Liebe Freunde des OSM,

allzu glücklich konnte ich über den verstrichenen Monat April nun wirklich nicht sein. Ich meine, ich führe ja immer akribisch Buch darüber, wie kreativ ich bin und wie viele „Kreativseiten“ im Monat entstehen, das tue ich schon seit vielen Jahren. Aber die Tendenz, die ich seit Monaten beobachte, gefällt mir absolut nicht.

Schauen wir uns die absoluten Zahlen an, bezogen auf den Monat April: 584 Seiten (worin Blogartikel, Mails und Listen inbegriffen sind). Wenn man be­denkt, dass ich im vergangenen Jahr eigentlich durchweg im vierstelligen Be­reich lag, oftmals über 2000 Seiten im Monat, dann ist augenfällig, dass die kreative Leistung derzeit massiv abnimmt. Das kann mich natürlich nicht glück­lich stimmen.

Mir ist bewusst, dass ich zur Brotarbeit immer auch einen kreativen Ausgleich brauche… vielleicht liegt das an meinem Sternzeichen Waage, ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass mich das zu einem solide tätigen Menschen macht. Wenn diese Balance grundlegend gestört ist, gerate ich generell aus dem Gleichgewicht, und das wirkt sich auf alle Felder meines Lebens aus. Die aktuel­le Situation ist also alarmierend. Ich hoffe, dass ich im Mai 2016 die Kurve krie­ge und die Verhältnisse sich wieder ins Lot bringen lassen – in einem Monat oder spätestens in zweien seid ihr, hoffe ich, auf dem Laufenden.

Paradox ist an dieser Balancestörung, dass sie sich in gewisser Weise numerisch nicht auswirkt. Aber das ist ein Scheinphänomen. Immerhin erfasse ich ja bei den „fertig gestellten“ Werken auch die Gedichtabschriften, die nun wirklich seitenmäßig nicht ins Gewicht fallen und hier auch gar nicht auftauchen (von Ausnahmen abgesehen, wie ihr unten erkennen werdet), da sie üblicherweise nicht zum Oki Stanwer Mythos (OSM) rechnen.

Das heißt: Ich habe diesen Monat tatsächlich 35 Werke beenden können, was erst mal erstaunlich viel ausschaut, sich aber stark relativiert, wenn man weiß, dass davon 14 auf Gedichte entfallen und weitere 16 auf Rezensionen und Blog­artikel.

Da bleibt nicht viel übrig? Well, das ist leider die Wahrheit. Und das stimmt mich ja so unglücklich. Nicht mal mit den kommentierten Episodenabschriften des OSM komme ich gescheit voran, von den E-Book-Texten mal ganz zu schweigen. Es kann also gut sein, dass hier im Laufe des Jahres eine Produkti­onsstockung eintritt, so unlieb mir das auch wäre.

Folgendes habe ich zumindest bearbeitet:

(OSM-Wiki)

Blogartikel 173: Work in Progress, Part 40

Blogartikel 187: Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu (XIII)

14Neu 32: Die Waffenfestung

(E-Book 35: Späherin der Cestai)

Blogartikel 180: „Herrscher werden? Das ist ganz einfach!“ Neue Fehlerlese

(Beas Freund – OSM-Story)

(Parasiten aus dem Kosmos – OSM-Story)

E-Book 34: Als Tiyaani noch ein Kind war…

(18Neu 74: Angriff der Höllenritter)

(18Neu 73: Der Horror-Pakt)

(12Neu 33: Vorstoß nach Yorlavoor)

(TI 48: Das graue Ei)

Erläuterung: Das ist eines der wenigen Highlights dieses Monats – ich habe es tatsächlich geschafft, ein Stück an der aktuellen Handlung der Serie „Oki Stan­wer und das Terrorimperium“ (TI) weiterzuarbeiten. Es waren zwar nur wenige Seiten, die aber gleichwohl einiges an Licht in die geheimnisvollen Geschehnisse um die Cestai bringen. Beizeiten werdet ihr mehr dazu erfahren.

TOTAM – Gedicht (Abschrift)

Erläuterung: Wie oben erwähnt, gibt es in der Frühzeit meines Schreibens gele­gentlich Gedichte, in denen ich OSM-Gedanken verdichtet habe. Das hier ist ei­nes aus dem Jahr 1984, das inhaltlich schon arg schief ist. Aber ihr erinnert euch an meine Worte aus der Artikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“, dass die konkrete langfristige Ausgestaltung des OSM-Gedankengebäudes erst etwa 1985 begann. Da kann es nicht überraschen, dass ich im Jahr davor noch etwas unsortiert daherkam. Vielleicht mache ich euch beizeiten mal diese Gedichte zu­gänglich und kommentiere, was daran nach heutiger Anschauung nicht mehr stimmt… irgendwann im nächsten Jahr, möglicherweise.

Blogartikel 181: Tödliche Überraschungen

Erläuterung aus dem Off: Dieser Blogtitel ist inzwischen verschoben worden. UL, 30. Juli 2016

Blogartikel 188: „Was ist eigentlich der OSM?“, Teil 38

Tja, Freunde… und damit war der Monat Vergangenheit. Wie ich einleitend so wortreich sagte – glorreich und erinnerungswürdig war der definitiv nicht. Wichtige Dinge blieben vollkommen auf der Strecke, und wiewohl ich mich über Hilfe im Arbeitsleben definitiv nicht beklagen kann (nichts läge mir ferner!)… ir­gendwie komme ich gegenwärtig auf keinen grünen Zweig. Ich hoffe sehr, dass sich das in Bälde ändert.

In der Hoffnung, dass ich euch am nächsten Monatsersten bessere Kunde zu­kommen lassen kann, entschwinde ich für heute. Und irgendwie ist es ein gutes Gefühl, zu wissen, dass euch diese Zeilen erst mit einer Verspätung von zwei Monaten erreichen. Dann weiß ich ganz gewiss, wie sich die Situation weiter entwickelt hat.

In der kommenden Woche taucht ihr an dieser Stelle wieder ab in die Historie der „Annalen“. Dann besucht ihr mit mir das Jahr 2002… auch nicht eben ein er­folgreiches.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 70: Kleine Mordgeschichten für Tierfreunde

Posted Juli 26th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, ja, wer diesen Titel kennt, dem schwant schon Böses, gar finster-garstig Bö­ses… und wer will auch bei der Krimiautorin Patricia Highsmith anderes anneh­men? Wir wissen ja schon, dass sie ein Herz für Mörder und Verbrecher hat – das wusste ich schon anno 2004 – und in ihren Romanen und Kurzgeschichten die Dinge meist anders laufen, als sie von Justitia vorgesehen sind.

Warum sollte sie also bei Tieren eine Ausnahme machen?

Wie jetzt? Tiere seien doch reine Affektwesen, wie der Philosoph René Descar­tes sogar ernstlich dachte, so etwas wie biologische Maschinen, rein schema­tisch auf Reiz-Reaktions-Muster festgelegt? Jeder ernstzunehmende Neurologe wird das heute anders sehen. Aber dazu braucht man auch keinen Doktorgrad, es reicht völlig, wenn einem eine Katze zuläuft und man sich künftig hinge­bungsvoll um sie kümmert und von ihr entsprechende Achtung und Aufmerk­samkeit zurückerhält. Vertraut mir, so ist es.

Doch genug der Abschweifungen… Patricia Highsmith durchbricht mit dem vor­liegenden Buch ein wenig ihre soziologischen Spannungsstudien der menschli­chen Abgründe und verweilt ein bisschen in bemerkenswerten Fallstudien, die entstehen, wenn Tiere anstelle von Menschen gequält und drangsaliert wer­den. Da wundere sich niemand, wenn sie zurückschlagen.

Wer neugierig geworden ist, der lese weiter:

Kleine Mordgeschichten für Tierfreunde

(OT: The Animal-Lover’s Book of Beastly Murder)

von Patricia Highsmith

Diogenes

Dreizehn schwarze Geschichten

340 Seiten, geb., 1976

Aus dem Amerikanischen von Anne Uhde

Wer Patricia Highsmith kennt, weiß, dass sie ein Faible für Mörder hat.

Nun, sollte man meinen, das gehört sich so, wenn man Kriminalautorin ist. Aber halt, wer so denkt, hat den Sinn meines Satzes nicht verstanden: Patty hat ein Faible für Mörder, und das heißt, sie empfindet Sympathie für sie. Mörder, um den Faden weiterzuspinnen, sind in ihren Geschichten häufig Personen, die sich für erlittenes Unrecht rächen müssen, und manchmal rächen sie sich gar fürch­terlich. Und kommen oft genug ungeschoren davon, ja, werden sogar manch­mal dafür bewundert.

Patricia Highsmith unterminiert mit subtilem Lächeln unsere Moralbasis. So ge­schieht es auch in diesem Storyband, mit einem entscheidenden Unterschied. Diesmal sind die Mörder nicht Menschen, sondern Tiere. Und „beastly murder“ kann man doppeldeutig verstehen. Manchmal ist es wirklich bestialisch. Be­trachten wir ein paar kleine Vignetten als Appetithappen:

Ballerina, die Protagonistin in Ballerinas unwiderruflich letzter Auftritt ist entge­gen ihres Namens eine Elefantendame von einigem Gewicht. Und als ihr Pfleger in den Ruhestand tritt und von einem neuen ersetzt wird, beginnen die Proble­me, die ich mal vorsichtig als Kommunikationsschwierigkeiten bezeichnen möchte. Die Konsequenzen sind für den neuen Pfleger alles andere als erfreu­lich. Aber Ballerina hat natürlich völlig recht…

Djemals Rache ist ebenfalls fürchterlich. Djemal, ein ägyptisches Kamel, wird von seinem wenig sympathischen Besitzer Mahmet nicht sonderlich gut behan­delt, schikaniert und erniedrigt. Dass Mahmet dennoch nicht den Erfolg hat, den er sich eigentlich erhoffte, lässt die Sache nur noch schlimmer werden. Wie gut, dass er Djemal schließlich verkauft. Aber dummerweise hat Djemal ein lan­ges Gedächtnis, und als ihm endlich zufällig der Duft seines einstigen Herrn in die Nüstern steigt…

Samson ist eigentlich mit seinem Dasein recht zufrieden. Es gibt für das weiße, gesunde Schwein nur ein ernsthaftes Problem – dass er nämlich die Trüffeln, die er für seinen Herrn Emile aufstöbert, beim besten Willen nicht fressen darf. Als ein Trüffelsuchwettbewerb mitten in der Trüffelsaison die Schikanen auf die Spitze treibt, entschließt sich Samson dazu, die Richtung zu ändern. Natürlich gegen Emiles Willen…

Die tapferste Ratte von Venedig bekommt bei Patricia Highsmith keinen Namen, aber das ist auch fast unnötig. Diese Geschichte gerät zu einer brutalen Abrech­nung mit der Gedankenlosigkeit und dem barbarischen Sadismus, den Men­schen manchmal Tieren angedeihen lassen. Das Dumme ist nur, dass Ratten sehr zähe Lebewesen sind, und gelegentlich neigen sie dazu, sich auch verstüm­melt durchzusetzen…

Wie, so könnte man sich ferner fragen, rächen sich wohl Hühner in einer Lege­batterie, ein Zugpferd von ruhigem und sanftem Gemüt, ein alter, in die Jahre gekommener Hund namens Baron oder eine große Familie von Hamstern bzw. wie setzen sie sich zur Wehr, wenn Menschen ihnen ans Leben wollen? Das kann man in diesen zum Teil bitterbösen, rabenschwarzen Geschichten beispiel­haft verfolgen.

Manchmal, das gestehe ich, konnte ich je Tag nur eine Geschichte ertragen und war für den Rest des Tages ziemlich geschlagen und brauchte Abwechslung. Patty ist mit ihren präzisen, gnadenlosen Worten ausgesprochen beeindru­ckend, aber es gibt eine Grenze an täglicher Bosheit, die ich aushalten kann, und manchmal überschritt sie sie.

Nein, das heißt nicht, dass die Geschichten schlecht sind. Als kleine, aber sehr umfassende Vignetten bergen sie präzis formulierte Mikrokosmen in sich, von deren gut beherrschtem Detailreichtum Autoren wie Stephen Baxter oder Christian Jacq, um nur zwei zu nennen, die das nicht tun, eine Menge lernen könnten. Die knappen Charakterdarstellungen geraten zwar manchmal in die Nähe der Klischees, doch die Personen bewahren sich stets soviel Eigenständig­keit, dass man sie gut auseinanderhalten kann. Sicherlich ist Pattys Funktionali­tät manchmal ärgerlich, manchmal wünscht man sich, sie würde mehr Worte machen, aber dafür ist sie zu nüchtern, zu sparsam.

Wer also nicht viel Zeit zum Lesen besitzt, aber gerne ein bisschen mehr lernen möchte, insbesondere über treffende Charakterisierung von Personen, und sei­en es hier auch tierische Charaktere (da sie stets gegen Menschen agieren, kommen natürlich auch die nicht zu kurz), ist bei diesem Buch bestens aufgeho­ben.

© by Uwe Lammers, 2004

Mehr Werbung braucht dieses Buch dann beim besten Willen nicht. Beizeiten, davon könnt ihr ausgehen, werden hier gewiss noch weitere von Patricia Highsmiths Werken rezensiert werden. Ich habe da noch einen gewissen Vorrat… wie eben auch bei manch anderem Autor. Doch neige ich da grundsätzlich zur Portionierung, um Einseitigkeit zu vermeiden.

Deshalb schwenken wir in der kommenden Woche dann auch wieder in den Mindstar-Kosmos von Peter F. Hamilton zurück. Auch der dritte, letzte und um­fangreichste Roman der Miniserie hat es wieder heftig in sich.

Reinschauen lohnt sich also unbedingt.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

es gibt ja so manchen unter euch, der der Auffassung zuneigt, der Oki Stanwer Mythos sei eine Art von eskapistischem, unrealistischem Wolkenschloss. Ich weiß, ich habe dazu schon einiges vor 20 Wochen in dem Beitrag „Der OSM – ein Wolkenschloss? Nein!“ gesagt. Aber ich erwähnte damals auch, dass ich na­türlich in der Kürze des mir zur Verfügung stehenden Raumes nur zwei Punkte würde herausgreifen können, und das tat ich.

Heute kann ich einen kleinen Schritt weiter gehen, und dies aus gutem Grund. Auch wenn dieser Beitrag mit rund vier Monaten Verzögerung erscheinen wird, gibt es Anlass zu der Vorstellung, dass im Juli 2016 die politische Großwetter­lage sich nicht signifikant entspannt haben wird, was den Punkt angeht, um den es mir heute gehen soll.

Sprechen wir über Flüchtlinge und Flüchtlingsschicksale.

Natürlich, die Zeitungen sind aktuell voll davon, und sehr mit Recht. Die Fern­sehberichte und die Radiofeatures zeigen unablässig entsprechende Bilder und Berichte. Idomeni hier, die Türkei dort, Syrien da, ertrunkene Asylsuchende im Mittelmeer… es gibt jede Menge grässliche Schicksale in unserer Gegenwart und in der nächsten Nähe, und schweigen wir von den scheußlichen Vorfällen, die derzeit von bedauernswert kurzsichtigen Menschen leider auch in Deutschland begangen werden.

Mich hat es in diesen Tagen ebenfalls zu den Flüchtlingen verschlagen, die durchaus auch im Oki Stanwer Mythos ein Thema sind. Falls sich die Bilder in den nächsten Wochen und Monaten so verfestigen, wie ich das hoffe, werdet ihr das, worum es heute gehen wird, spätestens Anfang 2017 zu lesen bekommen. Deshalb möchte ich euch heute gewissermaßen prophylaktisch auf eine kleine Reise in mein aktuelles kreatives Tagewerk mitnehmen.

Ich war diese Tage wieder einmal zu Gast in einem recht unwirtlichen Univer­sum, in einer Galaxis, die ich vor sehr langer Zeit einmal als Hort eines prospe­rierenden galaktischen Imperiums kennen gelernt hatte. Das war der leuchtende, schillernde Ist-Zustand eines phantastischen kosmischen Großreiches.

Nein, wir reden nicht von der INSEL, dem Imperium der Baumeister in der Ga­laxis Mysorstos in KONFLIKT 4. Ich spreche vom okischen Imperium, von KONFLIKT 9.

Lange bevor ich daran ging, den OSM niederzuschreiben – wir sprechen hier also von den späten 70er Jahren – , da spielten mein Bruder Achim und ich die legendären „Gedankenspiele“, und darin übernahm er die Rolle von Oki Stan­wer und ich die seines treuen Freundes Klivies Kleines. Meine designierte Lieb­lingswelt, in der wir uns da aufhielten, war eben die des okischen Imperiums. Eines Sternenreiches, das von dem Freundespaar seit zahllosen Jahrhunderten und durch unzählige von Krisenzuständen am Leben erhalten wurde. Den beiden zur Seite standen einmal der so genannte Okiplanet, ein planetengroßer, selbst­bewusster und fliegender Planet, künstlich erschaffen von den Baumeistern, und von ihm aus wurde eine gigantische, in die Hunderte von Milliarden gehende Spezies intelligenter Roboter geschaffen und dirigiert, die Okis.

Wie das alles einstmals begann, war uns damals gleichgültig, wir sprangen gleich gewissermaßen in die Vollen, und es machte einen unglaublichen Spaß. Und als mein Bruder die Lust am „Gedankenspiel“ verlor, machte ich mich dar­an, diese Abenteuer, soweit sie in meinem flüchtigen Verstand hafteten, nieder­zuschreiben. Das war Teil 1 des Abenteuers, Teil 2 bestand dann darin, darüber hinauszugehen.

Der Versuch, die Serie „Der Kaiser der Okis“ zu schreiben, war allerdings dann zum Scheitern verurteilt. Die Serie kam nicht allzu weit. Das war in den Jahren 1984 bis 1990 der Fall.1 Und natürlich fragte ich mich – woran liegt es, dass ich das nicht auf die Reihe bekomme?

Die Antwort fiel leicht: Ich hatte den Plan gefasst, den Anfang des okischen Im­periums zu beschreiben. Aber außer ein paar vagen Informationen aus der Früh­zeit existierte wirklich nichts davon. Es musste völlig neu kondensiert werden, sich aus sich selbst heraus entwickeln. Und das fiel mir vor rund 30 Jahren doch sehr schwer.

Im Jahre 2011 wagte ich einen neuen Anfang, und es wurde ein sehr viel realisti­scherer Blick in eine Welt, wie ich sie mir wirklich nicht ausgemalt hatte – näm­lich der in eine „Galaxis des Krieges“. Mehrere Sternenvölker waren hier dabei, sich gegenseitig zu belauern und auf geradezu absurde Weise das Leben schwer zu machen. Da gab es einmal die verschiedenen zersplitterten Sternenreiche der humanoiden Kleinis, die sich als bestürzend rassistisch entpuppten und zugleich eine so korrupte Gesellschaft besaßen, dass ich mir dachte, ich bin im falschen Film.

Dann machte ich die Bekanntschaft mit den nicht minder zerstrittenen verschie­denen Volksströmungen der reptiloiden Allis, die ihr auch aus der Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) kennt, die seit 2013 im E-Book-Format erscheint. Deren verwirrende interne Streitigkeiten verstand ich anfangs nicht wirklich.

Und schließlich gab es noch als dritte Volksgruppierung die so genannten Schlangenarme. Traditionalisten in diesem Volk nannten ihre Spezies selbst Tas­saier, und auch diese Kerle kennt ihr aus der TI-Serie und werdet sie dort in Bäl­de noch besser kennen lernen, versprochen.

Als Oki Stanwer an Bord eines Schrotti-Tenders aus der Galaxis Andromeda eintraf und sich bei den Kleinis zu integrieren versuchte, ging das reichlich übel schief. Es sah ganz so aus, als würde in dieser Galaxis des Zanks und des Haders und Misstrauens nur eins eine Konstante sein – nämlich der fortwährende Streit untereinander. Intrigen waren an der Tagesordnung, Machtgerangel, Usurpatio­nen und Revolutionen.

So, und alles, was ich aus dieser Frühzeit wusste, war: Oki Stanwer würde ir­gendwie nach Magellan gelangen, dort einen ZYNEEGHAR finden und mit den Baumeistern zusammentreffen. Und bald darauf würde – irgendwie – das Eini­gungswerk der Galaxis beginnen.

Die Magellan-Expedition fand dann tatsächlich statt, unter denkwürdigen Um­ständen, über die ihr beizeiten alles Nähere in den ersten 16 Episoden der Serie „Oki Stanwer – Der Kaiser der Okis“ (DKdO) nachlesen könnt. Ich gehe hier aus gutem Grund nicht in die Details, sondern setze mit der Schilderung des Fortgangs ein:

Oki Stanwer kehrte in die Galaxis zurück, und ja, er hatte eine kleine Gruppe von Getreuen um sich geschart und den ZYNEEGHAR 11 mitgebracht, dessen Zentralgehirn BURTSON legendär werden sollte. Aber die Galaxis befand sich immer noch im Aufruhr, und Okis Position war schwach. Er zog sich also an einen sicheren Ort zurück, wo der ZYNEEGHAR in geduldiger Kleinarbeit wie­der regeneriert werden konnte.

Derweil eskalierte das Chaos in der Galaxis weiter. Das galt ganz besonders für jenen Machtbereich, in dem die zahllosen Alli-Splittergruppen ihre eigenen völ­kischen Strömungen geschaffen hatten. Dreißig Jahre zuvor war ein großes, tra­ditionsreiches Imperium in sich zusammengestürzt, das Kaiserreich von Trandin, dessen Zeitrechnung mehr als 15.000 Jahre zurückreichte.

Das Splittervolk der Shronnt-Allis war es gewesen, das gut dreißig Jahre zuvor den Kaiser von Trandin gestürzt, die imperiale Garde zerschlagen und die Kai­serwelt bombardiert hatte. Heute „System des Sieges“ genannt, waren die Shronnt dazu übergegangen, die Trand-Allis kreuz und quer durch die Galaxis zu vertreiben.

Die Trand waren desillusioniert, am Boden zerschmettert, zu den Parias der Ga­laxis geworden. Millionen von ihnen vegetierten in Flüchtlingslagern vor sich hin, wurden von denjenigen Regierungen, auf deren Welten sie Raum gefunden hatten, ausgebeutet, deklassiert und an den Rand gedrängt.

Die Trand-Flüchtlinge waren nicht beliebt. Sie galten als die Underdogs der Milchstraße, ein notwendiges Übel für manche, leichte Beute für andere, die sie als Gladiatoren in Arenen missbrauchten, als Sklaven für Gefahrenbereichsarbeit heranzogen oder, im schlimmsten Fall, für Prostitution oder Organnachschub missbrauchten.

Wundert es, dass in den Herzen vieler neben Verzweiflung auch finsterer Hass zu schwelen begann? Dass sich viele die ruhmreichen Zeiten des Kaiserreichs zurücksehnten? Dass sie sich wünschten, für all die Erniedrigungen Rache neh­men zu können?

Ein solcher Alli war dann Reshtaar vom Mond Nungosh, der sich in der bioche­mischen Maske eines Shronnt-Allis an Bord eines Patrouillenschiffes der Shronnt einschlich. Von ihm ist in der obigen Serie die Rede.

Dann gab es aber auch noch eine Gruppe von Allis, die einen anderen Pfad wählten – unter der Leitung eines charismatischen einstigen kaiserlichen Solda­ten gelang es ihnen, ein altes Schiff der Shronnt zu kaufen, und weit mehr als zweitausend von ihnen gelang der Start zwischen die fremden Sterne.

Sie suchten eigentlich nur eine Welt für einen neuen Start… aber die Shronnt hat­ten sie einmal mehr betrogen – und nach wenigen Hyperraumsprüngen fiel ihr Hauptantrieb aus, und sie drifteten zwischen den Sternen. Mit allerletzter Kraft erreichten sie schließlich ein Sonnensystem, von dem ein rätselhaftes Signal ausging, das zweifelsohne künstlichen Ursprungs war.

Doch die Welt, auf der sie dann landeten – man muss wohl eher sagen: abstürz­ten – , wies zwar gute Lebensbedingungen auf, aber offensichtlich kein intelli­gentes Leben. Abgesehen von diesem rätselhaften Signal, das mitten aus urwald­bedeckten Bergen zu kommen schien.

Ja, und so folgte ich der kleinen Stoßtruppe der Trand-Flüchtlinge, die sich durch den Dschungel schlugen auf der Suche nach der Quelle des Signals. Die einen meinten misstrauisch, dies sei einfach nur eine weitere Gemeinheit der Shronnt… aber andere sagten: Nein, das hätten sie viel einfacher haben können. Das würde keinen Sinn ergeben.

Das aber, was sie vorfanden, machte eigentlich auch keinen Sinn: eine prächtige, hoch technisierte Stadt in bestem Erhaltungszustand, doch ohne jede Bevölke­rung.

Die Trand-Flüchtlinge hatten „die automatische Stadt“ gefunden… so der Titel der Geschichte, an der ich zurzeit arbeite. Die Arbeiten daran begannen schon 2011, also sehr zeitig, aber erst jetzt nehmen sie allmählich Konturen an, die Ar­beiten. Ich möchte heute soviel verraten, dass es hier natürlich um Oki Stanwer geht und um die Baumeister, um den ZYNEEGHAR 11 und BURTSON… aber auf der anderen Seite werdet ihr hier auf sehr neugierige Alli-Kinder treffen und eine Menge gerade über die Folgen der Zerschlagung des Trand-Reiches mitbe­kommen.

Gewiss, die Lösung, die sich in dieser Geschichte anbahnt, wäre für unsere euro­päische Flüchtlingskrise definitiv nicht praktikabel, aber im OSM gibt es Lö­sungsmöglichkeiten für scheinbar unmögliche Probleme, die uns ausweglos er­scheinen. Doch möchte ich hierbei – soweit möglich – vermeiden, eine zu ho­mogene Lösung zu skizzieren. Das Schöne am KONFLIKT 9 ist ja für mich, dass die Protagonisten so widersprüchliche Intentionen verfolgen, was sie sehr menschlich macht.

Ich meine, es ist nicht immer so, dass wir uns der klaren Ratio unterwerfen und die bestmögliche Lösungsmöglichkeit wählen, wenn man uns die Gelegenheit dazu gibt. Das kennt jeder. Es gibt zu viele Wahlpfade, denen man folgen könn­te. Vernunft ist nur einer davon. Ein anderer wird bestimmt durch gewisse Sym­pathien oder Antipathien, die sinnvoll sein mögen oder auch nicht. Andere ge­langen in Reichweite, weil man vielleicht gewisse finanzielle Möglichkeiten be­sitzt oder auch eben nicht. Oder weil politische oder rassistische Grundeinstel­lungen (meistens gründlich irrational) der optimalen Lösung in die Quere kom­men. Gelegentlich gibt es auch haarsträubende Interferenzen von Seiten der Wirtschaft…

Das klingt irgendwie vertraut, nicht wahr? Solche Dinge wie „Überfremdung“, „Zuwanderungsdruck“, mangelnde Finanz, schwache politische Willensträger, kippende politische Mehrheiten, populistische Demagogen… alles das gibt es na­türlich auch in der Galaxis Milchstraße jener Jahre, in denen das okische Imperi­um nur ein leuchtender, visionärer Saumpfad in der Ferne ist, scheinbar unreali­sierbar. Und diese Galaxis Milchstraße, die „Galaxis des Krieges“, sie hat sehr viel mehr mit unserer realen Gegenwart zu tun, als man das auf den ersten Blick vermutet.

Wie schon eingangs erwähnt – mit Wolkenschloss hat das nicht viel zu tun. Der OSM ist speziell in diesem Universum eminent politisch aufgeladen. Doch im Gegensatz zur eher verfahrenen europäischen Politik, die sich zum Zuwande­rungsquoten streitet, sich nicht entscheiden kann, Flüchtlingslager finanziell zu unterstützen oder Despoten politisch zu isolieren und wirtschaftlich auszuhun­gern, die am liebsten verzweifelte Menschen auf der Flucht wie menschliches Stückgut über ganz Europa verstreuen möchte und zumeist an verriegelten Grenzzäunen aufhält, im Gegensatz hierzu gibt es im Oki Stanwer Mythos einen Lichtschein am Horizont.

Der Lichtschein heißt Oki Stanwer selbst.

Er träumt von einem galaktischen Imperium voller gleichberechtigter Lebewe­sen, von vollständiger Freizügigkeit, allumfassender Demokratie und zur Verfü­gung gestellter Technik für jedermann.

Noch ist das ein Traum… aber vielleicht nicht mehr lange.

Soviel an Visionärem von mir für heute. Macht es gut – und bis in einer Woche an gleicher Stelle!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Wir sprechen hier über 14 Episoden, die vom 11. März 1984 bis 7. Juli 1990 geschrieben wurden. Es gibt aktuell noch keine digitalisierte Abschrift davon.

Rezensions-Blog 69: Der Besucher aus dem Dunkel

Posted Juli 19th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

na, eine kleine Warnung vorweg an dieser Stelle einmal – heute wird kritisiert, weniger in wohliger Begeisterung geschwelgt. Es geht um ein recht altes Werk, das man heute allenfalls noch antiquarisch finden kann, mutmaßlich zu einem horrenden Preis. Es ist schmal, doch man sollte die Geschichten darin schön portionieren und auf mehrere Tage verteilen, damit man mehr davon hat und sie gut wirken können.

Wer weiß, vielleicht lösen diese Kurzgeschichten ja die eine oder andere kreati­ve Bilderexplosion im Kopf des Lesenden aus. Ich will das nicht für unmöglich halten.

Und um dieses Werk hier geht es heute:

Der Besucher aus dem Dunkel

von Robert Bloch & Ray Bradbury

Heyne 935

128 Seiten, 1972

Übersetzt von Walter Brumm

Dreißig Jahre alt ist diese Storysammlung nun, in der sich zwei Meister der Phantastik mit ihren Werken treffen. „Zwei Namen – eine Empfehlung!“ heißt es auf dem Umschlag. Nach der Lektüre war ich da anderer Meinung.

Den überwiegenden Teil – sechs Geschichten – bestreitet Robert Bloch. Die vier von Bradbury wirken dagegen seitenmäßig fast schmächtig, doch das tut ihrer Qualität keinen Abbruch. Die beiden zu vergleichen, ist etwas unglücklich, den­noch wird es gemacht, dennoch werden sie einander an die Seite gestellt… doch ich greife vor. Zunächst soll der geneigte potentielle Leser erfahren, wel­che Werke hier eigentlich versammelt sind.

Der Besucher aus dem Dunkel ist die Fortsetzung der Lovecraft-Story „Der leuchtende Trapezoeder“, ohne indes ihren Reiz zu besitzen. Jahre nach dem Verschwinden Robert Harrison Blakes am 8. August 1935 begibt sich sein Freund Edmund Fiske aus Chicago auf die Suche nach ihm und dem Arzt, der seine letzte Spur darstellt. Was er findet, ist in typisch lovecraftscher Manier unmenschlich und absolut tödlich…

In Ray Bradburys Die Beobachter geht es um einen Fabrikanten, der dabei ist, sich mit dem Kauf und der Erfindung von Insektenvertilgungsmitteln zu ruinie­ren. Er hat eine panische Angst vor Insekten, und wie man bald herausbe­kommt, gibt es dafür gute Gründe…

Der grinsende Ghul führt den Protagonisten der nächsten Geschichte von Bloch auf einen alten Friedhof und in die Unterwelt. Der Psychiater kann seinem of­fenbar hochgelehrten, aber etwas seltsam wirkenden Patienten kaum glauben, dass so etwas existiert, was er in seinen Träumen zu sehen vermeint. Aber er muss sich eines Besseren belehren lassen…

Die Männchen des Schreckens sind für den einstigen Chirurgen Dr. Colin eine Obsession. Eingesperrt in einer Anstalt, weil er als psychisch labil eingestuft wurde, beschäftigt er sich mit dem Herstellen winziger Tonfiguren, die immer perfekter werden. Und immer perfekter…

Wie ein Fiebertraum eine beklemmende Realität entwickeln kann, beschreibt Bradbury in der nächsten Erzählung, von der man nichts sagen sollte, um sie nicht zu verraten. Beklemmend ist wirklich das einzig treffende Attribut…

Die Rache der Druiden muss all jene treffen, die versuchen, eine urwüchsige Landschaft ökonomischen Gesichtspunkten unterzuordnen und einen Acker daraus zu machen. Besonders, als der neue Herr des Landhauses beschließt, dass der heidnische Altar weg soll, zeigt sich, dass die alten Götterdiener noch über genug Macht verfügen, sich gegen solchen Sakrileg zu wehren…

Der verrückte Martin in Bradburys Story Der tote Mann ist augenscheinlich nicht normal. Sitzt an der Straße, stiert ins Nichts, und manchmal fällt er um und liegt stundenlang da, ohne etwas zu tun. Nur die etwas geistig zurückge­bliebene Friseuse kümmert sich liebevoll um ihn, die anderen Menschen schlie­ßen Wetten darauf ab, wie lange er wohl liegen bleiben würde. Bis zu dem Tag, an dem… nun, aber das sollte man selbst lesen.

Eine Frage der Etikette bringt uns in das triste Leben eines Volkszählungs-Zäh­lers, der zum x-ten Mal an einer Haustür klingelt und seinen Fragenkatalog her­unterleiert. So auch bei Miss Lisa Lorini. Der Protagonist stutzt erst, als sie auf die Frage nach dem Alter „Vierhundertsieben“ angibt. Aber da ist es natürlich für den Fragenden bereits zu spät…

Die letzte Story von Bradbury nennt sich Ausgleichende Gerechtigkeit, und was der arme Mr. Benedict von seinen Mitmenschen ertragen muss, die ihren Be­statter nun gar nicht lieben, das ist schon sehr unschön. Doch nicht umsonst freut sich der duckmäuserische, kleinlaute, schüchterne Mr. Benedict darauf, SEINE Leichenhalle zu betreten und mit den Toten zu reden…

Was tun, wenn die Ehefrau in die kanadischen Wälder nachkommt und plötzlich glaubt, von einem Werwolf verfolgt zu werden? Mit Der Werwolf schließt die längste Geschichte den Band ab und zeigt zugleich, dass das Thema wirklich so alt ist, dass es niemanden mehr hinter dem Hocker hervorlocken kann. Schade…

Diese zehn Geschichten, zugegeben schon etwas sehr angestaubt, repräsentie­ren den Gruselcharme der 60er Jahre, in denen man von Splatter noch nicht viel wusste und Suspense leichter Nervenkitzel war – wenngleich auch Love­craft schon Jahrzehnte zuvor demonstriert hatte, wie man es ganz anders ma­chen konnte. Wer die Storysammlung deshalb unbedingt lesen möchte, sollte sich als Fan dieser Zeit verstehen, ein Freund alter Peter Cushing-Filme, ein Freund von Bram Stoker und ähnlich gelagerten Literaten.

Wer unvorhergesehene, überraschende und wirklich packende Geschichten sucht, ist hier dezidiert fehl am Platze. Nehmen wir als ein ziemlich stumpfes Beispiel Blochs Ghul-Geschichte. Spätestens am Ende der ersten Seite weiß der Leser, dass der Besucher ein Ghul ist, dass er von sich und seinem Leben erzählt und den Protagonisten in die Falle locken möchte. Ebenso ist klar, dass letzterer entkommen wird, um die Geschichte zu erzählen. Sehr, sehr durchsichtig. Span­nung kommt nicht auf.

So ähnlich ist es mit fast allen Geschichten dieses Bandes, aber bei Bloch fällt es extrem auf. Er arbeitet mit Klischees, mit Stereotypen, die heute so bekannt sind, dass sie ermüden. Stilistisch ist er etwas abwechslungsreicher, aber nicht sehr.

Demgegenüber fällt der Kontrast zu Bradbury fast brutal aus. Hier wirken auf­grund der Kürze (wenn man auch Kritik an der Brummschen Übersetzung hegen kann, durch die diese Geschichten eine Menge an stilistischen Feinheiten verlie­ren: man vergleiche mal Margarete Bormanns Übersetzung der Bradbury-Story­sammlung „Geh nicht zu Fuß durch stille Straßen“, Heyne 3292) diese Worte viel besser. Sie fallen abgezirkelt in den Raum, beschreiben mathematische Bewe­gungen und drücken zugleich doch Gedankengänge aus, die viel tiefer gehen als diejenigen des so genannten Meisters des psychologischen Horrors (Robert Bloch). Ein Beispiel gefällig? Na, nehmen wir zwei.

Nehmen wir Mr. Benedict, den Leichenbestatter aus der Story Ausgleichende Gerechtigkeit. Was sagt Bradbury über ihn? „Das Kind starrte ihn noch immer an, und er kam sich vor wie eine vom Wind ausgeblasene Kerze. Er war so min­derwertig. Alles, was lebte und sich bewegte, machte ihn melancholisch und gab ihm das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen…“ Bringt die Handlung in kei­ner Weise voran, aber das BILD, das im Leser entsteht, das von der Persönlich­keit dieses Menschen entsteht, ist überwältigend.

Oder der kleine Charlie Bellows in der Geschichte um den toten Mann. Er sagt zu dem verrückten Martin: „Du bist wirklich richtig tot… Aber ich bin der einzi­ge, der es weiß. Ich glaube Ihnen, Mr. Martin. Ich habe es selbst mal versucht. Sterben, meine ich. Es ist schwer. Es ist Arbeit. Ich bin eine Stunde lang auf dem Boden gelegen. Aber dann hat mich was am Bauch gejuckt und ich musste mich kratzen. Da habe ich aufgehört.“

Es kommt nicht von ungefähr, dass es in beiden Fällen Kinder sind, die die Emo­tionen in die Geschichte transportieren. In Blochs Geschichten kommen keine Kinder vor. Ich denke deshalb, dass die Emotionalität und die Tiefe einfacher Wörter bei Bradbury viel mit diesem schlichten Faktum zu tun hat.

In jedem Fall kam es mir vor, als ob man hier zwei völlig unterschiedliche Schriftsteller zwischen zwei Buchdeckeln zusammengepresst hat. Einen begna­deten Stilisten, der durch einen eher mittelmäßigen Übersetzer auf Normalmaß zurechtgestutzt wurde, und einen mäßig einfallsreichen Vielschreiber, dessen Stil durch die Übersetzung gewiss auch gelitten hat, dessen Plots aber auch sonst nicht sehr überzeugend sind.

Insgesamt hinterlässt diese Storysammlung daher einen faden Beigeschmack. Doch es ist nicht so, dass man daraus nichts lernen könnte, wie oben gezeigt werden konnte. Insofern lohnt die Lektüre doch.

© by Uwe Lammers, 2002

Wie, das war jetzt nicht wirklich schmeichelhaft? Was macht solch eine Rezensi­on, die ja nun selbst schon mit 14 Jahren etwas angestaubt ist, auf meinem Re­zensions-Blog? Nun, Freunde, ich erwähnte es gelegentlich schon, dass ich nicht immer eitel-Sonnenschein-Rezensionen veröffentlichen möchte. Rezensenten haben stets auch eine eigene Meinung, und die kommt in meinen Augen oben deutlich zum Vorschein.

Die Storysammlung taugt sehr wohl auch heute noch als nette Lektüre, und be­sonders hinsichtlich der Plotstruktur lässt sich daraus vieles lernen. Außerdem verfügen sowohl Ray Bradbury als auch Robert Bloch natürlich über eine welt­weite Fanbase. Es wäre darum schade gewesen, diese Rezension, so kritisch sie letzten Endes auch ausgefallen ist, nicht der Allgemeinheit zugänglich zu ma­chen.

In der nächsten Woche schweifen wir dann wieder ab ins Revier des Krimis. Auch ein älteres Werk, aye, aber von einer stilistischen Meisterin ihres Metiers – und grandios übersetzt. Lasst euch mal überraschen, was ich da präsentiere.

Bis demnächst, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

vor acht Wochen erreichten wir in dieser Subartikelreihe des Wochen-Blogs den Dezember des Jahres 2008, und ich erwähnte, dass ab da meine historische Ar­beit stark mit meiner Kreativität zu interferieren begann – dergestalt, dass ich weniger Zeit für das kreative Arbeiten fand und der Oki Stanwer Mythos darun­ter ganz besonders litt.

Ich war im Januar 2009 bei vielen Serien an entscheidende Punkte gelangt, wo ich nur bedingt vorwärts kam. Auch bei separaten OSM-Projekten war das viel­fach der Fall. Etwa bei der Geschichte „Ian und der Stein der Götter“, die ihr heute als zweites Annalen-E-Book längst kennen werdet. Daran sollte ich noch bis August 2010 zu laborieren haben.

Ähnlich verhielt es sich mit dem sehr komplizierten Mehrteiler um Band 50 der Serie „Oki Stanwer – Der Missionar“ (DM), wo mich der Band 51 „Wahrheit und Legenden“ geraume Zeit in Anspruch nahm. Er ist allerdings auch mit fast 100 einzeiligen Manuskriptseiten extrem lang und ziemlich kompliziert. Auch er sollte erst im Dezember 2010 beendet werden.

Mit „Das Ayk-Netz“, Band 37 der Serie „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ (FvL) machte ich gewissermaßen das nächste Komplexitätsfass auf, ebenfalls im Januar 2009. Und als wenn das noch nicht genügt hätte, verschlug es mich kurz darauf mit „Yanassicars Zweifel“ (Band 56 der Serie „Oki Stanwer – Der Schattenfürst“) auch noch in das legendäre GRALSREICH, ein transtemporales Alptraumgebilde, von dem das Schicksal ganzer Universen dirigiert wird.

Kann es verblüffen, dass ich es als regelrechte Erleichterung verbuchte, dann zur Abwechslung das Glossar für den ersten Romanordner des Archipelromans „Abenteuer im Archipel“ am 25. Januar fertigzustellen? Ja, ja, ich weiß, auch dieser Roman ist noch eine Baustelle, nach wie vor… es gibt jede Menge solcher gigantischer Baustellen. Und gigantisch heißt immer: mehrere hundert Seiten vorhandenes Manuskript und noch mehrere hundert Seiten (oder tausend) vor­aus, die noch ungeschrieben sind…

Ebenfalls im Januar 2009 begann ich mit der Rückkehr zu einem sagenumwobe­nen fliegenden Kontinent in KONFLIKT 19 „Oki Stanwer – Der Missionar“ – nach Shonta-Land. Aber ich war noch nicht ganz bereit für die Episode 62 dieser Serie, für „Chaos in Gondaur“. Diese Geschichte wurde erst im Dezember 2011 fertig.

Ihr merkt… nur Langzeitprojekte, wohin man auch sieht.

Im Februar rutschte ich dann endgültig in das ab, was ich im letzten Beitrag schon als Wolkenschloss beschrieben hatte: in die Glossierung der ganzen Archi­pel-Stories, die ich in den letzten Jahren geschrieben hatte. Dass ich zwischen­drin dann auch an dem OSM-Werk „In der Hölle“ arbeitete, das ihr als Anna­len-E-Book 1 kennt, kann nicht davon ablenken, dass ich sonst quasi nichts auf die Reihe bekam… bezogen auf den Oki Stanwer Mythos. Das Hessenkopf-Pro­jekt, das mich historisch zunehmend absorbierte, tat sein Übriges dazu.

Genau dieselbe Schiene fuhr ich im März weiter, und es entstanden zwar Rezen­sionen und Archipel-Glossare, auch kam ich durchaus an dem Roman „Rhon­das Reifejahre“ voran, aber sonst…? Nicht in diesem Monat!

Im April arbeitete ich dann an einem weiteren Langzeitprojekt weiter – an einer Geschichte, von der ich noch annahm, es würde sich dabei um eine Story han­deln. Ich sollte bald eines Besseren belehrt werden: „Mein Freund, der Toten­kopf“ wird euch ja bald als Annalen-E-Book 6 im Herbst 2016 vorliegen, dann versteht ihr, warum das unweigerlich ein Roman werden MUSSTE. Im April 2009 war das noch nicht in Sicht.

Und auch an dem Fragment „Die Optimierungsfabrik“ (spielt im KONFLIKT 19 des OSM), kam ich ein kleines Stückchen voran.

Tja, und dann war auch der April 2009 schon wieder Vergangenheit, weiter ver­kürzt durch eine Archivfortbildung in Köln.

Im darauf folgenden Monat arbeitete ich dann dummerweise an zwei Archipel-Langwerken parallel, neben dem zweiten Rhonda-Roman nämlich auch noch an dem Roman „Eine Adelige auf der Flucht“. Gefährlich, so etwas. Weiterhin hagelte es nach wie vor Archipel-Glossare… es hörte echt nicht auf.

OSM? Ziemliche Fehlanzeige.

Der eben erwähnte Archipel-Roman erreichte einen Umfang von mehr als 400 Seiten und brauchte dann ein erstes Ordnerglossar. Das war eine Aufgabe, die ich im Juni 2009 über die Bühne bringen konnte, gefolgt von jeder Menge wei­terer Glossare für Archipel-Geschichten.

Erst am Monatsende rutschte ich zurück in den Oki Stanwer Mythos, nämlich in die unheimliche Ebene 28, also die Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (DSj), wo ich an Band 49 zu arbeiten begann, „Zu den Sternen“. Und wer jetzt denkt, dass es dazu Raumschiffe brauchte, um zum Sirius zu gelangen, der irrt sich gewaltig. Man braucht vielmehr ein Fluchtportal, das auf der rätselumwit­terten Kykladeninsel Santorin steht…

Im Juli 2009 war ich dann endlich soweit, die erste Version des Archipel-Ge­samtglossars zu entwerfen – immerhin schon 319 Manuskriptseiten lang. Aber das war nur die allererste Version, inzwischen sind zig weitere entstanden, und der letzte Stand sind irgendwie gut 500 Seiten… es steckt verdammt viel Arbeit darin, und das meiste habe ich in den Jahren 2009 und 2010 geleistet, glaubt es mir.

Außerdem hatte ich endlich mit diesem gigantischen Werk wieder den Kopf frei für autonome Werke – beispielsweise für zwei Archipel-Kurzgeschichten. Wäh­rend „Meister Vansiintas Magie“ eine thematische, aber nicht wirkliche Aus­kopplung aus „Rhondas Reifejahre“ darstellt und einen wunderbar süßen Nachmittag beschreibt, wo der Garten der Neeli von einem leibhaftigen Zaube­rer namens Meister Vansiinta Besuch bekommt, ergab es sich, dass „Neelis Trä­nen“ sich aus dem Erzählstrom des Romans „Eine Adelige auf der Flucht“ herauskondensierte. Eine nette, sanfte Geschichte über Elementargeister und die Erklärung der Frage, warum Meerwasser salzig schmeckt.

Besonders erleichternd wirkte sich aber aus, dass am 29. Juli endgültig das Ma­nuskript zum Hessenkopf-Projekt beendet werden konnte, das sehr viel Zeit und Energie gebunden hatte.

Nur vier Tage später, am 3. August 2009, vollendete ich außerdem dann den sechsten Ordner des Manuskripts „Rhondas Reifejahre“, der damit phantasti­sche 2.440 Seiten Umfang erreicht hatte… absoluter Rekord, ohne Zweifel.

Dennoch war ein Ende beim besten Willen nicht in Sicht…

Ebenfalls im Laufe des Augusts entstanden weitere Archipel-Glossare, außer­dem ein erstes Glossar zum KONFLIKT 1 des Oki Stanwer Mythos, dem Ro­man „Der Zathuray-Konflikt“ (1991). Warum sage ich, es sei ein „erstes Glossar“ gewesen? Weil ich damals den Roman noch nicht abschrieb, wie es sinnvoll gewesen wäre. Bei einer Computerabschrift verschiebt sich notwendig die Zeilenlänge und damit die Manuskriptformatierung, so dass alle Seiten-zahlen der ersten Glossierung hinfällig werden.

Die Abschrift dieses Romans bewegt mich übrigens gerade JETZT, also anno 2016. Ihr seht daran, dass ich manchmal unorthodox in meinem Glossierungsei­fer vorauseile. Ob das sinnvoll ist, das zu beurteilen überlasse ich besser ande­ren.

Erst im September 2009 vollzog ich dann einen – sagen wir, halbherzigen – Schwenk zurück zum OSM. Es entstand in KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) der Band 14, „ZYNEEGHAR-Psychose“, ich versuchte, weiter an KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI) voranzu­kommen und zappte in KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“.

Aber ehe ich hier auf einen grünen Zweig kommen konnte, knüppelte mich mit „In Karcavennyos Reich“ eine neue Archipel-Story nieder. Die natürlich auch ein Glossar erforderte und prompt bekam. Und dann stand der SF-Convention des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg (SFCBW) an, auf dem ich nicht fehlen durfte.

Tja, und schwuppdich… schon wieder ein Monat verschwunden. Echt atembe­raubend, wie schnell die Zeit dahinraste…

Apropos dahinrasen: Ich denke, dieser Schnellgalopp durch die ersten neun Mo­nate des Jahres 2009 dürfte für heute genügen. In der nächsten Etappe erzähle ich euch vom Oktober 2009 an weiter, was in meiner kreativen Vita geschah.

Nächste Woche lasse ich euch in der Rubrik „Logbuch des Autors“ wieder an meinen aktuellen Schreibtaten teilhaben. Schön neugierig bleiben! Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 68: Der Gesang des Dodo

Posted Juli 12th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

heute gibt es mal wieder harten Tobak, meine Freunde. Aber ich würde sagen, dieses Buch, wiewohl es inzwischen schon unfassliche 15 Jahre auf dem Buckel hat (ich spreche von der deutschen Erstveröffentlichung), kann man nach wie vor als leider völlig aktuell begreifen.

David Quammen, Journalist und Wissenschaftler, hat meiner Ansicht nach mit diesem Werk einen Klassiker des Genres geschrieben und dies dank einer phan­tastisch lesbaren Übersetzung von Ulrich Enderwitz auch so beeindruckend ins Deutsche übertragen lassen, dass der Zauber des Originals nebst allen gruseli­gen Schaudern, die einem Leser bei der Lektüre über den Rücken rieseln, ohne signifikante Abstriche erhalten bleibt. Lasst euch weder von den ungewohnten, kompliziert klingenden Begriffen wie „Inselbiogeographie“ oder von einer Fülle von Menschen- und Tiernamen abschrecken. Auch nicht von dem beunruhi­gend scheinenden Umfang des Werkes.

Denkt lieber an mein stetig wiederholtes Diktum: Ein gutes Buch ist immer zu kurz, egal, wie umfangreich es daherkommen mag (Leser, die Diana Gabaldons Schinken schon nonstop durchgeschmökert haben, kennen den Effekt… er tritt auch hier zutage). David Quammen gehört zu den Sachbuchautoren, die dieses Label ebenfalls verdienen.

Schweigen wir vom Thema selbst.

Das Thema selbst, die Zukunft der Welt, ist eines, das niemals aus der Mode kommt, ein Thema, um das wir uns in Zeiten der Überbevölkerung und der Kli­maverwüstung, die maßgeblich durch uns Menschen dramatisch verschärft worden ist – nur Dummköpfe und Ignoranten haben das noch nicht begriffen, und leider haben sie oftmals immer noch politisch das Sagen – , dringender denn je kümmern müssen.

Drum fasst diesen Lesetipp auch als Weckruf auf.

Vorhang auf für ein wichtiges Werk:

Der Gesang des Dodo

(OT: The Song of the Dodo. Island Biogeography in an Age of Extinction)

Von David Quammen

München 2001

976 Seiten, TB

ISBN 3-548-60040-9

Aus dem Amerikanischen von Ulrich Enderwitz

Eine Reise durch die Evolution der Inselwelten“ lautet der beinahe unspektaku­läre (und, verglichen mit dem Originaltitel, durchaus verharmlosende) Unterti­tel dieses äußerst voluminösen Sachbuches, das dabei aber problemlos den härtesten Thrillern den Rang abzulaufen imstande ist, wenn der Leser sich be­reitwillig auf das Abenteuer dieses Buches einlässt.

Eins sei vorweg gesagt: wer sich NICHT für die Natur interessiert, wen es kalt lässt, wozu Menschen fähig sind, wer lange Sätze nicht mag (egal, wie bedeut­sam sie für JEDEN Leser sein mögen!) und wer womöglich an der Illusion fest­hält, dass Zoos oder Naturschutzgebiete als kleine Ausgaben der „natürlichen Umwelt“ gute Ideen sind… nun, diese Leute sollten das Buch vielleicht besser nicht lesen.

Wer sich hingegen Gedanken über die Zukunft der Welt macht, wer Artenviel­falt für eine erhaltenswerte Größe unseres Planeten hält, wer eventuell ein we­nig von Ökologie, Geografie, Genetik, Wissenschaftsgeschichte oder Biografien versteht oder lesen möchte, alle diese potentiellen Leser sind hier gerne gese­hen. Kenntnisse in diesen Bereichen mitzubringen, schadet nicht, ist aber nicht unbedingt notwendig. Man muss nicht einmal über mehr als allgemeine Infor­mationen bezüglich Statistik, Wahrscheinlichkeitsrechnung oder Evolutionswis­senschaft verfügen. Obwohl das natürlich hilfreich ist, keine Frage. Das Buch lässt sich aber auch so verstehen und, ja, streckenweise genießen.

David Quammen ist amerikanischer Sachbuchautor und Schriftsteller, unter an­derem hat er für NATIONAL GEOGRAPHIC geschrieben, und er liefert mit „Der Gesang des Dodo“ ein Werk ab, das seinesgleichen unter all denen sucht, die ich bislang gelesen habe, und so ziemlich einzigartig dasteht. Das will was heißen. Was DIE ZEIT auf dem Umschlagtext konstatiert („Gleichgültig, wo man zu lesen beginnt, DER GESANG DES DODO fesselt“), stimmt ebenfalls. Ich gebe sonst nichts auf Klappentexte, diesmal habe ich glücklicherweise eine Ausnahme gemacht.

Man beginnt zu lesen und findet sich übergangslos in einer Welt wieder, die mit den sechsunddreißig persischen Bettvorlegern beginnt und im vollkommenen Alptraum endet. Wie, das versteht jetzt keiner? Nun gut, dann folgt jetzt eben ein kleines Zitat aus dem Anfang des Buches, Kapitel 1:

Fangen wir in den eigenen vier Wänden an. Stellen wir uns als erstes einen schönen persischen Teppich nebst einem Jagdmesser vor. Sagen wir, der Teppich ist 4.00 mal 5.50 Meter groß. Das bedeutet eine Fläche von 22 Quadratmetern Webstoff. Ist das Messer scharf wie eine Rasierklinge? Falls nicht, wird es ge­schliffen. Wir zerschneiden nun den Teppich in sechsunddreißig gleich große Stücke, lauter Rechtecke von 1.00 mal 0.61 Metern Fläche. Die zerreißende Tex­tur gibt kleine gequälte Geräusche von sich, die wie der unterdrückte Aufschrei entsetzter persischer Weber klingen. Aber was gehen uns die Weber an? Wenn wir mit dem Schneiden fertig sind, messen wir die einzelnen Stücke aus, zählen alles zusammen – und stellen fest, wir haben, bitte schön, nach wie vor rund 22 Quadratmeter erkennbar teppichartigen Stoff. Aber was heißt das? Nennen wir jetzt etwa sechsunddreißig hübsche persische Bettvorleger unser eigen? Nein. Wir haben nichts weiter als drei Dutzend ausgefranste, wertlose Bruchstücke, die dabei sind, sich aufzudröseln…“

Und damit sind wir mitten im Problem, so abstrus und gespenstisch es auch auf den ersten Blick wirken mag. Wir stecken mitten im Abenteuer, und jedes Wort der Übersetzung dieser Stelle ist klug abgezirkelt und auf den Gesamtkontext abgestimmt. Man wird es beim Lesen mehr und mehr merken – und mehr und mehr grausen.

Aus dem eigenen Wohnzimmer, wo wir den Teppich auf so schreckliche Weise misshandelt haben, bricht Quammen mit uns in eine Welt auf, in der wir auf Bali nach Panthera tigris suchen, uns fragen, warum der Rotfuchs aus dem Na­tionalpark Bryce Canyon verschwunden ist und den Spuren des legendären Dodo folgen, eines Vogels, der etwa in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf der Insel Mauritius vom Menschen ausgerottet wurde und dessen „Gesang“ ein für allemal verstummt ist. Wie so vieles andere. Wir erfahren, weshalb an einem Ort namens Barro Colorado Island 45 Vogelarten ausgestorben sind, wie Ökosysteme funktionieren und warum, wie Quammen sagt, immer dann, wenn man „ein Stück ab(schneide), (und es) isoliere… (,) schon… ein Prozess der Auflösung einsetzt.“

David Quammen führt den Leser dabei zunächst zurück zu den Ursprüngen ei­ner Disziplin, die mir selbst auch unbekannt war und der er sich selbst zugehö­rig fühlt: die Insel-Biogeografie als besondere Unterdisziplin der Biogeografie selbst. Die Frage dieser Disziplin ist es, herauszufinden, warum bestimmte Arten von Lebewesen (Pflanzen und Tiere, manchmal sogar bestimmte Menschen­gruppen) auf Inseln oder in bestimmten Regionen der Kontinente vorkommen bzw. gerade nicht oder nicht mehr vorkommen, wie sie mit ihrer Umwelt intera­gieren und was passiert, wenn der Mensch sich dort blicken lässt.

Um es kurz zu machen: es ist jedes Mal eine Katastrophe. Meistens nicht einmal intendiert, sondern durch guten Willen, Neugierde, Leichtsinn, Naivität oder Ignoranz ausgelöst, aber die Folge ist wie die eines gut gezielten Schusses ins Herz: stets tödlich. Nur stirbt die Natur nicht ganz so schnell wie die Menschen, meist nicht einmal so sichtbar, und die Folgen sind in fast jedem Fall weitaus dramatischer, als es sich die Auslöser jemals vorstellen können.

Das Buch versammelt eine schier unbeschreibliche Fülle von Beispielen, und je­des einzelne davon ist eine ausgewachsene Tragödie, viele sind gänzlich unbe­kannt, und… jedes Beispiel ist ANDERS. Zu Beginn scheint es dem Leser, dass es kein passendes Muster gibt, keine Gemeinsamkeiten, nichts, was irgendwie auf ein Schema hindeutet, nach dem sich das Aussterben von Arten ereignet.

Anfangs sind auch die Verursacher überzeugt, dass es sich um „Zufälle“ handelt, dass die entsprechenden Rassen schon „von vornherein schwach“ waren und „aussterben mussten“. Es wimmelt von wohlmeinenden Wissenschaftlern, die Inseln und Regenwälder kahl fangen, um die überlebenden Exemplare liebevoll in ihre Heimatländer oder Zoos zu exportieren (wobei allerdings die meisten Tiere bereits auf der Reise oder kurz danach sterben – was natürlich neue Fangaktionen auslöst und die Spezies an den Rand der Vernichtung treibt oder ganz ausrottet). Es wimmelt von Menschen, die der festen Überzeugung sind, Tiere KÖNNTEN gar nicht aussterben, weil es ja so viele von ihnen gäbe (makab­re Beispiele dafür sind die Riesenschildkröten im Indischen Ozean oder, noch schlimmer, die Nordamerikanische Wandertaube, an der Quammen einen regelrechten Vernichtungskrieg beschreibt – bis diese in die Milliarden gehenden Individuen gehenden Vogelschwärme plötzlich verschwunden sind. Ausgerottet…!).

Wir treffen bei der Lektüre auf alte Bekannte (z. B. auf Charles Darwin und Ja­mes Cook) und auf weniger bekannte Personen (Alfred Russel Wallace wäre hier zu nennen, dessen abenteuerliches Leben allein schon das ganze Buch rettete! Aber er ist nur der Anfang der Geschichte) und auf Leute, die wir niemals ken­nen lernen mögen und gottlob wohl auch nicht mehr kennen lernen werden (ich nenne nur kurz den Missionar George Augustus Williamson auf Tasmanien und die sehr ehrenwerten und völlig skrupellosen Ärzte Stokell und Crowther, die selbst davor nicht zurückscheuen, eine Leiche auszubuddeln und auszu­schlachten – so geschehen im Jahre 1869. Sie wurden dafür übrigens NICHT zur Rechenschaft gezogen).

Wir lernen weiterhin bezaubernde Vögel ohne Füße kennen, Wölfe mit Beuteln, leibhaftige Drachen, die manchmal recht blutrünstige Gelüste entwickeln, wir treffen auf zahme Tauben, die von Menschen zu Tausenden nächtens von ihren Nistästen geschlagen werden und auf gedankenlos eingeführte Malariamücken. Und viele, viele Wesen, von denen wir noch niemals etwas hörten und bei de­nen wir häufig das Gefühl haben werden, wie gerne wir sie doch kennen gelernt hätten… Leider alle ausgestorben. Verursacher: mehr oder weniger immer der Mensch.

So kann man lernen, den Menschen zu schätzen – oder zu hassen. Dass wir zur selben Spezies gehören, nun ja, das ist ein bedauerlicher Fehler. Ich wäre auch lieber ein Baum.

Wir finden bei der Frage, warum auf Guam unzählige heimische Vogelarten aus­sterben, Rätsel ratende Wissenschaftler, die „DDT“ schreien, aber keine Bewei­se finden… und eine Explosion von Schlangen und großen, schwarzen Spinnen. Des Rätsels wirkliche Lösung kräuselte mir ehrlich die Nackenhaare.

Und es ist die Rede von „Isolaten“ und „Stichproben“, von Reservationen und Populationsgrößen und davon, dass das Artensterben von den Inseln im 20. Jahrhundert grassierend auf das Festland übergreift!

Ja, wer das Buch liest, weiß schon recht bald, warum das so ist, warum es gar nicht anders sein KANN. Doch wie Quammen selbst zugibt: er hat kein Patentre­zept anzubieten, er weiß nur, was passiert, beschreibt es und warnt.

Seine Warnung ist, zugegeben, etwas drastisch, aber leider sehr realistisch: „Überall auf der Erde führt die Menschheit Krieg gegen andere Arten, gegen die Wildheit der Wildnis, gegen die Blutröte der Zähne und Klauen der Natur. Der Sieg ist der Menschheit sicher. Die einzige offene Frage ist, wie hart die Frie­densbedingungen sein werden… In dem Maße…, wie das umgebende Land sich verändert, wird Wae Wuul (ein Reservat für Komodo-Warane in Indonesien) aufhören, Teil eines zusammenhängenden Ökosystems zu sein, das größer und reichhaltiger ist als es selbst. Das Gebiet wird keine Stichprobe mehr sein; es wird sich in ein Isolat verwandeln.“

In eine Insel.

Und auf Inseln sind Arten verstärkt dem Artensterben ausgesetzt, verarmen und gehen meist ziemlich jämmerlich zugrunde, insbesondere dann, wenn der Mensch ihnen zusetzt.

Das Buch ist insgesamt ein Credo für Vernunft im Umgang mit der Natur und dafür, Maß zu halten, insbesondere aber den Menschen ein komplexes Netz­werk an Informationen zur Verfügung zu stellen, um ihnen Wirkungszusammen­hänge aufzuzeigen, die leicht über Generationen hinweg gesehen werden müs­sen, um sie überhaupt zu erkennen. Wer das versteht und willens ist, sich dar­auf einzulassen, wird in diesem Buch eine ungeheuerliche Fülle an Informatio­nen und Zusammenhängen vorfinden und lernen, und es wird ihn fraglos im­mer stärker frösteln lassen. Die ausgezeichnete Übersetzung von Ulrich Ender­witz trägt dazu bei, das Buch zu einer höchst faszinierenden literarischen Köst­lichkeit werden zu lassen.

Vom Standpunkt jener Menschen, die der Ansicht sind, der Mensch an sich sei gut und KÖNNE doch der Natur, von der er lebt, gar nichts Böses antun, und der weiterhin denkt, wenn man sich der Natur nur FREUNDLICH nähert, könne auch gar nichts GESCHEHEN, nun, vom Standpunkt dieser beneidenswerten Leute ist Quammens Buch ein unausgesetzter, fortdauernder und sich permanent ver­schärfender Alptraum, der deshalb umso schlimmer ist, weil er die Wahrheit sagt. Und die Wahrheit wird nun einmal nicht dadurch erträglicher, dass man sie ignoriert. Ich fürchte, diese optimistischen Leser werden nach der beendeten Lektüre unter Alpträumen zu leiden haben, ihnen wird das Buch wie Blei im Magen liegen und sehr unbekömmlich sein.

Wahrheit schmeckt meistens ziemlich bitter.

Ich sagte mir schon recht früh, dass jenes geflügelte Wort stimmte, das ich ein­mal gehört hatte: „Je mehr ich vom Menschen erfahre, desto mehr liebe ich die Tiere!“ Wohl wahr. Aber auch das hilft nicht sehr viel weiter. Man muss umden­ken und abstrahieren können. So etwa:

David Quammen deutet es nur an und spricht es nicht explizit aus, aber es schwingt implizit in seinen Sätzen stets mit, mal mehr, mal weniger: Inseln sind nicht NUR Metaphern. Sie sind auf eine schreckliche Weise ein Paradigma für unsere ganze Welt. Denn jenseits einer Insel, beispielsweise jenseits des hawai­ischen Archipels, herrscht über Hunderte, ja, Tausende von Quadratkilometern nur Salzwasser, ein Element, das für die meisten Lebewesen tödlich ist.

Jenseits der irdischen Atmosphäre gibt es auf LICHTJAHRESDISTANZEN nichts als leblose Steinwüsten und eisige, kosmische Vakuumkälte. Die Erde, kommt dem Science Fiction kennenden Leser grausig zu Bewusstsein, ist eine INSEL. Und was passiert, wenn auf einer Insel, die völlig isoliert ist, eine Raubtierpopulation (nichts anderes, bitte schön, sind wir Menschen letzten Endes!) absolut die Oberhand gewinnt, das stellt David Quammen an verschiedenen Beispielen höchst drastisch dar: Erst rotten diese Tiere ihre Beutetiere aus. Dann erleiden sie einen Populationseinbruch. Und wenn weiterhin noch ökologische Katastro­phen hinzukommen, haben wir einen hausgemachten Genozid, einen Selbst-Genozid sozusagen. Das Ende vom Lied ist die totale Verwüstung und das Aus­sterben der „Raubtierrasse“.

Sagte irgendwer, dieses Buch ginge uns nichts an? Es wäre nicht interessant? Oder zu dick, um lesbar zu sein? Gut. Ganz, wie ihr meint.

Aber dann soll keiner behaupten, dass uns niemand gewarnt hat…

© by Uwe Lammers

Braunschweig, den 21. August 2001

Abschrift und leichte Überarbeitung: Braunschweig, den 16. September 2015

Tja, Freunde… harte Kost? Wohl wahr, das will ich nicht in Abrede stellen. Aber gute Bücher soll man empfehlen, so bitter die Kost dann auch schmecken mag. Denn nur, wenn man wohl informiert ist und weiß, was da draußen vor sich geht, wenn man nicht den Kopf in den Sand steckt und die Augen verschließt, ist man fähig, etwas daran zu ändern, so gering vielleicht auch der Eigenbeitrag sein mag.

Ich für meinen Teil kann nicht behaupten, allzu viel Einkommen mein eigen zu nennen – dennoch zweige ich Monat für Monat Spendengelder für den Um­weltschutz von meinem Konto ab. Weil mir die Welt wichtig ist. Weil ich meinen Teil dazu beitragen möchte, die Schäden, die unsere Spezies unserer Welt zu­fügt, zu begrenzen. Ich kann an dieser Stelle nur jeden meiner Leser dazu aus­drücklich ermuntern, dies ebenfalls zu tun.

In der kommenden Woche reise ich in eine wirklich uralte Kurzgeschichten­sammlung zurück und besuche zwei Großmeister der Phantastik. Es seien nur kurz die Namen genannt, um die Wissenden aufhorchen zu lassen: Ray Bradbu­ry und Robert Bloch.

Wer neugierig geworden sein sollte, mag nächsten Mittwoch wieder reinschau­en. Bis dann, meine Freunde.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

es ist ein tolles Gefühl, auf 175 Wochen Nonstop-Publikation dieses Internet-Blogs zurückzublicken. Anfangs, im März 2013, aus Enthusiasmus und Neugier­de geboren, mauserte sich der zunächst ein wenig ziellose Blog recht schnell zu einem ganzen Bündel interessanter Subblogreihen, untermischt mit Beiträgen zu aktuellen Events und sachdienlichen Ergänzungshinweisen zu erscheinenden E-Books, speziell zur Serie „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ (TI), die aktu­ell ja noch die einzige OSM-Serie darstellt, die ihr regelmäßig lesen könnt. Ich hoffe, dass sich dies – optimistisch betrachtet – anno 2017 ändern wird.

Und dann, als allmählich der Zeitpunkt nahte, da der Blogartikel 175 erscheinen sollte, da überlegte ich mir natürlich: was für einen schönen Blick über den Tel­lerrand zeige ich euch heute? Ich war mir eine Weile lang unschlüssig, dann brachte mich, wie so oft, eine Bemerkung einer guten Freundin darauf. Sie, die selbst mit Blogartikeln so gar nichts anfangen kann, redete mir ins Gewissen und meinte, irgendwann würden bestimmt meine Leser den Überblick über die Blogeinträge verlieren.

Manchmal braucht es Denkanstöße wie diesen von außen, um mich in die rich­tige Richtung zu lenken. Denn ja, dachte ich mir, wie findet ihr euch wohl nach gut drei Jahren Blogartikel zurecht? Könnte ein wenig unübersichtlich geworden sein.

So entstand die Idee, euch eine kleine Handreichung heute zukommen zu las­sen, auf dass ihr besser in meinen Blogartikeln navigieren könnt. Ich habe dabei aber nicht stumpfsinnig vor, euch von Blogartikel 1 bis 175 alles aufzulisten, sondern bin dabei so vorgegangen, dass ich die Artikel nach „Serien“ gestaffelt habe. Die Reihenfolge richtet sich allerdings nicht nach der Anzahl der jeweili­gen Teile, sondern danach, wann die jeweiligen Blogartikel-Subserien begonnen haben. Die „losen“ Einträge stehen in einer separaten Rubrik. Die einzelnen Blogbeiträge enthalten die laufende Nummer, den Titel des Eintrags und den Tag der prognostizierten Publikation.

Wieso prognostizierte Publikation? Weil, wenn ihr akribisch-historisch nach­forscht, entdecken werdet, dass ich manche Blogartikel statt an einem Sonntag schon an einem Samstag hochgeschaltet habe. Gelegentlich gab es auch Be­triebsstörungen, da erfolgte dann das Hochladen erst einen oder mehrere Tage später.

Ach ja, und bei den „Serien“ habe ich nur die jeweilige Folge genannt, ohne noch mal den gesamten „Serientitel“ zu wiederholen. Das wäre dann doch ein wenig zu viel Text gewesen.

Ich hoffe also, die folgende Aufstellung hilft euch gründlich weiter beim Navi­gieren – falls jemand beispielsweise von Anfang an die Rubrik „Was ist eigent­lich der OSM?“ durchschmökern möchte, von der es ja schon 35 Teile gibt (und weitere sind in Planung). Die nächste derartige Aufstellung wird zweifellos noch Jahre auf sich warten lassen… wer weiß, vielleicht zu Blog 250 oder so. Lasst euch da mal überraschen.

Aufstellung der Blogartikel:

Freie Blogartikel:

1) Wer ist Oki Stanwer? (10.03.2013)

4) Eine Unterhaltung über Kreativität (31.03.2013)

5) Ja, wie war das denn mit den Yantihni…? (07.04.2013)

7) Das große Mysterium Twennars: Die Bebengrenze (21.04.2013)

9) Wie ist das eigentlich mit dem Tod im OSM? (05.05.2013)

11) Glücksfunde (19.05.2013)

15) Der Tod im Reich der Yantihni (16.06.2013)

18) Extrayantihnisches Leben (07.07.2013)

19) Rätselhafte Zahlen?! (14.07.2013)

22) Weltenzerstörer (04.08.2013)

23) Die OSM-Wiki – Blicke in andere Universen (11.08.2013)

27) Vorschau E-Books 2013/14 (08.09.2013)

31) Das System Sianlees Rast – eine Falle? Oder mehr? (06.10.2013)

33) Interviews (20.10.2013)

36) Die Allis – ein Kriegervolk mit Vergangenheit (10.11.2013)

41) Jagdfieber (15.12.2013)

49) „Premiere!“ oder Was alles passieren kann, während man an TI 9 schreibt (09.02.2014)

53) Gigantische Maschinen (09.03.2014)

57) Ein feiner Faden unnennbarer Substanz… (06.04.2014)

58) Reiseziel: Terrorimperium? (13.04.2014)

66) Ein wunderliches Vorkommnis im OSM – der Tod! (08.06.2014)

84) Eine kreative Steilvorlage (12.10.2014)

88) Über den Tod… und darüber hinaus (09.11.2014)

94) „Wie lang sind eigentlich deine E-Books?“ (21.12.2014)

100) Der OSM auf einen Blick (01.02.2015)

105) Kommunikationsprobleme (08.03.2015)

111) Literatenseelen (19.04.2015)

113) Illustratorenprobleme – Von der Schwierigkeit, Bilder aus dem Kopf aufs Papier zu bringen (03.05.2015)

114) Stoffwechselmetamorphosen (10.05.2015)

124) In die Öffentlichkeit – Reflexionen zum 29. April 2015 (19.07.2015)

135) Gedanken über die Zhonc (04.10.2015)

136) Schreibtraining (11.10.2015)

146) Erinnerungsverlust (20.12.2015)

150) Historie und Phantastik – kein Widerspruch (17.01.2015)

151) Das Geheimprojekt CK 1 (24.01.2016)

153) Serielle Crossover a la OSM (07.02.2016)

157) Der OSM – ein Wolkenschloss? Nein! (06.03.2016)

163) Der Romantikfaktor (17.04.2016)

171) Sommerpause (12.06.2016)

172) Die unheimlichen Totenköpfe (19.06.2016)

175) 175 Wochen Blogartikel – eine Übersicht für meine Leser (10.07.2016)

Serie „Was ist eigentlich der OSM?“:

2) Teil 1 (17.03.2013)

6) Teil 2 (14.04.2013)

10) Teil 3 (12.05.2013)

13) Teil 4 (02.06.2013)

16) Teil 5 (23.06.2013)

20) Teil 6 (21.07.2013)

24) Teil 7 (18.08.2013)

28) Teil 8 (15.09.2013)

32) Teil 9 (06.10.2013)

37) Teil 10 (17.11.2013)

40) Teil 11 (08.12.2013)

45) Teil 12 (12.01.2014)

48) Teil 13 (02.02.2014)

52) Teil 14 (02.03.2014)

55) Teil 15 (23.03.2014)

59) Teil 16 (20.04.2014)

63) Teil 17 (18.05.2014)

67) Teil 18 (15.06.2014)

72) Teil 19 (20.07.2014)

76) Teil 20 (17.08.2014)

81) Teil 21 (21.09.2014)

85) Teil 22 (19.10.2014)

90) Teil 23 (23.11.2014)

97) Teil 24 (11.01.2015)

104) Teil 25 (01.03.2015)

109) Teil 26 (05.04.2015)

115) Teil 27 (17.05.2015)

122) Teil 28 (05.07.2015)

127) Teil 29 (09.08.2015)

132) Teil 30 (20.09.2015)

139) Teil 31 (01.011.2015)

145) Teil 32 (13.12.2015)

154) Teil 33 (14.02.2016)

161) Teil 34 (03.04.2016)

168) Teil 35 (22.05.2016)

Serie Work in Progress:

3) Part 1 (24.03.2013)

8) Part 2 (28.04.2013)

12) Part 3 (26.05.2013)

17) Part 4 (30.06.2013)

21) Part 5 (28.07.2013)

25) Part 6 (25.08.2013)

30) Part 7 (29.09.2013)

34) Part 8 (27.10.2013)

38) Part 9 (24.11.2013)

43) Part 10 (29.12.2013)

47) Part 11 (19.01.2014)

51) Part 12 (23.02.2014)

56) Part 13 (30.03.2014)

60) Part 14 (27.04.2014)

64) Part 15 (25.05.2014)

69) Part 16 (29.06.2014)

73) Part 17 (27.07.2014)

78) Part 18 (31.08.2014)

82) Part 19 (28.09.2014)

86) Part 20 (26.10.2014)

91) Part 21 (30.11.2014)

95) Part 22 (28.12.2014)

99) Part 23 (25.01.2015)

103) Part 24 (22.02.2015)

108) Part 25 (29.03.2015)

112) Part 26 (26.04.2015)

117) Part 27 (31.05.2015)

121) Part 28 (28.06.2015)

125) Part 29 (26.07.2015)

130) Part 30 (30.08.2015)

131) Part 31 (27.09.2015)

138) Part 32 (25.10.2015)

143) Part 33 (29.11.2015)

147) Part 34 (27.12.2015)

152) Part 35 (31.01.2016)

156) Part 36 (28.02.2016)

160) Part 37 (27.03.2016)

164) Part 38 (24.04.2016)

169) Part 39 (29.05.2016)

173) Part 40 (26.06.2016)

Serie „OSM-Kosmologie“:

14) Lektion 1: TOTAM (09.06.2013)

35) Lektion 2: Menschen und Menschenähnliche (I) (03.11.2013)

46) Lektion 3: Entropie im OSM (19.01.2014)

74) Lektion 4: Ätherische Wesen – Sternenfeen (03.08.2014)

96) Lektion 5: Eine Glaubensfrage (04.01.2015)

123) Lektion 6: Jenseitsvarianten (12.07.2015)

142) Lektion 7: Menschen und Menschenähnliche (II) (22.11.2015)

162) Lektion 8: Religion und Kosmologie a la OSM (10.04.2016)

166) Lektion 9: „Die Baumeister sind an allem schuld!“ (08.05.2016)

Serie „Logbuch des Autors“:

26) Teil 1: Andere Seite, 21. Juni 2013 (01.09.2013)

39) Teil 2: Chaos auf Höolyt, September 2013 (01.12.2013)

42) Teil 3: OSM-Kriminalistik – gibt es die? Oktober 2013 (22.12.2013)

50) Teil 4: Kontrafaktische Welten im OSM, November 2013 (23.02.2014)

61) Teil 5: Schicksal und Vorsehung im OSM, Dezember 2013 (04.05.2014)

68) Teil 6: Jubiläumsstimmung (22.06.2014)

75) Teil 7: Brennpunkt Babylon, Februar 2014 (10.08.2014)

80) Teil 8: Mäusepiraten, März 2014 (14.09.2014)

87) Teil 9: Besuch in Beltracor, April 2014 (02.11.2014)

92) Teil 10: Zurück zu den Yantihni, Mai 2014 (07.12.2014)

98) Teil 11: Abenteuerreisen im Netzuniversum, Juli 2014 (18.01.2015)

106) Teil 12: Ein Traum namens Asmaar-Len, Oktober 2014 (15.03.2015)

116) Teil 13: Monsterjagd in der Hölle, Januar 2015 (24.05.2015)

128) Teil 14: Scheverlays Schicksal, Juni 2015 (16.08.2015)

141) Teil 15: Die Erde im Jahre 2113 (15.11.2015)

155) Teil 16: Im Dschungel (21.02.2016)

165) Teil 17: Willkommen in Garos! (01.05.2016)

Serie „Fehler im OSM“:

29) Reparaturbetrieb OSM – Auch hier kommen Fehler vor (22.09.2013)

70) Deppenpolitik oder Wie ich wieder Fehler im OSM fand… (06.07.2014)

83) Angelnde Kristallwesen – neue Fehlerlese im OSM (05.10.2014)

101) Unvorstellbare Raumschiffe und unwahrscheinliche Folgen – Fehler im OSM, wieder mal (08.02.2015)

110) In der Kindergartenzeit des OSM – Neue Fehlerlese (12.04.2015)

120) Chaos in Bytharg – gar schröckliche neue Fehler! (21.06.2015)

131) Tote auf Reisen und ähnliche Absurditäten – neueste Fehlerlese (06.09.2015)

144) Höhepunkte für alle – auch für Kristallplaneten! Immer diese Fehler… (06.12.2015)

Serie „Der OSM im Bild“:

44) Teil 1 (05.01.2014)

54) Teil 2 (16.03.2014)

65) Teil 3 (01.06.2014)

77) Teil 4 (24.08.2014)

93) Teil 5 (14.12.2014)

102) Teil 6 (15.02.2015)

119) Teil 7 (14.06.2015)

126) Teil 8 (02.08.2015)

133) Teil 9 (20.09.2015)

140) Teil 10 (08.11.2015)

148) Teil 11 (03.01.2016)

158) Teil 12 (13.03.2016)

167) Teil 13/E (15.05.2016)

Serie „Aus den Annalen der Ewigkeit – alt und neu“:

62) Teil 1 (11.05.2014)

71) Teil 2 (13.07.2014)

79) Teil 3 (07.09.2014)

89) Teil 4 (16.11.2014)

107) Teil 5 (22.03.2015)

118) Teil 6 (07.06.2015)

129) Teil 7 (23.08.2015)

137) Teil 8 (18.10.2015)

149) Teil 9 (10.01.2016)

159) Teil 10 (20.03.2016)

170) Teil 11 (05.06.2016)

Serie „OSM-Artikel“:

174) Teil 1: „Eigentlich sind Vampire langweilige Wesen…“ (03.07.2016)

So, das war ein Haufen Arbeit, aber ich denke, von der systematischen Seite her hat sich das allemal gelohnt. So werdet ihr die Artikel, die bisher auf meiner Website erschienen sind und die euch interessieren, sehr viel rascher als bisher finden können.

In der kommenden Woche fahre ich mit der Artikelreihe „Was ist eigentlich der OSM?“ fort und führe euch durch die kreativen Untiefen des Jahres 2009.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 67: Mindstar 2: Das Mord-Paradigma

Posted Juli 5th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

so, kommen wir nach vier Wochen dann endlich mal zum zweiten Fall des De­tektivs Greg Mandel in einer postsozialistischen, vom Klimaschock gebeutelten Welt des Englands der nahen Zukunft. Wer dachte, dass Peter F. Hamilton schon mit dem ersten „Mindstar“-Roman sein ganzes Pulver verschossen hatte, der sollte sich getäuscht sehen. Das war alles durchaus noch ausbaufähig, und hier hat er dann wirkungsvoll weitere Facetten seines Schreibtalents gezeigt – Facet­ten, die er schließlich später zu den vielfältigen Einzelvignetten seines „Arma­geddon-Zyklus“ veredelt hat.

Auch Leser, die wie ich mit „Armageddon“ recht eigentlich begonnen haben, Hamilton kennen und schätzen zu lernen, werden hier noch faszinierende Dinge entdecken können, selbst wenn die Mindstar-Romane natürlich älteren Datums sind. Und ich glaube, wenn ich unten auf die Parallele zu Sherlock Holmes hin­weise, dann ist das durchaus nicht übertrieben, das hat schon Methode.

Also, Freunde, zum zweiten Mal in Folge – auf ins Abenteuer:

MINDSTAR 2: Das Mord-Paradigma

(OT: A Quantum Murder)

von Peter F. Hamilton

Bastei 23208

518 Seiten, damals 14.90 DM

Übersetzt von Thomas Schichtel

Gut zwei Jahre sind vergangen, seit Gregory Mandel (Freunde nennen ihn Greg), der Veteran des parapsychisch begabten MINDSTAR-Bataillon im Auftrag der milliardenschweren Konzernerbin Julia Evans den Saboteur ihres Konzerns gefunden und dabei fast nebenbei auch noch den totgeglaubten Präsidenten der Sozialistischen Volkspartei Englands entdeckte, der als „Spinne im Netz“ tödliche Pläne zum Wiederaufstieg zur Macht schmiedete.

Seither aber hat er sich gesagt: der Fall ist der letzte, den er als parapsychischer Detektiv durchführt. Der Job ist zu belastend, zu gefährlich, und man wird schließlich nicht jünger. Seine Geliebte Eleanor hat ihn dabei nachdrücklich un­terstützt, und die finanzielle Dankbarkeit Julia Evans´ half dabei, sich in den Ru­hestand zurückzuziehen. Inzwischen ist Greg begeisterter Farmer, kämpft im hitzegeschwängerten Südengland, das nach wie vor unter den Folgen der klima­tischen Erwärmung leidet, gegen eine Kaninchenplage und wünscht sich nur seine Ruhe. Seine Eleanor hat er geheiratet, und alles könnte nun gut sein.

Tja, wenn es da nicht Edward Kitchener gäbe.

Edward Kitchener, schrulliger und exzentrischer Nobelpreisträger für Physik, hat sein Heim in Launde Abbey zu einer Art Elitecollege ausgebaut, wo er jedes Jahr eine kleine, handverlesene Schar von Talenten ausbildet und hier neue Ideen und Projekte ausbrütet. Nach außen ist der Landsitz absolut sicher abgeschirmt, und es herrscht eigentlich eine Atmosphäre des entspannten Arbeitens. Wenn da nicht Kitcheners geheime Schrullen wären.

Nach außen gilt er als ruppig und barsch, doch kommt im Laufe der Geschichte schnell heraus, dass Kitcheners Libido mehr als intakt ist. Konkret: er geht mit jeder Studentin, die in Launde Abbey ist, über kurz oder lang ins Bett. Nun wäre das bei einem 67jährigen Mann vielleicht verwerflich, aber er nötigt sie schließ­lich nicht direkt. Als er diesmal jedoch sowohl mit der überaus promiskuitiven Rosette Harding-Clarke UND mit der jungen Isabel zugleich Sex hat, bahnt sich offenkundig ein Problem an.

Mitten in der Nacht wecken furchtbare Schreie die restlichen Studenten, und als sie endlich an Kitcheners Schlafzimmer stehen, entdecken sie grauenerfüllt das, was von ihrem Mentor übriggeblieben ist – ein Mörder hat ihn regelrecht zerfleischt. Das Rätsel um Kitcheners Mord ist es schließlich, das Greg Mandel auf den Plan ruft.

Nein, eigentlich hat er Eleanor versprochen, nichts dergleichen mehr zu tun, und das ist auch korrekt. Aber es gibt eine einzige Person, die ihn augenklim­pernd und flehend anzuschauen vermag und ihn erweichen kann – Julia Evans. Und Julia MUSS unweigerlich an Greg denken, weil er ihr der einzige zu sein scheint, der die verfahrene Situation zu lösen versteht. Denn sie fürchtet, dieser Mord sei nicht nur die irrsinnige Tat eines vollkommen Wahnsinnigen, sondern ein Anschlag auf den Konzern EVENT HORIZON, dem sie vorsteht.

Kitchener, das kristallisiert sich allmählich heraus, hat für EVENT HORIZON an revolutionären Technologien geforscht, unter anderem, so wird gemunkelt, an einem Sternenantrieb und an einer Methode, das Energieproblem der Welt zu lösen.

Doch selbst Greg Mandel gerät rasch mit seiner Gabe an die Grenzen: er spürt es herkömmlicherweise, wenn jemand auf seine Fragen nicht die Wahrheit sagt. Aber alle Studenten scheinen „clean“ zu sein. In der Nacht des Mordes herrschte heftiges Unwetter, das es auch verhinderte, dass jemand das abgele­gene Anwesen erreichte. Doch wie ist es dann möglich, dass jemand das Un­denkbare tat? Ist hier das perfekte Verbrechen gelungen? Ist der Mörder unter Umständen jemand, der seinen Wahnsinn selbst gegenüber einem Übersinnli­chen verbergen kann?

Und was ist mit Gregs Intuition, die ihm diffus sagt, dass vor ein paar Jahren Launde Abbey irgendwie in die Schlagzeilen geriet? Als schließlich ein Verdäch­tiger überführt wird, scheint der Fall vollkommen klar zu sein. Aber Gregs Intui­tion schreit geradezu, dass der Kandidat unschuldig ist.

Nur, wie beweist man das, wenn alle Indizien überwältigend für das Gegenteil sprechen? Und wie ist der Mord wirklich begangen worden? Die Jagd beginnt von neuem, und die Zeit läuft Greg Mandel davon…

Mit dem zweiten MINDSTAR-Roman läuft Peter F. Hamilton von neuem zur Hochform auf. War man als Leser vielleicht der Ansicht, der erste, umfangrei­chere Band könne nicht mehr getoppt werden, wird man hier eines Besseren belehrt. Gewiss: viele Protagonisten, die im ersten Teil ihr intensives Eigenleben erhalten, werden hier gelegentlich als Statisten „vorausgesetzt“ und nicht mehr sonderlich präzise definiert, aber das spürt man eigentlich kaum. Zu viele neue Personen treten hinzu, die man in den neuen komplexen Kontext der Geschich­te einfügen muss, um die Theorien, die man sich als Leser automatisch bildet, zu verifizieren oder zu falsifizieren.

Wer den Roman mit ein wenig Muße liest und sich dazu zwingt, nicht mehr als 50 bis 100 Seiten am Tag zu lesen (well, man kann ihn auch in zwei Tagen ver­schlingen, aber dann ist das Vergnügen denkbar geschmälert, weil man wahr­scheinlich viele Anspielungen und Details überliest, die nachher wichtig wer­den), der hat ein ähnliches „Feeling“, wie wenn man Sherlock-Holmes-Romane liest, und unstrittig hat sich Hamilton auch an diesem Detektiv gedanklich gerie­ben. Er erzählt mit dieser Geschichte einen klassischen „Whodunnit“, eingebet­tet in die nahe Zukunftswelt Englands nach der Klimakatastrophe und der post­sozialistischen Ära.

Allerdings ist das nicht alles, was er erzählt. Er spricht auch davon, wie die junge Konzernerbin Julia Evans, die ja bekanntlich erst 19 Jahre alt ist, sich mit den Medien zickt, und das muss man jetzt wirklich wörtlich nehmen. Es gibt köstli­che Szenen, in denen sie sich über die Berichterstattung aufregt, die… nun… wenig vorteilhaft über ihre Garderobe berichtet. Von ihrem fliegenden Wechsel jugendlicher Lover mal ganz zu schweigen.

Tja, es ist eben doch nicht Geld allein, was zählt, merkt man dabei, und der Leser schmunzelt.

Letzten Endes, und das möchte ich als Qualitätskriterium hervorheben, gelingt es Hamilton, selbst dem intelligenten Leser Sand in die Augen zu streuen (in diesem Fall: mir). Vielleicht habe ich einfach eine gedankliche Schleife zuviel ge­dreht, in jedem Fall lenkte mich Hamiltons Berichterstattung völlig von der rea­len Handlung ab. Am Schluss stellte sie dann zwar nicht so sehr eine Überra­schung dar, aber ich hatte eine ganz falsche Person im Visier. Und solche Fähr­tenkunst ist für einen Autor immer etwas Raffiniertes.

Lasst euch von dem eigentlich sehr ruhigen Roman verführen. Es lohnt sich.

© by Uwe Lammers, 2006

Ja, ja, es gibt nicht immer nur in der modernen phantastischen Literatur inter­essante Entdeckungen zu machen, sondern eben sehr häufig auch gerade dort, wo man die Romane nicht mehr im aktuellen Romanhandel finden kann. Wenn ich immer wieder mal auf Antiquariate und antiquarische Romane verweise, so geschieht das natürlich insbesondere deshalb, um euch von der eher drögen Alltagskost der Gegenwart abzulenken. Ältere Romane von Peter F. Hamilton sind nur ein solches Schmankerl.

Es gibt auch noch ganz andere Sensationen, und auf eine davon möchte ich euch in der kommenden Woche hinweisen – auf ein voluminöses Sachbuch, an dem wohl jeder, den dicke Werke abschrecken, nervös vorbeigegangen ist. Ein Fehler, um es vorab zu sagen. Was dort mit den grässlichen persischen Bettvor­legern beginnt, steigert sich zu einem realen Alptraum, der durchaus mit dem Untergang der Menschheit enden kann, wenn wir in der Gegenwart die falschen Weichen stellen.

Nein, nein, das ist leider keine Science Fiction, es handelt sich um ein Sachbuch, von dem ich auch heute nach fast fünfzehn Jahren annehme, dass es jeder, der an der Zukunft der Welt Interesse findet, mal gelesen haben sollte. Merkt euch den Namen, um den es in der nächsten Woche geht – David Quammen – und lasst euch bitte nicht von der Länge meiner Ausführungen abschrecken.

Ich betone: das ist ein wichtiges Buch.

Mehr in sieben Tagen.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

ja, ganz recht, heute gibt es mal eine schöne Überraschung, indem ich nämlich eine neue Rubrik eröffne. Ähnlich wie die OSM-Kosmologie-Lektionen werden auch die Einträge dieser Art sehr sporadisch kommen. Das hat seine Gründe in ganz banalen Ursachen – ich habe vor, euch so nach und nach im Laufe der nächsten Jahre mit dieser Artikelreihe einen Einblick in vernetzende Hinter­grundgedanken zum Oki Stanwer Mythos zu verschaffen.

Das bedeutet konkret, dass ihr es hier mit Beiträgen zu tun habt, die ich im Grunde genommen privatim für meinen eigenen Denkprozess geschrieben habe und die nicht ursprünglich für die Veröffentlichung gedacht waren. Und nein, das hat jetzt nichts mit „Tagebucheinträgen“ oder so zu tun, sondern ist ein we­nig komplizierter.

Im Vergleich zu euch umfasst mein Gedankenhintergrund gut 35 Schreibjahre und inzwischen über 1775 OSM-Werke. Die Hintergrundartikel verknüpfen die­ses Wissen über den gigantischen Zeitraum zahlloser Universen miteinander, und das bedeutet, ich spiele in den Zeilen und Fußnoten auf viele Werke und Zu­sammenhänge an, die mir völlig sonnenklar, für euch aber nahezu vollständig unbekannt sind.

Gleichwohl versteht diese Artikelreihe bitte nicht als eine Form der seelischen Grausamkeit, das ist nicht die Intention – ich möchte euch vielmehr an all den Welten und Kontexten teilhaben lassen, die ich noch nicht veröffentlichen konn­te. Diese Beiträge sind also quasi „Appetithappen“… und ihr werdet, so hoffe ich, auch beizeiten entdecken, dass es nach einem oder zwei Jahren durchaus er­hellend sein könnte, diese Beiträge im Lichte neuer Leseerfahrungen noch ein­mal zu lesen. Mir scheint es höchst wahrscheinlich, dass ihr dann faszinierende neue Facetten in bislang unbegreiflichen Passagen entdecken könnt.

Der erste Text dieser Art, den ich euch vorstelle, wurde von mir im Jahre 2007 explizit für ein Themenheft des Fanzines „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) des Science Fiction-Clubs Baden-Württemberg geschrieben. Ich war damals Chefredakteur einer Vampir-Sonderausgabe, und mir schoss der Gedanke durch den Kopf, einen Beitrag zum Thema Vampire im OSM zu verfassen. Nun, wie ihr euch vielleicht denken könnt, kam dabei etwas Interessantes heraus. Dies hier ist das damalige Endergebnis:

Eigentlich sind Vampire langweilige Wesen…“

Vampire und ähnliche Kreaturen innerhalb des Oki Stanwer Mythos

Eine kleine Werkschau von Uwe Lammers

Das Problem:

Gelegentlich sagen Fandomler, das Sujet des Vampirs und des Vampirismus schlechthin sei irgendwie ein arg ausgetretener Pfad der Phantastik, das Thema sozusagen tot-dekliniert. Selbst Leute, die sich keine Vampirfilme antun oder Vampirromane lesen, kennen mit ziemlicher Sicherheit Graf Dracula (viele stel­len ihn sich gern mit Christopher Lees1 oder Peter Cushings Gesicht vor). Also mag es schon stimmen, dass es äußerst schwer ist, diesem Sujet neue Facetten abzugewinnen. Nennen wir diese Überrepräsentanz das Problem, dem wir uns zu stellen haben.

Eigene Lektüreerfahrungen (Bücher und Heftromane):

Ich für meinen Teil habe nur recht wenig Vampirliteratur gelesen, soweit es jetzt autonome Bücher und nicht Heftromane betrifft.2 Das meiste davon – vielleicht mal abgesehen von Bram Stoker selbst3 – entdeckte ich eher durch Zufall. Gut, in meinem Regal findet sich natürlich Barbara Hamblys „Jagd der Vampire“4 und noch einiges andere an ungelesener Literatur. Aber ein wirklich interessan­ter Tipp ist beispielsweise Tanith Lees Roman „Sabella oder Der letzte Vam­pir“5, der nach meiner Erinnerung wenigstens partiell auf dem Mars spielt. Recht exotisch für die Bastei-Fantasy-Reihe, wenn ich das mal andeuten darf.

Meine eher despektierliche Einstellung zu Vampiren kam wahrscheinlich über die intensive Heftromanlektüre in den frühen 80er Jahren zustande: damals ver­schlang ich beispielsweise die alten Vampir-Horror-Romane, in denen es ja reichlich Vampire unterschiedlichster Couleur zu bewundern oder besser zu be­mitleiden gab, die Gespenster-Krimi-Romane und die frühen John-Sinclair-Heftromane und Sinclair-Taschenbücher (von Tony Ballard oder Professor Za­morra, Damona King und anderen mal ganz zu schweigen).6

In solchen Werken lernte man natürlich Vampire und bisweilen bizarren Parallel­charaktere (Vampirkatzen, Vampireulen usw.) kennen als jene Kreaturen, denen man relativ mühelos mit Silberkugeln, Knoblauch, eichenen Pflöcken und Kreu­zen (oder fließendem Wasser) den Garaus machen konnte. Ganz zu schweigen davon, dass die Anfälligkeit für Sonnenlicht oder christliche Symbole mir eini­germaßen närrisch vorkam. Daraus kristallisierte sich meine Ansicht: mit Vam­piren kann’s so weit ja nicht her sein.

Kreative Umwandlung:

Aber da ich eben nicht nur Leser bin, sondern auch Hobby-Autor und seit über 25 Jahren an meinem Oki Stanwer Mythos (OSM) schreibe, kam mir anläss­lich der vorliegenden Themenausgabe „Vampire“ von BWA der Gedanke, ich könnte doch mal schauen, was sich in diesen Welten so an merkwürdigen Wesen tummelten. Da könnten doch auch Vampire drin sein, überlegte ich. Bei über 1450 OSM-Werken ist das äußerst plausibel. Und tatsächlich wurde ich fündig. Indes begann die „Reform“ des Vampirismus im OSM – das traditionelle Bild des seine Hauer in die Hälse argloser Menschen schlagenden Blutsaugers sagte mir ehrlich nicht sehr zu – schon sehr zeitig und führte zu eigenartigen autonomen Auswüchsen, die mit dem Vampirismus, wie er von Stoker und seinen Epigonen bis heute gedacht wird, nur noch recht wenig zu tun hat. Gehen wir mal chronologisch vor und schauen uns diesen Sachverhalt etwas genauer an:

Der Vampirismus und Quasi-Vampirismus7 im OSM:

Die früheste Erwähnung von Vampiren findet man in OSM-Band 37 „Der glü­hende Schädel“ (1983)8, und schon hier merkt man, dass mir der Vampirbegriff im OSM in der gängigen Form nicht gefiel: Der Helfer des Lichts und Jesuiten Joseph Ghastor wird während einer Auseinandersetzung durch einen magischen Kristall einem Strahlenschauer TOTAM-Energie ausgesetzt, die seinen Körper negiert und in einen Vampir verwandelt.9 Er wird also keineswegs altmodisch „gebissen“. So etwas kommt später zwar gelegentlich auch vor, aber es ist eher die Ausnahme.

Dieser Handlungsstrang setzt sich fort in OSM 45.10 Unter dem Titel „Die Vam­pir-Familie“ (1983) wird hier eine eigentlich schon „erlöste“ Vampirsippe von der Dämonenwaffe GOLEM rekrutiert und auf das Oki-Stanwer-Team losgelas­sen. Da das England des Jahres 2123, in dem das spielt, sich bis auf einige tech­nologische Errungenschaften nicht signifikant von unserer heutigen Welt unter­scheidet, spielt sich hier im wesentlichen eine Handlung ab, die man auch bei John Sinclair in ähnlicher Weise hätte finden können. Die Anlehnungen sind recht deutlich. Entlastend lässt sich freilich anführen, dass die Serie zwischen 1982 und 1985 entstand, als ich kreativ vergleichsweise wenig selbständig war.

In OSM 142/143: „Rookax´ Coup“ und „Unter der Knechtschaft des Bösen“ (beide 1983)11 macht der Leser die Bekanntschaft mit der Dämonenwaffe Roo­kax von TOTAM, die über durchaus vampiristische Fähigkeiten verfügt, aber keine Dienerwesen dadurch schafft. Auf sie trifft also mehr die Bezeichnung ei­nes Mentalessenz-Räubers zu als die eines Vampirs. Ich favorisierte derartige Wesen bald darauf ganz klar, ebenso, wie ich den „traditionellen“ Darstellungen des Vampirmythos abhold war.

Das nächste Mal taucht ein vampiristisches Wesen auf in OSM 260: „Der Vam­pir-Mönch“ (1984)12, der die Handlungslinie von OSM 45 im wesentlichen fortführt. Die Pikanterie an der Sache ist eben: der Vampir ist sowohl ein untoter Jesuit als auch ein Helfer des Lichts, und beide Seiten der Persönlichkeit sind in Pater Joseph Ghastor durchaus nicht abgestorben, er ist also bei aller „weltan­schaulichen Eindimensionalität“ als Dämonenwaffensklave eine intelligente Per­son und äußerst ambivalent.13

Abgeschlossen wird diese Handlungsebene mit den OSM-Bänden 270: „Die Blutquelle“ und 272: „Goldene Gladiatoren“ (beide 1984).14 Darin gelingt es, sowohl Pater Joseph Ghastor als auch den zwischenzeitlich ebenfalls zum Vam­pir gemachten15 Yard-Commander Brian Eldis durch ein Bad in TOTAMS Blut­quelle (die zugleich ein bizarres Ortungsinstrument für die Annäherung der dä­monischen Macht CLOGGATH darstellt) wieder ins Leben zurückzurufen.16 Die psychischen Schäden sind freilich angerichtet, sie erinnern sich beide sehr ge­nau, was sie im Zustand des Untot-Seins angerichtet haben, und Ghastor ist nachgerade traumatisiert, da er tot gewesen ist und keinerlei Indiz auf die Exis­tenz des christlichen Gottes hingedeutet hat…17

In OSM 423 – „Eine Königin in Ketten“ (1986)18 – kann man Zeuge eines er­neuten tragischen Charakters werden. Diesmal hat es die Cranyaa-Helferin des Lichts Sini-Ag19 erwischt. Sie ist auf der Sichelwelt Tehlorg im Hyperraum ge­strandet und wird hier von einem Dämon von TOTAM gefangen gehalten. Ihr Fluch ist, dass ihr Chitinkörper von einem Parasiten durchbohrt ist, der silbrige Tentakel besitzt, die ständig auf der Suche nach Nahrungsquellen sind. Und die­ser Silberparasit, der Sini-Ags Leben verlängert, ist dezidiert vampiristisch. Al­lerdings saugt er die Opfer vollständig aus.

Gespenstisch wird es dann in Band 543 des OSM („Invasion der Zeitschatten“, 1988)20, als die Zeitschatten die Erde überfluten. Oki Stanwer, halb wahnsinniges Opfer eines Baumeister-Plans, der ihn und seinen Sohn Mar­conius in einer Parallelwelt der Erde stranden ließ, wird mit den Folgen einer von ihm unabsichtlich herbeigeführten Zeitmanipulation konfrontiert: Myriaden von grässlich deformierten Menschen alternativer, ausgelöschter Zeitebenen materialisieren auf der Erde, und wo immer sie, die beständig schwach und frierend sind, normale Menschen berühren, saugen sie mit großer Geschwindigkeit deren Vitalenergie auf. Es ist allerdings nur ein kurzzeitiger Schub, der rasch abebbt, worauf die Zeitschatten sich von neuem auf die Suche machen. Die Zeitschatten-Invasion löscht diese Welt beinahe aus.21

In Band 606 stoßen wir endlich wieder auf einen leibhaftigen Vampir, allerdings einen, der nicht mal einen Namen bekommt. In dieser Episode mit dem Titel „Kleines, der Verdammte“ (1989)22 rettet der titelgebende Helfer des Lichts, Gefangener in einem morbiden Gebein-Bergwerk, eine leibhaftige Fee vor dem gierigen Zugriff des genannten Vampirs.23 Kleines ist hier ohnehin in einer selt­samen Kulisse gestrandet, dem sogenannten „Land Sethon“. Das liegt zwar auf unserer Erde, irgendwo in dem von einem (am Anfang des 20. Jahrhunderts ge­führten!) Nuklearkrieg verheerten Europa. Und seine Mitgefangenen im Berg­werk der Hexe Stefanya, hinter der sich die Dämonenwaffe Sardoon von TO­TAM verbirgt, sind leibhaftige Zwerge, Satyrn und Feen… von anderen seltsa­men Wesen ganz zu schweigen.24

Bald danach werden Oki Stanwer und seine ganz frischen Verbündeten von der Parabasis Athen in einer anderen Ebene von Vampiren attackiert. Das ist der we­sentliche Inhalt der Episoden 667 „Parabasis Athen“ und 669 „Ruf des Blutes“ (beide 1990).25 Oki Stanwers paramentale Kräfte können die Attacke des Blutdämons Hurmon und seiner Diener abwehren. Bis heute harrt aber der Abschluss dieser Ereignisse seiner Darstellung.26

In derselben Ebene, zeitlich nur wenige Tage danach angesiedelt, aber in Kairo, stoßen Oki Stanwer und seine Gefährten durch Hinweise einer präkognostischen Gefährtin auf ein unheimliches, offenbar auch vampiristisches Wesen, das Hüter magischer Geheimnisse ist (OSM 749: „Die Spur nach Marib“, 1990). Doch das ist nur anhand der Blutschale zu erkennen, die es als Opfer stets fordert. Es entschwindet, bevor es der Gruppe gefährlich werden kann.

Tja, und das war’s dann schon mit den Vampiren im OSM. Jedenfalls im enge­ren Sinne. Trotz gegenwärtig fast 1470 Episoden und Romanen bietet der OSM den Blutsaugern der Nacht und ihren direkt artverwandten Kreaturen also nur recht dürftige Unterschlupfmöglichkeiten. Das ist die für Vampir-Freunde viel­leicht etwas ernüchternde Bilanz von 25 Jahren geschriebener OSM-Episoden.

Fazit:

An der obigen Darstellung kann man ansonsten erkennen, dass die „klassische“ Behandlung des Vampirthemas als eines wesentlich erotischen Sujets für mich schon vor dem Kennenlernen der Urzelle des Vampirmythos in literarischer Form, also Bram Stokers „Dracula“, für mich nicht so richtig attraktiv war. Si­cherlich war ich verdorben durch die jahrelange Vulgarisierung der Vampir-Dar­stellung in Horror-Heftromanen und eher niveaulosen Taschenbuchhandlungen, wo Vampire eher zu belächelnde Gestalten darstellten. Diese Wesen fand ich nicht im Mindesten interessant und las diese Romane stets nur, weil ich halt der Ansicht bin, dass man Romanserien, die man sammelt, auch komplett gelesen haben sollte, anderenfalls man es ja auch sein lassen könnte, sie überhaupt zu registrieren.27

Ganz anders als im Fall der sichtlich unterrepräsentierten Vampire sieht das da schon mit belebten Skeletten oder Dämonen aus, von Gestaltwandlern mal ganz zu schweigen. Besonders das Sujet des Gestaltwandlers scheint mir in diesem Zusammenhang weitaus reizvoller zu sein als das des Vampirs. Diese ständige nervöse Frage „Bist du der, der du zu sein scheinst, oder bist du etwas ganz an­deres?“, die man eigentlich misstrauisch an fast alle Personen im OSM richten muss, erzeugt in mir einen ganz anderen prickelnden Reiz, der im übrigen auf unterschiedlichste Weise erreicht werden kann.

Zum anderen war die Konkurrenz mächtiger anderer und weitaus innovativerer dämonischer Entitäten, die eben mehrheitlich auf Mimikry und Unterwanderung und Verseuchung der Lebenden setzten, innerhalb des OSM von Anbeginn au­ßerordentlich groß. Die traditionellen Formen des Horrors und seine Ausdrucks­formen gerieten hier rasch ins Abseits. Das trifft auch solche Kreaturen wie Zombies oder Ghouls bzw. Geister aller möglichen Couleur.

Die Adaption vampiristischer Grundmuster, also der Verlust an Lebensenergie seitens der Opfer, um das zentrale Element zu nennen, wurde hingegen sehr wohl angewandt und ist bis heute ein konstitutives Element des OSM an sich. Bislang lässt sich davon aber noch nichts nachlesen. Dies ist – wie so vieles – noch ein Geheimnis meiner zahlreichen Reihen von Ordnern, gefüllt mit unpu­blizierten Manuskripten. Dereinst, so das Schicksal es will, wird das anders sein. Schaun mer mal.

Bis dahin jedoch kann konstatiert werden, dass der Vampir-Fan im OSM eher nicht auf seine Kosten kommen wird. Er sollte sich dann doch besser wappnen, seinen Geldbeutel zücken zu müssen und sich an die Klassiker halten oder im Buchhandel Ausschau halten nach neuen Vampir-Romanen wie etwa „Sanguis B. – Vampire erobern Köln“

© by Uwe Lammers, 2007

Natürlich, meine Freunde, sind manche dieser Anmerkungen zeitgebunden und inzwischen seit fast 10 Jahren überholt… aber sei’s drum, so bekommt ihr hier einen kleinen historischen Einblick, wie ich 2007 gedacht und geplant habe.

Ich hoffe, euch hat der kleine historische Rückblick gefallen und euch ein wenig neugierig gemacht auf kommende Sensationen im Rahmen des Oki Stanwer Mythos.

In der nächsten Woche bringe ich auch eine Art von Rückschau, aber von der ganz besonderen Art. Was genau das bedeutet? Schaut wieder rein, dann seid ihr schlauer!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Ich muss freilich, wenn ich Christopher Lee sehe, immer zuallererst an Scaramanga den­ken, den „Mann mit dem goldenen Colt“…

2 In meinen Leselisten finden sich hier, in chronologischer Auflistung, folgende Werke. Die meisten davon stammen aus der John-Sinclair-Taschenbuchreihe (Dark): „Die Vampirflot­te“ (Dark, 1982), „Disco Dracula“ (Dark, 1982, Oktober 1988), „Vampir-Express“ (Dark, März 1988), „Die Vampir-Polizei“ (Dark, Juni 1988), „Hüte dich vor Dracula“ (Dark, Juni 1989), „Todesküsse“ (Dark, Januar 1990), „Mein Flirt mit der Blutfrau“ (Dark, April 1990), „Dracula II“ (Dark, Mai 1990), „Vampire“ (Anthologie, Juni 1990), „Vampirnäch­te“ (Anthologie, April 1997). Weitere Vampirbegegnungen in Stories sind sehr wahrschein­lich. Auch Bücher vor 1987, wo noch nicht statistisch erfasst wurde, was ich las, sind sehr plausibel anzunehmen, insbesondere solche aus der Reihe Vampir Horror Taschenbücher.

3 Gelesen wurde Bram Stokers „Dracula“ von mir erst im Oktober 1987. Alle vormaligen Vampir-Adaptionen speisen sich deshalb offensichtlich aus Heftroman- oder trivialen Ta­schenbuchvorlagen.

4 Barbara Hamblys „Jagd der Vampire“ las ich im Oktober 1995.

5 Das Buch wurde zweimal gelesen, einmal (unpräzisiert, da damals noch keine Leselisten geführt worden sind) 1984, später noch einmal im März 1991.

6 Und jeder, der sich halbwegs mit diesen Serien auskennt, weiß, dass es hier quasi konstitu­tiv ist, jedes Jahr ein bestimmtes Quantum an Vampir-Romanen zu bieten. Da ich über 700 Sinclair-Romane gelesen habe, kann man sich ausmalen, wie viele „Pflicht“-Vampirroma­ne ich dabei konsumiert habe. Ein gewisser Frust war daher fast unvermeidbar. Eine kleine Auswahl von Vampir-Heftromanen aus meiner seit September 1987 geführten Lesestatistik mag hier genügen: November 1987: „Die Blutgräfin“ (Hugh Walker, Vampir Horror), Ja­nuar 1988: „Das Schloss der Vampire“ (Peter Saxon, Vampir Horror), „Der Blutjäger“ (Dark, Sinclair), „Teufelsspuk und Killer-Strigen“ (Dark, Sinclair, es geht um Vampir-Eu­len), April 1988: „Adelige Blutsauger“ (Dark, Sinclair), Mai 1988: „Drakulas Rache“ (Hugh Walker, Vampir Horror), Juni 1988: „Das Hochhaus der Vampire“ (Thomas B. Da­vies, Vampir Horror), Dezember 1988: „Der Vampir, die Mörderin und ich“ (Dark, Sinclair), „Tai-Lee, die Seelenfängerin“, „Vampirpiraten“ und „Das magische Duell“ (Mike Shadow, Damona King). Die Liste ließe sich nahezu beliebig fortsetzen.

7 Unter Quasi-Vampirismus verstehe ich an dieser Stelle eine Form der aus vampiristischen Fähigkeiten abgeleiteten Eigenheiten im OSM, etwa parasitischen Kräftetransfer. Der Ter­minus Q.-V. existiert so im OSM bisher nicht, er wurde eigens für diese Ausarbeitung for­muliert.

8 Nicht publiziert.

9 Im Laufe der Serie kristallisiert sich bald heraus, dass der genannte Kristall die teilweise inaktivierte Dämonenwaffe KIQUAA ist. Was indes GENAU passiert, wenn jemand auf diese Weise mittels TOTAM-Energie „umgepolt“ wird, ist erst seit Ende 2006 konkret be­kannt. Es gibt hier Parallelen zur Metamorphose in den ESSEN der Troohns. Vgl. dazu bei­zeiten den OSM-Hintergrundtext „Höhere Weihen“ (2006), der im Rahmen von FAN im OSM-NEWSLETTER #3 (voraussichtlich August 2007) publiziert werden wird.

10 Die – nicht publizierte – Episode entstammt wie die vorangegangene der Ebene 13 „Oki Stanwer Horror“ (OSH). Sie wird seit 1988 in Form des Buches DER CLOGGATH-KON­FLIKT umgearbeitet und ist bis heute – mit langen Schreibpausen dazwischen – gut halb fertig. Leider ist wegen der Länge der Bearbeitungszeit der Stil in hohem Maße reformbe­dürftig.

11 Die beiden Episoden entstammen der 14. OSM-Ebene „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ (FdC). Sie wurden in ihrer stilistisch sehr ungenügenden Urform mit fantypi­schem Enthusiasmus in einer frühen OSM-Publikation im Fandom der Öffentlichkeit vor­gestellt. Dies geschah arg verfrüht im Januar und April 1988 in den Ausgaben 2 und 3 von „Feldherr der Cranyaa“, erschienen beim Weird Fiction Club „Die Hexer von Salem“ unter Regie von René Mostard, Düren. Soweit ich mich entsinne, war die Auflage geringer als bei BWA. Der Club existiert seit mindestens fünfzehn Jahren nicht mehr. René ist, glaube ich, im Fandom nicht mehr aktiv. Ich habe seine Spur lange verloren.

12 OSH, nicht publiziert.

13 Gedanklich angelehnt sein dürfte diese – damals freilich rudimentäre – Darstellung, die später in der Umarbeitung zum Buch „DER CLOGGATH-KONFLIKT“ wesentliche Ver­tiefung fand, an die Dracula-Romane von Hugh Walker in den frühen Vampir-Horror-Heftromanen sein, an die ich mich vage erinnere. Auch der dortige Protagonist war meiner Erinnerung nach ein äußerst tragischer, selbstreflexiver Charakter.

14 OSH, beide nicht publiziert.

15 Dies geschah im Rahmen der apokalyptischen Ereignisse von „Stanwers Blutnacht“, die einen erheblichen Teil Londons in Schutt und Asche legte. Eldis´ Verwandlung geschah auf dieselbe Weise wie die von Joseph Ghastor.

16 Auch hieran erkennt man das äußerst unkonventionelle Behandeln vampiristischer Struk­turmuster. Üblicherweise ist eine „Revitalisierung“ von Vampiren nicht möglich, sondern nur ihre – eindimensionale – Zerstörung respektive „Erlösung“. Wahrscheinlich hat mich auch diese eher schlichte Behandlung von Vampiren als „Nur-Gefahr“ bereits damals ge­nervt. Das Problempotential revitalisierter Vampire ist hingegen von ganz besonderem Ka­liber, zumal dann, wenn sie sich ihrer Taten entsinnen.

17 Dieser Aspekt wird zwar in den Episoden 1984 schon angedeutet, aber erst im Buch selbst intensiv ausgearbeitet. Es ist diese Erfahrung, die Ghastor das metaphysische Rückgrat bricht und ihn für den Rest seines Lebens seelisch zerrüttet.

18 Diesmal verschlägt es uns in eine reine SF-Ebene, wie schon in den Episoden 142/143. OSM 423 (nicht publiziert) entstammt der 20. OSM-Ebene „Oki und Cbalon – Das Ewig­keitsteam“ (OuC), geschrieben zwischen 1984 und 1997. Aus dieser Ebene sind die in ei­nem OuC-Paralleluniversum angesiedelten Abenteuer des Terraners Edward Norden wohl dem Leser am vertrautesten. Die ersten beiden Arc-Romane, „Odyssee in Arc“ und „Der Herrscher von Arc“ (beide 1987) wurden in BWA veröffentlicht: Der erste Roman in den BWA-Ausgaben 175-178 (April-Juli 1998), der zweite in den BWA-Ausgaben 185-189 (Februar-Juni 1999), 191 (August 1999), 193-195 (Oktober-Dezember 1999) und BWA 197 (Februar 2000). Die Zersplitterung der Publikation des zweiten Romans resultiert aus dazwischen liegenden, von mir initiierten Themenbänden von BWA. Die Länge der Publi­kation ist einer grundlegenden stilistischen Überarbeitung der einzelnen Kapitel des Ro­mans geschuldet und der Tatsache der Seitenbegrenzung innerhalb von BWA. Der erste Roman wurde plump als Skriptkopie in BWA publiziert.

19 Sini-Ag, ein Hauptcharakter der OSM-Ebene 14, FdC, ist hier ein Matrixfehler, dem durch Primärenergieentladung die Identität eines Helfers des Lichts aufgeprägt wurde. Dies nur zur Information für den unwahrscheinlichen Fall, dass sich jemand wundert, warum eine Person, die eigentlich rund 30 Milliarden Jahre früher im OSM agierte, plötzlich wieder auftaucht.

20 Hier befinden wir uns in der – generell bislang nicht publizierten – Welt des KONFLIKTS 18 des OSM. Die Serie „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ (KGTDUS), die zwischen 1984 und 1989 geschrieben wurde, unterlag einer Reihe heftiger Schlingerbewe­gungen, die den OSM auf Kurs in Richtung Ebene 23 brachten, aber das soll hier nicht in­teressieren.

21 Da diese Ereignisse die Episoden 84-93 umfassen, hielt mich diese Schreckenswelt folge­richtig von Februar bis September 1988 im Griff. Solange dauerte es, bis ich diesen Zyklus vollendet hatte.

22 Hier sind wir jetzt in der – gleichfalls gänzlich unpublizierten – OSM-Ebene 23 „Oki Stanwer – Der Dämonenjäger“ (DDj), an der ich zwischen 1988 und 1994 arbeitete. Sie handelt im wesentlichen auf einer Erde des frühen 21. Jahrhunderts, allerdings ebenso im irdischen Mittelalter, im Tahuantinsuyu der Inka, im Innern der Matrix und im 28. Jahrhun­dert. Außerdem in einem Dritten Reich, in dem leibhaftige Totenköpfe die Totenkopf-SS der Nazis darstellen. Man merkt schon an dieser Fülle bizarrer Handlungszeiten und -orte, dass es sich um einen Multiwelten-KONFLIKT handelt. Hier wurde das neue OSM-Kon­zept geboren, und der gesamte Mythos in vielen Bereichen um 180° gedreht. Das kann man freilich erst dann in seinen fundamentalen Wirkungen würdigen, wenn man das tradi­tionelle OSM-Konzept kennengelernt hat, das sich in früheren Ebenen ausdrückt.

23 Es mag an dieser Stelle die Andeutung genügen, dass auch er nicht gebissen wurde, um zu entstehen. Aber seine Entstehungsweise ist wirklich ziemlich abenteuerlich. Sie ist dieselbe wie bei den anderen Fabelwesen auch. Beizeiten, wenn die Serie mal publiziert wird, könnt ihr das alles nachlesen.

24 Es spielt für diese Erörterung keine Rolle, aber es mag genügen, zu sagen, dass diese We­sen alle vor relativ kurzer Zeit noch normale Menschen waren. Und nein, sie sind nicht verhext, sondern einem Mutationsvirus aus dem 28. Jahrhundert zum Opfer gefallen. Da­hinter stehen der Weltkriegskonzern HTT und sein geheimnisvoller Lenker im tibetischen Lhasa. Die Geschichte soll hier und heute aber nicht erzählt werden.

25 Dies geschieht in der derzeit zeitlich letzten OSM-Ebene, an der ich arbeite, in Ebene 28 „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“ (DSj), begonnen 1989. Auch sie ist zur Gänze nicht publiziert. Sie spielt auf der Erde im Jahre 1999, das zum Jahr des Weltuntergangs wird. Dies wird Thema des Bandes 50 mit dem Titel „MATRIXPEST“ werden. Aber wie das im OSM so üblich ist – danach geht es eigentlich erst richtig los, sowohl auf der Erde als auch jenseits davon in ganz anderen, interessanten Gefilden.

26 Ich kam von Hurmon ab, der erst jetzt, kurz vor Band 50 der Serie, wieder eine Rolle zu spielen beginnt. Allerdings glaube ich kaum, dass er angesichts der Matrixpest und des RANDES eine Chance haben wird.

27 Was ein wesentlicher, aber nicht der alleinige, Grund ist, weshalb ich nach meinem Schlussstrich unter die Perry-Rhodan-Serie mit Band 2100 (nach 20 Jahren Lesens und Sammelns) auch nicht im Traum daran denke, mit ihr wieder anzufangen – Vorausbedin­gung wäre schließlich, dass ich die Bände der „Zwischenzeit“, die mir inhaltlich überhaupt nicht zusagen würden, allesamt lesen müsste. Was ich kategorisch ablehne.

Rezensions-Blog 66: Im Todesnebel

Posted Juni 28th, 2016 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer bei der Lektüre der folgenden Rezension der Ansicht ist, sie sei doch schon „ein wenig angestaubt“, weil sie 13 Jahre auf dem Buckel hat, der hat nicht Un­recht damit. Dennoch finde ich, hat sie mit einem kleinen bisschen Kommentie­rung nach wie vor ihre Berechtigung, und der besprochene Roman gehört zu denen, die ich von Clive Cussler schon mehrmals gelesen habe.

Romane, die ich im Laufe von zwanzig Jahren mehrmals lese, haben zumeist eine ganz besonders eigenwillige Form von Flair. Das gilt für solche wunder­schönen Fantasy-Abenteuer wie Richard Adams´ „Maia“ oder eben auch für Cusslers „Hebt die TITANIC!“ – dieses Werk hier gehört in dieselbe Reihe, wie ich denke. Und es lohnt ungeachtet seines Alters eine Wiederentdeckung.

Begleitet also mich und Cusslers Helden Dirk Pitt in den Pazifik-Strudel, jenes rätselhafte Schiffsgrab und Herz einer groß angelegten Intrige:

Im Todesnebel

(OT: Pacific Vortex)

von Clive Cussler

Goldmann 8497

256 Seiten, TB

Juli 1990

Übersetzt von Hans Ewald Dede

Die Weiten des Meeres bergen bedrohliche Rätsel, und immer wieder ver­schwinden Schiffe auf Nimmerwiedersehen in ihren Tiefen. Man kennt das be­rüchtigte Bermuda-Dreieck, man hat vielleicht schon vom „Drachen-Dreieck“ vor der chinesischen Küste gehört, doch in diesem Buch ersteht ein drittes un­heimliches Seegebiet und entfaltet seine tödliche Blüte: Pacific Vortex.

Das modernste Atom-U-Boot der Welt, die Starbuck unter Kommandant Du­pree, dem zuverlässigsten und diszipliniertesten Kommandanten der US-Navy, verschwindet während einer Testfahrt im Pazifik spurlos. Sechs Monate später wird ein gelber Zylinder auf Hawaii an Land gespült. In ihm die letzten Aufzeich­nungen Duprees, ein Ausweis schieren Wahnsinns.

Der Mann, der diesen Zylinder birgt, ist tief erschüttert: Dirk Pitt, Sohn eines Se­nators, Angestellter der NUMA, der staatlichen Gesellschaft für Unterwasserfor­schung und passionierter Abenteurer. Anfangs denken sowohl er als auch der Chef der 101. Bergungsflotte, Admiral Leigh Hunter1, dass Dupree verrückt ge­worden sein muss und man das Rätsel des Verschwindens nie lösen wird.

Doch rasch geschehen seltsame Dinge:

Pitt wird in einer Bar, während er mit der Tochter des Admirals redet, von einer hinreißenden Unbekannten angesprochen, die bald darauf versucht, ihn ins Jen­seits zu befördern. Weitere Mordanschläge auf ihn werden unternommen, und Pitt beginnt zu verstehen, dass hinter dieser Angelegenheit weitaus mehr ste­cken muss.

Sein scharfer Verstand sagt ihm, dass die Nachricht gefälscht sein muss, mit der Absicht, die Suchaktion nach der Starbuck abzubrechen. Aber als er schließlich mit dem Bergungsschiff der 101. Flotte sich auf den Weg macht, um das rätsel­hafte Pacific Vortex aufzusuchen und den Schiffsfriedhof zu entdecken, den Eu­kalyptusnebel und schließlich das auf so unbegreifliche Weise untergegangene U-Boot, da befindet sich Dirk Pitt unvermittelt auf dem Weg in ein Reich der Le­genden – zur geheimnisumwitterten Insel Kanoli, deren Bewohner sich einst­mals zu Göttern erklärten und vom Zorn derselben versenkt wurden.

Hier auf Kanoli steht der Abenteurer Pitt dem unberechenbaren und genialen Delphi gegenüber. Und ihm bleiben nur noch Minuten bis zum Untergang…

Clive Cussler, ein inzwischen wallebärtiger Schriftsteller und Seebär, der viel von seiner Vita in seinen Helden Dirk Pitt gelegt hat – kein Cussler-Roman kommt ohne Pitt aus, und so gut wie nichts misslingt dem aus James-Bond-Holz ge­schnitzten Dirk Pitt: er hebt sogar die TITANIC, findet die Bibliothek von Alexan­dria und den gläsernen Sarkophag Alexanders des Großen, um nur ein paar sei­ner Erfolge zu nennen – , schrieb sich in den 70er Jahren in die Bestsellercharts, in die er heute nur noch selten gelangt. Aber damals, muss man ihm attestie­ren, verstand er es ausgezeichnet, Legende und spannende Actionromanhand­lung miteinander zu fusionieren.

Dieser Roman ist nicht sein bester, aber unzweifelhaft packend geschrieben. Im Vergleich zu späteren Werken ist er beinahe halbherzig (und auch etwa halb so dünn). Doch die Zutaten sind schon vorhanden: ein Rätsel im Prolog, in der Re­gel ein spurlos verschwundenes Schiff oder Flugzeug, Tauchexpeditionen und eine nicht selten historisch-mythologische Hinzufügung. Dazu reichlich Verbre­cher, Kämpfe, schöne Frauen, die Pitt oft ohne größere Mühe in sein Bett zie­hen kann.

Doch, Dirk Pitt und James Bond haben eine Menge gemeinsam, und das ist kein Zufall. Das Erfolgsrezept der Bond-Filme hat man hier in geschriebener Version vor sich, mit dem Unterschied, dass bis auf den Kino-Flop „Hebt die TITANIC!“ – das Buch ist ausgezeichnet – keiner der Cussler-Romane jemals erfolgreich ver­filmt worden ist. Es wäre mal einen neuen Versuch wert.2 Und wer gerne bei spannender Lektüre ohne signifikanten Tiefgang, aber manchmal durchaus mo­ralischen Überlegungen entspannen möchte, kann getrost zu den älteren Cuss­ler greifen. Bei manchen neueren rate ich eher ab. Da gibt es diesen schreckli­chen Sahara-Band… den tut euch besser nicht an. Aber sonst: auf ins Vergnü­gen!

© by Uwe Lammers, 2003

Ja, doch, das Abenteuer lohnt sich nach wie vor. Wer James Bond schätzt, zu­mal die frühen Filme mit Sean Connery, der ist hier durchaus recht am Platze und kommt auf seine Kosten.

In der kommenden Woche switchen wir zurück in die Gefilde der Science Ficti­on. Präzise: nach England ins ländliche Rutland nach einer Klimakatastrophe… ja, ihr wisst natürlich, was das bedeutet. Wir begeben uns in das zweite Abenteuer mit dem Mindstar-Veteranen Greg Mandel. Und was es genau mit dem „Mord-Paradigma“ auf sich hat, das erzähle ich euch in sieben Tagen.

Nicht verpassen, Freunde!

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Inzwischen ist mir längst bekannt, dass Cussler hier seinen alten Freund Leigh Hunt ver­ewigt hat, der folgerichtig in diversen Rollen in unterschiedlichsten Romanen auftaucht. Hier ist er eben Admiral.

2 Ein weiterer Versuch wurde dann einige Jahre nach dieser Rezension gemacht… dummer­weise ausgerechnet mit dem von mir gering geschätzten „Sahara“-Roman… aber so stark verändert, dass der Erfolg nahezu unweigerlich ausbleiben musste. Ich sage dazu dann an gegebener Stelle im Rezensions-Blog noch etwas.