Liebe Freunde des OSM,

mit diesem Artikel schließe ich die Darstellung der Fantasy-Hor­ror-Serie „Horrorwelt“, an der ich Ende 1983 zu schreiben be­gann und die jetzt während der Corona-Pandemiezeit 2021 fer­tig digitalisiert worden ist. Es sind sogar weitere Episoden ent­standen inklusive neuer Planungstitel, aber wie rasch an dieser komplexen Geschichte weitergearbeitet werden kann, ist noch nicht sicher. Momentan drängen sich andere Themen und Pro­jekte in den Vordergrund, die wichtiger sind.

Beim letzten Mal, im Blogartikel 423 – und diesmal war die selbst verordnete Schreibpause bei den zu veröffentlichenden Blogartikeln von Vorteil, weil ich so dieses Digitalisat fertigstel­len konnte – war ich mit der Inhaltsskizze bis zum Band 150 ge­diehen.

Nach dem Erwachen des legendären DREIZEHNERS auf dem Nordkontinent der Horrorwelt und dem Erstarken seines Antago­nisten, des Grüntods vom Südkontinent Sin‘ol‘ghe, treffen die beiden auf desaströse Weise im Inselreich der Fehrer, das etwa mittig zwischen den beiden Kontinentalmassen liegt, zusam­men, um eine Neuauflage des TITANENKAMPFES zu realisieren.

Graf Corian vom Schattenstein und sein Freund und einstiger Berater-Dämon COORAET suchen das Inselreich der Fehrer auf, um wenn irgend möglich intervenierend eingreifen zu können, doch geraten sie mitten in ein magisches Inferno und werden zu allem Überdruss auch noch von den Kräften des neu inkarnier­ten Roten Dämons eingefangen. Der Rote Dämon, ein uralter Superdämon aus der tiefen Vergangenheit, hat überall auf der Horrorwelt Ruinenstätten mit magischer Verseuchung hinterlas­sen. Im Inselreich der Fehrer trifft der Rote Dämon in seinem Körper des Mapun-Sohnes Dramon und an Bord des von Nazi-Mumien bevölkerten Kriegsschiffes KAISER WILHELM nun ein und duelliert sich mit COORAET – für Corians Freund geht der Kampf tödlich aus, er selbst gerät in die Gefangenschaft und wird in eine unterirdische, uralte magische Festung verschleppt, in ein „Arsenal des Führers“, das sich nach außen hermetisch versiegelt, während der TITANENKAMPF das Inselreich der Feh­rer grundlegend verwüstet.

Der Kampf wird zugunsten des DREIZEHNERS entschieden – aber er ist mit der Menschenwelt noch nicht fertig, ungeachtet der Tatsache, dass das Inselreich der Fehrer in heftigen vulkani­schen Eruptionen nahezu völlig zerstört wird. Stattdessen er­schafft er eine magische Superwolke, die die Welt verfinstert … und die magische Aufladung, die von ihr ausgeht, schwächt die Lebenden und lässt sowohl uralte Magie zu neuem Leben erwa­chen, als auch die Friedhöfe gesprengt werden und die Toten von neuem blutrünstig auf Erden wandeln. Nun macht die Hor­rorwelt ihrem Namen wirklich alle Ehre, und in einem grauenvol­len Strudel des mörderischen Chaos versinkt die Welt in Anar­chie.

Während all das geschieht, erreicht TOETAARS Sohn TOEKAAN mit seinen loyalen Schwarzen Hexen und den gefangenen Töch­tern Mapuns, Daniela und Dagmar das Gebirgsmassiv um den Himmelsberg auf Sin‘ol‘ghe – jene Region, in der vor über 20 Jahren Mapun den flüchtigen Dämon TOETAAR verfolgte und sich mit ihm duellierte. Damals stürzte TOETAARS weltzerstö­rende Waffe, der Dämonenvernichter, in eine tiefe Gebirgs­schlucht, ehe er sein mörderisches Werk vollenden konnte.

Nun befindet sich dieses Gebilde im Gewahrsam von yetiartigen Schneemonstern, den so genannten Berg-Bestien … und in ei­nem Refugium, in dem keine Magie mehr wirkt. Als die Töchter Mapuns hierher verschleppt werden, folgt TOEKAAN ihnen, und im Kampf um den Dämonenvernichter, der zugleich TOETAARS Testament darstellt, findet der Sohn des Gewaltdämons den Tod. Doch im buchstäblich letzten Moment macht eine der Töch­ter die Vernichtungsschaltung rückgängig und reaktiviert so die Kristallmagie im Gebirgsmassiv … und allein deswegen kann die Todeswolke des DREIZEHNERS keine monströse Wiedererwe­ckungswirkung entfalten – jedenfalls nicht innerhalb des be­grenzten Radius der Waffe.

Die Töchter Mapuns sind nun bei den Schneemenschen in Si­cherheit, aber auch zugleich in dieser kleinen „Insel der Seli­gen“ inmitten der eisigen Gebirgswildnis notwendig Teil der neu­en Gemeinschaft … als künftige Mütter der nächsten Generation von Mischlingswesen.

Ohne es zu wissen, hätten sie es viel schlimmer treffen können.

Blicke in den Norden der Welt zeigen, wie im Reich Wertan das Chaos zu regieren beginnt. Der greise Regent Hlymor Cur erliegt angesichts des Horrorwahnsinns einem Herzinfarkt … und er­steht danach als Untoter neu und schließt sich dem mörderi­schen Krieg gegen alles Lebende an. Die Welt ringsum ist ver­finstert wie auch das Reich der Fehrer, die Ordnung bricht zu­sammen, und das Ende der Menschheit scheint gekommen.

Aber einen Moment mal … war nicht im letzten Teil dieser Arti­kelreihe von der so genannten mythischen FEENDÄMMERUNG die Rede? Als die Junghexe Firona, nunmehr im physisch ange­passten Alter von rund 30 Lenzen und frisch gebackene Regen­tin des Feenvolkes mit ihrer Gefährtin Berielle vom magischen Land Trirach zurückkehrt zu den Warmen Inseln, findet sie be­kanntlich eine verwüstete Landschaft voller blutrünstiger Feenskelette, untoter Werwölfe und zerstückelter Menschenleichen vor.

Es wird rasch klar, dass sie sich in einer Welt aufhalten, in der die Wirkung der Todeswolke des DREIZEHNERS in schieres Feld der völligen Verwüstung zurückgelassen hat. Das zeigt sich auch, als sie die Burg Schattenstein besuchen, die eine von Zombies bevölkerte, ausgebrannte Ruine ist. Eine der Untoten erweist sich als Graf Corians Frau und muss schließlich erlöst werden.

Berielle und Firona treffen auf eine halb vertierte Überlebende des Chaos – ihre Freundin Mira, die das Inferno nur deshalb überlebt hat, weil sie zu einer Werwolfhure wurde … eine Frau, die selbst kein Werwolf wurde, aber für die sexuellen Bedürfnis­se der Wölfe immerzu zur Verfügung stehen musste. Es fällt ihr sehr schwer, in der Begleitung ihrer Freundinnen wieder menschlicher zu werden. Aber ihr Bericht erklärt einiges von dem grässlichen Chaos.

Da es weder so aussieht, als wäre weder im nahen Deeburg ein Stein auf dem anderen geblieben noch im Reich Wertan, folgt Fi­rona einer Anregung der Feenkönigin Tienar, mit der sie sich in­zwischen aufgrund der Annahme des Feenzepters den Körper teilt. Tienar führt sie zu einer Bergkette im Norden. Hier soll Hil­fe magischer Art zu finden sein.

Dummerweise tangiert diese Reise eine Region des Nordkontin­ents, wo sich eine neue magische Bewegung ausbreitet: die so genannte „Bruderschaft des Führers“, getragen von lange stig­matisierten und verfolgten Werwolf-Clans. Diese Clans, die mit dem Roten Dämon in magischer Kommunikationsverbindung stehen, brauchen einen neuen Anführer.

Der Rote Dämon verspricht ihnen, den zu senden – und das tut er auch wirklich. In der Zwischenzeit hat er es geschafft, Graf Corian gegen seinen Willen wieder mit dem schwarzen Keim zu infizieren und vollkommen zu pervertieren. Als Paladin des Bö­sen reist er auf den Nordkontinent und reißt hier die Macht über die Werwolf-Clans an sich. Dabei trifft er auf eine exotische wei­ße Werwölfin namens Chagarthe, die er zu seiner Geliebten macht. Sein langfristiges Ziel: gen Wertan marschieren und die letzten Enklaven der Menschheit auf dem Nordkontinent zu un­terwerfen, zum höheren Ruhm seines Herrn, des Roten Dämons.

Zwischenzeitlich ist das rätselhafte „Böse Netz“, in dem sich der Gott der Bogenschützen, Tjokaan, und die Hexe Janine zusam­men mit Echsendämonen der Welt Sslanckort, verfangen hat­ten, untergegangen und hat sie in eine bizarre Welt entlassen, in der alles grau zu sein scheint, die so genannte „Grauzone“. Als sie hier umherwandern, beginnen furchtbare Beben die Re­gion zu schütteln, und magische Projektionen vom TITANEN­KAMPF zeigen deutlich an, dass das Chaos, das im Reich der Fehrer wütet, sich auch hier auswirkt … allerdings nicht so stark, wie es scheint. Aber kaum ebbt das Beben ab, tritt ein neuer Schrecken an seine Stelle – der Horizont der seltsamen Welt, die Tjokaan als Teil der vermeintlich untergangenen Jen­seitigen Dimensionen klassifiziert, rötet sich zunehmend, als ginge die Welt dort in Flammen unter. Und das höchstwahr­scheinlich magische Feuer kommt immer näher …1

Im verwüsteten Inselreich der Fehrer beginnen sich nach dem Inferno zaghaft neue Strukturen zu entwickeln, darunter eine Gemeinschaft von so genannten „Chaoskindern“, die einem ge­heimnisvollen Mentor folgen. Als ein junger einstiger Sklave, der inzwischen in den Bann des Roten Dämons geraten ist und eine führende Rolle hier einnehmen soll, zu ihnen stößt, ergibt sich ein Rivalitätskonflikt mit der grauen Eminenz hinter den Kindern … aber ehe diese Eminenz enthüllt werden konnte, muss ich einschränkend sagen, erreichte ich Band 175, und die Geschich­te dieser Wesenheit wird erst in Band 179 geklärt werden.

Blende nach Norden: Im verwüsteten Reich der Grafschaften von Wertan regiert der marschierende Tod … aber dann tauchen in der Grafschaft Cayyon kampfstarke Amazonengruppen auf, die einer charismatischen Frau dienen, die sich Tanja nennt. Dass dies der menschliche Aliasname der Dämonin TOOWATAER ist, die nach dem Zusammenstoß mit dem Grüntod im Inselreich der Fehrer ihre Erinnerung zurückerlangte, wissen die Amazo­nen nicht.

TOOWATAER will, ausgehend von der Insel Ankiay, versuchen, die Reste der Menschheit, mehrheitlich die Frauen, vor dem si­cheren Tod zu retten. Als sie erfährt, dass im Norden eine Wer­wolf-Armee entsteht, die sich marschbereit macht, um das im Süden gelegene Wertan anzugreifen, entschließt sie sich mit ihren Frauen zu einer Spähmission und trifft auf eine Streit­macht, die ihre schlimmsten Alptraumvorstellungen bei weitem übertrifft. Wenn diese Werwolf-Armee nach Süden vorstößt, wird das die angeschlagenen Grafschaften einfach in Grund und Bo­den stampfen.

Es sieht also wirklich schlimm aus.

Auch weit im Osten des Nordkontinents wirkt sich der Schatten­sturm des DREIZEHNERS verheerend aus. Hier hat sich vor gut 20 Jahren der einstmalige Walddämon NANERAEK, der sich nun Rekaan nennt – weil die Menschen nach der TOETAAR-Zeit eine verständliche Dämonenphobie entwickelt haben und er seines Lebens nicht mehr sicher wäre, würde er seinen Dämonenna­men tragen – , mit seiner Geliebten, der Waldhexe Franca nie­dergelassen. Sie sind kurz vor dem vermutlichen Untergang der Jenseitigen Dimensionen noch durch ein Dimensionstor auf die Horrorwelt entwichen und haben damals TOOWATAER mitge­schleift.

Rekaan und Franca wohnen in einem uralten Wald, der eindeu­tig von alter Magie durchströmt wird. Und hier entdecken sie ein magisches Versteck, in dem sie vor den Auswirkungen sowohl der FEENDÄMMERUNG wie der Todeswolke geschützt sind … aber dann führt ein fataler Fehler dazu, dass die beiden eine magische Sicherung aktivieren – und ihre Seelen werden aus den erstarrten Körpern geschleudert, und sie finden sich außer­halb der sicheren Unterkunft wieder und werden Zeugen davon, wie erwachende Untote ihr dortiges Heim zerstören und dann ihrerseits vom Waldzauber ausgelöscht werden.

Erst als nach dem Abebben der magischen Entladungen eine Gruppe von versteinerten Zwergen erwacht und das unterirdi­sche Versteck öffnet, gelingt es Rekaan und Franca im Geistzu­stand, wieder zu ihren Körpern zu gelangen … doch solange der ausgelöste Zauber wirkt, vermögen sie nicht zu erwachen. So müssen sie erschrocken zuschauen, die die Zwerge die wohlge­formte Franca entdecken, ausziehen und sie hemmungslos für die eigene Leidenschaft missbrauchen.

Im Norden sind Firona, Berielle und Mira inzwischen in einer Bergkette angelangt, die offensichtlich magisch ebenfalls gegen die Verwüstungswirkungen der Todeswolke weitgehend abge­schirmt war … weitgehend, denn auf einmal treffen sie hier auf mörderische Zwergenskelette und eine Gruppe hünenhafter Rie­senkerle, die sich als Berserker herausstellen. Und die drei Frau­en geraten geradewegs vom Regen in die Traufe, weil die Ber­serker sich von Firona/Tienar und ihrer Feenmacht nicht im Min­desten beeindrucken lassen. Stattdessen wandern sie in deren Gefangenschaft.

Auf dem Weg zum Berserkerhort prallen sie allerdings mit einer Werwolfgruppe zusammen, und ein tödlicher Kampf entbrennt. Firona sieht, weil Mira die Werwölfe mit ihrer Wolfsstimme zu Hilfe rief, nur eine Lösung – sie befreit Mira, überlässt sie den Wölfen … und muss dann mit Berielle zusammen weiter in der Gefangenschaft der Berserker verweilen.

Mira ist nun vom Regen in die Traufe geraten, und es wird noch schlimmer: nicht nur muss sie ihre alte Rolle als Werwolfhure wieder annehmen, was ihren Lebensmut drastisch reduziert, sondern sie erreichen bald auch das Lager, das von TOOWATA­ER zwischenzeitlich beobachtet wurde und wo sich in einem rie­senhaften, uralten Meteorkrater im Norden des Nordkontinents Zehntausende von Werwölfen sammeln.

Und hier wird Mira mit dem Paladin des Bösen konfrontiert … mit dem engsten Freund ihres verstorbenen Gatten COORAET, mit Corian vom Schattenstein! Doch obwohl er sie zu erkennen scheint, existiert in Corians Herzen offensichtlich keinerlei Liebe mehr für sie. Inspiriert von der sinistren Chagar­the teilt er Mira kurzerhand dem „Futter“ zu und verurteilt sie damit zum Tode! Sie verliert daraufhin jedwede Hoffnung und Glauben an das Gute und die Gerechtigkeit …

Im Berserkerhort angelangt wird den beiden gefangenen Frau­en, Firona und Berielle, derweil unmissverständlich klarge­macht, wo ihr Ort sein wird: unter den Lendenstößen der Ber­serker, als künftige Bräute der Riesenmänner und als Sklavin für alle Zeiten! Sie sollen schlicht als Gebärmaschinen für den Nachwuchs der Berserker herhalten, wie auch die Menschen­frauen, die zu diesem Zweck eingefangen worden sind. Denn ein Feenzauber (!) macht es den Berserkern seit Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden unmöglich, die Bergkette allzu weit hinter sich zu lassen. Sie werden immer wieder unausweichlich dorthin zurückgezerrt und sind dementsprechend auf Feen überhaupt nicht gut zu sprechen.

Firona/Tienar ist nicht bereit, sich als Berserkerhure instrumen­talisieren zu lassen … und ihre Gegenwart mitsamt dem Feen­zepter an diesem Ort entfesselt rasch eine uralte Feenmagie, die konfliktreich mit dem Volk der Berserker interagiert. Das Ende vom Lied sieht dann so aus, dass seltsame geisterhafte Wesenheiten Firona helfen – indem sie sowohl das Feenzepter als auch die schreckensstarre Berielle in einen Block durchsich­tigen magischen Quarzgesteins einfrieren … und ein Portal in eine geheimnisvolle Unterwelt öffnen, in der Firona ein Wesen namens HOOGHYL treffen soll.

Ja, ausdrücklich Firona, nicht Tienar … denn wie die Geister rät­selhaft raunen, gibt es einen uralten Plan, in dem „Firona Fisch“, die neue Königin der Feen, einen wichtigen Posten bekleidet. Hüllenlos und einigermaßen bang bewegt sich Firona daraufhin in die dunkle, felsige Unterwelt der Bergkette, um ein uraltes, legendäres Wesen zu treffen, vor dem Tienar sie lautlos immer inständiger warnt.

Bis zu diesem Punkt war die Serie nun gediehen. Die Bände bis Nr. 172 „Waldzauber“ waren 1998 als letztes geschrieben worden, die Episoden 173 „Hort der Berserker“ und 174 „Bergbräute“ kamen dann nach Abschluss der Digitalisie­rungsarbeiten hinzu. An den Bänden 175 „HOOGHYL“ und 176 „Mira und der Verdammte“ habe ich zu schreiben begonnen.

Man sieht deutlich vielfältige Handlungspfade, die darauf abzie­len, aus dem Chaos, das die Todeswolke des DREIZEHNERS hin­terlassen hat, eine neue Weltordnung zu erschaffen. Was noch nicht so deutlich aus dem bisherigen Handlungsverlauf zu er­schließen ist, ist indes dies: Die Aktivierung alter Mächte der Vorzeit schreitet auch nach dem Auflösen der Todeswolke mun­ter voran. So, wie die Untoten nun auch bei Tageslicht das ein­stige Wertan bevölkern, werden sie zunehmend von einer Nati­on von Geistern übernommen, mit der bizarren Konsequenz, dass ein „Königreich der Geister“ (Bd. 184) entstehen wird, das durchaus nicht leicht von der Werwolfarmee Graf Corians zu unterwerfen sein wird.

Außerdem habe ich schon magische Blutdschungel gesehen, die aus den Böden sprießen und alte magische Lebensformen wie­der erwachen lassen, die gleich alten Samenkapseln seit Jahr­tausenden im Boden darauf gewartet haben, dass sich die FEENDÄMMERUNG oder ein adäquates magisches Erdbeben er­eignet.

Dann sind da weitere Überlebende des Chaos – denn beispiels­weise war YTHOKAANS Schlangenkopf-Armada auf dem Weg zum Inselreich der Fehrer, wo sie nie ankam. Reste davon fan­den sich später an den Küsten von Wertan und weiter nördlich bei Burg Schattenstein. Doch wo ist der Dämon selbst geblie­ben?

Was wird aus MOEDERAANS Weltbeherrschungsplänen? Was für magische Wesenheiten mögen noch aus dem vulkanischen Un­tergrund des verwüsteten Inselreichs der Fehrer kriechen, die das Tageslicht ewig nicht gesehen haben? Wie wirkt sich der To­desbann des DREIZEHNERS auf Sin‘ol‘ghe aus, auf XAMANEAK und Silva? Und was geschieht mit Mira, die von einem abtrünni­gen Werwolf vor dem sicheren Tod gerettet wird?

Doch, es gibt wahrhaftig noch viele offene Fragen in der Serie, und ich bin zuversichtlich, dass sie mich nun, wo die Serie voll­ständig digitalisiert ist, nicht mehr lange ruhen lassen werden, ehe ich sie ausformuliere und niederschreibe. Es ist also ohne Zweifel nur eine Frage der Zeit, ehe die Horrorwelt-Serie fortge­setzt wird.

Ich habe ja lange Zeit angenommen, dass die Serie Horrorwelt buchstäblich der Vergangenheit angehört – ein wenig so wie etwa die Proto-OSM-9-Serie, die bis 1990 nur auf 14 Episoden kam und dann kümmerlich einging … aber die lange Digitalisie­rungszeit hat mich da gründlich eines Besseren belehrt. Horror­welt ist immer noch eine Art von Projekt, das zwischen Horror und Fantasy oszilliert. Aber nachdem die Welt in diese Zombie-Apokalypse getaucht ist und ein wenig den Charakter von aktu­ellen Endzeitserien wie „The Walking Dead“ gewonnen hat (die ich nicht schätze), ist es an der Zeit, die Inhalte der Serie auf ein neues Level zu heben.

Inwiefern? Nun, ganz so, wie ich das im Oki Stanwer Mythos (OSM) schon seit Jahrzehnten mache, verwandle ich das klassi­sche Tableau gründlich. Werwölfe, die nicht allein rein blutrüns­tige Bestien sind (wiewohl viele von ihnen dadurch fraglos voll­ständig charakterisiert werden könnten), Zombies und andere Untote, die nicht allein mordlüstern und tödlich sind, sondern die unter dem Einfluss „geisterhafter Besessenheit“ eine bizarre Form von Gesellschaft entwickeln, ja eine Form von magischer Normalität gewissermaßen … das erinnert mich auf frappieren­de Weise an das magische Dorf Garos im KONFLIKT 13 „Oki Stanwer Horror“, das ihr im ersten E-Book der Reihe „DER CLOGGATH-KONFLIKT“, dem 2018 erschienenen Band „Vorbeben“ kennen lernen konntet.

Können Leben und Tod koexistieren? Kann es gewissermaßen eine Hausgemeinschaft zwischen Untoten und Menschen geben, eine Form von obskurer neuer Normalität?

Solche Fragen zeigen, dass die Horrorwelt-Serie sich von gängi­gen Klischees weg entwickelt, die klassischen Vorstellungen transzendiert und zu neuen Denkhorizonten aufbricht. Deshalb ist sie für mich nicht gestrig und altbacken, sondern durchaus als Schreibprojekt für die Zukunft attraktiv. Und dann gibt es na­türlich noch die unzähligen magischen Rätsel der Vergangenheit, die der Aufhellung harren …

Es bleibt definitiv spannend, Freunde! Behaltet das im Kopf, ir­gendwann geht es an dieser Kreativfront weiter, das ist sicher!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Die Fortsetzung dieses Handlungsstroms erfolgt dann erst deutlich nach Band 184 der Serie, vielleicht sogar nach Band 200. Folglich ist noch nichts davon geschrieben.

Liebe Freunde des OSM,

Sherlock Holmes, das kann man vermutlich nicht oft genug wie­derholen, ist nach wie vor Kult, und das ist relativ unabhängig von dem Jahrzehnt, in dem man lebt. Sir Arthur Conan Doyle mag seinen exzentrischen Detektiv schon bald nach seiner Er­findung erbittert gehasst haben und versuchte bekanntlich, ihn in den Reichenbach-Fällen zu entsorgen, um danach „ernsthaf­tere“ Werke zu schreiben. Wie erinnerlich, wurde er zur Reani­mierung des Detektivs gezwungen.

Und auch lange nach seinem physischen Ableben lebt Doyles Schöpfung weiter, von diversen Schriftstellern bisweilen bizar­ren Iterationen unterworfen und sehr frei in eigenständigen Abenteuern verwendet oder als Figur (ohne direkte Namensnen­nung) eingesetzt. Vor 8 Wochen besprach ich an dieser Stelle den ersten Sammelband, den Isaac Asimov mit solchen Epigo­nenwerken füllte. Heute folgt also der zweite Band, der in mei­nen Augen nicht ganz so gehaltvoll ausfällt, aber immer noch seine bemerkenswerten Highlights aufweist. Ich deute nur mal auf die Lupoff-Geschichte. Die sollte man echt nicht versäumen. Eine gewisse Breitenkenntnis der populären Helden des ameri­kanischen Pulp-Zeitalters Anfang des 20. Jahrhunderts ist hier definitiv von Nutzen.

Nein, ich glaube, viel mehr sollte ich nicht vorwegnehmen. Ich lüfte stattdessen jetzt den Vorhang und lasse meine Rezension von 2019 sprechen:

Mit Sherlock Holmes durch Zeit und Raum (2)

(OT: Sherlock Holmes through time and space (2))

von Isaac Asimov, Martin Harry Greenburg & Charles Waugh (Hg.)

Ullstein 31141

176 Seiten, TB (1987)

Aus dem Amerikanischen von Uwe Anton

ISBN 3-548-31141-5

Obgleich ich Cover von Oliviero Berni, die er etwa für Heyne in den 80er Jahren schuf, recht gern sehe, muss ich zu dem Titel­bild dieses Bandes sagen, dass es vollständig unpassend ist. Man sieht einen entsetzt aufschreienden Japaner vor dem Hin­tergrund einer eruptierenden roten Riesensonne, umgeben von einem Godzilla-artigen Ungetüm, einstürzenden Hochhäusern und einem Nuklearexplosionspilz am Bildrand. Es ist evident, dass das Cover ursprünglich für ein Godzilla-Werk geschaffen wurde. Ein irgendwie gearteter Zusammenhang mit Sherlock Holmes oder dem sonstigen Inhalt der Storysammlung existiert nicht. Des Coverbezugs wegen sollte man sich das Buch also nicht kaufen.

Der Inhalt hingegen ist durchaus interessant und der Entde­ckung wert, selbst wenn er – meiner bescheidenen Ansicht nach – hinter dem ersten Teil dieser Storysammlung doch deutlich zu­rückbleibt. In sieben Abenteuern, die den Grenzbereich der Phantastik mehr als nur streifen, begegnen wir hier erneut ver­schiedenen … ja, sagen wir … Variationen von Sherlock Holmes. Und manche davon sind gar nicht übel gemacht. Aber sie erfor­dern vom Holmsianer natürlich einiges an Anpassungsbereit­schaft.

Den Anfang macht Philip José Farmer (seltsamerweise als „Jona­than Swift Somers III“ firmierend) mit der Geschichte „Eine Scharlach-Studie“. Wer bei dem Titel schon gewisse Assoziatio­nen empfindet, wird im weiteren Fortgang darin bestärkt. Denn tatsächlich folgt die Handlungsführung im Wesentlichen der ers­ten Holmes-Geschichte „Eine Studie in Scharlachrot“ von Arthur Conan Doyle. Aber damit enden die Gleichheiten auch schon. Denn unser Sherlock Holmes ist ein aufgerüsteter sprechender Polizei-Wachhund namens Ralph von Wau-Wau, und sein „Ecker­mann“, d. h. Watson, ist Dr. med. Johann H. Weißenstein von der Medizinischen Abteilung der Autobahnpolizei. Auch stolpern wir schnell über den „Hauptkommissar Straße“ (in dem man un­schwer Inspector Lestrade karikiert sieht), und insgesamt trägt die Geschichte durch diese ständigen vergnüglichen Anspielun­gen einen eher satirischen, doch recht unterhaltsamen Charak­ter.

Edward Wellen schickt ebenfalls einen mit Biochips aufgerüste­ten Hund, diesmal einen mit Cockney-Akzent sprechenden Co­ckerspaniel namens „Ich Rase“ (!), in den Kampf, um Sherlock Holmes und einen verwirrend minderjährigen John H. Watson ins Gefecht gegen eine bizarre jenseitige Stimme aus dem Nichts zu senden. Und es ist eine eigenartige Welt, in der „Die Stimme aus dem Nichts“ spielt. London ist im Zuge des Klimawandels weitgehend untergegangen, Umweltkatastrophen machen Schutzanzüge beim Begehen der Außenwelt erforderlich, und auch sonst hat diese zukünftige Schreckenswelt diverse Überra­schungen parat. Wie passen Holmes und Watson und der Co­ckerspaniel da ins Bild? Nun, das gehört zur Auflösung der Ge­schichte, und vertraut meinen Worten: die Umweltprobleme werden nicht umsonst so thematisiert, sie sind in Wahrheit es­sentiell wichtig für die Lösung dieses Falles.

Fred Saberhagen steuert leider mit der kürzesten Geschichte dieses Bandes, „Das Abenteuer des metallenen Mörders“, nur eine Vignette bei, aber eine durchweg interessante. Um sie in vollem Umfang inhaltlich zu begreifen, sollte man freilich ein bisschen mehr über Saberhagens „Berserker“-Universum wis­sen. Meine Erinnerungen daran sind schon ziemlich angestaubt, aber soviel erinnere ich mich noch: in der fernen Zukunft stößt die zu den Sternen aufgebrochene Menschheit zwischen den fremden Sonnen auf Hinterlassenschaften eines gigantischen Krieges. Eine dieser Fraktionen waren die so genannten „Ber­serker“, monströse Kriegsmaschinen, eine Art kosmischer Ter­minator-Armee, mit der sich die Menschheit eine Reihe von blu­tigen Auseinandersetzungen lieferte.

In der vorliegenden Geschichte beschließen die „Berserker“, mit Hilfe eines Zeitsprungs die Menschheit auszuschalten1, aber die ebenfalls nun über die Zeitreisetechnologie verfügenden menschlichen Agenten der Zukunft sind auf der Hut und folgen der Mordmaschine (da lässt der „Terminator“ dann definitiv grü­ßen, auch wenn Saberhagens Geschichte schon 1979 erschien und die Kausalkette vermutlich eher umgekehrt läuft). Der menschliche Agent landet am Ende des 19. Jahrhunderts, hat aber die Spur der angeschlagenen „Berserker“-Maschine verlo­ren. Da bedarf es dann einer gewissen Pfiffigkeit, die Fährte wie­der aufzunehmen. Und irgendwo dort in der Geschichte ist dann auch der „hochgewachsene Mann“

Gene Wolfes Story „Silbersklaven“ passt dann natürlich in eine Storysammlung, die von Isaac Asimov herausgegeben wird, wie die Faust aufs Auge: eine Robotergeschichte.

Wie jetzt? Eine Robotergeschichte. Holmes als Roboter? Nein, nein, gar so simpel ist es dann doch nicht. Hier heißt Holmes March B. Street und ist etwas, das man als „deklassierten Men­schen“ bezeichnet. Und sein Watson hört auf den Namen „Westing“, der von sich sagt: „Der alte ‚Westinghouse’ war nicht in Mode, als ich zusammengesetzt wurde.“ Von Beruf gibt Westing „Biomechaniker“ an, also das, was man früher Ärzte nannte.

Auch sonst ist die Welt, in der die Geschichte handelt, gewöh­nungsbedürftig – es gibt etwa Menschen- und Roboterrechte, deren Populationen annähernd gleichberechtigt nebeneinander leben. Die Menschen scheinen dabei zunehmend schlechter ab­zuschneiden, sozusagen „deklassiert“ zu sein. Und als es dann in einem Fall der beiden darum geht, dass Roboter aus einem Lager verschwinden, geraten sie bei der Aufhellung des Mysteri­ums rasch in Lebensgefahr …

Vollends aberwitzig wird die Handlung dann in der nächsten Ge­schichte. Unter dem bizarren Titel „Der Gott des Nackten Ein­horns“, worunter man sich nun wirklich kaum etwas vorzustel­len wagt, schreibt ein Mann namens Richard Lupoff „als Ova Hamlet“. Meiner bescheidenen Erinnerung zufolge ist aber schon Richard Lupoff ein Pseudonym, nämlich für Norman Spin­rad, der für surreale Einfälle in der Science Fiction bekannt ist (man entsinne sich nur mal an die Skandalgeschichte „Der stäh­lerne Traum“, in der Adolf Hitler als exilierter Science Fiction-Au­tor in den USA seine rassistischen Phantasien auf dem Papier auslebt – was dem jüdischen Autor Spinrad übrigens Antisemi­tismus-Vorwürfe eintrug … ich meine, noch wahnwitziger geht es wirklich nimmer!). Warum man sich hinter einem doppelten Pseudonym verschanzen muss, um diese Geschichte zu veröf­fentlichen, entzieht sich meiner Kenntnis.2 Aber sei’s drum.

Die Hauptperson der Geschichte ist ein sozial ziemlich herunter­gekommener John Watson. Holmes hat sich schon nach Sussex zur Bienenzucht zurückgezogen, so dass der Zeitpunkt deutlich nach 1914 zu setzen ist und Watson dementsprechend schon alt und klapprig sein dürfte. Nachdem auch seine letzte Ehe den Bach heruntergegangen ist und seine Praxis schlecht geht, hat er sich in eine Absteige zurückgezogen, wo er auf einmal Be­such von Der Frau bekommt.

Irene Adler, wie die Leser sofort begreifen, die sich im Holmes-Universum auskennen. Aber das ist nicht die gesamte Wahrheit. Irene, inzwischen mit einem böhmischen Monarchen verheira­tet, setzt auf Watson, weil man den „Gott des Nackten Ein­horns“ gestohlen hat, das Nationalheiligtum ihres Heimatlan­des, und sie engagiert ihn, zu helfen. Von dem Moment an, wo er ihr folgt, wird die Story zunehmend unfasslicher. Nicht nur, dass sich Irene Adler mit einem Helikopterflug geradewegs zum Nordpol begibt und Watson mitschleift, nein, hier befindet sich ein nicht minder unglaubliches Bauwerk, das „die Festung der Einsamkeit“ genannt wird, bewohnt von einem bronzehäutigen Hünen, der die ankommende Frau mit „Patricia“ (!) anredet und sich Watson als „Clark Savage jr.“ vorstellt, er könne ihn aber „Doc“ nennen!3

Und das ist wirklich erst der Anfang eines aberwitzigen Crossovers, in dem uns beispielsweise auch noch Captain Future, Tarzan und diverse andere Pulp-Helden über den Weg laufen. Ein Abenteuer der ganz besonders ausgefallenen Sorte, fürwahr …

James Powell gibt mit „Tod in der Weihnachtsstunde“ dem The­ma Sherlock Holmes noch eine ganz andere Wendung. Nach­dem wir uns schon mit Aliens, die Holmes nachahmen (Bd. 1), diversen Tieren und Robotern abgaben, haben wir es nun mit Holmes als Spielzeug zu tun, das in der Weihnachtsstunde zum Leben erwacht und, natürlich, einen Mordfall zu lösen hat. Eine wirklich überraschende, vergnügliche Vermischung von Sherlock Holmes, Märchen und Weihnachtsgeschichte, die man so auch nicht wirklich erwartet.

Zum Schluss kommt dann noch Isaac Asimov zu Worte mit „Das ultimate Verbrechen“. Aber man sollte wirklich diesen markt­schreierischen Titel nicht zu ernst nehmen, dafür ist die Ge­schichte deutlich zu seicht ausgefallen. Eigentlich fast autobio­grafisch zu nennen. Asimov berichtet in der Einleitung davon, wie schwer es ihm fiel, Mitglied der „Baker Street Irregulars“ zu werden, einer prominenten Sherlock Holmes-Vereinigung. Und in der Geschichte selbst, die eigentlich nur aus einer ausge­dehnten Konversation besteht, geht es um ein Problem, das der neu in der Runde der Holmes-Kenner aufgenommene Ronald Mason hat. Er will, um seine Kenntnisse zu beweisen, einen sherlockianischen Artikel verfassen, in dem es um Professor James Moriarty geht und insbesondere um sein durch Doyles Bemerkung berühmt gewordenes Werk „Die Dynamik eines As­teroiden“. Aber wie man sich denken kann, gibt es dabei Schwierigkeiten, denn das Werk ist bekanntlich nie erschienen und offensichtlich rein fiktiv. Ja, vielleicht … aber je hitziger die Diskussion darum wird, desto deutlicher schälen sich die Umris­se eines Verbrechens heraus …

Es mag sein, dass Asimov ein begnadeter Herausgeber ist. Aber als Autor empfinde ich ihn schon seit sehr langer Zeit – ich bitte um Entschuldigung, Asimov-Fans! – als ausgesprochenen Lange­weiler. Das demonstriert er auch in seiner abschließenden Ge­schichte, die zwar sehr faktendicht und präzise ist, aber eigent­lich jedweder Spannung grundlegend ermangelt.

Sehr viel interessanter und schillernder sind da schon die Ge­schichten von Lupoff, Farmer und Powell, die auf ihre Weise na­türlich gewöhnungsbedürftig, dann aber voll überschießender Phantasie und feinsinnigem Humor sind. Insgesamt vereint die­ser Band also eine Reihe recht überraschender Geschichten, bei denen vielfach der Holmes-Bezug recht künstlich hergestellt bzw. suggeriert wird (am deutlichsten bei Gene Wolfe zu bemer­ken, der ganz ohne die Namen Holmes und Watson auskommt).

Insgesamt fällt diese Storysammlung gegenüber dem gleichna­migen ersten Teil sehr ab, und um eine Reise durch Zeit und Raum geht es diesmal (im Gegensatz zum ersten Band!) über­haupt nicht. Das mag daran liegen, dass in diesem Buch aus­schließlich jüngere Werke von 1975-1984 berücksichtigt wur­den, während im ersten Band auch ältere, durchaus edle Ge­schichten aufgenommen worden sind. Dennoch: für einge­fleischte Holmsianer, zumal solche, die sich nicht leicht von ab­wegigen Formen der Verehrung für Doyle und Holmes vom Weg abbringen lassen oder gar zu den Puristen zählen, ist das hier durchaus eine Horizont erweiternde Lektüre, die ich definitiv empfehlen kann.

© 2019 by Uwe Lammers

Nächste Woche verfolgen wir dann mal wieder die Handlungs­spur eines erotischen Romans. Mehr sei noch nicht verraten.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ein in der Phantastik übrigens ziemlich geläufiger Topos, dem sich beispielsweise auch das Cyborg-Volk der Borg in dem Star Trek-Kinofilm „Der erste Kontakt“ befleißigt.

2 Inzwischen ist mir bekannt geworden, dass Richard Lupoff durchaus kein Pseudonym war, sondern ein real existierender Schriftsteller. Die obige Verwirrung bleibt jedoch. Der Kontext mit Norman Spinrad ist in meinen Augen nach wie vor verworren und unklar.

3 Wer sich also mit der Doc Savage-Serie auskennt, entdeckt hier perplex, dass Lupoff Sa­vages Cousine Patricia Savage mit Irene Adler gleichsetzt, was historisch kaum möglich ist … aber in dieser Geschichte sollte man sich von den unterschiedlichen Zeitströmen so­wieso freimachen, sonst kommt man in Teufels Küche.

Liebe Freunde des OSM,

als ich vor Monaten den letzten Teil dieser Artikelreihe verfass­te, den Wochen-Blog 439, da konnte ich beim besten Willen nicht ahnen, dass es ein geschlagenes halbes Jahr dauern wür­de, ehe ich hieran weiterschreiben kann … nun, wie ihr schon von meinen bisweilen jahrelangen Arbeiten an Texten des Oki Stanwer Mythos wisst, brauchen manche Dinge bei mir einfach viel Zeit.

Seit Anfang Juni war die Phase der Arbeitslosigkeit wieder vor­über, ich steckte von neuem in einem universitären, befristeten Projekt, und wurde durch eine Wochenarbeitszeit von 80 % der regulären Vollzeit gründlich auf völlig andere Felder abgelenkt. Auf einmal ging es wieder verstärkt um Bibliotheken, nament­lich die Deutsche Nationalbibliothek und deren Geschichte, um Sammlungsgeschichte insgesamt und einen Vergleich mit einer Mikrobenbank. Es galt, zahlreiche Texte Korrektur zu lesen, eige­ne Texte zu entwerfen, zugleich mit einem Digital-Semester klarzukommen, mich mit solchen Dingen wie Skype-Konferen­zen und digitalen Vortragsformaten anzufreunden.

Das war nicht wirklich einfach, weder in den Monaten 2-4, von denen dieser Beitrag handelt, also die Monate Juli bis Septem­ber 2020, noch in den folgenden bis zum formalen Projektende im August 2021. Wie ich kürzlich schon andeutete, nahm mich auch die zunehmende Isolation von sozialen Aktivitäten an und jenseits der Universität ziemlich mit.

Ich meine, früher habe ich mal verschiedentlich gesagt, dass ich gut mit isoliertem Arbeiten zurecht komme … und das war auch zweifellos nicht falsch. Aber während eines Lockdowns bzw. durch die Corona-Maßnahmen erzwungene soziale Maßnahmen auf ähnlich lockere Weise hinzunehmen und dabei nicht mental irgendwann abzudrehen, das schaffen vermutlich nur Men­schen, die vorher schon nicht ganz richtig getickt haben. Dazu zähle ich nicht, und das merkte ich zunehmend – in den hier zu betrachtenden Monaten ging es noch, aber als ich dann ab Ja­nuar 2021 im Home Office war … ah, aber dazu komme ich noch, wenn es an der Zeit ist.

Schauen wir uns lieber den Beginn des dritten Quartals 2020 an. Was habe ich da kreativ „auf die Reihe“ bekommen, wie es flapsig heißt?

Zunächst einmal konnte ich Ende Juni auf 21 fertig gestellte Werke zurückblicken. Das war also grundsätzlich ein gutes Er­gebnis. Darunter waren auch nur 4 Blogartikel und 5 Rezensio­nen. Vieles vom Rest entfiel auf zu kommentierende OSM-Episo­denabschriften. Ich strebte schon auf das Serienende von „14Neu“ zu, also der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“, d.h. KONFLIKT 14. Hier erreichte ich die Episode 100 (von 105), eine Fertigstellung dieses Seriendigitalisats war also zum Greifen nahe.

In einem ähnlichen Bereich bewegte sich die Digitalisierung der Serie „12Neu“, also des Digitalisats von KONFLIKT 12 „Oki Stan­wer – Bezwinger des Chaos“, wo ich Episode 90 erreichte … al­lerdings von 128 insgesamt. Da lag also noch ein ordentliches Stück Wegstrecke vor mir, und die Serie sollte ich auch erst 2021 abschließen. Ich werde dazu noch beizeiten mehr sagen.

Stippvisiten im Archipel („Lana II“) und Erotic Empire („Julia­na“, „Brittanys Abenteuer“, „Die Kolonie Saigon II“, „Lonny“) sorgten für Abwechslung, aber nicht für Erhöhung der Kreativbilanz in Form von abgeschlossenen Geschichten.

Das heißt, um mit einer Filmfigur des Bond-Klassikers „Goldfin­ger“ zu sprechen: „Nein, das ist nicht ganz fair.“ Denn ich for­matierte in diesem Monat auch die drei Teile der Archipel-Novel­le „Rhonda und die Legende von Sinaaya und der Geis­terlagune“, die ich dann im Fanzine „Baden-Württemberg Ak­tuell“ (BWA) veröffentlichte.

Ansonsten arbeitete ich ein wenig am OSM-Roman „Licht und Schatten auf Dawson“ weiter und an diversen OSM-Glossa­ren.

Im Monat August, einem unmöglich heißen Monat, der meine Kreativität wirkungsvoll drosselte, wie so häufig, erreichte ich immerhin noch 20 abgeschlossene Werke. Aber daran, dass da­bei 8 auf Blogartikel und einiges auf Rezensionen und Abschrif­ten von „Horrorwelt“-Episoden entfiel, ist schon deutlich zu er­kennen, wie meine Arbeitsenergie nachließ.

Von Vorteil waren in diesem Monat eigentlich nur zwei Dinge: am 14. August schloss ich tatsächlich das Digitalisat der Serie „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ ab. Und am 24. desselben Monats erreichte ich überraschend stürmisch das Schreibende in der Story „Kontrollverlust“. Ein wenig witzelte ich später, dass diese in der Nordpolarregion der Erde spielende Geschich­te mir beim Schreiben ein wenig Kühlung zufächelte … sicher­lich ein Einbildungseffekt, aber ein wirksames Placebo, würde ich sagen.

Ansonsten kümmerte ich mich im OSM um die Fragmente „Monsterjagd“ und „Die Optimierungsfabrik“, im Erotic Empire weiter um den langen Roman „Die Kolonie Saigon II“ und um das Storyfragment „Lynn“ sowie „Schule der Liebe“ und „Kay auf Tarragon“. Nichts davon erreichte auch nur an­nähernd Fertigstellungsreichweite, leider. Ansonsten war der Monat unspektakulär.

Im September blieb ich gerade so auf dem Level von 20 been­deten Texten, darunter befanden sich aber 12 Blogartikel (!) und das Glossar zur Story „Kontrollverlust“, außerdem formatier­te ich die Archipel-Story „Meister Vansiintas Magie“ für BWA, wo sie in zwei Teilen alsbald erscheinen sollte.

OSM-Glossare, Episodenabschriften aus den Serien „Oki Stan­wer Horror“ (jetzt: 13Neu) und „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (jetzt: 12Neu) nahmen ansonsten breiten Raum ein … ah ja, und ich schrieb außerdem an der Episode 54 „Tödliche Entscheidung“ aus dem KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neu­tralkrieger“ (NK). Mir war damals schon klar, dass es sich dabei unvermeidlich um Band 2000 des OSM handeln würde, aber ich war noch nicht fertig damit … ah, noch nicht ganz, es fehlte noch ein klitzekleines bisschen zur Fertigstellung.

Ferner feilte ich ein wenig an Archipel-Geschichten („Julian­na“) und OSM-Fragmenten („Quisiins letzter Fall“, „Licht und Schatten auf Dawson“)

Das war dann der Stand der Dinge, als das Monatsende kam und mich weitgehend kräftemäßig ausgewrungen zurückließ. Ich war sehr froh, dann ein paar Tage Urlaub bewilligt zu bekom­men – und ich hatte auch schon sehr genaue Vorstellungen, was ich da machen wollte: OSM-Band 2000 fertig schreiben! Davon und vom Rest des Jahres 2020 berichte ich im nächsten Teil die­ser Blogartikelreihe … und ich verspreche euch, den schreibe ich nicht erst in drei Monaten! Das ist ja wohl klar!

Soviel für heute. Macht es gut, Freunde, bleibt gesund und gu­ten Mutes, wie ich es ebenfalls versuche!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 341: Crossfire 4 – Hingabe

Posted März 2nd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die Abenteuerreise mit Gideon Cross und seiner Herzensgelieb­ten Eva Tramell, die schon drei voluminöse Romane von Sylvia Day gefüllt haben, gehen munter weiter und gewissermaßen in die nächste Runde. Diesmal mit ein paar interessanten schrift­stellerischen Innovationen, die die Leser noch enger an die Prot­agonisten binden, und mit neuen Personen bzw. alten, die bei fortlaufender Handlung neue und meist problematische Facet­ten erhalten.

Es ist echt beeindruckend zu lesen, wie rasant und kurzweilig knapp fünfhundert Seiten sein können. Ich fand am Ende der Lektüre, wie üblich, dass das Buch zu schnell ausgelesen war (okay, ich bin auch, weil ich nicht an mich halten konnte, ziem­lich durch die Seiten gefegt und habe nur drei Tage für die Lek­türe gebraucht, aber das ist eher ein Anerkennungsprädikat als ein Zeichen für mangelnde Qualität). Diese Schieflage zwischen Autorenschaft einerseits, die Monate bis Jahre für die Fertigstel­lung eines Romans braucht und Leserschaft andererseits, die manche Bücher gewissermaßen über Nacht verschlingen, hat es natürlich immer schon gegeben. Aber selten fiel mir das so massiv auf wie in diesem Zyklus.

Neugierig geworden? Dann, so würde ich sagen, ist es jetzt an der Zeit, weiter zu lesen:

Crossfire 4 – Hingabe

(OT: Captivated by you)

Von Sylvia Day

Heyne 54578

Januar 2015

480 Seiten, TB, 9.99 Euro

Aus dem Amerikanischen von Nicole Hölsken und Marie Rahn

ISBN 978-3-453-54578-6

Endet eine stürmische erotische Liaison unweigerlich in einer Ehe? Und sind damit, wie man das gern kitschig denkt, automa­tisch alle Sorgen und Nöte, die die einzelnen Partner zuvor zu bekämpfen hatten, null und nichtig, sind die Liebenden dann ein Herz und eine Seele?

Nun, wer so etwas erwartet, sollte sich besser eine andere Ro­manserie suchen – bei Crossfire ist das definitiv nicht der Fall. Auf den ersten Blick sieht die Lage wunderbar aus, aber wenn man genauer hinschaut, ist sie so tückisch wie ein trübes Ge­wässer bei Gezeitenwechsel, wo gefährliche Untiefen lauern und Probleme dort erscheinen, wo man sie überhaupt nicht ver­mutet.

Doch fangen wir mal langsam an: wie erinnerlich haben die jun­ge Werbefachfrau Eva Tramell und ihr schwerreicher, charisma­tischer Unternehmer und Liebhaber Gideon Cross schon von An­beginn an ihr Herz aneinander verloren und sich in eine gerade­zu obsessiv zu nennende, heißblütige Liebesaffäre verstrickt. Gideon, der bislang Frauen immer nur mehrheitlich als Mittel zum Zweck gesehen hat, um seinen unersättlichen Sexdurst zu stillen, ist durch Evas Präsenz vollständig verwandelt. Während sie bei der Werbeagentur Waters Field & Leaman Karriere macht und sich als engagierte Mitarbeiterin immer stärker profiliert, ist sie zugleich immer stärker mit Gideon Cross liiert. Sie vermag mit ihm über die Tatsache zu reden, dass ihr Stiefbruder Nathan Barker sie als Kind missbraucht hat, und als Nathan wieder in ihr Leben tritt, ist es Gideon, der mit brutaler Gewalt einen Schlussstrich unter die Bedrohung zieht – indem er den Kinder­schänder und Erpresser kurzerhand umbringt. Daraufhin schwebt natürlich immer die Entdeckung seiner Täterschaft in der Luft, zumal das New York Police Department (NYPD) weiter­hin in der Sache ermittelt.

Wenig später heiraten Eva und Gideon heimlich an einem tropi­schen Strand. Doch genauso, wie sie den Mord zu vertuschen trachten, kaschieren sie ihre Hochzeit und geben sie als „Verlo­bung“ aus. Das hat wesentlich familiäre Gründe. Evas Mutter wünscht sich für ihre einzige Tochter natürlich eine prachtvolle Hochzeitszeremonie, die ihr leiblicher Vater Victor Reyes nicht finanzieren könnte – ist er doch schlichter Polizist in San Diego.

Gideon seinerseits hat sich gründlich mit seiner eigenen Familie zerstritten, und seine eigene Mutter versucht unermüdlich alles, um ihn wieder von Eva loszureißen, die ihn nach ihrer Ansicht „zu verderben“ trachtet und einfach „nicht die Richtige“ für ihn sei. Beide Familien irgendwie unter einem Dach einer möglichst akzeptablen Hochzeitszeremonie zusammenzubringen, erweist sich als höchst kompliziert, erst recht, als Victor Reyes darauf besteht, eine bescheidene Hochzeitszeremonie finanzieren zu wollen.

Ebenfalls weiterhin für Probleme sorgt Gideons Ex-Verlobte Co­rinne Giroux, die vor lauter Verzweiflung sogar einen Selbst­mordversuch unternimmt und so starrsinnig auf der Ansicht be­harrt, dass Eva für Gideon nicht „die Richtige“ sei und doch nur an seinem Geld interessiert wäre (kommt dieses Argument ir­gendwie vertraut vor?), dass sie schließlich androht, eine „wah­re Geschichte“ über sich und Gideon zu veröffentlichen.

Ach ja, und nicht zu vergessen, da ist noch der exzentrische Mu­siker Brett Kline von der Band Six Ninth, der sich ebenfalls aus­rechnet, wieder bei Eva landen zu können. Dafür setzt er auch zutiefst unmoralische Mittel ein. Irgendwann reicht es Gideon dann endgültig, und er beschließt kategorisch, solchen Wider­wärtigkeiten ein für allemal einen – diesmal juristischen – Riegel vorzuschieben. Allerdings bleibt es nicht bei juristischen Metho­den, er setzt durchaus auch Bulldozer ein …

Da ist ihnen beiden noch nicht klar, dass auch noch aus einer anderen Richtung Gefahr droht, die sich gewissermaßen durch die Hintertür einschleicht. Die Firma LanCorp hat die Werbe­agentur Waters Field & Leaman mit einer Werbekampagne für ein Produkt beauftragt, das direkte Konkurrenz zu einem von Gi­deons Firmenimperium darstellt. Darin sieht Eva eher kein Pro­blem, das ist eben Business, nicht wahr? Leider irrt sie sich – denn sie kennt nur einen Teilaspekt des Ganzen. Gideon ist gleich skeptisch – warum muss LanCorp die Werbekampagne für ein so profitables Produkt outsourcen, wenn sie doch eine eige­ne Werbeabteilung besitzen? Er argwöhnt, dass etwas daran nicht stimmt, und er behält Recht: Ryan Landon, der Inhaber von LanCorp, ist ein Geschädigter von Gideons früher spekulie­rendem Vater Geoffrey Cross, und nun ergibt sich für ihn die Chance, sich an Gideon zu rächen, indem er seine Ehefrau her­umkommandiert … und als das ans Tageslicht kommt, eskaliert die Katastrophe (neben zahlreichen anderen, die im Roman ebenfalls thematisiert werden). Auf einmal steht die Beziehung zwischen Gideon und Eva auf Messers Schneide …

Der Leser ist zunächst einmal überrascht, wenn er das Buch aufschlägt und sich völlig überrumpelnd im Kopf von GIDEON CROSS wieder findet. Aber das ist eine faszinierende Leseerfah­rung, die, wenn man es genau betrachtet, das Lesen noch ge­schwinder macht. Fortan wechseln sich in den Kapiteln Gideon- und Eva-Blenden munter ab.1 Das erzeugt erstens einen auflo­ckernden Modus, in dem es nun nicht mehr so zwanghaft stän­dig um Sex geht (wer explizite und ausgedehnte Sexszenen nicht schätzt, hat aber sowieso schon im ersten Band die Lese­laune verloren, würde ich schätzen; ich lese so etwas dagegen durchaus gern). Zweitens bekommt man sehr aufschlussreiche Innenperspektiven von Gideon geboten und, da die Kapitel meist nahtlos ineinander übergehen, auch die kritischen Diskus­sionen von beiden Seiten geboten. Außerdem, und das ist nicht gering zu schätzen, erhält man so Einblicke in die Handlungs­passagen, die ausschließlich von Gideon Cross dominiert wer­den. Und seine Außensicht auf seine Ehefrau und ihr Verhalten sind absolut lesenswert.

Man merkt fernerhin recht deutlich, dass sich Gideon Cross im­mer stärker öffnet und durch den Einfluss seiner Frau verändert. Die inneren Dämonen lassen ihm keine Ruhe (man erinnere sich: er ist selbst als Kind sexuell missbraucht worden und hat das tief in seinem Innern verdrängt, woraus gewalttätige Alp­träume resultieren, denen er durch ekstatischen Sex mit Eva zu entfliehen sucht). Es dauert zwar unglaublich lange, bis die Din­ge sich bewegen, und er geht buchstäblich durch die Hölle … aber das betrifft nicht nur ihn, sondern auch beispielsweise Eva und ihrer beider Familien.

Indem die Autorin aber nun auch das personelle Umfeld von Gi­deon weiter ausbaut und etwa seinen Rechtsanwalt ins Spiel bringt, Architekten und weitere Geschäftspartner, da kommt es dann schon zu einigen sehr witzigen Szenen. Dasselbe gilt, als Gideons jüngere Schwester Ireland Vidal (gerade mal 17 Lenze alt, was bekanntlich ein problematisches Alter ist) sich stärker in ihr Leben einmischt.

Die Konsequenz ist ein deutlich längeres Buch als die bisherigen der Reihe – und es wird wahrhaftig nicht langweilig. Ich habe etwa bis heute früh um 3 Uhr morgens in dem Buch festgeses­sen und kam nicht mehr raus … was ein schönes Zeichen ist. So ist es also nach nur 3 Lesetagen ausgelesen worden, und das ist es echt wert. Die festgefahrenen familiären und psychologi­schen Gleise sind dabei, sich gründlich zu bewegen, und exakt so soll es auch sein. Sylvia Day überstürzt nichts, indem sie künstlich die „Genesung“ von Gideon Cross überhastet herbei­führt. Es ist schön, dass der Verlag ihr diesbezüglich freie Hand gelassen zu haben scheint, ohne sie in ein Seitenkorsett zu zwängen (wie das ja bei deutschen Verlagen gar zu häufig ge­schieht).

Herausgekommen ist ein sehr lesbarer, intensiver Roman, der neben den angesprochenen Problemkomplexen noch ganz an­dere Themen anspricht, die ich für sehr wichtig halte: etwa die Frage der geschädigten Persönlichkeitsrechte, wenn jemand bei intimen Szenen ohne dessen Einverständnis gefilmt wird und diese Filme später öffentlich gemacht werden sollen. Beispiels­weise aber auch die Frage, wie Familienangehörige mit der Ent­deckung umgehen, dass andere Teile der Familie Missbrauch an den eigenen Kindern jahrelang verschwiegen haben. Gerade das Thema des Umgangs mit sexuellem Missbrauch in Familien, nicht zuletzt durch Therapeuten und Hilfspersonal, das offen­sichtlich in den Vereinigten Staaten ein massives Problem zu sein scheint, wird hier unausweichlich intensiv thematisiert. Ich schätze, da gibt es noch massiven Nachholbedarf. Und zweifel­los wird auch der Abschlussband des Zyklus, um den ich mich in Bälde kümmere, hier wieder ansetzen.

Unbedingte Leseempfehlung, wenn ihr die vorigen Bände schon verschlungen habt!

© 2018 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche setze ich die SF-Abenteuer im Sher­lock Holmes-Kosmos fort, die ich mit dem Rezensions-Blog 334 vor ein paar Wochen begonnen habe. Holmsianer aufgehorcht, ich meine, da ist einiges Interessante für euch dabei.

Soviel für heute. Bleibt gesund und bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Dasselbe Verfahren wandte mit Gewinn auch Anna Todd ab dem zweiten Band ihres „After“-Zyklus an, den ich mit Begeisterung las. Und eine eher monomane Version davon stellen E. L. James´ Neuerzählungen ihres „Fifty Shades of Grey“-Stoffes aus der Perspektive des Christian Grey dar („Grey“ und „Darker“). Wem als erstes die Idee kam, diese wechselnden personalen Perspektiven einzuflechten, kann ich nicht sagen, aber sie bereichern die Romane ungemein … und verlängern das Lesevergnügen.

Liebe Freunde des OSM,

noch immer ist es richtig fremdartig, gewissermaßen „ins Blaue hinein“ zu schreiben, weil ich die Blogartikel ja „auf Halde“ pro­duziere, bis ich mutmaßlich im September 2021 wieder mit der Veröffentlichung beginnen kann. Dann, so steht zu hoffen, habe ich ein wenig den Kopf frei zum Durchatmen, was mir derzeit noch nicht möglich ist.

In einer bizarren Weise erweist sich der monatelange Stillstand der Öffentlichkeit durch die Schutzmaßnahmen während der Co­rona-Pandemie als eine Form von sehr willkommener Entschleu­nigung. Das sagte ich vermutlich schon einmal. Zwar grassiert mit der „Delta-Variante“ schon die nächste biologische Zeitbom­benfurcht – sehr berechtigt, möchte ich meinen – , aber es gibt durchaus Licht am Ende des Tunnels.

Inwiefern? Nun, insofern, als ich der Ansicht bin, dass die Schutzimpfungen uns zumindest für eine Weile gegen den ärgs­ten Schrecken von COVID-19 immunisieren werden. Erfreuli­cherweise habe ich jetzt meine Impftermine auch erhalten (der erste ist am 5. Juli, also in vier Tagen, der zweite am 16. Au­gust). Bis diese Blogartikel erscheinen werdet ihr also wissen, wie ich diese Impfung überstanden habe. … Und zwar deshalb, weil es einige Blogartikel gibt, die vor der Nr. 447 noch ge­schrieben werden müssen und deshalb notwendig vor diesen Zeilen von eurem hungrigen Auge schmökernd verschlungen werden können.

Doch kommen wir zu den kreativen Dingen, an denen ich im zu­rückliegenden Monat Juni 2021 gearbeitet habe, buchstäblich bis zur letzten Minute (30. Juni, Mitternacht). Gleichwohl fällt die Ernte eher mager aus. Das hat verschiedene Gründe.

Zum einen habe ich vergleichsweise viel gelesen – ein ausdrü­cklicher Lesetipp an dieser Stelle: „Lotus House“ von Audrey Carlan, wer auf romantische Liebesgeschichten mit jeder Menge heißem Sex steht. Bislang habe ich fünf von sieben Romanen verschlungen und rezensiert, die anderen beiden kommen auch noch. Und natürlich beizeiten in den Rezensions-Blog.

Der zweite Grund für die magere Ausbeute dieses Monats liegt darin begründet, dass ich an vielem weiterschrieb oder mit der Digitalisierung begann, sie aber nicht vollenden konnte. Ihr kennt die so genannten „Klammerwerke“, davon findet ihr un­ten jede Menge.

In der Quintessenz war es schlicht so, dass ich unter der Woche so groggy war, dass an kreative Action nur noch in höchst be­schränktem Ausmaß zu denken war. Während mir die Augen zu­fielen, konnte kaum etwas Eigenständiges entstehen, und selbst mit den Digitalisierungsarbeiten kam ich nur schleppend von der Stelle.

Aber schauen wir uns das doch mal gemeinsam an:

Blogartikel 443: Work in Progress, Part 102

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

12Neu 114: Kriegsschauplatz Koopen

Anmerkung: Wer an dieser Stelle – berechtigt – Band 113 ver­misst … der kommt weiter unten, weil ich dann erst später mit dieser Episode fortfuhr. Sie wurden letzten Endes aber in der richtigen Reihenfolge digitalisiert.

(DSj 57: Göttliche Erkenntnisse)

Anmerkung: Das ist immer noch ein schwieriger Band. Ich brau­che dafür etwas mehr Ruhe am Stück, das wird in nächster Zu­kunft schwierig sein. Vermutlich ist das also noch wenigstens ein, zwei Monate eine Baustelle. Aber eine höchst beeindru­ckende. Man erfährt, woher die Baumeister stammen, wie die Namen der Sieben Lichtmächte lauten und sehr vieles mehr, von dem das meiste noch deutlich schockierender ist. Ich freue mich sehr darauf, das schreiben zu können … aber da muss der passende Moment kommen, damit die inneren Bilder hinrei­chend strömen können …

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“)

12Neu 115: Blutgericht in Koopen

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“)

(DSj 64: Gestrandet auf Plattform 1944)

Anmerkung: Auch an dieser Episode kam ich ein gutes Stück voran und konnte im Anschluss auch gleich noch weitere Vor­schautitel etablieren, was ich – in dieser Serie – seit Jahren nicht gemacht hatte. Wer das für ein positives Zeichen hält, ist ganz bei mir.

Aber Bingo!

(DSj 58: MASKEN und Siegelterror)

Anmerkung: Ja, das ist ein neuer Band, der bislang noch nicht auf dem Radar zugegen war – schlicht, weil ich ihn bis dahin nicht begonnen hatte zu schreiben. Zwar kam ich nicht wirklich allzu weit, aber es freute mich, nach über 10 Realjahren mal wieder das Schicksal eines anderen Mannes in einer Krisenlage zu berichten. Und es geht da ja noch weiter …

(Freundschaftsbande – Archipel-Story)

Anmerkung: Dieses Weiterarbeiten kam eher durch einen Zufall zustande. Ich las eine alte Archipel-Story nach, weil ich in dem obigen Fragment geschmökert hatte, und jählings erwachte der (kurzfristige) Plan, diese und eine weitere Story endlich mal zu vollenden. Hat noch nicht geklappt.

Geduld, Freunde, Geduld.

(Archipel-Chronologie)

(12Neu 116: Sturm an der Peripherie)

(12Neu 117: Die Rache der Baumeister)

(12Neu 118: Der Koordinator und der Helfer)

(12Neu 119: Der Rettungsanker)

(12Neu 120: Zwischen Feinden)

(DM 54: Der Vergeltungskonvoi)

12Neu 113: Die Planetenzünder

Anmerkung: Da isser, Band 113, wie oben angekündigt.

(DSj 51: Krise in der Südsee)

Blogartikel 440: Close Up: Der OSM im Detail (29)

(12Neu 121: Das Domizil der Macht)

(Die Paradies-Falle – Erotic Empire-Novelle)

Kämpfer gegen den Tod, Teil 1 – OSM-Roman

Kämpfer gegen den Tod, Teil 2 – OSM-Roman

Anmerkung: Das ist, wie „Kontrollverlust“ jüngst, wieder ein Etappenroman für BWA, beginnend mit der Nummer 458 (Au­gust 2021). Dummerweise ist das alles schon Schnee von vor­gestern, wenn ihr diese Zeilen lest. Seufz.

(Die Tiefenwächter – OSM-Story)

(E-Book BdC 2 – Gestrandet in Bytharg)

Anmerkung: Ja, ich schreibe durchaus dann und wann an E-Books weiter. Es geht alles sehr schleppend voran, aber das E-Book-Programm ist nicht vergessen, versprochen!

(Ein Alptraum namens Koloron – OSM-Novelle)

(12Neu 122: Blick in die silberne Hölle)

Anmerkung: Wenn man bedenkt, dass diese Serie insgesamt 128 Episoden hat, ist deutlich erkennbar, wie weit die Arbeit daran gediehen ist. Mit Band 123 beginnt der Finale-Sechsteiler der Serie, und dann – mutmaßlich so in etwa drei Monaten – dürfte ich auch diese Baustelle gescheit abgeschlossen haben. Mann, wie ich mich darauf freue, das könnt ihr euch kaum den­ken … immerhin habe ich die BdC-Serie im Mai 1993 abge­schlossen. Mal sehen, ob mich im Anschluss gleich wieder der Drang überfällt, ein weiteres Seriendigitalisat anzufangen. Mög­licherweise nimmt dann aber auch wieder die Zahl an frischen OSM-Werken zu, mal schauen.

13Neu 10: Gehirn-Parasiten

(Die automatische Stadt – OSM-Story)

(Die Kolonie Saigon II – Erotic Empire-Roman)

(13Neu 10A: Gehirn-Parasiten)

Und damit war der Monat dann auch schon wieder Vergangen­heit… ihr mögt ein langes Gesicht ziehen, da nur 8 von den 23 Werken oben gelistet sind … aber die anderen Werke gehören eben nicht zu denen, die hier auftauchen. Drei Kontinua (OSM, Archipel, Erotic Empire) sind nun wirklich genug, die Rezensio­nen, Non-OSM-Werkabschriften, Artikel und Rezensions-Blogs sowie weitere Digitalisate tun hier nichts weiter zur Sache.

Einerlei – solange die Zuwachszahlen zweistellig bleiben, bin ich in so anstrengenden Zeiten völlig zufrieden. Und wie ich mich jetzt im vor uns liegenden Hitzemonat Juli schlage, das müssen wir mal sehen. In vier Wochen sind wir alle schlauer.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 340: Tod im Lesesaal

Posted Februar 22nd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

viele Zeitgenossen des Alltags pflegen in die Ferne zu schwei­fen, wenn sie Abenteuer und Aufregung suchen, zumeist in Ur­laubslocations exotischer Natur … gut, heutzutage in Corona-Zeiten fällt das schwer, aber davor und, so Gott will, auch da­nach, wird das sicher wieder Usus sein. Dabei ist es doch auch in diesem Fall so wie oft: das Gute oder in diesem Fall das Schreckliche liegt bisweilen überraschend nah.

So verhält es sich auch mit diesem heute vermutlich nahezu un­bekannten kleinen Bändchen, das auch nur durch einen un­wahrscheinlichen Zufall in meinen Besitz kam (siehe unten). Der Roman, der sich sehr an lokale Realitäten anlehnt, spielt im klei­nen, beschaulichen Wolfenbüttel, das im Zweiten Weltkrieg so stiefmütterlich behandelt und vom Bombenterror verschont blieb, dass gerade mal am Ortsrand ein paar verirrte Granaten einschlugen.

Auch die Herzog August Bibliothek, der Hauptschauplatz des Geschehens, erscheint eher bieder und schlicht, dem klassi­schen Topos entsprechend, dass Bibliotheken in ihrer Funktiona­lität unscheinbare Institutionen sind und meist nur dann in den Blick geraten, wenn sie katastrophisch entgleisen (man denke da nur an den Brand der Anna Amalia Bibliothek in Weimar vor vielen Jahren).1

Aber wie ich schon vor über sechzehn Jahren in der Rezension schrieb: „Der Tod kennt kein Tabu“, und so findet man denn sei­tens der Kriminalisten unvermittelt eine Leiche im Lesesaal, und erschossen worden ist das Opfer auch noch.

Und dann geht die Story los:

Tod im Lesesaal

von Rolf Buchholz

Eigenverlag

Braunschweig 1991

148 Seiten, TB

Mit Illustrationen von Ulli Kleinfeld

Der Tod kennt kein Tabu. Er schleicht sich überall ein, selbst in die ehrwürdigen Mauern der Herzog August Bibliothek (HAB) in Wolfenbüttel, und ehe man sich versieht, sitzt ein Toter im Lese­saal.

Die Kriminalkommissare Winckelmann und Keller, beide mit dem Leben auf Kriegsfuß stehend, beginnen am 23. April 1990 mit ihren Recherchen. Während Winckelmann von seiner Le­bensgefährtin verlassen wird und sich mit Darmproblemen her­umschlägt, sucht Keller sein Beziehungsglück in der HAB. Beide stellen bald fest, dass sie mit dem Mordfall ebenso zu kämpfen haben und letztlich einem kniffligen Rätsel auf der Spur sind:

Der Tote heißt O’Connor, Denis O’Connor. Er ist Brite, Archivar der Stadt Southampton und eigentlich Shakespeare-Forscher. Er wird in der Bibliothek erschossen, während er ein Manuskript von Johann Joachim Eschenburg2 studiert. Es gibt weder ein Ein­schussloch in den Fensterscheiben der Bibliothek noch ein er­kennbares Motiv, den 50jährigen Briten ausgerechnet an sei­nem Geburtstag zu ermorden.

Aber es ist einwandfrei Mord: ein abgebrochener Streichholz in der Sicherheitstür des Lesesaals beweist, dass der Täter sich in der Bibliothek sehr gut auskannte. Damit ist der Verdacht für Winckelmann naheliegend – der Mörder ist jemand aus der Bi­bliothek selbst oder jemand, der oft hier war. Und jemand, der O’Connor gut gekannt haben muss. So gut, dass er Grund für den Mord hatte.

Doch was genau ist das Motiv? Wer mag der Täter sein?

Die Bibliothekarin Grävemeyer, die am Morgen Aufsicht hat (und nichts mitbekommen haben will), ist verdächtig, da sie viel von O’Connors literarischen Fähigkeiten gehalten hat und sich ihm auch erotisch annähern wollte. Hat er sie zurückgewiesen und sie ihn deshalb getötet?

Was ist mit der zweiten Frau in O’Connors Leben, der Frau Ja­gner? Sie ist schwer erschüttert über seinen Tod, doch ist das vielleicht geschauspielert? Und nun scheint sie ihr Herz für den eigentlich eher unattraktiven Kommissar entdeckt zu haben.

Oder wie ist es mit dem EDV-Spezialisten Birnbaum, der vor­gibt, O’Connor nicht gekannt zu haben, aber später einräumen muss, dass er mit ihm einen Streit gehabt hat, in dessen Verlauf das ganze Haus via Lautstärke davon erfuhr?

Wie steht es mit dem Bibliotheksdirektor Howald? Oder mit dem undurchsichtigen Schröder, dessen Buchanforderung an­geblich die Grävemeyer aus dem Lesesaal fortrief, so dass der Mord möglich wurde? Und dann ist da noch die Frau an der In­formation, die mit Begeisterung Agatha Christie („Der Tote in der Bibliothek“!) liest und auf die Frage danach, ob sie den Mör­der schon kenne, deutlich verstört reagiert?

Und dann ist da diese Auskunft aus Southampton, die O’Con­nors Background aufhellt – seine Herkunft aus armen Verhältnis­sen, seine Probleme mit den staatlichen Organen, vielleicht sei­ne Nähe zu sozialistischen Idealen. Ist der Mord eine politisch motivierte Tat gewesen? Das raffinierte Werk eines Auftragskil­lers?

Je tiefer Winckelmann und sein Dressman Keller (der deshalb dennoch nicht viel mehr Erfolg bei Frauen hat) in die ihnen denkbar fremde Materie des 18. Jahrhunderts eindringen, um ein Motiv zu finden, desto verwirrender wird die Sachlage – auf einmal geht es um Multitalente, Verleger und wortgewaltige Briefkorrespondenten, es geht um Moses Mendelssohn und Les­sing und, ja, um Eschenburg und das Eschenburg-Projekt.

Verschollene Originalbriefe, gefälschte Abschriften, ein geheim­nisvolles Manuskript, das eine Verbindung mit Shakespeare her­stellt, legt plötzlich nahe, dass das Motiv vielleicht doch im rein wissenschaftlichen Sektor zu suchen ist statt im Feld der zwi­schenmenschlichen Beziehungen. Nur: wie beweist man einem eiskalten Mörder, dass er ein Verbrecher ist, wenn alle Beweis­stücke vernichtet worden sind …? Wie überführt man ihn? Die Lösung des Falles steht auf der Kippe.

Es ist schon mitunter erstaunlich, auf welche verblüffenden Din­ge man durch schieren Zufall stößt. So war es meine Chefin, Frau Professor Dr. Eva Engel-Holland3, die mir dieses Buch zu­gänglich machte, und der Grund war alles andere als nahelie­gend:

Der Verfasser Rolf Buchholz war vor vielen Jahren Mitarbeiter am Moses-Mendelssohn-Projekt und kannte von daher die Ört­lichkeiten in Wolfenbüttel wirklich bestens. Er schenkte diesen Romanerstling seiner damaligen Chefin 1991, und sie grub ihn aus, weil sie meine Neugierde für verschiedenste Arten von Ro­manen kannte. In Anbetracht der Kenntnis, die Buchholz über die Literatur des 18. Jahrhunderts an den Tag legt – auch der Name des Kriminalkommissars Winckelmann ist natürlich eine Anspielung auf den Winckelmann des 18. Jahrhunderts, ebenso mag Keller eine ähnliche Anspielung sein – ist es beeindru­ckend, wie geradlinig und doch lange Zeit undurchsichtig er sei­nen Stoff darbietet und verschiedenste Verdachtsmomente auf­baut.

Wären nicht zwischen einst und heute fast 15 Jahre vergangen und zahlreiche Personen nicht mehr in der HAB angestellt, so könnte man sich neugierig auf die Suche nach den „Vorbildern“ machen. Eine ist sofort evident, wenn man ein bisschen genau­er schaut: die „kleine, weißhaarige Frau mit der flüsternden Stimme“ ist eindeutig Frau Professor Dr. Engel selbst, auch wenn sie hier „Frau Löwe“ genannt wird. Der kenntnisreiche Le­ser schmunzelt.

Man mag am Ende ein wenig enttäuscht davon sein, dass der spannendste Handlungsstrang – der nämlich einer komplexen Intrige innerhalb der HAB – nicht umgesetzt wird, richtig ent­täuscht wird der Leser durch die Lösung aber nicht. Einzig är­gerlich sind die ausgesprochen vielen Schreibfehler im Manu­skript (ein Schnitt von drei Fehlern je Manuskriptseite ist nor­mal). Hier wäre Herrn Buchholz ein gründliches Lektorat hilf­reich gewesen. Die (möglicherweise fiktiven) Kommentare im „Off“, die von der „Sunday Times“, dem „Spectator“ und dem „Daily Mirror“ stammen, können darüber nicht hinwegtäuschen.

Alles in allem sonst jedoch ein faszinierendes Buch, dem man insbesondere in der Region mehr Leser wünschen würde. Heut­zutage ist es fraglos nur noch antiquarisch zu erhalten.

© 2005 by Uwe Lammers

Wie gesagt, das war eine vergnügliche Erfahrung, den Ort, an dem ich gerade selbst wissenschaftlicher Mitarbeiter war, als Schauplatz eines Romans zu entdecken, den ich eben las … das passiert wirklich nicht allzu häufig. Hat einiges Vergnügen berei­tet, soviel steht fest.

In der nächsten Woche reisen wir dagegen wieder in die Verei­nigten Staaten und kümmern uns weiter um Gideon Cross und seine Geliebte …

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu Uwe Jochum: Vernichten durch Verwalten. Der bibliothekarische Umgang mit Büchern, in: Mona Körte und Cornelia Ortlieb (Hg.): Verbergen. Überschreiben. Zerrei­ßen, Berlin 2007, S. 106-119.

2 Lehrer am Braunschweiger Collegium Carolinum (1743 – 1820), der Vorgängereinrich­tung der Herzoglichen Technischen Hochschule.

3 Anmerkung von 2021: Sie war damals schon sehr betagt und ist inzwischen seit eini­gen Jahren verstorben.

Liebe Freunde des OSM,

oje, es ist so lange her durch die eingetretene monatelange Pu­blikationspause des Blogs, dass ich jetzt (13. September 2021) erst mal überlegen muss, wie lange das her sein wird, bis ich diesen Artikel veröffentlichen kann. Ursprünglich sollte der Vor­gänger-Beitrag zu diesem hier, Blogartikel 436, am 11. Juli 2021 erscheinen. Da aber zum aktuellen Schreibzeitpunkt dieser Zei­len gerade mal der Blogartikel 423 erschienen ist, muss ich ein­fach anders rechnen.

Wenn ich den früheren Publikationstakt wieder aufnehmen und durchhalten kann – das ist durchaus nicht gesagt – , dann heißt das, dass 10 Wochen vor diesem Text der „Annalen“-Artikel XLII erschienen ist. Sagen wir also der Einfachheit halber, es sei jetzt vor 10 Wochen passiert.

Immer noch herrscht die Corona-Pandemie, auch wenn die Ver­hältnisse sich in Europa ein wenig entspannt haben. Bis diese Zeilen vor euren Augen auftauchen, könnte sich das schon wie­der sehr geändert haben. Ich versuche aber, wie bei den Rezen­sions-Blogs, hier einfach einen kleinen Anschein von Normalität zu vermitteln.

Wieder mal bin ich in einer beruflichen Neuorientierungssituati­on. Mein befristeter Arbeitsvertrag ist Ende August ausgelaufen, Nachfolgebeschäftigung noch nicht in Sicht. Im April 2017, mit dem ich meine Darstellung heute fortsetzen möchte, sah das noch anders aus. Damals befand ich mich mitten in einer Voll­zeit-Beschäftigung, die ich sowohl als sehr bereichernd als auch als außerordentlich fordernd erlebte. Vermutlich war ich einfach das normale Arbeiten nicht mehr so gewohnt … begreiflich in ei­ner Situation wie meiner: seit inzwischen mehr als 15 Jahren von einer befristeten Stelle zur nächsten hüpfend ohne Chance auf Kontinuität, immerzu unterbrochen durch Phasen der Ar­beitslosigkeit und Bedürftigkeit … schön und stabilisierend ist wirklich etwas anderes.

Nun, dennoch gab es in geringem Maße die Möglichkeit, weiter­hin kreativ tätig zu sein. Zwar gelang es mir im April 2017, 27 Werke abzuschließen, aber die Majorität darunter waren, erwar­tungsgemäß, Blogartikel und zahlreiche Rezensionen.

In den Bereich der „Annalen“ fiel allerdings am 3. April „Das winzige Mysterium“, eine kleine Geschichte, die mehr an eine Art von romantischem Märchen erinnert und inzwischen auch schon veröffentlicht ist … eine seltsame Geschichte über ein unglaublich energiereiches Artefakt mit ungeheurer Durch­schlagskraft – eine winzige Träne aus Goldkristall … mit einer eingeprägten Botschaft.

Außerdem kümmerte ich mich weiter um die Formatierung des OSM-Romans „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“, indem ich Teil 11 für die BWA-Publikation fertig stellte. Aber sonst …? Fehlanzeige.

Im Mai sank die Geschichtenrate auf 19 Werke ab. Darunter 4 Blogartikel und 11 Rezensionen sowie ein Nachruf. Ein wirklich schlechter Monat für die „Annalen“. Sicherlich, wie auch schon im April kam ich an der Abschrift des Romans „DER CLOG­GATH-KONFLIKT“ voran, aber sonst gelang nur die eine oder andere kommentierte Episodenabschrift.

Der Monat Juni sah auf den ersten Blick besser aus: 22 fertige Werke. Der Detailblick ist wie meist ernüchternder: 7 Blogarti­kel. 9 Rezensionen. Da bleibt nicht viel Spielraum für die „Anna­len“, nicht wahr? Und recht habt ihr damit – Ich konnte diesbe­züglich die kommentierte Abschrift von „Kämpfer gegen den Tod“ fertigstellen, die zwischen September und Oktober 2021 in 4 Folgen im Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) er­schienen ist (ich muss immer daran denken, dass diese Zeilen Monate später erscheinen … auch wenn aktuell gerade mal der erste Teil des Romans abgedruckt wurde, das ist mitunter ziem­lich verwirrend).

Ebenfalls in diesem Monat, einen Tag später, um exakt zu sein, schloss ich eine weitere kommentierte Storyabschrift aus dem OSM ab: „Die magische Waffe“, die auf furchtbare Weise im magisch verwüsteten Raum von Irland in KONFLIKT 13 spielt, also der Serie „Oki Stanwer Horror“, die ich seit 2018 in E-Book-Form im Rahmen der Serie „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ (CK) umarbeite. Und nein, diese Geschichte wird in absehbarer Zeit noch nicht publiziert werden … dafür müssen erst noch zwei oder drei CK-E-Books erscheinen, das ist noch eine ganze Weile hin.

Die Teile 12 und 13 der „Alten Armee“ wurden für BWA forma­tiert, und gegen Monatsende strebte ich dann eine weitere Ab­schrift einer alten „Annalen“-Geschichte an: „Der Herr der Schwarzen Berge“, die vor sehr langer Zeit schon mal im Fan­dom erschienen ist. Davon sollte es auch endlich ein Digitalisat geben. Aber zu dessen Fertigstellung kam ich in diesem Monat definitiv noch nicht.

Obwohl ich also in diesem zweiten Quartal 2017 auf insgesamt 144 fertig gestellte Geschichten und Rezensionen sowie Blogar­tikel, Fanzineredaktionen, Nachrufe usw. kam, überwogen doch bei weitem Rezensionen und Blogartikel sowie kommentierte OSM-Episodenabschriften. Wirklich vom Fleck, was die Abfas­sung neuer Geschichten anging, kam ich indes kaum. Meine Ar­beitsenergie ließ zunehmend nach.

In den nächsten beiden Monaten sollte das nicht besser werden. Das waren dann die letzten beiden Projektmonate, in denen ich zunehmend auf dem Zahnfleisch ging, und das merkte man auch an meinem kreativen Output deutlich. Das zeige ich euch beim nächsten Mal.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 339: Blümchen, Sex und Peitsche

Posted Februar 16th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Komödien sind feinsinnige Gesellschaftsstücke, die in der Regel allgemeine Charakterzüge von Menschen ins Absurde überdre­hen und Protagonisten aufeinanderprallen lassen, die dadurch regelmäßig chaotische Verwirrungen produzieren … wenn man dies als die Grundcharakteristika klassischer Komödien ansehen kann, würde ich sagen, haben wir hiermit ein wirklich gelunge­nes Beispiel dergleichen vorliegen.

Als ich den Roman vor inzwischen über zwei Jahren las, ahnte ich nichts von den drei unzufriedenen Ehefrauen und dem alko­holischen Zwangs-Gelage im Pfarrhaus, das aus einer kleinen Lesegruppe eine abenteuerlustige Meute machen sollte, und ich konnte mir schon gar nicht vorstellen, dass das alles von E. L. James‘ Erotikbestseller „Fifty Shades of Grey“ initiiert werden sollte. Nun, ich sollte dazu lernen, und zwar sehr schnell, wäh­rend ich bei der Lektüre des vorliegenden Bandes aus dem Ge­kicher nicht mehr recht herauskam.

Das ist immer ein gutes Zeichen und selten dazu.

Ich meine, filmisch bin ich eher nicht so der Komödientyp, aber das hier … also, das hatte was, das ist unleugbar. Wer sich von dem martialisch klingenden, aber durch und durch ironisch ge­meinten Titel nicht allzu schnell ins Bockshorn jagen lässt, sollte sich dieses Lesevergnügen echt nicht entgehen lassen.

Worum genau geht es? Schaut einfach mal weiter:

Blümchen, Sex und Peitsche

von Iska Lavin

Bastei 16873

224 Seiten, TB (2013)

ISBN 978-3-404-17873-6

Das Buch wird kontrovers diskutiert. Die einen stürzen sich be­gierig auf die Abenteuer der jungfräulichen Anastasia Steele und ihres dominanten, sexuell erfahrenen und sadistischen Liebhabers Christian Grey. Andere finden das Buch sexistisch, es erniedrige Frauen, glorifiziere sexistische Gewalt und sei in seiner Ausformung einfach nur grotesk. Zumeist handelt es sich bei letzteren Einschätzungen allerdings um Aussagen von Men­schen, die das Werk höchstens in Auszügen, in Form von partei­ischen Rezensionen oder Ausschnitten der Verfilmung einschät­zen.

Kurz nach dem Erscheinen des Buches setzt aber interessanter­weise auch auf belletristischer Ebene eine Auseinandersetzung mit dem Werk ein, und das vielleicht vergnüglichste Resultat dieser Entwicklung stellt der vorliegende Roman dar. Denn in der Tat geht alles mit „Shades of Grey“-Band 1 los und eskaliert schließlich ins völlige Chaos, wo kein Auge trocken, keine Person ungeschoren und quasi kein Stein mehr auf dem anderen bleibt.

Und dabei fängt doch so harmlos an …

Elsa, Imogen und Jasmin sind drei Frauen in unterschiedlichem Lebensalter, die sich anfangs nicht mal persönlich kennen und unter normalen Umständen auch nie kennen gelernt hätten. Zu verschieden sind ihre Leben: Elsa (50) führt mit ihrem Mann Al­bert (Berti) eine Firma, die sich auf Erotikartikel spezialisiert hat. Sie hat mit ihrem Berti zwei inzwischen erwachsene Söhne groß gezogen und ist mit dem Leben im Kern total zufrieden. Okay, es nervt sie, dass Berti ständig mit seinem engsten Freund Hei­ner durch die Lande gurkt und Vögel beobachtet. Aber wenn er wieder daheim ist, ist der gemeinsame Sex immer noch große Klasse.

Dennoch beginnt sie sich schließlich zu langweilen und ent­scheidet sich dafür, wenn Berti schon ständig was für sich un­ternimmt, sich selbst auch mal was zu gönnen. Aber was soll das sein? Spontan fällt ihr ein, dass sie ja einen Aufruf in die Zeitung setzen könnte, um einen Frauen-Lesekreis zu bilden. Das ist ganz unverfänglich und sicherlich eine schöne Abwechs­lung für das ständige Managen der Firma.

Sie hat keine Ahnung, dass sie die Zündschnur an ein Pulverfass legt, das jede Menge Leben binnen kürzester Zeit entgleisen lassen wird, ihr eigenes ausdrücklich eingeschlossen. Auch der Leser kann sich das nicht vorstellen.

Imogen (39) ist eine vor langer Zeit aus Ostdeutschland in den Westen übersiedelte, inzwischen ziemlich gereizte Finanzamts­beamtin. Unglücklich verheiratet mit „ihrem Ralle“ hat sie sich in einem frustrierenden Leben eingerichtet und erträgt mühsam die ständigen herablassenden Ossi-Scherze ihres Bürokollegen Kjell, der offensichtlich mit einer tollen Frau verheiratet ist, ob­wohl er einfach nach überhaupt gar nichts aussieht. Das Leben kann schon echt total ungerecht sein. Hat das nicht mehr zu bieten? Als sie Elsas Anzeige liest, denkt sie, dass vielleicht ein wenig Abwechslung nicht schaden kann. Aber große Hoffnungen hat sie nicht. Sie meldet sich bei Elsa.

Damit beginnt auch ihr Leben zu entgleisen (was natürlich we­der Elsa noch sie ahnen).

Und dann ist da noch die Studentin Jasmin (26), die unglücklich in den Cafébesitzer Benedikt verschossen ist und bei ihren zag­haften Annäherungsversuchen so ziemlich alles falsch macht, was man nur falsch machen kann. Zum einen unterläuft ihr in einem stockenden Gespräch der Fehler, dass sie ihn als stillos bezeichnet, und dann rutscht ihr versehentlich auch noch her­aus, sie fände sein Café so schön plüschig, wie es Schwule ein­richteten … woraufhin er eingeschnappt ist und sie am Boden zerstört. Hat sie ihn echt gerade als stillos und schwul bezeich­net? Das wollte sie doch gar nicht sagen, sondern ihm eigent­lich eher ein Kompliment machen …

Gott, sie kann aber auch wirklich gar nicht so mit Männern um­gehen! Alles geht den Bach runter, und niemand wird sich je­mals für sie interessieren, schon gar nicht der Mann, den sie so gern näher kennen lernen würde und soeben tödlich beleidigt hat … in der Stimmung findet Jasmin dann Elsas Anzeige und entschließt sich dazu, eher aus einem Versehen heraus, an der Leserunde teilzunehmen. Natürlich wird sie angenommen, denn eine Leserunde sollte ja mindestens aus drei Personen beste­hen, sonst wäre es ja keine Runde. Und aus reinem Pflichtbe­wusstsein geht Jasmin hin, auch wenn sie mit Literatur nun so gar nichts am Hut hat. Und sowieso ganz andere Sorgen (siehe oben).

Vielleicht ist diese spontane Fehlentscheidung Schicksal. So sieht es nachher jedenfalls aus.

Am Anfang wirkt das völlig anders. Im Pfarrhaus, wo Elsa diesen Lesekreis organisiert, versucht die intellektuelle Elsa ihren bei­den grundverschiedenen Mitstreiterinnen zunächst das Buch „Jane Eyre“ schmackhaft zu machen. Es stößt nur auf bedingt Gegenliebe. Imogen favorisiert eher Thriller. „Aber ohne Mes­ser!“, besteht Jasmin, die meint, danach sonst nicht mehr schla­fen zu können.

Damit scheiden Thriller also auch aus.

Auch der zweite Buchtipp, der dann von Imogen kommt und den unprosaischen Titel „Trittbelastung an Seen und Weihern im östlichen Landkreis Ravensburg“ trägt (ernsthaft!), kann sich nicht in der Runde durchsetzen. Aus einer gewissen Frustration heraus wählt Elsa anschließend ein Buch, das man ihr zur Lektü­re empfohlen hat, das sie aber noch nicht lesen konnte: „Sha­des of Grey“.

Damit fängt das Verhängnis an.

Während Elsa, die sich in dem Sex-Business beruflich ja aus­kennt, von der Geschichte durchaus schnell fasziniert ist, sind sich ihre Mitstreiterinnen nicht ganz so sicher, und das steigert sich alsbald zu einem handfesten Zerwürfnis, das den Lesekreis nach dem zweiten Treffen sprengen würde … tja, wenn denn die Tür des Gemeindesaales wieder aufgehen würde. Tut sie aber nicht. Der schwerhörige Pfarrer hat sie offenbar ahnungslos ein­geschlossen. Die Handys sind auf dem Flur und unerreichbar, und der Gemeindesaal liegt im zweiten Stock und geht zum menschenleeren Hof hinaus.

Dumm gelaufen.

In der Küche gibt es aber wenigstens noch vom Gemeindefest kalt gestellten Sekt und Knabberzeug. So eingesperrt und ratlos beginnen die drei Frauen ein eher ungeplantes Gelage und wer­den, während sie sich immer mehr besaufen, zu besten Freun­dinnen, die einander die Herzen ausschütten.

Imogen klagt über ihren biestigen Kollegen Kjell und über ihr unbefriedigendes Dasein, über ihren verschollenen, treulosen Jugendfreund René, der ihr ewige Liebe geschworen habe und dann spurlos verschwunden sei. Nur „Ralle“ sei ein Lichtblick. Vielleicht habe sie es also ja eigentlich nicht völlig schlecht.

Jasmin, die eigentlich keinen Alkohol trinkt, aber heftig dem Sekt zuspricht, plappert über ihre Sehnsucht nach Benedikt.

Elsa wünscht sich, endlich mal Firma Firma sein lassen zu kön­nen, um beispielsweise auf dem Hamburger Kiez „mal richtig die Sau rauszulassen“. Und da sie mit Abstand die trinkfesteste von ihnen ist und von Natur aus gern Pläne macht, entschließt sie, einen Schlachtplan zu entwickeln, mit dessen Hilfe sie alle drei zu ihrem Glück kommen sollen.

So werden aus drei grundverschiedenen Frauen Verschworene.

Und dann geht alles schief, und zwar auf die aberwitzigste Wei­se, die man sich nur vorstellen kann. Darin spielen zentrale wei­tere Rollen: Imogens Arbeitskollege Kjell. Jasmins Schwarm Be­nedikt und dessen Großmutter. Bertis bester Freund Heiner und dessen Ehefrau Monika (stets Monique genannt) sowie deren Tochter Caroline. Und dann sind da auch noch der prügelnde Paartherapeut Tizian und Herr Sternchen (und weitere) …

Ja, Sternchen sieht man am Ende dann auch, und die Lachmus­keln schmerzen … denn je weiter sich die Geschichte entwi­ckelt, desto grotesker wird sie. Sicherlich wird, wie in jeder gu­ten Komödie, der Wahrscheinlichkeit Gewalt angetan, und wie in Theaterstücken tauchen die unpassenden Figuren zu den unglü­cklichsten Gelegenheiten auf dem Schauplatz auf … aber es macht einfach einen wahnsinnigen Spaß, das zu lesen. Zu ent­decken, wie durch die Lektüre eines skandalösen Bestsellers und eines ungeplanten Zwangs-Sekt-Gelages im Pfarrhaus die Leben aller beteiligten Personen gründlich entgleisen und jede Menge empfindliches Porzellan zerschlagen wird … das ist so abenteuerlich wie lesenswert.

Ich habe ja sonst nicht viel für Komödien übrig, weder im Film noch im Buch, aber das hier war eine sehr kurzweilige, muntere Abwechslung zu meinen sonstigen Lesestoffen. Entgegen dem etwas marktschreierischen Titel ist darin weniger Sex enthalten, als man glauben könnte, und noch weniger Sadomaso-Kram, dafür unglaublich viel Humor. Ich würde also vermuten, die Au­torin hat „Shades of Grey“ definitiv richtig gelesen und insbe­sondere den darin verborgenen Humor, der mir die Lektüre sehr angenehm machte (und von den meisten vorurteilsbehafteten, ahnungslosen Kritikern einfach übersehen wird), solide adap­tiert.

Ein wirkliches Lesevergnügen, sehr zu empfehlen.

© 2019 by Uwe Lammers

Abenteuer mal auf völlig andere Art und Weise – ich hoffe, ich konnte neugierig auf das Werk machen, es lohnt sich unbedingt als Training für die Lachmuskeln.

Auch im nächsten Band bleiben wir im Hier und Jetzt und an ei­nem Ort, an dem sich Dinge ereignen, die man dort eigentlich nicht erwartet, nämlich Mord in einer Bibliothek. Wann, wo und wie? Nun, das erfahrt ihr in der nächsten Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 445: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 30

Posted Februar 13th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist wirklich lange her für mich, dass ich den letzten Beitrag dieser Reihe schrieb … und noch viel länger für euch, dass ihr ihn lesen konntet. Das ist zum einen der seltsamen Corona-Zeit geschuldet, zum anderen natürlich der Tatsache meiner Blog-Publikationspause seit Mitte April 2021, was erst im September 2021 endete.

Wenn aber die übliche Taktfrequenz von zwei Blogartikeln pro Woche (sonntags der Wochen-Blog, mittwochs der Rezensions-Blog) wieder stabilisiert werden kann, wovon ich zurzeit ausge­he, dann solltet ihr ebenfalls rasch wieder hereinfinden. Zu­nächst also noch mal die Basics der aktuellen Close Up-Hand­lung des KONFLIKTS 15, die verworren genug ist:

Es sieht schlecht aus für das Sternenreich der Menschheit, das in zahlreiche Teilstaaten zersplittert ist. Auf der einen Seite überrollen Aktionen der Dämonen von TOTAM und ihrer Scher­gen die Menschenwelten, zum anderen haben die PSI-Intelligen­zen aus dem Spiralarm III mit ihren Weltraumsporen begonnen, ebenfalls fanatisch Menschen in pflanzliche Lebensformen um­zuwandeln oder ganz auszulöschen.

Zuletzt ist auf dem Planeten Beteigeuze IV der Versuch des Dä­mons Zomar konterkariert worden, ihn zu einer Basis für auto­nome Machtentfaltung zu werden. Aus dem Hyperraum sickerte die „Seelen-Armee“ ein und verwandelte Zomars Sieg in eine Niederlage. Auch der einschreitende Erste Dämon von TOTAM, Morosk, konnte in Anbetracht der Verhältnisse – Beteigeuze ver­wandelt sich in das Zentrum einer instabilen Raumzone – nichts mehr retten. Sowohl er als auch Pater Joseph Ghastor und das BUCH gingen in der Raumzone verloren, Zomar gelang knapp die Flucht.

Nun sitzen Klivies Kleines, Thor Gordenbeyl und die Seelen-Ar­mee hier fest, und ihr Untergang scheint nahe zu sein.

Oki Stanwer hat derweil auf der verwüsteten Zentralwelt den Dämon Mor und den WÄCHTER getroffen und ersteren schwä­chen und in die Flucht schlagen können. Doch der WÄCHTER hat Oki, der in der Maske des verstorbenen Milliardärs Eon Seg­gar mit seiner Raumyacht FRATERNITÉ unterwegs ist, um die Menschheit auf seine Seite zu ziehen, eine furchtbare Hiobsbot­schaft ausgerichtet.

Die PSI-Intelligenzen aus dem Spiralarm III, früher Verbündete des okischen Imperiums, haben einen Irrläufer manipuliert und auf Kollisionskurs mit der Erde gebracht. Um sie von dieser Wahnsinnstat abzubringen, muss er in den Spiralarm III fliegen – und kann daher Thor auf Beteigeuze IV nicht retten …

Episode 41: Die dritte Aufgabe

(1983, digitalisiert 2004)

Oki Stanwer ist mit seiner Besatzung von Oki-Robotern unter­wegs ins Reich der PSI-Intelligenzen, die zwischenzeitlich schon New Port Royal komplett übernommen haben. Damit hat das Menschenreich der Stardust-Flibustiers (SDF) aufgehört zu exis­tieren. Aber das ist erst der Anfang. Im Machtbereich der PSI-In­telligenzen, mehr als 65.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, wird eine gigantische Sporen-Streitmacht gesammelt, die in die Millionen Einheiten geht. Sie sollen nach dem Erstschlag gegen die Erde alle terranisch besiedelten Welten attackieren.

Oki bleibt also nicht viel Zeit. Und es gibt noch mehr Probleme.

Die Okis erkennen nach seinem Bericht über die Ereignisse der verwüsteten und entvölkerten Zentralwelt der Kleinis, dass die Urheber ein robotisches Volk ist, die so genannten All-Hüter, die einstmals ebenfalls Verbündete des okischen Imperiums waren und offensichtlich der Kontrolle entlaufen sind. Den Bund mit ih­nen wieder herzustellen, ist die so genannte „vierte Aufgabe“, die „dritte Aufgabe“ besteht in der Reaktivierung des Alten Bundes mit den Zartans.

Die einzige Chance, das drohende Verhängnis aufzuhalten, ist laut dem Oki-Kommandanten Egar ein Ruf zu den Waffen. Auf dem Medoplaneten OKISTAN, auf dem Oki Stanwer schon ein­mal gewesen ist, befindet sich ein Supersender – mit seiner Hil­fe sollen große Flottenkontingente der Okis aktivierbar sein, die irgendwo im Halo um die Milchstraße im deaktivierten Zustand seit Jahrtausenden treiben … aber Oki kennt die Position von OKISTAN nicht, sie ist logischerweise auch nicht in den Spei­chern seines Schiffes, und ein Rückflug nach M3 ist aus strategi­schen und zeitlichen Gründen nicht machbar.

Die FRATERNITÉ erreicht das Sechs-Sonnen-System der PSI-In­telligenzen im Spiralarm III und kann unter einem Ortungsschutz eine 30 Roboter starke Truppe auf der Dschungelwelt absetzen, auf der die PSI-Intelligenzen residieren.

Der Irrläufer ist aber schon auf Todeskurs …

Episode 42: Im Spiralarm

(1983, digitalisiert 2004)

Fortsetzung des Oki Stanwer-Handlungsstranges: Oki ist mit sei­nem 30 Mann starken Trupp Okis auf der Dschungelwelt der PSI-Intelligenzen gelandet, während selbige noch nach dem getarn­ten Schiff FRATERNITÉ fahnden. Da sich im System inzwischen mehrere hundert Millionen kosmische Sporen aufhalten, die man als hochpotente biologische Kampfschiffe verstehen kann, befinden sich die Okis in akuter Lebensgefahr.

Eine andere Gefahr beschwört Oki Stanwer unabsichtlich her­auf: die PSI-Intelligenzen haben den Planeten mit einem engma­schigen Netz psionischer Energie umgeben, um das Leben ex­trem zu stimulieren – dummerweise aktiviert dies Oki Stanwers Parafähigkeiten, und der eintretende Effekt ist dem des furcht­baren „Traumnebels“ TOTAMS extrem ähnlich.

Als Oki Stanwer von seinen schrecklichen Erinnerungen, na­mentlich an seine Auseinandersetzungen mit den Dienern TO­TAMS, beeinflusst wird, materialisieren daraus Totenköpfe und schließlich auch ein Doppel des Dämons Morosk von TOTAM, der Oki Stanwer zum Zweikampf fordert … das Chaos beginnt auf der Welt der PSI-Intelligenzen zu wüten, und ein Oki nach dem nächsten wird ausgelöscht, neben zahllosen Lebensformen, die den Planeten real bevölkern.

Gegen die Traumgeschöpfe kann niemand etwas ausrichten, und Oki hat die Natur der Gefahr noch nicht erkannt und hält speziell die Totenköpfe und Morosk für absolut real … was ihn leicht das Leben kosten kann.

Episode 43: Auf Todeskurs

(1983, digitalisiert 2004)

Fortsetzung der Handlung im Spiralarm III: Oki Stanwer hat den PSI-Sturm entfesselt, der die vier PSI-Intelligenzen in einen Lähmzustand versetzte. Derweil gewinnen die Alptraumge­schöpfe aus Okis Erinnerung immer mehr Substanz und schal­ten alle 30 Okis aus seiner Begleitung final aus.

Erst im buchstäblich allerletzten Moment erkennt Oki durch ei­nen bizarren Zufall, wie er dem finalen Verhängnis entgehen kann … aber durch die angerichteten Schäden ringsum begreift er anschließend, wie knapp er selbst dem Tode entronnen ist.

Nun ist Eile angesagt – er konfrontiert die vier PSI-Intelligenzen, die Carni Moras, Carni Gelos, Carni Loolans und Carni Diris mit dem dringenden Wunsch, den Alten Bund zu erneuern. Auf­grund der angerichteten Verwüstungen und der so eher unab­sichtlich demonstrierten Machtfülle ist den PSI-Intelligenzen sei­ne Authentizität klar geworden.

Als er ultimativ fordert, der Irrläufer solle aufgehalten werden, muss er zu seinem Schrecken erfahren, dass der PSI-Sturm die Verbindung dorthin unterbrochen hat … aber er nimmt jählings die panischen Gedanken des Dämons Mor von TOTAM wahr, der nach Terra zurück geflohen ist … und diese Gedanken, die sich um einen in die Atmosphäre eindringenden Himmelskörper dre­hen, verstummen abrupt.

Der Irrläufer hat sein Ziel erreicht – Terra – und offensichtlich vernichtet!

Zwar kann der „Neue Bund“ mit den Zartans und den PSI-Intelli­genzen geschlossen werden, aber der Preis dafür, findet Oki Stanwer, ist auf grässliche Weise zu hoch. Er ist zu Recht verbit­tert. Der Untergang der Erde beraubt die Menschheit eines wichtigen Identifikationsfokus, den er für die Wiedervereinigung der Menschenreiche gebraucht hätte. Und diese Wiedervereini­gung ist elementar, um der Bedrohung durch TOTAM und seine Truppen ein starkes Bollwerk entgegenzusetzen.

Es ist offenkundig, dass das „Unternehmen Rückkehr“ in der Maske des Milliardärs Eon Seggar nun wichtiger denn je ist. Aber es gibt noch ein weiteres Problem: die aktivierten Parakräf­te des Okikaisers müssen geschult werden, damit sie keine Ge­fahr mehr darstellen und weitere PSI-Stürme ausgeschlossen werden können.

Doch die einzige Person, die diese Schulung durchführen könn­te, ist ein Helfer von der Zentralwelt, und die ist bekanntlich entvölkert worden. Woher also einen lebenden Kleini nehmen? Oder muss er stattdessen vielleicht eine Zeitmaschine suchen …?

Episode 44: Funkspruch für Oki Stanwer

(1983, digitalisiert 2002)1

Oki Stanwer verwünscht sich, dass das Unternehmen im Spiral­arm III solch ein Desaster geworden ist. Ja, er hat die PSI-Intelli­genzen als Verbündete gewonnen, aber 30 Okis und die Erde dabei verloren … nun will er schnellstmöglich in die von Men­schen besiedelten Regionen der Milchstraße zurückkehren, um wenigstens noch Thor auf Beteigeuze zu retten.

Doch auch das ist ihm nicht vergönnt: denn auf einer okischen Geheimfunkfrequenz erreicht ihn ein Funkspruch, der der Hand­lung eine völlig neue Richtung gibt.

Der Funkspruch kommt vom Planeten Garos, auf dem Oki einst, aus der Galaxis Zoran kommend, gestrandet war. Dort, wo er mit Thor in die Gefangenschaft TOTAMS geriet … er hat schon lange nicht mehr an diese Welt gedacht. Doch nun ruft ihn zu seiner großen Freude und Überraschung ein alter Bekannter: der hünenhafte Riesenroboter X-1110, der RÄCHER, der damals im Sumpf versank (vgl. dazu den Anfang des KONFLIKTS 15).

Seine Worte sind elektrisierend: Ein Dämon von TOTAM will auf Garos eine Armee von Superkriegern erschaffen, und dieses Ziel scheint zu gelingen. Er soll also schnellstens nach Garos eilen, um das zu verhindern.

Was Oki noch nicht ahnt, ist dies: Der Roboter X-1110 ist das einzige Bindeglied, das ihn zu seiner einstigen Hauptbastion führen kann – zum Okiplaneten, dessen Kommandointelligenz BURTSON, angeblich ein Helfer des Lichts ist (vgl. dazu Bd. 40).2

Während der RÄCHER auf dem Planeten von Dienern des Dä­mons Gormus beim Funken unterbrochen und attackiert wird, von Skeletten mit Flammenpeitschen, taucht im System der Sonne Panat‘Son, um die Garos kreist, noch ein weiterer Teil­nehmer mit seinen Schiffen auf: Der Verräter-Dämon Zomar, der gerade noch von Beteigeuze IV entkommen ist und nun das Ziel hat, Gormus zu berauben …

Episode 45: Rückkehr nach Garos

(1983, digitalisiert 2002)

Zweiter Teil der Garos-Trilogie: Oki Stanwers Schiff erreicht das Panat‘Son-System, aus dem der Oki-Roboter RÄCHER einen Hil­feruf geschickt hat. Hier trifft er, während der RÄCHER mit Gor­mus‘ Schattenreitern und ihren Flammenpeitschen zu kämpfen hat, mit den fünf Schlachtschiffen des Dämons Zomar zusam­men … und wird jählings überrascht, als dieser ihn identifiziert und anfunkt.

Zur allgemeinen Verwirrung schlägt Zomar Oki Stanwer einen Pakt vor – er will sich von TOTAM lösen und führt gewisserma­ßen seinen Privatkrieg gegen die Macht des Bösen. Ohne dass Oki das ahnt, ist dies nun leichter als zuvor, weil der Erste Dä­mon Morosk und das BUCH nach dem Debakel über Beteigeuze IV verschollen sind.

Noch schlimmer: Oki Stanwer schlägt ein und verbündet sich mit Zomar! Dessen Schiffe landen auf dem Planeten und begin­nen damit, Gormus‘ Dienerwesen, Schattenkrieger und Zombies aus der entvölkerten Menschensiedlung Gordon Hill, niederzu­metzeln und TOTAM-Kristallvorräte zu stehlen.

Oki trifft unterdessen in den Ruinen von Gordon Hill den arg lä­dierten RÄCHER wieder, der gleichwohl noch funktionsfähig ist. Der vierarmige Riesenroboter, der – wie Oki nun unschwer er­kennt – eindeutig dem Matrixkoordinator nachempfunden wur­de, fordert ihn auf, seine Parafähigkeiten einzusetzen, um Gor­mus und seine magischen Waffensysteme auszuschalten. Den besorgten Einwand, Oki könne diese Kräfte nicht kontrollieren, ignoriert der sture Roboter.

Und dann brechen Zomars Totenköpfe jäh ihre Aktivitäten ab und flüchten mit ihrer Beute aus dem System. Grund dafür ist das endgültige Erwachen des Dämons Gormus und einer magi­schen Superwaffe, der so genannten „Fünffach-Kraft“, der sie nichts entgegenzusetzen haben.

Nun droht ein direkter Kampf zwischen ihnen und Oki Stanwer …

Ihr merkt, es geht sehr dramatisch weiter in der Handlung. Wird Oki Stanwer die drohende Auseinandersetzung für sich ent­scheiden können? Was geschieht mit Klivies Kleines, der Seelen-Armee und Thor Gordenbeyl? Wie geht es mit dem „Unterneh­men Rückkehr“ weiter?

Mehr dazu erfahrt ihr im der nächsten Folge dieser Artikelreihe.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Und wer sich da jetzt wundert und sehr genau aufgepasst hat … nein, das ist kein Schreibfehler. Die Episoden 44-46 habe ich tatsächlich vorzeitig digitalisiert. Der Grund ist darin zu sehen, dass ich diese Episodentexte brauchte, um den damals in Ar­beit befindlichen 12. Roman zum KONFLIKT 15, also „Rückkehr nach Garos“ inhaltlich zu unterfüttern. Leider habe ich daran seit 1998 nicht mehr weitergearbeitet, und ehe ich das tun kann, müssen erst mal die vorhandenen 11 Romanskripte digitalisiert wer­den, was gut 1.300 Seiten entspricht … wie ihr spürt, nicht eben etwas, was ich kur­zerhand übers Knie brechen könnte.

2 Bedauerlicherweise habe ich damals diese Handlungsfährte nicht weiter verfolgt. Das wäre ein atemberaubendes Setting geworden. Stattdessen weise ich an dieser Stelle mal darauf hin, dass ich im KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“, die 35 Mil­liarden Handlungsjahre später spielt, den Okiplaneten und BURTSON wieder ins Spiel brachte und eine direkte Brücke zum obigen KONFLIKT 15 schlug. Beizeiten erzähle ich davon gern mehr, aber hier und heute würden die zum vollkommenen Verständnis dessen erforderlichen Angaben zu weit vom aktuellen Handlungsstrom wegführen.

Rezensions-Blog 338: Medizin für Melancholie

Posted Februar 9th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es gibt Autoren, deren Werke ich immer wieder gern lese, und manchmal muss man sie dann leider portionieren, entweder, weil sie grundsätzlich nur wenig geschrieben haben und man sie dann wie edle Kostbarkeiten rationieren sollte, um das Ver­gnügen nicht gar zu schnell zu beenden … oder aber sie weilen nicht mehr unter uns, und damit ist dann ihr Textkorpus final be­grenzt. Manches Mal ist auch beides der Fall.

Als ich vor über zehn Jahren diese Rezension verfasste, weilte Ray Bradbury noch unter den Lebenden, sodass Hoffnung auf „Nachschub“ bestand. Heute müssen wir uns von dieser Erwar­tung verabschieden, allenfalls können aus seinem Nachlass noch Geschichten zutage treten, wie das beispielsweise viele Jahre lang im Fall J. R. R. Tolkien passierte.

Doch verlassen wir diesen eher melancholisch stimmenden Ge­danken und kommen zum vorliegenden Buch, das vergnügli­cherweise auch die Melancholie, also die Schwermütigkeit, im Titel trägt. Ich fand es damals schwierig, eine Auswahl der Ge­schichten zu treffen, zu denen es zweckmäßig war, etwas zu sa­gen. Am Ende entschied ich mich für sieben von 22 – was nicht bedeutet, dass die anderen schlecht oder nicht erwähnenswert wären, aber ich wollte die Rezension nicht über Gebühr aufblä­hen, dies zum einen, und zum anderen soll es ja auch für je­manden, der das Buch nicht kennt, noch ein paar schöne Über­raschungen geben.

Natürlich sind die Geschichten durch die Bank schon sehr alt und, wie etwa schon am Beispiel der „Mars-Chroniken“ gezeigt, astrophysikalisch in vielfacher Hinsicht angestaubt. Ihrem stilistischen Reiz tut das aber nur wenig Abbruch. Wenn man sich auf das literarische Abenteuer Ray Bradbury einlässt, haben diese Kurzgeschichten nach wie vor ihren Reiz, von den Thematiken manchmal ganz zu schweigen.

Drum zögere ich nicht, wiederholt zu konstatieren, dass Bradbu­ry und seine Werke eine Entdeckung wert sind, ungeachtet ihres Alters.

Nicht überzeugt? Dann schaut mal weiter:

Medizin für Melancholie

(OT: A Medicine for Melancholy)

von Ray Bradbury

Heyne 3267

München 1980 (4. Auflage)

192 Seiten, TB (antiquarisch)

Übersetzt von Margarete Bormann

Manche Werke werden nicht alt, sie reifen vielmehr wie gut ge­kelterter und sorgsam gelagerter Wein, der Jahrhunderte über­dauern kann, und sie tun dies aufgrund ihrer inneren Qualitäten, die sie zeitlos machen. Und es gibt Autoren, die sich allein durch ihre Resistenz gegenüber dem Zeitgeist behaupten, den Widerstand gegen den Druck des Mainstreams, der fast alle Au­toren nivelliert und die Zeitlosigkeit ihres Werks aufweicht und zersetzt wie ein resistenter Mikroorganismus. Solche Autoren und Werke zu entdecken, ist für jeden Rezensenten mit einem Minimum an Stilgefühl eine köstliche Offenbarung.

Ray Bradbury ist ein solcher Autor.

Medizin für Melancholie“ ist ein derartiges Werk, das ich – in gewissem Sinne wenigstens – zeitlos nennen möchte, ein ver­gessenes Kleinod, dem auch dreißig Jahre vergangener Zeit seit der Übersetzung nichts anzuhaben vermochten. Und schon da­mals datierten die ältesten Geschichten dieser Anthologie zu­rück ins Jahr 1948 (!), so dass sie bis heute mehr als ein Men­schenalter auf dem Buckel haben. Braucht es noch mehr Bewei­se für ihre Zeitlosigkeit? Wohlan, dann folgt mir in das Abenteu­er dieses Buches, das 22 hinreißende, höchst unterschiedliche Geschichten beinhaltet. Schauen wir uns ein paar genauer an.

Zur warmen Jahreszeit“ beleuchtet einen Nachmittag der Tou­risten George und Alice Smith, die in Biarritz die Zeit am Strand verbringen. George ist nicht ganz bei der Sache – er ist kunst­vernarrt und muss immerzu an Picasso denken, an seine Gemäl­de, die (damals) wenigstens 5000 Dollar kosteten. Er sehnt sich so sehr danach, und dann, als der Strand sich schon leert, macht er auf einmal eine unglaubliche Entdeckung von bittersü­ßer Faszination, die ihn Demut lehrt …

Der Drache“ versetzt uns ins Jahr 900 auf ein verlassenes, kal­tes Moor. Zwei Ritter, von denen der eine zutiefst fatalistisch ist und sich keinerlei Chancen ausrechnet, warten darauf, eine Hel­dentat zu vollbringen – einen mörderischen Drachen zu erlegen, der das Land verwüstet und bislang noch jeden Recken ins Jen­seits beförderte. Und dann taucht das Ungeheuer auf und der Kampf beginnt … ein Kampf, der buchstäblich die Jahrhunderte umspannt …!

Die Stadt, in der niemand ausstieg“, ist eine Stadt, die irgend­wo im amerikanischen Mittelwesten liegen könnte, eine Ortschaft, wie man sie immer wieder einmal sieht: ein Ort, dessen Namen man sogleich vergisst, wo der Zug zwar hält, aber nie­mals jemand aussteigt. Ist es nicht unwichtig, was in solchen Orten vor sich geht? Nehmen wir „Rampart Junction“. Der Ich-Erzähler ist eigentlich auf dem Weg nach Los Angeles, aber er hat Zeit. Und er gibt – scheinbar – dem ziellosen Impuls nach, in diesem Ort auszusteigen, in dem er niemanden kennt. Und, seltsam genug, es gibt gleichwohl jemanden, der auf ihn wartet. Und ihn fortan mit einem finsteren Ziel verfolgt …

Der Duft der Sarsaparilla“ ist der Geruch der Vergangenheit. Mr. William Finch ist sich dessen ganz sicher, und er ist auch überzeugt von dem Gedanken, dass Dachkammern Zeitmaschi­nen sind. Sie müssen es schon allein deswegen sein, weil sich in ihnen allerlei alter Krempel sammelt, das Strandgut eines lan­gen Lebens, und nun, wo sich sein altes Leben allmählich dem Ende nähert, da steht er drei Tage lang morgens und nachmit­tags unbeweglich in der zugigen, dunklen Dachkammer und wartet darauf, dass sich die Tür in seine Vergangenheit wieder öffnet, in die Zeit vor vierzig Jahren. Nur seine Frau Cora will nichts davon wissen …

Sie waren dunkelhäutig und goldäugig“, so wird es wenigstens von den alten Marsianern erzählt, den Bewohnern jener alten Gebirgsstädte auf dem uralten Planeten Mars, wo nur noch die verlassenen Kanäle und die leeren Paläste von ihrem Glanz und ihrer Vergangenheit erzählen. So jedenfalls empfinden es die Kolonisten von der Erde. So denkt sich das auch Harry Bittering, immer erfüllt von der Sehnsucht nach der Erde.

Doch auf der Erde beginnt ein Krieg, und die Raumschifflinien zum Mars brechen in sich zusammen. Da beschließt Harry, sein eigenes Raumschiff zu bauen, um zurückzukehren, denn un­heimliche Dinge ereignen sich auf dem Mars: die Früchte ihrer Ernten haben die falschen Farben, die falschen Geschmäcker, dann verändert sich die Farbe der Augen der Kolonisten … und das ist alles nur der Anfang …

Die Mäuse“ ist nicht etwa eine Fabel, wie man des Titels wegen denken könnte, sondern sie handelt von sehr eigenartigen Men­schen – einem älteren mexikanischen Arbeiterehepaar, das seit drei Jahren zur Miete in einem Haus wohnt und nach und nach den Argwohn der Vermieter erregt. Die Wohnung ist immerzu dunkel. Die Leute haben kein Radio, keinen Fernseher, kein Tele­fon, sie haben keine Zeitung und Zeitschrift abonniert. Zum Gruß lächeln sie nur und laufen davon, manchmal rufen sie auch den Vermietern zu: „Sie sind verrückt! Verrückt!“ Abson­derliche Menschen … aber was genau verbergen sie in den vier Wänden ihres Heims für seltsame Geheimnisse …?

Das Erdbeerfenster“ ist eine weitere Geschichte, die auf dem Mars spielt, diesmal aber ganz anders als die letzte. Wieder sie­deln Menschen dort, aber nun geht es um etwas anderes. Sechs Monate lang ist die kleine Familie nun auf dem Mars, aber die Ehefrau Carrie kann und kann sich nicht eingewöhnen. Da fasst der Ehemann eines Tages einen extremen Entschluss, um alles gründlich zu verändern …

22 wundersame, bisweilen wirklich bestechende, manchmal be­unruhigende Erzählungen präsentiert uns Ray Bradbury in die­sem Buch, das einen Schaffenszeitraum von 12 Jahren abdeckt. Wie auch in der Anthologie „Geh nicht zu Fuß durch stille Stra­ßen“1 erweist sich Bradbury als ein Meister seines Faches im Be­reich der Kurzgeschichte, wobei ergänzend gesagt werden soll­te, dass er auch in den längeren Erzählungen durchweg zu bril­lieren versteht. Nicht zuletzt sind „Der wunderbare Eiskrem-An­zug“ und „Sie waren dunkelhäutig und goldäugig“ mit 25 und 16 Seiten die längsten Geschichten, und sie zählen zum Besten, was die Anthologie zu bieten hat.

Man sollte natürlich, namentlich im Bereich der mit Raumfahrt und dem Mars verknüpften Geschichten berücksichtigen, dass Bradbury nicht von der naturwissenschaftlichen Seite her­kommt. Sein Mars beispielsweise ist der klassisch verklärte Mars der „Mars-Chroniken“, und die Existenz künstlich geschaf­fener Marskanäle (Schiaparelli lässt grüßen) und das Vorhan­densein einer uralten, ersterbenden oder schon abgestorbenen (humanoiden) Marskultur ist dort gängiger Topos, wie beispiels­weise früher auch in Erzählungen von Edgar Rice Burroughs. Das heutige Bild, das uns „Mars Express“, „Spirit“ oder „Oppor­tunity“ von der wahren Marsoberfläche zeichnen, muss man also vergessen können, um in Bradburys Marsgeschichten ein­zutauchen.

Doch bleibe ich dabei, es lohnt sich allein schon der stilistischen Brillanz wegen, diese alten Geschichten und Bradbury als Schriftsteller neu zu entdecken. Da der 1920 geborene Bradbu­ry noch immer am Leben und als Schriftsteller aktiv ist, hält sein Schaffensdrang unaufhaltsam an.2 Im Gegensatz zu vielen an­deren Autoren, deren Werk banal oder im Laufe der Jahre schal wird, ist Bradbury stets für eine Überraschung gut, und manche seiner Werke prägen sich dem Leser wirklich über viele Jahre tief ein.3 Das ist in meinen Augen ein höchst wirksames Quali­tätskriterium.

Sucht nach Bradbury, Leute! Er lohnt sich!

© 2010 by Uwe Lammers

Tja, es macht einfach Spaß, mal wieder einen solchen Klassiker der Science Fiction-Literatur zur Abwechslung zum zeitgenössi­schen Lesefutter hier einzubringen. Es gibt noch mehr davon, beizeiten.

In der kommenden Woche wandeln wir auf amüsant-bizarre Weise auf den Pfaden eines Erotik-Bestsellers der Gegenwart, und daraus entwickelt sich eine abenteuerliche Geschichte, die das Leben mehrere Menschen gründlich durchschüttelt. Wer Nä­heres erfahren möchte, sollte in sieben Tagen wieder hier her­einschauen. Ich glaube, das wird ganz witzig.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu Ray Bradbury: „Geh nicht zu Fuß durch stille Straßen“, Heyne 3292 (1980), auch diese Anthologie enthält 22 Kurzgeschichten von höchst faszinierender Brillanz.

2 Nachtrag aus dem Jahr 2021: Das ist, wie oben erwähnt, leider überholt.

3 So werde ich beispielsweise aus der in Fußnote 1 erwähnten Anthologie die unglaubli­chen Geschichten „Das Nebelhorn“, „Die Früchte ganz unten in der Schale“, „Ferner Don­ner“ und „Die Wiese“ wohl kaum jemals vergessen, auch wenn ich sie seit 20 Jahren nicht mehr gelesen habe …