Rezensions-Blog 109: Die Werwölfin

Posted April 25th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

was ich euch heute unter dem unscheinbaren obigen Titel wärmstens als Lese­empfehlung ans Herz lege, ist vermutlich ein Buch, das nahezu vollständig aus der allgemeinen Wahrnehmung entschwunden ist – wie ihr merken werdet, fin­de ich, dass das sehr ungerecht ist. Die amüsanten, beunruhigenden und haar­sträubenden Erzählungen des unten dargestellten Kurzgeschichtenbandes sind es wirklich wert, erinnert und wieder gelesen zu werden.

Wie ich auch zugebe, ist das Buch zwar in der alten Terra Fantasy-Reihe von Pa­bel erschienen, hat aber im strengen Sinne nicht wirklich mit Fantasy zu tun. Schwertschwingende Barbaren und archaischer Prunk ist hier nicht beheimatet, es gibt keine Questen zu schlagen, wohl aber wird man mit dem Ungeheuerli­chen und Vorzeitlichen konfrontiert… wobei jedoch der Humor definitiv nicht zu kurz kommt.

Schaut euch das am besten genauer an:

Die Werwölfin

Terra Fantasy Band 69

Herausgegeben von Terry Carr

Pabel Verlag, Januar 1980

160 Seiten, TB

Deutsch von Lore Straßl

Manchmal stößt man auf wahre Kleinode im Bücherregal und fragt sich nach­her, weshalb um alles in der Welt man sie nicht früher gelesen hat. So ging es mir mit diesem Band auch.

Sicher, mein Erklärungsversuch hatte Hand und Fuß: „Ich lese nicht viel Fantasy, und selbst wenn ich die TERRA FANTASY-Reihe einstmals komplett haben woll­te, so hieß das doch nicht, dass ich sie sofort vollständig lesen würde. DARUM stand dieses Buch da noch.“ Aber ein wenig schade war es dennoch.

Die Storysammlung, die Terry Carr als „New Worlds of Fantasy No. 3“ herausge­geben hat und die Lore Straßl ins Deutsche übersetzt hat, enthält 6 Geschich­ten:

Die Werwölfin, die Titelstory von Peter S. Beagle (bekannt von „The Last Uni­corn“) entführt uns nach New York und macht den Leser mit Farrell bekannt, ei­nem recht jungen Mann, dem gewissermaßen eine Werwölfin zuläuft. Sie heißt Lilo und ist eigentlich nur mäßig hübsch, aber offenkundig gut im Bett. Und Far­rell „hatte die erstaunliche Fähigkeit, die Dinge zu akzeptieren, wie sie waren“, anderenfalls hätte sich wohl schon zu Beginn das Drama ereignet. So kommt es erst später dazu, als Lilo nämlich vergisst, ihre Tabletten zu nehmen und Farrell sie durchs nächtliche New York verfolgen muss… Aber warum und was das für abstruse Züge annimmt, das sollte der sehr amüsierte Leser besser selbst erle­ben. Das ist so köstlich, dass man es kaum beschreiben kann.

Der ausgezeichnete Kurzgeschichtenschreiber R. A. Lafferty steuert mit Adam hatte drei Brüder eine bizarre Abwandlung der biblischen Geschichte bei, macht uns mit den „Wracks“ bekannt, einem eigenwilligen Menschenschlag, den wir unter zwielichtiges Gesindel einsortieren würden. Bei den „Wracks“ freilich ge­nießen die besten Halsabschneider und Betrüger einen legendären Ruf. Fragt sich nur, ob jeder, der betrügen kann, auch wirklich einer ist…

Langzahn von Edgar Pangborn macht fast ein Drittel des ganzen Buches aus, dennoch kann man die Story in einem Rutsch durchlesen, so packend ist sie ge­schrieben. Man nehme einen Mittfünfziger als Protagonisten, dessen etwa gleichaltrigen einstigen Schulkameraden und seine dreißig Jahre jüngere Frau, die auf einem abgeschiedenen Bauernhof an der Grenze zu Kanada leben. Es ist Winter, der Wagen des Protagonisten Ben Dane bleibt liegen, und er kann sich mit Mühe und Not durch den beginnenden Blizzard zum Hof seines Freundes durchkämpfen.

Hier macht er seltsame Entdeckungen: die junge Frau Leda hat Angst. Der alte Harp spielt ständig mit seinen Waffen. Der Hühnerstall ist bis oben hin (4 Me­ter Höhe!) mit starken Brettern verschalt. Die Haustür weist innen schwere Rie­gel auf, die der stärkste Sturm nicht aufbrechen könnte. Und dann erzählt Harp von dem rätselhaften Wesen, das stets bei Sturm aus dem Wald kommt und seine Tiere reißt.

Auch bei diesem Sturm kommt es wieder. Nur hat es diesmal eine besondere Beute vor Augen…

Lovecraft hätte sich über eine solche Story wirklich gefreut. Auch beim zweiten Lesen – ich hatte sie schon einmal in der alten Goldmann-Sammlung „Gute Nachbarn und andere Unbekannte“ gelesen – ist der Gruseleffekt noch vorhan­den.

Als Fritz Leiber Der Innere Kreis schrieb, war er offenbar auf dem Trip. So we­nigstens kam es mir vor. Familie Adler, angeführt von Gottfried Adler, kurz GOTT genannt, macht es sich nach dem Essen im Wohnzimmer gemütlich. Der kleine Junge spielt Raumfahrer und klinkt sich völlig aus der Wirklichkeit aus, die Mut­ter malt naturalistische Bilder, derweil GOTT fantasiert, auf dem leeren Sofa tauchten nacheinander verschiedenartigste Wesen auf, unter anderem eines, das ihn als Mitglied des weltbeherrschenden Inneren Kreises werben will…

Strange stuff.

Ausgerechnet in einem Schachmagazin (!) hat Terry Carr Victor Contoskis Ge­schichte Von Gooms Gambit ausgegraben. Auch wer sich mit Schach nicht aus­kennen sollte – wie ich – wird von der Story gefesselt sein, nehme ich an.

Gleich ganz zu Beginn erklärt Contoski entwaffnend: „Sie werden von Gooms Gambit in keinem der Bücher und Anleitungen über Schacheröffnungen finden.“ Das hat seine guten Gründe. Nicht mal von Goom ist sein wahrer Name, son­dern nur ein Pseudonym. Die Geschichte fängt eigentlich am 5. April 1997 an, als von Goom, der Mann ohne Vornamen, seine Liebe fürs Schachspielen ent­deckt. Eine erfolglose Liebe, wie es scheint, denn jahrelang verliert er wirklich gegen jeden Spieler. Auf allen Tournieren, die er besucht. Schließlich macht man sich bereits lustig über ihn und sieht in dem steinreichen, schrulligen von Goom einen irren Sonderling. Dann aber entwickelt er in endlosen, durchwach­ten und durchgespielten Nächten am Schachbrett eine tödliche Eröffnung für das Schachspiel: von Gooms Gambit. Und das Unheil bricht über die Mensch­heit herein…

Wie das geschieht und was für Effekte dieses Gambit bei seinen Gegenspielern zeitigt, das muss man gelesen haben. Es ist wirklich fast unbeschreiblich.

Den Schluss dieser Sammlung markiert Zenna Henderson mit ihrer kurzweiligen Geschichte Aus den Augenwinkeln, in der eine einfache, ältliche Hausfrau plötz­lich an sich eine erschreckende Gabe entdeckt, die sie zunächst auf ihre Bril­lengläser und dann auf ihren Geisteszustand zurückführt: wenn sie seitlich an den Gläsern vorbeischielt, aus den Augenwinkeln blickt, kann sie neben der normalen Umgebung noch eine andere sehen. Beispielsweise einen Kolonialwa­renladen, der vor Jahrzehnten abgerissen wurde. Oder Menschen, die schon lange tot sind. Und mit der Zeit beginnt sie sogar andere Eindrücke wahrzuneh­men: die Sonne der damaligen Zeit, Gerüche, Geräusche, Gespräche. Und sie scheint immer weiter in diese verschiedenen Zeiten zurückzugleiten, wobei sie irgendwie auf ein Mädchen namens Gayla geeicht zu sein scheint…

Wie schon gesagt, dieser Band enthält eine Reihe von Geschichten, die es rät­selhaft erscheinen lassen, warum ich ihn nicht viel früher las. Besonders ange­tan war ich von Victor Contoski, Peter S. Beagle und Pangborns Story. Mit „Fan­tasy“ hat die Sammlung indes im klassischen Sinne nicht allzu viel zu tun, eher mit allgemeiner Phantastik aus dem Grenzbereich zur Weird Fiction, wobei aber auch der schelmische Humor nicht zu kurz kommt. Es lohnt sich sehr, den Band antiquarisch wiederzuentdecken.

© 2002 by Uwe Lammers

Soweit zu meiner Leseempfehlung, die ich bereits vor fünfzehn Jahren aus­sprach, zu der ich aber nach wie vor stehe. Sonst hätte ich diese Rezension nicht für den Rezensions-Blog ausgewählt. Und ja, zugegeben, als ich diese Rezi vor­hin neu las, da überlegte ich schon, ob ich sie nicht wieder herauskramen sollte, um die eine oder andere Geschichte noch einmal zu lesen.

Eine gute Einstellung, wie ich finde. Vielleicht macht ihr sie euch zu eigen, wenn ihr das Buch mal gelesen und noch im Regal stehen haben solltet. Falls dies nicht der Fall ist, solltet ihr es auf eure antiquarische Suchliste setzen.

Im Rezensions-Blog der kommenden Woche wechseln wir einmal mehr das Genre und pirschen uns in die nebligen Gefilde des Englands des 19. Jahrhun­derts. Und dann ist da der Mann mit der legendären Deerstalker-Mütze und der Pfeife… ich brauche vermutlich gar nicht mehr zu sagen für die Eingeweihten.

Ja, es ist wieder Sherlock Holmes-Zeit in meinem Blog. Nächste Woche an die­ser Stelle.

Nicht verpassen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 216: Legendäre Schauplätze 3: Channodin

Posted April 23rd, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute suchen wir mal einen Ort des Oki Stanwer Mythos auf, den ihr erst in rela­tiv ferner Zukunft zu sehen bekommen werdet – dennoch kann ich die Frage gleich beantworten, warum ich euch denn wohl unter diesen Umständen jetzt schon an diesen Schauplatz führe. Das hat etwas damit zu tun, wer dort lebt. Ihr werdet das gleich näher verstehen, wenn ich ein Stück aus der Eingangsepisode, in der dieser Schauplatz in Erscheinung tritt, hierhin kopiert habe. Werft einen näheren Blick hierhin:

Vaad zuckte mit dem gellenden Aufschrei wieder hoch und saß senkrecht in seinem brei­ten, runden Bett. Schweiß perlte am ganzen Körper herab.

Er fühlte Faajids sanfte Hände, die seinen Nacken massierten. Langsam merkte er, wie sich die Spannung milderte.

„Der alte Alptraum?“, fragte sie mitfühlend.

„Ja“, murmelte er, entzog sich ihr und rollte sich aus dem Bett. Er zog sich den Amtsman­tel über und schnürte die silberne Schnur zu. Ruhelos marschierte er über den Lebenden Tep­pich, der ihn nicht zu beruhigen vermochte. „Wieder. Und diesmal war es der Feuersturm!“

„Du musst dir nicht so viele Gedanken machen!“, meinte seine Gefährtin. Sie setzte sich auf den Rand des Bettes und schob sich lasziv zurück, so dass er die dunkle Mulde zwischen den Schenkeln sehen konnte.

Diesmal allerdings hatte diese Geste nicht die gewünschte Wirkung.

Vaad seufzte. „Lass es gut sein, Faajid. Heute bringt das nichts. Selbst wenn du wirklich noch wolltest. Du hast gestern Abend schon genug davon gehabt.“

Schmollend zog sich das schwarzhaarige Mädchen, das mit acht Jahren gerade erwachsen geworden war, in das weiche Bett zurück und zog sich aus der geheizten Schale auf ihrer Sei­te den Tuchsymbionten hervor und schob ihn zwischen die Beine. Da das Wesen Wärme such­te, kam es gleich zu der Stelle, die Faajid dafür vorgesehen hatte.

Während sie sich aufseufzend ihrer Lust überließ, ging Vaad, der Erste Diener des Staates, zum elliptischen Fenster und sah über die Brüstung hinaus auf die mit weichem, grünem Fluo­reszenzlicht erhellte Stadt Channodin hinab. Der mächtige Höhlendom, den ihre Ahnen er­schlossen hatten, war weitgehend gefüllt mit den Pilzgärten, den weit gestreckten Arbeiter­quartieren mit den flachen Dächern und den überall angesetzten Fluoreszenzbetten, die auch neben den öffentlichen Verkehrsadern entlangliefen, neben den Magnetbahnen und den hohen, grauen Fabrikkomplexen, die im hintersten Winkel der Stadt lagen.

In der gewaltigen, vielfach gewundenen und verwinkelten Höhle der Elf Seitengänge, in der die Stadt Channodin lag, hatten sie viel geschaffen.

Stolz blickte er auf die großen Teiche hinab, in denen die Olmzuchten lagen, er widmete einen kurzen Blick dem hohen Eingang, der bestimmt hundertfünfzig Meter hoch war, hinter dem er das Tiefenkraftwerk wusste. Dort wurde aus vulkanischen Gasen, heißem Dampf und der Tiefenwärme Energie für das Beheizen der Pilzgärten und der Schimmelkolonien gewon­nen, die die Beleuchtungsenergien sicherstellten.

Sein letzter langer Blick galt dem schwarzen Portal in der Felswand direkt gegenüber dem Residentenpalast, achtzehn Kilometer in der Luftlinie entfernt. Dort brannten einzig die Ewi­gen Feuer in den Gasschüsseln, beiderseitig neben dem hohen dreieckigen Portal, das mit der Spitze im Boden versenkt war.

Das Tor war der Eingang zum Heiligen Tempel der Weissagung. Die Priester der Wahr­heitsreligion waren die einzigen, die imstande waren, Träume richtig zu interpretieren. Dass es dabei auch Schwierigkeiten gab, war verständlich, denn sie hatten einstmals erklärt, als ei­nige bedeutende Träume falsch ausgelegt worden waren, die Träume seien so ein weites Feld wie eine nicht aufgeklärte Schlachtordnung des Feindes. Da es viele Wege zum Ziel und zum Sieg gab, konnten sie nicht alleine für sich den einzig selig machenden beanspruchen.

Auch die Götter der Wahrheit hatten da unterschiedliche Auffassungen vom Ziel der Weis­heit und Wahrheit selbst. Wenn sie, die Priester, sich anmaßten, zu wissen, was stimmte, dann wäre das Hybris und gotteslästernd. So war eben die Wahrsagerei ein schwieriges Geschäft, die Traumdeuterei desselben, und wenn auch die Priester eher imstande waren, die Nebel des Nichtwissens zu durchstoßen, als es die Nichtkundigen waren, so war es doch keineswegs sicher, dass sie hundertprozentig trafen.

Das hatte auch Vaad eingeleuchtet.

Der Erste Diener des Staates, den er mitgeformt hatte, nachdem er vor vier Monaten gene­sen und wieder in Amt und Würden eingeführt worden war, seufzte, als er hinter sich Faajid hell aufstöhnen hörte. Der Symbiont war wohl wieder froh, wenn er Körperflüssigkeit trinken konnte…

Wir befinden uns hier in einer unterirdischen Wunderwelt, und Channodin, um das es in diesem Beitrag gehen soll, ist das Zentrum der Aufmerksamkeit. Die obige Szene stammt aus dem Jahre 1994 und aus dem KONFLIKT 24 des Oki Stanwer Mythos, der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, genauer gesagt aus Episode 6 „Die Vernichtungsfelder“.

Die Bewohner von Channodin, dieser wunderbaren unterirdischen Metropole, in der archaische Technologie neben vergleichsweise hoch entwickelter Technik besteht – und man achte bitte auch ganz explizit auf die Form des Tempelpor­tals! – , sind von der Statur her kleine Humanoide. Wir würden sie auf den er­sten Blick als zwergenhaft betrachten. Seltsame Wesen mit großen Köpfen und einer fast lackschwarzen Haut.

Das kommt euch bekannt und vertraut vor? Herzlich willkommen beim nächsten Crossover des OSM – natürlich kennt ihr die Urahnen dieser Wesen. Die Urah­nen hörten auf den Volksnamen Shonta, und sie sind euch in KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) über den Weg gelaufen, wenn ihr zu den regelmäßigen Lesern dieser Serie gehört.

In KONFLIKT 24 hat ein Splittervolk der Shonta, das ihr beizeiten unter ihrem neuen Artnamen Mörder noch näher kennen lernen werdet, die tiefen Kavernen einer Welt besiedelt, die sich durch starken Vulkanismus auszeichnet und durch eine permanente Belagerungssituation. Channodin, eine große Metropole mit enormer militärischer Macht, steht in starker Konkurrenz zu zahlreichen be­nachbarten unterirdischen Stadtstaaten, und in Channodin hat der Erste Diener des Staates, ein Feldherr namens Vaad, vor relativ kurzer Zeit die Macht an sich gerissen und ist auf Expansionskurs.

So weit, so gut.

Doch dann taucht bei einer Erweiterung Channodins ein rätselhaftes Phänomen auf – ein blaues Ellipsoid, das offensichtlich aus reiner Energie besteht und einen mysteriösen Tunnel mitten im Fels hinterlässt… Vaad, der eine feindliche neue Waffe wittert, schickt eine Expedition in diesen Tunnel hinein und will die­ses Phänomen genauer erforschen lassen.

Wohin das alles noch führt, würde an dieser Stelle zu weit gehen, wollte ich das explizit schildern. Ich deute nur an, dass diese so genannten „Vernichtungsfel­der“ ein fatales Verhängnis über die gesamte unterirdische Welt der Mörder bringen. Und dass das alles etwas mit einer unbegreiflichen Spezies zu tun hat, die man bald als Transversalisten bezeichnen wird.

Channodin jedoch ist ein Schauplatz, auf den ich beizeiten gern zurückkehren möchte, um ihn etwas genauer zu examinieren. Es ist mir bewusst, dass hier noch enormer Beschreibungsbedarf existiert, selbst wenn ich erst 1994 diese Welt entdeckte und beschrieb. Das liegt nun auch schon über 20 Jahre zurück, man glaubt es wirklich kaum.

Ein wenig erinnert diese unterirdische Welt zweifellos an Jules Verne… mit dem Unterschied, dass er sie sicherlich nicht mit schwarzen Zwergenwesen bevölkert hätte oder mit Lebenden Teppichen oder Tuchsymbionten, die Körperflüssigkei­ten aufsaugen und Frauen dadurch munter zum Orgasmus bringen… in gewisser Weise ist Channodin eine Welt direkter, vulkanischer Emotionen. Dann aber gibt es auch wieder diese Wahrheitsreligion mit ihren spirituellen Orakelfunktionen, die ein mystisch-animistisches Element einfügen.

Generell koexistieren in der Stadt Channodin, in der mehrere tausend Mörder in einem strikten Kastensystem leben und arbeiten, sowohl Elemente des technolo­gischen Fortschritts wie des rigiden religiösen Fundamentalismus´ nebeneinan­der. Die Mörder betrachten das durchaus nicht als Widerspruch, sondern sind sich dessen absolut bewusst und empfinden es als ganz normal.

Wie entsteht eine solche unterirdische Gemeinschaft wie Channodin? Das ist eine noch nicht geklärte Frage. Aber diese Entwicklung ist zu dem Zeitpunkt, zu dem Channodin besteht, bereits rund 25 Milliarden Handlungsjahre alt. Wie ich dazu komme, das so sicher und gewiss zu sagen? Nun, in KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM), der eben entsprechend früher zeitlich gelagert ist, existiert auch schon eine unterirdische Kultur der Mörder in der Unterwelt des Planeten Dawson.

Im weiteren Verlauf des KONFLIKTS 24 wird allerdings noch ein weiterer Grund – neben der quasi überkosmischen historischen Entwicklung – genannt: Als in einer späteren Folge dieses Handlungsstrangs der Helfer des Lichts Colin Gablon auf die Heimatwelt der Mörder verschlagen wird, in deren Tiefen sich Channodin befindet, ergibt sich die wirklich bizarre Möglichkeit, im Wahrneh­mungsfokus eines Transversalisten mit zur Oberfläche des Planeten gebracht zu werden… und dies ist eine Erfahrung, die Colin fast umbringt.

Warum?

Weil nach seinen Wahrnehmungen die Oberfläche von der Strahlung der SIE­BEN SIEGEL VON TOTAM regelrecht geröstet wird. Nichts und niemand, was der regulären Evolution entstammt, vermag an der Oberfläche die ersten paar Sekunden zu überleben. Die Oberfläche des Planeten ist vollkommen lebens­feindlich.

Daraus resultieren natürlich weitere Fragen.

Eine führt in die Richtung, wie wohl die Mörder diese Welt besiedelt haben mö­gen… zweifellos nicht mit Hilfe von Raumschiffen. Sie wären tot gewesen, ehe sie auch nur die Oberfläche berührten. Wie aber dann?

Eine weitere fragt nach dem Grund. Wenn diese Welt so lebensfeindlich ist, wie­so sind sie überhaupt dorthin gelangt? Durch Zufall? Wurden sie ausgesetzt? Sollten sie Kolonisten sein? Wächter?

Das sind tiefschürfende, aber allesamt noch unbeantwortete Fragen. Höchst­wahrscheinlich kann man im Tempel der Wahrheitsreligion von Channodin dazu mehr erfahren, doch bin ich soweit noch nicht vorgedrungen.

Was ich zwischendrin verfolgte, war auch weniger das Alltagsleben der Bürger Channodins, als vielmehr die ausgesandte Expedition in den Tunnel des Trans­versalenfeldes… so nennt man die „Vernichtungsfelder“ recht eigentlich. Beizei­ten habe ich fest vor, dorthin zurückzukehren, nach Channodin. Aber dies wird erst deutlich nach Band 50 der Serie geschehen. Und das bedeutet, frühestens im Jahre 2018 kann ich mich um diese Angelegenheit kümmern.

Dennoch spürt ihr schon an den obigen Zeilen – es gibt noch sehr viel zu Chan­nodin zu erforschen. Für den Moment habe ich euch diesen Handlungsschau­platz vorgestellt. Damit will ich es für den Augenblick bewenden lassen.

In der nächsten Woche erzähle ich euch, was ich im Monat Januar 2017 so alles schreiben konnte… ist nicht wirklich viel gewesen. Ihr seht Näheres am kom­menden Sonntag.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 108: Die schlafende Welt

Posted April 19th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, ich gebe zu, ich habe ein Faible für Space Operas, für altmodische Invasions­geschichten, so sehr sie auch von den heutigen Naturwissenschaftlern gering­schätzig belächelt werden. Die Abgründe zwischen den Sternen, heißt es (ver­mutlich mit Recht, zumindest für die uns zur Verfügung stehende Technologie), seien so gigantisch, dass es absurd schiene, ein Volk mit hoch entwickelter Technik würde die Abgründe zwischen den Sonnensystemen zu überwinden im­stande sein und dann allein plumpe Eroberungsgelüste zur Schau stellen. Da wird dann gern von Xenophobie und ähnlich seltsamen Dingen gemurmelt.

Gleichwohl kann man nicht übersehen, dass die Science Fiction gerade auf die­sem Gebiet eine Vielfalt von Varianten hervorgebracht hat und durchaus inno­vativ ist. Natürlich gerät das manchmal zur gigantomanischen Groteske wie etwa in Filmen a la „Independence Day“. Aber es gibt auch charmante Invasi­onsgeschichten, so bizarr das auf den ersten Blick auch wirken mag. Und eine solche, die schon ihre glatten 50 Jahre auf dem Buckel hat, möchte ich euch heute als Lesetipp antiquarisch ans Herz legen.

Albern? So alte Geschichten seien allenfalls noch Staubfänger? Nun, Freunde, da seid ihr aber gründlich falsch gewickelt. Da habt ihr noch nichts von William Burkett jr. und seinen „Larrys“ gelesen. Das solltet ihr ändern, und einen kleinen Vorgeschmack darauf gibt es genau jetzt:

Die schlafende Welt

(OT: Sleeping Planet)

von William R. Burkett jr.

Terra-Taschenbuch 118

176 Seiten, 1966

Aus dem Amerikanischen von Thomas Schluck1

(antiquarisch)

Die Menschheit des Jahres 2432 befindet sich im Krieg mit einem uralten Ster­nenimperium, dem Reich der menschenähnlichen Llaralaner. 90 Parsek von der Erde entfernt erobern irdische Truppen llaralanische Welten, und längst werden die Fremden von den Terranern nur noch „Larrys“ genannt. Man sollte nun mei­nen, dies sei weit weg, aber leider ist dem nicht so – ständige Störangriffe robo­tischer „Larry“-Schiffe zwingen die irdische Bevölkerung regelmäßig in die Schutzunterkünfte. Und auf einmal beginnt der Alptraum, den aber nur wenige Personen wirklich miterleben.

Da ist beispielsweise Bradford Donovan, ein einstmaliger Jäger vom llaralani­schen Planeten Rißtair, der beide Beine verlor und seither wieder auf der Erde wohnen muss. Als er im Schutzbunker in London ist, wird er Zeuge davon, wie alle Männer, Frauen und Kinder rings um ihn her auf gespenstische Weise in Schlaf sinken. Sie sind durch nichts zu wecken. Als Donovan den Bunker ver­lässt, geht der Alptraum erst richtig los – denn vom Himmel schweben Legionen von Gleitscheiben mit schmalen, uniformierten Gestalten: Larrys! Obwohl er geistesgegenwärtig einige von ihnen töten kann, fällt Donovan ihnen dennoch in die Hände.

In Georgia fällt zeitgleich dem Anwalt Rierson, der sich hier zur Erholung auf der Jagd befindet, eine Reihe von seltsamen Vorkommnissen auf. Dazu zählen En­ten, die im Gewässer ertrinken (!), Wildhüter, die nicht auf Benachrichtigungen antworten und bewusstlose Menschen an einer Tankstelle – ganz zu schweigen von dem Raumschiff, das über dem Naturschutzgebiet plötzlich auftaucht. Als Rierson realisiert, dass die Erde Opfer einer „Larry“-Invasion geworden ist, wie auch immer das möglich sein soll, und dass das gesamte gesellschaftliche Leben auf dem Planeten paralysiert wurde, verbirgt er sich in der Großstadt Atlanta, seiner Heimatstadt. Und als „Gespenst von Atlanta“ beginnt er einen verzwei­felten 1-Mann-Kleinkrieg gegen die llaralanischen Invasoren.

Möglich wurde diese Attacke durch einen llaralanischen Verschwörer, der die Vorbereitungen getroffen und das Angriffssignal gegeben hat. Als Martak Sarno, der Oberbefehlshaber der llaralanischen Truppen die Erde erreicht, ist völlig klar, dass bis auf eine Handvoll Immuner – und ein „Gespenst“ – niemand mehr wach ist. Hastig gehen die Invasoren daran, die schlafende Bevölkerung Terras, der Venus und des Mars in ein Faustpfand zur Kapitulation der terranischen Truppen an der Front zu verwandeln.

Allerdings… gibt es Probleme. Sehr seltsame Probleme.

Während sich Martak Sarno und seine Männer noch mühen, herauszufinden, warum neun (oder zehn) Terraner immun waren gegen die eingesetzte Waffe, die immer funktioniert hat, beginnt der Gefangene Donovan auf einmal zu spin­nen. Er spricht in seiner Zelle mit einer nicht existenten Gestalt, die er „Großva­ter“ nennt, und im Verhör tritt er verstörend selbstsicher auf. Plötzlich nämlich sagt er: „Es tut mir leid um Sie. Wirklich, wirklich leid. Lassen Sie mich Ihnen und Ihrer Flotte mein tiefempfundenes Mitgefühl ausdrücken, ehe es dafür zu spät ist. Das Imperium wird Sie zweifellos posthum mit den höchsten Ehren beden­ken…“

Grund für seine Zuversicht, erläutert er seinen völlig perplexen Gegnern, sei die Tatsache, dass die Llaralaner alle Menschen schlafen gelegt hätten, um so den Weg frei zu machen für jene Milliarden und Abermilliarden von Toten, die einst vor der gegenwärtigen Menschheit auf der Welt gelebt hätten. Und die Toten können weder noch einmal getötet werden, noch würden sie so etwas wie Fein­fühligkeit kennen – deshalb seien alle Invasoren des Todes, das habe ihm sein Großvater erklärt (dessen Stimme die Llaralaner natürlich nicht hören könnten, weil sie mit ihm nicht verwandt seien).

Die Invasoren glauben diesen Nonsens natürlich nicht… wenigstens nicht die Führung. Die Soldaten indes, oft einfache Bauernsöhne der llaralanischen Pro­vinz, in denen der Ahnenkult nach wie vor stark sei, sind zutiefst abergläubisch. Dennoch ließe sich damit umgehen. Wenn da nicht auf einmal jemand wäre, der sich weder fassen noch töten lässt und sich zudem noch „Großvater“ nennt – und unbarmherzig Jagd auf die Invasoren macht…

Manchmal macht man wirklich überraschende Entdeckungen in dem eigenen Bücherregal, so ging es mir zu Heiligabend 2007, als ich dieses schon 1990 ge­kaufte Buch endlich wiederfand und zu lesen begann. Binnen zwei Tagen war es verschlungen, und das wahrhaftig zu Recht. Der Leser hat mit diesem Werk ein altes Buch der Terra-Taschenbuch-Reihe vor sich, das die Lektüre ernsthaft lohnt, umso mehr, als es sich eben nicht um eine der damals durchaus typischen Hau drauf-Geschichten handelt.

Subtil und psychologisch raffiniert entwickelt Burkett vor der Hintergrundfolie eines (typischen) kosmischen Krieges die Geschichte eines „Dolchstoßes“ in den Rücken durch ein gewagtes Angriffsmanöver und, damit einhergehend, den Wi­derstandskampf einer kleinen Gruppe Verzweifelter, die versucht, das Blatt zu wenden, obwohl es unmöglich scheint. Zu Hilfe kommen den Immunen dabei, und das ist das eigentlich Interessante, religiöse Aspekte der feindlichen Gesell­schaft.

Die Vorstellung zutiefst abergläubischer Wesen, die in einem Krieg normaler­weise ihren Mann stehen, im Falle irrationaler, nicht begreifbarer Geschehnisse schnell Opfer ihrer abergläubischen Grundüberzeugung werden können, hat Burkett aus dem Pazifikkrieg, wo es im Kampf gegen Japan ähnliche Vorfälle ge­geben haben soll. Es ist also realistisch, anzunehmen, dass Burkett im Zweiten Weltkrieg dort gekämpft hat (oder in Korea). So sind seine „Larrys“ sehr deut­lich an die Japaner angelehnt.

Die Grundprämissen des Buches sind indes höchst fragwürdig: weder erscheint es sonderlich realistisch, dass Robotkampfschiffe die irdische Atmosphäre durchfliegen können, während der normale Raumverkehr im Sonnensystem un­behindert ist – hier greift Burkett auf die Luftalarmstimmung des Zweiten Welt­kriegs in Europa zurück – , noch hört es sich glaubwürdig an, dass man die At­mosphäre ganzer Planeten mit einem betäubenden Stoff füllen kann (der Über­setzer ist sich hier offensichtlich nicht ganz im Klaren, was er wählen soll, mal redet er von „Staub“, dann wieder von „Gas“). Damit würde man allerdings fol­gerichtig dem gesamten Buch seine Grundlage entziehen.

Wenn man diesen Gedanken jedoch stillschweigend ad acta legt, dann hat man einen faszinierenden Abenteuerroman vor sich mit lebendigen Charakteren und einem wirklich „typisch“ amerikanischen Ende. Wie das aussieht? Lasst euch überraschen. Ich denke, die Lektüre lohnt sich.

© 2007 by Uwe Lammers

Obwohl diese Rezension auch schon zehn Jahre auf dem Buckel hat, wissen so­wohl das Buch als auch die Rezi selbst nach wie vor zu gefallen. Und wie ihr wisst, hat das durchaus was zu sagen.

In der nächsten Woche reisen wir wieder einmal ins Reich der Fantasy und schauen uns eine ebenfalls nur noch antiquarisch zu erhaltende Anthologie an, die ein paar interessante Schmankerl aufzuweisen hat. Mehr in sieben Tagen an diesem Ort.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Dabei handelt es sich wahrscheinlich um einen Schreibfehler. Gemeint ist wohl Thomas Schlück, später Inhaber einer Literaturagentur.

Liebe Freunde des OSM,

wie vor vier Wochen versprochen, fahre ich gleich mal fort mit der Berichter­stattung über den Monat Juli 2011. Jüngst hatte ich euch ja mit Ende Juni 2011 verlassen.

In diesem Monat steckte ich weiterhin fest in KONFLIKT 4 des Oki Stanwer My­thos (OSM), also in der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR). Und parallel zur Weiterarbeit an dem Roman „Jaleenas zweites Leben“ rutschte ich in einen grässlichen Crossover-Alptraum ab, der genau dort in der INSEL spielt.

Was geschah genau? Ich besuchte das Baumeister-Gefängnis Lhorridon auf dem Planeten Troncadur. Ein Gefängnis, aus dem niemand ausbrechen kann, und in dem ein Wesen gefangen gehalten wird, das man nur als „das Monster“ kennt – ein Alli ohne Identität, der auf bestialische Weise eine Reihe von Technofrauen niedergemetzelt hat, ehe er unschädlich gemacht wurde.

In Lhorridon gilt er als „Der Gefangene Nr. 1041“, so auch der Titel von Band 28 der IR-Serie. Und sein Schicksal ist weit grässlicher, als sich das der ermittelnde Fehlersucher Srengaar in seinen kühnsten Alpträumen auch nur ausmalen kann. Diese Biografie bringt selbst Baumeister zur Verzweiflung, und als ein Artgenos­se dem Baumeister Naam, der sich hier intervenierend einschaltet, den Rat­schlag gibt, man könne dem Gefangenen „nur noch einen Kopfschuss verpas­sen“, um ihn von seinem Schicksal zu erlösen (so geschehen in Bd. 29 unter dem Titel „Musterbildung“), da will Naam natürlich nichts davon wissen.

Beizeiten werdet ihr sehen, was das für Konsequenzen nach sich zieht und in­wiefern Naam auf grässliche Weise in die Verlängerung dieses Alptraums ver­strickt ist. Ich sage euch, ich habe vielleicht gelitten, als ich diese Geschichte niederschrieb, die völlig unaufhaltsam war…

Daneben knospte ein neuer Hintergrundtext auf, der den prägnanten Titel „Das Reich der Zwergengöttin“ trägt. Und wenn ich jetzt andeute, dass das alles zwar in KONFLIKT 4 spielt, aber starke Verbindungspfade zu KONFLIKT 2 und der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) hat, reicht das für Eingeweihte wohl durchaus hin, um das kalte Grausen zu bekommen.

Ja, manche Schrecken enden nicht einmal, wenn zwischendurch so eben zehn Milliarden Jahre vergangen sind.

Ich musste mich zwischendurch abkühlen, und paradoxerweise gelang mir das besonders gut im tropischen Archipel, der eher romantisch-erotischen Gegen­welt des OSM. Dort kümmerte ich mich um die Stories „Auf und nieder“ und „Jessecas Geschichte“, ferner um das Romanfragment „Ana und die Sklavin­nen“, schrieb an diversen Glossaren weiter, ehe ich mit „Die Totenköpfe 2: Durch die Ruinenwelten“ erneut in einen OSM-Fragmentroman abrutschte.

Ich versuchte mich an der TI-Episode „Brennpunkt Hushhin“, deren Episoden­ziffer ich heute noch nicht verraten möchte, und vollendete eine weitere kom­mentierte Abschrift einer Episode aus KONFLIKT 18 („Attentat der Schatten“).

Dann kam ein lange überfälliger Schritt zu seinem Recht: Die Abschrift des er­sten Archipel-Romans „Die drei Strandpiratinnen“, der bislang nur in einer Schreibmaschinenversion vorlag. Es sollte aber bis weit ins Jahr 2012 dauern, ehe ich damit fertig wurde… nun, mehr als 300 Manuskriptseiten schreiben sich nicht von selbst ab, und ich hatte ja auch noch jede Menge anderes um die Oh­ren, nicht wahr?

Was beendet werden konnte, war die Abschrift der OSM-Story „Die Dunkle Macht“, womit ich begann, war ein Glossar für den Roman „Verderben auf Tu­wihry“ sowie die Episode 30 der IR-Serie. Dieser Band mit dem prägnanten Titel „Der letzte Flug der STERN VON ALLKOOM“ (aktuell noch ein Fragment, aber hoffentlich nicht mehr lange), nimmt sehr faszinierende Informationen aus dem Schlussabschnitt der TI-Serie vorweg. Als Matrixfehler, natürlich. Und er steht in enger Verbindung mit dem „Zwergengöttin“-Hintergrundtext.

Doch, man kann sagen, im Juli 2011 jettete ich wirklich von einem Brennpunkt zum nächsten. Das ging auch so weiter. Nach einer kurzen Stippvisite in dem Roman „DER SIEGEL-KONFLIKT“ erfüllte ich mir mit dem Anfang der Episode 8 des KONFLIKTS 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO) einen wirklich ural­ten Kindertraum, den ich seit der Zeit der Gedankenspiele mit meinem Bruder im Kopf hatte, aber nie umzusetzen gewagt hatte.

Was tat ich? Ich besuchte Center-City.

Das sagt euch natürlich nichts, wie sollte es auch? Lasst euch darum eine kleine Geschichte erzählen: Als Oki Stanwer im (bislang nicht beschriebenen) KON­FLIKT 8 in die Galaxis Milchstraße kam und hier im Auftrag der Baumeister und der Sieben Lichtmächte zu wirken begann, kämpfte er erbittert gegen die Dä­monen von TOTAM. Diese finstren Wesen, die ihr beizeiten kennen lernen wer­det, waren erstmals in KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH) in Hyoronghilaar in Erscheinung getreten, und nun erreichten sie also fünf Milliar­den Handlungsjahre später den freien Weltraum und den Planeten Erde.

Das wurde zunächst gar nicht bemerkt… erst, als sich Menschen quasi von ei­nem Moment zum nächsten in Luft auflösten und sich Städte in zerbröckelnde Ruinenkulissen verwandelten, wurde deutlich, was für eine Art von Manipulati­on hier geschah – mindestens einer der Dämonen war in die Vergangenheit der Erde eingedrungen und löschte hier die Realgegenwart Stück für Stück aus. Menschen wurden nie geboren, weil deren Großeltern und Urgroßeltern star­ben, ehe sie sich kennenlernen konnten. Städte, die aufgeblüht wären, verwan­delten sich in Geisterlandschaften oder verschwanden ganz.

Brennpunkt dieses Geschehens war eine Stadt im Wilden Westen namens Cen­ter-City. In der Gegenwart eine Geisterstadt wie so viele andere. Aber dort be­fand sich der Fokus des Dämons von TOTAM, eines monströsen Wesens namens Mor, der die Erdzukunft stückchenweise auslöschte.

Nun, Oki Stanwer reiste in die Vergangenheit zurück und korrigierte dieses de­saströse Geschehen. Damals erfolgreich.

In KONFLIKT 9 ist Center-City eine verblassende Erinnerung in seinem Geist… aber der verwirrte Kernverstand des ZYNEEGHARS 11, eine kybernetische We­senheit namens BURTSON, erwählt ausgerechnet die Kulisse von Center-City zur Kontaktfläche zwischen ihm, Oki Stanwer und seiner Gefährtin, der Klei­ni-Raumfahrerin Viane Vansin el Descorin del Sante. Und dummerweise erwacht auch der Dämon Mor in dieser Kulissenstadt zu monströsem Kunstleben. Was dann zur Folge hat, dass es auf einmal auch um leibhaftige Untote geht und noch viel schrecklichere Wesen.

Mann, ich sage euch, das war vielleicht ein Alptraum! Beizeiten nehme ich euch dahin gern mit. Hier, Ende Juli 2011, fing das jedenfalls an.

Und weil ich mich gerade sowieso mit Dämonen und ihrer Genese beschäftigte, konnte es auch nicht verblüffen, dass mit „Bewusstwerdung“ ein weiteres OSM-Fragment emporspross, das genau das thematisierte – im Innern der Hohlwelt Hyoronghilaar in KONFLIKT 7. Ich brauche allerdings nicht zu betonen, dass auch diese Geschichte, die am letzten Tag des Monats Juli begann, bis heu­te unvollendet ist.

Da am 31. März 2011 mein Arbeitsvertrag mit der Ostfalia geendet hatte, aber zum Anfang September desselben Jahres bereits die nächste Beschäftigung, diesmal im Dienst des Stadtarchivs Braunschweig und des Niedersächsischen Staatsarchivs Wolfenbüttel, unmittelbar bevorstand, blieb mir also nur noch der Monat August, um wirklich kreativ mit Hochdruck zu arbeiten. Und ich versiche­re euch – genau das tat ich auch. Davon erzähle ich in der nächsten Etappe die­ser Artikelserie.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 107: Operation Sahara

Posted April 12th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute gibt es mal etwas Ungewöhnliches, selbst für meine Verhältnisse – denn ich habe anno 2015 sowohl den vorliegenden Cussler-Roman neu gelesen als auch seine Verfilmung dann in die Rezensions-Bearbeitung einfließen lassen. Auf diese Weise erhaltet ihr heute gewissermaßen den Doppelpack, eine Buch- und Filmrezension, die zugleich abgewogen Vor- und Nachteile beider Versio­nen diskutiert. Dabei versuchte ich damals, meine doch eher finster ausgefalle­ne Erstlektüre 1995 abzumildern und zu relativieren. Die führte damals dazu, dass ich das Buch einmal nicht rezensierte und es zum anderen für Jahre auf den elterlichen Dachboden verbannte. Es kam erst wieder zum Vorschein, als wir den Haushalt auflösen mussten.

Während ich den Film heutzutage immer noch – bei allen vorhandenen Defizi­ten, die ich unten diskutiere – gern anschaue, ist doch die Lektüre des Romans selbst mit Vorsicht zu genießen. Das kommt also auch bei den besten Autoren vor. Ihr wisst, dass ich Cussler als rasant schreibenden, sehr unterhaltenden Schriftsteller schätze. Aber perfekt ist er nicht, wie man an diesem Roman deut­lich erkennen kann.

Wie das alles im Detail ausschaut? Am besten ist es, ihr seht euch das mal kon­kret an und lest einfach weiter:

Operation Sahara

(OT: Sahara)

Von Clive Cussler

Goldmann 42802

Dezember 1994 (ursprünglich 1992 erschienen)

576 Seiten, TB

ISBN 3-442-42802-5

Aus dem Amerikanischen von Dörte und Frieder Middelhauve

&

Film „Sahara – Abenteuer in der Wüste“

(OT: Sahara)

USA 2005

Länge: 124 Minuten

+ Bonusmaterial auf DVD

Die Geschichte beginnt am 2. April 1865 in Richmond, Virginia.

Die Südstaaten stehen gegen Ende des Sezessionskrieges kurz vor der Kapitula­tion. Doch Präsident Jefferson Davis hat nicht vor, kampflos unterzugehen. In al­ler Eile lässt er das neu erbaute, kampfstarke Panzerschiff „Texas“ unter dem Kommando von Commander Mason Tombs auslaufbereit machen und bringt geheime Fracht an Bord, vorgeblich Akten der Revolutionsregierung. Außerdem wird noch in letzter Sekunde ein Gefangener an Bord gebracht.

Die „Texas“ erreicht die Mündung des James River und verschwindet im Nebel und im Vergessen. Nur in den Erinnerungen einiger Soldaten lebt das Andenken fort, versinkt aber letzten Endes in den weitläufigen Hallen der Geschichte.

Am 10. Oktober des Jahres 1931 ist die australische Ausnahmepilotin Kitty Mannock mit ihrem Flugzeug zu ihrem bahnbrechenden Langstreckenflug quer durch Afrika bis Kapstadt unterwegs über der Sahara, als sie in einen Sandsturm gerät und notlanden muss. Auch sie verschwindet spurlos aus der Weltge­schichte und gerät nahezu vollständig in Vergessenheit.

Fünfundsechzig Jahre müssen vergehen, ehe die losen Fäden der beiden Prolo­ge sich als Teile eines größeren Flechtwerks wieder finden können, und der Zu­fall spielt dabei Regie. Dennoch… auch von dem dritten Zwischenfall wäre um ein Haar nichts mehr ans Tageslicht gekommen, denn als ein Touristenbus unter Major Ian Fairweather die kleine Oase Asselar in Mali erreicht, sind alle dort Le­benden entweder tot oder „durchgedreht“ – so durchgedreht, dass allein Major Fairweather dem Inferno entkommen kann und in die menschenfeindliche Wüs­te davonwankt.

Fünf Tage später, am 10. Mai 1996, entgeht Dr. Eva Rojas von der Weltgesund­heitsorganisation (WHO) nahe Alexandria beim Baden einem Trio von brutalen Kerlen, die es darauf angelegt haben, sie kurzerhand umzubringen. Doch im allerletzten Moment taucht hier ein Retter in der Not auf – Dirk Pitt von der NUMA, der kurzen Prozess macht und mit der attraktiven Ärztin anbandelt.

Pitt und das NUMA-Team sind am Nil, um nach einer versunkenen ägyptischen Königsbarke zu suchen. Doch während Eva Rojas und ihr Team nach Mali auf­bricht, um die Ursprünge einer rätselhaften Epidemie zu erforschen, werden Dirk Pitt und sein Kompagnon Al Giordino von ihrem Chef, Admiral James San­decker, zum Delta des Nigerflusses abgeordnet, um hier die Quelle einer rätsel­haften Algenvermehrung ausfindig zu machen, die dabei ist, im Rekordtempo den globalen Sauerstoff aufzuzehren und die Menschheit in Bälde zum Ersti­ckungstod zu verurteilen.

Mit der kampfstarken Yacht „Kalliope“ reisen Pitt, Giordino und der Wissen­schaftler Rudi Gunn nun flussaufwärts und stellen fest, dass die Quelle der Ver­seuchung irgendwo landeinwärts in Mali liegen muss. Die genaue Ursache ist nicht herauszufinden, weil sie zwischenzeitlich mit dem malischen Militär eine heftige Auseinandersetzung haben, in deren Zuge die Yacht versenkt und die drei Freunde getrennt werden. Dies geschieht sehr zum Missfallen des Militär­diktators von Mali, General Zateb Kazim, der seinerseits gern die ursprünglich unter französischer Flagge (und dann unter Piratenflagge) fahrende Yacht kas­siert hätte.

Zwischenzeitlich haben auch Dr. Rojas, ihr Kollege Dr. Hopper und die WHO-De­legation Probleme. Zunächst vom malischen Militär in die Irre geleitet, ent­schließen sie sich, eine außerplanmäßige Zwischenlandung in Asselar durchzu­führen, wodurch sie auf die grässlichen Hinterlassenschaften der Seuche sto­ßen. Dummerweise werden sie anschließend von General Kazims Soldaten ein­kassiert und an einen Ort namens Tebezza gebracht, von dem noch nie jemand wieder entkommen ist – eine geheime Goldmine, in der Sklavenarbeit verrich­tet wird. Nach außen wird ein Flugzeugabsturz fingiert.

Während Rudi Gunn sich auf den Weg aus Mali macht, um die Daten über die Verseuchung außer Landes zu bringen, entschließen sich Pitt und Giordino da­für, weiter die ursächliche Quelle der Verseuchung zu finden. Im Amerika ver­sucht in der Zwischenzeit Admiral Sandecker, die Fährten seiner verschollenen Leute zu lokalisieren und ein Rettungsmanöver in die Wege zu leiten. Da die politischen Mühlen allerdings zu langsam mahlen, muss er seine persönlichen Kontakte zur UN-Generalsekretärin Hala Kamil (vgl. dazu den Roman „Das Alexandria-Komplott“) nutzen. So kann zumindest Rudi Gunn freikommen.

Pitt und Giordino scheinen spurlos verschwunden zu sein. Das ist allerdings nicht völlig korrekt. Die beiden haben es zwischenzeitlich geschafft, General Ka­zims alten Luxusschlitten, einen Avions Voisin von 1932, „auszuborgen“, was ih­ren Aktionsradius deutlich erweitert. Außerdem machten sie unschöne Be­kanntschaft mit einem französischen Industriellen namens Yves Massarde, des­sen Hubschrauber sie versenkten. Und als wenn das alles noch nicht genügte, stoßen sie in der Wüste auf einen kauzigen Mann namens „Kid“ (das alter Ego von Clive Cussler in seinem diesmaligen Cameo-Auftritt), der auf der Suche nach dem Konföderierten-Panzerschiff „Texas“ ist. Was Unglauben auf der Ge­genseite induziert („Was für ein Kraut hatte der Kerl denn geraucht?“).

Am mutmaßlichen Ort der Giftquelle entdecken die beiden NUMA-Männer schließlich Yves Massardes Solaranlage zur Vernichtung von Giftmüll, dummer­weise aber auch, dass unterhalb davon eine undichte Sondermülldeponie exis­tiert… und dann kommt es noch dümmer, und sie werden erwischt und an einen Ort deportiert, von dem noch niemand entkommen ist: nämlich nach Te­bezza, wo sie mit der sadistischen Aufseherin Melika und ihrem Chef, dem rück­sichtslosen irischen Minenaufseher Selig O’Bannion, konfrontiert werden… und Hunderte von ausgemergelten Häftlingen vorfinden, unter ihnen die WHO-Ärz­te. Da wird ihnen klar, dass sie mehrere dringliche Ziele haben: zunächst einmal die Anlage von Massarde Industries stilllegen, um die Gefahr für die Weltmeere zu beseitigen. Dann die Befreiung der Gefangenen aus Tebezza. Und drittens das Brechen der Vorherrschaft von Kazim und Massarde, die zusammen Mali ausplündern.

Zwar gelingt das schier Unmögliche, nämlich der Ausbruch aus Tebezza, doch nur Dirk Pitt und seinem Freund Al. Und sie flüchten mitten in die gnadenlose Wüste der Sahara hinaus, die noch jeden verzweifelten Menschen vor ihnen verschlungen hat.

Und doch haben die beiden Gefährten hier in der Wüste hilfreiche Geister um sich, allen zuvorderst eine tote australische Fliegerin namens Kitty Mannock…

Die Feststellung im WIKIPEDIA-Artikel zur Verfilmung des obigen Romans unter dem Titel „Sahara – Abenteuer in der Wüste“ (Abrufdatum: 27. Oktober 2015) entspricht der Tatsache: Film und Roman sind nahezu vollständig autonome Schöpfungen. Wer den Film gesehen hat, wird schon aus meiner obigen unvoll­ständigen Zusammenstellung der Handlungslinien erkennen, wie sehr die vier verschiedenen Drehbuchautoren (Thomas Dean Donnelly, Joshua Oppenhei­mer, John C. Richards und James V. Hart) den ursprünglichen Cussler-Stoff durchgeknetet, gekürzt, gestrafft und inhaltlich zum Teil drastisch abgeändert haben.

Während im Roman der Verbindungspfad zur „Texas“ mühsam durch den Ca­meo-Auftritt des Autors hergestellt werden muss, ist er in der Verfilmung der zentrale Pfad, der hier als Obsession Dirk Pitts dargestellt wird, wodurch Pitt weniger als NUMA-Angestellter denn mehr als besessener Schatzsucher und leichtfertiger Abenteurer hingestellt wird. Das wird der Person Pitts eher nicht gerecht. Durch völliges Ausschalten des Handlungsstranges um die illegale Goldmine mussten die Drehbuchautoren auch eine andere Möglichkeit finden, den Rojas- und Pitt-Handlungsstrang wieder zusammenzuführen.

Indem außerdem die gesamte UN-Handlungsebene des Romans, die zusammen wenigstens hundert Seiten ausmacht, nebst der UNICRATT-Eingreiftruppe (die es in realiter wohl nicht gibt) eliminiert worden ist, gab es den nächsten drama­turgischen Engpass. Da auch die im Roman gegen Ende auftretenden amerika­nischen Special Forces politisch im Jahre 2003, als die Dreharbeiten begannen, begreiflicherweise inopportun waren und entfernt werden mussten, griff man kurzerhand zu malischen Stammeskriegern, die im Roman selbst keine Rolle spielen… nun, das ist nicht völlig korrekt. Sie werden wenigstens erwähnt, aller­dings durchaus nur als Plünderer, die u. a. das Gold der „Texas“ mitnehmen, lan­ge vor Pitts Entdeckung des Wracks. Und damit entfällt natürlich auch der „gol­dige“ Schluss des Films.1 Dafür wurde, worauf der WIKIPEDIA-Artikel korrekt hinweist, Abraham Lincolns Leiche aus dem Film (zweifellos auch aus Gründen der political correctness) entfernt.

Beide Produkte, sowohl Buch wie Film, haben ihre Vor- wie Nachteile. Am Buch, das ich erstmals 1995 las und dann noch einmal jetzt für die Rezension, fiel mir bei der Erstlektüre krass negativ auf, wie rücksichtslos hier Quasi-Rassismus und fast schon kolonialistischer Heroismus eine unangenehme Melange eingeht. Wo der Film durchaus eine gewisse Differenziertheit zeigt, indem er Einheimische im Falle vom Kazim und Massardes Leibwächter (den es im Buch so nicht gibt) auf der negativen Seite, im positiven aber durch die Einführung des schwarzen Dr. Hopper (der im Buch überlebt, im Film nicht; im Buch ist er m. E. auch nicht schwarz) und durch die Tuaregstämme als Opposition bietet, hat man im Buch nahezu ausschließlich Schwarze, die entweder korrupt, grausam, habgierig oder strohdumme Befehlsempfänger sind, die sich zu Aberhunderten selbstmörde­risch in erbarmungsloses Schützenfeuer jagen lassen bzw., wenn die Führung getötet ist, kopflos in panischer Flucht davonstürmen.

Demgegenüber ist speziell gegen Schluss im Kampf um Fort Foureau eine klei­ne, ausschließlich aus Weißen bestehende Streitmacht im Gemetzel um die gi­gantische feindliche Übermacht dargestellt. Die Intelligenzleistungen treten da­bei eindimensional nur bei den Verteidigern in Erscheinung, während sich die schwarzen Angreifer nahezu ausschließlich auf überlegene Waffenkraft und schiere Zahl kaprizieren.

Ungenießbar, um das Wenigste zu sagen. Der Film hat diese Schattierungen glücklicherweise abgemildert. Auch die dramatische Geschichte mit der roten Flut, die im Buch krass überzogen geschildert wird, nämlich als eine Angelegen­heit von global-apokalyptischem Ausmaß, ist im Film deutlich reduziert worden. Dasselbe gilt für die im Buch stark armierte, gepanzerte Yacht „Kalliope“ und die Schlacht mit dem Militär von Benin (!).2

So interessant dann also das Buch auch als Zweitlektüre ist – die mit deutlich milderem Blick als die Erstlektüre vor zwanzig Jahren ausfiel – , so sehr ist doch zu konstatieren, dass die obigen Einschränkungen aus dem quasi-rassistischen Schematismus den Roman eindeutig zu einem der schwächeren von Cussler machen. Hätte das Buch nicht an zahlreichen Stellen den erfrischend trockenen Humor der Hauptpersonen enthalten, wäre es noch deutlich unangenehmer ausgefallen.

Der Film scheint an den Kinokassen mehrheitlich gefloppt zu sein. Das kann lei­der nicht sehr überraschen. Leser, die das Buch kannten, konnten den Film kaum als auch nur näherungsweise Umsetzung des speziell zu Beginn stark hor­rorlastigen Romans verstehen (auch hier leistete der Film übrigens erfreulicher­weise deutliche Milderung). Zuschauer, die nur den Film sahen, hatten vermut­lich anschließend lediglich das Gefühl, einen normalen Abenteuerfilm mit etwas überdrehten Protagonisten angeschaut zu haben. Sonderliche Verflechtungen mit anderen Pitt-Romanen bzw. deren Kenntnisse waren hier nicht vonnöten. Hier wäre mehr vermutlich tatsächlich mehr gewesen. Dass keine weitere Ver­netzung vorgenommen wurde, deutet an, dass die Macher wohl nicht über­zeugt davon waren, es könne danach vielleicht noch einen zweiten oder dritten Film geben.

Matthew McConaughey als Dirk Pitt und Steve Zahn in der Rolle von Al Giordino sowie William Macy in der Besetzung von Admiral James Sandecker erledigten ihre Aufgabe durchaus gut, und der wunderbare Vorspann des Films, in dem die Kamera durch Dirk Pitts mit diversen Souvenirs angefüllte Kabine schweift, machten definitiv Lust auf mehr… aber zu einer Verfilmung weiterer Cussler-Bü­cher kam es nicht. Man kann wohl vermuten, dass das wesentlich an der völli­gen Umarbeitung seiner Handlungsführung in den Drehbuchversionen lag und der Autor da selbst intervenierte. Was ich sehr gut verstehen kann.

Ein Rätsel ließ mich dann übrigens nicht ruhen – ich forschte nach der Lektüre noch nach der australischen Pilotin Kitty Mannock, die im zweiten Prolog des Buches auftaucht und ums Leben kommt. Ich wurde diesbezüglich nicht fündig, entdeckte aber etwas anderes: Zweifellos war Clive Cussler als Flugzeugnarr der britische Jagdflieger Major Edward Corringham „Mick“ Mannock ein Begriff, den ich zuvor nicht kannte. Mannock, 1887 in Ballincollig bei Cork in Irland ge­boren und 1918 über Frankreich abgeschossen, ist nämlich auch jemand, des­sen Grab bis heute als unbekannt gilt. Die Parallele zu „Kitty Mannock“ ist of­fensichtlich. Außerdem geht in die Person der Kitty Mannock wohl auch die ver­schollene Fliegerin Amelia Earhart ein, die im Buch auch mehrfach erwähnt wird. Laut dem WIKIPEDIA-Eintrag wurde die Szene mit der Sandsturmlandung mit Cusslers Tochter Dayna Cussler besetzt, diese Passage später im Film aber nicht verwendet.

Der Film ist also zwar ganz nett, aber nicht übermäßig werkgetreu. Und leider ist zu bezweifeln, dass irgendeiner der zahlreichen weiteren Cussler-Werke und Coproduktionen – etwa um Juan Cabrillo und die OREGON-Crew oder Kurt Aus­tin von der NUMA bzw. auch die Isaac-Bell-Detektivromane oder die Far­go-Schatzsuchergeschichten in absehbarer Zeit verfilmt werden.

Schade drum. Verdient hätte es manche dieser Geschichten… aber dann bitte werkgetreuer und nicht mit einem ganzen Strauß von Regisseuren, die die Ge­schichte eindampfen, verkleinern, verdrehen und dramatisieren. Das hat Cuss­ler nicht verdient.

© 2015 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche schicke ich euch mal in einen fast vergessenen Science Fiction-Roman, den ich eigentlich nur so als Nebenbeilektüre durchzu­schmökern gedachte… aber das war ein phantastisches Vergnügen, völlig unver­mittelt. Ich glaube, ihr solltet euch dieses Buch wirklich mal besorgen, wenn ihr meine Rezension in der kommenden Woche mögt.

Um was für ein Buch es geht? Einfach wieder reinschauen… es lohnt sich, mehr denn je, würde ich sagen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Aber politisch korrekt ist dieser dann durchaus schon: Amerikanische, tatentschlossene Abenteurer befreien arme afrikanische Staatsbürger von einheimischem Despoten und geben diesem, was er verdient, nämlich den Tod. Außerdem sanieren sie die Ökologie des Landes zum Nulltarif und überlassen den drangsalierten Schwarzen am Ende auch noch den Schatz… die politische Linie zum Sturz der Saddam Hussein-Diktatur im Irak und der Taliban-Herrschaft in Afghanistan ist offenkundig. Dass anschließend dann das Chaos dort ausbrach, weil die blauäugige und eindimensionale Strategie – Stürze den Diktator, dann freuen sich alle, und ganz automatisch wird der Staat dann zu einer demokratischen Staatsform übergehen – definitiv zu wenig auf die Verhältnisse abgestimmt war und zu­sätzlich von wirtschaftlichen Interessen unterlaufen wurde, das hatten sich die Verant­wortlichen so natürlich nicht überlegt. Das bis heute andauernde Chaos, dessen Ausläufer inzwischen Europa erreicht haben, trübt das „Happy End“ doch sehr nachhaltig…

2 Ohne Frage hätten sich die Filmzuschauer gefragt, wieso wohl eine zivile Yacht mit Rake­tenwerfern ausgestattet ist, mit denen Pitt und Co. feindliche Schiffe kurzerhand versen­ken, schweigen wir mal von dem Maschinengewehr…

Blogartikel 214: Kreativer Stillstand

Posted April 9th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

üblicherweise erzähle ich in Blogartikeln davon, was in meiner kreativen Bio­grafie in den zurückliegenden Jahren oder Jahrzehnten geschehen ist bzw. auch von aktuellen Projekten, legendären Orten des OSM oder Ähnlichem. Einmal im Monat erfolgt außerdem ein Einblick in die Arbeitsschritte des jeweils verstri­chenen Monats. Auch ist es ja so, das sagte ich vielleicht schon gelegentlich mal, dass ich Tage, an denen ich nicht kreativ gewesen bin, als nutzlos verflosse­ne Tage ansehe. Blogartikel, die in gewisser Weise natürlich auch Ausfluss von kreativen Denkprozessen sind, betrachte ich dabei zumeist als eine Form von „Heimspiel“. Sie zu verfassen, hat nicht dieselbe Qualität, als wenn ein eigen­ständiger Story-Gedankengang in meinem Geist aufblüht und sich mitunter recht stürmisch entwickelt.

Nun, es freut mich, sagen zu können, dass solche Tage die Regel sind und nicht die Ausnahmen. Von einer regelrechten „Schreibblockade“, von der zahlreiche prominente Autoren in Vergangenheit und Gegenwart berichtet haben, bin ich bislang glücklicherweise verschont geblieben. Meiner Überzeugung nach ist ein Mittel, sich gegen solche Blockaden zu immunisieren, darin zu finden, wenn man sich nicht starr und stur auf eine einzige Idee versteift, sondern stets meh­rere „Eisen im Feuer“ hat.

Üblicherweise funktioniert das auch bei mir. Und es kommt sogar vor, gar nicht mal so selten, dass unmittelbar nach Abschluss größerer Schreibprojekte jäh­lings völlig neue Ideen emporschießen und damit die jetzt freigewordene Stelle gewissermaßen in Windeseile wieder füllen. In meinen Augen ist das ein Zei­chen dafür, dass unter der Oberfläche meiner Denkprozesse immerzu weitere Ideen im Stadium der „Latenz“ schlummern, die nur darauf warten, „erweckt“ zu werden.

Das hat freilich in den vergangenen Jahren zu einer Situation geführt, die zu­sammenhängt mit meiner Art des Schreibens. Auch das habe ich früher schon mal erwähnt – dass ich weniger ein strikt durchplanender Autor bin, sondern jemand, der der Phantasie die Zügel schießen lässt und sich intuitiv vom inne­ren Bilderstrom tragen und treiben lässt. Das hat den Nachteil, dass dieser Bil­derstrom sehr häufig nur kurzlebig ist und mir lediglich Teile der Geschichten­handlung enthüllt. Die Konsequenz daraus ist dann das Entstehen von zahlrei­chen Fragmenten, an denen ich z. T. jahrelang nicht weiterarbeite.

Inzwischen gibt es mehrere hundert solche Fragmente, und ich übertreibe wirk­lich nicht, wenn ich andeute, dass manche davon mehrere hundert Seiten Um­fang haben, ohne fertig zu sein. Manchmal ist das schon sehr ermattend, zu se­hen, wie viele Handlungsströme hier mittendrin stagniert sind… das gibt es auch bei Serienepisoden im Rahmen des Oki Stanwer Mythos (OSM). Erst jüngst beendete ich eine Episode, die ich im Jahre 2011 (!) begonnen hatte. So etwas kommt vor. Reden wir gar nicht erst von OSM-Serien, an denen ich z. T. schon seit fast 30 Jahren arbeite. Und wir reden hier von realen Jahren.

Das ist ein Aspekt, der zum titelgebenden „kreativen Stillstand“ führen kann. Ein zweiter ist arbeitstechnischer Natur. Wie allgemein bekannt ist, ist es noch eine Utopie, dass die Verkäufe der E-Books auch nur entfernt die Entstehungs­kosten decken. Von dem Traum, vom Schreiben selbst leben zu können, bin ich gefühlte Lichtjahre entfernt. Das hat zur Folge, dass ich natürlich auf eine tägli­che Brotarbeit angewiesen bin und die meiste Zeit des Tages keine Möglichkeit habe, in phantastischen Denkbereichen kreativ zu sein.

In dieser Lage befinde ich mich derzeit, und so toll meine aktuelle Beschäfti­gung auch ist, so einschränkend wirkt sie auf meine kreativen Fähigkeiten. Ihr merkt das alle daran, dass die früher gleichsam metronomartige Regelmäßig­keit meiner E-Book-Erscheinungen gründlich durchbrochen wurde. Dabei müss­te das E-Book-Programm hierunter nur bedingt leiden, denn die Geschichten, die gegenwärtig veröffentlicht werden, sind meistenteils schon mehr als zehn Jahre alt.

Nur… wer so denkt, denkt ein wenig kurzschrittig. Es ist nämlich folgenderma­ßen: bei den Episoden der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) und demnächst auch den Episoden des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) verhält es sich folgendermaßen: Die Episoden sind zwar schon vorhanden, aber eben in einem Zustand, der massive Ausbauten zwingend er­forderlich macht. Da gilt es dann, sich vernachlässigter Charakterzeichnung an­zunehmen. Da müssen Beschreibungen ergänzt werden, es sind Dialoge von Plattitüden zu befreien, einfallslose Formulierungen sind abzuwandeln und vie­les andere mehr. Ihr wisst das aus meinem Blog – die OSM-Episoden wuchern dann leicht von bisher 15 Textseiten auf mehr als 70… und man erzähle niemandem, dass die Worte dann einfach so mühelos aus dem Nichts auf die Bildschirmseite respektive das weiße Blatt des Ausdrucks fallen. Das ist Nonsens. Das ist durchaus harte Gedankenarbeit.

Die ist, und das macht die Arbeit dann leichter, vergleichsweise unabhängig vom Gedankenstrom der Bilder, da die Bilder ja alle schon mal da waren und in den Episoden skizziert wurden… aber man braucht eben auch Energie, um dann die passenden modernen Formulierungen zu finden. Um Protagonisten zu mehr zu machen als nur zu schematischen Robotern voller Stereotypen (habe gerade wieder einen Leserkommentar bekommen, der z. T. sehr in diese Richtung ging… und nicht völlig zu Unrecht).

Wenn man wie ich also gewissermaßen von zwei Seiten unter Druck gesetzt wird, einmal von der überwältigenden Anzahl an Fragmenttexten, bei denen ich nicht wirklich sagen kann, an welchem ich nun als nächstes weiterschreiben könnte, zum anderen aber auch von der schieren Energie, die nach dem stun­denlangen Tagewerk noch übrig ist, dann kommt es zu solchen unschönen Si­tuationen wie denen in der Gegenwart.

Zum kreativen Stillstand.

Ah, ich vergaß noch einen dritten Aspekt, den ich womöglich erwähnen sollte. Das ist kein Dienstgeheimnis: Ich arbeite mit zwei Rechnern. Der, auf dem ich das hier niederschreibe, das ist mein Arbeits-Laptop, den ich jedes einzelne Mal, wenn ich ihn benutzen möchte, anzustöpseln habe. Das bedeutet, es ist ein gewisser Aufwand vonnöten, hiermit zu arbeiten. Der andere Rechner, auf dem ich meine längeren Geschichten schreibe und ebenso die E-Book-Texte (es schreibt sich einfach besser dort, das hat was mit der größeren Tastatur zu tun), ist fest installiert, kann aber nicht verwendet werden, solange ich am Laptop ar­beite.

Einmal ist das eine Steckdosenproblematik, dann aber auch eine reine Platzfra­ge. Mein Schreibtisch ist vergleichsweise klein, und er wird vollständig überwu­chert durch meine deckenhohe Myrte. Eine phantastische Pflanze, die ich sehr liebe, aber sie ist schon sehr Besitz ergreifend und raumfüllend.

Da ich mittels des Laptops auch ins Internet gehe, meine Homepage besuche und Mails verfasse, hat diese Konstellation zur Folge, dass mein kreativer Schreibprozess weitestgehend auf dem stationären Rechner stattfindet.

Ich habe in den letzten Tagen wirklich gar keine Möglichkeit gehabt, ihn zu akti­vieren. Was im Umkehrschluss heißt: ich war nicht originär kreativ in diesen Ta­gen. Es waren verlorene Tage des kreativen Stillstands.

Ich würde das gern anders sehen, bin dazu aber außerstande.

Aktuell bin ich im Modus des kreativen Stillstands.

Das gefällt mir natürlich nicht. Ich möchte, dass die Worte so fließen wie beim Schreiben eines schönen Blogartikels. Aber das passiert nicht. Leider, muss ich konstatieren.

Der kreative Stillstand blockiert mich derzeit durchaus und verschiebt meinen Aufmerksamkeitsfokus in andere Bereiche, die passiver Natur sind: in den Be­reich des Lesens wissenschaftlicher Artikel, in seltene Momente, wo ich Compu­ter-Mah-Jongg spiele oder mich mit Filmen im Internet befasse.

Befriedigend im kreativen Sinn ist da wirklich etwas anderes.

Zwar hoffe ich, dass das eine Momentaufnahme in meinem Schreibleben ist, aber da wir natürlich nie sagen können, wie viel Zeit uns für das Ausdrücken kreativer Impulse noch bleibt und die Regale hier voller Ordner sind, in denen unveröffentlichte Episoden, Kurzgeschichten, Gedichte und Romane schlum­mern, die das Licht der Öffentlichkeit erblicken sollen… nun, da könnt ihr sicherlich nachempfinden, dass mir der momentane kreative Stillstand absolut nicht zusagt.

Meiner Prognose nach wird sich der Wind mutmaßlich im Herbst 2017 wieder drehen. Bis dahin bleibt mir wenig anderes übrig, als auf gelegentliche freie Tage zu bauen, an denen es immer wieder mal zu flackernden Ausbrüchen krea­tiver Stimmungslagen kommt.

Das ist es im Grunde genommen, was mich bei der Stange hält und stabilisiert. Normalerweise nämlich ist es erforderlich, zur regulären wissenschaftlichen Ar­beit eine Balance in Form einer gesunden Kreativität zu besitzen, jedenfalls bei mir verhält es sich so. Ist das nicht gegeben, leiden beide Seiten meines Lebens darunter. Meine Formulierungsfähigkeit lässt arg zu wünschen übrig, meine Konzentration dito, die Vergesslichkeit nimmt zu, Fehler häufen sich… und das ist keine schöne Situation.

Wie gesagt, ich gehe davon aus, dass dieser kreative Stillstand temporärer Na­tur ist. Aber für den Moment, meine lieben Leser und Freunde, müssen wir uns alle mit dieser Lage arrangieren. Ich verspreche euch – ich tue mein Bestes, um euch dennoch vergleichsweise regelmäßig mit neuen Texten zu versorgen. Nur bei den E-Books kann das noch ein Weilchen dauern. Da habe ich euch um et­was Geduld zu bitten.

Ach ja, und einen versüßenden Tropfen gibt es bei allem Wermut dann doch: die Arbeiten an „Annalen 6: Mein Freund, der Totenkopfsind weitgehend ab­geschlossen. Es geht also weiter…

In der nächsten Woche fahre ich mit der Darstellung meiner Kreativbiografie fort. Wir befinden uns dann im Juli des Jahres 2011.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 106: Meine Jahre mit Pat

Posted April 5th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute gibt es eine vergleichsweise frische Rezension, die ich vor ein paar Mona­ten nach einer Reiselektüre verfasste, die ich geradewegs verschlang. Ihr wisst inzwischen, dass das grundsätzlich immer ein sehr gutes Zeichen ist, und das gilt auch für dieses durchweg ungewöhnliche Buch. Es ist eine Mischung aus Biografie und Lebensbericht über einen kleinen historischen Zeitabschnitt der 50er Jahre in den Vereinigten Staaten – und über die komplizierte Beziehung zwischen zwei intellektuellen Frauen, was man sowohl mental als auch physisch verstehen muss.

Von der einen Frau nahm ich eigentlich an, dass ich sie durchaus schon kennen würde… hier offenbarte sich mir dann aber eine faszinierende, unbekannte Sei­te der berühmten Krimi-Schriftstellerin Patricia Highsmith, die völlig unterbe­lichtet war. Ob mit Recht oder nicht, das mag der Leser entscheiden. Tatsache ist, dass sich hier wieder einmal bewahrheitete, was man oft sagt – dass Men­schen das Bild, das von ihnen in der Außenwelt existiert, oftmals „in Szene set­zen“, künstlich erschaffen, und dass man dieses mediale Ego nicht für das voll­wertige Subjekt setzen darf, das dahinter steht.

Marijane Meakers Erinnerungen an ihre Zeit mit Patricia Highsmith, mit ihren Höhen und Tiefen, den kreativen Ausbrüchen und auch Einbrüchen, das ist eine spannende Lektüre, wie ich finde, die jeder Interessierte studieren sollte. Folgt mir also in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts und in ein höchst kompliziertes Doppelleben:

Meine Jahre mit Pat

Erinnerungen an Patricia Highsmith

(OT: Highsmith – A Romance of the 1950s)

von Marijane Meaker

Diogenes 23742

Zürich 2008, 336 Seiten

Aus dem Amerikanischen von Manfred Allié

ISBN 978-3-257-23742-9

Schriftsteller sind tiefe Wasser – jeder, der sich ein bisschen mit Literatur be­fasst hat, weiß, dass diese Bemerkung in den allermeisten Fällen präzise zutrifft. Das hat mit einem Charakteristikum zu tun, das zwar nicht nur Schriftstellern zu eigen ist, auf sie aber in besonderer Weise zutrifft. Aufgrund ihrer Fähigkeit, in die Haut anderer Menschen hineinzuschlüpfen, zumeist außerdem zur Ver­schleierung ihrer eigenen Vita Pseudonyme tragend, sind sie buchstäblich „viele Personen in einer“, und nur sehr selten sieht man alles von ihnen.

Als ich im Oktober 2015 über das vorliegende Buch stolperte, animierten mich drei Aspekte zum sofortigen Kauf. Nennen wir sie in der Reihenfolge, in der die Reize wirkten: das Titelbild ziert das Foto einer wunderschönen jungen Frau, das mich sofort fesselte (im ersten Moment hielt ich es für ein Bild der Autorin, aber darin irrte ich mich). Das zweite war der Name Patricia Highsmith – wer mich länger kennt, weiß, dass ich diese Autorin außerordentlich faszinierend finde und zahlreiche Werke von ihr besitze, z. T. auch schon sehr wohlwollend rezensiert. Und das dritte, aber wirklich erst an dritter Stelle, war der Preis (da ich das Buch als Remittend fand).

Ich habe es binnen von zwei Tagen während einer Dienstreise in den Süden Deutschlands durchgelesen und konnte es fast buchstäblich nicht aus der Hand legen. Was ein außerordentliches Qualitätskriterium darstellt, zumal in Anbe­tracht der Zumutungen, die mir der Inhalt antat. Davon wird gleich die Rede sein.

Das wunderschöne Mädchen auf dem Titelbild ist die junge Patricia Highsmith etwa im Alter von 25 Jahren. Das „Erinnerungsbuch“ von Marijane Meaker (*1927), das weder ein Roman noch eine Biografie noch Autobiografie ist, aber Züge von allem trägt, umfasst – wenn man den langen, mehrteiligen Epilog au­ßer Betracht lässt – , im Grunde genommen die Jahre 1959 und 1960, aber die­se Jahre breitet Meaker mit unglaublicher Akribie und erstaunlichem Detail­reichtum aus.

Meaker, 1927 in Auburn, New York, geboren, arbeitete Anfang der 50er Jahre in New York beim Verlag Fawcett als Sekretärin. Ihre Freundin Louise Fitzhugh er­mutigte sie zum Schreiben, was eine großartige Entscheidung war – denn schon 1952 erlebte sie unter dem Pseudonym Vin Packer einen phänomenalen Durchbruch, der dazu führte, dass sie bald vom Schreiben leben konnte. Von ihren Kriminalromanen im Paperbackformat (und späteren Sachbüchern und Jugendromanen, unter den Pseudonymen Ann Aldrich und M. E. Kerr sowie auch Mary James veröffentlicht), erschienen bis 1969 mehr als zwanzig verschiedene Werke.

Meaker hatte allerdings ein ganz persönliches Problem – sie war lesbisch veran­lagt und folgerichtig sehr gut mit der Homosexuellen-Szene in New York ver­netzt. Zu ihren Eltern hatte sie ebenso folgerichtig ein äußerst getrübtes Ver­hältnis, lebte mit ihrer Freundin und Geliebten Kit zusammen… und dann traf sie auf einmal in einer bekannten Bar für Personen ihrer individuellen Veranla­gung eine dunkelhaarige, attraktive Person, und aus vielfältigen Andeutungen und Gesprächen unter Freundinnen und Freunden war ihr sofort klar, wer das war – Claire Morgan!

Nun war mir nicht bewusst, dass „Claire Morgan“ bürgerlich Mary Patricia Plangman hieß, die auch unter ihrem Autorennamen Patricia Highsmith inzwi­schen prominent geworden war. Highsmith hatte, um bei diesem Namen zu bleiben, unter dem Pseudonym „Claire Morgan“ den Roman „The Price of Salt“ geschrieben, einen gewagten Lesbenroman, der in der Szene 1953 Furore ge­macht hatte, weil er – wohl entgegen dem allgemeinen Mainstream, in dem lesbische Veranlagung ebenso wie Schwulsein als Makel und moralischer Defekt betrachtet wurde – dem Liebespaar einen positiven Ausgang gewährt hatte.

Man erkennt hier übrigens die strukturellen Anlagen ihrer späteren Krimis, z. B. um den Mörder Tom Ripley, der stets mit seinen Taten davonkommt und ein ab­solut unmoralisches Dasein führt. Außerdem war Highsmith natürlich durch „Strangers on a Train“ schlagartig berühmt geworden, den Hitchcock 1951 be­reits hatte verfilmen lassen (wenn auch mit Abwandlungen der Vorlage).

In Meakers Buch erfährt man nun aus Marijane Meakers Mund, dass Patricia Highsmith sich nicht nur regelmäßig in Lesbenkneipen herumtrieb (wenn man das so nennen darf), die ebenso regelmäßig in den 50er Jahren verboten wur­den, sobald man herausbekam, welches „Klientel“ sich hier tummelte, sondern dass sie auch bereits 1959 stramme Alkoholikerin war und zudem strikte Ket­tenraucherin.

Ich sagte ja – das Buch hält Zumutungen bereit. Beides sind Fakten, die ich zu­tiefst verabscheue und die in mir stets tiefes Mitgefühl für jene Menschen indu­zieren, die von einer der beiden zerstörerischen Drogenformen abhängig sind. Es war bitter, festzustellen, dass sowohl Highsmith als auch Meaker in beiden Fällen als Abhängige zu betrachten sind.

Doch zurück zur Bar „L’s“ in New York, wo die 32jährige Autorin Meaker auf die damals 38jährige Autorin Highsmith stößt, deren Fan sie schon länger ist… an diesem Tag kommt noch etwas anderes hinzu, eine Art elektrischer Entladung – denn Meaker entdeckt noch bei dieser ersten Begegnung unmissverständlich, dass Highsmith ebenfalls lesbisch veranlagt ist, und die Folge ist eine geradezu vulkanische erotische Anziehung zwischen beiden, die sehr schnell gemeinsam im Bett landen.

Und dabei bleibt es durchaus nicht… während Meaker relativ rasch feststellt, dass sie in eine Art von süßer, aber auch sehr anstrengender sinnlicher Abhän­gigkeit geraten ist und durch die „Saufexzesse“ ihrer Geliebten regelmäßig in der eigenen Schreibarbeit behindert wird, wird „Pat“ immer mehr Teil ihrer Welt. Ihre jeweiligen Lebenssphären durchdringen sich, Geheimnisse tauchen auf, ehemalige Geliebte von Pat, rätselhafte und bisweilen wahnhafte Szenen spielen sich ab… aber zugleich ist Pat von Marijane gleichfalls so gebannt, dass sie sogar eine Reise nach Europa kurzerhand in den Wind schießt, weil sie Mari­jane nicht verlassen möchte.

Man erzähle, was man möchte – aber ich halte das für aufrichtige, ehrliche Lie­be.

Meaker berichtet aus dem Abstand von Jahrzehnten (das Buch ist 2005 erstmals erschienen, 10 Jahre nach Highsmith´ Tod in der Schweiz) über all die seltsamen Irrwege ihrer gemeinsamen Liebe, über zahlreiche verbundene Schriftstellerkol­legen, über Eifersuchtsdramen, Romanentwürfe, Romanvollendungen, über die Katzen (eine Leidenschaft, die Meaker bis heute prägt, wenn man sich auf ih­rem Wikipedia-Eintrag das Bild anschaut)… und man erfährt auch sehr viel über das sozial-repressive Klima in den USA gegenüber der Homosexuellen-Szene in den späten 50er und frühen 60er Jahren… so etwa, dass es schon als „Code“ galt, wenn eine Frau in Hosen in eine Bar gehen wollte – faszinierende soziale Details, die ich so noch nirgendwo gelesen hatte.

Alles in allem ist dies eine Liebesgeschichte mit einer Reihe recht ungenießba­rer Zutaten, aber, wie Thomas Wagner von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit Recht sagt: „Meaker schildert ohne Groll die Geschichte ihrer Liebe bis zu ihrem Scheitern. Sie beschreibt, was war, ohne zu übertreiben oder zu beschö­nigen.“

Es ist ein äußerst lesenswertes Buch, das eine ausgezeichnete Übersetzung er­fahren hat. Und es enthüllt mit der Tatsache der lesbischen Orientierung beider Autorinnen ein Detail, das selbst bis heute totgeschwiegen wird. Man schaue sich bitte mal die aktuellen Wikipedia-Einträge zu Meaker (28. Dezember 2015) und Highsmith (24. Januar 2016!) an: nirgends eine Zeile über ihre sexuelle Ori­entierung, die ich persönlich nicht als Makel empfinde! Es ist doch wirklich sehr betrüblich, dass das allgemeine Klima im Zuge der Gender-Debatten scheinbar liberal geworden ist, aber in solchen Fällen nach wie vor unbestreitbar Schwei­gepolitik betrieben wird.

Meakers Buch ist auch deshalb so interessant, weil es zahlreiche Werke von Highsmith transparenter gestaltet. So war mir beispielsweise nicht klar, dass der Titel ihres letzten Romans „Small g – eine Sommeridylle“ ursprünglich ein Code für eine Lesben-Bar war (das große G stand für Schwule, das kleine g für Les­ben), womit Highsmith auf ihren ersten prominenten Roman zurückgriff, eben auf „The Price of Salt“. Und auch die Sache mit „Miranda the Panda is on the Veranda“ (1958) ist schleierhaft, wenn man Meakers Buch nicht kennt… denn hier wird die süße Entstehungsgeschichte dieses Kinderbuchs mit Zeichnungen von Patricia Highsmith erläutert.

Ich fand folgerichtig, als ich dieses Buch in Rekordzeit auslas, dass es eine Fülle von neuen, mir unbekannten Informationen enthielt, die mir ein paar sehr in­teressante, wenn manchmal auch sehr unsympathische Facetten ihres Lebens und ihrer Persönlichkeit enthüllten, die man sonst so nicht ohne weiteres fin­den kann. Und ernstlich – die Liebesgeschichte zwischen Pat und Marijane, die durchaus Züge einer massiven Suchtabhängigkeit annimmt, ist absolut fesselnd. Wer also mal einen wirklich interessanten biografischen Blick in einen Spiegel wagen möchte, der unsereins üblicherweise verschlossen bleibt, nämlich den Blick in die Parallelwelt der weiblichen Homosexualität mit all ihren Schwierig­keiten, Vorurteilen, Besessenheiten, aber auch schönen, anrührenden Szenen und Gesten.. der ist hier hervorragend aufgehoben.

Ich wünsche diesem tollen Buch möglichst viele Leser.

© 2016 by Uwe Lammers

In der nächsten Woche landen wir dann im Rahmen der Reihe der Clive Cussler-Romane bei einer Zumutung völlig anderer Art. Es gibt einige wenige Bücher von ihm, die ich beim besten Willen nicht gelungen finde, und das, was ich in sieben Tagen hier vorstellen möchte, ist eins davon. Wenn ihr euch jetzt fragt, wie es zu diesem doch ein wenig überraschenden Urteil kommt, dann schaut wieder hier herein. Ich denke, es wird ein interessantes Lehrstück über ein… sagen wir… eigenartiges Buch sein.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 213: Der OSM in Gedichtform (2)

Posted April 2nd, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute reisen wir mal wieder weit zurück in meiner persönlichen Kreativbio­grafie, nämlich in das Jahr 1986. Damals arbeitete ich an mehreren Texten, die sich mit den Rittern vom Goldkristall und ihren Vorgesetzten, den so genannten Matrixkoordinatoren, im Oki Stanwer Mythos (OSM) befassten. Die einzige Ge­schichte, die dazu dann jemals fertig wurde, war „Fragment der Ewigkeit“, im gleichen Monat fertig gestellt wie das unten dargebotene Gedicht „Die Wärter-Reihe“.

Ich fragte mich damals, ob ich imstande wäre, schon herauszufinden, wer diese Matrixkoordinatoren wären und ab wann sie im OSM wirkten. Wie man sehen wird, habe ich mich damit ein wenig übernommen, allerdings wirklich nur ein wenig. Und nachdem dieser Text jetzt über 30 Jahre gewissermaßen „unter Ver­schluss“ war, ist es mir eine Freude, ihn euch zugänglich machen zu können – auch wenn ihr euer erstes „Date“ mit einem Matrixkoordinator dann erst im Verlauf des KONFLIKTS 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) haben werdet… sicherlich aber noch nicht im Jahre 2017.

Wie im ersten Fall eines OSM-Gedichts möchte ich hierbei jeweils nach einer „Strophe“ ein wenig interpretieren und die Rätselhaftigkeiten des Textes ent­wirren, ehe ich fortfahre. Beginnen wir also:

Die Wärter-Reihe

1.

Einst war der Weltraum wüst und leer.

Doch diese Wüste war hell und licht,

grell und gnadenlos.

Als das erste Leben entstand, da waren sie,

die Bauer des kosmischen Schachs,

mit erschienen.

Und sie schlugen ihre Kämpfe.

Und sie verloren.

Erläuterung: Dies ist der Anfang des frühen KONFLIKTS des OSM. Die Welt ist noch ungeordnet, die Figuren auf dem Spielbrett des ewigen Krieges zwischen Hell und Dunkel nicht strukturiert, nicht wirklich in Erscheinung getreten. Mit den „Bauern“ sind in diesem Fall die Baumeister gemeint. Hier wird vage umris­sen, warum es notwendig für die Sieben Lichtmächte war, eine neue Gruppe von Kämpfern auf das Schlachtfeld zu bringen. Eben die Matrixkoordinatoren.

2.

Einst war der Weltraum unkoordiniert und frei,

nichts band oder kontrollierte seine Wesen.

Aber in Freiheit und Anarchie gedieh das Böse.

So sah sich das Licht dazu gezwungen,

Wärter über den KONFLIKT einzusetzen.

Erläuterung: Dies ist eine interessante Bemäntelung der Tatsache, dass die kon­ventionellen Mittel der KONFLIKT-Führung versagt hatten. Dass „in Freiheit und Anarchie“ das Böse gedeihen würde, ist so eine archaische Law-and-Order-Vor­stellung, der ich heute nicht mehr anhänge. Wenn „Licht“ steht, lies: Sieben Lichtmächte + Baumeister.

3.

Sieben war die Zahl dieser Wärter,

denn Sieben war die Zahl des Lichts.

Sieben Lichtmächte gab es,

sieben Helfer des Lichts –

und SIEBEN SIEGEL.

Erläuterung: Wer hier einen Hauch von Zahlenmystik wittert, liegt durchaus richtig. Die Zahl 7 spielte in der Zeit eine wichtige Rolle, und taucht im OSM überall auf. Hier drückt sich das symptomatisch aus.

4.

Im 3. Leben, im 3. KONFLIKT,

da erschien der erste der Reihe.

Unerfahren noch und unbelastet,

doch er wurde bereits erwartet –

denn das Böse sah alles.

Sein Name war DER LENKER!

Erläuterung: Ebenso, wie der KONFLIKT 3 bislang noch nicht geschrieben wor­den ist, sondern bislang nur in vagen Umrissen existiert – ich denke, er wird zu­tage treten, wenn ich eine der gegenwärtig noch in Arbeit befindlichen Serien abgeschlossen habe, es kann also noch ein paar Jahre dauern – , ist der LENKER noch nicht aufgetaucht.

Nun… das muss ich dahingehend einschränken, dass ich, weil die Story „Frag­ment der Ewigkeit“, von der ich vorhin sprach, noch nicht digitalisiert habe, ak­tuell nicht völlig sicher bin, ob er dort nicht doch in Erscheinung tritt. Das scheint mir durchaus möglich. Allerdings dann nur eher kursorisch. Beizeiten lasse ich es euch wissen.

In dieser Strophe schimmert dann auch wieder dieses theatralische Pathos durch, das die frühen OSM-Gedichte so sehr durchtränkt. Heutzutage eher ein wenig unangenehm zu lesen, finde ich.

5.

Nur drei KONFLIKTE überlebte er,

dann wurde er eliminiert von jenen,

die seine Herren und Erschaffer waren –

vom LICHT!

Denn er war ein Denker, ein Suchender.

Und die Geheimnisse, denen er auf der Spur war,

sie gefährdeten das Inkognito.

Darum musste er verschwinden.

Erläuterung: Wir zählen mit – KONFLIKT 3, 4 und 5 als Handlungsorte des ersten Matrixkoordinators. Zum Ende hin (im ebenfalls noch ungeschriebenen KON­FLIKT 5) scheint der LENKER eine tragische Figur zu werden. Inwiefern er im IN­SEL-Imperium des KONFLIKTS 4, also der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) persönlich auftritt, ist aktuell noch unklar.

6.

Schon im kommenden Universum war der Ersatz da,

der zweite der Siebener-Reihe.

Sein Name war DER GÖTZE.

Er war eitel, zugleich aber gerissen

und teuflisch schlau.

Oft überlistete er das Böse,

schuf titanische Bastionen des Guten.

Erläuterung: Und hier haben wir dann den ersten Matrixkoordinator, der mir wirklich vertraut ist. Der GÖTZE ist ein undurchschaubares Wesen. Soweit ich mich recht erinnere, ist er in den KONFLIKTEN 6-11 aktiv, also wirklich eine enor­me Zeitspanne innerhalb des OSM. Würde er diese Zeitspanne tatsächlich voll­ständig bewusst leben, würde er rund 30 Milliarden Handlungsjahre alt sein. Das hält natürlich kein Lebewesen aus, und die weitaus meiste Zeit dieser Span­ne befindet er sich im Tiefschlaf. Aber er erlebt und formt so interessante Ster­nenreiche wie das erste Stellarimperium der irdischen Menschheit (KONFLIKT 8, noch ungeschrieben), das okische Imperium in KONFLIKT 9 (Serie „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO), das schließlich zwei Galaxien umspannt, und das All-Hüter-Reich im noch ungeschriebenen KONFLIKT 10. Was genau im KONFLIKT 11 geschieht, ist unklar. Sicher ist nur, dass er in diesem Universum den Tod findet. Die Umstände seines Todes sind aktuell nebelhaft.

Mit den „titanischen Bastionen des Guten“ spielte ich auf die Sternenreiche der Okis und der All-Hüter in den KONFLIKTEN 9 und 10 an, die mir bekannt waren, mehrheitlich aus den „Gedankenspielen“ mit meinem Bruder. Die meisten der damaligen Geschichten spielten in KONFLIKT 9.

7.

Doch je länger er existierte,

desto mehr spürte er den Krebs in sich,

jenes Symptom, das ihn zersetzte,

es wurde immer schlimmer.

Und es lag nicht am BÖSEN selbst,

sondern am Universum, das er nicht ändern konnte.

Letztlich zerbrach er daran und siechte dahin.

Erläuterung: Wie oben kurz angedeutet, dies ist der unklare Tod des GÖTZEN in KONFLIKT 11. Er scheint, wie sein Vorgänger, je älter er wurde, desto grübleri­scher veranlagt gewesen zu sein.

Für die Lichtmächte war das ein Grund, seinen Nachfolger anders zu strukturie­ren.

8.

Für ihn kam der dritte der langen Reihe.

Er war der WÄCHTER.

Die Lichtmächte hatten ihn gerüstet,

damit ihn nicht das Schicksal des Vorgängers ereilte.

Aber wer konnte schon die Universen berechnen?

Er war gezwungen, eine Marionette zu werden,

und er wurde missbraucht.

Das ertrug auch sein Geist nicht.

Und das BÖSE vernichtete den WÄCHTER.

Erläuterung: Es klingt wirklich kurios, aber über den WÄCHTER weiß ich mit Ab­stand am meisten, dennoch wird er hier sehr kurz abgehandelt. Das hatte orga­nisatorische Gründe – mir schien das Gedicht schon unheimlich lang, und ich wollte allmählich zum Ende kommen. Das ist natürlich eine fatale Einstellung.

Der WÄCHTER trat auf in KONFLIKT 12, also der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“, die 1993 abgeschlossen wurde. Er agierte weiter in KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH), an der ich von 1982-1985 geschrieben hatte. Hier kommt die dyschrone Schreibform des OSM zum Tragen. Sobald alle Serien ab­geschrieben und digitalisiert sind und ich sie in der richtigen chronologischen Reihenfolge publizieren kann, werden eine Menge Passagen synchronisiert wer­den müssen.

Anschließend jedenfalls wirkte der WÄCHTER dann in KONFLIKT 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC), die ich von 1983-1988 verfasste. Und seinen oben nur angedeuteten Tod fand er, völlig desillusioniert und verbittert, in KON­FLIKT 15 „Oki Stanwer“ (OS), in der Serie also, mit der ich den schriftlichen OSM zwischen 1981 und 1984 begonnen hatte. Ihr seht also – ich kannte sein gesam­tes Leben und hatte es gewissermaßen „von hinten aufgezäumt“. Und dennoch kam er hier nur kursorisch weg. Eigentlich ein unfaires Vorgehen. Sehe ich ganz genauso.

9.

Nach ihm erschien der LEUCHTENDE,

der vierte in der Reihe.

Er war gefeit gegen die Flüche der Matrix,

er war immun gegen die Degeneration –

GLAUBTE ER!

Doch es war ein Irrglaube.

Die Lichtmächte vermochten nicht zu schützen,

sie konnten nur zerstören.

Erläuterung: Auch hier haben wir wieder Theatralik – die „Flüche der Matrix“ sind etwas, was ich an dieser Stelle mangels eures Vorwissens schlecht ausfüh­ren kann, aber der Begriff der „Degeneration“, der euch im OSM noch öfter be­gegnen wird, kann angedeutet werden. Er hat etwas mit dem Primärenergiepo­tential eines Lebewesens zu tun und betrifft namentlich Bedienstete der Sieben Lichtmächte. Je länger ein solches Wesen, etwa ein Matrixkoordinator, in einem KONFLIKT aktiv ist, desto stärker degeneriert sein Primärenergiepotential, was ihn zugleich angreifbarer macht für alle Formen von Effekten des Universums.

Der Schlussakkord dieser Strophe ist dann wieder für euch rätselhaft, und es ist noch nicht an der Zeit, ihn aufzuhellen. Dafür bedarf es weiteren Hintergrund­wissens. Allerdings ist die hierin enthaltene Wertung, genau genommen, unfair.

10.

So starb auch der LEUCHTENDE.

20 von 33 Kämpfen waren unterdessen verstrichen,

alle vom Bösen selbst entschieden.

Der Kampf ging aber weiter,

er würde es immer gehen.

Noch immer lag der wahre Sinn verborgen,

doch wenn man ihn nicht entdeckte,

würde die Schöpfung verloren sein!

Erläuterung: Auch im Fall des LEUCHTENDEN sei übrigens angemerkt, dass ich von seinem Leben sehr viel weiß. Er agierte in den KONFLIKTEN 16 „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (1983-1998), 17 „Drohung aus dem All“ (1983-1986), 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (1984-1989), 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (begonnen 1991) und 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“ (1984-1997). Kurioserweise erlebte ich seinen dramatischen Tod in KONFLIKT 20 in der Baumeister-Galaxis Arc schon sehr früh mit, nämlich 1988. In KONFLIKT 19 habe ich es allerdings noch immer mit dem quicklebendi­gen und schon mental sehr angeschlagenen LEUCHTENDEN zu tun… manchmal ein sehr bizarrer Effekt.

Was den „wahren Sinn“ angeht, der gegen Ende der Strophe erwähnt wird, so war diese Formulierung äußerst hellsichtig, selbst wenn ich noch gar nicht ahn­te, was dann im KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ (1988-1994) geschehen würde. Daran hatte ich noch nicht eine Zeile geschrieben, als dieses Gedicht entstand…

11.

Vier der langen Reihe sind tot.

Gestorben auf verschiedenste Art –

und vergessen.

Drei gibt es noch,

von denen man nur die Namen kennt.

Dies sind:

12.

DER HÜTER

DER WÄRTER

und

DER RICHTER.

Erläuterung: Diese beiden Strophen werden, da sie direkt zusammenhängen, miteinander erläutert – sie sind nur insofern interessant, als der HÜTER, der nach dem Tod des LEUCHTENDEN das Amt des Matrixkoordinators übernimmt (dies geschieht in KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“, in Arbeit seit 1988), inzwischen hinreichend in Erscheinung getreten ist. Dies war sowohl im Folge-KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (in Arbeit seit 1989) der Fall als auch in KONFLIKT 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“, wo ich dann allerdings 1994 das Kontinuum dieser Reihe verließ.

Wieso geschah das?

Nun, der Oki Stanwer Mythos veränderte sich in den frühen 90er Jahren in un­vorhersehbarer Weise, und das machte ein Durchbrechen alter Schematismen dringend erforderlich. Ich kann darum nicht sagen, ob die beiden letzten der ge­nannten Matrixkoordinatoren tatsächlich noch erscheinen werden. Das wird die Zukunft zeigen.

13.

Doch können sie etwas tun?

Verfahren, wie sie sind?

Ihre Kraft sinkt beständig,

das Vertrauen in ihre Helfer ebenso.

Die Wärter-Reihe ist eine Reihe von Selbstmördern,

die fröhlich in den Krieg gingen,

weil sie nicht wussten,

dass ihr Grab bereits geschaufelt war.

Erläuterung: Das ist nun wirklich etwas fatalistisch ausgedrückt und wird den Persönlichkeiten, die im Gedicht genannt werden, nicht wahrhaftig gerecht. Al­lerdings war mein damaliger Eindruck tatsächlich ein bisschen der von Don Qui­chotte und seinem vergeblichen Kampf gegen Windmühlenflügel (und dies, ob­gleich ich Cervantes´ geniales Werk damals nur vom Hörensagen kannte, inzwi­schen habe ich es ja mit großem Genuss gelesen). Ich sah halt eine Gruppe von machtvollen Soldaten des Lichts, die in desaströse Kämpfe verstrickt waren, de­ren Taten ich aber nicht richtig zu interpretieren wusste, weil ich das Gesamtbild nicht einmal näherungsweise erahnte. Heutzutage bin ich Tausende von Seiten weiter und erheblich kenntnisreicher… die Darstellung der Koordinatoren wird im E-Book-OSM also sicherlich deutlich von dem hier abweichen.

EPILOG:

Es gibt nur eine Hoffnung in diesem Spiel,

das ist der Joker, die Trumpfkarte.

Doch wer ist das?

Wie kann man es in die Wirklichkeit umsetzen?

Ist OKI STANWER der Joker?

Oder KLIVIES KLEINES?

Vielleicht TOTAM gar –

Oder SOFFROL, der Rächer von Breeth-Fgahn?

Eins ist sicher – er ist seit langem dabei.

Und er kennt Teile des Großen Geheimnisses,

eines Mysteriums, das so gefährlich ist,

dass jeder, der es sah, sterben musste.

Wegen dieses Mysteriums starben Galaxien!

Aber die Frage ist:

Kann dieser Joker rechtzeitig das Geheimnis finden,

die Lügner des Kosmos enttarnen

und den Sinn des KONFLIKTES zeigen?

Denn wer weiß: vielleicht würde dann…

ja nicht mehr gekämpft.

Nie mehr!

ENDE

© by Uwe Lammers

Gifhorn, den 3. Juni 1986

Abschrift: Braunschweig, den 29. Oktober 2015

Gedicht Nr. 35

Erläuterung: Der Epilog ist dann wieder etwas kryptisch, würde ich mir vorstel­len können. Nicht allein, weil das Geheimnis, das dieses Prosa-Gedicht durch­weht, so vollkommen unklar bleibt. Es geht, soviel ist sicher, um ein Ursprungs­geheimnis des OSM und darum, dass zentrale Personen des Oki Stanwer My­thos imstande sein könnten, qua ihres Fachwissens selbiges zu lösen, was den Matrixkoordinatoren nicht gegeben war.

Es ist indes unübersehbar, dass damit die Intention des Gedichts entgleist. Die Schlüsselfrage bleibt hier allerdings ungelöst, die „Lügner des Kosmos“ getarnt, der KONFLIKT dauert an. Und dies schon eine sehr, sehr lange Zeit. Eine Zeit­spanne, in der „Galaxien starben“… ob nun wegen dieses Mysteriums oder aus anderen Gründen, sei hier mal theatralisch verhüllt.

Wer weiß, in weiteren Gedichten gibt es vielleicht enthüllendere Passagen als diese.

Soweit für heute, meine Freunde. Ich weiß, es waren wieder eine Menge Wor­te, aber sie schienen mir sinnvoll eingesetzt zu sein. Wohin es uns in der kom­menden Woche verschlagen wird, mag ich heute noch nicht enthüllen – bleibt neugierig und schaut wieder herein!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 105: Anti-Eis

Posted März 29th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

als mir meine liebe Brieffreundin Babette diesen vorliegenden Roman zum 31. Geburtstag schenkte, also vor rund 20 Jahren – man glaubt es eigentlich kaum, wie die Zeit dahinrast – , da hatte ich von Stephen Baxter wirklich noch keine sehr große Ahnung. Erst recht nicht davon, wie unglaublich produktiv er noch sein würde und was für ein Regal an Werken er bis heute mit erstaunlicher Energie vorlegen würde.

Irgendwie spielte das auch überhaupt keine Rolle, weil der Roman einen emp­findlichen Nerv bei mir getroffen hatte, der schon seit Jahrzehnten aktiv und sensitiv war: die Lust am Fabulieren in kontrafaktischen Welten und den paral­lelen Wirklichkeiten des „Was wäre, wenn…“ Es ist wohl keine Überraschung, wenn ich sage, dass diese Faszination bis heute ungebrochen anhält.

Selbst wenn ich heutzutage gegenüber Baxter ein wenig kühler reagiere, ist doch das ausgesprochen positive Fazit des unten stehenden Romans immer noch aktuell. Und ich bin überzeugt davon, dass Phantasten, die sich heute nach wie vor an den Werken des großen Franzosen Jules Verne begeistern, in diesem Buch sehr auf ihre Kosten kommen werden.

Machen wir uns also auf in eine Welt, in der – ganz im Gegensatz zum „Brexit“ der heutigen Zeit und der „kleinen“ Empire-Lösung des 21. Jahrhunderts Groß­britannien eine globale Großmacht wird, ausgelöst durch den Fund einer rätsel­haften außerirdischen Substanz namens Anti-Eis…

Anti-Eis

(OT: Anti-Ice)

von Stephen Baxter

Heyne-TB 4891

12.90 DM, August 1997

Aus dem Englischen von Martin Gilbert

320 Seiten

Was ist das doch für eine schöne neue Welt, in der man bequem mit den Ein­schienenbahnen zügig die Britischen Inseln bereisen kann und auch mit komfor­tablem Luxus die Hauptstadt Manchester zu erreichen imstande ist. Es gibt so­gar die Pontonbrücken, mit denen die Schwebebahnen nach Frankreich hin­überreisen können. Die britische Hegemonie beherrscht weitgehend die Welt und kann sich zurücklehnen, wenn andere Mächte auf dem Kontinent sich zan­ken, wo noch „Mittelalter“ zu herrschen scheint, beispielsweise im Heiligen Rö­mischen Reich Deutscher Nation, das de facto seit 1806 nicht mehr besteht, wo aber immer noch alles in eine Vielzahl von kleinen Staaten zersplittert ist.

Jedenfalls meinen die Engländer, sich zurücklehnen zu können, um die neuen technischen Wunder zu genießen. Bis sie leider selbst in einen Konflikt hinein­gezogen werden, der auf der Schwarzmeerhalbinsel Krim tobt…

Eine Fiktion der nahen Zukunft? Mitnichten. Man schreibt das Jahr 1855, und das britische Empire ist durch den Fund einer außerirdischen Substanz nahe dem Südpol, die man Anti-Eis nennt und eine unglaubliche Energiequelle ist, zur weltbeherrschenden Supermacht aufgestiegen. Der geniale Wissenschaftler Josiah Traveller, verantwortlich für eine Vielzahl von Anti-Eis-Erfindungen, ist es auch, der den Gedanken hat, die erfolglose Belagerung von Sewastopol relativ unblutig zu beenden, indem er sich eine spezifische Eigenschaft von Anti-Eis zu­nutze macht: Die Substanz ist nahe dem absoluten Nullpunkt supraleitend und wird ständig von magnetischen, hochfrequenten Feldern durchströmt. Sobald man diese Substanz geringfügig erhitzt, brechen die Felder unter unvorstellba­rer Energieentfaltung zusammen. Leider verschätzt sich Traveller, und die An­ti-Eis-Granate ebnet Sewastopol mit einer nuklearen Explosion ein, was ihn zeitle­bens traumatisiert.

Von da an versucht er, diese Kräfte nur noch friedlichen Nutzungen zuzuführen. Im Jahre 1870 wird der junge Diplomat Ned Vicars, der Fürst Bismarcks Delega­tion in London die Errungenschaften britischer Technik zeigen soll, zufällig in diese Verwicklungen verstrickt. Die Vorstellung des neuesten Wunderwerks, des Landkreuzers PRINCE ALBERT, in Belgien gerät zum Fiasko, weil französische Freiheitskämpfer, die Franktireurs, einen Sabotageakt verüben. Ned Vicars und sein Begleiter Holden kommen nur deswegen mit dem Leben davon, weil sie zufällig auf dem Landkreuzer den genialen Traveller getroffen haben, der ihnen die allerneueste Errungenschaft vorstellt: ein projektilförmiges Gebilde, das er Phaeton nennt: ein Luftschiff. Während er ihnen diesen Prototyp noch zeigt, werden sie jedoch von einem Franktireur entführt und finden sich unversehens in prekärer Lage wieder – im Orbit um die Erde, mit zur Neige gehenden Treibstoffreserven und keiner Möglichkeit, ins Cockpit vorzudringen.

Derweil eskaliert auf der Erde, ausgelöst von der Emser Depesche, der Krieg zwischen Frankreich und Preußen, und er nimmt sehr bald dramatische Formen an. Schlimmer jedoch ist der Existenzkampf im All, weil sich das einzige ansteu­erbare Ziel sehr rasch als menschenfeindlich entpuppt – der Mond…

Stephen Baxter, der neue Shooting-Star der SF in England, hat mit diesem Paral­lelweltenroman ein kenntnisreiches, sehr faszinierendes Buch verfasst, das für mich als Student der Geschichte besonderen Reiz entfaltet, weil viele seiner Prämissen, die er ausdefiniert, zu alternativen Szenarien führen, die von einer bestechenden Plausibilität sind. Es gibt hier und da einige logische Schwächen, zugestanden, im ganzen aber ist es ein beklemmendes Panorama einer Welt, wie sie vielleicht hätte sein können, wenn es diese Substanz oder Traveller bzw. beide je gegeben hätte. Das größte Vergnügen ging für mich weniger von der „Actionhandlung“ aus als vielmehr von dem historischen Umfeld und den liebe­vollen Details. Für Parallelwelt-Fans durchaus ein Gewinn.

Uwe Lammers

© 1997/2005 by Uwe Lammers

Im Vergleich zu den anderen Werken, die ich von Stephen Baxter kenne, mag man dieses Buch hier für eine Art schöne historisch untermauerte Fingerübung halten, das gilt auch für den Umfang. Aber das positive Leseerlebnis reichte un­bedingt aus, um mich neugierig auf weitere Werke seines Verfassers zu ma­chen. Dafür ist „Anti-Eis“ jederzeit geeignet, würde ich sagen.

In der kommenden Woche kümmere ich mich um ein Buch, das ich wirklich in jüngster Vergangenheit gelesen habe und das mich in vielerlei Weise zu überra­schen wusste, weil ich zuvor eigentlich der Auffassung war, die im Zentrum ste­hende Person schon vergleichsweise gut – aus autobiografischer Sicht – zu ken­nen. Der Persönlichkeitsfilter war dort allerdings extrem wirksam, und das hatte im Falle von Patricia Highsmith gute Gründe. Deshalb kommt in der nächsten Woche hier jemand zu Wort, der sich schwer in sie und ihre Eigenheiten verlieb­te.

Seid neugierig, Freunde, das ist eine faszinierende Achterbahnfahrt der Gefüh­le, die euch in sieben Tagen erwartet.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wie ihr euch vorstellen könnt und aus eigener Lebenspraxis kennt, ist der Monat Dezember stets ein harter Prüfstein – es gibt neben möglicherweise vielen Ge­burtstagsterminen solche Dinge wie Weihnachtsfeiern und die Festtage sowie Silvester zu überstehen… und in meinem Leben kondensiert sich das in Form von zahlreicher Weihnachtskorrespondenz. Neben meiner beruflichen Bean­spruchung gab es also viel Singuläres, temporär strikt Gebundenes zu schrei­ben. Die dafür erforderliche Zeit ging natürlich von meiner freien Zeit ab. Positiv ist allerdings zu vermelden, dass ab dem 24. Dezember Urlaub angesagt war und für kreative Zwecke genutzt werden konnte, buchstäblich bis zur letzten Minute des Jahres.

Denn das war dann die zweite Nagelprobe der Schreibzeit: der Versuch, mög­lichst viel von der zahlreichen liegen gebliebenen Korrespondenz des Jahres zum Jahresschluss noch aufzuarbeiten. Und wenngleich ich mir alle erdenkliche Mühe gab, ist doch sehr viel nicht geschafft worden… der Tag hat halt nur 24 Stunden, und ungeachtet des Glaubens vieler meiner Freunde bin ich doch nur ein normaler Mensch und habe nicht etwa den Erholungsschlaf abgeschafft oder mir eine Legion von Klonen zugelegt, die für mich die Korrespondenz über­nommen hätten.

Seufz. Wenn das Leben doch so einfach wäre wie beispielsweise das Leben auf Tornolaan… ach nein, das ist unfair gesprochen. Das Leben auf dem Techno-Pla­neten Tornolaan am Rand der INSEL Mysorstos im KONFLIKT 4 des Oki Stanwer Mythos (OSM) ist nun wahrhaftig nicht leicht. Ihr werdet das beizeiten erleben, wenn ich die Novelle „Besuch in der Heimat“ fertig gestellt habe und euch zu­gänglich machen kann… irgendwann 2017, hoffe ich, wird das passieren.

Was genau habe ich, ungeachtet der obigen Einschränkungen, in diesem Monat Dezember im Jahresendspurt noch schaffen können, soweit es den OSM und den Archipel betraf? Dies:

Blogartikel 208: Work in Progress, Part 48

(18Neu 87: Rettung für Marconius Stanwer)

(18Neu 88: Wenn Feinde zu Freunden werden…)

(18Neu 89: Oki Stanwer muss sterben!)

Erläuterung: Ihr merkt schon am letzten Titel – mitten in dem abenteuerlich lan­gen und grauenhaften „Zeitschatten“-Zyklus – , dass die Dinge hier aus dem Ru­der laufen. Denn die Wesen, die Oki Stanwer auf die Abschussliste setzen, gehö­ren eigentlich zu seinen Verbündeten: die so genannten Grauhäutigen, künstli­che Lebensformen, die von den Baumeistern erschaffen wurden und ihm als Helfer zur Seite stehen sollten.

Problem: die Grauhäutigen dieser Welt sollten eigentlich gar nicht da sein. Und richtig „ticken“ sie auch nicht. Dies zeitigt katastrophale Auswirkungen…

Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee, Teil 4 – OSM-Roman für BWA-Abdruck

(OSM-Wiki)

Blogartikel 215: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 43

Blogartikel 220: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 44

(DM 64: Der Raumzeitgletscher)

(Eine scharf geschliffene Waffe – OSM-Roman)

(DM 68: Jenseits der Sterne)

Erläuterung: Wer die Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) aufmerk­sam bis zur Gegenwart verfolgt hat, wird bei diesem Titel möglicherweise einen gewissen Argwohn hegen. Sagte doch der Baumeister Nogon in Band 26 der TI-Serie, ein Baumeister-EXIL läge „jenseits des Universums“. Wer hier eine Verbin­dung herzustellen sucht, liegt durchaus richtig. Der Handlungsschauplatz dieser Episode ist der „Sonnengarten“ der Galaxis Milchstraße im 21. irdischen Jahr­hundert. Allerdings liegt das alles, von der Galaxis Twennar aus betrachtet, an­nähernd 100 Milliarden Jahre in der Handlungszukunft… aber es ist ein faszinie­rendes, erotisches Setting mit Sternenfeen in zentralen Positionen. Und was die am liebsten tun, wisst ihr ja aus dem Roman „Die schamlose Frau“ nun wirklich bestens…

(14Neu 39: Transmittermond der Plegg’re)

Erläuterung: Das Volk der Plegg’re taucht hier erstmals namentlich auf, es spielt in der weiteren Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) dann noch eine bedeutende Rolle innerhalb einer komplizierten Zeitschleife. Beizeiten sage ich mehr dazu.

(DSf 57: Sklaven des SYNDIKATS)

Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee, Teil 5 – OSM-Roman für BWA-Abdruck

(18Neu 86: Die Matrixfehler-Seuche)

12Neu 36: Das Reich hinter dem Universum

Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee, Teil 6 – OSM-Roman für BWA-Abdruck

(Auf und nieder – Archipel-Story)

(E-Book 37: Die Nomaden von Twennar)

14Neu 38: Das Gigant-Syndrom

(Die Rollenspielerin – Archipel-Novelle)

(Sarittas Hilflosigkeit – Archipel-Story)

18Neu 82: Wächter des Vierten Siegels

(14Neu 40: „Oki Stanwer antwortet nicht!“)

(14Neu 41: Mission Todeszone)

Blogartikel 209: Chaos im Mikrokosmos – wenn ein Autor sich in Halbheiten verheddert

Erläuterung: Ja, das ist die nächste Folge der Reihe „Fehler im OSM“, in denen ich ironisch amüsante Verirrungen in frühen Geschichten aus meiner Feder zum Besten gebe. Diesmal erwischt es, mal wieder, den KONFLIKT 14, also die Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“. Worum es genau geht, habt ihr ja vor drei Wochen schon lesen können.

(Mariannes Kursänderung – Archipel-Story)

Erläuterung: Aktuell halte ich das durchaus noch für eine Story, obwohl sie sich im Dezember ab Heiligabend in enormer und schöner Weise entfaltet hat und aktuell 83 anderthalbzeilige Seiten umfasst. Wenn man bedenkt, dass sie Hei­ligabend noch keine 30 besaß, würde ich schon sagen, sie ist gut aufgeblüht. Es kann allerdings sehr wohl sein, dass sie sich zu einer Novelle um 200 Seiten Um­fang entwickelt. Das muss die nächste Zeit zeigen.

(12Neu 37: Soffrols Erbe)

(12Neu 38: Der Bezwinger erwacht!)

(12Neu 39: Der Doppelzeit-Effekt)

(Ungleiche Freunde – OSM-Story)

Erläuterung: Ha, wer da jetzt die Ohren spitzt und denkt „Diesen Titel habe ich doch schon mal vernommen!“, der gehört ohne Frage zu den Lesern der OSM-Geschichte „Der Platz der Steine“. Recht so: Ich sagte damals, die Geschichte der kleinen und reichlich frechen Senyaali auf dem Planeten Swamp/Dawson würde beizeiten fortgeführt werden, und zwar in Form dieser Geschichte. Wie ihr aber sehen könnt, ist sie noch nicht fertig. Die Sachlage ist vielmehr eine ganz andere.

Während ich an dieser Story herumgrübelte, fiel mir auf, dass eine vor Monaten geschriebene neue Szene dafür eigentlich den Stoff für eine eigene Kurzge­schichte hergeben würde… und so wurde sie ausgekoppelt. Das geschah wirk­lich binnen eines Tages, und so entstand der nächste Posten auf meiner kreati­ven Agenda:

Das Versteinerungs-Spiel – OSM-Story

Erläuterung: Die Geschichte spielt vier Jahre nach „Der Platz der Steine“, und sie ist für meine Verhältnisse mit 22 Seiten recht knapp, eher eine Art von Vi­gnette. Aber ich habe sie schon zwecks Veröffentlichung im Fandom bei einer Redaktion eingereicht, und bis dieser Blog euch erreicht, ist sie vermutlich schon erschienen. Mehr an Details über den Inhalt zu verraten, halte ich für inoppor­tun. Ein wenig Grund zur Neugierde soll doch bleiben, nicht wahr…?

(12Neu 40: Krieg in Kirrongar)

Erläuterung: Dies ist der dritte Band der Oki Stanwer-Trilogie, die im Reich der Allis in Koopen spielt, einer Galaxis, die im KONFLIKT 12 auch „Kirrongar“ ge­nannt wird. Warum dies, das können wir ein anderes Mal klären. Faktum ist nur, dass mit Oki Stanwers Erwachen das Chaos, das er ja laut Serientitel be­zwingen soll, erst richtig ausbricht… und die Serie ging raketenartig durch die Decke, was die Geschwindigkeit anging, mit der ich – damals in Hameln im Zivil­dienst sitzend anno 1989/90 – die weiteren Episoden schrieb.

Tolle Zeit, echt. Dazu sage ich sicherlich auch mal irgendwann im Blog mehr. Doch nicht heute.

Für den Moment habe ich den Saum des Monats Dezember 2016 erreicht und alles dargestellt, was ich in den zurückliegenden Wochen schaffen konnte. Wie sich die Dinge im Januar 2017 entwickelt haben, erzähle ich euch in ein paar Wochen.

In der kommenden Woche begeben wir uns mal wieder auf literarische Pfade und erkunden ein weiteres OSM-Gedicht meiner Frühzeit.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.