Rezensions-Blog 137: Illuminatus! Band 3 – Leviathan

Posted November 8th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

tja, es gibt gut durchdachte Zyklen, ob nun phantastisch oder nicht, und es gibt solche, die es dann nicht so wirklich sind. Unter die guten rechne ich beispiels­weise Diana Gabaldons phantastisch süffig lesbaren Highland-Zyklus um Claire Randall… pardon, ich meine natürlich Claire Beauchamp Randall Fraser, um der Wahrheit die Ehre zu geben.1 Die Trilogie von Wilson und Shea hingegen ist, um beim Thema zu bleiben, am Anfang wild und abgefahren, in der Mitte ziemlich schräg und bizarr… und jetzt, im Schlussband, da geht ihr dann die Luft ziemlich drastisch aus.

Es ist bedauerlich, das sagen zu müssen, und vielleicht liegt diese Ansicht allein im Belieben des anspruchsvollen Rezensenten. Möglicherweise habe ich einfach zu wenig Input, was Kabbalistik, Mystizismus, Esoterik allgemein und Freimau­rerei im Speziellen angeht, so dass mir wesentliche Anspielungen verborgen blieben. Das ist ja beispielsweise fast so gewesen, als ich Umberto Ecos phantastisch lesbaren Roman „Das Foucaultsche Pendel“ vor vielen Jahren ver­schlang (nein, leider habe ich davon keine Rezension gemacht, und um das nachzuholen, müsste ich das Buch erneut lesen… das kann dauern, ihr kennt sicherlich den SUB, den Stapel ungelesener Bücher… der ist bei mir wirklich ganz enorm).

Gleichwohl, mein Fazit ist, dass der vorliegende Zyklus zum Ende hin doch stark an Fahrt, Plausibilität und innerer Stringenz nachgelassen hat und man viel­leicht als Leser sogar ganz froh ist, „dieses wirre Garn“ hinter sich zu lassen. Das wäre möglicherweise etwas arg hart geurteilt, immerhin ist der Zyklus im Gan­zen ein interessantes Experiment gewesen. Aber dass er eines gewissen konse­quenten roten Fadens entbehrt, lässt sich kaum bestreiten.

Ihr meint, ich machte zu viel Vorrede? Also schön, dann kommen wir doch bes­ser zur Sache. Auf ins letzte Gefecht der Illuminaten… oder so ähnlich:

Illuminatus!

Band 3: Leviathan

(Illuminatus! – Leviathan)

von Robert Anton Wilson & Robert Shea

Kailash, Hugendubel 2002

286 Seiten

Erstausgabe: 1978

Übersetzt von Udo Berger

So, Jungs, Rüstung angeschnallt, Acid eingeworfen, Gitarren gestimmt und auf zum letzten Gefecht Gut gegen Böse! Wer noch nicht geschnallt hat, worum’s geht, hat eh längst aufgegeben. Drum gleich ans Eingemachte:

Wir erinnern uns, dass die bösen Illuminaten dabei sind, der Menschheit den endgültigen Stoß zu versetzen. Sie wollen dies vermittels unterschiedlicher Ver­schwörungen schaffen, die etwa mit dem Eiland Fernando Poo zu tun haben oder mit einer hochtoxischen Substanz Anthrax Leprosy Pi (ALP) beziehungswei­se einem monströsen deutschen Woodstock-Imitat an den Ufern des Toten­kopf-Sees bei Ingolstadt.

Während erstere beiden Komponenten sich im Laufe des zweiten und zu Beginn dieses Romans als Tarnmanöver entpuppen, die nichtsdestotrotz für reichlich Wirbel sorgen und letzten Endes auch den Präsidenten der Vereinigten Staaten das Leben kosten, hat es das unverfängliche Rockfestival ziemlich in sich: ein Festival, das auf einem gewaltigen, mit Stacheldraht eingezäunten Areal statt­findet, in das Wachttürme eingelassen sind („Die Deutschen kennen sich mit solcher Organisation aus…“), zu toben beginnt.

Hier kommt es nun zur finalen Schlacht zwischen dem verbrecherischen (?) Ge­nius Hagbard und seinen Begleitern, es tauchen SS-Zombietruppen auf, Adolf Hitler himself und so einiges andere. Und schließlich wird Hagbard mitsamt sei­nem Unterseeboot LEIF ERIKSON doch tatsächlich mit dem heimlichen Herr­scher der Welt konfrontiert – mit dem monströsen Leviathan…

Puh, und damit war der Trip dann aus, Leute. Interessanterweise 170 Seiten vor dem Schluss des Buches. Ich bin der Meinung, dort hätten die Autoren aufhören sollen, denn der letzte Abschnitt ist eigentlich eher geeignet, jede Menge Ver­wirrung und Konfusion zu erzeugen denn wirkliche Aufklärung zu schaffen. Die eher launigen 80 Seiten (!) Anhänge bringen die Geschichte auch nicht so rich­tig weiter und vermitteln mehr den Eindruck, die Seiten hätten noch dringend mit wirren Quasi-Fakten gefüllt werden müssen.

Anstatt wirklich etwas Beeindruckendes, Überraschendes an den Schluss zu stellen, was den Leser vor Fassungslosigkeit aus den Socken hebt, versumpft es eigentlich. Der dritte Band trägt einen Verlegenheitstitel (was Besseres als „Le­viathan“ fiel ihnen wohl nicht ein), der Titel des 10. Abschnittes – „Der zehnte Trip, oder Malkuth – Lebewohl Planet Erde“ – ist bombastisch und völlig unzu­treffend.

Der Zyklus ist also beeindruckend, abgefahren, wild und spannend zu lesen, aber definitiv nicht bis zum Schluss durchdacht. Vermutlich hat zum Ende hin die Wirkung der Joints nachgelassen. Schade.

© 2004 by Uwe Lammers

Wie bereits einleitend erwähnt… die hochgespannten Erwartungen ließen sich zum Ende hin nicht mehr wirklich aufrechterhalten. Das soll uns aber alle nicht davon abhalten, weiterhin mehrteilige Romanzyklen zu schmökern und hier vorzustellen. Ich habe da noch ein paar interessante Rezensionspakete in petto, das nächste davon wird am 29. November im Rezensions-Blog 140 starten, also in drei Wochen. Aber welcher Zyklus das dann sein wird, möchte ich heuer noch nicht verraten.

In der kommenden Woche machen wir einen der seltenen Ausflüge ins Genre der Fantasy, das sich in diesem Fall mit den historischen Abenteuergeschichten vermischt. Der Name des Autors ist dabei Programm: Robert E. Howard. Nä­heres erfahrt ihr in der kommenden Woche.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Für die Neugierigen nachzulesen in den Rezensions-Blogs 50, 55 und 60. Die weiteren Romane ihres Zyklus werden beizeiten besprochen werden.

Liebe Freunde des OSM,

das Jahr 2008 zählt, wie ich schon verschiedentlich andeutete, nicht wirklich zu den kreativstärksten meines Lebens. Ich war im vergangenen Abschnitt dieser Artikelreihe (Blogartikel 235, erschienen am 3. September 2017) bis Anfang Au­gust 2008 gekommen und berichte nun weiter, was ich hier an OSM-Projekten Aus den Annalen der Ewigkeit fertigstellen konnte oder zumindest weiter bear­beitete.

Während ich an der BWA-Jubiläumsausgabe 300 und der Nachfolgenummer 301 werkelte, die eine Menge Zeit verschlangen, wurde viel meiner sonstigen Zeit aufgesogen von einer Novelle – ich halte es heute eher für einen Roman – aus dem Bereich des Erotic Empire. „Saskia bei den Nomaden“ könnte theore­tisch auch in den Tundrengebieten der Erde spielen… wenn es die Churrit gäbe, mächtige Tundrenbewohner, Zwergmammuts nicht unähnlich. Beizeiten erzähle ich euch vielleicht mal mehr hierzu.

Abgesehen von Band 54 der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ (NK), also die jüngst schon erwähnte gigantische Abschlussepisode des HANKSTEYN-Zy­klus, „Tödliche Entscheidung“, kam ich in diesem Monat im OSM wirklich gar nicht weiter, sondern kaprizierte mich auf diverse Archipel-Fragmente. Man merkt es unter anderem daran, dass ich in diesem Monat den 4. Ordner des Ro­mans „Rhondas Reifejahre“ vollendete, womit dieses Werk immerhin schon auf beeindruckende 1.600 Seiten kam. Ich spürte aber, dass ich noch lange nicht am Ende war, und das entsprach auch der Realität.

Im September hielt mich mehrheitlich ebenfalls der Archipel fest in seinen Klau­en, aber immerhin konnte ich an folgenden Fragmenten des OSM weiterschrei­ben: „Der Ewigkeitssender“, „Quadrantenleben“ und „Die Tänzer der Wahr­scheinlichkeit“. Zu mehr reichte es nicht.

Die Archipelschwemme hatte einen akzelerierenden Effekt: Im Oktober tauchte aus meiner Phantasie ein weiteres Handlungsstück des Archipels auf, das an­fangs zögerlich wuchs, sich schließlich aber noch sehr beschleunigen sollte: „Antaganashs Abenteuer“, anfangs (natürlich) mal wieder als Story eingestuft.

Ansonsten, was die Annalen angeht: Fehlanzeige in diesem Monat.

Der November zeigte zumindest insofern ein Einsehen, als ich nach zahlreichen Archipel-Geschichten, an denen ich arbeitete, nun auch konzentriert wieder nach offenen OSM-Episoden schaute. So spähte ich probehalber in KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) hinein, dann in KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH).

Außerdem, und das entzückte mich dann nicht wenig, entstand am 15. Novem­ber ein neuer Hintergrundtext mit dem Titel „Die Transmitter-Frage“. Ausgelöst durch eine briefliche Diskussion mit einem Brieffreund – herzlichen Dank, lieber Martin! – , sinnierte ich über das gigantische Transmitternetz der Baumeister in verschiedenen OSM-Universen, über seinen Ursprung und seine ursächliche Be­stimmung sowie seine Auswirkungen auf TOTAM… und da gab es gar gruselige Dinge zu entdecken. Beizeiten mache ich euch den Text mal zugänglich, dann können wir gemeinsam gruseln.

Auch KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) beschäftigte mich nun – vermutlich angeleitet von dem eben erwähnten Hintergrundtext, der ja auch KONFLIKT 4 einbezieht. Und ebenfalls um Transmitter, Troohns und Baumeister ging es in den Episoden des KONFLIKTS 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM), in die ich auch etwas Zeit in diesem Monat investierte. Hinzu kam eine Stippvisi­te in dem OSM-Fragment „Die Wandlung“.

Im Dezember 2008 überarbeitete ich die Story „Wächter wider Willen“, die seither schon verschiedentlich in Fanzines publiziert worden ist und zu der ich nichts weiter sage. Und ich konzentrierte mich nach der schlussendlichen Fer­tigstellung der DM-Episode 50 „TOTAMS Direktive“ auf die Schaffung weiterer Episoden dieser Serie. Außerdem entstand am 21. Dezember mit „Die Optimie­rungsfabrik“ eine weitere OSM-Story als Fragment, die im chaotischen und ge­fährlichen KONFLIKT 19 spielt. Sie steht in enger Verbindung mit der Story „Die Intervention“, letztere ist heutzutage fertig. Das kann man von der eben ge­nannten noch nicht sagen.

Nun, damit war das Jahr vorbei, das auf insgesamt 87 fertige Werke zurückbli­cken konnte, von denen nur recht wenige autonome OSM-Werke sind, leider. Ein klarer Grund, warum das so bescheiden blieb, ist in der Tatsache zu sehen, dass ich seit dem 1. November wieder gut arbeitstechnisch eingespannt war und im Landeskirchlichen Archiv ordentlich zu tun hatte. Die Recherchen für das Jubiläum des „Hauses Hessenkopf“ sollten mich noch bis Sommer 2009 in Atem halten.

Anfang Januar 2009 sah die Entwicklung erst mal besser aus. Ich feilte an „Ian und der Stein der Götter“ und einem Hintergrundtext, der „Die kontrollierte Il­lusion“ heißen sollte. Ich grübelte über eine „OSM-Anthologie 2009“ nach, die nie erschien, und der OSM spülte mich in KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL), wo ich Ordnung in das Gewirr des so genannten „Ayk-Netzes“ bringen wollte. Beizeiten kann ich davon berichten, hier würde das jetzt nur aufhalten.

Ich machte weitere Stippvisiten in anderen Universen, so in KONFLIKT 17 „Dro­hung aus dem All“ zwecks kommentierter Abschrift, ebenfalls in KONFLIKT 22 „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“ (DSf) und KONFLIKT 19. Die Abschrift einer ul­trakurzen (und nahezu vollkommen kryptischen oder ganz trivialen) OSM-Story mit dem Titel „Ein Wunder in der Wüste“ gelang. Ansonsten investierte ich in diesem und in den nächsten Monaten unglaublich viel Energie in ein Archipel-Gesamtglossar. Dies erforderte, dass zunächst die Archipel-Geschichten jeweils ein Glossar bekommen mussten, um sie dann anschließend im Gesamtglossar zusammenzufügen.

Viel Arbeit? Oh ja, verdammt viel sogar. Es gab inzwischen Dutzende von Kurz­geschichten und einige atemberaubend lange Romane, und keine von ihnen war bislang hinreichend glossarisch erfasst… ihr merkt, starke Ablenkung vom OSM, leider.

Im Monat Februar 2009 erblickten nicht weniger als fünf solche Storyglossare das Licht der Welt. Auch kümmerte ich mich um die Weiterarbeit des Archipel-Romans „Abenteuer im Archipel“. Für den OSM schrieb ich weiter an „In der Hölle“, kam da aber nicht recht vom Fleck.

In diesen Monaten verstarben zwei weitere Phantasten – Michael Crichton ein­mal und Philip José Farmer andererseits. Ich verfasste Nachrufe auf sie, weil ich das einfach für notwendig hielt… eine Tradition, die übrigens bis heute weiter­geführt wurde. Der März 2009 erwies sich auch als Geburtsstunde von fünf weiteren Archipel-Glossaren, und mit meiner spärlichen freien Zeit hatte ich ge­nug mit zahlreichen Archipel-Fragmenten zu tun, an denen ich weiterarbeitete.

Mann, ich kam echt gar nicht vom Fleck.

Wundert es, dass im April 2009 sieben weitere Glossare für Archipel-Stories entstanden? Wohl kaum. Ich arbeitete an „Mein Freund, der Totenkopf“ weiter (was daraus geworden ist, wisst ihr seit Juli/August 2017 endlich, als der Roman im E-Book-Format erschienen ist). Ein bisschen kam ich noch bei „Die Optimie­rungsfabrik“ und „Ian und der Stein der Götter“ vom Fleck, aber ihr ahnt es schon: auch dieser Monat April 2009 war für den OSM und die Annalen eher eine ziemlich laue Nummer. Von den sechzehn fertiggestellten Werken in die­sem Monat war sage und schreibe ein einziges OSM-relevant, und das war nur eine kommentierte Episodenabschrift.

Echt, aufgrund beruflicher Beanspruchung einerseits und Archipel-Orientierung andererseits kam ich hier auf keinen grünen Zweig. Ich hoffte sehr, dass das in der nächsten Zeit besser werden würde, wusste aber wirklich noch nicht, wie ich das anstellen sollte.

Okay, es gab einen klaren Lichtblick: Die Archipel-Glossare waren eine gewisser­maßen endliche Ressource. Sobald ich sie fertig erstellt und in das Gesamt­glossar überführt haben würde, herrschte an dieser „Arbeitsfront“ Ruhe, und ich hätte die Gelegenheit, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. So also mei­ne Hoffnung im Frühjahr 2009. Aber wie die Dinge sich weiter entwickelten, davon erzähle ich euch im nächsten Teil dieser Artikelserie.

Nächste Woche landen wir wieder in der Gegenwart und schauen uns dann mal in zwei aufeinander folgenden Blogeinträgen „Rivalen um die Aufmerksamkeit“ an. Was das bedeuten soll? Schaut es euch an.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 136: Sherlock Holmes und die Drachenlady

Posted November 1st, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

und ja, es ist wieder einmal an der Zeit, dass wir uns um den legendären bera­tenden Detektiv aus der Baker Street in London kümmen. In dem vorliegenden Band jüngsten Datums wird von Epigonen wieder eine Reihe von „unveröffent­lichten“ Fällen des Sherlock Holmes ausgebreitet. Mir fiel dieser schöne Band in die Hände, als ich auf dem Buchmesse-Con in Dreieich bei Frankfurt anno 2016 weilte. Es war nahezu unvermeidlich, dass ich umgehend mit der Lektüre des Bandes beginnen musste… und er las sich zügig und sehr unterhaltsam.

Was genau erwartete mich bzw. erwartet den Leser, der sich von dem Titelbild, dem Titel oder eben Sherlock Holmes selbst anziehen lässt? Nun, folgendes:

Sherlock Holmes und die Drachenlady

von Klaus-Peter Walter (Hg.)

Blitz-Verlag 3007

Windeck 2014

254 Seiten, TB

ISBN 978-3-89840-387-0

Preis: 12,95 Euro

Sherlock Holmes ist Kult. Dies zu bestreiten, würde den Legionen von Produk­ten, die alljährlich zum Leben des (fiktiven) berühmtesten Detektivs der Welt erscheinen, Hohn sprechen. Zahlreich sind auch die Werke, die Sherlock Holmes in Verbindung bringen mit vielfältigen, bisweilen skurrilen literarischen anderen Erfindungsgestalten, die beispielsweise dem Kosmos eines Howard Phillips Lovecraft entstammen und den Ermittler aus der Baker Street in Tuchfühlung mit dem Übernatürlichen und Unheimlichen bringen, dem er zeitlebens abhold war – ganz im Gegensatz übrigens zu seinem ursprünglichen Erfinder, Arthur Conan Doyle, der begeisterter Anhänger des Spiritismus war und sich bis zum Lebensende davon nicht abbringen ließ.

Die vorliegende Storysammlung, in der der Herausgeber Klaus-Peter Walter acht „neue“ Fälle des Sherlock Holmes präsentiert, zwei davon aus eigener Fe­der, weicht, wie er selbst sagt, mit Bedacht von dem übernatürlichen Pfad ab und kehrt zu den „Basics“ zurück. Besonders sollten sie „ganz viel messerschar­fe Detektion“ enthalten, und das tun sie dann wirklich.

Weswegen ich das „neue“ oben in Anführungszeichen setze, erklärt sich ein we­nig aus der zweiten Geschichte von Franziska Franke in diesem Band, da dort in­direkt auf ein Ereignis rekurriert wird, das schon in mehreren Ausarbeitungen der Öffentlichkeit präsentiert wurde – nämlich die Geschichte mit der Riesen­ratte von Sumatra. Doch fangen wir vorn an.

Peter Jackob eröffnet den Reigen der Fälle mit „Der verschwundene Diplomat“. Der britische Diplomat Lionel Preston ist verschwunden, und zurückgeblieben ist lediglich sein Koffer in einem Eisenbahnabteil. Er sollte einen wichtigen Brief überbringen, der ebenfalls verschwunden ist. Der Koffer ist nun im Besitz von Sherlock Holmes, und es geht um Leben und Tod, mit dem Koffer als einzigem „Zeugen“…

Das Glas mit dem Magenbitter“ scheint bei Wolfgang Schüler, der Sherlock Holmes und Dr. Watson in einem Mordfall ermitteln lässt, zunächst eine reine Nebensache zu sein. Der Waffensammler Sir William Arthur Gore ist mit einem Stilett seiner eigenen Waffensammlung ermordet worden, und die Sache ist reichlich mysteriös, wie stets. Aber der Bruder des Ermordeten ist ein alter Stu­diumskollege von Sherlock Holmes, und vielleicht macht das die Angelegenheit einfacher… so denkt wenigstens der Detektiv. Doch zunächst kann er sich gar nicht um diesen Fall kümmern, sondern um das rätselhafte Verschwinden von Papieren und den Fund von Juwelen auf dem Grundstück einer Klientin – seltsa­merweise ihre eigenen Juwelen, von deren Verschwinden sie erst nach Fund der „neuen“ Kenntnis erlangte. Eigenartige Dinge gehen hier vor, soviel ist sicher, aber das ist ja das Reizende an Sherlock Holmes-Geschichten. Holmes´ grübelnder Verstand arbeitet auf Hochtouren, und das geht auch dem Leser so…

Christian Endres steuert mit „Die zweiundvierzig Napoleons“ eine bizarre Ge­schichte um die Baker Street Irregulars bei, die einen Massenmord annoncie­ren, den inmitten der Großstadt gleichwohl niemand bemerkt haben soll – ein köstliches kleines Vergnügen, wie man schnell bei der kurzweiligen Lektüre merkt…

Schraubflächen mit geneigter Erzeugungslinie“ ist ein eigenwilliger Titel für eine Sherlock Holmes-Geschichte, aber Klaus-Peter Walter gibt rasch Aufklä­rung: Dies ist der Titel eines Sachbuches, das laut einer nervösen Bibliothekarin, die Holmes´ Rat sucht, der Schlüssel sein könnte für das rätselhafte Verschwin­den ihres Verehrers. Dass das in Wahrheit gar nicht der Fall ist und es sehr viel mehr um Bilder geht und um Betrug, das kristallisiert sich erst deutlich später heraus. Und anfangs sieht es sowieso sehr danach aus, als interessiere Holmes sich so überhaupt nicht für diese „Herzensangelegenheit“…

Auch „Dornröschenschlaf“ hat auf interessante Weise mit Kunst zu tun. Fran­ziska Franke, die sich mit einer Reihe von Sherlock Holmes-Romanen einen Na­men gemacht hat, die in der Interimszeit nach Holmes´ vermeintlichem Tod in den Reichenbachfällen spielen – inzwischen gibt es fünf davon, die noch meiner Lektüre harren – , nimmt uns mit auf eine kleine Ermittlung im legendären Dio­genes-Club in London. Einer der dortigen Gentlemen möchte doch tatsächlich, dass sich Holmes mit ihm privatim trifft und etwas bespricht… doch als der De­tektiv mit seinem Adlatus der Einladung nachkommt, findet er den noch war­men Leichnam des Rufenden vor – und ein Mysterium, das mit deutschen Mär­chen zu tun hat…

Karsten Eichner, dessen Sherlock Holmes-Fälle sämtlich in Deutschland spielen, konfrontiert den Leser in „Der Rheingauer Prinzenraub“ mit dem rätselhaften Verschwinden eines jungen Prinzen, für dessen Wiederauftauchen schon ein horrendes Lösegeld gezahlt wurde. Der Prinz bleibt indes verschwunden, und der ermittelnde Kommissar Cornelius ist in Nöten und bittet Holmes um infor­melle Amtshilfe. Was dann ans Tageslicht kommt, ist alles andere als das Erwar­tete…

Die Drachenlady“ aus der Titelstory der Sammlung, die einmal mehr Klaus-Pe­ter Walter beisteuert, heißt Bian und ist eine so genannte „Exotin“, die von dem Impresario Harvey Barker gesucht wird. Sie sei eine seiner „Weibsen“ in dem von ihm betriebenen Mae’s Famous Royal Midgets Panoptikum und sei ihm un­dankbarerweise einfach so davongelaufen. Sie ist, und daraus resultiert der Ti­tel der Story und Bians Beiname, eine tätowierte asiatische Schönheit und lässt sich üblicherweise von Neugierigen in einem Käfig in Barkers Etablissement be­starren. Nun ist sie verschwunden, und alles, was zurückblieb, sind offensicht­lich eine Handvoll Bambussamen. Dass die Dinge sehr viel schlimmer stehen, kommt für Holmes und Watson bald zutage, und die Angelegenheit wird äu­ßerst grässlich…

Dann folgte die überraschende Geschichte um „Die Riesenratte von Sumatra“, deren Fall ich eigentlich längst von Rick Boyer (1976) aufgearbeitet glaubte. Im Nachwort des Herausgebers erfuhr ich zu meiner nicht geringen Überraschung, dass es noch mehrere weitere Ansätze dazu gab, und nun steuert Franziska Franke eine weitere Facette des Falles bei. Seltsamerweise scheint die „Matilda Briggs“ in ihrer Geschichte in der verkehrten Richtung unterwegs zu sein, näm­lich gen Indien – was der Tatsache natürlich Rechnung trägt, dass dies Teil des fünften Holmes-Romans aus Franziska Frankes Feder ist, der „Sherlock Holmes in Indien“ heißt. Was genau in der kurzen Episode Violetta Tristram, ihrem Gat­ten David Tristram und dem vorgeblichen Gemahl Sigerson (alias Sherlock Hol­mes) an Bord der „Matilda Briggs“ widerfährt und welche Rolle die legendäre Ratte dabei spielt, sollte man selbst entdecken.

Ein Nachwort des Herausgebers rundet diesen Band dann ab, gefolgt von einer Reihe von Kurzvitae der Verfasser, in denen zahlreiche interessante Werke für das angeregte Interesse benannt werden. Für weitergehendes Lesefutter aus dem Sherlock Holmes-Kosmos ist auf diese Weise ganz gewiss gesorgt.

Alles in allem liegt mit „Sherlock Holmes und die Drachenlady“ eine schön gemachte und sorgfältig edierte Anthologie vor, die den Holmes-Kosmos um eine ganze Reihe angenehm lesbarer Geschichten erweitert, wobei an vielen Stellen die akkurate Kenntnis der Zeitgeschichte und der Holmes-Historie be­sticht. Natürlich fehlen weder das Geigenspiel noch Watsons Sorge um Holmes´ Drogenkonsum, es fehlt nicht der obligatorische Revolver und erst recht nicht die gewünschte „messerscharfe Detektion“.

Ich habe mich bei dem Band ausgesprochen gut unterhalten gefühlt und bin der Auffassung, ihn guten Gewissens als Lektüre-Leckerbissen für Holmsianer und solche, die es werden wollen, empfehlen zu können… indes empfehle ich den Neueinsteigern, vielleicht zunächst die Ursprungswerke von Arthur Conan Doyle zu schmökern, beginnend mit „Eine Studie in Scharlachrot“, um die zahl­reichen Anspielungen in diesen Geschichten angemessen würdigen zu können. Und insbesondere bei den Werken von Franke und Schüler empfiehlt es sich gewiss, zunächst ihre vorher erschienenen Holmes-Romane zu goutieren. Dann ist das in den obigen Geschichten auftretende Personal hinreichend vertraut, um gleich weiterzuschmökern.

Es bleibt eigentlich nur zu wünschen, dass dieser Anthologie möglichst bald weitere folgen mögen, die mindestens dieselbe Qualität aufweisen. Unbedingte Leseempfehlung!

© 2016 by Uwe Lammers

Doch, es gibt auch wirklich mal Fälle von Romanen und Anthologien, die ich un­eingeschränkt empfehlen kann. Ich bin durchaus nicht immerzu „Kritikaster“, sondern absolut zu positiver Beurteilung fähig. Wie überall in der Welt sind je­doch sehr gute Bücher wirklich spärlich gesät, und es gibt der Stolperfallen gar viele, je mehr pro Autor, je belesener sein Rezensentenpublikum ist.

Und dann gibt es Bücher, die sich auf groteske Weise fast völlig der Beschrei­bung entziehen – ein solches haben wir nächste Woche auf dem Kieker: den Abschlussband des Illuminatus!-Zyklus. Mamma mia, was für ein wildes Garn… solltet ihr aber dennoch nicht versäumen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

der verstrichene Monat hatte einige Überraschungen im Gefolge, unter ande­rem die Ermahnung meines zuständigen Finanzamtes, mich endlich mal um die Steuererklärung 2016 zu kümmern (das ist es, woran ich jetzt derzeit sitze und woran ich z. T. im Juli schon gearbeitet habe, wenn ich Urlaubstage hatte). In der Konsequenz kam ich nicht ganz so gut vom Fleck, wie ich das ursprünglich angenommen hatte. Aber ein paar Dinge gingen doch noch, und die folgende Aufstellung soll das ein wenig verdeutlichen:

(Insel der Wollust – OSM-Roman)

Erläuterung: Ja, es geht gleich mit etwas Kuriosem los, ich weiß. Mit dieser Ge­schichte begann ich im Januar 1997, also zu einer Zeit, als ich geradezu beses­sen von dem Phänomen des Matrixlandes und des materialisierten Lebens nach dem Tod war… ihr wisst aus meinen Blogartikeln vielleicht noch, dass das mit dem Tod im OSM so eine Sache ist – vor allen Dingen ist er weder endgültig noch klar geregelt. Auf den ersten Blick sieht das so aus.

Im frühen OSM dachte ich noch: Hey, es zieht sowieso alle Seelen auf die Knochenstraßen nach TOTAM, und am Ende schütteln sich alle Toten als Untote in der LEGION die knochigen Pranken… aber nein, weit gefehlt. Dann gibt es noch Matrixfehler. Und es gibt Wiedergeburten. Und es gibt das Matrixland. Und genau in diesem letzten Setting ist die vorliegende Geschichte angesiedelt, in der die Raumpilotin Lucia Cruz auf einer tropischen Insel einer unbekannten Welt notlandet. Alles, was hier existiert, scheint eine rätselhafte Hightech-Kup­pel ohne Zugang zu sein, aber das täuscht grundlegend. Sie ist vielmehr in einer perfekten Falle gelandet… oder etwas, was sie dafür hält. Aber auch diese An­schauung geht gründlich in die Irre…

Dieses Fragment lag bislang nur als Maschinenskript vor, und ich schrieb es dar­um ab. Die Abschrift ist zwar fertig, aber das Fragment selbst natürlich noch nicht… folglich hatte ich den kuriosen Fall einer Geschichte, die fertig abge­schrieben, aber dennoch nicht fertig war… so etwas wird in Zukunft noch häufi­ger vorkommen, ist zu fürchten.

Blogartikel 236: Logbuch des Autors 22 – Sirenengesänge

Blogartikel 238: Work in Progress, Part 55

(OSM-Wiki)

18Neu 89: Oki Stanwer muss sterben!

(18Neu 90: Welt im Todesschlaf)

(18Neu 91: Das Serum der Baumeister)

Der Herr der Schwarzen Berge – OSM-Story (Abschrift)

Erläuterung: Ja, die Geschichte ist durchaus fertig, und Eingeweihte wissen, dass sie in den 90er Jahren schon einmal in dieser Form veröffentlicht worden ist. Aber während des Abschreibens entdeckte ich wirklich auf jeder Seite Stel­len, die massiv nachgebessert werden müssen, dass diese Geschichte vielleicht zu einem Roman mutieren wird, während ich sie umarbeite. Da sie sowieso aber erst in der fernen OSM-Zukunft spielt, kann ich mir damit wohl Zeit lassen.

(Die Totenköpfe 2: Durch die Ruinenwelten – OSM-Roman)

Erläuterung: Das war nur eine kurze Stippvisite in diesem Romankontext, kaum der Rede wert. Ich bin weit davon entfernt, hier weiterzuschreiben… und da sich die Publikation von Band 1 „Die Alte Armee“ im Fanzine BWA vermutlich noch bis wenigstens Mitte 2018 hinziehen wird, eilt auch diese Aufgabe derzeit nicht.

12Neu 39: Der Doppelzeit-Effekt

(Das Rätsel von Garos – OSM-Hintergrundtext)

Blogartikel 240: OSM-Kosmologie, Lektion 11 – Wie ein Universum entsteht

(Brigitta – Archipel-Story)

(DM 54: Der Vergeltungskonvoi)

Erläuterung: Diese Geschichte war von mir gedanklich eigentlich als Band 1825 des OSM vorgesehen… aber dann las ich den Prolog dieser Geschichte und dachte: Au Backe! Ich lande direkt beim „Zentralknoten“ und einer gewissen rätselhaften Stadt namens Koloron, die auf einer erdnahen Welt namens Daw­son liegt…? Oje, das braucht gedanklichen Vorlauf und intensives Eindringen in diese komplexe Materie, das schaffe ich jetzt nicht.

Also disponierte ich um.

Wohin? Nun, das werdet ihr gleich sehen.

(18Neu 92: Das Agonie-Syndrom)

(18Neu 93: ZEITSCHUB)

Erläuterung: Das hier war echt verdammt dringend erforderlich. 18Neu 93 ist nämlich der Finalband des „Matrixfehler-Zyklus“. Die Erde ist durch die Seuche und die Folgeeffekte nahezu entvölkert worden – und nun brechen die SIEBEN SIEGEL VON TOTAM aus ihren Kavernen aus und überziehen die Erde mit Chaos und Verderben. In dieser fatalen Situation, in der das Ende der Welt nur noch eine Frage von Stunden zu sein scheint, treffen Oki Stanwer und sein bester Freund Klivies Kleines in den Ruinen von London zusammen, und Kleines bietet eine Lösung an: vertagen wir den Tag des Jüngsten Gerichts um 25 Jahre…

(Die Suyenka – Archipel-Roman)

(Veronica – Archipel-Story)

(Sarittas Hilflosigkeit – Archipel-Story)

Blogartikel 242: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 48

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

(DER CLOGGATH-KONFLIKT – OSM-BUCH (Abschrift))

(Das Geheimnis des Vungash – Archipel-Story)

(18Neu 94: In der Folgewelt)

Erläuterung: Der „Zeitschub“ hat funktioniert. Oki, Kleines und Thor Gordenbeyl kommen nach 25 Jahren aus der Zeitstasis heraus, im Jahre 2061 nach alter Zeitrechnung. Und es ist eine unfasslich veränderte Welt. London ist eine Trüm­merwüste, völlig zugewuchert. Im Tower von London regiert der „Count“, die Normandie ist ein bizarres Königreich mit einem dämonischen Herrscher, und von vielen alten Weggenossen fehlt jede Spur. Und: Der Countdown tickt, denn die schlummernden SIEGEL registrieren Oki Stanwers Gegenwart und wachen ganz, ganz langsam aus ihrem Tiefschlaf erneut auf. Es bleibt nicht viel Zeit, das Schlimmste abzuwenden. Aber wie macht man das, wenn man keine Weggefährten mehr hat und die Nachgeborenen es an Glauben und Kenntnis mangeln lassen…? Schwierige Lage.

(Auf und nieder – Archipel-Story)

(Julianna – Archipel-Story)

(IR 30: Der letzte Flug der STERN VON ALLKOOM)

Erläuterung: Ja, und das hier war dann meine Lösung für das Problem OSM 1825. Mir waren folgende Parameter völlig klar, während ich schon Band 1820 erreicht hatte – erstens konnte ich keine kommentierte Überarbeitung zum Band 1825 machen, da das jeder Innovativität entbehrt hätte. Zweitens sollte es auch kein E-Book-Text sein, denn da wusste ich nicht, wie lang ich daran feilen würde. Und natürlich auch kein anderer abgeschriebener Text.

IR 30 ist hingegen ideal. Der Band ist nahezu vollständig bereits geschrieben, und im Kern fehlt eigentlich nur noch der Schluss. Sicherlich kann der ein Dut­zend Seiten bekommen, aber sehr viel mehr vermutlich kaum. Und es ist ein fas­zinierender Band.

Warum? Nun… die STERN VON ALLKOOM war natürlich ein Kampfschiff der Al­lis. Exakt betrachtet: Oki Stanwers Flaggschiff in der finalen Auseinanderset­zung mit TOTAM und dem Terrorimperium der Troohns in KONFLIKT 2 „Oki Stan­wer und das Terrorimperium“ (TI). Die Alli-Streitmacht steuert zielsicher den schwarzen Planeten TOTAM und das Herz des Troohn-Terrorimperiums an, eine monströse Welt namens Vrungortan. Und dann geht irgendwie alles schief.

Zehn Milliarden Jahre später ist die STERN VON ALLKOOM ein driftendes Wrack in der „Wirbelzone“ der Galaxis Mysorstos, dicht am Rand der INSEL, dem Reich, das Oki Stanwer und die Baumeister beherrschen. Und der Baumeister Naam beschließt in dieser Episode, eine Expedition ins Innere der „Wirbelzone“ zu ent­senden. Er hat keine Ahnung, was seine Emissäre finden werden… auch die Be­griffe YALVASHINGAR und „Sturmfestungen“ sagen ihm kaum etwas.

Er weiß allerdings auch, dass ein tot geglaubtes Wesen darin zu finden ist – die so genannte „Zwergengöttin“, die er identifiziert hat. Ein Wesen, das man in frü­heren Zeiten VANIYAA nannte…

Und nun sage mir keiner, das sei kein schöner, sinnvoller Band für ein Zwischen­jubiläum des OSM! Ich denke, das ist durchaus treffend.

Zu schade war danach nur eins: der Monat war schon wieder zu Ende! Ich fand das ärgerlich, aber es ließ sich wirklich nicht ändern. Zu gern hätte ich auch noch an dem einen oder anderen E-Book weitergeschrieben, aber es ergab sich einfach nicht. Vielleicht habe ich im August ja mehr Glück.

Für heute wird die Rubrik „Work in Progress“ geschlossen. In der kommenden Woche fahre ich fort mit der Berichterstattung der „Annalen der Ewigkeit“ und reise dafür etwas weiter in die Vergangenheit zurück.

Wie weit? Na, da lasst euch mal überraschen und schaut rein. Ich freue mich darüber.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 135: Im Zeichen der Wikinger

Posted Oktober 25th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

und wieder einmal ist es Clive Cussler-Time, könnte ich sagen, und es würde stimmen. Cussler und seine Coautoren haben nun mal einen ganzen Berg an Ac­tionromanen verfasst, und Jahr für Jahr kommen weitere hinzu. Da dauert es eine geraume Weile, ehe man als Rezensent aufholen kann. Aber ich würde sa­gen, ich bin auf einem guten Weg, diese Aufgabe zu bewältigen. Habe ich mich doch immerhin schon ins Jahr 2002 vorgearbeitet.

Mit dem heute vorgestellten Roman, der direkt chronologisch an „Akte At­lantis“ (vgl. Blogartikel 123) anschließt, hat sich der Autor wieder ein wenig ge­fangen und ein Werk vorgelegt, das mir durchaus zu gefallen wusste. Und wer seine Erwartungen als Leser ein wenig herunterschraubt, kommt hier definitiv voll auf seine Kosten. Sonderlich spektakuläre inhaltliche Neuentdeckungen sind freilich nicht zu machen… aber ein vergnügliches Crossover zwischen Jules Verne und Clive Cussler, das ist dann durchaus lesenswert.

Gibt es Wikinger im Roman? Na ja, ganz am Rande… der Titel selbst ist, wie ich schon in der Rezension ausdrücklich schrieb, eher eine Art von Etikettenschwin­del. Aber was genau sonst darin vor sich geht, das solltet ihr besser selbst er­gründen, indem ihr weiterlest.

Vorhang auf:

Im Zeichen der Wikinger

(OT: Valhalla Rising)

von Clive Cussler

Blanvalet Hardcover

576 Seiten, 2002

ISBN 3-7645-0146-4

Übersetzt von Oswald Olms

Nach dem durchweg desaströs geratenen letzten Abenteuer seines Helden Dirk Pitt von der NUMA (National Underwater and Marine Agency), die Anfang 2001 (Romanhandlungszeit) den Helden mit durchgeknallten Nachfahren der Nazi-Dynastien und schließlich der untergegangenen Amenes-Kultur unter dem ewi­gen Eis der Antarktis konfrontierte1, ist nun ein paar Monate nach der Hand­lungszeit der Zeitpunkt gekommen, den altgedienten Recken auf ein neues Abenteuer auszuschicken.

Der Cussler-erfahrene Leser bangt, was ihn diesmal erwartet, und wenigstens auf den ersten Anschein wird die Furcht gut zerstreut. Das Abenteuer lässt sich weitaus ruhiger an als das letzte:

Irgendwo in Nordamerika sind im Juni des Jahres 1035 christlicher Zeitrechnung Langschiffe der Nordmänner unterwegs. Sie versuchen ein letztes Mal, eine Siedlung dauerhaft zu gründen, und anfangs scheint es auch bestens zu glücken: Sie finden eine geräumige Höhle, in der sie ihre Schiffe sicher unter­bringen können, und ein Durchbruch im Innern der Höhle führt sie in ein frucht­bares Tal, wo sie ihre Siedlung gründen. Allerdings kommt es nie dazu, dass sie von ihrer Entdeckung in der Heimat berichten können. Seither gelten sie als ver­schollen oder, wie der Titel des ersten Kapitels des Buches lautet: „vergessen und vergangen“.

Überraschend findet sich der Leser darauf nicht, wie eigentlich erwartet, im Ro­man selbst wieder, sondern in einem zweiten Prolog.

Am 2. Februar 1894 ist der Bürgerkriegs-Veteran Kearsarge in der Karibik unter­wegs. Das Schiff steht unter dem Kommando von Captain Leigh Hunt, und das Verhängnis beginnt, als man ein unbekanntes Gebilde sichtet, das anfänglich für einen Wal gehalten wird. Indes handelt es sich um ein U-Boot, das stark gepan­zert ist und, nachdem es beschossen wurde, ein so großes Loch in den Rumpf des Dampfschiffs reißt, dass es untergeht. Mit Müh und Not kann die Mannschaft das Schiff noch auf einem Riff auf Grund setzen. Das U-Boot ver­schwindet spurlos, der Vorfall wird nie bekannt.

107 Jahre später findet die Jungfernfahrt des revolutionären neuen Kreuzfahrt­schiffs Emerald Dolphin statt, sie führt von Sydney nach Tahiti, und an Bord sind mehr als zweitausend Passagiere. Das prächtige Schiff, dessen Oberdecks kreis­rund sind, wird von einem revolutionären neuen Antriebssystem betrieben, dem sogenannten hydrodynamischen Antrieb, der lediglich Meerwasser zur Energieerzeugung braucht. Sein Erfinder, Dr. Elmore Egan, ist mit seiner er­wachsenen Tochter Kelly Egan auf der Jungfernfahrt natürlich mit dabei. Durch die erfolgreiche Jungfernfahrt wird seiner Erfindung der Durchbruch gelingen.

Nur leider ist die Jungfernfahrt nicht erfolgreich.

Mitten auf dem Pazifik bricht jählings im Innern des Schiffes ein Feuer aus. Kein Warnsystem funktioniert, die Löschkreise sind inaktiv, Feuerlöscher leer. Bevor man einen Funkspruch absetzen kann, ist die Funkbude ein Raub der Flammen. Weit und breit ist kein Land in Sicht und auch kein anderes Schiff, die Beiboote verbrennen gleichfalls. Mehr als zweieinhalbtausend Menschen an Bord schei­nen dem Tode geweiht zu sein.

Der Zufall will es, dass doch ein Schiff in der Nähe ist, nämlich ein kleines For­schungsschiff der NUMA, das den Tonga-Graben untersuchen soll. Ein an Deck sitzender, in der tropischen Nacht faulenzender Mitarbeiter, niemand Ge­ringeres als Dirk Pitt himself, entdeckt die lodernde Fackel von Kreuzfahrtschiff und lässt Kurs auf den brennenden Havaristen setzen.

Mit übermenschlicher Anstrengung gelingt es Pitt und seinen Männern, das Un­mögliche zu meistern: sie nehmen fast alle Besatzungsmitglieder und Zivilisten an Bord. Unter ihnen befindet sich auch die junge Kelly Egan. Sie ist zusammen mit ihrem Vater an Bord der brennenden Emerald Dolphin noch von zwei Männern attackiert worden, einmal von einem hünenhaften Schwarzen und zum zweiten von einem nicht minder brutalen Schlägertypen. Beide versuch­ten, Kellys Vater einen Lederkoffer abzunehmen, doch dabei stürzten Vater und Tochter samt Koffer über Bord, der Erfinder kommt ums Leben.

An Bord des NUMA-Schiffs Deep Encounter taucht der Schlägertyp von neuem auf und versucht sein Glück, wobei er gleichzeitig den Versuch unternimmt, Kel­ly umzubringen. Dirk Pitt wird darauf aufmerksam und bringt seinerseits verse­hentlich den Angreifer um. Nun ist er allerdings endgültig davon überzeugt, dass hier etwas sehr faul ist. Kelly und Pitt freunden sich miteinander an.

Kaum haben sie die Überlebenden in Neuseeland an Land gesetzt, erfahren Pitt und seine Freunde, dass das Abschleppschiff das Wrack der Emerald Dolphin verloren hat. Wie ein Stein sei es im Meer versunken, und direkt danach hätten sie noch ein Besatzungsmitglied aufgefischt, einen hünenhaften Amerikaner schwarzer Hautfarbe. Der Mann verschwindet aber vor der Landung spurlos. Die NUMA-Mitarbeiter sind zur Zeit die einzigen, die das Tauchgerät besitzen, um das Wrack des Luxusliners zu untersuchen.

Kurz entschlossen machen sie sich auf den Weg, finden den Havaristen und set­zen ein U-Boot ab, bemannt mit Dirk Pitt, seinem besten Freund Al Giordino und einer Meeresbiologin. Am Ziel angekommen, merken sie schnell, dass der Verdacht sich bestätigt: Sprengladungen haben das Schiff versenkt, und wahr­scheinlich ist auch der Brand auf Sabotage zurückzuführen. Nur warum das al­les…? Als sie wieder die Meeresoberfläche erreichen, ist die Deep Encounter spurlos verschwunden – Unbekannte haben sie aufgebracht und entführt.

So gerät Dirk Pitt aneinander mit einem mächtigen Konzern, der buchstäblich über Leichen, und sei es auch über Tausende geht, um seine Ziele zu erreichen. Die Firma Cerberus besticht in großem Stil, bis hinauf in den Senat und Kongress der Vereinigten Staaten, bis hinein in Geheimdienste und Nachrichtenagentu­ren. Wer sich gegen Erpressung wehren will, stirbt eines „natürlichen“ Todes (Unfälle, Herzattacken, unerwartete Raubüberfälle oder ähnliches). Nur wer dem Konzernherren Curtis Merlin Zale direkt in die Quere kommt, wird mit üb­leren Kalibern konfrontiert, beispielsweise mit den Vipern – einem heimtücki­schen Söldnerverein, dessen Oberhaupt Dirk Pitt recht bald kennenlernt: Cap­tain Omo Kanai.

Zwar gelingt es Pitt, sowohl die Odyssee im Tauchboot über den Pazifik zu über­leben – dank einer schrulligen Zufallsbekanntschaft namens Clive Cussler (!)2 – , und er vermag auch die Deep Encounter wiederzufinden. Dafür kommt er in Teufels Küche, als er Kellys Bitte nachkommt und ihr bei einer Flugschau, die sie für behinderte Kinder organisiert hat, mit einem seiner Oldtimer-Flugzeuge aus­hilft. Das endet damit, dass Pitt und das mit Kindern beladene Flugzeug von ei­nem deutschen Kampfflugzeug aus dem Ersten Weltkrieg quer durch die Straßenschluchten von Manhattan gejagt wird…

Noch schlimmer wird es, während alle im Dunkeln tappen, was eigentlich genau los ist und worum es geht, als sich das nächste Desaster ankündigt: die Jung­fernfahrt der Golden Marlin, des ersten mit hydrodynamischem Antrieb ausge­rüsteten Touristen-U-Boots, das vor Florida unterwegs ist. Diese Fahrt endet beinahe für immer auf dem Grund des Meeres. Und die Gegner sind brandge­fährlich, weil sie selbst Alternativpläne voraussehen und vorausschauend sabo­tieren. Sie zu unterschätzen, ist definitiv tödlich.

Der Fädenzieher im Hintergrund heißt stets Curtis Merlin Zale, und sein Plan zielt eigentlich auf die Ölversorgung der Vereinigten Staaten ab. Um sein Ziel durchzusetzen, ist ihm auch ein absolut menschenverachtender Schachzug nicht zu schlecht: ein Öltanker, der mit voller Wucht die City von San Francisco rammen und dann explodieren soll. Und es bleiben nur Stunden, um das Fiasko zu verhindern…

Man muss diesem Roman attestieren, dass der Klappentext zumindest diesmal weitgehend die Wahrheit sagt, und „spannende Unterhaltung der Spitzenklas­se“ durchaus zutreffend ist. Das Buch liest sich leicht in drei Tagen, was ich im­mer für ein Qualitätsmerkmal halte.

Schaut man indes genauer hin, offenbart die Geschichte doch ein paar Schwä­chen. Zwar ist sie solide recherchiert, was etwa die Geschichte der Wikinger an­geht (bis hin zum Futhark-Alphabet), und die Schilderungen zeigen deutlich, dass Cussler aus den naiven, sensationshaschenden Katastrophen des letzten Romans gelernt hat, aber sonst ist die Geschichte erstaunlich schnörkellos und ebenso verblüffend naiv konstruiert. In früheren Cussler-Romanen ging es meis­tens so zu, dass es direkte Verbindungslinien zwischen dem Prolog und dem Schluss gab. So ist es hier zwar in gewisser Weise auch, aber doch sehr willkür­lich. Vor allen Dingen im Bereich der Naturwissenschaften verirrt sich der Autor auch diesmal in Fantasy-Niederungen.

Ein paar Beispiele dafür gefällig? Gut.

Die legendäre Nautilus des Kapitän Nemo in Jules Vernes berühmtem Roman „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“ hat, nach dieser Romanumdeutung, real existiert, und Cussler wäre nicht Cussler, wenn er Dirk Pitt nicht schließlich auf diese Fährte lockte (Prolog 2). Allerdings wirkt es doch etwas abenteuerlich, wenn er anschließend festhält, dass Dr. Elmore Egan von den Vorarbeiten des im 19. Jahrhundert (!) arbeitenden Besitzers der Nautilus profitiert haben soll. Der hydrodynamische Antrieb, den der Cerberus-Konzern im frühen 21. Jahr­hundert erfolglos nachzubauen versucht (mit massiver Laborunterstützung!), der soll schon im 19. Jahrhundert existiert haben? Der Autor belieben zu scher­zen!

Die Wikinger, die dem Roman seinen vollkommen irreführenden Titel geben (es geht weder um die Wikinger noch um Walhall, und wer sich den Roman unter diesen Erwartungen kauft, MUSS einfach enttäuscht werden, geben der Ge­schichte nur ein wenig romantische Tünche, aber die hat so wenig mit dem Ro­maninhalt zu tun, dass man deutlich merkt, sie ist später angebaut worden. Und dies nicht mal sonderlich geschickt, wie ich finde. Das hat er ernsthaft frü­her besser gekonnt.

Vollends abenteuerlich wird es bei dem letzten großen Terroranschlag, den Zale initiiert. Dabei sinken Hunderttausende von Tonnen Flüssiggas auf den Fluss­grund, und der Anschlag wird so entschärft. Leider erzählt der Autor uns vorher, das Gas sei unbedingt auf „minus 165 Grad“ zu kühlen, und die Attentäter hät­ten es auf „sechs Grad unter dem gefährlichen Temperaturbereich“ gekühlt. Quintessenz: wird es sechs Grad wärmer, dann macht es ganz automatisch „Wumm!“ Da Flusswasser kaum minus 165 Grad haben wird und mit dem Aus­fall aller Anlagen des Schiffes vermutlich auch die Kühlung ausfällt, müsste der GAU nahezu sofort einsetzen. Der Autor vergisst ihn geflissentlich einfach, was dann doch ein wenig zu billig ist. Er denkt zudem auch, der Leser vergisst das gleichfalls…

Ich schweige mich mal aus über das Quantentransmittersystem, das ebenfalls in diesem Roman realisiert wird! Das ist doch nun wirklich Science Fiction pur und recht aberwitzig.

Und als dann zum Schluss, als Pitt und seine „gegenwärtige Geliebte“ gerade von Pitts großer Liebe Summer Moran reden3, die Türglocke geht und zwei jun­ge Geschwister hereinkommen, von denen sich das Mädchen als „Summer“ be­zeichnet und der 23jährige Zwillingsbruder als „Dirk Pitt“, da denkt der Leser ernsthaft: Jetzt hat er echt einen Schlag weg, der Autor. Da kippt die Geschichte so sehr ins Kitschige um, dass man das Buch weglegen möchte, so süßlich ist es.

Die Intention hinter diesem Schluss ist völlig klar: Dirk Pitt, der den ganzen Ro­man hinüber schon mit seinem Alter hadert und sich sagt, er sei nicht mehr so leistungsfähig wie früher (was den Sex angeht, so stimmt das zweifellos. Er geht nicht mit einer Frau in diesem Roman ins Bett, was dem Rezensenten die schmunzelnde Vermutung eingegeben hat, der Autor habe vermutlich inzwi­schen mit Potenzproblemen zu kämpfen; alle schönen Frauen behandelt Pitt in diesem Roman höchst onkelhaft), sucht Nachfolger. Und wer wäre wohl dafür geeigneter, als wenn sich nach 23 Jahren in der Versenkung auf einmal leibliche Kinder von seiner geliebten, totgeglaubten Summer Moran einstellten? Indes, die Art und Weise, in der das geschieht, ist so unglaubwürdig, dass man nur noch den Kopf schütteln kann.

Clive Cussler, muss man konstatieren, ist in die Jahre gekommen, und das gilt auch für seinen zusehends zahnloseren und bisslosen Helden. Wie ich schon früher sagte: es gibt bessere Clive-Cussler-Romane. Dieser hier ist zwar ganz nett, aber das war es dann auch schon. Wer Wikinger erwartet oder spektakulä­re Action und mehr als nur das übliche Gefrozzel zwischen Al und Dirk, der soll­te sich die älteren Romane rauskramen und lesen. Das lohnt mehr.

© 2007 by Uwe Lammers

Ich konnte natürlich 2007 noch nichts ahnen von der Rolle, die Summer und Dirk Pitt jr. in den Folgejahren noch spielen würden. Da war ich in meiner obi­gen Ausdeutung ein wenig zu voreilig und vielleicht auch zu bärbeißig. Ich konn­te mir definitiv nicht vorstellen, dass Sohnemann Cussler in die Fußstapfen sei­nes Dads treten würde, was er dann aber getan hat – wie sich das dereinst aus­wirken wird, wenn Cussler sen. selbst nicht mehr unter den Lebenden weilt, vermag ich noch nicht zu erahnen. Schätzungsweise wird es mit Cusslers Roma­nerbe ähnlich gehen wie im Falle von Robert Ludlum, dessen Epigonen auch Jahr für Jahr neue Werke vorlegen.

Wie dem auch sei – dies hier ist durchaus einer der geschickter und unterhalt­samer geschriebenen Cussler-Romane aus den frühen 2000er Jahren, da war der direkte Vorgänger wirklich gruselig viel schlechter. Wenn ihr preiswert auf ihn stoßen solltet, ist er zur Lektüre durchaus empfohlen.

In der kommenden Woche reisen wir knapp anderthalb Jahrhunderte zurück und besuchen mit einem ganzen Strauß von Autoren das viktorianische Eng­land. Wieder einmal machen wir die Aufwartung bei einem, nein, DEM legen­dären Detektiv mit der Geige und dem Deerstalker-Hut.

Sherlock Holmes ante portas – wer ihn schätzt, sollte die nächste Woche nicht versäumen, hier vorbeizuschauen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. Clive Cussler: „Akte Atlantis“, im Rezensions-Blog Nr. 123 vom 2. August 2017.

2 Solche schrulligen „running gags“ findet man in den letzten Romanen immer häufiger, wo der Autor leibhaftig den Romanhelden an Stellen beispringt, wo sie selbst offensichtlich nicht mehr weiter wissen. Das hat zwar einen gewissen Unterhaltungswert, zeugt aber im Grunde genommen nur davon, dass der Autor zu faul ist, sich hier intelligentere Lösungen auszudenken.

3 Eigentlich die Tochter des Bösewichts in dem Roman „Pacific Vortex“ (deutsch: „Im Todes­nebel“, München 1990). Vgl. dazu den Rezensions-Blog 66 vom 29. Juni 2016.

Liebe Freunde des OSM,

wie in der letzten Folge dieser Artikelserie berichtet, war das Jahr 2012 eines in meinem Leben, in dem ich wirklich enorm kreativ vorankam. Das war in den er­sten fünf Monaten so, und im Juni 2012, um den es jetzt gehen soll, setzte sich das folgendermaßen fort:

Der Monat startete mit Weiterarbeit an der OSM-Novelle „Auf ewiger Mission“ und wurde sogleich kontrastiert vom Archipel-Gesamtglossar, Version 6, das am 2. Juni schon 568 Seiten Umfang erreichte.

Abschriften und Neuformatierungen alter Episoden der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) und „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (DSj) folgten. Während ich beruflich an der Datenbank „Kommunale Amtsträger“ und ihrer Perfektionierung feilte, glühte nach wie vor die kreative Schiene.

Das Archipel-Begriffsregister, Version 6, wurde am 6. Juni fertig (48 Seiten)… und dann war es wieder Zeit für etwas ganz Neues. Wofür? Für ein neues Frag­ment… ja, ja, ich weiß, was ihr sagen wollt: „Gibt es denn davon nicht schon ge­nug? Wäre es nicht wesentlich gescheiter, endlich mal was abzuschließen?“ Well, natürlich, das sehe ich ganz genauso. Aber die intuitive Kreativität hat ihre eigenen unkalkulierbaren Gesetzmäßigkeiten. Und so kam es also anders.

So entstand stattdessen der Geschichtenkeim „Mutproben“, der sehr passend zum Titel selbst eine Mutprobe für mich darstellt. Warum dies genau? Nun, weil die Geschichte in einer bislang unkartierten Region des mysteriösen und un­übersichtlichen KONFLIKTS 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ spielt. Und das ist ja bekanntlich eine Serie, die auf einem recht schwammigen Untergrund ba­siert – weil die KONFLIKTE 25-27 noch gar nicht existieren und der sehr komple­xe KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“ noch im Entstehen begrif­fen ist. Wie man erwarten konnte, kam ich nicht sehr weit darin. Aber ich bin sehr gespannt, wann dieser Handlungsstrom um ein wagemutiges Mädchen und ihren Freund weitergeht. Die beiden schmuggeln sich nämlich an Bord ei­nes scheinbar stillen und leblosen Vakuumseglers der RETTER, um ein Abenteuer erleben… dummerweise ist der Segler alles andere als verlassen, und die RETTER werden auf sie aufmerksam.

Die ganze Dramatik dieser Geschichte erschließt sich allerdings erst demjeni­gen, der weiß, dass die RETTER einstmals „Totenköpfe“ genannt wurden und in der Handlungszeit noch sehr viel instabiler sind als ein gewisser „Wanderarbei­ter“ Shush. Und menschenfreundlich sind sie wahrhaftig auch nicht mehr in diesem Universum, ganz im Gegenteil…

Wissende gruseln sich jetzt, und mit Recht.

Es ging weiter mit den Arbeiten am Glossar zum KONFLIKT 28, weitere Abschrif­ten von DSj-Episoden folgten. Ich versuchte mich außerdem an der Weiter­schrift des dortigen Bandes 55: Reiseziel TOTAM“, dann schwenkte ich in KON­FLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM) zurück, um an „Eine scharf ge­schliffene Waffe“ weiterzuschreiben.

Weitere Abschriften und Neuformatierungen von TI- und DSj-Episoden kosteten einiges mehr an freier Kreativzeit. Das Glossar der TI-Serie wurde ebenfalls weitergeführt… und ein kleines antagonistisches Schreibfenster öffnete sich, als ich, gewissermaßen zur Abwechslung gegenüber den Abschriften und Neufor­matierungen im Bereich des OSM, an den Archipel-Stories „Brigitta“ und „Sha­yas Bestimmung“ arbeiten konnte. Und während ich so zwischen dem OSM und dem Archipel hin und herzappte, schlug wie aus heiterem Himmel ein Ge­schichtenblitz aus dem Archipel ein, und „Zwei Welten“ entstand nebst dem dazu gehörigen Glossar – eine Story, die im Gefolge der Geschichte „Der Geheimbericht“ (April 2010) in mir aufblühte, aber erstaunlich viel Zeit brauch­te, um dann ausgearbeitet zu werden… nun, mit 106 Seiten Umfang sollte ich dies wohl eher eine Novelle nennen. Im Kern wird hier die Geschichte einer Protagonistin aus der älteren Geschichte referiert, die unvermittelt mit der eigenen Biografie konfrontiert wird. In gewisser Weise ein mikrogeschichtlicher Argumentationsansatz, der recht nah am BDSM-Milieu ist, das mir damals aber noch nicht so durch Lektüre vertraut war wie heutzutage. Es ist immer wieder verblüffend, zu entdecken, wie viele Archipel-Geschichten und Archipel-Settings stark BDSM-verwandt sind…

Gleich im Anschluss stürzte ich mich in ein weiteres erotisches Abenteuer, an dem ich schon seit Jahren feilte: „Rückzug in das Liebeskloster“ (bis heute ein Archipel-Romanfragment). Und direkt danach begann ich, vielleicht ein wenig unvorsichtig vom Timing her, eine weitere kreative „Baustelle“ aufzuräumen, die seit 2007 vor sich hinschlummerte.

Wovon rede ich?

Nun, im Jahre 2007 gab es den ernsthaften Versuch, wie schon einmal erwähnt, den KONFLIKT 12 des Oki Stanwer Mythos, also die Serie „Oki Stanwer – Be­zwinger des Chaos“ (BdC) zu veröffentlichen. Aus diesem Plan ist damals nichts geworden, das stimmt schon. Aber ich hatte die ersten Episoden abgeschrieben und dann ausgebaut. Jetzt dachte ich: Verdammt, es wäre doch sehr sinnvoll, selbst wenn eine Veröffentlichung der Serie jetzt in weite Ferne gerückt ist, hieran weiterzuarbeiten und so die Grundlagen für eine spätere Veröffentli­chung zu schaffen.

So entstand also der Grundstock der Serie „12Neu“, der kommentierten Ab­schriftenversion des KONFLIKTS 12. Bis heute, ich kam nur langsam daran vor­wärts, sind immerhin schon fast 40 Bände entsprechend in digitales Format übertragen worden (von insgesamt 128, die Arbeit dauert entsprechend noch an), aber hier fing es eben ernsthaft an, auch wenn die Wurzeln dieses Projekts anno 2007 zu verorten sind.

Entsprechend entstand dann auch gleich ein Glossar für „Oki Stanwer – Bezwin­ger des Chaos“, und ihr spürt, ich fühlte mich einfach großartig. Die Quantität der geschaffenen Werke spricht dann allein im Monat Juni 2012 auch für sich: 32 an der Zahl.

Für heute unglaublich, nicht wahr? Wie gesagt – das war ein phantastisch um­triebiges Jahr.

Im Juli folgte ich vorerst der BdC-Abschriften- und Kommentierungsschiene, machte mit den Abschriften des KONFLIKTS 28 weiter, versuchte mich weiter am dortigen Band 50 „MATRIXPEST“ und schrieb nach wie vor an der Daten­bank „Kommunale Amtsträger“. Es kamen dann auch Neuformatierungen von TI-Episoden hinzu und eine kurzzeitige Stippvisite in KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL), wo ich natürlich schon seit Jahren wusste, dass ich dringend weiterschreiben sollte. Doch wie oben schon angedeutet: so etwas zu wissen und das dann auch umzusetzen, war und ist immer abhängig von den erratischen Strömen der intuitiven Kreativität, und die lenkt mich halt recht häufig vom Weg ab.

Diesmal führte mich der Weg zu KONFLIKT 18, den ich ja ebenfalls abschrieb und kommentierte. Bei der Serie 18Neu, „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS) war ich bislang bis Band 17 gekommen. Jetzt erreichte ich annähernd Band 20. Sekundiert wurde das, natürlich, von den entsprechenden Glossararbeiten für diese Serie, außerdem feilte ich an einer weiteren Version des OSM-Hauptregisters (Version 3), versuchte mich an einem neuen Hinter­grundartikel mit dem Titel „Notizen zum OSM“, und am 30. Juli blühte noch kurz mit „Veronica“ (Planungstitel!) eine neue Archipel-Idee auf. Diese blieb aber wirklich bis heute sehr kurz.

Mann, dachte ich, das ist die reinste Achterbahn hier… schon wieder phantas­tische 25 fertige Werke in diesem Monat.

Als ich in den Monat August eintrat, rutschte ich endgültig in einen weiteren OSM-KONFLIKT ab, nämlich in KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO). Wie in einem Sturmlauf entstanden hier in rascher Folge die sehr um­fangreichen, lebendigen und dramatischen Episoden 13, 14 und 15 – und damit hatte ich fast, wirklich leider nur fast, das Ende des ersten Zyklus „Magellan“ er­reicht (das sollte Band 16 werden, aber den sollte ich 2012 dann nicht mehr vollenden können).

Gleich darauf war ich wieder mitten in den Abschreib- und Neuformatierungs­arbeiten „gefangen“: KONFLIKT 18, dann KONFLIKT 28, auch KONFLIKT 2… da­zwischen die Kommunalen Amtsträger, meine monatliche BWA-Redaktion, KONFLIKT 12… wirklich, ein ständiges Wechseln, wie in einem Hütchenspiel. Di­verse Glossare wurden fortgeführt, manche Storyfragmente wie „Mutproben“ (im OSM) oder „Raubgut“, „Shayas Bestimmung“ und „Brigitta“ (Archipel) be­schäftigten mich weiter. Was definitiv zu kurz kam, sehr zu meinem Bedauern, das waren neue Werke, neue Episoden.

Überrascht es dabei, dass wieder ein neues Fragment entstand? Wohl kaum. Diesmal „erwischte“ es KONFLIKT 18, so kann man das vielleicht ausdrücken – und der Anlass ist zweifellos in den zahlreichen kommentierten Abschriften der Serie zu sehen, die mich wieder enger an den frühen Handlungsstrom dort her­anführten.

Ich hatte schon eine ganze Weile lang über den Anfang der Serie sinniert, die in­zwischen einen parallelen Anfang für die spätere Romanüberarbeitung erhalten hatte (Spoileralarm! Ich darf hier noch nicht zu viel vorwegnehmen). Am Anfang der Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ wird Oki jedenfalls mit einem Mitstreiter konfrontiert, Gerd Kartland, der eine magische, faszinie­rende Waffe schwingt, das so genannte „Babylonische Zepter“, dessen Herkunft bis weit in die 50er-Bände der Serie rätselhaft war. Was lag also näher, als mich mal mit der Vorgeschichte des Artefakts zu beschäftigen? Und jählings befand ich mich dann mit „Spurensuche in Babylon“ mitten in einem Agenten-Adven­ture in einem höchst instabilen Nahen Osten, unter Archäologen, Radikalen und dämonischen Kreaturen. Und en passant erhielt dabei dann auch Gerd Kart­land, das bis dahin recht blasse Kerlchen, deutlich mehr Konturen.

Nun, wenn die Story eines Tages fertig sein wird, werdet ihr das lesen können. Das dauert aber sicherlich noch ein paar Jährchen. Aktuell ist hier leider der Bil­derstrom versiegt – und solange es sich so verhält, herrscht an diesem Frag­ment Stillstand. Das ist ja für die meisten angefangenen Episoden, Romane und Fragmente der Normalfall, leider…

Irgendwie hatte ich mit diesem Fragment aber schon wieder eine Lawine losge­treten. Denn nur drei Tage darauf entstand mit „Beas Freund“ eine weitere OSM-Fragmentgeschichte, die dieses Mal erneut in einem völlig anderen Kos­mos spielte. Ich fand mich zur eigenen Verblüffung in KONFLIKT 16 „Oki Stan­wer – Der Mann aus dem Nichts“ (DMadN), den ich 1998 abgeschlossen hatte, und sogar einige Jahrhunderte vor der Serienhandlungsgegenwart. Dammich, dachte ich… das ist ja kurios. Nicht zuletzt besonders deshalb, weil es keinen di­rekten Anlass gab, an den ich mich entsinnen konnte. Weder hatte ich eine kommentierte Abschrift begonnen – das wäre zu diesem Zeitpunkt wirklich Wahnsinn gewesen, dafür hatte ich genug andere Baustellen! – , noch hatte ich mich wieder in die Serie eingelesen.

Nun, was ich mir vorstellen könnte, ist ein anderer Zugang, gewissermaßen auf einer Parallelspur – denn es geht in der Geschichte um ein kleines Mädchen und Gestaltwandler aus dem Volk der Berinnyer. Vielleicht kam ich also unter­bewusst über die Dawson-Connection aus KONFLIKT 19 zu diesem Setting, da ich mich ja nicht lange zuvor mit Ian Perry und seiner Tochter Senyaali beschäf­tigt hatte… möglich ist ebenfalls, dass meine Schreibarbeiten am KONFLIKT 12, in dem es ja auch zentral um die Berinnyer geht, einen gewissen Einfluss ausgeübt hat. Aber was auch immer der Anlass genau gewesen sein mag – die kleine Bea fing mich halt einfach so ein, wie mir das schon Jahre zuvor Rhonda vorgemacht hatte, als sie mich im Urwald von Coorin-Yaan geradewegs über den Haufen rannte.

Toll, so etwas. Leider kam ich in der Bea-Geschichte nur bislang 7 Seiten weit. So ist das halt, wenn man sich völlig verzettelt. Zwar kam ich auf 20 Werke in diesem Monat, die ich abgeschlossen hatte, aber einmal mehr waren es haupt­sächlich kommentierte Abschriften oder Neuformatierungen.

Ärgerlich, dachte ich… es wäre doch zu schön, wenn sich das bald wieder än­dern würde.

Was sich stattdessen änderte, war das Amtsträger-Projekt, das sich im Septem­ber dem Ende zuneigte. Davon berichte ich euch in der nächsten Folge.

Kommende Woche habt ihr dann wieder einen „Work in Progress“-Report vor euch, da berichte ich dann vom Arbeitsstand im Juli 2017.

Bis dann, meine Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 134: Illuminatus! Band 2: Der goldene Apfel

Posted Oktober 18th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, hier kommt also nach vier Wochen der zweite Teil des schrillen 70er-Jahre-Romans um die gewaltige weltumspannende Verschwörungsgeschichte, durch­mischt von Hippie-Phantasien, sexuellen Ekstasen, mythischen Wesenheiten, Zeitsprüngen, Atlantis, telepathischen Delphinen und Schlimmerem… ich sagte ja schon im Blogartikel 130, dass das eine Saga ist, die es echt in sich hat. Dage­gen ist die ganze Metaphysik von STAR WARS wirklich höchst erbärmlich und simpel gestrickt. Das hier fordert euch vollständig, Freunde – ein anspruchsvol­les, höchst amüsantes und verwirrend gestricktes Geschichtengarn.

Ich kann echt nicht anders, als noch mal nachdrücklich dazu aufzufordern, euch dieser Geschichte zu stellen, und mögt ihr auch im ersten Anlauf daran schei­tern (wie ich vor so langer Zeit)… der Stoff ist den zweiten Anlauf unbedingt wert.

Also, bitte anschnallen, es geht weiter auf der wagemutigen Tauchreise des yel­low submarines des ultimativen Anarchisten Hagbard Celine. Und der nächste Tauchstopp erfolgt in… Atlantis!

Vorhang auf:

Illuminatus!

Band 2: Der goldene Apfel

(OT: Illuminatus! – The Golden Apple)

von Robert Anton Wilson & Robert Shea

Kailash, Hugendubel 2002

260 Seiten

Erstausgabe: 1978

Übersetzt von Udo Berger

Also, Freunde, noch mal kurz erden, bevor es dann wieder aufgeht ins zuneh­mend eskalierende Chaos.

Wir erinnern uns: irgendwann so um das Jahr 1975 herum (der Zeitpunkt wird nicht genannt) taumelt die Welt auf einen nuklearen Krieg zu, der sich an einem kleinen Eiland vor der westafrikanischen Küste entzündet, einer Insel namens Fernando Poo. Während die Regierungen der UdSSR, der USA und Chinas der Auffassung sind, die jeweilige Gegenseite habe diesen Konflikt in Szene gesetzt, verhält es sich gänzlich anders. Die Erde ist seit langen Jahrtausenden Schau­platz der Kämpfe von unterirdischen Mächten, die – nach bisherigen Erkennt­nissen – ihren Ursprung auf dem mythischen Kontinent Atlantis haben, der vor 10.000 Jahren im Atlantik versank.

Übriggeblieben ist von dieser uralten Macht der Geheimorden der Illuminaten, der in zahlreichen Verkleidungen und Tarnorganisationen über die Jahrtausen­de hinweg die menschlichen Kulturen infiltriert und gegeneinander gehetzt hat, um die absolute Macht zu erlangen. Wenn wir auf die Weltgeschichte schauen, erkennen wir, dass das bislang fehlgeschlagen ist. Sieht wenigstens so aus.

Die Gegenströmung ist anarchistischer Natur, und als „Frontkämpfer“ dient ge­genwärtig offenbar der geniale Rechtsanwalt, Pirat und U-Boot-Kommandant Hagbard Celine mit seinem yellow submarine LEIF ERIKSON (das ERICKSON in der letzten Rezi war die Übernahme eines hartnäckigen Schreibfehlers im Buch). Mit seinem Geheimorden, der Legion des Dynamischen Diskords, ver­sucht Celine, die Pläne der Illuminaten und zahlreicher anderer Untergrundor­ganisationen zu durchkreuzen. Diese bestehen übrigens, wie man hier rasch im zweiten Buch erfährt, nicht nur in der Entfesselung eines Nuklearkrieges (der hat aber ein monströses, logisches Ziel!).

In Wahrheit geraten sogar die Ereignisse auf Fernando Poo und die um den bri­tischen Geheimagenten 00005 (Eigenname: Fission Chips) ein wenig ins Hinter­treffen. Der Brite verirrt sich etwa in eine Kirche auf Fernando Poo und findet sich hier auf einmal in einer dem Weird Fiction-Leser sehr bekannten Szenerie wieder: in einer Kirche auf dem Federal Hill in Providence, Rhode Island, und er macht zunächst die furchterregende Bekanntschaft mit den Großen Alten und sodann mit dem Dealy Lama unter der Dealy-Plaza in Dallas, Texas, wo einst John F. Kennedy erschossen wurde.

Eine Nebenhandlung avanciert unvermittelt zum Haupthandlungsstrang: näm­lich die um einen Biowaffenexperten, der sich nach Las Vegas zurückgezogen hat, um sich hier von einer Prostituierten verwöhnen zu lassen. Dummerweise ist der Mann mit seiner tödlichen Anthraxvariante vergiftet und bringt somit unabsichtlich sich und die Frau um. Letztere wiederum infiziert ihren Zuhälter Carmel, der daran denkt, das ganz große Geld zu machen, indem er ebenjene Anthraxvariante an Staatsfeinde verkaufen will. Er ahnt natürlich nicht, dass all dies zu den Langzeitplänen der Illuminaten gehört.

Von diesen Plänen gibt es insgesamt drei, und bis der Leser zu ahnen beginnt, was für eine eigentliche Bedeutung das scheinbar unspektakuläre Rockfestival bei Ingolstadt haben soll, das nahe dem Totenkopfsee stattfinden soll, in dem in den Endtagen des Zweiten Weltkrieges von Hitler eine ganze Division Toten­kopf-SS mitsamt Waffen versenkt worden ist (vorher brav mit Zyankali vergiftet, was die Gefahr leider nicht entschärft, wenn die Illuminaten Recht behalten), bis dahin ist alles längst zu spät. Oder vermutlich jedenfalls, denn wie schon im ersten Band gehen die Zeiten und Informationsebenen munter durcheinander, und es trägt definitiv nicht zur logischen Durchdringung des Buches bei, wenn man Hagbards Reden lauscht (die er im nächsten Atemzug als Lügen abtut und dann wieder für die Wahrheit ausgibt), Reden der Illuminaten, die einen Wer­befilm über die Ereignisse im Atlantis vor 10.000 Jahren zeigen (ein kleiner Überrest davon ist übrigens Fernando Poo, wer hätte das gedacht?) oder man sich vergegenwärtigen muss, dass zahlreiche Personen im Buch als Doppel-, Dreifach- oder Fünffach-Agenten in verschiedenen, teilweise absolut konträren Organisationen Mitglied sind und absichtlich und gewollt oder sogar von allen Seiten gefördert Informationen an die Gegner weiterreichen.

Man merkt, die Konfusion nimmt zu, und während Fernando Poo sich offen­sichtlich von selbst entschärft, bekommt man immer deutlicher mit, dass es doch einen übernatürlichen Aspekt an der Geschichte gibt. Schließlich entdeckt der Leser mit Grausen ein fünfeckiges Steingebäude in Atlantis, in dem niemand Geringeres als Yog-Sothoth gefangengehalten wird. Und wenn man dann über­legt, dass die Illuminaten hinter der Erbauung des Pentagon in Washington stecken…

Nach wie vor ein mächtig wilder Stoff, der auch weiterhin ein enzyklopädisches Wissen abverlangt und ziemliche Durchhaltekraft. Viele Dinge erschließen sich erst beim zweiten Lesen, weil man anfangs einfach nicht auf solche merkwürdi­gen Dinge wie etwa im ersten Band vorkommende Handelsgesellschaften wie GOLD AND APPLE TRANSFERS geachtet hat (im zweiten Band erkennt man darin Hagbard Celines Schmuggler-Dachorganisation). Der Leser erfährt eine Menge über die Mythen des modernen Rauschgifthandels, die Protagonisten werden mit zunehmender Informationsfülle immer bereiter, sich mit einer ordentlichen Pfeife Pot ins mentale Nirwana zu begeben, wobei es da auch zu Überschnei­dungen mit anderen Geistern (Quasi-Telepathie), Flashs in die Vergangenheit oder zu beinahe richtiger Illumination kommen kann.

Während unsere beiden Polizisten aus dem ersten Teil fast in Vergessenheit ge­raten, schlingert der Polizist, der auf ihren Spuren wandelt, in Miss Maos Illumi­natenzirkel hinein und verliert seinen Glauben an die Welt; Joe Malik und Geor­ge Dorn, inzwischen beide im Dienste Hagbard Celines, haben genug damit zu tun, das metaphysische Dickicht der Welt zu durchdringen und ihre eigenen Kräfte zu entwickeln; aber da ist dann auch noch Simon Moon, und es gibt diese seltsame Vierlings-Rockband, die in Ingolstadt spielen soll…

Äh, ja, was wollte ich eigentlich sagen? Well, vielleicht soviel, als dass hier na­türlich das letzte Wort noch nicht gesprochen werden kann, sich die Story aber insgesamt nach wie vor ultracool und richtig heftig abgefahren entwickelt. Eins ist sicher: nach diesem Buch braucht ihr keinen Trip mehr, und die Lachkur könnt ihr auch absagen, das wird hier locker erledigt. Jedenfalls für den Fall, dass ihr genügend von dem rafft, was euch die beiden Autoren erzählen wollen. Wer Lovecraft nicht kennt, die Freimaurer, ein wenig von der Geschichte, At­lantis usw. etc., der hat vielleicht mehr die Stirn zu runzeln als zu kichern. Aber von dem Gedanken, dass man unbedingt stoned sein muss, um das Buch zu ver­stehen, bin ich inzwischen weg.

Bin nur mal gespannt, ob es den Großen Weißen Wal wirklich gibt, der angeb­lich die Weltherrschaft anstrebt, oder ob das nur so ein bizarrer Crossover zu Melvilles Moby Dick ist. Im Band 3 mit dem Titel „Leviathan“ werden wir’s er­fahren.

Stürzt euch ins Vergnügen, Jungs und Mädels!

© 2004 by Uwe Lammers

Keine Sorge, so verrückt bleibt mein Rezensions-Blog natürlich nicht. In der kommenden Woche durchreisen wir einmal mehr vertraute Gewässer und schauen uns einen Abenteuerroman von Clive Cussler an. Ihr könnt mir glau­ben, da werden uns gewiss keine telepathischen Delphine begegnen, und auch bestimmt keine Anarchisten.

Was sonst? Nun, da solltet ihr euch, die ihr dieses Buch nicht kennt, mal überra­schen lassen. Nächste Woche einfach wieder hereinschauen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Wochen-Blog 241: Der OSM in Gedichtform (4) – Bitter Sun

Posted Oktober 14th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

lange, lange ist es her, dass ich euch mit dieser Rubrik unterhalten habe? Ja, fürwahr lange ist das her, das letzte Mal kümmerte ich mich am 4. Juni um das Thema des OSM-Gedichts, das liegt also ein munteres halbes Jahr zurück. Wir bleiben im Jahr 1987, und diesmal, muss ich sagen, ist der Anklang an den OSM doch nur ein sehr vager, der mich bei der Abschrift Jahre später selbst über­rascht hat.

Schaut euch das am besten mal selbst an, mir will scheinen, das wird ein recht kurzer Beitrag heute:

Bitter Sun

Gedicht von Uwe Lammers

Im Schein der rötlich gelben Sonne

erstarren Magmagluten zu schwarzem Stein

stürzen die Wälle der Ewigkeit,

Gestalt gewordener Finsternis Bastion.

Im schwindenden Licht der Sterne

verharren mächtige Gestalten ehrfürchtig,

brachen ein in das Revier des Todes,

ein Reich Gestalt gewordenen Grauens.

Im Flimmern der knisternden Brände

sieht man die Armeen marschieren,

voller Hoffnung und Mut,

der unsichtbaren Vernichtung entgegenschreitend.

Im Abgrund der dunklen Augen

finden schmerzerfüllte Seelen Schicksal,

das alles treibt und vorwärts drängt,

beseelt vom Drang zu wissen.

Und wie sie kommen,

so fallen sie auch,

nichts errettet sie.

Im Schein der rötlich gelben Sonne

stehen Monumente des Todes starr,

rostende Ketten hängen herab,

Waffen liegen hilflos verstreut.

Im schwindenden Licht der Sterne

liegt das Schlachtfeld leer und einsam,

niemand stört des Todes Schlaf,

in dem die Kämpfer sind.

Eine große Hand legt sich auf die Welt,

wissend, beherrschend und erdrückend.

Und die Hand ist schwarz wie die Nacht,

böse wie der Tod.

Schwarze Zinnen erheben sich bald,

überragen Hügel und Täler.

Stadtanlagen breiten sich aus,

Banner werden gehisst.

Niemand versteht das Banner,

schwarze Sonne auf rotem Grund,

zweiunddreißig Strahlen verschleudernd,

die das Zeichen des Bösen sind.

So schaut die bittere Sonne hinab,

auf die Ebenen der Welt,

wo einst ihr Leben wohnte

und nun nur Tod und Feindschaft herrscht.

Das Schicksal ist hart.

Bittere Sonne.

ENDE

© 1987 by Uwe Lammers

Gifhorn, den 27. Februar 1987

Abschrift: Braunschweig, den 30. Juni 2015

Gedicht Nr. 42

Anmerkung: Mit einiger Überraschung entdeckte ich heute bei der Abschrift, dass es sich im Kern um ein OSM-Gedicht handelt, denn die „zweiunddreißig Strahlen der Sonne“ sind ganz offensichtlich eine Anspielung an TOTAMS Sonne Granat sowie auf die 32 Dämonen von TOTAM. Auch die „schwarze Sonne“ passt durchaus dazu. Während ich anfangs noch annahm, dies sei ein Gedicht, das in meiner erfolglosen Schwärmerei für ein Gifhorner Mädchen entstanden ist, sieht das nun deutlich anders aus.

Tatsache ist, dass dieses Gedicht gerade mal eine runde Woche nach dem vor­herigen entstand, also nach „Könige stolzen Hauptes“. Vielleicht erklärt sich die „Fantasylastigkeit“ dieser beiden Gedichte daraus, dass ich damals a) noch rela­tiv viel Fantasy las, b) dass ich mich zu dieser Zeit noch relativ nah an meiner Marion Zimmer-Bradley-Phase befand und c) gerade in der Endphase eines vo­luminösen Fantasy-Roman steckte, den ich am 18. April 1987 vollenden sollte.

Ach, ich weiß, dass ihr Andeutungen nicht so toll findet… also schön, dann er­zähle ich euch eben bei der Gelegenheit noch etwas mehr dazu:

Die sieben Prüfungen“, so der Titel des gut 300 Seiten umfassenden Werkes, das ich damals sehr zu Recht als „BUCH“ einstufte, als das erste von zahlrei­chen, die noch folgen sollten im Laufe der kommenden 30 Jahre, handelte von Leben und Tod und brachte Gevatter Tod höchstselbst als Protagonist auf die Bühne des Schicksals. Der junge Prinz Corian entdeckte in der Todesstunde sei­nes Vaters, dass der lange Frieden, der in seiner Heimat geherrscht hatte, auf einen Handel seines Vaters mit Gevatter Tod zurückzuführen war. Um diesen Frieden zu erneuern, galt es sieben Prüfungen zu bestehen, die ihn in verschie­denerlei Inkarnation und in diverse bizarre Welten führte.

Ausschlaggebend für die Gedankenführung war, so überraschend das heute klingen mag, eine deutsche Popgruppe namens ZARA-THUSTRA, deren Album „Ritter der neuen Zeit“ (das es offensichtlich nicht auf CD gibt, was ich sehr be­dauerlich finde) mich massiv zu den Szenarien des Romans anregte. Stilistisch, da machen wir uns mal nichts vor, ist der Roman heutzutage zweifellos völlig altbacken und hölzern. Aber allein der schiere Umfang ist schon recht beeindru­ckend, wie ich sagen muss.

Nun, bis ihr dieses Werk, das bis heute nicht in digitaler Version vorliegt, mal zu Gesicht bekommen werdet, vergeht zweifellos noch eine Menge Zeit. Ihr wisst jetzt, dass es existiert und könnt weiterhin neugierig sein.

In der kommenden Woche steuere ich euch dann in bekanntere Gewässer zu­rück – in die Artikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“ – und reise in die nähe­re Vergangenheit zurück. Ich würde sagen, es bleibt interessant… selbst wenn ich hier aktuell nur mit relativ kleinen Zwergen-Trippelschritten vorankomme, deutlich langsamer, als ich mir das ursprünglich vorstellte. Aber so ist eben die Welt: nie tut sie tatsächlich das, was wir wollen, sondern sie hat eben ihren ganz eigenen Kopf.

Also, lasst euch mal von den Worten der kommenden Woche überraschen.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 133: Blut der Erde

Posted Oktober 11th, 2017 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute geht es mal um ein Buch für wirklich eingefleischte Fans, das ist nicht zu leugnen. Ich besaß diesen Roman schon seit geraumer Zeit, hatte aber immer, weil mir bewusst war, wie wenige ungelesene Werke von Keith Laumer mir noch offenstanden, stets gezögert, das Buch zu lesen. Tja, die Wartezeit wirkte sich nicht eben positiv auf die Lektüre aus – das hatte nur mittelbar damit zu tun, dass das Buch fast so alt ist wie ich selbst auf dieser Welt weile. Im Gegen­satz zu den Lafayette O’Leary-Romanen (zu denen ich euch beizeiten mehr er­zählen werde) oder gar den James Retief-Abenteuern des Diplomaten vom CDT (auch dazu komme ich noch), empfand ich bei diesem hier doch eine gewisse Enttäuschung, je weiter die Lektüre voranschritt.

Woran lag das? Nun, einmal sicherlich an meinem Lesehorizont, der derzeit na­türlich erheblich weiter ist als vor rund 25 Jahren, als das Buch in meinen Besitz kam. Zum anderen… ah, aber lest doch lieber selbst weiter, was ich unmittelbar nach der Lektüre dazu niederschrieb:

Blut der Erde

(OT: Earthblood)

Von Keith Laumer & Rosel George Brown

Heyne 3146/47

München 1969

Aus dem Amerikanischen von Birgit Reß-Bohusch

256 Seiten, TB (antiquarisch, keine ISBN)

Man schreibt das 14. Jahrtausend terranischer Zeitrechnung… so könnte diese Geschichte beginnen. Aber das ginge etwas in die Irre. Denn wir befinden uns zwar in der Milchstraße, und sie ist rege bevölkert von Billionen intelligenter Le­bensformen… doch Menschen, reinrassige Terries, sucht man wirklich verge­bens.

Terries sind fast so etwas wie eine Legende.

Die Heimatwelt der Menschen, Terra, hält sowieso jeder für einen Mythos.

Und abgesehen davon haben die meisten Galaktiker sowieso ganz andere Sor­gen. Und ob sie nun Tentakel tragen, Schuppen oder Flügel, ob sie gefiedert sind oder sich Erdbehausungen graben – sie alle kämpfen ihren täglichen klei­nen Kampf ums Dasein. Es gibt nur sehr wenige idealistische Wesen, deren Ah­nenlinie vor langer Zeit von der Menschheit abging, die nach wie vor die alten Legenden hochhalten und sich selbst zugleich für „Terraner“ halten. Es sei doch nicht so wichtig, ob man Hörner besäße oder Klauen oder Schwimmhäute… die Einstellung sei wichtig.

Raff Cornay und seine Frau Bella sind solche Idealisten. Sie ersehnen sich einen möglichst reinen menschlichen Nachwuchs und scheinen am Ziel zu sein, als sie auf dem Hinterwäldlerplaneten Tambool endlich einen menschlichen Embryo finden, der ihnen geeignet erscheint. Aber etwas ist daran seltsam – er scheint sehr begehrt zu sein, und das Ehepaar wird prompt kurz darauf überfallen… doch die Räuber haben nicht mit dem wilden Widerstand Raff Cornays gerech­net, der die meisten von ihnen kurzerhand umbringt und dabei selbst zum Krüppel wird. Nur einer der Angreifer, ein Yill namens Thoy’hoy, bleibt am Le­ben und ist fortan ihr Sklave und Diener.

Und so wächst der menschliche Embryo in Bellas Bauch heran und kommt zur Welt als Roan Cornay, als absolut menschliches Wesen unter lauter Alienkin­dern. Später wird er erfahren, dass man solche Wesen „Geeks“ nennt – Men­schenabkömmlinge, die eher weniger denn mehr menschlich sind. Mischwesen und Hybriden. Sie werden unterschieden von so genannten „Gooks“, die zwar entfernt menschenähnlich sind, aber völlig fremden Spezies entstammen. Ein Beispiel hierfür ist etwa „Eisen-Robert“, dessen Bekanntschaft Roan später macht.

Roans „Vater“ Raff schärft seinem Kind den Stolz ein, ein Terry zu sein, und zwar einer von bestem Blut. Und er erzählt ihm von der alten Erde, die für ihn selbst kaum mehr als ein Mythos ist. Berichtet davon, wie die terranische Imperialflot­te vor vielen Jahrtausenden einen verheerenden Krieg mit einer Invasorenrasse ausfocht, den finsteren Niss, die ihnen angeblich überlegen waren und schlussendlich Terra mit einer undurchdringlichen Blockade von gigantischen Kriegs­schiffen einschlossen. Doch meint Raff Cornay, dass es die Erde noch gibt und irgendwo auch noch die zerstreute terranische Imperialflotte. Und er impft sei­nem Kind ein, dass die Terraner die durchsetzungsfähigste und wandlungsfä­higste Spezies der Milchstraße seien. Einstmals Herrscher der Galaxis, und dass sie es dereinst wieder sein würden.

Aber Terra ist eben ein Mythos.

Nun, und Roan Cornay, der unweigerlich von Terra träumt und wissen möchte, woher er tatsächlich stammt – denn er ist in der Tat optisch ein absolut reinras­siger Terraner, das ist unübersehbar – , ist durchaus bereit, Risiken auf sich zu nehmen, um seine Herkunft zu entschleiern. Dummerweise bekommt er dazu gar keine Gelegenheit. Denn vorher wird er von dem Zirkusdirektor Gom Bullj kurzerhand zu den Sternen entführt und an Bord eines uralten terranischen Kriegsschiffes zu einer Zirkusattraktion aufgebaut.

Hier lernt er allerdings die bildhübsche Hybridenfrau Stelleraire kennen und eckt an vielen Stellen mit der Bordmannschaft an. Und das ist erst der Anfang seiner Odyssee, in der es dann auch noch um Raumpiraterie geht, um Plündern und Kolonialweltenüberfälle… und irgendwann gibt es auch Anzeichen, dass es tatsächlich noch so etwas wie eine terranische Imperialflotte gibt, all den Jahr­tausenden zum Trotz, die seither vergangen sind.

Doch leider gibt es eben auch den anderen Mythos noch – die Niss.

Und manche Mythen haben einen äußerst schalen, desillusionierenden Beige­schmack, wenn man ihnen erst einmal auf den Grund gegangen ist…

Keith Laumer und Rosel George Brown haben mit diesem Buch eigentlich einen klassischen Abenteuerroman geschrieben, die Lebensgeschichte von Roan Cor­nay, der unter lauter Mutationen und Aliens in der fernen Zukunft nach seiner Herkunft sucht, zugleich dem Wahrheitsgehalt der Legende über die Erde auf den Grund gehen möchte. So schlägt er sich von Kindesbeinen an durch, als Kind entführt, zur Zirkusattraktion gemacht, dann zum Raumpiraten, mit wild zusammengewürfelten, oft intriganten Kameraden zusammen… und das liest sich in der ersten Hälfte auch durchaus sehr packend, und man kommt voran und hat an vielen Stellen ordentlich etwas zum Lachen.

Doch je weiter der Roman voranschreitet, so kam es wenigstens mir vor, desto vager und fader wurde er. Es mag eine Frage der schieren Länge sein – immer­hin ist der Roman deutlich länger als die landläufigen Laumer-Romane, und es hat sicherlich auch etwas zu besagen, dass Laumer hier mit einem Coautor zu­sammenarbeitete, von dem ich sonst nichts kenne. Meiner Ansicht nach hat sich das auf das Buch nachteilig ausgewirkt, beide Faktoren. Die Geschichte hat in der zweiten Hälfte ganz eindeutige Längen, und besonders zäh wurde es für mich dann, als der Held tatsächlich sein Ziel erreichte. Da wurde die Storyline irgendwie orientierungslos. Der Schluss wirkt demzufolge etwas gezwungen und bemüht.

Ich fühlte mich ein wenig an die alten Romane um Earl Dumarest erinnert, die E. C. Tubb zeitlebens in Serie veröffentlichte. Auch Dumarest war immerzu auf der Suche nach der Erde, doch im Gegensatz zu dem vorliegenden Roman kam Dumarest – meines Wissens nach jedenfalls – nie auf der Erde an, sondern ging immer nur weiteren Spuren nach. Es ist eigentlich wie immer bei solchen Ques­ten (und dies ist eindeutig eine): wenn man am Ziel angelangt ist, ist die Ge­schichte aus, und ja, meistens ist das Ziel deutlich weniger wert, als man das ur­sprünglich geglaubt hat. Der Traum ist fad geworden, die Wirklichkeit hält der Imagination nicht stand.

Leider kann man das auch von diesem Roman sagen. Bei aller Liebe zum Detail, das auf viele Passagen verwendet wird, ist er doch auch leider etwas sehr ober­flächlich. Man schließt als kritischer Leser und als Laumer-Fan das Buch eigent­lich mit einem Gefühl der milden Enttäuschung.

Schade.

© 2014 by Uwe Lammers

Ihr seht, es gibt manchmal gute Gründe, mit dem Grundprinzip meines Rezensi­ons-Blogs zu brechen – dem Prinzip eben, nur Romane zu rezensieren und euch vorzustellen, die mir absolut gefallen. Verschiedentlich bereits hat es Werke ge­geben, die deutliche Missklänge in den Rezensionen spiegelten. Das ändert aber in diesem Fall absolut nichts daran, dass ich Laumer als Autor grundsätz­lich nach wie vor sehr schätze. Nur hat jeder Verfasser mal gute und weniger gute Stoffe, mit denen er sich befasst, und die Übersetzer kann er sich in der Regel auch nicht aussuchen. Hier kommt es eben auch vor, dass man die guten Übersetzer nicht bekommt, sondern 08/15-Übersetzer den Job erledigen, die unter hohem Zeitdruck und mit geringem Honorar überstürzte Arbeit leisten müssen.

Dennoch bin ich der Auffassung, dass es in diesem Fall nicht am Übersetzer gelegen hat, denn Reß-Bohusch ist wirklich eine sehr versierte Übersetzerin gewesen. Hier funktionierte die Grundidee nicht. Vermutlich hat Laumer aus der Idee noch das Nonplusultra herausgeholt.

In der kommenden Woche geht der strukturelle Alptraum und der goldige Lese­wahnsinn von „Illuminatus!“ in die zweite Runde. Das solltet ihr euch echt nicht entgehen lassen, Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

es gibt meiner Ansicht nach ein ganzes Bündel höchst unterschiedlicher Schrift­steller. Zwei dieser Kategorien kennt ihr schon – die Gliederung in die struktu­rierten Planer einerseits und die intuitiven Autoren andererseits. Die Personen der ersten Gruppe neigen dazu, ihren Roman wie an einem Reißbrett Kapitel für Kapitel, Person für Person zu entwerfen, zurechtzufeilen und das gesamte Set­ting aufzuschlüsseln, mitunter, ehe sie die erste Zeile geschrieben haben. Die Autoren der zweiten Gruppe, zu denen ich mich rechne, lassen sich auf das un­berechenbare Abenteuer ein, das das Schreiben darbietet: sie folgen dem un­kalkulierbaren Sirenenruf und erleben phantastische Odysseen jenseits der Vor­stellung.

Es ist offensichtlich, wem meine größere Sympathie gilt… wenngleich damit nicht gesagt sein soll, dass die erstgenannten Verfasser uninteressante Romane schreiben, ganz im Gegenteil. Zumeist sind sie sogar höchst lesenswert. Sie ber­gen halt nur für Vielleser die Gefahr, in gewisse schematische Fallen zu gehen. Das ist jetzt so meine private Meinung und Erfahrung mehrerer intensiver Lese­jahrzehnte.

Es gibt aber noch eine weitere Schwierigkeit, und der widmen wir uns heute nach dieser vielleicht etwas seltsam klingenden Einleitung: Ich habe in all die­sen Lesejahren nämlich das bedauerliche Gefühl gehabt, dass diese planenden Autoren häufig eine Art von Grundaufschlag begehen – sie neigen dazu, in Ein­zelromansettings oder aber wenigen, oft dreibändigen Zyklen, zu denken und zu argumentieren. Nach diesem Handlungsbogen ist oftmals die kreative Ener­gie erschöpft, und der Handlungsrahmen oder das Handlungsuniversum wird verlassen und nicht wieder angesteuert.

Dies hat dann zur Folge, dass im nächsten Roman alles wieder von vorn be­ginnt: man braucht neue Protagonisten, man braucht einen neuen Handlungs­hintergrund, in der SF beispielsweise neue Welten, neue Technologie, neue Völ­ker… und das ständig wieder und immer wieder zu ersinnen, das kommt mir schon seit sehr langer Zeit äußerst ermüdend und ermattend vor. Die oben an­gedeutete Gefahr, dann in eine Art von Standard-Mainstream-Fahrwasser abzu­gleiten und schematische Personen, schematische Settings usw. zu entwickeln, einfach aus Gründen der Energieersparnis, wird dann eine höchst reale Schwie­rigkeit.

Sehen wir uns beispielsweise nur mal kurz die sieben Harry Potter-Romane von Joanne K. Rowling an: der zentrale Konflikt, um den alles kreist, ist die Ausein­andersetzung zwischen Harry und Lord Voldemort. In dem Moment, wo die fi­nale Katharsis stattfindet und Voldemort – erwartungsgemäß – auf der Strecke bleibt (es ist ein Jugendbuch, das kann man schlecht mit dem Sieg des Bösen enden lassen, gell?), ist der Spannungsbogen ausgereizt. Folgerichtig sagte Frau Rowling auch, sie habe nicht vor, jemals an diesem Universum weiterzuschrei­ben.

Inzwischen wissen wir, dass sie sich überreden ließ, das anders zu gestalten, und nun schreibt sie eben über Newt Scamander und den amerikanischen ma­gischen Schauplatz – aber das bestätigt nur meine obigen Worte: Hogwarts mag noch unendlich viele unerforschte Winkel und Ecken und Biografien be­sitzen, aber sie strahlten für Rowling erkennbar nicht soviel Reiz aus, dass sie sich dort heimisch gefühlt hätte. Der Schatten von Harry Potter war zu über­mächtig, also wechselte sie Zeit und Schauplatz, um einen völlig neuen Konflikt zu ersinnen. Wir werden sehen, ob er die Qualität des ersten Siebenteilers be­sitzt. Wenigstens fängt die Geschichte schon interessant an, das werden diejeni­gen unter euch, die „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ gese­hen haben, vielleicht ebenso sehen wie ich.

Was hat das alles mit dem Oki Stanwer Mythos (OSM) zu tun? Eine Menge.

Ihr wisst, dass ich am OSM inzwischen seit gut 40 Lebensjahren schreibe. Ein Verdruss ist, das könnt ihr jedes Jahr mehrmals an meinen „Work in Progress“-Reports ablesen, ist dabei aber nach wie vor nicht in Sicht, im Gegenteil, ich muss immer wieder dagegen ankämpfen, NOCH MEHR neue Ideen aufzuzeich­nen und auszuarbeiten.

Offensichtlich unterliegen weder der OSM noch ich selbst dem oben skizzierten Phänomen, dass sich ein Gewöhnungs- oder sogar Ermattungseffekt breit­macht. Da stellt sich doch die Frage, wieso das so sein kann.

Ich für meinen Teil schätze, dass das erstens etwas mit meiner intuitiven Schreibweise zu tun hat, und zweitens hat es sicherlich damit zu tun, wie ich Universen in meinem Geist entstehen lasse und sie den Weg aufs Papier bzw. in die digitalen Dateien finden. Und damit sind wir, nach zugegeben langer Vorre­de, beim Thema angelangt.

Der Oki Stanwer Mythos ist eine komplexe Struktur, die nach ursprünglicher Auffassung 33 Universen und einen zeitlichen Rahmen von rund 165 Milliarden Handlungsjahren umfassen soll (eher mehr, würde ich heute schätzen, deutlich mehr… aber das lässt sich aktuell noch nicht quantifizieren). Von diesen 33 Universen habe ich inzwischen zehn in der Rohversion fertig beschrieben, d. h. zehn KONFLIKTE sind ausgetragen worden und ich weiß, wie sie endeten. Verra­te ich an dieser Stelle natürlich nicht, ich bin ja nicht närrisch… ihr wollt schließ­lich noch beizeiten mit spannendem Lesestoff versorgt werden, nicht wahr? Warum sollte ich euch den Spaß verderben?

Weitere acht KONFLIKTE sind derzeit in Arbeit, einige davon schon recht fortge­schritten (dazu zählen KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ und 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“, bei den anderen wage ich noch keine Progno­se). Das bedeutet aber, wenn man mitzählen mag, dass etwa die Hälfte des ge­samten OSM bislang vollkommen unerforschtes Neuland darstellt. Allein das ist schon eine enorme Herausforderung, aber sie intensiviert sich durch meine Art des Schreibens.

Ein traditioneller Autor arbeitet sich üblicherweise von Punkt A nach Punkt B voran, in der Regel chronologisch. Gelegentlich – wie etwa im Falle von Eric van Lustbader – in einer gebrochen-chronologischen Struktur, indem er eine Gegen­wartshandlung mit Vergangenheitskapiteln kontrastiert und so den Leserver­stand fordert. Üblicherweise wird hier eine Vergangenheitsdimension in „ge­planten“ Romanen nur insofern später als die Handlungsgegenwart integriert, als sie im Rahmen analytischer Erforschung offen gelegt und als Erklärungsan­satz für rätselhafte Strukturen der Erzählgegenwart herangezogen wird.

Im OSM läuft das anders, und zwar grundlegend anders. Das hat mit der achro­nischen Struktur des Oki Stanwer Mythos zu tun. Ich begann 1981 mit dem re­gulären OSM in der Serie „Oki Stanwer“, aber sie agierte nicht im luftleeren Raum, sondern hatte gedankliche Vorläufer, von denen meine Leser natürlich nichts wissen konnten.

In dieser Serie fußte das zersplitterte galaktische Imperium der terranischen Na­tionen auf einer uralten Vergangenheit: rund neuntausend Jahre vor der Hand­lungsgegenwart (was etwa dem Jahr 2000 vor Christus entsprochen hätte) exis­tierte der Legende zufolge das okische Imperium in der Milchstraße. Seine Supertechnik war immer noch verstreut vorhanden, es gab Robotaußenposten, „schlafende“ Roboter und Raumflotten, und dies alles erwachte wieder zum Le­ben, als Oki Stanwer hier auftauchte.

Das Problem, das sich mir bald stellte, sah aber so aus: Die Ruinen des okischen Imperiums gehörten streng genommen gar nicht in dieses Universum, sie stell­ten Baufehler der universellen Matrix dar, so genannte „Matrixfehler“, die na­türlich gleichwohl von ihrer Existenzberechtigung sehr überzeugt waren und sie mitunter militant verteidigten. Aber genau genommen waren sie Phantome.

Phantome einer Handlungszeit, die ich schließlich im 9. KONFLIKT verortete, von dem noch nicht eine Zeile geschrieben worden war. Die gesamten ruinen­haften Strukturen waren aber existent und höchst quicklebendig in meinem Geist. Sie hatten nur in diesem Universum keinen Raum.

Das brachte mich noch während der Schlussphase dieses KONFLIKTS dazu, den Versuch zu starten, das okische Imperium in einer alternativen Serie auszuar­beiten, die aber bereits in Ansätzen steckenblieb („Der Kaiser der Okis“, 1983-1990).

Es gab also, gewissermaßen, eine „Bringschuld“ für mich als Autor. Ich wusste, es gibt einen schlummernden Handlungshintergrund, zu dem sehr viel zu schreiben ist, eine Form von stiller Reserve der Kreativität, ein Schattenreich voller Abenteuer.

Der OSM dehnte sich nach Abschluss dieser ersten Serie „Oki Stanwer“ (1981-1984) auf mehrere weitere Universen aus, und ich wurde mit der Tatsache „al­ternativer“ Zeitlinien der Erde konfrontiert. Damit war nicht so etwas wie das klassische Paralleluniversenparadigma angesprochen, mit dem ich es mir sicher­lich leicht hätte machen können. Die Dinge lagen deutlich komplizierter.

Vor Urzeiten hatten die Sieben Lichtmächte, die rätselhaften, nebulösen Auf­traggeber Oki Stanwers und des legendären Volkes der Baumeister, damit be­gonnen, den uralten Antagonisten TOTAM zu bekämpfen, und dabei waren 33 Abschnitte einer universalen Energiematrix entstanden, die zu Blaupausen von Universen wurden. Formal – so nahm ich das sehr lange Zeit an – waren all diese Universen homogen. Das wäre ein Gebot des Pragmatismus und der Effizienz gewesen, zugleich natürlich auch einer gewissen Bequemlichkeit. Dummerweise gab es bei diesem Denkansatz recht schnell Probleme, und zwar zwei an der Zahl. Für das erste wusste ich rasch eine Lösung, an dem zweiten biss ich viele Jahre lang.

Problem Nummer eins war: Wenn das immer 1:1-Kopien desselben Grunduniversums in 33facher Vervielfältigung waren, warum wechselte dann immer wie­der der Handlungsschauplatz? In KONFLIKT 13 war es die Erde, in KONFLIKT 14 befand ich mich in der Galaxis Hun’arc, in Risalon, Wukarin, Srakkonar… in KON­FLIKT 20 bereiste ich die Galaxis Zooltahn, in 21 hielt ich mich in Bytharg und Leucienne alias La Sheem jol Karrah auf…

Nun, das Problem ließ sich leicht lösen: Das Universum war gigantisch, nicht wahr? Warum sollten die Lichtmächte nicht den Kampfschauplatz neu entwi­ckeln und die Gefechte an anderen Orten stattfinden lassen? So wurde womög­lich auch die strukturelle Integrität der kosmologischen Matrix gewahrt.

Problem Nummer zwei stellte mich vor ein Rätsel: Oftmals war die Erde der KONFLIKT-Schauplatz. Aber wiewohl die geografischen Details auf bestechende Weise identisch waren, bis hin zu den Namen der Städte und Länder, differierte der Zeithorizont und die Menschheitsgeschichte nicht eben wenig. Man schaue sich nur mal die Zeitlinien an:

KONFLIKT 13: Das Jahr 2123/24. Die Menschheit beherrscht nicht die Raum­fahrt.

KONFLIKT 15: Das Jahr 7476. Das menschliche Sternenreich ist über die ganze Galaxis zerstreut.

KONFLIKT 16: Das Jahr 3938. Die zerstreuten Menschenwelten kämpfen gegen die Dämonenwaffenallianz unter GOLEM und andere Feinde, mit dem Rücken zur Wand.

KONFLIKT 17: Das Jahr 2092. Das irdische Sternenreich umfasst gerade mal gut zwanzig Kolonialwelten in einer Raumkugel von rund 400 Lichtjahren Distanz.

KONFLIKT 18: Das Jahr 2034. Menschliche Raumfahrt? Unbekannt.

KONFLIKT 19: Das Jahr 2081. Extrasolare Transite nur über das Baumeisterportal auf der Venus möglich, sonst ist Raumfahrt generell unmöglich.

Und so weiter. Diese Handlungsebenen spielten einwandfrei NICHT auf dersel­ben Erde, sondern auf verschiedenen. Und es waren eindeutig keine Parallel­welten, sondern unterschiedliche Universen, Milliarden Jahre voneinander ge­trennt.

Nun, natürlich nahm ich anfangs an, es gäbe einen einfachen Erklärungsansatz dafür, wieder einen schematischen – „die Baumeister sind schuld“, dachte ich. Sie entwickeln einmal die Erde in allen Feinheiten, und dann übernehmen sie die in den nächsten KONFLIKT. Das wäre zwar ein monströser Denkansatz, aber wenigstens plausibel.

Leider war er falsch.

Die Erde stellte selbst für die Baumeister ein unheimliches Phänomen dar, und nicht nur die Erde, sondern sehr viele andere Orte, Völker und Personen dazu. Das Phänomen der Matrixfehler machte den OSM, je weitere ich in ihn schrei­bend vordrang, immer unberechenbarer. Und wie ihr euch vorstellen könnt, ist so etwas das reinste Ambrosia für eine brodelnde kreative Phantasie.

Ich will damit nicht sagen, dass ALLES möglich ist, aber doch sehr vieles. Die enorme Komplexität des OSM, die hieraus resultiert, erzeugt einen kreativen Flow, der sehr viel mehr einer Entdeckerreise früherer irdischer Jahrhunderte gleicht als dem schematischen Zusammenkombinieren bekannter „Kochrezept­zutaten“.

Dies ist also ein Element, das es mir leicht macht, neue Universen zu entdecken, ja, buchstäblich zu entdecken. Und es kommt noch ein weiteres hinzu, das mit dem angesprochen achronischen Charakter des OSM zu tun hat.

Ich fing mit der Serie „Oki Stanwer“ an, die später dann KONFLIKT 15 des OSM wurde. Das bedeutete für mich: es gibt 14 vorherige Universen. Während Oki im KONFLIKT 15 weitgehend seine Erinnerung verloren hat (was für mich von Vorteil war, da ich mich in den früheren Universen selbst nicht auskannte, aus­genommen der nachmalige KONFLIKT 9 „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“, den ich in den „Gedankenspielen“ mit meinem Bruder Achim gegen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre bereist hatte), war mir immer klar, dass dieses schwarze Loch der Information so natürlich nicht bestehen bleiben konnte.

Und was sich da nicht für schreckliche Dinge tummelten!

Ich wusste bereits 1984 vom „Terrorimperium der Troohns“, ohne zu wissen, wo genau es verortet war. Mir war bald klar, dass Oki schon vor KONFLIKT 9 auf der Erde gewesen sein musste (heute weiß ich: es war in dem noch ungeschriebe­nen KONFLIKT 8). Vereinzelt spielten seltsame OSM-Geschichten – sämtlich bis heute unveröffentlicht – in früheren Universen, aber sie fühlten sich… falsch an. Und heute weiß ich, dass etwa Werke wie „Fragment der Ewigkeit“ definitiv in­haltlich gründlich schief sind.

Auch, als ich höhere KONFLIKTE ausarbeitete, tauchten ständig Verbindungspfa­de in die Vergangenheit auf. Da wurden Welten wie ELDORADO genannt oder THIRAAN-56, eine kybernetische Supermacht namens Z-NULL kam zum Vor­schein, und ich lokalisierte das alles in KONFLIKT 16. Machte mir Notizen und musste mich am Riemen reißen, nicht an allen Fronten gleichzeitig aktiv zu wer­den… was sowieso unmöglich gewesen wäre.

Die Schreibschulden wuchsen und wuchsen.

Wie ich verschiedentlich sagte: es ist nicht so, dass ich mir irgendwelche Ideen ausdenken müsste, sie kommen vielmehr in einer Zahl und Intensität auf mich zu, dass ich mich manchmal in völlig andere Aktivitäten flüchten muss, um bei Verstand zu bleiben. Vermutlich könnte ich Tag und Nacht schreiben, wäre ich nicht genötigt, mir das Geld zum Lebensunterhalt arbeitend zu verdienen.

Und was nun die Basisfrage angeht, wie ein Universum entsteht… nun, das ist eine Frage des organischen Wachstums. Das meine ich so: üblicherweise bin ich mit den aktuellen KONFLIKTEN und Serien des OSM so beschäftigt, dass kein Raum bleibt für Neuentwicklungen. In der Frühzeit des OSM-Schreibens sah das so aus, dass immer nur dann, wenn eine andere Serie abgeschlossen wurde, eine neue emporsprießen konnte… und durchaus nicht eine, die direkten kau­salen Anschluss hatte. Das sah dann etwa folgendermaßen aus:

Im Januar 1984 schloss ich die Serie „Oki Stanwer“ (KONFLIKT 15) ab. Da ich schon sehr genau wusste, wie sie enden würde, war es mir ein Leichtes, schon kurz zuvor Band 1 der Nachfolgeserie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“ (KONFLIKT 16) zu verfassen, wo Oki Stanwer in dem Wrack eines Oki-Kampfschiffs im Weltraum driftend vorgefunden wird… im Wrack der KÄMP­FER, seines Flaggschiffs im Kampf im Nebelsektor am Ende von KONFLIKT 15. Al­lerdings ist die Zeitlinie dieses Universums eine völlig andere. So etwas wie die „Sternenreichsunion“ in KONFLIKT 16 gab es im vorherigen Universum nicht. Dafür existieren hier die sinistren Voorks nicht, die in KONFLIKT 15 das terrani­sche Sternenreich zerstörten.

Als ich den KONFLIKT 17 „Drohung aus dem All“ 1986 beendete, spross nur we­nige Monate später der KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ aus meinem Verstand und gab solchen uralten Reizworten wie „Bytharg“ und „Arc“ blühendes, frisches Leben. Hier begegnete ich außerdem phantastischen, erotischen Wunderwesen, den Sternenfeen, die fortan im OSM für amouröse Abenteuer sorgten, nicht zuletzt in dem schon in der Entstehung befindlichen KONFLIKT 20 „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“.

Sobald sich die stürmische Entwicklung des KONFLIKTS 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ dem Ende zuneigte, das war 1994, da war es völlig unvermeid­lich, herauszufinden, was am Beginn des KONFLIKTS 24 passieren würde. So entstand noch im gleichen Jahr die Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“, mit Abstand eine der abenteuerlichsten und unübersichtlichsten Serien des OSM überhaupt. Ich habe auch nach zwanzig Schreibjahren nicht die mindeste Ahnung, wohin sich das alles nach dem Untergang des Baumeister-EXILS HANKSTEYN entwickeln wird oder wie lang der Handlungsbogen noch sein mag.

Seit 1998 habe ich keine OSM-Serie mehr abgeschlossen. Ich betonte schon verschiedentlich, dass es längst wieder an der Zeit ist. Das ist aus zwei Gründen besonders dringlich in den nächsten Jahren:

Erstens sind seit dieser Zeit bereits drei (!) neue Serien entstanden, die den bis­herigen Aktionsrahmen – also das Abschließen einer Serie, ehe eine neue emporwachsen kann – klar durchbrachen (KONFLIKT 2: „Oki Stanwer und das Terrorimperium“, 2003; KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“, 2004; und KONFLIKT 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“, 2006). Dass ich im letzten der genannten KONFLIKTE gegenwärtig kaum vom Fleck komme, kann nicht überraschen – es gibt zu viele Baustellen. Ich muss dringend wieder ein Univer­sum abrunden und einen KONFLIKT beenden. Aktuell tendiere ich zu KONFLIKT 4, gebe ich ehrlich zu.

Zweitens drängen zwei neue Universen empor, die ich langfristig kaum werde aufhalten können: KONFLIKT 3 mit einer extrem kurzen Handlungslinie, die noch ganz nebulös ist, aber ständig schon Erinnerungs-Interferenzen erzeugt, mehrheitlich in KONFLIKT 4 und 9; sowie auch KONFLIKT 8, aus dem ich eine sehr intensive Erinnerungsblende in KONFLIKT 9 einbauen musste, weil ich defi­nitiv nicht ausweichen konnte.

Wie ich bereits andeutete… Universen im OSM werden nicht auf dem Reißbrett entworfen. Sie bestehen in meinem Unterbewusstsein schon und wachsen langsam und gemächlich wie die Keime von Pflanzen, die ans helle Licht drän­gen, und manchmal stehen sie sich dabei dann auch munter im Weg und kom­men als eigentümlich verwachsene Gebilde zutage… der Proto-OSM-KONFLIKT 9 „Der Kaiser der Okis“ war so ein Ding, ebenfalls mein 1984 begonnener erster Ansatz für das Troohn-Imperium oder der erste Versuch, KONFLIKT 23 zu schrei­ben.

Ich denke, dieser Art des Entstehens ist auch der zentrale Grund, warum der OSM einfach nicht langweilig werden kann und mich auch nach so vielen Jahr­zehnten immer wieder maßlos fesselt. Es ist eine Forschungsreise in ein niemals endendes Wunderland der Rätsel und Geheimnisse, und für jedes davon, das man löst, scheinen zwei oder drei neue aufzutauchen oder bekannte Sachver­halte mit neuem Licht aus bizarren Winkeln beleuchtet werden, so dass man misstrauisch wird, ob man das alles wohl schon recht begriffen und korrekt durchdacht hat…

Naturgemäß erzeugt das neue Geschichtenkeime.

Das ist definitiv eine inspirierende, niemals endende Aufgabe, und Langeweile kommt hier nun wirklich nicht auf. Ehe ich also gezwungen werde, mir irgend­welche schematischen schriftstellerischen „Kochrezepte“ aus den Fingern zu saugen, wird noch eine Menge Zeit vergehen, davon könnt ihr ausgehen. Es mag sein, dass ich stilistisch vielleicht nicht sehr begnadet bin, aber spannende Ideen, faszinierende, wilde Settings und immer neue Mysterien, die werdet ihr im OSM stets entdecken können.

Doch, die Universen des OSM halten da noch jede Menge Überraschungen parat. Und wie ich sagte… sie müssen nicht entwickelt werden, sie entstehen gewissermaßen aus sich selbst und drängen ans Licht, mit bisweilen unkalkulierbaren Auswirkungen auf meine Lebenszeit und Lebensplanung.

Das klingt jetzt vielleicht bedrohlich, aber so ist es nicht gemeint – ich genieße dieses unberechenbare Abenteuer, und ich betrachte die OSM-Universen in gewisser Weise als meine „Kinder“, denen ich eine Menge durchgehen lasse. Ich wäre vermutlich, möchte ich amüsiert anfügen, ein äußerst großzügiger Va­ter, der seinen Sprösslingen kaum Zügel anzulegen imstande wäre. Es ist also wohl gut so, dass ich nicht den Wunsch habe, eine biologische Familie zu grün­den.

Für heute möchte ich die Kosmologie-Lektion abschließen. In der kommenden Woche zitiere ich mal wieder eines der wenigen OSM-Gedichte und stelle es so der breiten Öffentlichkeit vor.

Welches? Worum es geht? Nun, da lasst euch mal überraschen.

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.