Liebe Freunde meiner Geschichten,

ihr kennt das wahrscheinlich – kaum hat man einen lange geplanten Event er­folgreich hinter sich gebracht, kaum hat sich die fiebrige Nervosität gelöst und ist in breites Grinsen und begeistertes Augenfunkeln umgeschlagen, schon er­tappt man sich, recht bald nach dem Event, dabei, neue Pläne zu schmieden.

Die Lesung war doch klasse… machen wir noch eine? Wenn ja, wann und wo?

So ging es auch Tobias Tantius und mir im vergangenen Juni, bald nach dem Ende unserer Lesung am 6. des Monats Juni. Da der Veranstalter Thomas Hel­mold, der Inhaber des Restaurants LORD HELMCHEN, ebenfalls recht angetan von der Veranstaltung war, lag der Ort auf der Hand: ebenfalls das LORD HELMCHEN. Und wir einigten uns dann auf den 2. Oktober als Veranstaltungs­termin. Diesmal, so nahmen wir uns vor, sollte es schon ein bisschen besser lau­fen mit der Werbung.

Plakate wurden ausgedruckt, kopiert und verteilt, Internetwerbung machte die Runde… und das Resultat sah dann folgendermaßen aus:

Mein Manuskript für die Lesung stand schon vergleichsweise zeitig, nämlich am 3. September. Ich hatte an und für sich vor, zwei Prosagedichte vorzutragen, au­ßerdem die Story „Philosophenalltag“ aus der dritten E-Book-Storysammlung „Reinkarnation und andere phantastische Geschichten“. Außerdem nahm ich den Anfang der OSM-Fragmentstory „Sherlock Holmes und der Tungus­ka-Fall“ ins Programm auf.

So weit, so gut.

Im Laufe des Monats September bemerkte ich aber zwei Schwächen dieser Aus­wahl – zum einen war das alles deutlich zu lang (ich brauchte für eine Testle­sung deutlich mehr als eine Stunde, und das, fand ich selbstkritisch, war keine gute Ausgangsbasis). Aber damit hätte man noch leben können… in der letzten Lesung hatte ich schließlich entdeckt, dass ich die Leute durchaus auch mit län­geren Geschichten fesseln konnte.

Schlimmer war etwas anderes: mir kam die Auswahl zu… ja, wie drücke ich das am besten aus? …zu philosophisch vor, zu gedankenschwer, zu wenig originell in dem Sinne, dass man zwischendurch auch etwas Amüsantes finden würde, et­was, was die Leute wieder aufweckt.

Also stieß ich das Programm gegen Mitte des Monats um und warf die Hauptge­schichte heraus. Stattdessen entschied ich mich für eine reinrassige SF-Ge­schichte, nämlich „Die Schule“ – enthalten in der ersten E-Book-Storysamm­lung „Beide Seiten der Medaille und andere phantastische Geschichten“ von 2014. Als zweite kam dann, sehr kurz entschlossen, „Der Behälter“ (1994) hin­zu.

Das sollte sich als gute Entscheidung erweisen.

Ich war dann am 2. Oktober um kurz nach 18.00 Uhr schon vor Ort und machte mich wie üblich mit den Räumlichkeiten vertraut, schob noch ein wenig Tische und wartete auf meinen Coautor Tobias Tantius, der jedoch im Stau feststeckte und mit seinem jüngeren Sohn Silas erst deutlich nach 18.40 Uhr eintrudelte. Zu dem Zeitpunkt war unser erster Hörer schon eingetroffen, zu dem sich noch eini­ge weitere gesellten, bis wir etwa gegen 19.15 Uhr dann mit fünf Hörern begin­nen konnten. Leider hatten es viele Leute, die mir das persönlich in den Tagen zuvor noch zugesichert hatten, nicht geschafft, vorbeizuschauen – ein treuer Fan schaffte es dann mit etwas Verspätung aber doch noch, den Schluss von Tobias´ Lesungsteil mitzubekommen und meinen dann zur Gänze anzuhören.

Tobias meinte schon zu mir, ich würde die Geschichten, die er läse, bereits ken­nen, weil er „sein Programm“ abspule. Bei mir ist das immer schwieriger bzw. interessanter, weil mein Oeuvre deutlich größer ist als das von Tobias und ich eben danach trachte, mich möglichst nicht zu wiederholen.

Diesmal hatte ich noch einen ganz besonderen Trumpf in der Hinterhand: Als ich jüngst alte Fanzines in meine Fanzinesammlung wegsortierte, entdeckte ich zu meinem Entzücken, dass ich von einem mehrere Exemplare besaß. Es han­delte sich dabei um BADEN-WÜRTTEMBERG AKTUELL (BWA) Nr. 225 aus dem Jahr 2002. Damals hatte der Club angesichts meiner Verdienste um den Science Fiction-Club Baden-Württemberg (SFCBW) ein 100 Seiten starkes Son­derheft allein mit meinen Storybeiträgen aufgelegt, das heutzutage längst ver­griffen ist.

Nun, ich hatte noch drei Exemplare davon da, und da darin „Der Behälter“ ab­gedruckt war, lag es einfach nahe, den Besuchern der Lesung anzubieten, diese Hefte zu erwerben, gern auch mit Widmung (was alle drei Käufer dann gern in Anspruch nahmen).

Den Einstieg machte ich mit „Zirkulär“, einem Gedicht über Seelenwanderung und Reinkarnation mit Bogen zum altägyptischen Mythos. Das Gedicht war spä­ter dann noch Gesprächsthema nach der Lesung.

Ich fuhr dann fort mit „Die Schule“, die ich so entspannt vorzutragen vermoch­te, dass sie besonderen Eindruck bei den Lesern hinterließ… und sie kamen wirklich erst sehr spät darauf, dass die Protagonisten samt und sonders Roboter darstellten. Auch dies war eine Geschichte, die besonders haften blieb.

Es folgte das zweite Prosagedicht des Abends, „Sehnsucht nach Atlantis“, und schließlich eben „Der Behälter“. Diese Geschichte um einen rätselhaften Fund an einem Bahndamm induzierte auch später die eine oder andere Nachfrage.

Da es inzwischen schon deutlich später als 20 Uhr war – dem formellen Ende der Lesung – fragte ich pflichtschuldig nach, ob denn nun noch Interesse beste­he, dass ich das OSM-Sherlock Holmes-Crossover-Fragment „Sherlock Hol­mes und der Tunguska-Fall“ vortragen solle.

Oh ja, ich sollte, ausdrücklich.

Also stieg ich ein und las die ersten paar Seiten. Da dieses Fragment zwei Ein­leitungen enthält, hatte ich beide krass gekürzt. Dazu sollte ich vielleicht noch etwas Ergänzendes sagen:

Sherlock Holmes-Geschichten, auch die meisten von Sir Arthur Conan Doyles Epigonen, sind so strukturiert, dass sie aus der Perspektive von Holmes´ Adlatus John Watson erzählt werden. Die Epigonenstories besitzen zudem meist noch einen fiktiven Quasi-Background, die sie als „Fundmanuskripte“ späterer Jahr­zehnte ausweist.

Insofern wurde hier in der Einleitung ein fiktiver Enkel Dr. John Watsons be­müht, der Manuskript mit dem ursprünglichen Titel „Das Abenteuer des reisen­den Inkaprinzen“ gefunden hatte. Und in der eigentlichen Einleitung, die dann folgte, kam Watson zu Wort, um selbst ein wenig über die Ereignisse vorab zu berichten, die er dann in der Geschichte ausführlicher niederlegte.

Diese beiden Einleitungen, die im Manuskript schon etwa sechs Seiten aus­machten, wurden auf anderthalb reduziert. Es gab im Text selbst dann auch noch verschiedene Straffungen, und etwa auf der Hälfte des Zitationstextes hielt ich ein weiteres Mal inne.

Warum dies? Nun, wir näherten uns inzwischen deutlich 21 Uhr oder waren so­gar schon darüber hinaus, und da geziemt es sich für einen Redner schon, sich noch mal zu vergewissern, ob die Zuhörer noch mehr hören mögen… aber sie wollten ausdrücklich – vermutlich hätte ich noch sehr viel mehr lesen können, aber bald nach dem hitzigen Disput zwischen Sherlock Holmes und dem Inka­prinzen Tupac Yara und dem GRALSJÄGER 10HTN (!) endete dann das Stück Text, das ich dabei hatte… und ich fand, dass ich nach 38 Manuskriptseiten und etwa anderthalb Stunden eigener Lesung meine Zuhörer nicht noch länger fest­halten sollte.

Im Anschluss daran gab es die obligatorische Currywurst auf Kosten des Hau­ses, und die meisten Leser und wir beiden Autoren saßen dann noch ein Weil­chen beisammen und plauderten über den Event, der ungeachtet der geringen Teilnehmerzahl doch wieder sehr angenehm ausgefallen war.

Also, als wir uns dann letzten Endes gegen 23.30 Uhr aus dem LORD HELM­CHEN verabschiedeten, hatte ich ein paar neue Neugierige gewonnen, die sich auch gleich für meine nächste Lesung – wann auch immer genau sie wohl sein mag – als Interessenten angemeldet haben.

Wer immer kommen wollte und es entweder nicht geschafft oder zwischenzeit­lich vergessen hat (keine Sorge, ich nenne keine Namen, wiewohl ich es könnte!), der hat zweifellos mal wieder was versäumt.

Und ihr könnt in einem Punkt vollkommen sicher sein, ah, in zwei Punkten: Ers­tens werdet ihr alles, was ich gelesen habe, zweifelsohne in naher Zukunft in ei­ner meiner nächsten Storysammlungen selbst nachlesen können. Zweitens werde ich auch bei meiner nächsten Lesung ganz bestimmt keine „bekannten“ Werke vortragen, sondern wieder vergleichsweise unbekannte. Und wer weiß… viel­leicht strömt ja in der nahen Zukunft der Bilderfluss der „Tunguska-Geschich­te“ weiter.

Lasst euch da mal überraschen.

Später an diesem heutigen 3. Oktober 2015 werdet ihr dann auch noch ein neues Werk in meiner E-Book-Bibliothek vorfinden, nämlich Band 32 der Uwe Lam­mers-E-Book-Ausgabe, „Hinter der Raumzeitwand“. Das ist dann Band 21 der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI).

Ich werde mich bemühen, meine nächste Lesung wieder möglichst zeitnah anzu­kündigen… in der steten Hoffnung dann mal mehr Neugierige anzulocken als bei diesem Mal. Und seid sicher – auch diesmal wird’s keinen Eintritt kosten!

Haltet jedenfalls wieder die Augen offen nach einer entsprechenden Ankündi­gung, Freunde! Mutmaßliche Termine könnten Anfang 2016 wieder im „LORD HELMCHEN“ sein, im April 2016 auf dem Convention „Raum & Zeit Continu­um IV“ in Braunschweig oder auch – irgendwann in der ersten Jahreshälfte 2016 beim Kunstverein CreARTE e.V. in Wolfsburg…

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 27: Der Neutronium-Alchimist (4)

Posted September 30th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

und damit sind wir ein weiteres Mal zurück im Armageddon-Zyklus von Peter F. Hamilton. Wie ihr den unten stehenden Zeilen entnehmen könnt, wird die Ge­schichte nun endgültig dramatisch und bleibt doch immer noch enorm überra­schend. Wenn man bedenkt, dass mit dem vorliegenden Taschenbuch der zwei­te Band der ursprünglichen Trilogie schloss, kann man sich lebhaft denken, wie sehr wohl die englischen Leser nach Publikation dieses Romans an ihren Finger­nägeln gekaut haben und sich fragen mussten: wie, um Gottes Willen, kommt Hamilton aus solchen verfahrenen Situationen wieder heraus?

Nun, in der Tat werden die Dinge immer schlimmer, und dennoch deuten sich in diesem Band allmählich so etwas wie langfristige Zusammenhänge an, deren frühe Fäden im ersten Band „Die unbekannte Macht“ bereits erwähnt wurden, die man damals aber mangels Hintergrundkenntnissen einfach nicht realisieren konnte. Man denke da nur an diesen Ruinenring der Laymil… das wird jetzt auf haarsträubende Weise begreiflich. Ebenso wie eben die Sache mit Dr. Alkad Mzu und ihrem „Alchimisten“. Doch schaut lieber selbst:

Der Neutronium-Alchimist

(The Neutronium Alchemist, Part II)

Armageddon-Zyklus, 4. Roman

von Peter F. Hamilton

Bastei 23228

896 Seiten, TB

September 2000, 9.90 Euro

Übersetzt von Axel Merz

Die Konföderation steht mit dem Rücken zur Wand.

Nachdem die Aufzeichnungen der Reporterin Kelly Tirrell, die sie im Kampfein­satz auf dem Dschungelplaneten Lalonde machte, in geschnittener Version die Konföderation durcheilt und für Entsetzen, Panik und Glaubenskrise sorgt, wird bei einer Sitzung des Konföderationsrates noch eine Nebenwirkung sichtbar, die niemand erahnt hat. Die Menschheit hat partnerschaftliche Kontakte mit zwei friedfertigen exoterrestrischen Völkern, den völlig phantasielosen, pragmati­schen Tyrathca, einer insektoiden Spezies, und den riesenhaften, ein wenig an Manatis erinnernden Kiint. Von letzteren lebt eine kleine Familie auf dem Habi­tat Tranquility (und ihr „Baby“ Haile ist einfach zuckersüß, das muss man erle­ben!).

Die Tyrathca brechen nun, als sie (fälschlich!) „erkennen, dass die Menschen Formwandler sind“, den Kontakt mit ihnen kategorisch ab und ziehen sich aus der Föderation zurück. Die Verantwortlichen der Konföderation müssen so auf bestürzende Weise erkennen, dass beide extraterrestrischen Völker das Jenseits und die Verlorenen Seelen kennen – und beide haben diesen Kontakt überlebt, ganz im Gegensatz zu der Spezies der Laymil, von denen nur der Ruinenring im Heimatsystem des Habitats Tranquility zurückblieb. Die Laymil zogen den kol­lektiven Suizid der dauerhaften Unterjochung durch ihre Verlorenen Seelen vor. Dies ist freilich für die Menschheit keine sinnvolle Option.

Die Kiint geben nur rätselhafte Bemerkungen von sich, denen zufolge jede Ras­se ihren Lösungsansatz selbst finden müsse. Sie behaupten, hier nicht helfen zu können und sorgen damit für eine ernsthafte Verstimmung zwischen ihrem Volk und der Menschheit. Und die Tyrathca sind unzugänglich, obwohl gerade sie vor Jahrtausenden eine interstellare Begegnung mit etwas hatten, was sie den „schlafenden Gott“ nannten. Er könnte die Lösung darstellen, nur was soll ein „schlafender Gott“ sein…? Zumal für eine so völlig atheistische Rasse wie die Tyrathca?

Die meisten Menschen haben derzeit drängendere Probleme als diese. Sie kämpfen ums Überleben.

Trotz einer konföderationsweiten Quarantäne für interstellare Raumschiffe jen­seits militärischer Einheiten breiten sich die Besessenen immer weiter aus. Das ist möglich, weil es – handelsbedingt – Blockadebrecher gibt oder auf manchen Welten zu spät reagiert wird. Wie etwa auf der Welt Ombey, wo nachhaltig de­monstriert wird, zu was drei einzelne Besessene, die dem Zugriff entkommen, imstande sind. Am Ende haben die Besessenen die Halbinsel Mortonridge besetzt und zwei Millionen neue Possessoren bevölkern Ombey.

Andernorts werden durch die Quarantäne die Dinge glücklicherweise verzögert. So gerät der finstere Quinn Dexter, der inzwischen immer neue energistische Fähigkeiten an sich entdeckt und mit menschenverachtender Brutalität daran geht, weitere Menschen zu versklaven und sich zu unterwerfen, in eine exis­tenzbedrohende Situation, als er versucht, die Erde direkt anzusteuern. Er muss die Flucht ergreifen und sucht den Hinterwäldlerplaneten Nyvan auf. Hier be­lauern sich zahllose kleine Nationen mit hochgerüstetem Nuklearwaffenarsenal, Invasionspsychosen sind hier an der Tagesordnung. Damit stellt Nyvan einen Abglanz der Erde im Zeitalter des „heißen“ Kalten Krieges dar. Und Dexter, der nur einen Weg zur Erde sucht, legt eine „Pause“ ein und beschließt jovial, die Finsternis für immer über diesen Planeten zu bringen.

Auch drei andere Reisende werden durch die Quarantäne behindert, nämlich die Flüchtlinge Louise Kavanagh, ihre Schwester Genevieve und ihr Beschützer, der Possessor Fletcher Christian. Letzterer meint inzwischen erkannt zu haben, dass es sein göttlicher Auftrag ist, Quinn Dexter aufzuhalten, und Dexter ist an­erkanntermaßen unterwegs zur Erde. Doch wie soll man zur Erde gelangen, noch dazu als Besessener? Mit unglaublichem Glück schaffen sie es wenigstens bis zum irdischen Mars. Von Louises eigentlichem Reiseziel, Tranquility, sind sie aber weiter denn je entfernt, und damit auch von dem Mann, der Louises unge­borenes Kind gezeugt hat – von Joshua „Lagrange“ Calvert. Denn eigentlich un­ternimmt Louise diese Reise nur seinetwegen.

Dieser Joshua Calvert wird indessen von Ione Saldana darauf angesetzt, die Furcht erregendste Waffe zu finden, die je gebaut worden ist: den Neutronium-Alchimisten. Einstmals von der garissanischen Physikerin Alkad Mzu geschaffen, sollte sie eingesetzt werden, um die Sonne des verfeindeten Sonnensystems Ombey zu zerstören, doch dazu kam es nie. Mzu tauchte Jahre nach der Ver­nichtung von Garissa auf und wurde als „permanenter Gast“ auf Tranquility matt gesetzt. Ohne ihr Geheimnis preiszugeben, das dreißig weitere Jahre lang im Dunkel blieb. Nun aber gelang ihr die Flucht. Da sie die einzige ist, die das Versteck des Alchimisten kennt, darf sie auf keinen Fall ihr Ziel erreichen. Und, wie man inzwischen begriffen hat, darf sie auch nicht sterben. Das macht die Lage reichlich verfahren.

Der Fluchtweg der Physikerin führt zunächst zu den so genannten Dorados, wo sie mit garissanischen Exilanten in Kontakt kommt, und hier spürt sie auch bei­nahe ihr Verfolger, Joshua Calvert, auf. Leider ist er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr der einzige Verfolger: der edenitische Geheimdienst, der Konföderations-Geheimdienst und die Besessenen um Al Capone jagen sie gleichfalls. Und dann führt Mzus Fluchtroute geradewegs zu einem unbedeutenden Randsystem der irdischen Einflusssphäre… zu einer Welt namens Nyvan, wo sie geradewegs ins Inferno rast, zusammen mit all ihren Verfolgern…

Es ist schwer, die zahlreichen, miteinander eng verflochtenen Handlungsstränge dieses Romans aufzudröseln, ohne in hohem Maße unfair gegenüber einzelnen zu werden. Dennoch stellt das oben Beschriebene nur einen kleinen Teil der Handlung dar, und wichtige Dinge fehlen völlig. Auch wer diese Rezension liest, wird sich von Roman ständig weiter überraschen lassen können. Das ist der un­bestreitbare Vorteil eines solchen „large canvas“, wie es an anderer Stelle bezo­gen auf ein anderes Epos einmal in der englischsprachigen Presse hieß. Der un­glaubliche, faszinierende Detailreichtum, gepaart mit der Dichte an schönen, le­bendigen Charakterdarstellungen.

Zwei Dinge sollten dennoch hier Erwähnung finden, weil sie für den Fortgang des noch zweibändigen Zyklus von Bedeutung sein werden: zum einen tauchen ziemlich unvermittelt in einer Hightech-Landschaft reale Geister auf und berei­ten den Leser darauf vor, dass hier gleich einer Schichttorte die jenseitige Sphä­re etwas breiter aufgefächert wird. Und dann gibt es offenkundig so etwas wie Unsterbliche, die seit Jahrtausenden ahasvergleich durch die menschliche Welt­geschichte wandern und einfach nur beobachten. Ob es sich hierbei um Men­schen handelt oder um was auch immer, alleine die Existenz dieser Beobachter ist bemerkenswert.

Während die Menschheit gegenwärtig dabei ist, die Konfrontation mit den Be­sessenen herbeizuführen – ob nun im System des Habitats Valisk, ob auf dem Planeten Ombey oder wenn es darum geht, die Flotte Al Capones zur Entschei­dungsschlacht zu stellen – , gehen die individuellen Konfliktlinien weiter und verwirren sich auf beinahe schon zur Verzweiflung bringende Weise mit den großen Problemen. Dabei ist durchaus nicht klar, ob eine militärische Konfron­tation das Problem der Besessenen auch nur ansatzweise zu lösen versteht. Es sieht nicht danach aus, aber eine bessere Lösung ist nicht in Sicht. Noch nicht.

Und als wenn das alles noch nicht genügen würde, wird zwischendurch dann auch der (man möchte meinen: lange überfällige) Befehl erteilt: Liquidieren Sie Joshua Calvert!

Spannung garantiert!

© by Uwe Lammers, 2005

Wahrhaftig ein Schluss für schlaflose Nächte… ich hatte freilich den großen Vor­zug, dass der gesamte Zyklus schon veröffentlicht vorlag und ich gleich weiterle­sen konnte. Drum bin ich eigentlich auch nicht davon überzeugt, dass es von Le­serklugheit zeugt, wenn man sofort nach Veröffentlichung eines neuen Romans seines Lieblingsautors in die Buchhandlung stürzt und den Roman schier ver­schlingt. Ganz besonders wenig empfiehlt sich das bei Romanzyklen und Auto­ren wie Hamilton, die den Leser – wie etwa im vorliegenden Roman geschehen – am Ende mit einem richtig üblen Cliff-hanger zurücklassen.

Dennoch – lohnen tut sich das Buch unbedingt, und das gilt auch für die restli­chen Bände des Zyklus. Lasst euch nicht vom Umfang abschrecken.

In der nächsten Woche tauchen wir mal zur Abwechslung in die Tiefen unserer irdischen Ozeane ab. Inwiefern das? Nun, lasst euch da mal überraschen und schaut wieder rein.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 134: Work in Progress, Part 31 – Der OSM im Juni 2015

Posted September 26th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wie beschreibt man diesen wilden Monat? Der war nicht nur, was das Wetter an­ging, durchwachsen und abenteuerlich, sondern auch in so ziemlich jeder ande­ren Hinsicht. Anfangs plagte mich mein schmerzender Fuß, und kaum war dies überstanden, warf mich eine hartnäckige Erkältung für eine Weile nieder. Von den Komplikationen, denen mein sonstiges Leben nach dem Tode meiner Mutter ausgesetzt war, mal ganz zu schweigen.

Glücklicherweise bin ich noch nie jemand gewesen, der leicht die Flinte ins Korn wirft, und so sagte ich mir: Okay, wenn ich schon kaum gehen kann, und wenn ich wegen chronischer Heiserkeit auch keine Telefonate mehr zu führen imstande bin – gibt ja noch andere Möglichkeiten, sich den Tag über die Zeit zu vertreiben. Sprach es, setzte mich an den Schreibtisch und begann zu schreiben.

Es ergab sich ein weiterer positiver Umstand, dass ich einen größeren kreativen Auftrag erhalten hatte, über dessen Natur ich an dieser Stelle noch schweigen muss… wer weiß, vielleicht kann ich dazu später irgendwann mal etwas sagen. Diese Arbeit ging jedenfalls unter den misslichen äußeren Umständen extrem gut vorwärts, und mir wurde ein ums andere Mal attestiert, ich sei mit geradezu unglaublicher „Warp-Geschwindigkeit“ (O-Ton!) unterwegs.

Noch schöner wirkte sich diese gesundheitliche Zwangshemmung auf meine kreativen Leistungen im OSM aus, denn ich kam atemberaubend weit vorwärts. Das begann mit den energischen Arbeiten zum Band 1750 des Oki Stanwer My­thos, den ich am 17. Juni dann schließlich vollendete. Bis dahin lief meine Krea­tivität schon Amok. Und neben zahlreichen Blogartikeln und einem Nachruf auf den verstorbenen „Avenger“ Patrick Macnee kam dann, bezogen auf den OSM, folgendes für Juni 2015 heraus:

Blogartikel 130: Work in Progress, Part 30

(Besuch in der Heimat – OSM-Story)

Erläuterung: Wer diese Geschichte nicht kennt, hat da keine Bildungslücke. Die­se Geschichte entstand schlagartig – jedenfalls der erste Teil dieser Geschichte – während meiner Arbeiten am OSM-Band 1750, weil mein Unterbewusstsein sich ständig fragte: „Was ist das eigentlich für eine komische Welt, diese Museumswelt Tornolaan, wohin es den Techno-Träumer Torkeron verschlägt und wo er mit Scheverlay zusammenstoßen wird?“ Wusste ich noch nicht, und da flammten diese Bilder auf, und binnen eines Nachmittags waren 14 Manuskriptseiten entstanden.

Hoher kreativer Druck? Aber ja, Freunde. Und das war alles erst der Anfang. Von diesem rätselhaften Scheverlay habt ihr ja vor sechs Wochen schon gehört. Bis ihr nach Tornolaan aufbrechen könnt, wird es aber noch geraume Zeit dau­ern. Diese Geschichte spielt rund 200 Jahre vorher auf der Welt, auf der sich später das Schicksal der INSEL entscheidet…

(OSM-Wiki)

IR 35: Projekt Vergangenheit

Erläuterung: Und das ist dann der Band 1750 des OSM, gewissermaßen die Schallmauer, die ich zu durchbrechen hatte, um zu weiteren Werken vorzusto­ßen.

(NK 54: Tödliche Entscheidung)

Erläuterung: Diese vormals als Band 1750 des OSM vorgesehene Episode wird nun noch ein Weilchen länger reifen müssen. Das tut ihr aber gut, würde ich sa­gen. Das konnte ich echt nicht übers Knie brechen.

(Ungleiche Freunde – OSM-Story)

Erläuterung: Hiermit, und wir reden über den 6. Juni 2015, begann das tollste Abenteuer dieses zurückliegenden Monats. Wenn ihr euch an den „Lesungs-Blog (2)“ erinnert, wisst ihr, dass ich eine Szenenblende aus dieser Geschichte als „Bonus“ zur Lesung brachte und damit besondere Neugierde auslöste. Diese Neugierde war gewissermaßen zusammen mit meinem mündlichen Vortrag der Initialzünder, der mich an der Story weiterschreiben ließ… na ja, fast jedenfalls.

Ich merkte nämlich, dass die beiden vorhandenen Szenenblenden, die durch einen zeitlichen Abgrund von fünf Jahren getrennt sind, eigentlich kaum in einer Geschichte zu vereinen sein würden. Was tat ich? Zwei Geschichten daraus ma­chen. Und während die obige Geschichte dann um die Hälfte kürzer wurde, kam diese nächste heraus:

Der Platz der Steine – OSM-Story

Erläuterung: Diese Geschichte enthielt die Anfangsblende, die ich am 6. Juni vorgetragen hatte, und ich verfolgte nun binnen weniger Tage, wie dieses lebensgefährliche Abenteuer des siebenjährigen Mädchens Senyaali – die Toch­ter von Ian Perry und Sinaa, die ihr kurz im 2. Annalen-Band „Ian und der Stein der Götter“ anno 2014 kennen lernen konntet – weiterging. Und da gab es nicht nur eine sprechende Schlange und glucksendes Flechtenmoos, sondern auch Unsichtbare, Soldaten, die wie Pilze aussehen und noch vieles andere mehr…

Als ich am 28. Juni endlich Seite 68 erreichte und das Wort „Ende“ schreiben konnte, da wusste ich sofort: auf DIE Geschichte kann ich euch nicht lange war­ten lassen, dazu ist sie viel zu gut gelungen! Die Kontaktaufnahme mit dem Ter­ranischen Club Eden (TCE), dem SFC UNIVERSUM und dem Science Fiction Club Deutschland (SFCD) laufen schon. Außerdem wird die Geschichte in vier Abschnitten im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) erscheinen. In ei­nem Stück beabsichtige ich diese Geschichte dann in meiner nächsten Story­sammlung, der vierten also, zu veröffentlichen. Sie wird, weil das vom Erschei­nungsmodus her nicht anders möglich ist, jedoch erst im Mai 2016 herauskom­men.

Ein Grund vielleicht dafür, sich nach den Fanzines umzuschauen, wer so lange nicht warten will…

(12Neu 32: Totensektor Maran-Ghaal)

(12Neu 31: Treffpunkt Calnier)

Blogartikel 128: Logbuch des Autors 14: Scheverlays Schicksal

12Neu 30: Allianz der Versklavten

18Neu 68: Auf TOTAMS Spuren

(18Neu 69: Hinab ins Flammenlabyrinth)

Erläuterung: Diese alte Episode vom August 1987 schreibe ich derzeit gerade noch ab und kommentiere sie – eine ziemlich kitzelige Angelegenheit, denn Oki Stanwer und seine Freunde von der Ghost-Agency steigen hier in die Kavernen eines aktiven Vulkans hinab, um ein magisches Artefakt zu bergen. Und dabei stoßen sie auf den Feuerdämon von TOTAM, Gerkan…

14Neu 26: Das Traum-Inferno

(14Neu 27: Die Ruinenwelt)

Blogartikel 132: „Was ist eigentlich der Oki Stanwer Mythos (OSM)?“, Teil 30

(E-Book 27: Auf Götterpfaden)

(E-Book 28: Hinter der Raumzeitwand)

Der Platz der Steine, Teil 1 – OSM-Story

Der Platz der Steine, Teil 2 – OSM-Story

Der Platz der Steine, Teil 3 – OSM-Story

Der Platz der Steine, Teil 4/E – OSM-Story

(Glossar der Story „Der Platz der Steine“)

Blogartikel 135: Gedanken über die Zhonc

Erläuterung: Dieser Beitrag war zu diesem Zeitpunkt erforderlich, weil ich mich ja mit der Veröffentlichung der TI-Serie an dem nämlichen Wochenende Anfang Oktober an jener Stelle befinde, wo die Yantihni um Noshtoy sich unerwartet und ziemlich abenteuerlich dem Ziel ihrer Wünsche nähern, nämlich dem Kon­takt mit dem arachniden Volk der Zhonc. Höchste Zeit, um euch davon zu be­richten, wie ich 1986 auf den ersten Zhonc traf…

Diese stürmische Kaskade an kreativer Energie führt jedenfalls dazu, dass ich in Windeseile mit „Der Platz der Steine“ den OSM-Band 1755 erreichte. Ich bin zuversichtlich, dass das noch eine Weile so weitergehen wird mit dem stürmi­schen Vorwärtsdrang. Und es fühlt sich einfach toll an, ich fühle mich dabei, umgangssprachlich formuliert, einfach sauwohl!

Natürlich kann ich noch nicht exakt sagen, was als nächstes im OSM entstehen wird. Priorität hat gegenwärtig zweifellos die Noshtoy-Handlungsschiene, und dann drängt der fünfte Annalen-Band. Aber sonst? Ich spekuliere auf ein paar äl­tere Geschichtenprojekte längeren Zuschnitts, an denen ich schon sehr lange sit­ze, außerdem drängen einige Episoden aus KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR), die unbedingt ans Tageslicht gebracht werden wollen.

Spätestens im kommenden Monat, meine lieben Freunde, seid ihr besser orien­tiert, und manches, was oben noch in Klammern steht und folgerichtig noch nicht beendet ist, mag dann komplettiert worden sein – von anderen Werken, die ihr aus den zurückliegenden Monaten und Jahren kennt, mal ganz zu schweigen.

Mag mein privates Leben derzeit auch kompliziert geworden sein und meine fi­nanzielle Situation arg angeschlagen ausschauen… die Freude am Schreiben las­se ich mir dadurch nicht vergällen. Das werdet ihr schon noch sehen können, an den nächsten E-Books oder eben auch an diesem Blog.

Nächste Woche geht es an dieser Stelle, wie erwähnt, zurück ins Jahr 1986 und zu einer rätselhaften Sichelwelt namens Tehlorg. Die liegt im KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“. Doch darüber mehr in sieben Tagen.

Danke für eure Aufmerksamkeit, und gehabt euch wohl!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 26: Indiana Jones und die Hyänen des Himmels

Posted September 23rd, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

tja, wer kennt ihn wohl nicht, den charmanten, jungen Universitätsprofessor Dr. Henry Jones jr., der in der Zeit, wo er nicht schwärmerischen Studentinnen die Faszination der Vergangenheit nahe zu bringen sucht, für sein Leben gern mit Lederjacke, zerknautschtem Hut und Reitpeitsche durch die Welt gondelt, um verlorenen Schätzen hinterherzujagen? Wer mein Jahrgang ist (1966) oder jün­ger, der kann im Kino kaum jemals an Indiana Jones vorbeigekommen sein. Und ich spreche wohl nicht nur für mich allein, wenn ich sage, dass Dr. Jones alias Harrison Ford in dieser Inkarnation eine Menge Fans besitzt.

Natürlich blieb die mediale Bekanntheit Indiana Jones´ nicht allein auf den Film­sektor beschränkt. Es gibt quasi unendliches Merchandising seinetwegen, und natürlich gibt es auch Romane. Wie im Falle von Sherlock Holmes ist die Welt ja voll von antiken Mysterien einerseits und abenteuerlustigen Autoren anderer­seits, die beides in einem Indiana Jones-Abenteuer zur Deckung bringen wollen.

In Deutschland war der Goldmann-Verlag lange Zeit führend darin, die Roman-adaptionen zu veröffentlichen, und so nach und nach knabbere ich mich durch die hier versammelten Werke, die manchmal recht durchwachsene Qualität aufweisen. Der erste Roman, den ich hier vorstellen möchte, stammt aus der Feder von Martin Caidin, und hierum genau geht es:

Indiana Jones und die Hyänen des Himmels

(OT: Indiana Jones and the Skypirates)

Von Martin Caidin

Goldmann 43163

München 1996

352 Seiten, TB

Aus dem Englischen von Bettina Zeller

ISBN 3-442-43163-8

UFO-Sichtungen gibt es – unter anderem Namen natürlich – schon seit vielen Jahrhunderten, manche behaupten, sogar bereits seit Jahrtausenden. Zeitty­pisch nehmen die Gebilde offensichtlich bestimmte Formen an. In der Antike neigen die Schreiber dazu, die Fahrzeuge am Himmel als „glühende Schilde“ oder „Wagen“ zu definieren, in der Gegenwart behilft man sich mehr mit Ballo­nen, Zeppelinen, Raketen oder eben „Fliegenden Untertassen“.

All diesen Sichtungen aber scheint gemeinsam zu sein, dass die Objekte sich nicht klar einordnen lassen. Berichte über Erstkontakte treffen meist auf reser­vierte Skepsis. Aber was mag wohl passieren, wenn es sehr handfeste Belege für solche Objekte und ihre Wirkungsweisen gibt. Mit dieser Frage sieht sich Professor Dr. Henry Jones jr., der sich selbst gern als Indiana Jones bezeichnet, im Jahre 1930 überraschend konfrontiert. Und dies ist der Sachverhalt:

Bei einem Zugtransport von Diamanten in Südafrika kommt es zu einem gene­ralstabmäßig geplanten Überfall. Neben den Diamanten rauben die offensicht­lich deutschen Angreifer auch ein mit transportiertes, kleines Objekt aus Metall, eine Pyramide mit Keilschriftgravuren, die angeblich in einer Mine in Südafrika in großer Tiefe entdeckt worden sein soll. Doch das Glück der Angreifer ist nicht von langer Dauer: auf dem Heimflug ins Reich werden die Deutschen von unbe­kannten Flugobjekten zur Wasserung gezwungen, beraubt und anschließend versenkt. Nur ein Besatzungsmitglied überlebt schwer verletzt.

In England, wo Indiana Jones derzeit einen Lehrauftrag erfüllt, tritt ein Mr. Treadwell vom Geheimdienst an ihn heran und verpflichtet ihn im Sinne des Staatsinteresses für einen Sonderauftrag. Dabei handelt es sich indes um ein Täuschungsmanöver, denn Treadwell und Indy arbeiten schon längst zusam­men. Ein internationales Gremium von Experten und Geheimdienstlern hat her­ausgefunden, dass eine technologisch hoch entwickelte Macht im Geheimen dabei ist, eine Gefährdung des Weltfriedens herbeizuführen, und Indys Sachver­stand wird dafür benötigt, den rätselhaften Erbauern der rätselhaften Flugob­jekte auf die Spur zu kommen. Derweil verbreiten auch weiterhin diskusförmi­ge, offenbar antriebslose Flugobjekte Verunsicherung und Schrecken.

Indy ruft eine Gruppe zusammen, um eine schlagkräftige Truppe zur Verfügung zu haben, wenn man die Identität des Gegners herausgefunden hat und ihre Ausgangsbasis bekannt wird. Zu dieser Truppe zählt der bärbeißige Pilot Willard Cromwell, ein Weltkriegsveteran, ebenso Mirna Abi Khalil, eine feuerhaarige, kampferprobte Frau, die sich Gale Parker nennt. Dann ist da der gewalttätige Kurde Tarkiz Belem, offensichtlich ein Verbrecher, den Indy gleichwohl in sein Team aufgenommen hat. Der letzte im Korps ist der französische Flieger René Foulois (der im Buch durchgängig ohne Apostroph geschrieben wird, was das nachlässige Lektorat ebenso entlarvt wie die Tatsache, dass alle Kompositwör­ter „amerikanisch“ geschrieben sind, also ohne Bindestriche – in einer Deutsch-Klassenarbeit ein klarer Fehler).

Mit dieser Gruppe von Individualisten legt Indiana Jones im Verein mit dem englischen und amerikanischen Geheimdienst falsche Fährten und rüstet ein Flugzeug aus, um schließlich die durchaus nicht außerirdischen „Himmelspira­ten“ aufzustöbern und ihnen das Handwerk zu legen…

Martin Caidin, in die Jahre gekommener Flieger und Schriftsteller, hat sich mit diesem Buch einen Herzenswunsch erfüllt, wie man deutlich merkt. Er glorifi­ziert die Luftfahrt, namentlich den französischen Pionier Henri Coanda, der schon anno 1910 mit einem Düsenflugzeug Flugversuche unternahm. Aber Cai­din ergeht sich auch lang und breit in Schilderungen des Ford-Flugzeugs und der Zeppeline, und die Konsequenz besteht darin, dass die beiden Piloten in seinem Team (eigentlich sind es drei, wie bald herauskommt), Indiana Jones recht schnell den Schneid abkaufen.

Indiana Jones wird angesichts solch eines techniklastigen Haupthandlungsstran­ges relativ bald in die Rolle als „Verbindungsoffizier zum Geheimdienst“ ge­presst, die ihm nun überhaupt nicht gut zu Gesicht steht. Wo, so fragt man sich, ist der wagemutige Indiana Jones, den man aus den Filmen kennt, der im Allein­gang und manchmal auch durchaus tapsig von einem Abenteuer ins nächste stürzt? Antwort: hier jedenfalls nicht. Die Konsequenz besteht in einem höchst eigenartigen Roman, der bis auf gewisse Versatzstücke und gelegentliche Sze­nen, die der Figur Indys gerecht werden, sich auf weite Strecken so liest, als sein das Werk ursprünglich ohne Indys Gegenwart geplant worden. Der Eindruck ist ein ziemlich nachteiliger. Der Autor kann mit der Person Indiana Jones, von Schematismen und Äußerlichkeiten mal abgesehen, nicht sonderlich gut umge­hen.

Das gilt dann leider auch für die Handlungslogik. Es mag ja alles schön sein, was Caidin im Nachwort erzählt – bezüglich der technischen Machbarkeit und der Details, die sich insbesondere auf die realen Maschinen beziehen (aber eben nur darauf) – , die wesentlichen Dinge bleiben aber entweder im Dunkel, wer­den nicht plausibel durchleuchtet oder versiegen nach kurzem Anreißen voll­ständig. Ein paar Beispiele:

Dieses seltsame Pyramidenartefakt, das von den „Skypirates“ (was ich für pas­sender als „Hyänen des Himmels“ halte, das ist wenigstens zoologisch schief, weil Hyänen mehrheitlich Aasjäger sind, und darum geht es hier einfach nicht) gestohlen wird. Warum passiert das? Je mehr man über das Artefakt erfährt (und über die wissenschaftliche Qualifikation der Gegenseite), desto unbegreif­licher wird dieser ganze Handlungsstrang, bis er gar keinen Sinn mehr ergibt und am Ende des Romans auch jede Bedeutung einbüßt. Ist er nur dazu da, da­mit Indiana Jones eine – höchst fadenscheinige – Existenzberechtigung in dieser Geschichte erhält? Dürftig.

Da ist die rätselhafte Gruppe, die hinter den Flugobjekten steht. Caidin sieht sich außerstande, die Spur zeitig und gescheit bis zum Kulminationspunkt zu verfolgen. Infolgedessen blendet er relativ unmotiviert plötzlich in die Gegner­gruppe hinüber, aber der Leser kann lange warten, dass die so wenigstens nam­haft gemachten Hintermänner der Geschichte dingfest gemacht werden. Pas­siert vielleicht jenseits des Romans…

Eine Person aus dieser Gruppe schafft es sogar, den Beraterkreis des Geheim­dienstes zu infiltrieren. Die Person fällt Indy sogar auf (!), und er macht sich Ge­danken, hier nachzurecherchieren, wie sie wohl in diesen Kreis gekommen sein mag. Das vergisst Caidin dann völlig, obwohl es doch wirklich interessant wäre, hier ein bisschen mehr als Baukasten-Geheimdienststrukturen auszudehnen und ein wenig in die Handlung einzufügen. Nicht die Spur davon!

Dann wird gegen Schluss unmotiviert von Seiten der „Skypirates“ der Entschluss gefasst, europäische Hauptstädte mit Giftgas zu attackieren. Damit würde frei­lich die Vorstellung, die Fliegenden Untertassen kämen von einem anderen Stern, die ja intendiert ist, völlig zerstört. Es spielt keine Rolle, dass der Angriff vereitelt werden kann – das passt einfach alles nicht recht zusammen.

Zweifelsohne hätte ein talentierterer Autor, der nicht so manisch auf den Flug­zeugen herumgeritten wäre, aus dem vorliegenden Stoff erheblich mehr ma­chen können als Martin Caidin. Ich kann deshalb leider nur seufzend sagen: also wirklich, der Roman wäre besser OHNE Indy ausgekommen. Er ist doch recht halbherzig geschrieben. Da gibt es deutlich interessantere Indiana-Jones-Romane… dieser hier ist mehr für Flugzeugfans und UFO-Freunde gedacht.

© by Uwe Lammers, 2011

Hm, ernüchtert? Das mag schon sein… aber ihr seht hieran genau das, was man von Literaturblogs generell sagt: es handelt sich hier nicht ausschließlich um Lobpreisungen oder Werbeveranstaltungen für aktuelle Bücher (im vorliegen­den Fall ja sowieso nicht, weil dieser Roman nur noch antiquarisch zu bekom­men ist), sondern jedes einzelne Mal primär um die eigene Meinung des Blog­gers. Hier also um die meine. Und die kann, wie ich andeutete, auch schon mal durchwachsen ausfallen.

Ich bin der Auffassung, dass solch eine nüchterne und ehrliche Darstellung den Betrachtungen zugute kommt und sie realitätsnäher und aufrichtiger macht. Ihr erhaltet dadurch die Möglichkeit, euch ein besseres Bild vom vorliegenden Buch zu machen, ohne fürchten zu müssen, hier würde der eifrigen Schönfärbe­rei gehuldigt. Ihr werdet das in Bälde auch bei Peter F. Hamilton noch erleben.

Ach ja, zu dem kehren wir ja in der kommenden Woche wieder zurück. Dann könnt ihr sehen, was ich vom vierten Band des „Armageddon-Zyklus“ gehalten habe. Nicht verpassen!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 133: Der OSM im Bild, Teil 9

Posted September 20th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

nach wie vor stecken wir, auch nach ein paar Monaten in dieser Subreihe von Artikeln meines Blogs, in der prächtigen Bilderwelt fest, die mein heutiger Grafikdesigner Lars Vollbrecht – anno 1987/88 noch als reiner Fan, aber grafisch schon außerordentlich talentiert – zu der begonnenen Fan-Veröffentlichung des KONFLIKTS 14 „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC) beisteuerte. Ich er­zählte ja schon, er hat eine ganze Menge phänomenaler Cover geschaffen.

Vor sieben Wochen, in Wochen-Blog 126, war ich bis Band 18 der Serie inklusi­ve gekommen. Den nächsten Band, den er mit einem Titelbild versah, war FdC 19: „Todesmission TOTAM“. Zu erkennen ist hier ein großformatiger sechsecki­ger Bildschirm, der hervorragend zu den insektoiden Cranyaa passt, die ja das Hauptvolk der Serie stellen. Vor einem Sternenhintergrund ist eine recht freie Interpretation eines Dämons von TOTAM zu erkennen.

Durch zahlreiche Schwarzweiß-Strichflächen wird ein faszinierender Schraffuref­fekt hervorgerufen, der aber mit wirklicher Schraffur nichts zu tun hat. Am un­teren Bildrand erkennt man links den Schriftzug „LaVo’87“ vor einem geneigten Schaltpult, in dem man abwechslungsreiche Bildschirmfelder sehen kann. Eines davon zeigt eine Mondoberfläche, wie man sie etwa von Luna-Missionen des Apollo-Programms kennt.

Links im Bild steht ein Cranyaa, der abwehrend seine vier Arme ausstreckt und das eindringende Böse abwehren möchte. Leicht misslungen ist hier einer der rechten Arme, der eindeutig disproportional zu lang ausgefallen ist. Ansonsten ist der Cranyaa gut getroffen.

In der Episode selbst geht es um die Landung eines Cranyaa-Kreuzers auf der gerade frisch materialisierten schwarzen Kristallwelt TOTAM – mit der Folge, dass die gesamte Besatzung in Untote verwandelt wird.

Hm, die gesamte Besatzung?

Nein, einer von ihnen entkommt tatsächlich – und etwas wundersam entpuppt er sich in der nächsten Episode dann als Helfer des Lichts, ein Cranyaa namens Ureg-Ni.

Das Cover von Band 20 mit dem Titel „Der dritte Dämon“ ist ganz unzweideutig an meine eigene Covervorlage aus dem Jahre 1984 angelehnt. Man sieht hier einen Hohlraum im Innern eines Kristallberges, in dessen Zentrum ein schwar­zer Energieball schwebt, der via Energiestrahlen mit den kristallenen Wänden verbunden ist.

Dieser schwarze Energieball ist die ursprüngliche und eigentliche Existenzform eines Dämons von TOTAM. Es handelt sich hierbei um den Dämon Awurkk, der hier erstmals in Erscheinung tritt und von TOTAM aufgeweckt wird, um als drit­ter von 32 Dämonen von TOTAM in den KONFLIKT einzugreifen.

Faszinierend finde ich an dieser Darstellung von Lars, dass er auf ganz knappe, minimalistische Strukturen gesetzt hat. Die Kristallflächen sind zur Hälfte ganz weiß belassen worden, zur anderen Seite hin schwarz schraffiert, und nach in­nen zum Zentrum des Blickfeldes, d. h. zu der Energiekugel hin, wird die Stift­führung immer energischer, was schöne Kontraste ergibt. Da ich sowieso ein Fan der klaren Linienführung des ligne claire-Stils etwa im Sinne von E. P. Jacobs bin (Blake und Mortimer), fand diese Form meine volle Zustimmung. Dieses Bild hat Lars mit seinem damaligen Pseudonym „DeLoup“ unterzeichnet, wohl auch, um sich strukturell von dem vorherigen Bild abzugrenzen.

Der Abschlussband der TOTAM-Trilogie, Bd. 21 mit dem Titel „Dämonische Plä­ne“ ist noch etwas ganz Besonderes. Als ich eben dieses Cover aus der Klar­sichthülle nahm, in der es seit über zwanzig Jahren steckt, entdeckte ich zu mei­ner Verblüffung, dass ich das Bild in zwei Varianten besitze. Ich sollte euch bei­de Varianten schildern und meine Hypothese, warum es zwei davon gibt. Zu­nächst kurz zum Inhalt der Episode, damit ihr den Kontext herstellen könnt:

Wie erinnerlich ist in Band 19 das Cranyaa-Schiff HUHLEG auf TOTAM gelandet, seine Besatzung wurde von den Dämonen von TOTAM überwältigt und in Unto­te verwandelt – mit Ausnahme von Ureg-Ni, der es mit Hilfe seiner Fähigkeiten als Helfer des Lichts schaffte, sich abzusetzen.

In diesem Band findet er den Weg zum legendären Kraftzentrum TOTAMS, dem TURM. Im hoch gelegenen Bibliothekszimmer direkt unter dem Dach existiert das so genannte BUCH. 1984 war mir durchaus noch nicht restlos klar, und des­halb funktioniert diese Episode auch in der niedergeschriebenen Form nicht mehr, dass das BUCH nicht nur ein wurmstichiger Foliant ist, sondern eine auto­nome, sehr mächtige magisch-psionische Wesenheit mit intrigantem Charakter. An einem Faktum kann allerdings kein Zweifel bestehen: Wer das BUCH im TURM vernichtet, der löst die Bindung von TOTAMS Kristallkörper auf und sorgt dafür, dass der Planet des Bösen explosionsartig zerbirst.

Man könnte jetzt glauben: Das wäre es dann also gewesen, Ende gut, alles gut… aber das ist kurzsichtig. TOTAM hält sich nicht an die Spielregeln. Der Planet zer­platzt dann zwar, aber der zu diesem Zeitpunkt völlig unbegreifliche Magnet-Ef­fekt sorgt anschließend binnen kürzester Zeit dafür, dass sich sowohl der Planet als auch das BUCH regenerieren. Alles, was Jemand, der das BUCH zerstört, also erreicht, ist eine Verzögerung bei der Etablierung von TOTAMS Macht.

Dennoch hat Ureg-Ni, der darüber natürlich im Bilde ist, genau dieses Ziel. Er dringt in den TURM ein mit dem Plan, das BUCH zu zerstören. Zu dumm nur, dass eine Mumie das BUCH bewacht und gegen ihn kämpft – das ist ein Wesen, das sich als „Oltrav“ bezeichnet.

Oltrav ist eine eigentümliche Kreatur, die ihrerseits die Vernichtung sucht… doch als Ureg-Ni sie besiegt, zerbirst der Mumienleib und das darin gefangene Wesen, ein Ungetüm namens Soffrol (von dem werdet ihr im OSM noch deut­lich mehr hören, das kann ich euch versprechen), wird freigesetzt und kann TO­TAM nun verlassen. Das klappt umso besser, als Ureg-Ni seinen restlichen Plan realisieren und das BUCH zerstören kann. Dann gelingt ihm mit seinen Parafä­higkeiten eine (äußerst unrealistische) Flucht vom zerberstenden Dämonenpla­neten.

So, und nun kommen wir zu den beiden Bildern: vermeintlich als Coproduktion von „DeLoup & LaVo’88“ realisiert (was klar zeigt, dass Lars damals DeLoup als ein alter Ego etablieren wollte), sieht man in der helleren Version 1 rechts im Vordergrund den schwarzen Kristallständer, auf dem das BUCH aufgeschlagen liegt, aus dem schon Flammen züngeln. Darüber ist deutlich mit zwei weiten Bögen und gekrümmten Linien, die auf einen Punkt links oberhalb des Bildes hindeuten, zu erkennen, dass der Raum (zutreffend) eine kuppelartige Decke besitzt.

Links des Ständers stürmt eine teilweise skelettierte Gestalt menschlichen Ur­sprungs auf das BUCH zu in dem klaren Versuch, es vor der Vernichtung zu ret­ten – einwandfrei Oltrav. Direkt hinter ihm, und da wird es interessant, sieht man in Variante 1 zwei hohe Spitzbogenfenster, durch die man hellen Hinter­grund und einen Vogelschwarm (!) erkennen kann.

Dies musste ich leider monieren, und so entstand wohl die zweite Version, die dunklere, die ich bislang für die einzige hielt. Der Grund liegt für die Leser, die schon das E-Book „In der Hölle“ gelesen haben, wo sie TOTAM ja selbst besu­chen können (wenn auch, zugegeben, rund 60 Milliarden Jahre früher als Ureg-Ni), klar auf der Hand: auf TOTAM gibt es keine Vögel.

So schön dieses Element also auch war, so sehr musste ich doch Lars dazu be­wegen, die Vögel aus dem Bild zu entfernen. Schade, aber nicht zu ändern. In­folgedessen schwärzte er also den Inhalt der Fensterbögen weitgehend und ließ die possierlichen Tierchen verschwinden.

Ansonsten fällt eine sehr schöne Mischung der Schraffuren auf. Z. T. sind sie so ausgearbeitet wie bei Band 18 „Kleines´ schwarzes Gefängnis“, zum Teil dann aber auch so wie auf dem Titelbild von Bd. 20 „Der dritte Dämon“. Das passt schön zu der Inszenierung einer „Coproduktion“ zweier Künstler bei der Schaf­fung eines Bildes.

Ich glaube, damit sollte ich wieder erst mal pausieren. In der kommenden Wo­che erzähle ich euch dann, wie das Schreibbild des Oki Stanwer Mythos sich im Monat Juni 2015 entwickelt hat.

Nicht verpassen, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

wie schon in der letzten Woche angedeutet, nehme ich euch heute mit in die Gegenwart zur aktuellen Literatur, die man noch immer im Buchhandel vorfin­den kann, und es ist zudem ein Werk, das man einfach nur köstlich genießen kann und in dem es unendlich viel zu lachen gibt. Wer immer die Verfilmung ge­sehen hat und anschließend das Buch las – wie es mir erging – , der hatte wo­möglich noch mehr Vergnügen als diejenigen, die umgekehrt vorgingen.

Lasst euch also entführen in den hohen Norden und in eine abenteuerliche Le­bensgeschichte eines Mannes namens Allan Karlsson. Und wer ihn noch nicht kennen gelernt haben sollte – holt das nach, Freunde!

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg

und verschwand

(OT: Hundraåringen som klev und genom föstret och försvann)

Von Jonas Jonasson

btb 74492

München 2009, 7. Auflage 2013

434 Seiten, TB

ISBN 978-3-442-74492-3

Man glaubt gar nicht, wie viel Gelächter man auf dieses Buch verwenden muss, um es zu überleben. Aber es ist tatsächlich die reine, lautere Wahrheit, dass man bei der Lektüre dieser Seiten ernstlich selbst Todesfälle im nahen persönli­chen Umfeld völlig vergisst – der Rezensent hat das in den letzten Tagen selbst alles mitgemacht und weiß bestens Bescheid. Und da er der Auffassung ist, dass man gute Bücher bekannter machen sollte, konnte dieses hier wahrhaftig nicht ausgespart bleiben. Es gab in dieser ganzen Angelegenheit nur einen einzigen Wermutstropfen: Das Vergnügen war so schnell vorbei (8 wirklich langsame Le­setage – langsam, um das Vergnügen zu strecken!). Alle Bücher haben ein Ende, und die guten sind seltsamerweise noch viel schneller ausgelesen als die schlechten, ganz gleich, wie umfangreich sie sind. Und man hätte doch gern noch mehr von Allan Karlsson und seinem Amoklauf-Gefolge gelesen, von optimierten Bibeln, betrunkenen Physikern, dem jungen Kim Jong-Il, Mao Tse-tungs Verlobter, dem Chefmörder des iranischen Geheimdienstes, Amanda Einstein und ihrem ebenso zerstreuten Ehemann Herbert Einstein (und schweigen wir davon, dass Glenn Miller laut Allan Karlsson ein Nazi gewesen sein soll, weswegen er, Allan, Miller ja auch umbringen musste) und vielem anderen mehr…

Wie, ich bin zu schnell? Na schön, dann fange ich noch einmal an.

Die Geschichte, wie ich zu diesem Buch kam, das ist vielleicht gescheiter, ist ein wenig gewunden. Und, um der Wahrheit die Ehre zu geben, kam ich zunächst in den Genuss der Verfilmung des „Weltbestsellers“ aus Schweden, wie das Buch ja auch tituliert wird (und ich meine, wenn ein Buch binnen von vier Jahren 7 Taschenbuchauflagen und wer weiß, wie viele Hardcoverauflagen erlebt, dann trägt es den Titel wohl mit Recht… und vom Inhalt her sowieso). Im Februar 2014 sah ich einen Trailer zu der Verfilmung im Kino und dachte mir: Ja, das schaut nach einem lustigen Film aus. Den sollte man sich antun.

Da ich aber bekanntlich derzeit nicht sonderlich gut bei Kasse bin, wartete ich, bis das Werk im Schunterkino gebracht wurde und ging im November 2014 mit meinem besten Freund Mario hinein… um es kurz zu machen: wir lachten Trä­nen. Der Film war so köstlich grotesk, dass ich danach klipp und klar sagte: Den Roman muss ich beizeiten auch mal lesen. Denn man kennt das von den meis­ten Literaturverfilmungen – die sind zumeist nur dünne Instantversionen des­sen, was in den Büchern steht.

Das traf auf dieses Buch, das ich dann im Januar 2015 geschenkt bekam, wirk­lich buchstäblich zu. Ich konnte mich gerade mal einen Tag lang zurückhalten, nachdem es auf meinem Tisch gelandet war, ehe ich zu schmökern anfing… und zu kichern. Und mehr zu kichern. Und manchmal lauthals zu lachen. Anfangs stimmte es noch relativ gut mit der Verfilmung überein, aber das änderte sich rasch, und in der zweiten Hälfte kamen soviel kuriose Neuigkeiten hinzu, die im Film ganz und gar fehlen oder nur höchst kursorisch erwähnt werden, dass mei­ne obige Einschätzung immer mehr Nahrung erhielt: das Buch IST noch deutlich besser als der Film, und wer den Film bereits geliebt hat, wird sich beim Buch halbtot lachen. Versprochen, Freunde. Wer nur ein bisschen Ahnung von Zeitgeschichte hat, der kommt aus dem Staunen und Lachen nicht mehr heraus.

Und dabei hat alles so harmlos angefangen…

Allan Karlsson, Jahrgang 1905, sitzt in einem Altersheim im schwedischen Malmköping, weil er in dem Bemühen, jenen Fuchs umzubringen, der seinen Kater auf dem Gewissen hat, kurzerhand seinen Hühnerstall und sein eigenes Wohnhäuschen mit Dynamit in die Luft gesprengt hat. Das sorgt schon für die ersten Lacher (im Buch erfährt man davon erst ganz zum Schluss). Nun, Allan, rüstig und recht klar im Kopf, hat jedenfalls nun, wo sein 100. Geburtstag an­steht und das ganze Altersheim ihn feiern will, keine Lust, mitzumachen. Kurzer­hand steigt er in seinen Pantoffeln und etwas Geld in der Brieftasche aus dem Fenster und sucht das Weite.

Ulkig, aber viel mehr auch nicht… tja, aber der Leser ahnt noch nicht, dass Allan Karlsson alles andere als ein normaler 100jähriger Greis ist. Aber das kommt schnell zum Vorschein. Er hat nämlich beschlossen, kurzerhand noch etwas von der Welt zu sehen, hat aber keinen Plan, was genau. Am nächsten Busbahnhof kauft er sich gleichwohl eine Buskarte nach Byringe. Der erste Zufall will es, dass er im Busbahnhof auch auf Bengt „Bolzen“ Bylund von der Motorradgang „Ne­ver Again“ stößt (was es mit der Namensfindung auf sich hat, verrate ich nicht, aber das ist ein weiterer Grund der Erheiterung). Der nötigt Allan, auf seinen voluminösen Koffer aufzupassen, derweil er die Toilette benutzt. Zwischenzeit­lich fährt der Bus vor, und Allan Karlsson nimmt den Koffer mit auf Reisen.

Bolzens Kommentar, als er das mitbekommt, lässt nichts Gutes ahnen: „Du bist so gut wie tot, du alter Wichser. Ich muss dich bloß finden…“

Derweil wird Allan natürlich im Altersheim vermisst, und Kommissar Aronsson eingeschaltet, zusammen mit Staatsanwalt Conny Ranelid. Zunächst geht man von einer Verirrung des alten Mannes aus, bald darauf von einer Entführung. Die Vermutungen werden noch weit kurioser und führen schließlich nahezu zur medialen Hysterie.

Allan kommt in Byringe an und stößt hier auf einen weiteren älteren Herrn, Juli­us Jonsson, mit dem er sich schnell anfreundet. Und dann kommt „Bolzen“ hin­zu… tja, und ehe man sich versieht, ist der Rocker Gefrierfleisch und ziemlich tot, und in dem Koffer verbergen sich nicht weniger als fünfzig Millionen Kro­nen. Da Julius nun aber selbst als notorischer Dieb mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist, entscheiden sich die beiden alten Herrn, das Geld durch 2 zu tei­len und einfach weiter zu verreisen, derzeit noch ohne Ziel.

Auf dem weiteren Weg stoßen sie auf den Langzeitstudenten Benny Ljungberg, den sie samt Auto als Chauffeur anheuern und dann zum Mitverschwörer ma­chen, bald danach treffen sie die „Schöne Frau“ Gunilla Björklund und ihre Ele­fantendame Sonja, derweil Kommissar Aronsson zunehmend verwirrt den un­klaren Spuren nachgeht. Und dann sind da natürlich noch die beiden weiteren Mitglieder von „Never Again“, die verdammt noch mal gern das Geld der Rus­sen zurückhaben wollen. Einem von ihnen, Henrik „Humpen“ Hultén, gelingt es auch tatsächlich, den Hundertjährigen und das Geld ausfindig zu machen… was ihm aber nicht zum Vorteil gereicht. Bleibt am Schluss noch Per-Gunnar Gerdin alias „Piranha“ alias „der Chef“, der natürlich auch das Geld zurückbekommen will und ebenfalls ein… sagen wir… schmerzhaftes Missgeschick erleidet, das ihn deutlich abkühlt.

Binnen weniger Wochen jedenfalls kommt es dann dazu, dass im Buch stehen kann, wie Julius in Begleitung zum Einkaufen fährt und zu lesen ist: „Dort sahen sie auch die neuesten Schlagzeilen über den Hundertjährigen und sein Gefolge, die anscheinend in einem einzigen Amoklauf durchs Land zogen…“

Also, man sieht, an dem Hundertjährigen ist deutlich mehr dran, als man glaubt. Und das ist tatsächlich so. Denn in flankierenden Kapiteln wird dann bis­weilen sehr amüsant Allans Leben resümiert, von 1905 bis 2005. Und da kommt dann beispielsweise die Russische Revolution zum Vorschein, Allans notorische Neigung (und Befähigung), Dinge in die Luft zu sprengen (am Anfang noch klei­ne Sachen wie Automobile samt Besitzern, später gern auch Brücken, etwa im Spanischen Bürgerkrieg), oder auch die urige Anekdote, wie er in den USA 1939 strandet und hier als Kellner beim Manhattan-Projekt Oppenheimer auf die Idee bringt, wie das mit der Atombombe doch noch klappen könnte. Ganz zu schweigen von der folgenreichen Tequila-Zecherei mit Vizepräsident Harry S. Truman.

Truman wiederum beauftragt nämlich Allan Karlsson, nun in seinem Auftrag nach China zu gehen und das zu tun, was er am besten kann: Brücken sprengen, diesmal, um die Kommunisten aufzuhalten. Dass das schließlich dazu führt, dass Allan sich entschließt, doch lieber über den Himalaya heim nach Schweden zu wandern und zwischendrin Freundschaft mit Mao schließt, das gehört zu den Details, die im Film untergehen. Von dem Zwischenspiel in Teheran und dem Auftrag, Churchill dort zu ermorden, ist dann schon gar keine Rede mehr, auch nicht von den erschossenen Kommunisten.

Er kommt auch nicht wirklich zur Ruhe, als er schließlich tatsächlich in die Hei­mat kommt, denn ehe er sich versieht, wird er von einem russischen Physiker „gekauft“ und via U-Boot in die stalinistische UdSSR verschleppt, wo er auf Al­bert Einsteins reichlich trotteligen und todessüchtigen (und ebenfalls vom KGB entführten) Bruder Herbert Einstein stößt… und dann war da noch die Sache mit den Panzerfäusten in Wladiwostok, mit dem nicht minder trotteligen russi­schen Militär, mit dem Exil in der Sonne auf Bali…

Ach, man kann eigentlich gar nicht genau sagen, was man in solch einer Rezen­sion noch erwähnen und was man weglassen darf, weil so vieles passiert, das zu unendlichem Amüsement Anlass bietet. Situationskomik gibt es en masse, tro­ckene Bemerkungen, etwa über das Essen und die schön festen Frühstückseier, während ein paar Zeilen zuvor ein Todesfall diskutiert wurde, gleichfalls. Da werden Spione entlarvt, Dolmetscher fallen in Ohnmacht, Diktatoren werden vom Schlaganfall dahingerafft, Agenten und Kommissare übertölpelt, Staatsan­wälte aufs Glatteis geführt… und nebenbei bekommen die christlichen Kirchen, Fundamentalisten, Geheimagenten und jede Menge bekannter zeithistorischer Personen ihr Fett weg. Dass vieles aus der hinteren Hälfte des Buches unver­filmbar blieb, wird bei der Lektüre einwandfrei klar. Da weicht der Film stark vom Buch ab… aber ich sage euch, Freunde, Jonassons Buch werdet ihr lange in Erinnerung behalten. Und nicht vergessen: erst den Film sehen und DANN das Buch lesen, das macht deutlich mehr Laune als umgekehrt.

Beides ist sehr zu empfehlen. Danach hat man soviel gelacht, da braucht man für die nächsten Jahre keine Frischzellenkur mehr, vertraut meinem Urteil!

© by Uwe Lammers, 2015

Nein, ich glaube, viel mehr muss ich zu diesem Romanabenteuer und Lesever­gnügen wirklich nicht sagen. Knabbert euch durch, ihr werdet es genießen, da­von bin ich überzeugt.

In der kommenden Woche machen wir Bekanntschaft mit einem weiteren „Hel­den“ meiner literarischen Leidenschaften, einem Archäologen und Abenteurer, der auf den Namen Henry Jones junior getauft wurde. Freunde nennen ihn „In­diana Jones“.

Nicht verpassen!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde meiner E-Books,

heute folgt nach „In der Hölle“, das ich 2014 für euch hier auf www.beam-ebooks.de zugänglich machte, endlich der zweite Band der losen Romanreihe „Aus den Annalen der Ewigkeit“. Wie schon bei der Ersterscheinung anno 2014 wiederhole ich, dass es nicht zwingend notwendig ist, für die „Annalen“-Bände auch die Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) zu lesen, da diese in einem anderen Universum spielen.

Von „In der Hölle“ trennt den vorliegenden Roman ein zeitlicher Abgrund von nicht weniger als rund 75 Milliarden Handlungsjahren. Befanden wir uns dort in KONFLIKT 4 des Oki Stanwer Mythos, so verschlägt es euch heuer in den KONFLIKT 19… und auf vergleichsweise vertrauten Boden: ins heimische sola­re Sonnensystem. Ja, es geht um echte Menschen der Spezies homo sapiens, im Besonderen um einen jungen irischen Auswanderer namens Ian Perry.

Um die Mitte des 21. Jahrhunderts hat die Menschheit das Sonnensystem er­schlossen und Kolonien auf Mars und Venus errichtet. Besonderen Reiz übt die höllische Venus auf Auswanderer aus – denn hier existiert das „Tor der Ewigen Seligkeit“, eine rätselhafte Alien-Hinterlassenschaft, die ein Einwegportal in un­bekannte Räume darstellt. Niemand, der das Tor durchquert hat, ist jemals zu­rückgekehrt.

Ian Perry, der hinter sich verbrannte Erde im moralischen Sinne hinterlässt, springt dennoch hindurch… und landet auf einer fremden Welt jenseits der Vor­stellung. Ein scheinbar verlassener Planet voller Rätsel und Gefahren… und ihr könnt an seinen Erlebnissen teilhaben, wenn ihr euch dieses E-Book besorgt. Es wird ein paar interessante Aha-Effekte für euch geben, davon bin ich fest über­zeugt.

Das E-Book „Ian und der Stein der Götter“ ist ab heute bei www.beam-ebooks.de im EPUB- und MOBI-Format zum Preis von 2,99 Euro erhältlich.

Viel Lesespaß wünscht euch, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

fünf Wochen ist es her, dass ich euch im Frühjahr 2006 zurückließ mit der An­deutung, dass ich bald darauf die Hohlwelt Hyoronghilaar entdeckte und somit den Schauplatz einer völlig neuen OSM-Serie. Darauf möchte ich heute gern ein wenig ausführlicher eingehen, weil sich das einfach anbietet… und wer weiß, wie lange es wohl dauert, bis ihr von der „Blume im Kristall“, von der Helferin des Lichts namens Theamin, den Hellen Orakeln und all den anderen Seltsam­keiten wieder zu hören bekommt… die Serie steckt ja noch in den Kinderschu­hen.

Bis heute ist einigermaßen unklar, wie es dazu kam, dass mich diese Welt gera­dewegs anfiel… normalerweise passiert so etwas dann, wenn ich eine Serie des Oki Stanwer Mythos abgeschlossen habe und, chemisch gesprochen, „freie Va­lenzen“ existieren, die nun für neue Verbindungen zur Verfügung stehen, d. h. für neue kreative Tätigkeitsfelder. Ich habe aber, wiewohl genau dieses Ab­schließen eines KONFLIKTS nicht der Fall war – der letzte abgeschlossene KONFLIKT war die Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ 1998 – , schon eine Vermutung.

Ich steckte zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Vollendung des so genannten vier­ten Teils des BUCHES „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, an dem ich nach wie vor sporadisch schreibe. Dies ist, wie eifrige Blogleser natürlich wissen, meine Überarbeitung des KONFLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH) in Ro­manform. Dieser vierte Teil endete nun mit dem fulminanten Verwüstungskapi­tel 36 mit dem Titel „Whitmore“. Die letzten Zeilen schrieb ich am 30. April 2006, exakt eine Woche nach der Niederschrift der ersten Episode der neuen OSM-Serie „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH), „Die Blume im Kris­tall“.

Es scheint mir darum plausibel, dass ich in Gedanken dieses Kapitel des Buches schon fertig hatte und so „freie Valenzen“ kreativer Art zur Verfügung standen, die vagabundierten und sich einen neuen Tätigkeitsbereich suchten – sehr zu meiner Überraschung, wie ihr euch denken könnt.

Ich befand mich gerade zu Fuß auf dem Weg durch die Innenstadt, als mich zahlreiche Namen und Begriffe geradezu anfielen: „Hyoronghilaar“ einerseits, „Theamin“ andererseits, „Shoreikhen“, „Helle Orakel“, Kristallminen, bizarre Formen der Kartografie… ich nahm mir das erste beste, was ich in die Finger be­kam und schrieb mit Bleistift ein paar hastige Notizen nieder, ehe ich mich flugs auf den Heimweg machte, um an gescheites Schreibgerät zu gelangen.

Weitere Namen prasselten auf mich ein: Meister Ghoresslau, Kristallschoten, Fischschuppengewand, Shallakhon…

Du lieber Himmel, dachte ich, hört das überhaupt noch mal wieder auf?

Hörte es… aber ich war den Tag über dann damit beschäftigt, die erste Episode des KONFLIKTS 7 niederzuschreiben, dreizehn einzeilige Seiten lang. Die ei­gentümliche Geschichte des teilreptiloiden Shoreikhen Serzechal, der im Dienst des Salviden Meister Ghoresslau unterwegs ist im Oberen Krustenbett von Hyo­ronghilaar. Ihre Aufgabe: Kristallminen zu kartieren und Mineralproben zu neh­men. Während der unter Heimweh und vagem Liebeskummer leidende junge Shoreikhe dieser Aufgabe nachkommt, erscheint ihm auf einmal seine ferne Freundin und lockt ihn an einen recht gefährlichen Ort, wo Serzechal im Innern einer faszinierenden Kristallschote eine schlafende Schönheit mit kupferfarbe­nen Lockenhaaren findet, die er auf ihren Traum-Befehl hin befreit.

Eine Helferin des Lichts namens Theamin. Damit beginnt der KONFLIKT 7, und er sieht schon von Anfang an ziemlich entgleist aus.

Die Spezies der Baumeister hat die Hohlwelt erschaffen und mit einer sehr kom­plexen Infrastruktur versehen, um ein paar grässliche Fehler der Vergangenheit ein für allemal zu vermeiden. So soll eine starke Panzerung von Goldkristall, die die Außenseite der Hohlwelt umgibt, dafür sorgen, dass die grausigen Schergen TOTAMS, die seit KONFLIKT 4 – „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) – bekannt sind, die Totenköpfe, hierhin keinen Zutritt finden.

Das ist aber gar nicht das Hauptproblem, wie Theamin rasch entdecken muss: Hyoronghilaar ist nach ihren Informationen teilgenormt worden, d. h. eine Welt, in der die Alterung von Materialien deutlich langsamer abläuft als im Rest des Universums. Doch das scheint eine veraltete Information zu sein. Schlimmer noch: die wichtigsten Institutionen dieser Welt, die Hellen Orakel, über die die Kämpfer des Lichts um Oki Stanwer die Kontrolle über Hyoronghilaar behalten sollen, scheinen samt und sonders außer Funktion zu sein.

Noch schlimmer: moderne Transportmittel sind von den Bewohnern Hyoronghilaars, die offensichtlich in der Mehrheit in eine Art feudaler Entwicklungsstu­fe zurückgefallen sind, demontiert worden. Von Schwebebahnen stehen bei­spielsweise nur noch die stark erodierten Gussbetonpfeiler in der Landschaft, manchmal sind aber nicht mal die mehr vorhanden.

Und es haben sich archaische Strukturen etabliert, eine Art von völkischem Standessystem mit extrem undurchlässigen Grenzen und ausgeprägtem Territori­albewusstsein… Theamin sieht sich jeder Menge Schwierigkeiten gegenüber.

Mein nächstes Problem bestand darin, mir klar zu machen, wie um alles in der Welt ich wohl eine KARTE einer Hohlwelt anfertigen sollte! Ich habe bis heute keine wirkliche Vorstellung davon, und das behindert meine Arbeit an dieser Se­rie bedauernswert stark. Während die nur zwei Jahre früher gestartete Serie des KONFLIKTS 4 inzwischen auf 28 Episoden zurückblicken kann, gibt es von HdH gerade mal drei Episoden.

Nicht glorreich, sagt ihr, und habt Recht. Aber, halte ich dem entgegen, zumin­dest ist ein Anfang gemacht! Das war mir durchaus wichtig.

Im Mai ging es dann weiter in einem sehr fernen KONFLIKT, nämlich mit der Geschichte „Mein Freund, der Totenkopf“ (heute fertig, damals noch als Story einsortiert), die bekanntlich in KONFLIKT 25 in der Galaxis Beltracor spielt.

Am 8. Mai entwickelte ich einen ersten Hintergrundtext für KONFLIKT 7, näm­lich „Eine Welt namens Hyoronghilaar“, um die vagabundierenden Gedanken um diese neue Welt zu strukturieren.

Danach schwankte ich dann allerdings zwischen Comicrezensionen und dem Ar­chipel hin und her… und stürzte in KONFLIKT 2 ab, genau, in die Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), wo ich inzwischen Band 39 erreicht hat­te, „Die Reise in den Alptraum“.

Als direkte Verbindung dazu wucherte außerdem die vermeintliche Story „Ver­derben auf Tuwihry“ (inzwischen auch ein fertig gestellter OSM-Roman, der in KONFLIKT 2 spielt und den ich in absehbarer Zeit als Annalen-Band veröf­fentlichen werde, sobald eben die TI-Handlung die Bände 39/40 erreicht hat. Das ist, wie ihr euch denken könnt, noch ein Weilchen in der Zukunft).

Ehe ich mich besinnen konnte, fiel mich die nächste Geschichte an, wieder aus KONFLIKT 2, diesmal eine Shonta-Story, nämlich „Schluchtenkenners Ent­deckung“. Diesen Namen dürftet ihr als Leser aus den Shonta-Episoden um die Linguistin Vaniyaa kennen. Und diese vermeintliche „Story“ entwickelte sich gleichfalls zu einem inzwischen beendeten Roman.

Ebenfalls noch im Mai 2006 kümmerte ich mich darum, das längst inhaltlich veraltete OSM-Kompendium „Die Tiefen des inneren Universums“ zu aktuali­sieren (26. Mai). Das war dringend notwendig… und heute wäre es zweifelsohne schon wieder längst an der Zeit. Ich weise diesbezüglich aber mal lieber auf den Blogartikel 100 hin, der heute diese Funktion bis auf weiteres erfüllt.

Habe ich noch Raum, um auf den Monat Juni 2006 einzugehen…? Ja, ich denke schon. Beeilen wir uns einfach.

Den Beginn des Monats machte TI 40: „Schergen des Terrorimperiums“, wo man Troohns in Aktion erlebt, dann schrieb ich mehrere kommentierte Abschrif­ten von den Episoden 12-14 aus KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ (1983-1986), ehe ich etwas überraschend und sehr kurz in KONFLIKT 4 landete, wo ich mit IR 8 „Das Tal der Fremden“ eine verwirrende und sehr unschöne Kon­taktgeschichte zwischen einem Kleini-Wissenschaftler der INSEL und… anderen Bewohnern der Zentralwelt niederschrieb. Diese anderen, im Geheimen leben­den Wesen entstammten einem Volk, das Yantihni genannt wurde und das es seit rund zehn Milliarden Jahren nicht mehr gab…

Ja, wer da jetzt „Matrixfehler?“ murmelt, liegt vollkommen richtig. Aber be­denkt bitte, Freunde, dass das Rätsel der Matrixfehler zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen dunkel ist.

Der nächste Ort, an dem ich mich aufhalten MUSSTE, weil es unaufhaltsam war und mich der Bilderstrom durch die Universen geradewegs dorthin sandte, war die Kristallwelt im direkten Umfeld TOTAMS. Und das heißt, es ging direkt hin in den verstörenden KONFLIKT 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (DSj), in dem ich jüngst schon ein paar höchst verwirrende Monate verbracht hatte. Ich habe davon erzählt.

Hier ging Monica Bascias Odyssee weiter. Sie verfolgte noch immer das Ziel, die so genannte „Zentraleinheit“ der MASKEN zu zerstören, ohne a) zu begrei­fen, was diese Zentraleinheit eigentlich war und b) auch nur entfernt zu ahnen, das die Konsequenz sein würde.

Sie verbündete sich, c), mit Wesen, die sich selbst als „Partisanen der Zukunft“ bezeichnet hatten, mit den GRALSSUCHERN. Und diese hatten ihre ganz eige­nen Pläne mit der Zentraleinheit und der Kristallwelt – Pläne, die übrigens ganz unverhohlen Monica Bascias Tod mit einschlossen.

Dass es anders kam – aber immer noch verheerend genug – , das war einem äu­ßerst fremdartigen Wesen zu verdanken, das auf den Namen „Megataktherz“ hörte (so der Titel von DSj 45). Der dortige Handlungsstrom stockte unmittelbar nach Abfassung von Band 45, aber die Bände 46 „Altains Mission“ und 55 „Reiseziel TOTAM“ entstanden bis Ende Juni zumindest schon in Ansätzen. Aber ich war eigentlich viel zu verwirrt von diesem chaotischen Knäuel unge­wöhnlicher neuer Denkansätze, ganz zu schweigen davon, dass ich aktuell in diesen Monaten ohne Arbeit war… sehr viel Konstruktives wurde kurzfristig dar­aus also nicht.

Wie sich dann die zweite Hälfte des Jahres 2006 entwickelte, davon möchte ich gern in der kommenden Ausgabe dieser Artikelreihe berichten. Geduldet euch noch ein Weilchen. In der kommenden Woche reisen wir an dieser Stelle wieder zurück in den KONFLIKT 14, und ich berichte weiter darüber, wie Lars Voll­brecht die Cranyaa-Serie illustrierte.

Bis dann, meine Freunde – oder halt bis zum Mittwoch zum nächsten Rezensi­ons-Blog.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 24: Seelengesänge (3)

Posted September 9th, 2015 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

mit diesem Roman begann eigentlich der zweite Teil des „Armageddon-Zyklus“ von Peter F. Hamilton, aber ich wies ja schon darauf hin, dass der Bastei-Verlag damals bei der Publikation jeden dieser in sich schon voluminösen Bände in zwei Taschenbücher aufgespalten hat, so dass aus der Trilogie letzten Endes ein Sechsteiler wurde. Hiermit nähern wir uns dann also quantitativ der Mitte, und auch nach inzwischen fast zweitausend Seiten ist das Garn, das Hamilton spinnt, ungemein packend und mitreißend.

Und so geht die Geschichte weiter:

Seelengesänge

(OT: The Neutronium Alchemist, Part I)

Armageddon-Zyklus, 3. Roman

von Peter F. Hamilton

Bastei 23227

928 Seiten, TB

August 2000, 9.90 Euro

Übersetzt von Axel Merz

Die Gefahr der Besessenen ist von der Dschungel-Siedlerwelt Lalonde entkom­men. Bei dem Versuch, die Bedrohung einzudämmen, hat eine gnadenlosen Schlacht im Lalonde-System stattgefunden, der beinahe auch die Lady Macbeth unter ihrem Kommandanten Joshua Calvert zum Opfer fiel. Stattdessen gelingt es ihm, seine Heimat, das Habitat Tranquility zu erreichen, zu Tode erschöpft, den Schiffsbauch mit zahlreichen Flüchtlingen angefüllt. Joshua bringt eine Re­portage von Lalonde mit, die endgültig den Verantwortlichen der Konföderation zeigt, was für Grauen die Besessenen im Schilde führen.

Die Nachricht kommt zu spät.

Inzwischen haben die Besessenen sich über zahlreiche Welten ausgebreitet und werden an vielen Fronten bekämpft. Dabei fallen das System von New Califor­nia und die Welt Norfolk, auf der Joshuas jugendliche Geliebte Louise Kavanagh lebt, unter die unheimlichen, aus dem Jenseits zurückgekehrten Seelen.

Und doch gibt es Hoffnung. Die Konföderierte Navy vermag mehrere Besessene einzufangen und sogar einen von ihnen durch einen Null-Tau-Tank (eine Art Sta­sisfeld für Raumreisen) von der Possessoren-Seele zu befreien. Bei diesem Mann handelt es sich um einen einstigen Siedler von Lalonde, Gerald Skibbow.

Dummerweise ist ausgerechnet Skibbows Tochter Marie, gleichfalls eine Beses­sene, die Anführerin des Aufstandes gegen die Konföderation auf dem Habitat Valisk, und sie beginnt ein verführerisches Demoband in der Konföderation zu verbreiten, um arglose Jugendliche und Unzufriedene dorthin zu locken und gleichfalls in Besessene zu verwandeln. Dieser Zusammenhang zwischen Vater und Tochter sorgt für ein ziemlich folgenschweres Problem.

Auf der dicht besiedelten Welt New California schwingt sich eine zurückkehren­de Seele rasch zum Herrscher auf. Es handelt sich um niemand anderen als den untoten Gangsterfürsten Alphonse Capone, der im frühen 20. Jahrhundert Chi­cago unter Kontrolle hielt. Capone dekretiert eine Zusammenarbeit zwischen Besessenen und normalen Menschen. Das ist dem einfachen Sachverhalt ge­schuldet, dass auch die Besessenen nicht allmächtig sind. Beispielsweise ver­wandeln sich eigentlich unessbare Gegenstände, die sie in essbare mutieren lassen, im Körper wieder zurück (was zu absurden Konsequenzen führt). Sie brauchen also Leute, die für Landwirtschaft, öffentliche Versorgung und Verwal­tung zuständig sind. Keiner der beinahe gottgleichen Besessenen will sich für solch subalterne Aufgaben hergeben. Damit erwächst ihnen ein weiteres Pro­blem: womit bezahlt man diese Leute?

Außerdem versucht Capone, sich in den Besitz von Antimaterie zu bringen, um seine Machtbasis zu verbreitern. Doch die Abschirmfelder der Antimaterie in­terferieren zu stark mit den Störfronten, die die Besessenen abstrahlen, so dass sie nur „loyale“ nicht-besessene Raumfahrer als Besatzung für solche Raum­schiffe verwenden können.

Es gibt noch andere Schwierigkeiten. Eine scheinbar eher harmlose ist die popu­läre Phantasy-Mood-Künstlerin Jezzibella, die in Al Capone einen neuen Förde­rer und Liebhaber entdeckt und ihn mit unglaublicher Lässigkeit um den Finger wickelt. Auf der anderen Seite gelingt es dem sinistren Quinn Dexter, der für die Ausbreitung der Besessenen auf dem Planeten Norfolk verantwortlich ist, von dort aufzubrechen. Nach wie vor sein Ziel: die Erde.

Aber es gibt auch interne Streitigkeiten innerhalb der Gruppe der Besessenen. So taucht unversehens ein Galan auf, der Louise Kavanagh und ihre kleine Schwester davor rettet, das schreckliche Schicksal zu teilen, das Kindern und jungen Mädchen unter Besessenen zuteil wird. Erst allmählich kristallisiert sich heraus, wer dieser Beschützer ist – niemand Geringerer als der Anführer der Meuterer von der Bounty – ein Mann namens Fletcher Christian. Andere Beses­sene bringen es nicht übers Herz, Kinder zu quälen und so für die Possession vorzubereiten. Noch andere kämpfen damit, sich lebende Nahrung zu besorgen (göttlich die Szene, wie der Possessor Moyo Hühner zu fangen versucht, „ohne sie zu rösten“…).

Endgültig dramatisiert sich die Lage, als es Dr. Alkad Mzu gelingt, aus dem Habi­tat Tranquility zu flüchten und ihre Pläne fortzusetzen, den gefürchteten Neu­tronium-Alchimisten einsatzbereit zu machen, eine Waffe, die imstande ist, gan­ze Planeten zu vernichten. Ein wahnsinniger Wettlauf nach Dr. Mzu beginnt, denn welche Seite auch immer in die Lage versetzt wird, den Alchimisten einzu­setzen, könnte das Schicksal der Menschheit entscheiden…

Mit dem dritten Band des Zyklus profiliert Hamilton ausdrücklich die interessanten und ein wenig stiefmütterlich behandelten Personen. Die schon im ers­ten Band erwähnte Jezzibella tritt hier als zickige, launenhafte und absolut sex­besessene junge Frau in Erscheinung, die selbst Al Capone an den Rand seiner Kräfte bringt. Louise Kavanagh und ihre kleine Schwester wachsen auf beispiel­lose Weise über sich hinaus und sprengen die Grenzen ihrer engen Welt Nor­folk. Und dann bricht der Autor das enge Raster von Freund-Feind-Denken auf, indem er demonstriert, dass eben auch Besessene „nur Menschen“ sind.

Sehr beeindruckend wird der Kampf gegen die Ausbreitung der Besessenheit geschildert, auch die Wirkungen, die die Existenz eines Jenseits, in das (offen­bar) ausnahmslos alle Seelen einzugehen haben, auf das menschliche Durchhal­tevermögen hat. Es ist eine ähnliche Lage wie bei den Totenköpfen in meinem Oki Stanwer Mythos (OSM), nur dass ich eine solche Demoralisierungswelle aus metaphysischen Beweggründen in der SF-Literatur noch nie gesehen habe. Das beeindruckt stark. Damit erhält Hamilton mehr Tiefe und Wirkungskraft, als es beispielsweise ein Stephen Baxter jemals haben könnte. Wenn man, beispielsweise, Baxters Multiversum-Zyklus liest, wird glasklar, dass er nicht an die Existenz einer Seele glaubt. Solche Wesen kommen bei Hamilton auch vor, aber als die Natur der Besessenen erkennbar wird, zerschellen die Ansichten solcher Dogmatiker an der Klippe des Glaubens – und versinken anschließend in dem Hades, der dahinter lauert. Solche Widerstreite zu schildern, ist eine große Kunst. Der plumpe Autor weicht so etwas aus, nicht so Hamilton! Und das macht ihn realistisch, glaubwürdig.

Zum Ende des Romans ist nach wie vor alles offen, aber während sich die relativ unorganisierten Besessenen auszubreiten suchen, bemühen sich verschiedene Fraktionen der menschlichen Rasse, sich dem Problem grundlegend zu nähern. Und es scheint fast so, als läge die Antwort auf die Fragen irgendwo dort drau­ßen – bei den fremden Völkern, die das, was die Menschheit jetzt durchmacht, schon einmal durchgestanden (und überlebt) haben.

Aber vielleicht haben die Menschen ja weniger Glück…? Die nächsten Romane werden es zeigen. Momentan ist ja erst Halbzeit im Zyklus.

© by Uwe Lammers, 2004

Man sieht, auch nach drei voluminösen Romanen des Zyklus war ich von der wendungsreichen, facettenreichen Geschichte nach wie vor schwer beein­druckt. In drei Wochen erfahrt ihr, was ich vom vierten Band des „Armageddon-Zyklus“ gehalten habe. Doch in der kommenden Woche machen wir eine sehr humorvolle Stippvisite in der Publikationsgegenwart. Lasst euch mal überra­schen, was für einen absolut non-phantastischen Roman, der mich gleichwohl fast zum Totlachen brachte, ich euch dann sehr ans Herz legen möchte.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ich sagte schon verschiedentlich, dass ich in der Frühzeit im Oki Stanwer My­thos… na, sagen wir… etwas tapsig und unvollkommen war, wenn ich daran ging, Geschichten zu formulieren, Sätze zu bauen und logische Verbindungslini­en zu ziehen. Eigentlich nahm ich an, ich wäre ein wenig konzentrierter bei der Sache gewesen, als ich allmählich ans Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts kam.

Tja, es gibt offensichtlich auch dort noch kuriose Ausfallerscheinungen. Ein paar davon habe ich jüngst dingfest gemacht in einer Episode des KONFLIKTS 18, also der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (1984-1989). Ehe ich ans Eingemachte gehe und euch mitkichern lasse, sollten ein paar Bemerkun­gen zum Kontext vorangestellt werden, damit ihr wisst, was eigentlich für eine Ausgangslage herrscht.

Man schreibt das Jahr 2035. Genau genommen schreibt man das ZWEITE Mal das Jahr 2035 auf der Erde, und beide Jahre und Welten sind sehr verschieden voneinander. Wie kam das? Durch eine Zeitreise und eine Zeitkorrektur. Ohne zu sehr zu verwirren, beschränke ich mich darauf, zu sagen, dass die Vergangen­heit dieser Erde durch Intervention eines (leider wahnsinnigen) Baumeisters grundlegend korrigiert wurde. Oki Stanwer und sein Sohn Marconius, die Werk­zeuge dieser Veränderung, wurden von dem Baumeister anschließend in einen hilflosen Zustand versetzt und verschwanden für 3.600 Jahre spurlos von der Bildfläche.

Bis zum Jahre 2035 A. D.

Es ist eine Welt, in der der Ostblock weiter existiert und sich von den wirt­schaftlichen Schwächeanfällen des späten 20. Jahrhunderts erholt hat. Albanien indes ist aus dem sozialistischen Block ausgeschert und von griechischen und amerikanischen Interventionstruppen friedlich besetzt worden. Eine sozialisti­sche Guerilla kämpft derzeit dagegen an.

Was das zur Sache tut? Einiges. Denn in Albanien wird im Band 66 der Serie, um den es hier geht, die so genannte „Ghost-Agency“ aktiv, eine halbstaatliche eng­lische Organisation unter dem geheimnisvollen „COMMANDER“. Er schickt zwei seiner Agenten nach Albanien, wo sie in einem Ort namens Oyteti Stalin ein Geisterhaus untersuchen sollen. Das hat zuvor schon ein Agent gemacht, der dabei aber auf rätselhafte Weise umgekommen ist. Vorher konnte er indes noch Fotos von eindeutig astralen Phänomenen machen.

Der erste Punkt des Gelächters betrifft diesen verschwundenen Agenten. Bevor sich dieser Mann namens Francesco Szepes nämlich in Luft auflöste, war er Ge­heimagent für den MOSSAD. Dann jedoch half ihm der COMMANDER dabei, unterzutauchen und eine neue Identität anzunehmen. Und das ging so, ich zitiere:

Francesco Szepes… war Verbindungsmann zum MOSSAD, bevor er im briti­schen Konsulat Tirana um Asyl bat. Er bekam es natürlich… Ich [der COMMAN­DER] ließ mir seine Flucht einiges kosten. So wurde ein Auto auf illegale Art und Weise gekauft, in dem er nachher umkam, indem er 2032 von einer Klippe an der Adria ins Meer stürzte… Seine Leiche konnte nicht gefunden werden, denn die saß derzeit, mit neuem Gesicht und neuem Namen sowie gültigem engli­schem Pass, in einer Transall-Maschine auf dem Rückflug von Heathrow nach Milano…“

Daraus könnte der ahnungslose Leser nun den Schluss ziehen: Aha! Der COM­MANDER rekrutiert offensichtlich Zombies, die dann mit den Flugzeugen zu ih­ren Einsatzorten dirigiert werden… aber das war natürlich gar nicht gemeint. Dennoch, die Formulierung ist zu goldig.

Auch sonst wurde ich an manchen Stellen in dieser Episode semantisch überfordert und merkte nicht, was ich für einen Stuss schrieb. Schauen wir uns eine zweite Stelle an. Die Ghost-Agents sind vor Ort und betrachten das reich­lich desolate alte Geisterhaus, das sie gerade betreten haben:

Vor ihnen lag ein längerer Korridor. Rechts führte eine Treppe in die Tiefe, links eine in die Höhe. Hinter beiden Aufgängen lagen Zimmertüren, je drei an jeder Seite…“

Als ich das heute mit Fußnoten kommentierte, konnte ich mir folgende Feststel­lung nun wirklich nicht verkneifen: „Terminologischer Widerspruch. ‚Aufgänge‘ führen in jedem Fall nach oben, aber ganz gewiss führt nicht einer davon nach UNTEN! Das Ding nennt man dann nicht Aufgang, sondern Kellertreppe! Meine Güte, hier wurde ich aber wirklich flapsig und unpräzise. Ändern! Ändern!“

Kurze Zeit später schlagen die beiden Gefährten ihr Lager im Erdgeschoss auf, und ich schreibe explizit: „Die einzige Lampe, die sie hatten, stand auf dem Bo­den zwischen den beiden Schlafsäcken und brannte gemütlich, weil sie mit Strom aus einem mitgebrachten Dynamo betrieben wurde.“

Abgesehen davon, dass man hier daran denken sollte, den Feuerlöscher zu neh­men, wenn die Lampe „brennt“ (gemeint ist natürlich, dass sie in Betrieb ist und Helligkeit spendet), legt sich der eine von beiden Ghost-Agents hin… und der zweite hält Wache. Als der erste schließlich hochschreckt, ist sein Gefährte verschwunden, der – wie man gleich darauf mitbekommt – dem Spuk im Ge­bäude nachgeht. Was er offensichtlich in stockdunkler Finsternis tut, weil die einzige Lampe ja an Ort und Stelle bleibt.

Logisch? Nö. Durchdacht? Ebenfalls nicht.

Wird noch interessanter, denn kurz darauf lesen wir folgendes – und ich sollte dazu sagen, dass die oben erwähnte Lampe zwischenzeitlich zerstört wird: „Er packte eine Spitzhacke aus und gab Telkow eine weitere, außerdem nahm er noch den Meißelkasten und die zwei Hämmer mit. Dann gingen sie los, wobei Telkow noch an eine Taschenlampe gedacht hatte…“

Eine Taschenlampe, wie wir uns erinnern, die es vorher noch gar nicht gab. Und es gibt im Fortgang dieser Episode so manche Logiklücke, die heutzutage mit ei­ner temporalen Distanz von gut 25 Schreibjahren peinigend auffällt. Da wird sträflich darauf verzichtet, Personen Namen und Gesicht zu geben, ferner taucht ein zusammengebrochener Flügel in einem Zimmer aus dem Nichts auf (wird vorher einfach vergessen zu erwähnen), ob ein Kellerzimmer Fenster be­sitzt, kriegt man als Leser nicht heraus, obgleich ich sogar davon berichte, dass es FOTOS von diesem Raum gibt…

Oje, dachte ich, als ich diese Episode gründlich durchgearbeitet hatte, was auch bedeutete, rund 130 Fußnoten zu setzen. Ursprünglich, hatte ich geglaubt, la­sen sich diese schönen, ausführlichen Episoden der 60er-Bände des KONFLIKTS 18 wirklich gut und spannend. Aber wenn ich dann mal ein wenig am semanti­schen Lack kratzte und gründlicher las… oje, ihr habt ja gesehen, was sich da für Klopfer verstecken.

Noch einen gefällig? Na schön, Freunde, eine Stelle noch, dann ist für heute aber wieder Schluss mit dem unbändigen Gekicher! Wir sind nicht im Kinder­garten!

Also, die beiden Herren Ghost-Agents sind im Kellergewölbe des Herrenhauses und suchen nach der Quelle der mysteriösen Erscheinungen. Kurz vor ihrer An­kunft hat ein Beben das Gebäude erschüttert, so dass hier weitflächig im Keller der Putz von den Wänden gefallen ist. Die beiden Agenten konstatieren, dass die Quelle der Erscheinungen in einer der Wände eingemauert sein muss, und sie entschließen sich, sie zu lokalisieren, indem sie kurzerhand mal Probeschlä­ge mit der Spitzhacke ausführen.

Er nahm die Spitzhacke und hieb sie in den Putz. Knirschend brach ein Teil des mürben Mauerwerks heraus.

‚Vektor verlagert sich nach links‘, sagte Telkow.

Allzu weit dort konnte es nicht sein, dachte Winer. Er sah den rissigen, aber ein­deutig gewachsenen Fels nur drei Meter links von sich. Irgendwo davor musste es sein. Also schlug er direkt neben dem Gesteinsansatz in den Putz.

‚Vektor weiter links!‘

‚Was?‘ Er war irritiert. Dort war gewachsenes Gestein. Dort konnte nichts sein!

Er hieb probehalber zu und riss ein paar Splitter heraus, der darauf aufgetrage­ne Putz barst und brach ab…“

So, noch mal ein Stück zurück: Teile der Kellerwände sind gemauert, andere bestehen aus massivem Grundfels. Der Putz ist aber bekanntlich abgebröckelt. Dann ergeben sich aus den obigen Formulierungen ein paar knifflige Fragen, die ich in einer inquisitorischen Fußnote festhielt: „Ich denke, da liegt nur ‚gewach­sener Fels‘? Warum sollte der verputzt sein? Erstens. Wie sollte Winer, zwei­tens, unter dem Verputz erkennen, dass dort gewachsener Fels liegt? Hat er Röntgenaugen? Drittens denke ich, dass der Verputz durch das Beben abge­sprengt worden ist… also wirklich, nur dumme Widersprüche…“

Ihr merkt, ich war nach Abschrift und Kommentierung von KGTDUS 66: „Geis­ter-Agenten“ (1987) nicht mehr wirklich angetan. Selbst wenn die Episode mit 14 Manuskriptseiten schon recht ausführlich geraten ist, enthält sie nicht halb soviel Informationen, wie der Leser benötigen würde, um sie mit Genuss lesen zu können. Zu viele halbgare und unlogische Passagen darin, die euch die Lesefreude gründlich trüben würden.

Es wird noch eine geraume Zeit dauern, bis ihr diese Episode zu lesen be­kommt, Freunde. Aber seht das primär positiv – denn indem es noch solange dauert, erhalte ich die Zeit, diesen ungeschliffenen Juwel gründlich nachzubear­beiten und euch später dann in gescheiter Form präsentieren zu können. Alle negativen Nachrichten haben auch stets irgendwo einen positiven Aspekt. Und aus solchen kuriosen Fehlern sollte man immer lernen.

Soviel also für den Moment von der kreativen Blogfront und den Fehlern des OSM. In der kommenden Woche findet ihr hier an dieser Stelle wieder den nächsten Teil der Reihe „Was ist eigentlich der OSM?“.

Stay tuned!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.