Blogartikel 381: Zeitreise ins Jahr 1983

Posted Juni 21st, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie ihr seit langem wisst, wenn ihr meinen Werken oder auch nur den Blogartikeln schon eine ganze Weile gefolgt seid, ist der Oki Stanwer Mythos (OSM) ein literarisches Gebilde, das man beim besten Willen nicht als Eintagsfliege betrachten kann. Es handelt sich spätestens seit 1985 um ein äußerst komplexes Handlungsgeflecht, das zahlreiche miteinander vernetzte und aufeinander folgende Universen zu einer Gesamtkomposition verbindet. Und wie das mit allem ist, das eine gewisse histori­sche Dimension erreicht, erzeugt das natürlich Schwierigkeiten.

Die Schwierigkeit, auf die ich heute zu sprechen kommen möch­te, ist die Unübersichtlichkeit. Auf Zehntausenden von Seiten, in Aberdutzenden von Ordnern existieren nahezu unzählige Episo­den (aktuell hat die Gesamtzählung die Ziffer 1944 erreicht), ganz zu schweigen von Fragmenten, Vorversionen, Hintergrund­artikeln, ergänzendem lexikalischen und glossarischem Material. Es gibt Grafiken von mir und von externen Künstlern, Karten, historisches Ergänzungsmaterial und so weiter.

Da kann es also nicht verblüffen, wenn ich manche Dinge aus dem Blick verliere. Das geschieht insbesondere mit Texten der Frühzeit.

Auf der zweiten Seite meiner Gesamtliste, und damit komme ich zum zentralen Thema, finden sich unter den Eintragungen OSM 32 und 33 zwei frühe Episoden des KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH) – ihr werdet den diesbezüglichen Stoff beizeiten in meinen E-Books der Serie „DER CLOGGATH-KON­FLIKT“ zu lesen bekommen, allerdings in grundrenovierter Fas­sung. Beide Einträge in der Liste, sie betreffen einmal die Episo­de „Die Knochensaat“, zum anderen „Die knöchernen Kil­ler“, haben eine Fußnote diesen Inhalts: „Manuskript verschol­len“.

Das ist das Schicksal vieler früher OSM-Episoden. Ich neigte da­mals dazu, solche Originalskripte zu verleihen, z. T. an Brief­freunde in Österreich. Und nicht alles kehrte zu mir zurück. In der Frühzeit, wir reden hier über den Anfang des Jahres 1983, befinden uns also locker 37 Jahre in der Vergangenheit, fiel es mir noch vergleichsweise leicht, die Episoden neu zu konzipie­ren und neu zu schreiben. So geschah das auch mit diesen Bän­den.

Die erste der verschollenen Episoden wurde 1984 unter dem Ti­tel „TOTAMS Knochensaat“ wieder geschaffen und erhielt die OSM-Kennziffer 194. Wenig später entstand mit der Nummer 198 auch „Die knöchernen Killer“ neu. An diese Episoden hielt ich mich, als ich 1988 damit begann, den KONFLIKT 13 in Form des BUCHES „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ auszuarbei­ten.

Mir war außerdem schon lange bewusst, dass ich die OSH-Serie natürlich dringend digitalisieren musste. Ich schob diese Arbeit jedoch auf, weil ich bekanntlich mit den Serien „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC, KONFLIKT 14) und „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC, KONFLIKT 12) noch genug zu tun hatte, die derzeit ebenfalls noch digitalisiert werden.

Bei KONFLIKT 14 hatte ich aber schon Band 81 fertig digitalisiert (von insgesamt 105), so dass ein Ende dieser Arbeiten in Sicht war. Ich hoffe zuversichtlich, anno 2020 damit zu Rande zu kom­men. Beschleunigt wird das durch meinen Entschluss, euch mit­tels der Blogartikel-Reihe „Close Up“ vorrangig KONFLIKT 14 zu­gänglich machen zu wollen. Da sind wir, wenn dieser Beitrag er­scheint, auch schon bei Episode 85 angelangt. Das Ende der Fahnenstange ist also bald erreicht.

In dieser Situation befand ich mich Anfang Januar 2020, als ich zu meiner grenzenlosen Verblüffung in einem Ordner älterer Episodenversionen auf zwei OSM-Skripte stieß. Sie trugen die Kennziffern 32 und 33!

Verdammt, dann sind die ja doch gar nicht verschollen!“, ent­fuhr es mir ungläubig und entzückt zugleich. Eine tolle Entde­ckung … prinzipiell.

Wieso prinzipiell? Ist es nicht eine grundsätzlich phantastische Entdeckung, verschollene Geschichten wieder ausfindig zu ma­chen? Ja, doch, selbstverständlich schon. Aber ich begann mich zu fragen, was das für Auswirkungen auf mein Digitalisat des KONFLIKTS 13 haben würde, mit dem ich ja bald beginnen woll­te. Insbesondere der Band „Die knöchernen Killer“ machte mir Sorge. Immerhin gab es den Titel nun zweimal.

Wie so oft erwies sich die Lösung auf den ersten Blick als sim­pel: „Dann mache ich es halt so – die alten Fassungen bekom­men kurzerhand ein ‚A‘ hinter die Ziffer, und danach folgen dann jeweils die regulären Episoden.“

So begann ich.

Und dann stieg ich, derzeit von Listenaktualisierungen und Da­tenverlusten reichlich gebeutelt, gleich in die Aufgabe ein – was umso leichter fiel, als die frühen Fassungen wirklich sehr kurz sind. Sie umfassen selten mehr als 7-8 Textseiten.

Aber schon nach wenigen Sätzen begann ich mir die Haare zu raufen, echt. Nicht nur, dass sich die Storyline der A-Episoden von denen der späteren „kanonischen“ Episoden grundlegend unterschied. Damit hätte ich umgehen können und das erwarte­te ich ja schließlich auch. Ich rechnete sogar mit solchen Dingen wie Primitiv-Charakterisierung (Name, gesellschaftlicher Rang oder Titel = „vollständige Charakterbeschreibung“; was natür­lich nicht der Fall ist).

Auf all das stieß ich hier natürlich auch.

Ich stieß leider auch noch auf andere Dinge bei meiner abenteu­erlichen Reise ins Jahr 1983. So entdeckte ich sehr, sehr, sehr massive „magische“ Spuren in den Episoden, das ging hin bis zur Beschwörung eines Dämons mittels Pentagramm! Das war natürlich vollendeter Nonsens.

Ich stieß auf theatralische Schreie, die ich damals wohl drama­tisch oder toll fand, die aber definitiv sinnlos sind.

Am abenteuerlichsten war aber die Erklärung, die ich – vor Ent­wicklung des Multiversenkonzepts im OSM ab 1985 – hier für die erklärungsbedürftige Tatsache fand, dass Oki Stanwer und seine Freunde offenkundig ein zweites Leben führten, das dem in KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“, an dem ich zu dieser Zeit noch schrieb, wenigstens 5.000 Jahre vorgelagert war.

Wie erklärte ich mir das? Durchaus pfiffig: mit Parallelwelten!

Also, ich war auch im Alter von 16 Jahren definitiv nicht auf den Kopf gefallen. Im Lichte des modernen OSM-Konzepts musste dieses frühe Konzept natürlich ebenfalls in den Schredder.

Ebenso wenig, wie ich die chronologische Abfolge der Universen alias KONFLIKTE noch nicht auf dem Schirm hatte, fiel es mir ein, die so genannte „Helfer-Kopplung“ in Szene zu setzen. Ihr werdet darauf in den E-Books des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwin­ger des Chaos“ wie auch im „CLOGGATH-KONFLIKT“ stoßen. Ich deute das hier nur mal an. Da ich davon noch keinen blas­sen Schimmer hatte, baute ich hier Cliffhanger, die unter Einbe­ziehung der Helfer-Kopplung schlichtweg nicht funktionieren können. Dies zerschießt die gesamte Handlungslogik.

Gegner zählen konnte ich auch nicht, wie ich entnervt zu regis­trieren hatte, und die Fähigkeiten von Okis Freunden dem Leser näher zu bringen, das klappte noch weniger.

Aus den 8 Seiten der „Knochensaat“-Episode wurden also in der Abschrift und Kommentierung deren 15, und ich war schon bei Fußnote 149 angelangt.

Na, das kann ja heiter werden“, murmelte ich.

Sprach es und schrieb zum Kontrast die Episode „TOTAMS Knochensaat“ ab. Und wiewohl zwischen diesen beiden Versionen nur etwa ein Jahr lag, vielleicht knapp anderthalb, geriet ich beinahe in eine völlig andere Welt: Protagonisten, die vorher aufgetaucht waren, existierten hier nicht. Die Geschichte, die ich schrieb, als ich in der OSH-Serie schon ein paar Dutzend Folgen weiter war, bezog hier natürlich auch Elemente ein, die erst später in der Serie wirksam wurden. Aber dafür beging ich nachgerade groteske Fehler, die aus der Episode regelrecht eine Satire machten.

Nein, nein, nein, das kann doch alles gar nicht wahr sein! Kann denn hier niemand gescheit nachdenken? Autor inbegriffen?“, schimpfte ich auf mich selbst, während ich abschrieb und kom­mentierte (diesmal bekam die Episode schon 22 Seiten Länge, am Ende landete ich auf Fußnote 355!).

Ernsthaft – das ist teilweise solch ein bizarres Blech, davon wollt ihr gar nichts Näheres erfahren. Und solche Versionen schickte ich damals durch die Weltgeschichte an meine (sehr, sehr, sehr generösen oder ebenso arglosen) Brieffreunde. Das grenzte teil­weise echt schon an seelische Grausamkeit, fand ich jetzt bei der Kommentierung.

Aber es sind halt frühe Skript des OSM. Der Vollständigkeit hal­ber gehören sie hier einfach hin. Ich witterte zwar schon ausdrü­ckliche Katastrophen im Gefolge, aber na schön … einfach mal Zähne zusammenbeißen und durch.

Es folgte die 1983er-Version der „knöchernen Killer“. Die kam kommentiert dann auf „nur“ 16 Seiten (die Fußnoten steigerten sich bis Nr. 486!). Aber die haarsträubenden Fehler gingen mun­ter weiter. Hier blamierte ich mich total, indem ich Le Havre munter in „Südfrankreich“ ansiedelte, einem Jesuiten „Hobbys“ als Hauptaufgabe zuwies und ein Mordopfer ohne erklärbaren Grund zu einem höchst informierten Untoten umwidmete. Ganz zu schweigen davon, dass ein namenloser französischer Kom­missar sich sehr von den Yard-Ausweisen der aus den USA (!!!) eingeflogenen Stanwer-Agenten Leonard Telkow und Richard Wi­ner beeindrucken ließ und am Ende sogar noch eine muntere amerikanische Floskel einstreute. Warum sie nicht aus England anreisten? I don‘t know!

Himmel, dachte ich, was ist denn das für ein Schwachsinn? Und dann dieser Burgberg … anfangs als „Schloss“ bezeichnet, bald darauf wird aus dem Gebäude rasch eine „Burg“. Steile Felsen, motivationslos auftauchende Untote … letzten Endes vollende­tes Chaos.

Gott, dachte ich mir, jeder, der diesen Blödsinn zwei Episoden lang erträgt, ist froh, wenn er vom OSM nie wieder was hören muss … ich hatte damals ernsthaft ein sehr, sehr dickes Fell und war verdammt von mir selbst eingenommen. Heute steigt mir die Schamröte ins Gesicht, wenn ich sehe, wie ich von Seite zu Seite (und manchmal von Zeile zu Zeile!) Inhaltsfehler, Logik­fehler und verschiedenste Formen von vollendetem Blödsinn produziert habe.

Zeitreise ins Jahr 1983? Nennen wir es lieber beim richtigen Na­men: es war ein Horrortrip! Auf der einen Seite bin ich natürlich sehr froh, diese frühen Vorfassungen wieder entdeckt zu haben. Aber dass ich euch diese kommentierten Episoden irgendwann mal komplett zugänglich mache, darauf könnt ihr lange warten. Das wird wahrscheinlich nicht passieren.

Was ihr aber stattdessen im dritten E-Book der Serie „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ mit dem voraussichtlichen Eigentitel Knochensaat“ zu lesen bekommt, ist das, was ich daraus an Lesbarem destillieren werde.

So können also Abenteuerreisen in meine biografische Vergan­genheit zum Alptraum werden … aber es waren sehr erhellende Tage, muss ich sagen, und sie gehen ja noch weiter. Beizeiten berichte ich davon sicherlich noch mehr im Laufe der nächsten Jahre. Bleibt neugierig, Freunde.

Bis nächste Woche, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 273: Der Schatz des Piraten

Posted Juni 16th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

allein der Titel ließ meine Augen schon leuchten, als ich von dem Buch vor ein paar Jahren erfuhr. Piratenschätze … Schatz­insel … vergrabenes Gold … karibische Sonne … Fallensysteme, Schatzkarten … das war, ungelogen, der Stoff, aus dem die Abenteuer sind, und zwar zu einer Zeit, als ich noch nicht ein­mal daran dachte, selbst Geschichten zu schreiben. Etwa so um das Jahr 1975 herum. Es ist also schon ziemlich lange her.

Gleichwohl hat mich das Schatzsucherfieber nie losgelassen. Meine lebenslange Leidenschaft für Archäologie, untergegange­ne Kulturen, verborgene Grabmäler und antike Mysterien lässt sich exakt hierauf zurückführen. Ein wichtiger Wegweiser, den ich auch im Rezensions-Blog schon besprochen habe, war vor langer Zeit „Götter, Gräber und Gelehrte“ von C. W. Ceram – ein Buch, das bis heute nur wenig von seinem Charme eingebüßt hat und das ich für die neunmalklugen Heranwachsenden zur früh­zeitigen und wiederholten Lektüre immer noch empfehlen kann. Am besten flankiert von Museumsbesuchen und zahlreichen an­deren Möglichkeiten, sich medial in untergegangene Kulturen und in die Lebensläufe von Forschern einzuklinken, die derlei Hinterlassenschaften untersuchen und heutzutage auswerten.

Als ich also las, dass der nächste Roman des Schatzsucherehe­paars Sam und Remi Fargo von Clive Cussler & Co. genau von so etwas handeln würde, da fand ich das toll. Ich ließ mir das Buch 2018 schenken und wartete dann ziemlich genau ein Jahr, ehe ich es binnen von nur drei Tagen heißhungrig verschlang.

Na ja … also, wenn ich genau bin, stellte sich eine gewisse Er­nüchterung schon sehr bald bei der Lektüre ein, und ich habe das in der Rezension auch unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Es geht im Grunde nicht WIRKLICH um einen Piraten­schatz, und der Pirat, der eher so nebenbei die Geschichte tan­giert, ist mehr Mittel zum Zweck als Ziel oder gar Zentrum der Geschichte.

Aber worum genau geht es denn dann in diesem Roman? Das herauszufinden, das könnte eure Aufgabe sein, wenn ihr neugie­rig genug geworden seid, um hier nun weiter lesen zu wollen:

Der Schatz des Piraten

(OT: Pirate)

Von Clive Cussler & Robin Burcell

Blanvalet 0510; 2018, 9.99 Euro

448 Seiten, TB

Übersetzt von Wulf Bergner

ISBN 978-3-7341-0510-4

Sam und Remi Fargo, freiberufliche Schatzsucher aus Leiden­schaft und finanziell unabhängig, wollen eigentlich nur eine ru­hige Urlaubswoche verleben, die Sam seiner Frau seit längerem versprochen hat. Sie haben wirklich ein paar stressige Monate hinter sich, und bei einem ihrer letzten Fälle wurde sogar ihr heimisches Nest in La Jolla übel zugerichtet und musste von Grund auf renoviert und neu gegen unbefugte Eindringlinge ge­sichert werden.

Höchste Zeit für einen Erholungsurlaub, eindeutig.

Um für das renovierte Büro ihres Mannes noch eine historische Preziose zu erwerben, fahren sie beide nach San Francisco und finden hier im Antiquariat von Gerald Pickering eine alte Ausga­be von Pyrates and Privateers. Bree Marshall, Pickerings Nichte und im Dienst der Fargos für Geldbeschaffung zuständig, hat ih­nen diesen Tipp gegeben.

Dummerweise rasseln sie mitten in einen Raubüberfall hinein. Sie bekommen zwar das Buch – nach Pickerings Angabe leider nur ein Nachdruck made in China, aber sehr gut gemacht – , doch es gelingt ihnen, den Räuber zu vertreiben. Remi schickt das Buch unverzüglich mit der Hotelpost nach La Jolla … dann soll ihre Erholungswoche beginnen.

Stattdessen beginnt sie am nächsten Tag mit dem Mord an dem Antiquar Pickering. Und während die Fargos noch von der Polizei verhört werden, durchwühlen Unbekannte ihr Hotelzimmer auf der Suche nach etwas, was „Schlüssel“ genannt wird. Auf diese Weise kreuzen sich unabsichtlich die Pfade der Fargos und des Besitzers der Avery Company, Charles Avery. Zugleich ist eine ganze Weile unklar, was eigentlich los ist. Ein chinesischer Nachdruck eines Piratenbuches aus dem 17. Jahrhundert ist doch sicherlich keinen Mord wert, oder etwa doch?

Als die Fargos überrascht daheim entdecken, dass sie das Origi­nal besitzen und zudem hinter einer der Karten ein rätselhafter Umschlag steckt, wird ihnen allmählich klar, dass ihr noch unbe­kannter Gegner offensichtlich auf einer Schatzsuche ist und sie ihm in die Quere kommen. Das wird noch deutlicher, als sie von zahlreichen Fällen erfahren, bei denen in Bibliotheken aus ande­ren alten Ausgaben dieses Buches die Karten gestohlen wurden.

Als auch noch Bree Marshall Ziel einer Entführung wird und ihre Cousine Larayne Pickering-Smith, die Tochter des ermordeten Antiquars, überfallen wird, entschließen sich die Fargos dazu, ihren Erholungsurlaub noch etwas aufzuschieben. Offensichtlich sucht Mr. Avery den direkten Krieg mit den Fargos. Na schön, denken sie sich, den kann er bekommen. Dieser brutalen Dumpfbacke gönnen sie jedenfalls nicht den Schatz, worin auch immer er bestehen mag.

In einer zunehmend dramatischer werdenden Konkurrenzjagd reisen die beiden Teams von Schatzjägern den verstreuten, höchst kümmerlichen Hinweisen nach, die dieses historische Mysterium hinterlassen hat, und die Fargos sind dabei lange Zeit im Nachteil. Denn überall dort, wo sie Fährten finden, ras­seln sie mit Averys Schergen zusammen, zum Teil auf fast tödli­che Weise. So beginnen sie allmählich zu argwöhnen, dass ir­gendwo in ihrem Team ein Leck sein muss, weil der Gegner viel zu schnell und mühelos ihre Schritte nachvollziehen und mit ei­ner ganzen Söldnercrew anrücken kann, die unter der Leitung von Averys Sicherheitschef Colin Fisk steht.

Aber worum, zum Teufel, geht es bei dieser Suche eigentlich, die von den USA zunächst zu einer schlangenverseuchten Insel vor Brasilien, dann nach Jamaika und schließlich nach England führt? Dort erst beginnen die Fargos sehr spät zu begreifen, dass es um einen legendären Schatz geht, der angeblich als für immer verschollen gilt und der seit achthundert Jahren von nie­mandem mehr gesehen worden ist – und bis sie soweit kom­men, pflastern Leichen ihren Weg …

Mit dem achten Roman um das Schatzsucher-Ehepaar Sam und Remi Fargo wird vieles anders, und der Leser wie Rezensent blinzelte doch einige Male überrascht. Wovon er sich weniger überrascht zeigte, war der erneute Wechsel des Coautors. Das ist man von den Fargo-Kooperationsromanen Clive Cusslers lei­der schon gewohnt. Kein Autor scheint hier länger als drei Ro­mane durchzuhalten, so dass vielfach „das Rad neu erfunden wird“, wie es scheint. Statt eine Kontinuität Einzug halten zu las­sen, wie es etwa bei den NUMA-Abenteuern oder den Romanen um Juan Cabrillo und seine „Corporation“ der Fall ist, muss sich jeder Autor wieder an die Figuren gewöhnen, die der Leser doch schon so lange kennt. Das führt zur mantrahaften Wiederholung von Bekanntem und ist ein wenig unschön.

Verblüffender gestaltete sich die Tatsache, dass mit Robin Bur­cell erstmals eine Co-Autorin (!) auftritt, und das machte dann schon neugierig. Würde der Roman so etwas wie eine typisch weibliche Note erhalten? Noch mehr überraschte, dass von dem traditionellen Übersetzer Michael Kubiak abgegangen wurde (möglicherweise war er von der Flut der Cussler-Publikationen überfordert und konnte nicht alle bewältigen). Ebenfalls schade fand ich, dass dieses Fargo-Abenteuer fast 100 Seiten kürzer war als der vergangene Band. So war das Lesevergnügen nach drei Tagen bereits wieder vorbei. Der geringere Umfang war, wie das meist so ist, ein schlechtes Zeichen.

Lesevergnügen dagegen ist ein gutes Stichwort. Denn natürlich ist das ein wesentlicher Punkt für eine Rezension. Das Setting – Fargos, Schatzsuche – ist vertraut. Also fragt man sich dann schon, wie viel Spaß bereitet die Lektüre? Und hat der Verlag wenigstens diesmal halbwegs sinnvoll die Veröffentlichung reali­siert? Letzteres muss leider negativ beschieden werden. War­um?

Nun, ein Blick auf das Cover zeigt ein in tropischem Setting ge­strandetes Schiff des 20. Jahrhunderts, augenscheinlich ein Frachter. Hat mit dem Inhalt rein gar nichts zu tun. Das war also schon mal nichts. Dann der Titel: Geht es um den „Schatz eines Piraten“ oder generell – englischer Titel – um einen „Piraten“? Nicht wirklich. Captain Bridgeman, so der Deckname des Piraten Henry Every (!), nach dessen Hinterlassenschaft gefahndet wird, taucht weder im Prolog des Romans (der im 13. Jahrhun­dert spielt!) auf noch sonst irgendwo im Roman. Letzteres wäre auch ohne Reinkarnation schwer möglich, da das ja alles im 21. Jahrhundert handelt. Man stellt schlussendlich fest, dass der Pi­rat, um den es da angeblich gehen soll und von dem man nur recht wenig erfährt, lediglich ein Bindeglied ist. Das eigentliche Zentrum des Romans liegt vollkommen woanders. Da kann man doch schon, wenn man halbwegs auf „Fluch der Karibik 2“ ein­gestellt ist oder vielleicht auf so etwas wie „Die Schatzinsel“, das Gefühl bekommen, man sei verschaukelt worden. Wer auf so etwas also hofft, sollte sich den Roman lieber nicht kaufen. Da sind lange Mienen zu erwarten.

Was allerdings geboten wird und, meiner Ansicht nach, durch die Knappheit der Darbietung und vielleicht auch die ungewohn­te Übersetzung, leider ein wenig zu kurz kommt, ist eine an­sonsten recht vergnügliche Schnitzeljagd über unterschiedlichs­te Ziele, unterbrochen durch Verfolgungsjagden und Entführun­gen a la Doc Savage. Sie wird auch durchaus launig und mit hu­morvollen Intermezzi in Szene gesetzt, unbestreitbar. Wenn die Autoren den Protagonisten mehr Raum gegeben hätten, sich zu entfalten und Persönlichkeit zu entwickeln, wäre die Geschichte allerdings deutlich lebhafter geworden. Ein komplexes psycholo­gisches Setting und eine ausführliche Charakterzeichnung, wie sie sich etwa in vielen Romanen von James Rollins ausdrücklich zeigt, fehlen hier leider zur Gänze. Wir bekommen viele sche­matische Protagonisten zu sehen, zahlreiche schlicht gezeichne­te Bösewichte, die zwar nicht zu unterschätzen sind, aber doch auch nicht die großen Geistesleuchten sind. Über „böse Scher­gen“ geht deren Charakterisierung in den seltensten Fällen hin­aus, und das ist schlicht ungenügend.

Sehr bedauerlich fand ich in der zweiten Hälfte der Geschichte, dass die Intervention von Averys in Scheidung befindlicher Frau Alexandra nicht besser eingearbeitet wird (so ziemlich das einzi­ge Element, das auf eine weibliche Autorenbeteiligung hin­weist). Das hätte so interessant werden können, etwa auf fol­gende Weise: Bekanntlich liefern sich Colin Fisk und sein Team mit den Fargos einen Wettlauf um die Auffindung des Schatzes. Alexandra, die ihren Mann verlassen will und Zugriff auf seine Konten hat und sie sperren lässt, taucht überraschend bei Fisk auf und beschließt, mit ihm gemeinsame Sache zu machen. Wäre es am Ende des Romans nicht faszinierend gewesen, wenn Avery davon Wind bekommt und daraufhin argwöhnt, dass Alexandra und Fisk gemeinsame Sache gegen ihn ma­chen? Das hätte eine interessante Dramatisierung der Schluss­kapitel ermöglicht. Diese Chance wird vollständig verschenkt wie auch viele andere.

Ja, der Roman liest sich durchweg flüssig, aber ich würde jetzt nicht sagen, er wäre im Vergleich zu den vorherigen Coautoren und deren Werken der große Wurf. Viele der vertrauten Perso­nen fungieren nur als Stichwortgeber am Rand und bekommen kein Eigenleben, und daran kann auch das erstaunliche Perso­nenverzeichnis am Anfang des Romans (5 Seiten!!), das man gar nicht gewohnt ist, nichts ändern. Der Übersetzer hielt das wohl für notwendig, damit die Leser wissen, wer wer ist (ange­sichts der Austauschbarkeit vieler Figuren schätzungsweise sinnvoll). Das hat dann aber auch dazu verführt, die Personen nur flüchtig zu charakterisieren, was ein eindeutiger Verlust für das Buch ist.

Beim nächsten Roman wünsche ich mir dann doch etwas mehr Charaktertiefe und weniger Schematismus. Dieses Werk erhält darum nur ein „Akzeptabel“ als Wertung. Für bessere Wertung müssen sich die beiden dann doch mehr anstrengen.

© 2019 by Uwe Lammers

Ihr merkt, ich war dann nach der Lektüre doch ziemlich ernüch­tert. Üblicherweise nehme ich ja an – und werde darin in der Re­gel bestätigt – , dass ein neuer Coautor sich erst mal mit einem besonders beeindruckenden Einstieg etablieren möchte. Das Gefühl hatte ich hier leider nicht.

Im Vergleich dazu komme ich in der kommenden Woche auf ei­nen Roman zu sprechen, der rund 25 Jahre älter ist als dieser, deutlich kürzer und dennoch mehr Gehalt aufweist. Alter, merkt man daran, ist nicht immer gleich „veraltet“, und Menge nicht automatisch gleich mehr Gehalt.

Worum es genau geht? Das erfahrt ihr in einer Woche genau hier.

Bis dann, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 380: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 17

Posted Juni 13th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

mit diesem Beitrag haben wir noch fünf Aufenthalte im KON­FLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ vor uns, dann ist gewissermaßen die erste Close Up-Reihe abgeschlossen, und ich werde mich dem rund fünf Milliarden Handlungsjahre später spielenden KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ widmen.

Aktuell geht es dramatisch zu an allen Fronten, und das wird auch so bleiben, wie ich darstellen möchte. Darum gleich auf ins Abenteuer mit der obligatorischen kurzen Rückschau.

Rückblick: Oki Stanwer und seine engsten Gefährten sind nach wie vor im Zeituniversum gefangen, rund 600.000 Jahre in der Vergangenheit. Es gibt nach einigen Verlusten nur noch Oki Stanwer, Doppelporter und UCHULON an Bord der sehr verklei­nerten und schwer angeschlagenen STELE DER EWIGKEIT, die in der Galaxis Srakkonar gestrandet ist, und den Planeten ANTI-TOTAM, wo die Gerlakos alias Irrealstrahler zurückgeblieben sind.

Kürzlich hat Oki Stanwer es geschafft, den Kampf gegen den Dämon Craathava zu schlagen und ihm durch den Zeittransmit­ter STÜTZPUNKT VIER zu folgen … aber zum einen führt das Portal nicht in die Gegenwart, zum anderen hat das Portal die STELE im Raum weit versetzt. Die Zoomby-Rebellen blieben in Srakkonar fast alle zurück.

Die Helferseelen von Glusem und Ureg-Ni wurden aus dem un­tergehenden Transmittermond in die Ewigkeit geschleudert, und Glusem erreichte das entstehende Sternenreich einer aus froschähnlichen Wesen hervorgehenden Spezies, der Plegg‘re, bei denen er neue Gestalt gewinnen konnte und als „Gott der Plegg‘re“ den Bau des Transmittermondes initiierte.

In der Realgegenwart hat TOTAM zwischenzeitlich einen Ver­nichtungsschlag gegen die Cranyaa geführt, und dort scheint alles verloren zu sein …

Episode 81: Expedition der Plegg‘re

(22. März 1987, digitalisiert 2020)

Im Zeituniversum, rund 600.000 Jahre vor der Realgegenwart, ist der Helfer des Lichts Glusem, während er mühsam seine Substanz zu stabilisieren versucht, im Reich der Plegg‘re nahe den Galaxien Wukarin und Risalon dabei, künftige Verhängnisse abzuwehren. Er weiß aus seiner zukünftigen Erinnerung, dass das Plegg‘gon-System in der Gegenwart eine lebensfeindliche Trümmerwüste sein wird (vgl. Bd. 27). Ihm ist aber auch klar, dass er eine Verpflichtung gegenüber Oki Stanwer hat – denn kurz vor der Vernichtung des Transmittermondes gelangte ein Zeitreiseraumschiff der Plegg‘re, das aus der nahen Zukunft ge­sandt worden war, zum „Point Zero“ und warnte vor einem be­vorstehenden Dämonenangriff auf ANTI-TOTAM.

Weiterhin weiß er, dass die Plegg‘re den Transmittermond bau­en müssen, um ein Zeitparadoxon der Zukunft zu vermeiden. Und er fühlt sich zudem verpflichtet, nachdem er die verheeren­den Attacken der Dämonen im Zeituniversum erlebt hat, die hilflosen Cranyaa in Hun‘arc zu schützen.

Glusem muss also mehrgleisig fahren. Während ein Verfahren für ein Zeitreiseraumschiff entwickelt wird, beginnen die Bauar­beiten am Transmittermond … und dann findet eine Plegg‘re-Ex­pedition im Leerraum ein fast völlig zerstörtes Raumschiff. Der Helfer des Lichts erkennt den Bautyp rasch wieder: es handelt sich um ein Schiff der humanoiden Waaklors, die in der Zukunft in der Todeszone TOTAMS Vasallen sein werden (vgl. dazu die 40er-Bände).

Und er beginnt sich zu fragen: Sind es die Waaklors, die das Plegg‘re-Reich vernichten werden? Schwerwiegender noch: Sind sie jetzt schon Vasallen TOTAMS? Hat TOTAM eventuell vor, mit einem verheerenden Zeitparadoxon zukünftige Fakten grundle­gend zu verändern …?

Episode 82: Strahlenstürme

(4. April 1987, digitalisiert 2020)

Im Reich der Plegg‘re herrscht Alarmzustand. Während mit Hochdruck am Transmittermond gebaut wird, mobilisiert Glu­sem eine Raumflotte, da die ersten Kontakte mit den Waaklors in einem blutigen Desaster geendet haben. Es scheint mehr denn je wichtig, dem Verhängnis, das aus der Zukunft droht, zu­vorzukommen.

So schickt Glusem das mächtige Expeditionsschiff PLEGG‘RE nach Hun‘arc mit dem Auftrag, dort mit Hilfe von fünfhundert­tausend Siedlern ein geheimes neues Reich der Plegg‘re zu er­schaffen, gewissermaßen als Backup, falls es ihm nicht gelingt, das Verhängnis der Zerstörung des Plegg‘gon-Systems aufzu­halten.

Parallel dazu rüstet er auf und lässt die Position des Waaklor-Im­periums herausfinden. Außerdem startet das Zeitreiseraum­schiff, das eine temporale Distanz von rund 26.000 Jahren und 23 Millionen Lichtjahren überwinden soll, um ANTI-TOTAM zu warnen. Und dann fasst er einen fatalen Entschluss: Es ist das Beste, wenn er dem sicheren Angriff der Waaklors zuvorkommt und seinerseits zum Präventivschlag übergeht.

Bedauerlicherweise sind die Waaklors auf diese Attacke inzwi­schen vorbereitet. Und sie realisieren einen ungeheuerlichen Plan, um die Gefahr der Froschwesen ein für allemal abzuwen­den – den Todesplan.

Derweil gerät die PLEGG‘RE im Zielanflug auf Hun‘arc in Schwie­rigkeiten. Die Kolonisten und die Crew werden mit Strahlenstür­men konfrontiert, die eine grässliche Seuche initiieren, die so genannte „Zentrumspest“. Und allem Anschein nach verläuft sie bei jedem Befallenen tödlich …

Episode 83: Die Entstehung der Biowelt

(23. April 1987, digitalisiert 2020)

Der schwelende Kriegszustand zwischen den Plegg‘re und den Waaklors eskaliert! Als Glusem und seine Tausende von Kampf­schiffen die Welten der Waaklors attackieren, um deren Angriff zuvorzukommen, wird der „Todesplan“ in die Realität umgesetzt. Nach außen scheint es, als würden die Humanoiden mehr als zwanzig Sonnen ihres Reiches künstlich in Supernovae verwan­deln und damit zugleich ihre gesamtes Sternenreich auslö­schen. Kollektiver Selbstmord, so sieht es nach außen aus … aber erst, als die Schockwellen des Experiments Glusems Streit­macht außer Gefecht setzen und Raumschiffe zu Energie zer­strahlen, wird ihm klar, was das wirklich bedeutet:

Die Waaklors haben eine Hyperenergieüberladung induziert und auf diese Weise ihr Reich in eine dimensionale Nische gesogen, eben die so genannte „Todeszone“, in der kurz vor der Realge­genwart Oki Stanwer und seine Gefährten, darunter auch er selbst, landen werden.

Ganz offenbar wird so eine fatale Zeitschleife geschlossen. Und die Konsequenzen sind noch dramatischer, weil nahezu die ge­samte ausgesandte Plegg‘re-Streitmacht ausgelöscht wird. Als Glusems Geist in seinem Körper auf Technopol, der Zentralwelt der Plegg‘re, wieder zu Bewusstsein kommt, sind Wochen ver­strichen seit der Katastrophe. Und es hat sich eine innenpoliti­sche Gegenströmung gebildet, die sich darum bemüht, die Plegg‘re aus Glusems Bevormundung zu lösen.

Die Waaklors mögen jetzt gewissermaßen sicher weggeschlos­sen sein, aber der furchtbare Aderlass der Auseinandersetzung zermürbt das Reich der Plegg‘re, und bald befindet sich Glusem mit seinen wenigen verbliebenen Anhängern in einer Outlaw-Rolle wieder, das Reich zerfällt in Fraktionskämpfen.

Und während Glusem mit seinen Mitstreitern auf einer eigenarti­gen Welt mit einem bizarren Gallertozean (!) Zuflucht findet, auf der er in rund 600.000 Jahren von UCHULON und Ureg-Ni gefun­den werden wird (vgl. Bd. 35), fragt sich der Helfer des Lichts ratlos Folgendes: Wenn es nicht die Waaklors sind, die das Ster­nenreich der Plegg‘re zu Grunde richten … wer ist es dann? Oder ist die Zeit doch geändert worden?

Derweil gehen die dramatischen Geschehnisse an Bord der PLEGG‘RE in Hun‘arc weiter, wo psychisch gestörte Meuterer das Kommando an sich zu reißen versuchen, was zu einer Kata­strophe führt. Das Schiff havariert schließlich in einem zen­trumsnahen Sonnensystem, und während die Plegg‘re einer Bio­metamorphose anheimfallen, die sie in völlig andere Wesen ver­wandelt, setzt allgemeines Vergessen ein. Davon, dass im Her­zen von Hun‘arc eine Kolonie der Plegg‘re entsteht, kann keine Rede mehr sein. Stattdessen entwickelt sich aus den Mutierten im Sonnensystem Wo-hokel … das Volk der Mogolker

Episode 84: Blaue Galaxien

(7. Juni 1987, digitalisiert 2020)

Irgendwo im Zeituniversum, im Jahr 563.923 vor Cranyaa, rund 25.000 Jahre von ANTI-TOTAM in die Zukunft geschleudert, er­scheint der Fragmentrest der STELE DER EWIGKEIT wieder in ei­nem unbekannten Sternsektor, in dem alle nahen Galaxien eine bläuliche Färbung aufweisen. Verfolger gibt es offenbar keine – Probleme dagegen einige.

Die STELE ist, wie schnelle Kontrollen ergeben, fundamental ge­stört, und die Ausfälle mehren sich rasch. Es ist absehbar, dass das faszinierende Lichtschiff aus Goldkristall nicht mehr sehr lange funktionieren wird.

Oki Stanwer sendet mit Hilfe des Traumsarges seinen Verstand aus und sucht Hilfe. Zu seiner nicht eben geringen Verblüffung findet er tatsächlich Raumschiffe – mächtige, rund 2000 Meter große Quaderschiffe einer kleinwüchsigen, schwarzhäutigen Spezies, die er schon seit vielen KONFLIKTEN als „Schrottis“ kennt. Kommandant Setoy-72 des Schrotti-Konvois 661 ent­schließt sich dazu, Oki Stanwer zu helfen.

Wenig später treffen die früheren Bediensteten der Baumeister bei der STELE ein – gerade noch rechtzeitig, um das Schlimmste zu verhindern, denn die letzten Funktionen versagen. Eine Re­paratur ist mit den Mitteln der Schrottis nicht möglich. So über­nimmt der Feldherr der Cranyaa noch aus den Laderäumen Kristallboxen mit Lichtrobotern und wechselt auf einen Schrotti-Tender über, während er den Rest der STELE mit dem Primärenergiewandler, damit die Lichttechnik in dem Wrack nicht von irgendwem anderweitig missbraucht werden kann.

Dann macht sich der Schrotti-Konvoi 661 mit seinen Gästen, zu denen auch der Zoomby Yoghrythekl zählt, auf den langen Rückflug zur Galaxis Srakkonar …

Oki Stanwer hat definitiv nicht vor, klein beizugeben – er hat jetzt noch mehr mit den Dämon Craathava zu klären. Und er ist wild entschlossen, ihn zu erwischen, zu stellen und zu vernich­ten!

Episode 85: Der Kristallriese

(27. Juni 1987, digitalisiert 2020)

Blende in die Realgegenwart, Fortsetzung der Episoden 78 und 79: Nachdem TOTAM das „Unternehmen Cranyaatod“ aktiviert hat und der Planet Kareton quasi biologisch durch TOTAMS ATEM sterilisiert wurde, wird der nächste Zug gemacht – TOTAM erwartet eine Waffe, die direkt aus dem Zeituniversum in die Realgegenwart transferiert werden soll, und zwar exakt in das Ruinensystem, das einst das Herz des Plegg‘re-Reiches war. Also ist das Plegg‘gon-System gemeint.

Doch in der direkten Nähe dieses Sonnensystems dehnt sich mit atemberaubender Geschwindigkeit die Schockzone auf, die je­des Sonnensystem zu Energie schreddert. Es ist also höchste Zeit, hier zu intervenieren.

TOTAM sendet, nachdem auf Technopol ein Stützpunkt errichtet wurde, der mit DIGANTEN, wurmgestaltigen Llarrors und unto­ten Cranyaa bemannt ist, direkt nach Ankunft der Waffe ein Heer mit zwei Dämonen von TOTAM, dem zwangsweise deser­tierten Lichtritter Yorrok und Tausenden von Cranyaa-Untoten ins einstige Plegg‘gon-System, um die Waffe zu bergen, eine gi­gantische Kristallzinne, die aus dem Ovahaan-System geborgen wurde … der abgeworfene und inzwischen gründlich negierte Teil der STELE DER EWIGKEIT.

Aber dummerweise zeigt es sich, dass TOTAM nicht die einzige Fraktion ist, die von der Waffe weiß – das Team hat einen Verrä­ter, der einen Funkspruch nach Hun‘arc schickt … genau ins Reich der Tekras, wo der unheimliche Soffrol inzwischen mit den schlangenartigen Wesen paktiert und zudem einen weiteren Pakt mit dem Troohn Tronlekk, dem vormaligen Kommandanten von TOTAMS Basis Ghoyyol geschlossen hat. Soffrol und weitere geheimnisvolle Verbündete wollen nun die Waffe für ihre eige­nen Zwecke in die Finger bekommen …

Die Ereignisse um die neue Waffe TOTAMS und das Plegg‘gon-System werden in Band 86 noch fortgesetzt, ehe es dann zu­rück ins Zeituniversum geht. Von diesen Geschehnissen erzähle ich euch dann beim kommenden Close Up-Artikel, der die Episo­den 86-90 thematisieren und sich dem Ende des Zeituniversum-Zyklus nähern wird.

Es bleibt also spannend, Freunde, glaubt mir.

Macht es gut und bis nächste Woche.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 272: Killermaschine (1)

Posted Juni 10th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

das Thema „Künstliche Intelligenz“ ist en vogue, insbesondere seit jenen Zeiten der digitalen Beschleunigung, in denen sich die Rechenleistung von Mikropro­zessoren binnen weniger Jahre vervielfacht hat (ich glaube, es gibt da das so ge­nannte „Moore’sche Gesetz“, das darüber präzise Auskunft gibt). Fakt ist jeden­falls, dass wir heutzutage schon mit jedem Handy und Smartphone mehr leis­tungsstarke Hardware und Software mit uns herumtragen, als sie einst im Cock­pit von Apollo-11 installiert war, um zum Mond zu fliegen.

Warum wir es heutzutage dann nicht mehr gebacken kriegen, zum Mond zu fliegen, wo doch die Technik soviel besser geworden ist, ist vielen Leuten schlei­erhaft. Manche nehmen dann Zuflucht zu der Vorstellung, alles sei von der NASA schlicht im Fernsehstudio gestellt worden und niemals ein Mensch auf dem Mond gewesen. Wir kennen solche Verschwörungstheorien, sie sind der Vorstellung verwandt, dass die Pyramiden und die Figuren der Osterinsel sowie Stonehenge „natürlich“ von Außerirdischen erbaut worden sein müssten, denn da wir das heute kaum hinbekämen, könnten die „Steinzeitkulturen“ das ja un­möglich geschafft haben …

Nun, des Menschen Wunsch und Wille ist sein Himmelreich, und die meisten Menschen verstehen einfach nicht, dass sie schlicht zu wenig Phantasie besit­zen, um sich das Naheliegende klarzumachen. Sie sollten bei Sherlock Holmes in die Schule gehen, ehrlich.

Also, zurück zum Thema: Künstliche Intelligenz. Das ist nicht erst seit zehn Jah­ren ein brennendes Thema, sondern hat Science Fiction-Autoren schon seit über hundert Jahren umgetrieben, besonders massiv dann ab dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Und als der Aufstieg von Microsoft begann und die digitale Tricktechnik raffinierter wurde, als solche Filme wie der „Terminator“ ins Kino kamen, da schwappte sowohl die Faszination als auch die Furcht vor intelligen­ten Maschinen auch in der Literatur wieder über die Ränder und erreichte das, was man landläufig nur „Roman“ nennt.

Wenn man diese Werke genauer betrachtet, hat man reinrassige Science Fiction vor sich. Ob es da um „intelligente“ Hochhäuser geht, die der Kontrolle entkom­men und sich gegen ihre Schöpfer wenden (wie etwa in „Game Over“ von Philip Kerr oder auch in der Serie „Akte X“) oder eben um Roboter, die klüger als ihre Erschaffer sind … genau genommen war das Anfang der 90er Jahre noch reine Science Fiction.

Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ging aber der Romanautor Robert Mason einen etwas abweichenden Weg, als er seinen Roman über den Roboter Solo schrieb. Ihn interessierte weniger die technische Realisierbarkeit als viel­mehr das, was sich im kybernetischen Hirn der Maschine abspielte. Der Innen­blick erhielt deutlich mehr Bedeutung.

Damit sind wir, wenn wir genau sein wollen, bei einem reinrassigen Erstkontakt, ohne dass es irgendwelcher Fliegenden Untertassen oder Aliens bedarf. Solo an sich ist kein Mensch, er weiß das und sagt es auch. Aber er ist ein lernendes Wesen. Und wenn ein lernendes Wesen, das stetig dazulernt und nichts verges­sen kann, von Personen geleitet wird, die es belügen, dann kann das – jeder ahnt es unheilschwanger – wirklich nicht lange gutgehen. Und so kommt es dann auch, wie es kommen muss.

Lasst euch also nicht von dem martialischen Titel blenden, der abschrecken könnte und aus rein verlagstechnischen Gründen gewählt wurde. Konzen­triert euch besser auf den Inhalt, das lohnt sich.

Auf in ein euch vielleicht unbekanntes Leseabenteuer, Freunde, macht Bekannt­schaft mit Solo, einem faszinierenden Wesen:

Killermaschine1

(OT: Weapon)

von Robert Mason

Heyne 8742

320 Seiten, Juni 1993

Aus dem Englischen von Thomas Hag

ISBN 3-453-06376-7

Die Forschung ist sich bis heute nicht völlig sicher – ist es möglich, Maschinen so zu konstruieren, dass sie eine intellektuelle Denkfähigkeit erlangen, die der des Menschen gleichkommt? Ist es denkbar, eine selbst-bewusste Maschine zu erschaffen, die gleich einem Kind autonom lernt und von seinen Erbauern den­noch steuerbar bleibt? Wenn so etwas möglich wäre … wäre es wünschens­wert? Und wofür würden die Erbauer solche Wesen verwenden?

Dieses Buch geht davon aus, dass die Erschaffung eines solchen Wesens gelun­gen ist, und der Roman handelt weiterhin von dem ultimativen Test dieser Ma­schine und davon, wie das alles aus dem Ruder läuft.

Sommer 1988, Pazifikküste von Costa Rica.

Dr. William „Bill“ Thompson, Eigentümer der Firma Electron Dynamics, hat in Zusammenarbeit mit dem US-Militär einen autonomen Roboter namens SOLO entwickelt. Solo ist vorgesehen als Kampfmaschine, und abgesehen von einigen – allerdings folgenschweren – Zwischenfällen während seiner monatelangen Ausbildung (er hat unter anderem seinem Trainer im Zweikampf den Schädel zertrümmert) hat er sich ausgesprochen wacker geschlagen. General Clyde Hay­nes, der das Projekt leitet, möchte darum auch unbedingt den ultimaten Test durchführen. Gegen Bills ausdrückliche Warnung hin verfrachtet er Solo und seinen Schöpfer nach Costa Rica.

Jenseits der Grenze zu Nicaragua unterstützt das US-Militär von zu diesem Zeit­punkt die Untergrundbewegung der Contras gegen die herrschende (kommu­nistischen) Sandinista-Regierung von Daniel Ortega. Das Ziel ist ein militärischer Putsch der Contras, damit die USA einen zweiten Kanal durch die mittelameri­kanische Landbrücke bauen können.

Dem Roboter Solo ist eingehämmert worden, dass die „Feinde“ natürlich „die Kommunisten“ sind und die Guten „die Amerikaner“. Bill hält das für arg verein­facht, und das ist es auch. Er argwöhnt, weil er sein Werk kennt, dass Solo sich nicht lange mit solchen Schwarzweißmustern blenden lassen wird. Clyde ist hin­gegen der ignoranten Ansicht, Solo sei etwas in der Richtung einer „intelligen­ten Blechbüchse“, die man an- und abschalten kann. Er verfügt über keinerlei Phantasie und wird dementsprechend von der Handlung auch überrumpelt, als nicht mehr alles nach Plan verläuft.

Der hünenhafte, humanoid gestaltete Solo wird von einer solchen Vorstellung nur höchst unzureichend erfasst. Sein Gehirn sitzt im Brustkasten, der gepan­zerte Kopf enthält ein Kamerasystem, mit dem er auf allen Wellenlängen sehen kann. Er „spürt“ mittels einer Ganzkörpersensorik sogar Personen, die sich ihm von hinten nähern, und rasch stellt der Leser fest, dass Solo noch ganz andere „Tricks“ beherrscht. Natürlich benötigt er im Grunde genommen keine Nahrung, da eine kleine Plutoniumbatterie sein Denkzentrum mit Energie versorgt, an­sonsten ist er allerdings von Generatoren abhängig. Der Roboter ist absolut wasserdicht und druckresistent bis in eine Tiefe von 80 Metern, und dank seiner Panzerung ist er fast völlig unempfindlich für Beschuss.

Eine „Waffe“, wie man ihn einstuft und wie er sich – anfangs – auch selbst be­zeichnet. Sein Hauptproblem ist indes, dass er nicht töten kann. Bei den „leta­len“ Tests versagt er konsequent, unter anderem, weil er die Notwendigkeit ei­nes solchen Tests in Frage stellt. Clyde Haynes schickt ihn also in den Dschun­gel, direkt in die Nähe einer Sandinista-Patrouille, um so eine Ernstfall-Situation zu erzwingen.

Soweit klappt die Sache auch, doch dann läuft Solo aus dem Ruder. Durch die Kommunikation mit der Heimatbasis begreift er, dass er bei der Rückkehr „um­programmiert“ werden wird, was er – irrational genug, aber im Kern zutreffend – mit der Zerstörung seiner Persönlichkeit gleichsetzt. Und er verweigert den Gehorsam, um im Dschungel unterzutauchen. Nun hat er etwa zwanzig Stunden Zeit, bis seine Energien zur Neige gehen. Scheinbar brauchen seine Auftragge­ber nur zu warten und ihn wieder einzusammeln … aber ganz so leicht wird die Angelegenheit dann doch nicht.

Solos „Seele“, mit Abstand das Faszinierendste an ihm, ist ein unbeabsichtigtes Nebenprodukt der parallelgeschalteten Computerprozessoren in seiner Brust. Wie es der Kybernetiker Marvin Minsky vermutet, gibt es eine kritische Grenze, die bei ihm überschritten wird, und direkt anschließend an die Loyalitätskrise beginnt Solo sich Fragen zu stellen, die er zuvor nicht kannte. Besonders akut werden diese Fragen, als er von nicaraguanischen Kindern entdeckt und in das Heimatdorf Las Cruzas geschleppt wird.

Auf einmal nämlich entstehen in Solo Überlegungen, die vorher völlig undenk­bar waren, beispielsweise diese: was bedeutet es, mit einem Menschen be­freundet zu sein? Wie weit geht man, wenn man jemanden als Freund betrach­tet? Würde man für diese neuen Freunde töten …?

Obwohl das leider sehr schlampig lektorierte Buch, das eine geradezu unglaub­liche Menge an Druckfehlern enthält (z. T. werden die Personen verwechselt, Anreden klein geschrieben, Worte grundlegend falsch geschrieben usw.), was eindeutig das Lesevergnügen beeinträchtigt, eine Menge Action beinhaltet, sind die meines Erachtens wichtigsten Passagen des Romans durchaus nicht die Actionsequenzen. Obschon diese natürlich sehr beeindruckend sind und sich mit Fortgang der Handlung stetig steigern. Wenn man den Roman nämlich ge­nau liest, entdeckt man ein bisschen überrascht, dass es sich um eine Form von beiderseitigem Erstkontakt handelt, für den man nicht mal unseren Planeten Erde verlassen muss2:

Die schlichten, vom Krieg heimgesuchten Indios, die Solo jenseits seiner Schwarz-Weiß-Programmierung entdeckt und deren Handeln ihm anfangs in höchstem Maße irrational erscheint, sind für den Roboter auf ihre Weise eben­so fremdartig wie er selbst für sie.

Anfangs denken auch die Dörfler von der Maschine wirklich nur als einer Ma­schine – etwa so wie von einem Kühlschrank, einem Radio oder Auto. Das än­dert sich rasch, als ihnen klar wird, wie unglaublich menschlich er ist. Mitfüh­lend. Irritierbar. Besorgt geradezu. Und manchmal ist er tatsächlich, wie die jun­ge Nicaraguanerin Agela erklärt, „der bessere Mensch“. So schlägt Solo zu­nächst Misstrauen, dann Bewunderung und schließlich blanke Freundschaft entgegen. Und das alles wirkt sich auf Solo aus.

Fast scheint es, als würde er tatsächlich „menschlich“ werden.

Dabei ist er natürlich genau dies nicht. Solo ist, wie er es dem Geistlichen Padre Cerna sagt, eigentlich nicht ein besserer Mensch, sondern in der Tat eine Ma­schine, er empfindet sich jedoch als eine mit eigenem, stetig dazu lernenden Bewusstsein, einem „ghost in the machine“ im klassischen Sinn.

Und diese künstliche Seele lernt ständig dazu, auf unterschiedlichsten Feldern. Sie versucht metaphysische Konzepte wie „Geister“ zu verstehen. Gefühle. Loyalität jenseits der militärischen Bedeutung dieses Wortes. Solo spürt rasch auch logische Fehler in der Argumentation des Gegenüber auf, entdeckt verräterische biometrische Signale, die auf Lügen hindeuten, und da er taktisch höchst geschult ist, entpuppt sich der eigentliche, sich anbahnende Kampf weniger als der mit Waffen (wiewohl auch der geführt wird, natürlich, und es geht ziemlich zur Sache) – es ist vielmehr ein raffiniertes Duell zwischen Mensch und der rasch dazulernenden Maschine. Wobei das Zeitfenster, Solo zu besiegen, schnell immer kleiner wird.

Und noch kleiner …

Das Buch selbst bleibt deshalb auch 14 Jahre nach seinem Erscheinen (und nach meiner zweiten Lektüre, ebenfalls im Abstand von 14 Jahren) ein bemerkens­wert klarsichtiges Plädoyer für die Künstliche Intelligenz, ihre Risiken, aber auch ihre unbestreitbaren Entwicklungsmöglichkeiten. Und es enthält eine eindringli­che Warnung: dass wir, falls unsere Maschinen dereinst solche Intelligenz ent­wickeln sollten, die von der menschlichen gründlich verschieden ist, aufrichtig ihnen gegenüber sein sollten. Anderenfalls könnte das passieren, was Bill Thompson sagt: „Auf lange Sicht, pflegte Marvin Minsky zu sagen, können wir froh sein, wenn sie [die Maschinen gleich Solo, UL] uns als Haustiere halten.“

Tolle Aussicht, hm? Das sollte uns zu denken geben, immer noch.

Und dem Leser sollte gleichfalls zu denken geben, dass es zu diesem Buch einen zweiten Teil gibt …

© 2007/2019 by Uwe Lammers

Natürlich ist der Roman inzwischen fast 30 Jahre alt und zweifellos längst ver­griffen und nur noch antiquarisch zu erhalten. Und gewiss muten viele der Prä­missen im Roman, was die neuronalen Netze Solos angeht und seine Möglich­keiten, für damalige Verhältnisse aberwitzig futuristisch an. Doch sollte man sich als neugieriger Leser weniger auf die technisch etwas unplausibel wirkende Struktur konzentrieren als vielmehr auf das, was ich oben in der Einleitung sag­te.

Wenn eine Maschine so etwas wie „Intelligenz“ erlangen kann, wird sie sich un­bestreitbar völlig von uns unterscheiden. Mit ihr dann zu interagieren, wird sein, als würden wir einer unbekannten Spezies von Intelligenz, etwa mutmaßli­chen Aliens, begegnen. Und dann landen wir ganz automatisch bei dem altbe­kannten Spiel von Ruf und Echo – unser Verhalten erzeugt einen gewissen Ver­haltens-Widerhall im Gegenüber, und wenn das Gegenüber scharfsinniger und schneller denken kann als wir und unsere Absichten durchschaut, dann sollten wir uns nicht wundern, wenn uns die Reaktion des Gegenübers nicht sehr ge­fällt.

In zwei Wochen stelle ich euch den Folgeroman vor, mit dem Solos Abenteuer fortgesetzt werden – und ich versichere euch, die haben es auch wieder heftig in sich. Nächste Woche gehen wir hingegen auf Schatzsuche. Mehr sei noch nicht verraten.

Einfach neugierig bleiben, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Das Buch wurde von mir nach der Erstlektüre 1993 für das Fanzine ORGASMIC NIGHTMARE rezensiert. Die Rezension erschien damals im Oktober 1993.

2 Folgerichtig ist dieses Buch auch in der allgemeinen Reihe erschienen, wiewohl es vom Sujet her ein reinras­siger SF-Roman ist, mit einer Grenzfläche zum Kriegsroman und Politthriller.

Blogartikel 379: Legendäre Schauplätze 18: RANTALON

Posted Juni 7th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

der Stichtag ist der 20. Mai des Jahres 3938. Der finale KON­FLIKT bricht aus, als es endlich gelingt, dass galaktische Einhei­ten die Welt erreichen, die seit langem als der Hauptkampfort der Kräfte des Lichts und der Finsternis in der Galaxis Milchstra­ße benannt worden ist.

RANTALON.

Und der Tag des Triumphs wird zugleich zum Tag des Entset­zens, denn der Zugang zur Welt RANTALON wird durch den Pakt mit einem Verräter erkauft – und dieser Verräter schickt die Ga­laxisrebellen auf eine Reise in die Vergangenheit, eine Reise ohne Rückfahrkarte. Damit scheint alles verloren. Aber …

Moment, Freunde, ihr wisst gar nicht, wovon ich spreche, das vergaß ich natürlich. Im Gegensatz zu mir wisst ihr selbstver­ständlich nicht, dass ich diese Welt und die eben sehr knapp skizzierte dramatische finale Sequenz, die zu den dramatischen 25 Bänden des KONFLIKTS 16 in der Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ führt, schon seit mehr als 20 Jahren ken­ne. Denn solange ist diese Serie schon vollendet, jedenfalls in der nicht-digitalisierten Episodenfassung. Von einer vernünftig lesbaren und genießbaren Serie kann man in diesem Kontext noch nicht reden. Und da ich diese Serie noch nicht im Digitali­sierungsprogramm habe (vielleicht wird das Ende 2021 etwas, aber dafür würde ich aktuell meine Hand nicht ins Feuer legen wollen), gerate ich momentan natürlich ein wenig ins Schwim­men. Verzeiht, wenn ich an vielen Stellen schwammig bleibe und auch keine Zitate aus der Serie bringen kann.

Fangen wir mal vorne an.

Der KONFLIKT 15 in der Serie „Oki Stanwer“ ist verloren worden (Januar 1984 abgeschlossen). Parallel dazu hatte ich schon den Folge-KONFLIKT 16 begonnen, der im Jahre 3896 irdischer Zeit­rechnung beginnt. Die Verhältnisse in der Galaxis Milchstraße sind chaotisch. Die Menschheit ist in zahlreiche Sternenrepubli­ken zersplittert, von denen das mächtigste Gebilde die so ge­nannte „Sternenreichsunion“ (SRU) ist, die zunehmend Einfluss auf die galaktischen Geschicke nimmt. Oki Stanwer taucht hier als „Mann aus dem Nichts“ auf, überwirft sich mit der SRU-Füh­rung und sucht Schutz auf der Freihandelswelt ELDORADO.

Schnell erfährt er, dass die Macht TOTAM, sein Antagonist, in der Milchstraße schon aktiv ist. Aber es gibt ein überliefertes Fa­nal – eine Welt namens RANTALON, die von den legendären Baumeistern als Kampfwelt für diesen KONFLIKT geschaffen worden ist. Sie soll nahe dem Galaxiszentrum liegen, aber noch hat sie niemand entdeckt.

Als Oki Stanwer mit Getreuen über eine Transmitterbrücke in die ferne Galaxis Kirrongar1 vorstößt, um einer Attacke seines dä­monischen Todfeinds GOLEM, der sich in einem Anflug von Grö­ßenwahnsinn GALAXIENBEZWINGER nennt, zuvorzukommen, gerät er in eine Zeitfalle und verliert vierzig fatale Jahre Lebens­zeit. Und bei seiner Rückkehr in die Heimatgalaxis ist alles an­ders.

Warum?

Weil GOLEM inzwischen die Milchstraße überfallen hat. Nahezu alle Staatengebilde, die vorher existierten, sind zerstört, die Menschheit bis auf eine zerstreute Gruppe von Galaxisrebellen nahezu verschwunden.

Alle Hoffnung verloren?

Nein – denn der Anführer der Rebellen ist niemand anderes als Marconius Stanwer: Oki Stanwers Sohn mit der Helferin des Lichts und Korsarin Death-Zhonya. Aber Sonja ist, als sie wieder mit Oki Stanwer zusammentrifft, schrecklich verändert. Sie ist greisenhaft verwittert und stirbt bald darauf.

Natürlich ist Oki Stanwer der Auffassung, daran sei GOLEM schuld – aber er täuscht sich. Nein, sagt Marconius, seine Mut­ter habe die Entdeckung der Baumeisterwelt RANTALON nicht überlebt.

Ja, RANTALON ist entdeckt worden.

Es ist ein unzugänglicher Ort ohne Wiederkehr.

RANTALON, das muss Oki Stanwer alsbald verstehen, ist eine gi­gantische Ringwelt, die von den Baumeistern um die Sonne SCHICKSAL errichtet wurde, ein unglaubliches technisches Kon­strukt wie ein schmales Band aus geschmiedetem Metall, das aber unter einer fleckigen Schutzhülle von Regenbogenwolken eine vielfälti­ge Landschaft birgt, während die Unterseite aus blausilbernem Metall besteht.

Irgendwo auf dieser gigantischen technischen Welt findet sich also der Schlüssel, die sich allmählich immer mehr versammeln­den Feinde im Zaum zu halten, womöglich zu besiegen.

Doch RANTALON ist nicht zu betreten. Als die Galaxisrebellen es versuchen, kollidieren sie mit einer unsichtbaren Aura, in der die Zeit unkontrollierbar in verschiedenste Richtungen läuft und irreparable Alterungsprozesse auslöst. Auf diese Weise vergreist Oki Stanwers Geliebte und Marconius‘ Mutter.

Sie haben die „Zeitgezeiten“ entdeckt, eine tödliche Barriere, die jeden von RANTALON fernhält. Und es ist völlig gleichgültig, wie es scheint, ob es sich dabei um Kämpfer des Lichts handelt oder Feinde desselben. Niemand kann die Zeitgezeiten überwin­den, von denen niemand weiß, wer sie geschaffen hat.

Aber natürlich gibt es da gewisse Vermutungen.

Da die Welt selbst von den Baumeistern erschaffen wurde, liegt der Gedanke natürlich nahe, dass sie auch die Barriere instal­liert haben, um ihr Bauwerk zu schützen.

Wie phantastisch ist es darum, als wenige Monate nach Oki Stanwers Wiederankunft in der Galaxis ein leibhaftiger Baumeister erscheint und den Galaktikern verspricht, ihre Raumschiffe mit Zeitgeneratoren zu versorgen, die sie gegen die Zeitgezeiten immunisieren und den Durchflug ermöglichen.

Nun scheint der Sieg zum Greifen nahe zu sein.

Zwar wird RANTALON inzwischen von GOLEMS Einheiten und Einheiten der Neuen LIGA belagert, aber am 20. Mai 3938 sto­ßen die Galaktiker in einer riskanten Operation vor und durch­queren den Zeitwall.

Und verschwinden spurlos.

Erst mit etwas Verspätung erfahren Oki und die Zurückgebliebe­nen, die zu diesem Zeitpunkt eine andere tödliche Gefahr in den Tiefen der Galaxis zu entschärfen hatten, die grässliche Wahr­heit: der Baumeister hat sie betrogen. Die Zeitgeneratoren ha­ben funktioniert, ja, aber sie haben die Galaktiker-Einheiten zu­gleich zum Teil jahrtausendeweit in die Vergangenheit zurückge­schickt, so dass die Havaristen nun, durch Jahrhunderte und Jahrtausende voneinander und von der Gegenwart getrennt, auf der Oberfläche der Ringwelt gestrandet sind. Eine Rückkehr ist unmöglich.

Und während Oki Stanwers Hoffnungen schon fast völlig erlo­schen sind, sagt der GRALSJÄGER TAASIK-889 etwas, was nach­gerade monströs klingt: *der entartete baumeister schickte eure dreißig schiffe und ihre besatzungen in die vergangenheit und verurteilte sie damit zum tode. und sie sind alle ohne aus­nahme bis zum heutigen tag tot und gestorben …*

Aber er fährt fort: *die zeitreisenden sind tot. vom JETZT aus betrachtet. aber viele von ihnen könnten gerettet werden, wenn wir sie rechtzeitig in die gegenwart evakuierten. dazu brauche ich aber deine zustimmung. ich benötige freiwillige, die eine art „temporale eingreiftruppe“ bilden können.*2

Auf diese atemberaubende Weise gelingt es tatsächlich, wäh­rend sie auf RANTALON in der Klemme sitzen und von den Fein­den belagert werden, zahlreiche der in der Vergangenheit Ver­schollenen und deren Nachkommen in die Realgegenwart zu evakuieren.

Aber damit holen sie auch eine Macht in die Gegenwart, die auf gnadenlose Weise Ziele verfolgt, die den Sinn des finalen Waf­fenganges zunehmend infrage stellen. Und so entwickelt sich auf RANTALON ein ungeheuerlicher Kampf gegen Mächte und Kräfte, die sich niemand vorher vorzustellen vermochte …

Mehr kann und möchte ich heute über RANTALON als Ort und Kampfschauplatz nicht berichten. Natürlich könnte ich von der Shansing-80-Domäne erzählen, von den Kristallwüsten, den Tunnelgängern, den Lebenshelfern und dem Kristallpalast, der so genannten Hochlandzentrale … aber das scheint mir übereilt zu sein. In der Close Up-Reihe werdet ihr Näheres zu diesen Ge­schehnissen erst in den Folgen ab Nr. 50 erhalten – und das liegt noch in ziemlich weiter Zukunft.

Da neige ich doch eher dazu, euch vorher noch ein paar legen­däre Schauplätze vorzustellen und im Anschluss vielleicht ein paar legendäre Völker. Mal schauen.

Soviel also für heute von diesem legendären Schauplatz. In der nächsten Woche kehren wir in den KONFLIKT 14 zu den Cranyaa und dem Zeituniversum zurück.

Macht es gut, Freund, und bleibt gesund in diesen krisenhaften Zeiten!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Wenn ihr euch jetzt stirnrunzelnd fragen solltet, woher ihr wohl diesen Galaxisnamen kennt, dann helfe ich euch auf die Sprünge: In einem anderen KONFLIKT nennt man diese Galaxis Koopen. Ah, der Euro fällt? Genau, KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwin­ger des Chaos“, exakt. Und wenn ihr euch jetzt fragt: Also kommen in KONFLIKT 16 auch Allis vor …?, dann kann ich nur zustimmend nicken. Ihr seht, es ist von Vorteil, verschiedene OSM-Serien zu lesen, um einen Blick für das große Ganze zu erhalten.

2 Vgl. dazu beizeiten den Band 117 der Serie mit dem Eigentitel: „Die temporale Ein­greiftruppe“, 1998.

Rezensions-Blog 271: Im Zeichen der Vier

Posted Juni 3rd, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vermutlich werden jüngere Zeitgenossen als ich solche Namen wie „Major Sholto“ und „Mary Morstan“ eher aus der BBC-Serie „Sherlock“ kennen denn aus dem Original, um das es hier heute geht. Aber ich wage mal die Prognose, dass, wer die moderne „Sherlock“-Variante kennt, bei der Entdeckung der Lek­türe ungeachtet der starken inhaltlichen Ähnlichkeit doch bemerkenswerte Un­terschiede feststellen wird. Und für jemanden, der sich für Sherlock Holmes in­teressiert und neu zur Gemeinde der Holmesianer stößt, für den sollte es zum guten Ton und zur Selbstverständlichkeit gehören, diesen Roman gelesen zu ha­ben.

Ich selbst habe das erst relativ spät getan (2006), mithin ist diese Rezension, die gleich darauf entstand, auch schon ihre geschlagenen 14 Jahre alt. Aber sie nä­hert sich dem Werk mit Respekt, wiewohl die Übersetzung und Präsentation so ihre Schwächen aufweist und der Inhalt kolonialgeschichtlich quasi-rassistisch an vielen Stellen klischeehaft unterwandert ist. Heutzutage in einem Klima der zunehmenden literarischen Prüderie, wo sogar schon Mark Twain zensiert wird, wenn er ungeniert von „Negern“ spricht und die political correctness in voraus­eilendem Gehorsam Klassiker mit Scheuklappen und Maulkörben versieht, wür­de dieses Werk vermutlich unschön auffallen.

Wer sich nicht daran stört, sondern zur Kenntnis nimmt, dass Menschen eines anderen Zeitalters schlichtweg anders geschrieben haben und dies in den sozi­alhistorischen Kontext vernünftig einzusortieren weiß, wird von derlei albernen Spielchen der Moderne Abstand nehmen. Und vielleicht dennoch Sherlock Hol­mes´ zweiten veröffentlichten Fall von Romanlänge zu goutieren wissen.

Wer noch nicht Bescheid weiß, lese weiter. Wer den Roman kennt, lese auch gern weiter:

Im Zeichen der Vier

(OT: The Sign Of Four)

von Sir Arthur Conan Doyle

Ullstein 2744, September 1980

168 Seiten, TB

Übersetzt von Tatjana Wlassow

ISBN 3-548-02744-X

Im Jahre 1890 publizierte Lippincott’s Monthly Magazine ab Februar den zwei­ten aufregenden Fall des geheimnisumwitterten Detektivs Sherlock Holmes aus der Baker Street 221b. Und er wartet gleich mit einigen schockierenden Eröff­nungen auf: der etwa, dass der so durchgeistigte Sherlock Holmes ein zwischen manischer Begeisterung einerseits und depressiver Niedergeschlagenheit an­derseits schwankender Mensch ist, der „das stumpfe Gleichmaß des Daseins“ verabscheut, das sich jenseits seiner Kriminalfälle nur mit Kokain in steigender Dosierung ertragen lässt.

Im nächsten Atemzug diskutiert Doyle sein eigenes Werk – „Studie in Scharlach­rot“, auch Jefferson-Hope-Fall genannt – , und Holmes verreißt es …, sehr zum Ärgernis von Dr. John Watson, der dieses Werk „doch vor allem ihm zu Ehren geschrieben“ habe. Nein, muss man sagen, in diesem später auf den Handlungszeitpunkt September 1888 datierten Roman1 ist von besonderer Achtung und Ehrerbietung zwischen Autor und Geschöpf Sherlock Holmes noch keine Rede. Das soll sich bald darauf gründlich ändern.

Holmes leidet also in diesem Spätsommer 1888 unter starker Melancholie, doch das ändert sich ein wenig, als eine junge, blonde Dame seine Räume be­tritt – Mary Morstan, eine Waise, die bei einer Mrs. Forrester angestellt ist und eine überaus rätselhafte Geschichte zu erzählen weiß, in der sie Rat und zwei Freunde braucht.

Ihr Vater war Kolonialoffizier in Indien und schickte sie bereits als Kind in die Heimat nach Edinburgh zurück, weil die Mutter bereits verstorben war. 1878 kam er auf ein Jahr nach England zurück und telegrafierte seiner Tochter aus London, er sei wohlbehalten angekommen. Aber dann verschwindet er spurlos am 3. Dezember 1878 und wird nie wieder gesehen. Mary Morstan versuchte alles, um ihn wieder ausfindig zu machen, schrieb auch dem einzigen Kamera­den ihres Vaters, einem Major Sholto, der im Ruhestand in London wohnte, doch dieser wusste nicht einmal, dass Captain Morstan zurückgekehrt war.

Im Jahre 1882 erschien in der TIMES eine Anzeige, in der Mary Morstan darum gebeten wurde, ihre Adresse bekanntzugeben, und kaum hatte sie das getan, erhielt sie ein seltsames, kommentarloses Päckchen mit einer großen, leuchten­den Perle. Dieses Geschenk wiederholte sich auf den Tag genau sechs Mal … und bei dem letzten fand sich ein Schreiben um ein Treffen, zu dem sie, wenn sie misstrauisch sei, zwei gute Freunde mitbringen könne.

Sherlock Holmes, der von der Bizarrerie des Falles angezogen wird, ist gerne be­reit, hilfreich einzuspringen, und Dr. Watson, der von Mary Morstan ganz ver­zaubert ist („Was für eine ungewöhnlich reizvolle Frau!“), sagen zu. Aber auch in diesen Momenten merkt man Holmes düsteren Pessimismus deutlich. Gefragt, ob er Marys Schönheit nicht registriert habe, antwortet er dumpf: „Ich darf dir übrigens versichern, dass die entzückendste Frau, die ich je sah, gehängt wurde, und zwar deshalb, weil sie ihre drei kleinen Kinder, die hoch versichert waren, vergiftet hatte …“

Nun, in diesem Fall ist Mary wahrlich alles andere als eine Giftmischerin. Und der Fall ist noch abenteuerlicher, als sie sich das alle vorstellen: ehe sie recht begreifen, was geschieht, ist zwar der Tod von Marys Vater geklärt, aber ein an­derer Mensch zu Tode gekommen, auf durchaus fremdartige Weise. Zurückge­blieben ist das unbegreifliche „Zeichen der Vier“. Und es gilt sowohl, einen Ver­brecher zu jagen als auch den „großen Agra-Schatz“ zurückzubekommen, der aus Mary Morstan die reichste Waise Englands zu machen vermag. Sherlock Holmes nimmt mit dem „unvergleichlichen Toby“ und der trickreichen „Baker-Street-Bande“ die Verfolgung des Mörders auf.

Die Wurzeln dieses unvorhersehbar verwickelten Verbrechens reichen zurück bis nach Indien zum Sepoy-Aufstand, und überall trieft das Blut und liegen die Leichen …

Man merkt dieser Geschichte beim Lesen deutlich an, dass sie schnell geschrie­ben wurde und in monatlichem Rhythmus Kapitel für Kapitel erschien. Zwar er­weist sich Doyle als durchaus sicher und beeindruckend darin, Holmes´ dedukti­ve Fähigkeiten zu schildern, allerdings gibt es auch Details, die einfach unzutref­fend und schief sind. Überstarke Klischees, beispielsweise von den fast durch­weg blutrünstigen und barbarischen „schwarzen“ Indern (die, wenn man es ge­nau nimmt, nicht schwarz SIND) oder die von den Andamanen-Insulanern – Doyle/Holmes beschreibt sie generalisierend als „von Natur aus häßlich ge­formt, haben große, mißgestaltete Köpfe, kleine, wilde Augen und verzerrte Ge­sichtszüge …“ wirken teilweise so grotesk übertrieben, dass heutige Leser nur mitunter resignierend den Kopf schütteln können. Man schaue sich beispiels­weise im Auftaktheft der Zeitschrift GEO die Reportage über die Andamanen (!) an2 und die dort abgebildeten Menschen, und man kann diese anthropologi­sche Typisierung Arthur Conan Doyles sofort ad absurdum führen.

Natürlich sind diese Darstellungen der „barbarischen Wilden“ auf der einen Sei­te oder jener „edlen Männer mit hoch entwickeltem Moralempfinden“ auf der anderen ein Tribut an jene Zeit, in der die Geschichte entstand. Eine Zeit, in der Forscher noch um den Globus reisten und Schädel vermaßen in dem strikten Glauben, auf diese Weise „überlegene Rassen“ ermitteln zu können, ganz zu schweigen davon, dass natürlich, wer über die weiße Hautfarbe verfügte, ganz selbstverständlich dazu berufen sei, Menschen anderer Hautfarbe automatisch als minderwertig anzusehen. Solche heute rassistisch genannten Klischees sind in diesem Roman in hohem Maße aktiv. Sie sind keine Erfindung der Nazis, son­dern waren vorher schon durchaus im angelsächsischen Raum während der Spätzeit des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Entwicklung des „Sozialdarwinis­mus“ verbreitet.

Von solchen zeitgeschichtlich relevanten Tatsachen einmal abgesehen leistet sich aber auch die Übersetzerin so manchen Schnitzer, der den Leser seufzen lässt: Da wird beispielsweise ein offensichtlich zweistöckiges Haus beschrieben, dessen Fenster 60 (!) Fuß über dem Boden liegt, was immerhin 18 Metern ent­spricht.

An einer anderen Stelle wird den Andamanen-Bewohnern unterstellt, sie fertig­ten „steinerne Streitkolben“ an. Abgesehen davon, dass sich der Sinn für einen solchen Aufwand in keiner Weise erschließt (die Andamanen-Bewohner besit­zen selbst heute noch eine Steinzeitkultur), bestehen Streitkolben eigentlich per definitionem nicht aus Stein, sondern höchstens aus Holz. Was auch völlig genügt, um jemandem den Schädel einzuschlagen.

Wieder an anderer Stelle behauptet die Übersetzerin, Miss Morstan sei „beim Bericht von ihres Vaters plötzlichem Tod schlohweiß geworden“. Soweit mir be­kannt ist, wird diese Formulierung nur für Haare angewendet, und da später kein Bezug mehr darauf genommen wird, muss man wohl davon ausgehen, dass „kreidebleich“ gemeint war. Auch die Tatsache, dass Holmes seinen Freund Watson duzt, dann aber ungeniert an anderer Stelle fragt: „Könntest du diese Hauswand erklimmen, Doktor?“, legt nahe, dass die Übersetzerin das „you“, das ja sowohl „du“ als auch „Sie“ bedeuten kann, falsch übertragen hat.

Für einen aufmerksamen Leser schmälert so etwas das Lesevergnügen durch­aus. Die Handlung an sich ist jedoch interessant windungsreich und schwer zu durchschauen, jedenfalls bis kurz vor Schluss. Allerdings erreicht sie meiner An­sicht nach nicht die Intensität und Brillanz des Erstlings. Ein Klassiker der Krimi­nalliteratur ist das Buch gleichwohl geworden.

© 2006 by Uwe Lammers

Ja, schon anno 2006 konnte ich ein wenig unangenehm werden, wenn mir Strukturfehler in Geschichten auffielen. Aber ich pflege halt zu sagen: Das hier ist kein Schönwetterblog, es gibt da auch manchmal Schrammen auf den litera­rischen Vorlagen, die mit Recht verabreicht werden.

Einen kleinen überraschenden Schatz stelle ich dagegen in der kommenden Woche vor, wo wir uns in den mittelamerikanischen Urwald begeben und eine Erstbegegnung der ganz besonderen Art erleben. Freut euch drauf!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. die Chronologie der Sherlock-Holmes-Fälle im Anhang der Storysammlung „Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton“, Bastei 14916 (Hg. Mike Ashley), S. 727f.

2 Vgl. GEO 10/1976, Hamburg 1976.

Liebe Freunde des OSM,

unmittelbar bevor ich diese Zeilen schreibe, habe ich – wieder einmal, muss ich seufzend sagen – einen Nachruf verfasst. Er­neut ist einer der kreativen Vielschreiber von uns gegangen, den ich sehr geschätzt habe. Hat es früher Menschen wie Arthur C. Clarke, Iain Banks und Richard Adams „erwischt“, so hat uns nun auch im stolzen Alter von 88 Jahren der Abenteuer-Schrift­steller Clive Cussler verlassen. Ich bin darum ein wenig melan­cholisch gestimmt und lenke mich mit meiner heutigen traditio­nellen Pflichtübung ein wenig davon ab. Mehr zu Cussler und seinen Werken und Coautoren findet ihr dann in meinem Nach­ruf, wahlweise im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA), Ausgabe 439, oder in den nächsten ANDROMEDA-NACHRICH­TEN.

Heute möchte ich Bericht erstatten über den kreativen Monat Februar 2020, soweit er den Oki Stanwer Mythos oder den Ar­chipel betraf. Während letzterer allerdings Sendepause hatte, gelang es mir dieses Mal, unter den 32 fertig gestellten Werken mal wieder einen kleinen Meilenstein unterzubringen, nämlich den OSM-Band 1950.

Ja, es geht voran, einwandfrei. Und so sieht das diesmal im De­tail aus:

Blogartikel 373: Work in Progress, Part 86

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

(IR 31: Die Sturmfestung)

(Himmelfahrtskommando – OSM-Story)

IR 25: ZYNEEGHAR-Krieg

(IR 26: Odyssee in Uuridan)

(OSM-Wiki)

(OSM-Begriffsregister)

Anmerkung: Ihr stutzt, weil ihr hiervon seit Jahren nichts mehr gehört habt? Mit Recht, Freunde. Ich stutzte auch, schaute dann nach und bekam fast eine Föhnwelle – als ich nämlich entdeck­te, wie viele Jahre ich hieran nicht mehr gearbeitet hatte! Die­ses Register braucht dringend ein Update, ich war jetzt nur zu einer Stippvisite darin. Hier wartet in diesem Jahr noch jede Menge Arbeit auf mich …

(IR 27: Kettenreaktion)

(IR 40: INSEL in Flammen)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

Anmerkung: Was ist denn ein „Lexikon“?, mögt ihr euch fragen. Und denken: Es gibt doch zu den Serien üblicherweise Glossare … ja, das ist heute so. Aber diese Serie existiert ja schon gut 15 Jahre, und das heißt, sie hat auch ein Lexikon (im Prinzip ein Serien-Begriffsregister, wenn ich genau sein soll). Auch das ruh­te schon seit vielen Jahren und hatte dringend einen Update-Ausdruck nötig. Und nein, DEN habe ich dann auch gleich ge­macht. Das Lexikon ist jetzt etliche Seiten länger als zuvor.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

12Neu 80: Brückenkopf Pholyar

12Neu 81: Bei den Traalern

14Neu 82: Strahlenstürme

Blogartikel 368: Legendäre Schauplätze 17: QUANGOOR-8810

Blogartikel 374: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXXV)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“)

Anmerkung: Tja, nachdem ich diese neue Baustelle im Januar 2020 begonnen habe, ist da natürlich ebenfalls ein Glossar zwingend geboten. Noch eine definitiv neue Baustelle, aber ebenso eine unverzichtbare. Das ist schon allein deshalb gebo­ten, weil ich ja auch die Vorversionen der endgültigen Episoden glossiere … und da sind manchmal Sachen drin, das kann ich euch hier und heute gar nicht erzählen. Es ist jedenfalls einiger­maßen haarsträubend, und dann ist es gut, solche Namen wie „Matoran Monterrand“, die sonst völlig untergehen würden, zu erfassen. In der E-Book-Version „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ fin­det sich dieser Name jedenfalls dann nicht mehr. Vielleicht er­läutere ich euch das irgendwann mal. Not now.

Blogartikel 377: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 70

FvL 43: Rätsel von EWIGKEIT EINS

Anmerkung: Das war dann der wundersame Band 1950 des OSM, und hier deuten sich schon gruselige Dinge für den Folge­band an und für die nähere Zukunft … stets vorausgesetzt, dass ich tatsächlich rasch daran weiterschreibe. Denn erinnert euch: an der FvL-Serie schreibe ich seit Januar 1988. „Schnell“ ist hieran so gut wie gar nichts.

(FvL 44: Die Tiefenseele)

(12Neu 83: Die Phantomschiffe)

Anmerkung: Das ist der Auftaktband der nächsten militärischen Eskalationsstufe des OSM. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wol­len – das ist selbst in der rudimentären Version (sie wurde An­fang 1991 geschrieben) höllisch spannend, und die Ausarbei­tung wird ohne Frage neue Action-Maßstäbe setzen, davon gehe ich aus. Das trifft auch auf die beiden Folgebände der Trilogie zu.

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“)

(12Neu 84: Die Schlacht im Sonnenfeld)

(12Neu 85: Spur in die Hölle)

14Neu 83: Die Entstehung der Biowelt

14Neu 84: Blaue Galaxien

(14Neu 85: Der Kristallriese)

(14Neu 86: Soffrols Horrorplan)

Blogartikel 382: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XXXVI)

(12Neu 82: Kiquaas Hinterhalt)

(14Neu 87: Timor-Dols Asyl)

(13Neu 2: Die knöchernen Killer)

(13Neu 3: Der Horror-Garten)

(14Neu 88: Attacke der Dämonen)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“)

Und das war es dann auch für heute schon wieder, Freunde. Ihr merkt, es geht kreativ langsam und stetig voran, aber eben mit der ausdrücklichen Betonung auf: langsam. Das gilt auch für meine E-Book- und Taschenbuch-Pläne.

Aber nun liegt ein neuer unbekannter Monat voller Überra­schungen vor mir, und ich bin sehr gespannt, was ich hier an Neuem und an Überarbeitungen, an Rezensionen und derglei­chen schaffen werde. Wie der Monat März sich entwickelt hat, davon erzähle ich euch, sobald er vorbei ist.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 270: Giulias Geheimnis (1)

Posted Mai 26th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

erotische Romane, die auf einer gewissen Modewelle mitschwimmen – und dazu muss man das Werk rechnen, das ich heute vorstelle – , haben stets das Problem, in gewisser Hinsicht durchschaubar zu sein, als seien es Skulpturen, die aus klarem Glas gefertigt worden sind. Sie mögen dann hübsch anzuschauen sein, aber sonderlich viel an Überraschung wird da nicht geboten … das muss nicht heißen, dass es nicht kunstfertig ist, diese Schöpfung, und kurzweilig sein kann das im literarischen Bereich auch durchaus.

Wenn man dann freilich, wie ich jetzt, zweieinhalb Jahre nach Lektüre auf die damals verfasste Rezension schaut und sie für den Rezensions-Blog aufbereitet, dann muss ich doch konstatieren, dass eine gewisse Ernüchterung eingetreten ist. Heute würde ich sagen, dass das vorliegende Buch eher von durchschnittli­chem Interesse ist und nette, kurzweilige Ablenkung vom Tagesalltag bietet.

Wer die Autorin noch nicht aus anderen Werken kennt, hat hier indes die Gele­genheit, mal zu schauen, wie so ein Romanerstling in einem ausdrücklich ero­tisch dominierten Romanlabel ausschaut. Das mag dann eine interessante Er­fahrung sein.

Schaut es euch einfach mal näher an:

Giulias Geheimnis

Von Pia Conti

Plaisir d’Amour

304 Seiten, TB (2015)

ISBN 978-3-86495-153-4

Preis: 12,90 Euro

Teil 1 der Serie „Italian Masters“

Rom, Italien, in der Gegenwart:

Giulia Bertani ist in ihrer Ehe mit Alessandro unglücklich, da ihr Mann sich ihr gegenüber in unbegreiflicher Weise kalt und abweisend verhält. Dabei hat doch alles so schön begonnen – sie waren wie Geschwister in ihrer Kindheit, ein Herz und eine Seele, und ehe Giulias Vater starb, war es sein sehnlichster Wunsch, dass die beiden heiraten, damit sie einander Halt geben könnten. Was dann auch geschah. Alles hätte schön sein können. Aber das war es nicht.

Stattdessen zieht es Alessandro zunehmend vor, nicht mehr im ehelichen Schlafzimmer zu nächtigen und ist so oft außer Haus, dass Giulia mit Recht an­nimmt, er vergnüge sich mit anderen Frauen. Was die zurückhaltende, schüch­terne Giulia zudem als Geheimnis mit sich herumträgt, hält sie für eine perverse Neigung – sie sehnt sich in ihren schlaflosen Nächten danach, von ihrem Gatten rigoros unterworfen und beherrscht zu werden. Wann immer sie solche Phanta­sien imaginiert, wird sie unendlich erregt. Aussprechen kann sie das alles frei­lich nicht – ihr Gatte hebt sie doch immer als wunderbare, edle Schönheit auf ein anbetungswürdiges Podest … und genau dies scheint Giulias Erfüllung rest­los im Weg zu stehen.

Auch ihre Freundin Francesca sieht mehr und mehr, wie unglücklich sie wird und schlägt Giulia vor, sie solle sich doch einen Liebhaber nehmen, das sei in der heutigen Zeit lange nicht mehr so anrüchig, wie es einst gewesen wäre. Doch die prinzipientreue Giulia wagt es nicht. Sie liebt doch nur einen Mann, ihren Alessandro, so kalt er sich ihr gegenüber auch verhalten mag. Wie könnte sie es nur wagen, fremdzugehen? Abgesehen davon: mit der Neigung, die in ihrem Herzen schlummert, geht das erst recht nicht. Muss sie denn nicht jeder potenzielle Liebhaber, dem sie von ihren Sehnsüchten erzählt, gleichfalls für verrückt oder pervers halten?

Aber da tritt Fabrizio Testi in ihr Leben, ein aufregender, gefährlicher Mann, der ihr die Chance bietet, ohne Skrupel und Scham einen Seitensprung zu begehen. Er erkennt sogar sehr schnell ihre devote Ader und lässt durchschimmern, dass er selbst dominant veranlagt ist. Er sei darum der ideale Partner, wenn sie ihre dunkle Seite der Erotik ausloten wolle. Zögernd lässt sich Giulia darauf ein.

Was sie nicht weiß: Fabrizio und ihr Mann kennen sich seit langer Zeit, und sie sind erbitterte Gegner. Außerdem ist ihr nicht klar, dass die „Zufallsbekannt­schaft“ mit Fabrizio alles andere als zufällig arrangiert wurde. Es gibt einen Plan dahinter, und er zielt auf nichts Geringeres als ihre Ehe mit Alessandro – und ehe ihr das bewusst wird, ist sie eine Spielfigur in einer perfiden Schicksalsrochade …

Der vorliegende Roman ist der Erstling der Autorin Pia Conti und zugleich der Auftaktband eines Zweiteilers mit dem Obertitel „Italian Masters“. Conti hat eine definitive Neigung zum italienischen Setting, und während sie in ihrem späteren Roman „Die Zähmung des Racheengels“ Mailand als Schauplatz wählt, ist sie hier in Rom daheim und taucht mit dem Leser ab in die gehobene Schicht der High Society der römischen Kapitale. Gleichwohl … sehr viel be­kommt man davon nicht mit, weil außerordentlich viel Raum auf das Innenle­ben der Hauptperson verwendet wird. Der Charakterisierung tut das durchaus gut, auch wenn man sich an manchen Stellen schon wünscht, dass Giulia ein wenig durchsetzungsfähiger wäre … aber zugegeben, das würde zu ihrer Rolle nicht passen.

Strukturell ist recht bald erkennbar, wohin die Geschichte steuert, große Über­raschungen sollte man vom Handlungsverlauf also nicht erwarten. Interessant wird der Roman eher durch die sehr gemächlich herausgearbeitete Neigung beider Protagonisten und ihrer durchweg schwierigen Annäherung. Schade fand ich, dass die Konflikte hier eher halbherzig ausgefochten werden, richtige Dramatik, die sich in manch anderen PdA-Romanen ja schon finden lässt, fand hier kaum statt. Für einen dreihundertseitigen Roman ist mir das dann etwas wenig … aber zumindest lässt sich konstatieren, dass die Geschichte flüssig les­bar ist und an keiner Stelle ernsthaft verflacht. Allein am Schluss schien es ein wenig so, als sei hier Unentschlossenheit federführend gewesen.

Nun, man kann das allerdings nachvollziehen. Soweit ich das verstanden habe, ist dies der Romanerstling der Autorin, und dafür ist er ganz passabel gelungen. Und da hier schon der Pfad zum zweiten Band des Zyklus gelegt wird, in dem wir wieder mit Fabrizio Testi konfrontiert werden, ebenso wie mit Lady Silvanas Nichte Elisa, die hier schon erwähnt wird, kann man als Leser gespannt auf den zweiten Band sein. Er wird uns dann auf den Handlungsschauplatz Florenz schi­cken.

© 2017 by Uwe Lammers

Wie erwähnt – sehr viel an Überraschendem bietet das Buch nicht direkt. Aber ich würde auch nicht sagen, dass es jetzt langweilig war bei der Lektüre, es hat sich schon einen Platz in meinen Bücherregalen erobert (im Gegensatz zu vielen anderen Werken, die ich zwar las, aber einer Rezension nicht für wert befand).

In der kommenden Woche werden wir wieder einmal ausdrücklich klassisch und begeben uns zurück ins viktorianische England, um einem Meisterdetektiv … oh, pardon, DEM Meisterdetektiv, über die Schulter zu schauen.

Mehr dazu in der kommenden Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

im letzten Teil dieser Artikelreihe war ich mit der Aufarbeitung meiner kreativen Werkschau bis Ende März des Jahres 2018 ge­kommen und blickte da für dieses Jahr schon auf 86 fertige Wer­ke zurück. Heute schauen wir, wie sich das in den nächsten drei Monaten entwickelte.

Zunächst kann ich sagen, dass ich quantitativ auf einem zufrie­denstellenden Level blieb: 34 Werke für den Monat April 2018, im Schnitt also gut ein Werk pro Tag. Diesmal stand der Monat deutlich im Zeichen der nächsten regulären Veranstaltung des Fördervereins Phantastika Raum & Zeit e.V., des Conventions „Raum & Zeit Continuum IV“, gelegentlich auch als IV.2 bezeich­net, weil es sich, genau genommen, um den zweiten Anlauf desselben handelte. 2016 (ursprüngliches Planungsdatum) ließ sich das wegen der Belegung unseres Conortes mit Flüchtlingen nicht realisieren.

Da ich dieses Mal wieder zu den Converanstaltern und Pro­gramm-Mitgestaltern gehörte und fernerhin auch noch die Gele­genheit genutzt hatte, den Verein KreativRegion e.V. als Koope­rationspartner mit ins Boot zu holen, war natürlich einiges vor­zubereiten. Das ging von der reinen kreativen Arbeitszeit dann ab.

Aber auch so kamen etwa 13 Blogartikel zustande (darunter der Blogartikel 300), ein Artikel über mein E-Book-Programm, den ich auf dem Con vortrug, sowie im Nachgang der Veranstaltung (konkret: am 15. April) ein Conbericht. Die Konsequenz dieser Ablenkung durch den Con waren dann mehr als zehn Rezensio­nen, die die schiere Quantität des Werkausstoßes vergrößern halfen, ohne signifikant die neu geschriebenen Seitenzahlen zu erhöhen.

Ansonsten arbeitete ich viel an Glossaren verschiedener Serien sowie insbesondere an dem Digitalisat des KONFLIKTS 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“, wo ich frag­mentarisch schon bis Band 111 vorstieß. Da die Serie, wie ich letztens erwähnte, nur 114 Bände besaß, war damit der Schluss gewissermaßen in Griffweite.

Im Folgemonat Mai, der traditionell mit dem „Maiblog“ startete, gelang es, 33 weitere fertige Werke zu ergänzen, von denen aber wiederum 12 auf Blogartikel entfielen. Für die KreativRegi­on entstand eine Auftragsarbeit über das Thema E-Books, die heute immer noch in der Mediathek der KreativRegion nachzule­sen ist.

Da nun – ich kam beim KONFLIKT 18 fragmentarisch auf Band 113, fertig wurde Band 109 „Soffrols Offenbarung“ – tatsäch­lich das Serienende in Sicht gekommen war, kümmerte ich mich verstärkt auch wieder um die Digitalisate der KONFLIKTE 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (Stand damals: Bd. 46 „Welt der Türme“) und KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (Stand damals: Bd. 50 „ZEITTRANSIT“).

Ebenfalls gingen die Weiterarbeiten am E-Book „Das Krieger­nest“ langsam weiter und an der Abschrift des „CLOGGATH-KONFLIKTS“. Sonst ist aus dem Monat nichts Spektakuläres zu vermelden.

Kommen wir zum Juni 2018. Hier erreichte ich tatsächlich am 5. Juni bereits das, was ich mir seit Monaten vorgenommen hatte – ich beendete das Digitalisat von KONFLIKT 18 (Gesamtumfang: 1403 Seiten). Das gesamte Projekt hatte mich gut sieben Jahre gekostet … aber wie ihr ja aus meinen Berichten zwischendurch wisst, war das nicht vollständig absorbierend, sondern es ge­schah in dieser Zeit noch jede Menge mehr.

Mit 28 beendeten Werken in diesem Monat war die Fertigstel­lungstendenz leicht rückläufig. Genau genommen war sie ziem­lich stark rückläufig. Warum? Weil 11 Werke auf Blogartikel ent­fielen und weitere 9 auf Rezensionen entfielen. Okay, ich stellte auch das E-Book „Das Kriegernest“ fertig und feilte ein wenig am E-Book-Projekt „Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“. Aber sonst waren die Früchte dieses Monats doch etwas ernüch­ternd.

Was hatte das für Gründe? Einer lässt sich unschwer in einem externen Faktor festmachen – es wurde zu warm. Das ist im Sommer immer so ein Problem. Wenn die Temperaturen in mei­nem Arbeitszimmer auf 30 Grad oder höher steigen, bin ich ein­fach nicht mehr so leistungsfähig wie in den kühleren Jahreszei­ten. Das sollte sich im kommenden Vierteljahr noch deutlich fortsetzen, wie ihr sehen werdet.

Davon berichte ich dann aber lieber beim nächsten Mal. Für heute mag das an Worten von der Kreativfront des Jahres 2018 genügen.

Bis nächste Woche, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 269: E = mc² – Wer war Albert Einstein?

Posted Mai 20th, 2020 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Biografien sind nicht jedermanns Sache. Das betrifft ganz besonders Biografien, die das Leben und Werk von Menschen behandeln, deren Werk man ohnehin nur schwer verstehen kann. Dazu zählen neben Philosophen ganz besonders Naturwissenschaftler, deren Biografien zumeist nur Fachkollegen zu würdigen imstande sind. Man nimmt vermutlich ganz unwillkürlich an, dass in diese Kate­gorie auch der deutsch-jüdische Physiker Albert Einstein gehört hat, der Be­gründer der Relativitätstheorie.

Von der hat natürlich jeder schon mal gehört, aber wenn man sich die dazu ge­hörigen Gleichungen anschaut, geraten selbst Leute, die auf der Schule Mathe­matik-Leistungskurs hatten, ins Schleudern (und ich erst recht, ich kam schon mit dem Mathematik-Grundkurs kaum klar). Die theoretischen Gedanken sind höchst komplex, die Phänomene so speziell, die Einstein erforschte, dass man dies unwillkürlich auf sein Leben überträgt.

Aber interessanterweise war Einstein durchaus kein völlig abgehobener Mensch im Elfenbeinturm, der menschlichen Gesellschaft abhold. Im Gegenteil. Und Wissenschaftsjournalisten, die es verstehen, die menschlichen Elemente des Phänomens Einstein hervorzuheben und ihn als „einen von uns“ wieder in die Gesellschaft einzugemeinden, verdienen mindestens unseren Respekt. Es lohnt sich unbedingt, eine solche Publikation zu lesen und so die eigene Seele viel­leicht von unnötigen Vorurteilen zu befreien.

In dem vorliegenden schmalen und klug gemachten Buch unternimmt Gero von Boehm den – in meinen Augen – gelungenen Versuch, Einstein zu erden und den Leser neugierig auf seine Person zu machen.

Wie gelingt von Boehm das? Nun, schaut es euch einfach selbst an:

E = mc²

Wer war Albert Einstein?

von Gero von Boehm

Collection Rolf Heyne, 2005

180 Seiten, geb. im Schuber

ISBN 3-89910-251-7

Alles ist relativ.

Wir kennen diesen Satz zur Genüge, und wir meinen wahrscheinlich auch, jene prominente Person zu kennen, die diesen lapidaren Satz berühmt machte: den deutsch-jüdischen Physiker Albert Einstein. Ein Genie, ohne Frage. Aber auch er unterliegt natürlich den Gesetzen der Relativität, und so muss man sich im Falle Einstein fragen: wie viel Platz braucht man, um das Leben eines Genies zu schil­dern? Nun, verblüffend wenig, wie man hier feststellen kann. Und es kann an­genehm unterhaltsam sein.

Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht. Wer es nicht erkennt und sich nicht mehr wundern, nicht mehr staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen“, pflegte Einstein zu sagen. „Und Albert Einstein selbst blieb ein Geheimnis“, führt der Biograph Gero von Boehm, neu­gierig machend, weiter aus und leitet damit in die Lebensgeschichte des wider­sprüchlichen, so ganz und gar nicht abgehobenen, sondern sehr diesseitigen Menschen Albert Einstein über.

Albert Einstein, am 14. März 1879 als Sohn des jüdischen Kleinindustriellen Her­mann Einstein und seiner Frau Pauline in Ulm geboren, ist von Kindertagen an ein wenig sonderbar. Einen „Einspänner“ nennt er sich später, ein Kind, das erst mit drei Jahren anfängt zu sprechen – in ganzen Sätzen (wie die Legende es be­hauptet), jemand, der allein am besten arbeiten kann. Doch dies ist, wie so vie­les, eine Legende, wenn man sich in die Zickzacklinie seines Lebens vertieft. Die Wahrheit ist grundlegend anders.

Auswendiglernen und „preußischen Drill“ in der Schule schätzt er überhaupt nicht, mit Sprache kommt er eher schlecht zurecht, stattdessen entdeckt der junge Einstein mit 12 Jahren sowohl die Philosophie – er liest Kants „Kritik der reinen Vernunft“! – und die Geometrie und Mathematik sowie, ergänzend, die Musik. Wobei er darin stets dilettantisch bleiben wird.1 Die Schattenseite dieser bald faszinierend aufblühenden Begabungen sind emotionale Defizite: Wutan­fälle, Tätlichkeiten gegenüber der jüngeren Schwester Maja, den Hauslehrern.

Er befindet sich damit, meinen heutige Psychologen, durchaus in guter Gesell­schaft: solche Defizite werden bei Hochbegabten häufig festgestellt, eine gewis­se Neigung zu innerer Unausgeglichenheit und quasi-autistischen Symptomen. Manche mutmaßen, Einstein habe mit dem „Asperger-Syndrom“ zu kämpfen gehabt.

Wiewohl aus einem jüdischen Haushalt stammend, hat er für Religion wenig übrig, vielleicht weil sich ein Schöpfergott mathematisch nicht beweisen lässt. Dass er als einziger Jude an der Schule in München am katholischen Religions­unterricht teilnehmen muss, ist zweifellos von Vorteil für die Entwicklung seiner Toleranz gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen.

Ein grundlegender Wandel seines Lebens erfolgt, als die elterliche Elektrotech­nik-Firma zu Grunde geht und die Familie nach Italien übersiedelt, den damals sechzehnjährigen Albert aber auf der Schule in München lässt – was ihn prompt dazu bringt, von dort flüchten und den Eltern nachzueilen (zu deren nicht gerin­gem Schrecken).

Fortan geht er also in der Schweiz zur Schule, erwirbt schließlich die Schweizer Staatsbürgerschaft und wird Teil der Gastfamilie der Wintelers … und verguckt sich in die Tochter des Hausherrn, Marie Winteler, eine Neigung, die durchaus auf Gegenseitigkeit beruht und Einsteins geordnete, „geometrische“ Gedanken­welt in Unruhe bringt. Fortan wird er immerzu hin- und hergerissen sein zwi­schen der Pflichterfüllung gegenüber den gedanklichen, mathematisch-physika­lischen Idealen und den emotionalen Notwendigkeiten, die ihn zu den Frauen in seinem Leben hinziehen. Wobei dort auch seine mentalen Defizite immer wie­der klar und bisweilen krass zu Tage treten werden.

Als er 1896 am Polytechnikum zu studieren beginnt, läuft ihm die zweite Frau seines Lebens über den Weg, Mileva Maric, eine junge, eher unscheinbare Un­garin (heute würde man sagen: eine ethnische Serbin, wie es ja auch schon der Name nahelegt). Beide sind Außenseiter, sie ist vier Jahre älter als er, und sie teilen beide die tiefe Begeisterung für die Mathematik. Mileva wird als wesent­licher Ergänzungspart zu Einstein fungieren, als sein logisches Korrektiv, und bis heute vermuten Wissenschaftshistoriker, dass sie Einstein wesentliche Anstöße für seine physikalischen Berechnungen gegeben hat.

Aus der Verliebtheit in ihren Intellekt wird auch eine physische Beziehung, die allerdings tragisch endet – Mileva bringt die gemeinsame (uneheliche) Tochter Lieserl im Ausland zur Welt, Einstein wird sie nie kennenlernen. Ihr Schicksal ist rätselhaft, bis heute.2 Obgleich Mileva Einstein später heiratet und den Sohn Hans Albert zur Welt bringt, wird sie ihm dennoch nie verzeihen können, dass dieser Pfad des Schicksals ihren eigenen beruflichen Weg unwiderruflich zer­stört hat.

Zu diesem Zeitpunkt ist Einstein selbst schon auf dem Weg zum Ruhm.

Er ist Angestellter des Berner Patentamtes geworden und hat hier während der Prüfung von eingereichten Patentanträgen genügend Zeit, um selbst an Theori­en zu basteln. Als er eine nur dreiseitige Ausarbeitung am 27. September 1905 zur Veröffentlichung in den „Annalen der Physik“ einreicht, ahnt er das selbst vielleicht am wenigsten, und erst recht nicht, dass die darin enthaltene Formel „E = mc²“ eines Tages das Synonym für die verheerendste Waffe der Mensch­heit sein wird, die Nuklearbombe. Und wiewohl er den Krieg in jeder Form ver­abscheut, wird er es sein, der der Furie des Krieges so viele Hilfsdienste leistet. Kein Wunder also, dass er später sowohl mit dem Kommunismus liebäugelt als auch seine jüdischen Glaubensbrüder unterstützen wird.

Der Pfad von einer simplen Formel bis zum international angesehenen Kory­phäe in Kosmophysik, zum bekennenden Friedensforscher und Freund des jun­gen Staates Israel ist lang und steinig, es ist ein Zickzackweg, wie gesagt. Er führt über viele Stationen und Länder, durch zahlreiche Kontroversen und An­feindungen, und oft muss Einstein nahezu alles aufgeben, was er schätzt und liebt: sein Domizil in Caputh beispielsweise, sein Segelboot, familiäre Bindun­gen, letztlich den ganzen Kontinent Europa als ideelle Heimat – in Amerika fühlt er sich nie völlig heimisch, nicht zuletzt anhand der Tatsache, dass keine seiner zahlreichen Geliebten jemals eine gebürtige Amerikanerin ist, kann man das deutlich spüren.

Frauen sind immerzu um ihn, auch wenn er sie mit sehr wechselhaftem Tempe­rament behandelt, mal schmeichelhaft, sanft und freundlich, dann wieder schroff und abweisend, manchmal absichtlich brüskierend. Einstein ist und bleibt von Anfang bis Ende ein schwieriger, widersprüchlicher Mensch …

Der in Paris lebende Autor, Regisseur und Fernsehfilm-Produzent Gero von Boehm hat, passend zum 50. Todesjahr Albert Einsteins (er starb am 18. April 1955 in Princeton), eine neue, kurze und flüssig lesbare Biografie Albert Ein-steins vorgelegt, die in vielerlei Hinsicht angenehm ist. Sie erschlägt den Leser nicht mit einer Unzahl an Fakten, sondern ist auf intelligente Weise – 10-Jahres-Schritte von 1895 an – strukturiert und beschränkt sich auf die wesentlichen Einzelheiten, ohne dabei an Kritik und differenzierten Blickwinkeln zu sparen.

Indem besonders die gern unterbelichtete Rolle des Weiblichen in Einsteins Le­ben berücksichtigt wird und damit das wohl am stärksten schwankende Ele­ment in seiner Lebenszeit in den Blick kommt, erarbeitet von Boehm ein vielsei­tiges Portrait des Physikers, das jeden Verdacht der Lobhudelei oder gar der Ha­giografie vermeidet.

Für Neugierige, die sich deshalb bislang von Einsteins Formeln und der Unver­ständlichkeit seiner Relativitätstheorie abschrecken ließen und ihn möglicher­weise ob seiner bizarren Gedankenwelt in den Pantheon der wissenschaftlichen Halbgötter entrückten, stellt dieses Buch eine durchaus angenehme Überra­schung dar. Es zeigt den durchaus bodenständigen Menschen Einstein hinter dem bisweilen unbegreiflichen Phänomen Einstein.

Wie sagte doch Einstein so prägnant? Alles ist relativ.

Dies gilt in hohem Maße ganz besonders für ihn selbst.

© 2007 by Uwe Lammers

Ich sagte ja – es ist eine interessante Herausforderung, sich von dem überkom­menen Denkklischee zu lösen und unvoreingenommen auf das „Genie“ zuzuge­hen. Man kann da bemerkenswerte Entdeckungen machen und Dinge feststel­len, die man eventuell gar nicht für möglich gehalten hat. In jedem Fall wäre es vollkommen nutzlos, sich von antijudaischen Vorbehalten leiten zu lassen und deshalb dieses kluge Werk links liegen zu lassen. Wer das dennoch tut, ver­säumt zweifellos ein bemerkenswertes Stück Biografiegeschichte.

In der nächsten Woche schwenke ich erneut vollkommen um. Wir bleiben im 20. Jahrhundert, wenden uns aber der eher seichten Unterhaltung zu und schauen nach Italien … mehr sei noch nicht verraten.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Der vielseitig belesene Zeitgenosse wird hier eine faszinierende Parallele zu Sir Arthur Conan Doyles Ro­mangestalt Sherlock Holmes feststellen können, wo auch reiner, präziser Intellekt und musikalische Bega­bung eine interessante Symbiose eingehen. Hier fehlt freilich vollkommen das weibliche Element, was Hol­mes etwas Pathologisches verleiht.

2 Vgl. Michele Zackheim: „Einsteins Tochter“, München 1999. Es sei übrigens angemerkt, dass der SF-Autor Stephen Baxter Lieserl Einstein-Maric in seinem Roman „Ring“ in den 90er Jahren ein bizarres Denkmal ge­setzt hat … eine lesenswerte Geschichte. Als ich ihn las, hatte ich von Einsteins Leben und Lieserls Ursprung darin freilich keine Kenntnis.