein Kinderarzt namens Dr. Terrence Lucas, den Gideon und Eva auf einer Feier durch einen Zufall treffen – und Gideon und er begegnen sich mit offener Feindschaft. Warum, will Cross aber nicht sagen, und Lucas ebenso wenig.

Dann taucht in diesem Band Victor Reyes auf, ein Polizist aus San Diego, der Evas leiblicher Vater ist – und offensichtlich auch 25 Jahre nach ihrer Trennung noch heftig in ihre Mutter Monica verschossen.

Gideon und Eva, die nun fest zusammen sind, leben ein wildes, zu einem sehr wesentlichen Teil sexuell diktiertes Leben, und nur mit ihm fühlt sich Eva vollständig, vollwertig und nicht mehr so leer und verlassen. Die Besessenheit ist also durchaus bei­derseitig. Aber sie ist nach wie vor nicht ungetrübt. Beispiels­weise wird sich auf dramatische Weise mehrmals Zeugin von grässlichen Alpträumen ihres Geliebten, die manchmal in einem quasi-somnambulen Zustand dazu führen, dass er sich an sei­nen Peinigern aus der Kindheit rächen will … während sie in sei­nem Bett liegt und er sie mit seinen Peinigern verwechselt. Dies führt dann traumatisch dazu, dass sie in ihrem eigenen Alp­traum landet und ihn mit Nathan und ihrem eigenen Miss­brauchstrauma der Vergangenheit konfrontiert.

Solche Erlebnisse treiben einen Keil aus Entsetzen zwischen die Liebenden.

Um Gideon besser zu verstehen, versucht sie ihm Details über seine Vergangenheit zu entlocken. Doch er mauert vollständig. Schlimmer noch: als seine Ex-Verlobte Corinne Giroux wieder in seinem Leben auftaucht, die sich immer noch Hoffnung macht, ihn zurückgewinnen zu können, da driftet Gideon immer weiter fort von Eva. Denn offenbar gelingt Corinnes Versuch.

Und alles wird noch schlimmer, als Eva Tramell bei einem Kon­zertbesuch schockartig Brett Kline wieder trifft – jenen Musiker, in den sie vor Jahren monatelang völlig verschossen war und mit dem sie eine wilde, sechsmonatige Sexaffäre hatte. Dum­merweise hat Brett sie nicht vergessen, sondern sogar einen Song ihr zu Ehren verfasst, und als er sie wieder sieht, flammt die alte Leidenschaft sogleich von neuem auf. Gideon Cross dreht geradezu durch, als er das mitbekommt, und verliert völ­lig die Fassung.

Kaum haben sich diese Wogen halbwegs wieder geglättet, gibt es Stress mit Evas promiskuitiver, bisexueller Mitbewohner Cary Taylor, den ein Fremder mit einem Baseballschläger übel zurich­tet. Vielleicht hat das etwas mit dem abenteuerlustigen Model Tatiana Cherlin zu tun, das dafür sorgt, dass Cary ein heftiges Zerwürfnis mit seinem Freund Trey durchleidet. Während sich zwischen Gideon und Eva allmählich eine für sie unerklärlich scheinende emotionale Eiszeit anbahnt, tritt dann auch noch der entsetzlichste aller Schrecken in Erscheinung, von dem Eva gehofft hat, nie wieder von ihm hören zu müssen: Nathan Bar­ker ist in New York und verfolgt sie …

Wer dachte, der zweite Band der Trilogie um Gideon Cross und Eva Tramell würde weniger aufregend als der erste, der sieht sich vollständig getäuscht. Der deutsche Titel ist vermutlich et­was zu vollmundig, aber es gibt in der Tat eine Menge Klärung in diesem Roman. Mit Personen wie Shawna Ellison (der Schwester des Lebenspartners von Evas Boss Mark Garrity, Steven Ellison), Brett Kline, Christopher Vidal jr., dem flatterhaften Model Tatiana Cherlin und Gideons jüngerer Schwester, dem Teenager Ireland Cross, tauchen neue Personen im sich auffächernden Personaltableau auf, die die Situation bunter und die Übersicht etwas chaotischer gestalten. Das tut der Handlung definitiv gut. Die gelegentlich eingestreuten psychologischen Sitzungen bringen die Geschichte ebenso voran wie die süßen Kabbeleien zwischen den Liebenden.

Manche Dinge kommen hingegen – meiner bescheidenen An­sicht nach – nicht recht vom Fleck. So erschließt sich noch nicht restlos die Bedeutung von Ireland für die Gesamthandlung, auch bleiben die Verhältnisse von Cary Taylor und seinem engen intimen Freund Trey (der leider immer noch keinen Nachnamen hat, wenn ich das recht sehe), weiterhin ungeklärt. Wesentliche Punkte von Gideon Cross´ Biografie sind nach wie vor dunkel, und wichtige Mosaiksteine der Verschwörung gegen die beiden Liebenden sind aktuell noch nicht entschlüsselt worden.

Sehr schön hingegen gefiel mir in der zweiten Hälfte des Ro­mans die Entdeckung, dass Eva Tramell sich ab einem bestimm­ten Punkt der Handlung energisch zusammenreißt und den Ver­such macht, das, was Gideon nicht von sich aus preiszugeben bereit ist, auf eigene Faust herauszufinden. Das gibt ihr doch ei­nige innere Stärke zurück, die ihr im ersten Roman deutlich ge­fehlt hat. Sie ist, das bekommt Gideon Cross sehr klar zu spü­ren, nicht nur ein süßes Zuckerpüppchen, das beschützt werden muss, sondern besitzt auch einen eigenen Sturkopf, der durch­aus völlig unkalkulierbare Aktionen umsetzt – Aktionen, die Gi­deon in den Wahnsinn zu treiben geeignet scheinen. Er ist schließlich der Kontrollfreak, der immer wissen will, wo sie steckt und sie in Sicherheit wissen möchte.

Eva pfeift darauf. Sie zeigt ihm sogar mehrfach den gereckten Mittelfinger und legt zwischendurch beim Krafttraining ihren Trainer auf die Matte. Soviel also zu der Vermutung, sie sei nur Gideons willige Lustsklavin. Nichts könnte falscher sein. Umge­kehrt wird fast eher ein Schuh daraus, denn seine suchtartige Abhängigkeit von ihr ist sehr viel ausgeprägter, als man sich das vorstellen kann.

Und so ist der Leser nach den atemberaubenden Achterbahn­fahrten der Emotionen, die beide Hauptfiguren in diesem Buch durchmachen müssen, sehr gespannt darauf, wie die Geschich­te weitergeht. Da ich das Buch wieder in nur zwei Tagen ver­schlungen habe, gibt es nur ein Fazit: dringende Leseempfeh­lung, wer sich von dieser Art von Roman angezogen fühlt. Da bekommt ihr eine gute Story fürs Geld geboten (was in diesem Genre ja leider nicht selbstverständlich ist …).

© 2018 by Uwe Lammers

Ganz eindeutig gehört der „Crossfire“-Zyklus zu jenen Romanzy­klen, die ich beizeiten irgendwann noch einmal lesen möchte.

Wann?

Ach, das kann ich noch nicht sagen … es gibt noch schier un­endlich viele Romane und Sachbücher in meinen Regalen, die ich nur von außen kenne. Tatsache ist gegenwärtig nur, dass im­mer mehr gute Werke sich in meinen Regalen ansammeln, die ich bereits goutiert habe, und das ist gut so.

Dieses Diktum gilt auch für weitere Romane von Sylvia Day, die z.T. schon rezensiert worden sind. Beizeiten werde ich sie hier ebenfalls vorstellen. Für heute mag dies aber genügen.

Macht es gut und bis kommende Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.