Rezensions-Blog 363: Die Zimmermann-Depesche

Posted August 2nd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Geschichte ist das, was geschehen ist, was in den Geschichts­büchern steht, so heißt es landläufig. Durchaus nicht zu Un­recht. Was solche Binsenweisheiten indes verschweigen, ist dies: Geschichte ist nicht nur ein Auswendiglernen von Zahlen­strahlen, von Schlachten, Generalen und Staatsführern … es geht sehr viel mehr um das Durchdringen höchst komplexer Ge­flechte. Und wie jeder, der mal versucht hat, einen tief verwur­zelten Baumstumpf auszugraben, sehr handgreiflich feststellen kann, ist auch Geschichte nichts, was sich schnell und geradli­nig beschreiben lässt wie etwa eine mathematische Gleichung.

Geschichte ist so komplex und verworren wie menschliches Le­ben schlechthin, aus dem sie resultiert – weil die Akteure nun einmal Menschen sind, und wie man Personen nicht einfach in ein stumpfsinniges Schema pressen kann, so kann man auch nicht davon ausgehen, dass sich Geschichte in all ihrer Kompli­ziertheit in ein Geschichtsbuch pressen lässt.

In Geschichtsbüchern sind die dargestellten Fakten stattdessen stets vereinfachte, gesiebte, schlichte Nacherzählungen, die die groben Umrisse dessen wiedergeben, was gewesen ist. Aber sie geben eindeutig nicht ALLES wieder, und mitunter werden Fak­ten so schlicht zurechtgebogen, dass die eigentlichen Entschei­dungshintergründe unsichtbar werden.

Dann ist es Aufgabe von intelligenten Zeithistorikern, Fenster in die Vergangenheit zu öffnen und die Fakten auf den Tisch zu bringen, die zum gründlicheren Verständnis der historischen Entscheidungen vonnöten sind.

Und manche davon sind dann so unfasslich, dass daraus extrem spannende Bücher werden. So ist es der Fall mit dem Werk, das ich euch heute wärmstens als packende Lektüre ans Herz legen möchte. Ich führe euch zurück in das Jahr 1917, aber eigentlich noch etwas weiter zurück in die Endjahre des 19. Jahrhunderts, als die Weichen für den verheerenden Konflikt des Ersten Welt­kriegs gelegt wurden. Und hin zu einem Wendepunkt der Ge­schichte, der fast verhindert hätte, dass die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg eintraten und Deutschland in die Knie zwangen.

Schaut zurück und staunt … und fragt euch an manchen Stellen meiner Darlegungen vielleicht auch, was hätte geschehen kön­nen, wenn …

Die Zimmermann-Depesche

(OT: The Zimmermann Telegram)

Von Barbara Tuchman

Bastei Zeitgeschichte 65039

Bergisch-Gladbach 1982

352 Seiten, TB

ISBN 3-404-65039-5

Aus dem Amerikanischen von Hans Jürgen Baron von Koskull

Es gibt Geschichten, die sind so unglaublich und regen derma­ßen zum Phantasieren an, dass man kaum fassen mag, wie real sie in Wahrheit gewesen sind. Man liest über diese Ereignisse und kommt sich vor wie in einem phantastischen, wirren Fieber­traum, weil die Wirklichkeit so vollständig durch die geschilder­ten – realen! – Ereignisse ausgehebelt wird, dass es dem Leser den Atem verschlägt. Und während man in diese Geschehnisse wieder eintaucht, die auf den vorliegenden Seiten ausgebreitet werden, scheint sich der Wind der Weltgeschichte zu drehen, und eine potenzielle Wirklichkeit liegt zum Greifen nah vor dem ungläubigen Leser.

Was wäre gewesen, wenn … diese Frage, die die Grundannah­me aller kontrafaktischen Spekulationen und Alternativweltge­schichten ist, flammt hier mit aller Macht auf, was umso uner­warteter kommt, als Barbara Tuchman doch eigentlich eine nüchterne, strikt an den Fakten orientierte Historikerin war. Doch auch sie lässt sich durchaus in diesem Fall von den Wahn­vorstellungen anstecken, die im frühen 20. Jahrhundert gras­sierten und die, hätten sie nur ein Stück weit mehr Gewicht be­sessen, das Gesicht unseres Jahrhunderts für immer verändert hätten.

Und nein, wenn man denkt, dies alles begann mit dem 17. Janu­ar 1917, als im „Zimmer 40“ der britischen Admiralität eine Nachrichtenkapsel aus der Rohrpost eintraf, dann erliegt man demselben Irrtum, dem anfangs der Verfasser dieser Zeilen er­lag. Die Wahrheit ist sehr viel abenteuerlicher, und wer von all diesen Dingen keine Kenntnis hat oder nur oberflächliche Infor­mationen, der sei in dieser Rezension mitgenommen auf eine Abenteuerreise, die er noch weniger vergessen wird, wenn er das Buch selbst gelesen hat.

Das zwanzigste Jahrhundert ist, als es beginnt, eine Art von Pul­verfass. Wohin man auch sieht, unter der Oberfläche brodeln Probleme, krisenhafte Entwicklungen drängen wie der Dampf­druck in einem unter hohem Druck stehenden Kessel nach oben, zur explosiven Entladung. Und ebenso wenig, wie der Ers­te Weltkrieg ursächlich durch den Doppelmord in Sarajevo Ende Juni 1914 „ausbricht“, so wenig ist es so, dass die Ereignisse, die schließlich dazu führen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika in den Ersten Weltkrieg eintreten, durch ein einzelnes, singuläres Geschehnis eskalieren und einen sofortigen Ent­schluss auslösen.

Im Gegenteil: Es sieht sehr lange danach aus, als wenn die ver­nünftigste Option der Amerikaner darin bestehen müsse, neu­tral zu bleiben. Und es ist auch nicht eine einzelne Aktion eines übereifrigen deutschen Politikers namens Arthur Zimmermann, die das dann auslöst … aber im Zusammenspiel dieser komple­xen Fakten kommt es dann tatsächlich dazu. Die Amerikaner treten auf Seiten der so genannten „Entente“ in den Krieg ge­gen Deutschland ein, und ihre Ressourcen sind es, die ihn ent­scheiden.

Doch zusammen mit Barbara Tuchman gehen wir zurück in die Vergangenheit … sagen wir, ins Jahr 1888. Dies ist das Jahr, in dem der junge neue deutsche Kaiser Wilhelm II. seine Regent­schaft beginnt und vollmundig behauptet, er führe Deutschland „goldenen Zeiten entgegen“, ja, er wolle dem Reich einen „Platz an der Sonne“ erobern. Stattdessen richtet er es zugrunde, aber das ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu sehen.

Europa ist in den späten 80er Jahren des 19. Jahrhunderts eine in festen Bündnissystemen weitgehend erstarrte Kulisse. Deutschland, das 1871 auf Kosten Frankreichs zum Kaiserreich vereint wurde und das jüngste Kaisertum auf dem europäischen Schauplatz darstellt, ist dank der raffinierten Bündnissysteme Kanzler Bismarcks zur aufsteigenden Hegemonialmacht gewor­den, nach außen offiziell „saturiert“, d.h. gesättigt. Bismarck hat keine außenpolitischen Wünsche nach einem Kolonialreich a la England oder Frankreich.

Doch Bismarck wird 1890 in den Ruhestand geschickt, und der sprunghafte Kaiser Wilhelm II. und seine außenpolitisch … wa­gemutigeren Berater bestimmen nun die Außenpolitik. Die Folge ist binnen weniger Jahre, dass Deutschland in die Isolation ge­rät. Allein verbündet mit dem schon etwas maroden und beben­den Vielvölkerstaat der Habsburger, Österreich-Ungarn, sieht sich das deutsche Kaiserreich einer Allianz gegenüber, die aus Frankreich, Russland und Großbritannien besteht.

Die deutschen Militärs sehen die Gefahr, dass der außenpoliti­sche Feind zu stark wird und prognostizieren das Jahr 1914 als das letzte, in dem wohl noch ein kontinentaler Krieg von Deutschland zu gewinnen sein dürfte. Danach wird die Gegen­seite zu stark sein. Der von dem greisen Militär Graf Schlieffen, entwickelte Schlieffen-Plan sieht einen kurzen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland vor, der etwa 6-8 Wochen dau­ern und mit einer Überwältigung der französischen Militärmacht enden soll. Danach soll das Heer nach Osten geworfen werden und die Russen besiegen.

Es fehlt nur noch der passende Zündfunken.

Das Kaiserreich selbst entfaltet in der Zwischenzeit … sagen wir … seltsame Aktivitäten, von denen der Rezensent erstmals durch das vorliegende Buch erfuhr. So trägt sich beispielsweise der deutsche Kaiser ernstlich mit dem Gedanken, an der mexi­kanischen Küste Land zu erwerben, um einen Flottenstützpunkt zu bauen, quasi als Ausgangsbasis für koloniale Aspirationen im Karibikraum.

Die Amerikaner vereiteln diesen Plan, aber das heißt durchaus nicht, dass diese Pläne grundsätzlich gestorben sind. Ganz im Gegenteil.

Es lässt sich vielmehr durch die Jahrzehnte vor dem Ersten Welt­krieg deutlich verfolgen, dass deutsche Militärs und hohe politi­sche Kreise in Berlin bis hinauf zum Kaiser die Gedanken im­mer wieder in den Vordergrund schieben, es gäbe Möglichkei­ten, Mexiko und die Vereinigten Staaten gegeneinander auszu­spielen, zum Nutzen der Deutschen. Nicht zuletzt zu solchen Zwecken unterhalten die Deutschen ausgedehnte Netze von Geheimagenten in den Vereinigten Staaten und Mexiko.

Zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten hängt der Haussegen schon sehr lange schief. Die Mexikaner haben große territoriale Verluste gegen Ende des 19. Jahrhunderts zugunsten der Nordamerikaner erlitten. New Mexiko, Arizona und Texas sind nun Bundesstaaten der USA. In Mexiko wechseln sich in diesen Jahren zwischen 1890 und 1917 verschiedenste, eigent­lich allesamt als zutiefst undemokratisch zu bezeichnende Herr­scher ab, gelegentlich meucheln sie sich auch gegenseitig. Ei­ner von ihnen, General Victoriano Huerta, wird ins Exil vertrie­ben, General Venustiano Carranza, der an seine Stelle tritt, ist aber nicht angenehmer. Auch der General Pancho Villa nicht, dessen Ressentiment gegen die USA legendär ist.

Pancho Villa ist es dann auch, der das Fass zum Überlaufen bringt.

1912 verliert zwar der amerikanische Präsidentschaftskandidat Theodore Roosevelt, ein Haudegen vom alten Schrot und Korn, der markige Reden schwingt und vor interventionistischen Aktionen nicht zurückschreckt, den Wahlkampf gegen den demokratischen Herausforderer Thomas Woodrow Wilson, aber als der „Bandit“ Pancho Villa mit seinen offiziell als „Gesetzlose“ geltenden Soldaten über die mexikanische Grenze ins US-Ge­biet eindringt und hier plündert und Amerikaner umbringt, ist Roosevelt einer der strikten Befürworter, gegen diese Akte der Barbarei vorzugehen.

Wilson, vom Naturell her puritanisch, friedliebend bis zum Pazi­fismus und eher konstant auf Vermittlung gepolt, braucht gerau­me Zeit, bis er auf diese Provokationen reagiert. Das lag auch an einem katastrophalen Zwischenfall in Veracruz im Frühjahr 1914, bei dem eine ungeschickte Intervention, die Wilson bewil­ligt hatte, zu einer Vielzahl von Toten führte.

Wilson war seither mehr denn je davon überzeugt, dass es ers­tens zwingend erforderlich sei, die Differenzen mit den mexika­nischen Offiziellen diplomatisch zu lösen, zweitens aber erst recht, die USA aus dem „europäischen Krieg“ herauszuhalten, für den Wilson den beginnenden Ersten Weltkrieg noch hielt. Dabei war schnell klar, dass durch die Einbeziehung des briti­schen Empire in die Konflikte aus dem europäischen Steppen­brand eine weltweite Katastrophe geworden war, aus der man sich nicht langfristig heraushalten konnte, wenn man nicht ein unbedeutender Inselstaat war.

Nun waren die USA dies natürlich nicht, aber Präsident Wilson pochte strikt auf die Neutralität seines Landes und konnte dafür auch auf die seit Ende des 19. Jahrhunderts in Kraft befindliche „Monroe-Doktrin“ deuten, die die außenpolitische Neutralität der Vereinigten Staaten als Staatsräson gewissermaßen festge­schrieben hatte. Auf ihre Weise war die „Monroe-Doktrin“ so wir­kungsvoll wie Bismarcks annähernd zeitgleiche Verkündung, Deutschland sei „saturiert“.

Aber die Vereinigten Staaten lebten eben nicht auf einer Insel der Seligen, sondern waren stark in den Welthandel eingefloch­ten. Ausländische Mächte unterhielten Botschaften und Ge­heimagentenzirkel auf ihrem Boden und in ihren Metropolen, und diese Nationen hatten durchaus andere Pläne mit den USA als Präsident Wilson. Das galt namentlich für die Deutschen und die Briten.

Als der Erste Weltkrieg begann und sich rasch zeigte, dass er durchaus kein kurzer Konflikt werden würde, sondern sich viel­mehr gleich einem gewaltigen Wurzelwerk in allen Kontinenten der Welt verästelte und einbrannte, da begann auf Seiten der Mittelmächte wie auch der Entente die Suche nach alternativen Möglichkeiten, den Krieg zu gewinnen. Ein Sieg auf dem Schlachtfeld erwies sich weder in den Jahren 1914 noch 1915 oder 1916 als möglich. Stattdessen wurde der Blutzoll immer höher, die ökonomischen Verluste nahmen in Schwindel erre­gender Stärke zu, und aberwitzige Pläne grassierten.

Ein solcher Plan, und dies ist dann der Kern des vorliegenden Buches, bestand allen Ernstes darin, dass Deutschland sich auf geheimdiplomatischem Weg mit Mexiko verbünden wollte. Die­se Offerte, von Geheimagenten und Botschaftsangehörigen in den Vereinigten Staaten vorbereitet, gipfelte im Zimmermann-Telegramm im Januar 1917. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der amerikanische General Pershing mit einer Interventionstrup­pe im Norden Mexikos und jagte die „Banditen“ unter Pancho Villa, allerdings schon seit Monaten und ohne Erfolg. Die Stim­mung der Mexikaner war zu jenem Zeitpunkt extrem anti-ameri­kanisch.

Arthur Zimmermann, der neue deutsche Außenminister, fädelte also den Plan ein, die Mexikaner zu einem Kriegsbündnis zu überreden. Mexiko sollte deutschen U-Booten Stützpunkte und Treibstoffversorgung auf eigenem Territorium zusichern, im Ge­genzug dafür würden deutsche Offiziere als Ausbilder, Waffen und logistische Hilfe zugesagt werden. Der Plan sah vor, die nordamerikanischen Streitkräfte, die so eigentlich bis auf die Nationalgarde noch gar nicht geschaffen waren, auf dem ameri­kanischen Kontinent zu binden und aus dem Ersten Weltkrieg herauszuhalten.

Ein atemberaubender Plan, der unter anderem noch eine Einbe­ziehung der Japaner (!) vorsah und durchaus einige Chancen auf Erfolg gehabt hätte, wie man sagen muss. Denn selbst 1917 war die amerikanische Bevölkerung noch sehr kriegsfeindlich eingestellt. Niemand sah wirklich ernsthaft ein, warum amerika­nische Jungs in einem Kampf alter Monarchien auf dem europäi­schen Kontinent ihr Leben lassen sollten. Der Krieg ging sie doch eigentlich nichts an. Und Präsident Woodrow Wilson war besonders aufgrund seines Slogans „Er hat uns aus dem Krieg herausgehalten“ 1916 wieder gewählt worden.

Alles sprach also dafür, dass die USA neutral bleiben würden, wenigstens unter Wilsons Ägide, und seine Amtszeit würde noch bis 1920 währen.

Wie gesagt, beinahe hätte dieser unglaubliche Verschwörungs­plan geklappt. Aber es gab ein wesentliches Problem: Der deut­sche Armeeverschlüsselungscode, mit dem auch das Zimmer­mann-Telegramm chiffriert worden war, war von der britischen Admiralität geknackt worden. Der Klartext wurde dadurch offen­bar … doch würde das reichen, um den amerikanischen Präsi­denten zu einer Intervention zu überreden? Würde dies das amerikanische Volk überzeugen? Ganz so wie Jahrzehnte später, als die Berliner Mauer fiel, stand für einige Tage lang alles atemlos auf der Kippe …

Die Zimmermann-Depesche“ ist eines jener Werke, das einen Wendepunkt in der jüngeren Weltpolitik dokumentiert und ein singuläres Ereignis in den breiten Strom von älteren politischen Geschehnissen einbettet und dadurch erst in eine vernünftige Relation zueinander setzt. Barbara Tuchman hat zudem die bril­lante Gabe, die beteiligten Protagonisten und ihre Aktionen so präzise und nachvollziehbar zu beschreiben, dass die bisweilen wirklich bizarren und absurden Gedankenkapriolen erkennbar werden, die manche irrationalen Aktionen der Beteiligten nach­vollziehbar machen.

Auch die Faktoren des Zufalls oder des persönlichen Ressenti­ments – beides Dinge, die vermeintlich keine große Rolle spielen sollten, wenn es um reine Fakten geht, die aber definitiv IMMER eine große, manchmal gar entscheidende Rolle in solchen Zu­sammenhängen spielen – werden dabei nicht ausgespart und bringen an vielen Stellen eine abenteuerliche Würze in die Dar­stellung. Gelegentlich fühlt man sich in einen Indiana Jones-Film versetzt, ohne Scherz. Oder in einen Geheimdienstthriller mit grotesken Untertönen.

Man lernt Diplomaten kennen, die von einer Position zur ande­ren schwanken. Man lernt Botschafter kennen, deren Schriftstü­cke von ihrem Präsidenten schlichtweg ignoriert werden. Man lernt Politiker kennen, die von den eigenen Militärs an der lan­gen Leine wie Marionetten geführt werden und daran schier zer­brechen. Und man macht die Bekanntschaft mit Partylöwen mit doppeltem Gesicht, Banditen in Regierungsämtern, leichtgläubi­gen und naiven Staatsoberhäuptern, die sich in Schweigeklau­sur zurückziehen, anstatt Entscheidungen zu treffen.

Wahrlich, dieser tiefe Blick hinter die Kulissen rings um den Ein­tritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg, der trotz Torpedierung neutraler Schiffe wie etwa der LUSITANIA, trotz der schrecklichen Schlachten auf dem alten Kontinent und der Tat­sache, dass sich der Konflikt zum Weltbrand ausweitete, beina­he nicht erfolgt wäre, hat es in sich. Und wie schon der Klappen­text sagt: „… vergleichbar einem Thriller von Eric Ambler“, ge­nauso unfassbar liest sich dieser vermeintlich trockene Text, der es mit jedem Clive Cussler-Roman der Gegenwart mühelos auf­nehmen kann.

Mehr noch: Manche der hierin dargestellten Strukturen und In­formationen animieren den Leser durchaus dazu, sich vorzustel­len, was wohl geschehen wäre, wenn – um mal ein Beispiel zu nennen – das Gerücht, die Japaner hätten damit begonnen, mit mexikanischer Unterstützung einen Flottenstützpunkt an der mexikanischen Pazifikküste errichtet, der Realität entsprochen hätte. Und was war mit den Millionen Schuss Munition, die die Deutschen nach Mexiko geliefert haben?

Wenn die Amerikaner tatsächlich durch das deutsch-mexikani­sche Komplott auf ihrem Heimatterritorium gebunden gewesen wären, hätte es durchaus reale Chancen dafür gegeben, dass das deutsche Kaiserreich den Ersten Weltkrieg für sich entschei­det. Die französische Armee hatte bereits 1916 gemeutert. Die Russen waren 1917 durch intrigante deutsche Schachzüge aus der Entente-Allianz herausgebrochen worden. Die Briten hatten bei den Dardanellen gegen das osmanische Reich eine verhee­rende Niederlage hinnehmen müssen und waren gründlich de­moralisiert. Ihr Marinelord, Winston Churchill, hatte seinen Hut nehmen müssen. Die Entente-Staaten waren schwer verschul­det und ohne Wirtschafts- und Waffenhilfe aus Übersee quasi kaum mehr imstande, weiterzukämpfen.

Auch die Mittelmächte waren weitgehend am Boden, doch es kann als sicher gelten, dass ohne die frischen Entsatztruppen Amerikas die deutschen Heere im Frühjahr 1918 die Westfront überrannt und womöglich Paris erreicht hätten.

Es kam so nicht, das stimmt, wenigstens nicht in unserer Welt. Aber einen Hauch des „Was wäre gewesen, wenn …“ lässt sich bei Barbara Tuchman nachlesen. Und das Buch ist tatsächlich packend wie ein Thriller. Wer immer es zu lesen beginnt, wird das merken.

Es sei ausdrücklich zur Lektüre empfohlen, nicht nur für Ge­schichtsstudenten!

© 2013 by Uwe Lammers

Ja, das war ein ganz schön stürmischer Ritt, nicht wahr? Aber unglaublich packend, selbst in der Rezension – aber das Buch ist hundertmal besser, glaubt es ruhig. Lest es!

In der kommenden Woche geht es tief ins Erdinnere. Mehr sei noch nicht verraten.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

während die Corona-Inzidenzzahlen leider immer weiter steigen und eine neue Variante namens Omikron als Gespenst umzuge­hen beginnt (für Leute, die sich ein wenig mit Biologie ausken­nen, ist das wirklich keine Überraschung, und wenn man zudem weiß, wie lausig Afrika mit COVID-19-Impfstoff versorgt wird, muss man sich noch weniger wundern, dass da ständig neue vi­rulente Mutationen ausgebrütet werden … aber diesen Gedan­ken lassen die Impfnationalisten der Industrienationen natürlich nicht an sich heran), ziehe ich mich als kreativer Kopf ein wenig in mein intellektuelles Schneckenhaus zurück und tue das, was ich am erholsamsten finde und am besten kann.

Schreiben.

Und da hatte der Monat November 2021 durchaus einiges zu bieten, kann ich zufrieden sagen. Ich blicke auf 35 abgeschlos­sene Werke zurück und konnte gewissermaßen drei schöne Mei­lensteine setzen. Verfinstert wurde der Monat indes von diver­sen Arztterminen, einer zweieinhalbstündigen Zahn-OP und ei­nem Todesfall im familiären Umfeld. Es war also nicht nur reiner eitel Sonnenschein, das ging auch schon deshalb nicht, weil ich nach wie vor – bislang erfolglos – auf Jobsuche bin.

Aber fangen wir mal vorne an. Was genau habe ich geschafft und woran habe ich weitergearbeitet? Schauen wir uns das mal gemeinsam an:

Blogartikel 464: Work in Progress, Part 107

IR 26: Odyssee in Uuridan

Anmerkung: Ja, nach langer, langer Zeit platzte endlich der logi­sche Knoten und die fragmentierten Stücke dieser verrückten Story fielen an die richtige Stelle … dennoch ist das eine ziem­lich wahnwitzige Geschichte, die mich ja – wie ihr inzwischen wisst – auch zu den Blogartikel 457 und 458 inspirierte. Die Zi­vilisation der Huum ist faszinierend fremdartig, zugleich ist die Lage im EXIL Uuridan und im Ghinsslay-System so verworren … die finale Lageklärung in Bd. 27 fehlt allerdings noch. Ich hoffe, sie bis Silvester abgeschlossen zu haben, dann würde die IR-Serie bis inklusive Band 30 geschrieben sein.

9ANeu 10: Inferno auf TRABANT

9ANeu 11: Drei schwarze Sonnen

Anmerkung: Schwarze Sonnen, die gibt es doch überhaupt nicht … nun, solche Gedanken sollte man sich im OSM abtrainieren, denn hier gibt es sowieso sehr erstaunliche Dinge. Wesen, die weiße Schatten werfen, Raumschiffe, die ohne Energieentwick­lung bei zerstörerischem Beschuss geradewegs implodieren … und hier eben die schwarzen Sonnen, gewissermaßen ein Gruß aus einem Paralleluniversum das wie eine gleißend helle Ge­genwelt wirkt. Ein ganzes Universum voller weißem Weltraums und schwarzer Sonnen … das ist hier absolute Realität.

Gleichwohl ging es mit dieser bizarren Welt nicht weiter – aus Gründen, die in vielen kleinen Details verborgen liegen, aber auch in sehr viel gröberen Schnitzern, die ich mir in diesen 14 Episoden leistete und die dazu führten, dass sie aus dem Kanon der regulär für eine Überarbeitung und Veröffentlichung akzep­tablen Episoden ausgeschlossen wurden. Da kann man echt gar nichts machen.

Dennoch war diese Arbeit nicht „für die Katz“, wie ihr jetzt viel­leicht glauben könntet. Ich habe beim Abschreiben und Kom­mentieren ein paar schöne Entdeckungen gemacht, die langfris­tig für den OSM von Nutzen sein könnten.

9ANeu 13: Moorus Portal

(OSM-Wiki)

(13Neu 16: Terror der Knochenmänner)

9ANeu 12: Statthalter des Schreckens

(Die Optimierungsfabrik – OSM-Novelle)

(OSM-Hauptglossar)

(DER CLOGGATH-KONFLIKT = OSM-BUCH)

Anmerkung: Ja, auch an diesem großen Romanwerk kam ich voran – es han­delt sich um die 1988 begonnene Romanumarbeitung des KON­FLIKTS 13 „Oki Stanwer Horror“, ich stecke da gerade mitten in dem sehr langen Kapitel, das die Episoden nach dem „Inferno von Whitmore“ thematisiert, und durch Einfügung zahlreicher Handlungsstränge, die in der Serie nicht existierten, dehnt sich das alles auf unerforschtes Terrain aus, was die Schreibarbeit verzögert. Ich hoffe dennoch, hier im kommenden Jahr substan­ziell voranzukommen.

(Das Sklaven-Gras – Erotic Empire-Story)

Anmerkung: Was mag DAS denn wohl sein? Nun, das ist eine der zahlreichen Geschichten, die ich für mich entwickle. Eine ziemlich finstere Sache, aber im Umkehrschluss dann auch su­pererotisch … aber wie bei eigentlich allen Geschichten aus dem „Erotic Empire“ ist auch diese hier rudimentär.

9ANeu 14/E: Schattenuniversum

Anmerkung: Hierbei handelt es sich dann um den zweiten Mei­lenstein, den ich in diesem Monat erreichte. Der erste wurde am 14. November passiert, als ich das Digitalisat der Non-OSM-Serie „Erotische Abenteuer“ mit Band 74 vervollständig­te. Und ja, es wird sicherlich in naher Zukunft weiter daran ge­schrieben werden. Während des Digitalisierungsprozesses fand ich zahlreiche Hinweise darauf, dass der Hintergrund dieser Serie recht eigentlich ein Parallelweltensetting in einem Multi­versum ist. Aber konkrete Klarheit habe ich darüber noch nicht erlangt … es bleibt jedenfalls spannend.

Der zweite Meilenstein war dann am 25. November die Fertig­stellung des Digitalisats der Serie „Der Kaiser der Okis“, wovon ich letzte Woche schon ein wenig ausführlicher berichtet habe. Das gab mir dann die Möglichkeit, neue Gebiete zu akquirieren.

(IR 27: Kettenreaktion)

(IR 32: YALVASHINGAR)

(IR 36: Die Sklavenwelt)

(IR 40: INSEL in Flammen)

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“)

(IR 31: Die Sturmfestung)

Die Nebelfischer 2021 – Archipel-Story

Anmerkung: Ich bin ja nach wie vor BWA-Chefredakteur und ste­he nun kurz davor, die Inhalte für das Jahr 2022 zu planen … die Titelbilder der Hefte liegen schon vollständig vor (Dank an unsere Coverkünstlerin Angelika auch an dieser Stelle!), nun sinnierte ich, welche Geschichten ich ins BWA bringen wollte. Seit Monaten gehört es ja zum guten Stil meinerseits, mit regel­mäßigen Geschichten in jeder BWA-Ausgabe die Leser gut un­terhalten zu wollen.

Nun, ich setzte mich also hin und notierte mir die BWA-Ausga­ben und die dazu gehörigen Monate, und dann sinnierte ich, welche Geschichten ich dort hineinbringen könnte … ungelo­gen, Freunde, binnen einer Stunde hatte ich die Planung für 2022 nahezu komplett (es fehlt noch eine für Dezember 2022), und dazu sollte auch mal wieder eine Archipel-Geschichte gehö­ren. Also sah ich meine Werke durch und entschied mich für diese Geschichte über den Nebelgeist Bhantana-goron und die Insel Tausiin.

Coming soon in 2022, versprochen, neben zahlreichen anderen Schmankerln. Ein Reinschauen oder Abonnieren von BWA lohnt sich allemal. Und vielleicht möchte der eine oder andere ja auch Mitglied im SFCBW werden und eigene Beiträge veröffent­lichen. Das ist jetzt nicht nur eine Offerte an Vivien, die ich im November 2021 kennen lernen konnte, sondern gern auch an andere Leser meiner Blogartikel.

Blogartikel 457: Die Jinminqui-Katastrophe (Teil 1)

Blogartikel 458: Die Jinminqui-Katastrophe (Teil 2/E)

Blogartikel 468: Sternzeit: 25. November 2021

16Neu 1: Der Gestrandete

Anmerkung: Tja, und das war dann der nächste Meilenstein – der Beginn des nächsten Serien-Digitalisats im OSM. Der An­fang dieser Serie liegt auf dem 29. Dezember 1983, das ist nun fast schon 40 Jahre her … es ist also allerhöchste Zeit dafür, diese Serie zu digitalisieren. Nicht nur, um den Anschluss an die Close Up-Artikel des Blogs zu schaffen, wo ich mich zurzeit ja noch mit KONFLIKT 15 „Oki Stanwer“ befasse, sondern auch, weil schlicht die Zeit und der Erhaltungszustand dieser anfangs noch handschriftlichen Episoden das zwingend gebietet.

Wer mir also vorhalten möchte, ich solle doch lieber neue Wer­ke schreiben, statt alte zu digitalisieren, der sollte besser noch mal nachdenken. Die Alternative zur zeitigen Digitalisierung ist möglicherweise der Verlust des Originals, und ich bin überzeugt davon, dass weder ihr noch ich uns einen solchen Verlust der Originale leisten können.

Der Anfang von KONFLIKT 16 mag schlicht sein, aber wenn die Handlung dann so richtig Fahrt aufnimmt, wird es richtig drama­tisch. Wir lernen sinistre Dämonenwaffen näher kennen, als uns allen lieb ist, schlagen uns mit wahnsinnigen Baumeistern (!) herum und dem „Königreich der Dämonen“, und dann sind da auch noch die unfasslichen GRALSJÄGER und ihr GRALSREICH … also, ich bin sicher, das wollt ihr überhaupt nicht verpassen. Al­ler Wahrscheinlichkeit nach stoßen wir mit den Close Up-Arti­keln anno 2022 dorthin schon vor, darauf könnt ihr gespannt sein. Und parallel dazu werde ich aus dem Digitalisat auch im­mer wieder etwas einfließen lassen …

13Neu 14A: Kleines, der Höllenbote

13Neu 15A: Die Todeshöhle

13Neu 15: Treffen im Harz

(16Neu 2: Die Jünger der Macht)

(Glossar der Serie „Der Kaiser der Okis“)

(16Neu 3: Piratenchef Thor Gordenbeyl)

Tja, und damit war dann der Monat Vergangenheit, in dem ich wirklich buchstäblich bis zum letzten Moment geschrieben habe. Toller Monat! Wenn Corona nicht wäre und meine momen­tane Arbeitssituation, hätte ich ihn verdammt genossen. Das aber trübt das Leben dann doch deutlich ein.

In einem Monat sehen wir uns hier wieder, dann kann ich euch berichten, wie sich der Dezember 2021 angefühlt hat und wozu ich da gekommen bin. Schraubt die Erwartungen nicht zu hoch – es ist Weihnachtszeit, da wird mir wieder eine Lawine an Weih­nachtspost viel Zeit rauben.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 362: Hardline – verfallen (3)

Posted Juli 27th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

wer vor vier Wochen im Blogartikel 358 der Ansicht gewesen sein sollte, dass es mit den Verwicklungen um Erica Hathaway und Blake Landon nicht mehr schlimmer werden könnte, der sieht sich in dem vorliegenden dritten Teil des Romanzyklus „Hard“ eindeutig eines Besseren belehrt. Es geht definitiv noch schlimmer. Teil davon sind bislang dunkle und nicht angerührte Teile von Landons Hacker-Vergangenheit, Geschäftsrivalen von Erica und die sich daraus ergebenden emotionalen dramati­schen Turbulenzen.

Ja, der Roman ist kürzer als der Vorgänger, aber es ist – wie ich in der Rezi schrieb – ein so wildes Auf und Ab, dass man weder die Kürze des Textes richtig spürt noch zum gescheiten Durchat­men kommt. Die Autorin ist richtig gut darin, zunehmend ver­zwicktere biografische und wirtschaftliche Zwangssituationen zu erzeugen und so unter hohem Druck unbekannte Facetten, mehrheitlich bei Landon, zutage zu fördern, die die leidenschaft­liche Beziehung zu Erica Hathaway starken Belastungen aus­setzt.

Nun ist dieser Art von Lesestoff nicht jedermanns Sache, das ist mir klar. Aber ich tauche nun mal ganz gern in solche erotisch-emotionalen Wechselbäder ein und beschreibe sie dann auch dementsprechend in meinen Rezensionen (wartet nur, bis ihr meine Rezensionen zu Anna Todds „After“-Zyklus lest! DAS ist emotional harter Stoff, fand ich, dagegen ist das hier ein laues Lüftchen).

Trotzdem neugierig geworden? Dann schaut einfach mal weiter:

Hardline – verfallen

Teil 3 des Hard-Zyklus

(OT: Hardline)

Von Meredith Wild

Lyx (keine Verlagsnummer!), 2016

336 Seiten, TB

ISBN 978-3-7363-0128-3

Aus dem Amerikanischen von Freya Gehrke

Glück in der Liebe, Pech im Beruf? So könnte man den Anfang dieses Romans mit einer Abwandlung eines traditionellen Spru­ches charakterisieren, aber das würde nicht tief genug gehen. Es ist schon ein Stückchen weit komplexer.

Die Ausgangslage der Geschichte ist Monate nach dem Ab­schluss von Erica Hathaways Studium in Boston verwirrend ge­nug. Die 21jährige Absolventin der Wirtschaftswissenschaften hat zusammen mit ihren Freunden Sid und Alli ein Internet-Startup schon während des Studiums aufgebaut, und die Web­seite Clozpin läuft auch grundsätzlich gut. Mit Blake Landon hat sie nicht nur einen Investor gefunden, sondern auch den Mann ihres Lebens, der ihr Lust und Glück im Übermaß schenkt. Doch er ist ein angefeindeter Mann, der sich nicht nur aufgrund sei­ner Vergangenheit in der Hackergruppe M89 eine Menge Feinde gemacht hat, sondern auch im Geschäftsleben. Diese Leute trachten nun danach, über Erica auch ihn zu treffen.

Schlimmer noch: Am Ende des zweiten Romans stellt sich zu Eri­cas Schrecken heraus, dass die anstelle ihrer aus Berufsgrün­den ausgeschiedenen Freundin Alli ins Team von Clozpin einge­stiegene Risa Corvi sie schnöde beruflich ausspioniert und dann verraten hat, und zwar an Blakes Rivalen Maxwell Pope. Erica hat das anfangs alles nicht glauben wollen, aber dann waren die Beweise unleugbar, und sie zog die Konsequenzen und feuerte Risa. Mit der Konsequenz, dass sie unvermittelt eine neue Intim­feindin hinzugewann (dabei gibt es ja mit Blakes früherer Flam­me Sophia ja schon jemanden, auch sonst herrscht an Gegnern definitiv kein Mangel). Und als wenn das noch nicht genügte, beginnen nun Max und Risa ungeniert eine Konkurrenzseite na­mens PinDeelz aufbauen und munter damit beginnen, Erica die Anzeigenkunden wegzufangen.

Parallel dazu erweist es sich, dass ihr leiblicher Vater Daniel Fitzgerald, den Erica nach 21 Jahren endlich ausfindig gemacht hat, den festen Entschluss fasst, sie in sein Wahlkampfteam zu holen. Denn er kandidiert für den Gouverneursposten und hat – was kaum jemand weiß – erst jüngst seinen Stiefsohn eigenhän­dig erschossen und dies als Selbstmord kaschiert. Was das mit Erica zu tun hat? Nun, ohne dass sie seinen Namen jemals kannte, hat dieser Mann namens Mark MacLeod sie vor drei Jah­ren noch während des Studiums betrunken gemacht und dann brutal vergewaltigt und traumatisiert … und in jüngster Vergan­genheit nach ihrer entsetzlichen Neubegegnung im Haus der Fitzgeralds ungeniert durchblicken lassen, dies lustvoll wieder­holen zu wollen.

Nun ist er also tot, Erica kennt den Mörder, kann und will aber ihren leiblichen Vater, der sie von diesem Alptraum befreit hat, nicht der Polizei ausliefern. Obgleich die Behörden immer noch ermitteln, deckt sie dieses Verbrechen und fühlt sich elend da­bei.

Zwar konnte Erica den ärgsten Druck, den ihr Vater daraufhin auf sie ausübte, von sich ablenken und auch seinen Hass auf Blake Landon abschwächen. Aber es ist erkennbar, dass die Lage sowohl beruflich wie privat angespannt ist und eine Lö­sung kurzfristig eher nicht in Sicht zu sein scheint.

Im Laufe dieses Romans verdichten sich die Indizien, dass der inzwischen untergetauchte Hacker Trevor Cooper, scheinbar der neue Kopf der wieder erwachten Gruppe M89, mit Max und Risa zusammenarbeitet, um weiterhin den beruflichen Erfolg der bei­den Liebenden zu hintertreiben. Auch er hat – wenigstens nach vorliegenden Informationen – Grund zum Hass auf Blake und al­les, was mit ihm zusammenhängt, womit Erica automatisch ins Fadenkreuz geraten ist: In Blakes dunkler Hackervergangenheit hat Trevors Bruder Selbstmord begangen, und die Tat lastet Tre­vor Blake an. Die Sache ist aber nach wie vor undeutlich, eben­so wie etwa die Details der früheren jahrelangen Beziehung zwi­schen Blake und Sophia.

Als Blake seiner Geliebten einen wirklich romantischen Verlo­bungsantrag macht, scheint das alles in rosa Wolken zu ver­schwinden. Natürlich nimmt sie den Antrag an. Aber dann kommt diese gemeinsame Geschäftsreise nach San Francisco, wo sie auf einem Kongress Risa Corvi wieder sehen – und Blakes Eifersucht in einer Weise eskaliert, dass Erica völlig verstört ist. Sie beginnt sich anschließend nervös zu fragen, ob sie den Mann an ihrer Seite, den sie liebt, überhaupt wirklich kennt. Ist er unter der charmanten Oberfläche vielleicht doch ein zutiefst brutaler Mensch? Seine Herrschsucht, mit der er Ericas vollstän­dige Unterwerfung fordert, scheint das wenigstens nahe zu le­gen. Soll sie tatsächlich in die nun geplante Hochzeit einwilli­gen?

Dann passiert dieser grässliche Zwischenfall mit Maxwell Pope, der sie erneut völlig aus der Bahn wirft. Und kaum hat sie sich davon halbwegs berappelt, tritt auf einmal wieder Daniel Fitzge­rald an sie heran: Die Tatsache, dass sie seine uneheliche Toch­ter ist, sollte doch ihr gemeinsames Geheimnis bleiben, zumin­dest bis der Wahlkampf durchgestanden ist. Sie hat ihm das hoch und heilig versprochen. Aber nun sickern auf einmal Infor­mationen darüber an die Presse durch – und er macht ihr Druck, herauszufinden, wer das ist. Er hat ausgerechnet schon wieder Blake Landon im Verdacht … der Teufelskreis scheint sich zu wiederholen …

Der dritte Band des romantischen Romanzyklus um die Jungun­ternehmerin Erica Hathaway und Blake Landon ist wieder ein unentwegtes Auf und Ab von abenteuerlichen Kapriolen des Schicksals, diesmal allerdings nicht gar so dramatisch angerich­tet wie im zweiten Band. Zentral ist, weil der Antrag schon sehr früh im Roman kommt, natürlich die Geschichte um die enger werdende und sich anbahnende eheliche Verbindung der beiden Hauptpersonen.

Die Intrigen um PinDeelz und das Drama mit Maxwell Pope kon­trastieren dies, während sich das Personenkarussell etwas beru­higt. Erica lernt Blakes Familie besser kennen, auf der anderen Seite entdeckt sie dunklere Seiten an ihrem Geliebten, manche davon so heftig, dass ich beim Lesen dachte: Oje, jetzt läuft sie davon. Da gibt es schon ein paar ziemlich arge Szenen, die nicht nur den Blutdruck steigen lassen können. Eine Menge Le­serinnen könnten da durchaus vor Empörung (mit Recht) auf­schreien.

Ansonsten hält die Autorin sich ein paar Personen durchaus mit Potenzial in der Hinterhand und plant auf diese Weise recht ge­schickt den vierten und fünften Band des Zyklus. Man bekommt (ein kleines bisschen) mehr vom Berufsalltag von Erica und ih­rer Firma mit, und Blakes Kontrollfetischismus bekommt noch ei­nige Facetten mehr, die mich durchaus beunruhigen. Oftmals dachte ich bei der Lektüre: Mann, diese Eifersucht ist aber echt krankhaft und gehört behandelt. Allerdings schätze ich, dass das im vierten Band thematisch sehr zentral werden wird (nicht die Behandlung der Eifersucht, sondern die Gründe, warum er so wurde, wie er heute ist), denn da wird es um Sophia gehen, die Verflossene Blakes, die nicht von ihm lassen kann.

Wie angedeutet, es gibt auch hier noch manche Sache, die der dringenden Klärung bedarf – etwa warum Blake mit ihr immer noch in geschäftlicher Verbindung steht und sie finanziell stark unterstützt. Hier schlägt dann nämlich Ericas Eifersucht durch. So, wie Blake bei nahezu jedem Mann rot sieht, der seiner Ge­liebten schöne Augen macht, so ähnlich ist es bei Erica umge­kehrt hinsichtlich Frauen, die Blake zu nahe kommen. Da neh­men sich die beiden durchaus nichts, was mitunter zu anstren­genden Szenen führt. Oder zu schmerzhaften. Oder zu beidem.

Was ich allerdings ehrlich nicht realistisch dargestellt fand, war die Reaktion der beiden Geschäftsleute auf Risa Corvis Verrat. Ich meine: Wenn eine Angestellte der eigenen Firma nachweis­lich – und sie hatten die Informationen des Verrats überdeutlich in Risas Mailaccount – interne Daten von Clozpin klaut und dann mit einem erwiesenen Gegner Blake Landons eine Konkurrenz-Webseite aufbaut, die quasi ein Klon von Clozpin ist, dann sollte man doch annehmen, dass eine Plagiatsklage und Klage wegen Wirtschaftsspionage einige Aussicht auf Erfolg hat. Gerade in den klagewütigen USA schien mir dies wirklich sehr nahe zu lie­gen. Aber über diesen Pfad wird hier nicht mal nachgedacht.

Mir ist klar, dass das vermutlich der Handlungsplanung der Au­torin zuwiderläuft, die mit Risa wohl noch einiges vorhat … aber dass nicht einmal der Gedanke hier ventiliert wird, kam mir doch ziemlich unrealistisch vor. Man hätte das tun und dann aus strategischen Erwägungen davon absehen sollen. Das fände ich plausibel.

Ansonsten ist der Roman, von den heftigen Stellen einmal abge­sehen, die dann manchmal doch schlucken lassen, immer noch eine gut lesbare Lektüre, die den privaten und beruflichen Be­ziehungskosmos von Blake und Erica schön ausdehnt. Dass er diesmal deutlich kürzer als die Vorgängerbände ausfällt, was ich üblicherweise als Warnzeichen verstehe, dass der Autorin der Stoff ausgeht, kommt dem Leser gar nicht so recht zu Bewusst­sein, weil man spürt, dass es immer noch eine Menge ungeklär­te Fragen und damit Potenzial gibt. Bei früheren Romanzyklen, deren Romane immer kürzer wurden, war das eindeutig nicht der Fall.

Zur Lektüre ist auch dieser Band darum absolut empfohlen für jene Leser/innen, die solche Romane mögen und mit den Haupt­personen warm geworden sind.

© 2018 by Uwe Lammers

Ja, da braut sich so einiges zusammen. Demnächst mehr dazu. Im kommenden Band reisen wir zurück in die Zeit des Ersten Weltkriegs – zu einer wunderbaren historischen Analyse, die mich schwer begeistert hat.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 468: Sternzeit: 25. November 2021

Posted Juli 23rd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, ja, ich weiß, das klingt jetzt ein wenig theatralisch nach Star Trek, das ist wahr. Aber es geht nicht um Star Trek, sondern ori­ginär um den OSM. Ich dachte mir, ein kleines bisschen Thea­tralik ist ganz angemessen beim nächsten kleinen Meilenstein der Ausdehnung des Oki Stanwer Mythos.

An ebendiesem 25. November 2021, den wir aktuell schreiben, während ich diese Zeilen formuliere, ist ein weiterer Schritt vor­wärts getan worden. Zugegeben, nur ein recht bescheidener, aber dieser sehr zügig: er umfasste 186 Seiten, die aber leider durch 2121 (!) Fußnoten kommentiert werden mussten. Das ließ sich nicht umgehen, da sie wirklich z.T. extrem viele Tippfehler aufwiesen.

Ich habe in dem Zeitraum vom 8. August 2021 bis heute die le­diglich 14 Episoden der Serie „Der Kaiser der Okis“ (DKdO) digi­talisiert, an der ich zwischen 1984 und 1990 gearbeitet habe. Es handelte sich dabei um eine noch sehr schlichte Serie, mit der ich versucht habe, Oki Stanwers 9. Leben in Szene zu setzen. Dieses, man muss schon sagen, innerhalb des OSM durchaus le­gendäre Leben gipfelt letzten Endes in der Erschaffung des oki­schen Imperiums in den Galaxien Milchstraße und Andromeda, und hier spielen die größten Schlachten zwischen Oki Stanwers Hilfsvölkern und den Dienerwesen TOTAMS, über die mein Bru­der und ich in den 70er Jahren in unseren „Gedankenspielen“ fa­bulierten.

Dieses Universum war der ursprüngliche, eigentliche Grund, warum ich mich überhaupt dafür entschied, Oki Stanwer und den OSM nicht mit den „Gedankenspielen“ Ende der 70er Jahre sterben zu lassen, sondern dies alles aufzuschreiben und gründ­lich auszuarbeiten.

Natürlich hat der moderne OSM mit den naiven Vorstellungen der „Gedankenspiele“ nur noch sehr wenig gemeinsam, ich weiß das bestens. Aber viele Zutaten, Völker und Handlungs­strukturen sind doch immer noch sehr stark daran angelehnt.

Völker wie die zwergenhaften Schrottis, die reptiloide Kämpfer­spezies der Allis, die Baumeister, die Silhiay oder auch die mi­neralischen DIRIGENTEN (damals noch ein wenig hilflos „Blub­bies“ genannt), Klivies Kleines‘ Volk der Helfer bzw. Kleinis … all das stammt ursprünglich aus den „Gedankenspielen“.

Wie versuchte ich 1984, dieses immerhin rund 9.000 Jahre um­fassende Leben Oki Stanwers von Grund auf zu konzipieren? Nun, 1984, als ich den Versuch unternahm, gab es das OSM-Konzept in seiner allgemeinen Form noch gar nicht, das wurde erst um 1985 herum entwickelt. Ich lehnte mich stattdessen an die gängige Heftromanlektüre von damals an.

Wer den Atlan-Band 500 gelesen haben sollte – lang ist es her – , der hat ziemlich genau das Anfangssetting von Band 1 der DkdO-Serie im Blick: Oki Stanwer materialisiert in einem Raum­anzug mitten im Weltraum irgendwo, und er wird hier von ei­nem würfelförmigen Riesenschiff an Bord genommen. Es han­delt sich um einen Schrotti-Tender, und die schwarzen Zwergen­wesen befinden sich in einer Raumfalle und können ihr nicht entkommen.

Nun, dank Oki Stanwers Hilfe schaffen sie das dann doch. Er, der weitgehend Erinnerungslose, stößt als nächstes auf einen Konvoi von echsenhaften Allis außerhalb der Raumblase. Diese – innerhalb dieser Serie – aus der Ondo-Galaxis stammenden Wesen unter ihrem Kommandanten, General Woor, sind Flücht­linge. Sie erzählen von dem schrecklichen Massaker, das eine Macht in ihrer Heimat angerichtet haben soll – der Entropie-Hammer. Vor dem sind sie seither nomadenhaft auf der Flucht.

Inzwischen haben sie die Galaxis Suufah erreicht, wie sie diese Sterneninsel nennen, aber noch keinen Kontakt mit den anderen Raumfahrtnationen hier aufgenommen … und der Kontakt wird auch durchaus erschwert.

Als sie ein rätselhaftes Schiffswrack entdecken, werden sie von gleißenden, sonnenartigen Energiewesen attackiert, die als „Lichter des Wahnsinns“ gelten – Oki Stanwer geht dabei verlo­ren und gilt als tot … doch dies ist zu kurz gedacht.

Der heimliche Regent von Suufah, die von den Einheimischen Mooru genannt wird, ist ein Wesen aus einem anderen Univer­sum. Als Statthalter des Schreckens über diese Sterneninsel ein­gesetzt, hat der namenlose Alkaarer es erreicht, die Galaxis nach außen abzuriegeln – man kann also einfliegen, die Galaxis aber nicht mehr verlassen. Die Schrottis und Allis erkennen das rasch ernüchtert.

Während die temperamentvollen Allis nicht klein beigeben wol­len, setzen sich die Schrottis ab und tun das, was sie immer tun: Rohstoffquellen suchen und verarbeiten. Zu ihrem Pech gerät dabei einer der Schrotti-Tender im Reich der libellenartigen Astrill an einen Tabu-Quadranten und wird von ihnen vernichtet.

Innerhalb dieses Quadranten liegt ein Sonnensystem mit einem eisigen Mond – TRABANT. Und TRABANT ist sowohl das Zentrum des heimlichen Herrschers von Mooru/Suufah als auch Standort einer Waffe, die man den „Amokwellen-Sender“ nennt. Mit die­ser Waffe kann der Statthalter die „Lichter des Wahnsinns“ kon­trollieren – sieben Angehörige des Ur-Volkes der Silhiay, die einst in der Galaxis Arc den Baumeistern behilflich waren und schließlich in den Kosmos entlassen wurden.

Fernerhin können Astrill-Raumfahrer von dem Sender fernge­steuert werden – deshalb verteidigen sie wider Willen TRABANT gegen jedweden Eingriff von außen und schützen so den Statt­halter.

Die Allis sind derweil auf das Volk der DIGANTEN gestoßen, bi­zarre Kegelwesen mit leuchtenden, facettierten Augenkugeln, die technologisch sehr versiert sind und schon lange versuchen, die Galaxis zu verlassen. Auf der Glutwelt Estyjaal steht ihr spi­rituelles Zentrum, eine gigantische Kristallpyramide, in der das Orakel seinen Sitz hat. Es erweist sich später als erster Helfer des Lichts.

Was aber ist mit Oki Stanwer passiert? Als das Schiffswrack des Volkes der Goulaner von den Silhiay attackiert wurde, konnten die Allis in letzter Sekunde entrinnen. Oki Stanwer schien in der Explosion des Wracks umgekommen zu sein … ein Irrtum: Denn der Statthalter hatte Oki Stanwers Primärenergieaura registriert und den Silhiay den klaren Befehl erteilt, ihn nach TRABANT zu bringen, wo er seither in Gefangenschaft saß.

Hier bekam Oki Stanwer heraus, dass Woors Befürchtung, Suu­fah sei als Falle vom Entropie-Hammer (damals gängiger Name für TOTAM) konzipiert, nicht grundlos war. Und es schien keine Hoffnung mehr zu geben, als der Statthalter die Silhiay auf das Zentralsystem der DIGANTEN ansetzte, um das Orakel auszulö­schen …

Doch in den gigantischen technischen Innereien von TRABANT stieß Oki wenig später auf Hinweise, dass ein Rebellenkomman­do des Volkes der Yeer während der Zwangsarbeitsphase beim Aufbau von TRABANT Sprengsätze gelegt hatte, die nach all der Zeit immer noch funktionierten. Durch deren Zündung konnte der Amokwellen-Sender zerstört werden, TRABANT ging als Ba­sis verloren. Und einmal mehr retteten die Silhiay, diesmal aus freien Stücken, Oki Stanwer, und brachten ihn ins Tohl-System zu den DIGANTEN.

Sie berichteten ihm allerdings auch, dass der Statthalter durch­aus nicht tot war – er sei zu seinem Ursprung geflohen, zu drei schwarzen Sonnen im Zentrum von Mooru/Suufah, und von dort aus plante er neues Unheil.

Wie dramatisch gefährlich das war, zeigte sich, als kurz darauf ein leibhaftiger Baumeister im Tohl-System erschien … verfolgt von unheimlichen Schattenschiffen, die der Statthalter ge­schickt hatte. Das Orakel musste sich opfern, um diese Gefahr abzuwenden.

Dann nahm der Baumeister Oki Stanwer mit zum Schwarzson­nensystem und rüstete ihn aus, damit er eine Chance für das Duell mit dem Statthalter auf der Höllenwelt Yinkoor und an­schließend auf Moorus Portal hatte.

Oki konnte den Kampf zwar für sich entscheiden, geriet aber in Gefangenschaft der Maschinen des Statthalters, die seine Ver­letzungen heilten … und ihn dann durch einen Transmitter schickten – in die Heimat des Alkaarers, ins „Schattenuniver­sum“. Hier sollte er für den Mord an dem Statthalter zur Re­chenschaft gezogen werden.

Der Baumeister mobilisierte derweil die galaktische Vielvölker­streitmacht aus Allis, DIGANTEN und Astrill, und ein Teil dieser Flotte wurde ebenfalls ins andere Universum verschlagen …

Tja, und damit endete dann diese Serie. Ich empfand sie aber bei der Abschrift – und auch vorher schon, sonst hätte ich in den vergangenen 30 Jahren gewiss daran weitergeschrieben – als so ungenügend, dass mir klar wurde: Dieses Digitalisat dient nahe­zu ausschließlich historischen und dokumentarischen Zwecken, es wird nicht wieder als Handlungsfaden aufgenommen und fortgeführt werden.

Aber auf der anderen Seite muss man auch sagen: Es ist ein schönes Gefühl, wieder einen kleinen Teil des OSM erfasst zu haben. Jetzt kann ich das Serienglossar fertig ausarbeiten und werde es in absehbarer Zeit als erstes Serienglossar ins Ge­samtglossar des OSM überführen können.

Und die nächste Baustelle ist schon im Blickfeld: Das Digitalisat der ältesten noch offenen OSM-Serie „Oki Stanwer – Der Mann aus dem Nichts“, KONFLIKT 16, noch handschriftlich begonnen am 29. Dezember 1983. Es wird allerhöchste Zeit für diese Arbeit!

Demnächst erfahrt ihr mehr, versprochen!

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 361: Götter, Gnomen und Giganten

Posted Juli 20th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Fantasy rezensiere ich heutzutage quasi gar nicht mehr, dann schon eher – wenn es sich ergibt – Werke, die man nicht so ganz dem realistischen Erzählbereich zuordnen, sondern in das vage Terrain der Phantastik eingemeinden müsste. Darunter fällt etwa Weird Fiction, die der Fantasy eng benachbart ist. Vor rund 20 Jahren gab es aber in meinem Leseportfolio noch gelegent­lich Fantasy-Werke, namentlich Storysammlungen der Reihe „Terra Fantasy“. Eine solche Rezension habe ich jetzt wieder ausgegraben und führe euch mit, zugegeben, etwas launigen Worten an drei erfahrene Autoren des Genres heran. Meine Be­wertung fällt durchwachsen aus, aber das seht ihr, wenn ihr weiterlest:

Götter, Gnomen und Giganten

Terra Fantasy Band 26

Herausgegeben von Lin Carter

Pabel-Verlag

144 Seiten, Oktober 1976

Fantasy, so pflege ich oft zu sagen, ist weniger eine Literatur­form denn eine Art des schriftstellerischen Smalltalks. Fast im­mer weiß man, wenn man eine Story anfängt und deren Grund­züge durchschaut, worauf sie hinausläuft, meistens sind die Plots recht transparent und die Rollen fest verteilt. So nimmt es kaum Wunder, wenn man auch in dieser Storysammlung über „die üblichen Verdächtigen“ stolpert, als da wären: Muskelstrot­zende, meist eher weniger intelligente Barbaren, hübsch anzu­schauende Mädchen, denen die Hauptrolle des fleischlichen Lohns des Heroen zufällt sowie – natürlich meist missgestaltete bzw. kleinwüchsige – Zauberer.

Liest man Fantasy zum Zeitvertreib, ist das manchmal recht un­terhaltsam, und das lässt sich auch von zwei der drei Geschich­ten dieses Bandes sagen. Hohe intellektuelle Erwartungen, tief­schürfende Dialoge oder welterschütternde Wahrheiten respek­tive Erweiterungen des eigenen Horizontes sollte man besser nicht suchen, man wird sie ohnehin nicht finden.

Mit Lyon Sprague de Camp, Lin Carter und John Jakes wurden drei renommierte Fantasyerzähler verpflichtet, um den Leser zu unterhalten, und was sie bieten, lässt sich geschwind zusam­menfassen:

Der fliegende Teppich von Lyon Sprague de Camp macht uns bekannt mit dem „Zauberer auf der Flucht“ Gezun, seiner Frau Ro und den drei kleinen Kindern, die recht vorlaute Gören abge­ben. Gezun, immerzu vor irgendwelchen Zauberern auf der Flucht, die er – meist mit seiner Faust – betrogen hat, möchte eigentlich nur einen widerrechtlich angeeigneten Teppich veräu­ßern. Er überlegt es sich aber anders, als er plötzlich auf einen totgeglaubten Rivalen trifft, der auch noch in der Magiergilde eine bedeutende Position inne hat.

Stattdessen tut er sich mit ihm zusammen und beschließt, eine Fabrikation von fliegenden Teppichen aus dem Boden zu stamp­fen. Dafür muss er natürlich den Regenten überzeugen. Und dann sind da auch noch die Gilden … Aber warum er sich dann auf einmal, in einen Stier verwandelt, in einer Stierkampfarena wiederfindet, das muss man selbst gelesen haben. Eine sehr le­bendige, amüsante Geschichte.

Der Halbgott von Lin Carter enthüllt uns einen Teil der Lebens­geschichte des Halbgottes Amalric, der seit Tausenden von Jah­ren auf seiner Welt wandelt und im Auftrage seiner halb verges­senen und deswegen recht kraftlosen Götter Heldentaten voll­bringt. Natürlich ein muskelstrotzender Barbar, der von seinen Göttern immer wieder (meist vergebens) dazu ermahnt wird, mehr von seinem Verstand Gebrauch zu machen als von seinen Körperkräften. Die Götter mögen kein Geschwafel, aber wenn sie selbst mal am Reden sind … nun, jedenfalls wird Amalric, nachdem via Fettverbrennung (!) seine göttlichen Kräfte wieder zurückgekehrt sind („Das Gift der Erschöpfung hat sich um die Radiogene in deinen Körperzellen angesammelt, und deine Ar­terien sind mit Cholesterin durchdrungen …“ – doch, ohne Witz, das steht da!), macht er gemäß der Prophezeiungen Be­kanntschaft mit dem kleinen, alten Zauberer Ubonidus und schließlich auch mit religiösen Fanatikern in der Tempelstadt Oolimar. Sein eigentliches Reiseziel erreicht er mit dieser Story nicht mehr, aber was ihm zwischendurch so widerfährt, ist höchst amüsant.

Den Schluss macht die Geschichte Der Garten des Zauberers von John Jakes. Er nimmt sich wieder mal seines Barbaren Brak an, der unterwegs ins goldene Khurdisan ist. Er stößt in einem Wald auf einen sehr hungrigen Hexenbaum, befreit einen Glau­bensfanatiker von der Nestorianer-Sekte und ein ausnehmend hübsches Mädchen aus dessen Klauen und erfährt davon, dass die junge Shana meint, von einem begierigen, lüsternen Zaube­rer verfolgt zu werden. Das ist natürlich auch wirklich der Fall, und erwartungsgemäß kommt es zu einem reichlich humorlosen Kampf. Womit diese Geschichte passenderweise den End- und Tiefpunkt der Storysammlung darstellt.

Insgesamt betrachtet, ganz nette Unterhaltung, aber eben auch nicht mehr. Wenigstens, und das erleichterte mich doch ein we­nig, findet man hier nicht unbedingt König Artus-Geschichten oder dergleichen, wie es gegenwärtig in zig Auflagen zyklenar­tig die Fantasyliteratur durchsetzt. Dabei sind das alles eigent­lich nur Metastasen von Marion Zimmer-Bradleys „Nebeln von Avalon“. Ich bin der Auffassung, es gibt intelligentere Geschich­ten, spannendere Personen als etwa Brak den Barbar oder den Zauberer Merlin. Und Humor muss schon dabei sein, ohne in Klamauk umzuschlagen. Diesen Balanceakt schaffen die ersten beiden Geschichten dieses Bandes ohne weiteres.

© 2003 by Uwe Lammers

Wie ihr merkt, ist das eher so eine Art von Pflichtrezension, die ich verfasste, weil ich die ersten beiden Stories mit einigem Amüsement gelesen hatte. Auf die dritte, die dann leider etwas sehr stumpfsinnig daherkommt, hätte ich gut verzichten kön­nen.

Es ist sehr gut möglich, dass ich beizeiten noch andere Terra Fantasy-Romane hier für den Rezensions-Blog ausgrabe, denn speziell zwischen 1987 und 1994 habe ich noch einige bespro­chen, die in inzwischen lange eingestellten Fanzines abgedruckt wurden. Da es diese Werke nur im analogen Format gibt, muss ich sie noch abschreiben … das kann dauern. Dann erfahrt ihr mehr zu Klassikern etwa von Abraham Merritt wie „Dwellers in the Mirage“ und „Ship of Ishtar“. Für heute muss ich es bei der Andeutung belassen.

In der kommenden Woche kehren wir zu Meredith Wild zurück.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

24, 30, 28 – das waren für das erste Quartal des Jahres 2018 meine „kreativen Marschzahlen“, wie ich es mal ein wenig qua­si-militärisch ausdrücken möchte (wohl beeinflusst von der grandiosen BBC-Dokumentation „Die Welt im Krieg“, die ich zurzeit via Streaming ansehe – sehr empfehlenswert für jeden, der sich für die Zeitgeschichte und insbesondere das Dritte Reich interessiert). Gemeint ist damit die Anzahl an kreativen abgeschlossenen Werken für die ersten drei Monate 2018.

Biografisch war ich noch auf Arbeitssuche, aber kreativ fing das Jahr wie üblich bei Null an … und ich setzte die Arbeiten an den bisherigen Baustellen fort: An Seriendigitalisaten, an Blogarti­keln, an Rezensionen, Fanzine-Redaktionen und den Abschriften alter analoger Geschichten, um sie für die baldige Veröffentli­chung aufzubereiten.

Im Januar stieß ich dabei in diverse OSM-Projektwelten vor. So kümmerte ich mich ein wenig um die Story „Der Heiler“ und arbeitete an dem – damals noch als Story apostrophierten – Pro­jekt „Rilaans Geschichte“ aus KONFLIKT 4 „Oki Stanwer – Der Insel-Regent“ (IR) weiter.

Während ich außerdem für die „Grey Edition“-Bände des Terrani­schen Clubs Eden (TCE) weitere ältere erotisch-phantastische Werke überarbeitete, drang ich beim Digitalisat von KONFLIKT 18 „Kampf gegen TOTAMS Dämonen und Schergen“ in den Band 100 vor, also in „Das Zeitalter der SIEBEN SIEGEL“. Und zum Monatsende schrieb ich weiter an dem schon sehr langen OSM-Roman „Eine scharf geschliffene Waffe“, der auf dem Planeten Dawson in KONFLIKT 19 spielt, etliche Jahre nach den Abenteuern des Auswanderers Ian Perry und seiner später gebo­renen Tochter Senyaali (vgl. dazu das E-Book „Ian und der Stein der Götter“ bzw. die Story „Der Platz der Steine“).

Im Februar kümmerte ich mich bezüglich der „Annalen“ um das Fragment „Kampf im Halo“, das zu meiner eigenen Überra­schung – ich hatte es lange vergessen, wie das mit manchen analogen Fragmenten so ist – im lange abgeschlossenen KON­FLIKT 15 „Oki Stanwer“ (beendet immerhin schon Anfang 1984!) spielt. Allzu weit kam ich dort nicht, aber es ist zumindest ein schönes Gefühl, jetzt für das kurze Fragment ein Digitalisat für beizeiten anstehende Weiterbearbeitung zu besitzen.

Am 22. Februar schloss ich die überraschend schnell geschrie­bene, kurze OSM-Story „Die Sternengeborene“ ab, die im KONFLIKT 12 „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ spielt und die nach meiner Vorstellung im Jahr 2022 im Fanzine Baden-Württemberg Aktuell (BWA) veröffentlicht werden wird.

Nur vier Tage später platzte gewissermaßen ein gedanklicher Handlungsknoten. Er betraf den oben erwähnten langen Roman „Eine scharf geschliffene Waffe“, von der ich schon – wie damals bei den Senyaali-Geschichten – zahlreiche weit vorange­schrittene Handlungsblenden skizziert hatte. Der Roman drohte wirklich uferlos zu werden, und er hatte bereits 497 Seiten Um­fang!

Wie sah die Lösung aus? Ganz so wie bei „Der Platz der Stei­ne“: Ich teilte die Handlung einfach in einen ersten und zweiten Teil. Diesen hier schloss ich also am 26. Februar 2018 ab und konnte damit das 14. BUCH (Werke über 300 Textseiten) vollen­den. Die noch nicht verwendeten Blenden verschob ich in den nun begonnenen neuen Folgeroman „Licht und Schatten auf Dawson“, in dem ich die direkte Fortsetzung einfließen ließ und an dem ich sicherlich auch noch Jahre zu schreiben haben werde … Jahre, auf die ich mich allerdings auch verdammt freue. Da sind so schöne Szenen jetzt schon drin, dass ich un­glaublich gespannt darauf bin, was ich da noch alles erleben werde.

Der OSM ist, speziell in solchen Geschichten, wo ich wirklich den breiten Raum zum Erzählen und Ergründen habe, in Begleitung von unfassbaren Wesenheiten, einfach ein ständiger Quell kon­stanter Überraschungen. Eine Abenteuerreise, die nie richtig aufhört … kein Wunder, dass ich davon nicht loskomme und auch gar nicht loskommen möchte.

Im Monat März ging meine Konzentration ein wenig stärker auf Werke des Erotic Empire über, die ich eine Weile vernachlässigt habe. Sie gehören nicht zu den „Annalen“, weshalb ich sie hier nur am Rande erwähne.

Wichtig wurde in diesem Monat allerdings, dass ich Ernst mach­te mit der vollständigen Parzellierung des OSM-Romans „Die Totenköpfe 1: Die Alte Armee“, die ja schon seit Anfang 2017 im BWA veröffentlicht wurde. 12 Teile waren schon bis De­zember 2017 erschienen, aber das war ja noch lange nicht der ganze Roman.

Wie viele Teile würden das noch werden?, wurde ich gefragt. Und ich gebe zu, bis Ende März 2018 hatte ich darauf noch kei­ne klare Antwort. Nun parzellierte ich also den Rest des Romans und schuf die abschließenden Teile 19-26. Dann hatte ich Ge­wissheit und wusste, ich würde erst Anfang 2019 mit dem voll­ständigen Abdruck fertig sein. Das war nicht nur für meine Le­ser, sondern auch für mich eine gewisse Erleichterung.

Sonst hatte ich in diesen Monaten eben viel mit Rezensionen zu tun, las eine Menge Bücher, deren Besprechungen beizeiten zweifellos im Rezensions-Blog auftauchen werden oder es zum Teil sogar schon sind.

Zugleich zielte ich auf ein ganz wesentliches nächstes Pla­nungsziel hin: Der KONFLIKT 18 stand kurz vor der vollständigen Digitalisierung. Es würde nicht mehr sehr lange dauern, da ich schon Band 104 (von 114) erreicht hatte.

Und wie sah es eigentlich mit E-Books aus? Nicht dass ich ver­lernt hätte, welche zu schreiben … aber in den ersten drei Mo­naten des Jahres 2018 gab es da wirklich gar nichts zu entde­cken. Das sollte sich im zweiten Quartal 2018 dann schon än­dern, und auch in puncto KONFLIKT 18 würden sich die Verhält­nisse grundlegend klären.

Ansonsten hatte ich viel auf Baustellen zu tun, die mit dem OSM wenig zu schaffen hatten – das hatte mit dem anstehenden nächsten Convention „Raum & Zeit Continuum“ in Braun­schweig zu tun und ebenso mit meiner sich deutlich verstärkten Aktivität für den Verein KreativRegion e.V. in Braunschweig … eigentlich fast schade, dass diese Artikelreihe vergleichsweise eng fokussiert ist, denn das bedeutet, dass ich diese Aktivitäten hier ebenfalls nur ganz am Rande streife.

Nur soviel dazu: Es entstand damals ein Aufsatz von mir zum Thema Bücher und E-Books. Ihr könnt ihn bis heute in der Me­diathek der KreativRegion Braunschweig einsehen, wenn ihr mögt.

Damit soll für heute genug gesagt sein. Mehr zum nächsten Quartal dann in ein paar Wochen. In der nächsten Woche erzäh­le ich euch von einem weiteren Meilenstein, den ich am 25. No­vember 2021 erreichte.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 360: Der grüne Jademond

Posted Juli 13th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

ja, ich weiß, dass dieses Buch alt ist – ebenso übrigens wie die Rezension von mir selbst auch, die ich nach 20 realen Jahren wieder ausgegraben habe. Aber Robert Sheckley ist einfach ein Schriftsteller gewesen, der erstaunlich intelligente und zumeist überaus witzige Geschichten zu schreiben verstand (wenn auch mitunter mit einem schwarzen Humor gewürzt, der einem Roald Dahl gut angestanden hätte!).

08/15-Geschichten finden wir hier also eher nicht, sondern meist sehr obskure Werke, die sich wirkungsvoll ins Gedächtnis einprägen. Damals habe ich nur einen Teil der gesamten Story­sammlung in Andeutungen vorgestellt, sodass jedermann, der die genannten Geschichten schon kennen sollte, immer noch al­lerlei in dem Buch vorfindet, das unvertraut ist und die Entde­ckung lohnt.

Robert Sheckley mag lange tot sein (+2005), aber das gilt definitiv nicht für sein Werk, und das ist gut so. Wer den Namen noch nie ge­hört hat (oder nur unter „ferner liefen“ und selbst noch keine li­terarische Direktberührung gehabt haben sollte), der dürfte nach meinen unten wiedergegebenen Worten von 2002 wohl recht neugierig auf einige der Geschichten sein.

Sheckley lohnt sich allemal – schaut mal genauer hin:

Der grüne Jademond

(OT: Can you feel anything when I do this?)

von Robert Sheckley

Goldmann 0167

162 Seiten, TB

Storysammlung (1973)

Übersetzt von Tony Westermayr

ISBN 3-442-23167-1

Sheckley ist berüchtigt.

Robert Sheckley stellt einen jener Schriftsteller dar, deren Wer­ke sowohl gefürchtet als auch geliebt werden. In seinen Ge­schichten findet man sich mit sturen Robotern, unbeheizten Raumanzügen, Urlaubstrips mit unvorhersehbaren Nebenwir­kungen, seltsam menschlichen Außerirdischen und manchmal bizarr unmenschlichen Normalsterblichen konfrontiert. Nicht sel­ten nehmen seine Geschichten Wege in die Niederungen des schwarzen Humors, gegen den jeder Espresso wie Mineralwas­ser wirkt.

Schon seit Jahrzehnten schlachtet er in seinen Stories und Ro­manen die goldenen Kühe der Science Fiction, überschreitet munter die Grenzlinien zwischen Phantastik und Mainstream und ist, was immer man sonst von ihm halten mag, meist unbe­streitbar und unterhaltsam lesbar. Das gilt auch für diese alte Storysammlung, die ich in meinen Bücherregalen nach sieben darbenden Jahren sehnsüchtigen Wartens auf lesehungrige Au­gen ausgrub.

Die Geschichten in diesem Band entstanden in den Jahren 1961 bis 1971. Es handelt sich um 16 zum Teil bitterböse Blicke in eine nahe oder fernere Zukunft, in andere Welten und andere Zivilisationen. Und meist ist nicht alles so, wie sich der Leser das ausmalt:

In der Titelstory Der grüne Jademond, der scheinbar gut zum Cover zu passen scheint, auf dem ein ebensolcher zu sehen ist, überrascht in mehrerlei Hinsicht. Erstens geht es nicht um Raumfahrt, sondern die Geschichte bleibt äußerst bodenstän­dig. „Der grüne Jademond“ ist nämlich das „beste indonesische Restaurant auf den Balearen“, das ein holländischer Unterneh­mer (gebürtiger Römer) eröffnet, wobei er nicht versäumt, dar­auf hinzuweisen, dass er dieses Lokal nur deshalb gegründet habe, weil er den balearischen Künstlern der Künstlerkolonie Ibi­za nahe sein wolle, und eigentlich habe er sowieso vor, Kunst­maler zu werden.

Er muss sich bald bitter über mangelnde Kundschaft beklagen, nur ein unterbezahlter Kellner, zugleich Plattenwechsler für die Musik und ein einziger Gast unterbrechen seine Einsamkeit. Kein Wunder, dass er beginnt, diesen Gast zu hegen und zu pflegen, ihm jeden kulinarischen Wunsch in vorauseilendem Ge­horsam zu erfüllen, bevor er ihn äußert. Und irgendwann merkt der Küchenchef dann, dass er dabei ist, seinen Kunden auf höchst appetitliche Weise zu ermorden …

Ein wahrhaft höllisches Produkt hat Mr. Charles Sitwell zu ver­kaufen, seines Zeichens „Außendienstmitarbeiter des Teufels“. In der Hölle herrscht Überfüllung, deshalb schüttet der Satan eine Art von Dividende (ohne Hintergedanken, wie Sitwell versi­chert!) aus: drei Wünsche. Und ein armer, glücklicher Jude na­mens Edelstein, der keine Feinde kennt und keine Wünsche zu haben scheint, ist ausgerechnet auserkoren, diese Dividende zu erhalten. Wie gesagt: bis zu diesem Zeitpunkt ist er glücklich. Dann jedoch …

Rückkehr aus dem tiefsten Weltraum ist eine Story, in der der Leser darüber grübeln kann, ob der Mann namens Papazian wirklich ein ausgeflippter außerirdischer Tourist ist, der die Men­schen schocken möchte … oder ob er wirklich nur ein geistig verwirrter Mann ist, dessen Frau ihn völlig verzweifelt schließlich in den Straßen der Stadt auflesen lässt, um an sein Erinne­rungsvermögen zu appellieren. Die Lösung ist dann doch etwas strange.

Auf die Frage Spüren Sie etwas, wenn ich das mache? kennt die schöne Melisande schließlich nur eine rigorose Antwort, mit der ihr ungewöhnlicher neuer Bewunderer ganz und gar nicht ge­rechnet hat. Und ich, muss ich gestehen, auch nicht so recht. Manchmal kann Sheckley schon richtig brutal sein.

Wenn jemand in New York auf offener Straße aus dem Nichts er­scheint und wie ein Wanderprediger anfängt, wunderbare Pillen als Allheilmittel gegen die Blaue Pest anzubieten, sollten Sie zu­greifen, selbst wenn Sie von dieser angeblich so verheerenden Krankheit (bis zu 5000 Tote pro Tag, kein Medikament wirkt, Re­gierung und Kommunen sind völlig überfordert … Psst, das ist natürlich alles streng geheim, nicht wahr?) noch nie etwas ge­hört haben sollten. Es könnte nämlich sein, dass der vermeintli­che Irre ein Zeitreisender ist und die undankbare Aufgabe hat, die Pest erst auszulösen …

Für Howard Cordle ist das Leben ein Spießrutenlauf: ständig wird er schikaniert und herumgestoßen, andere Leute schnap­pen ihm die schönen Mädchen und die guten Posten im Leben weg. Er versteht das nicht bis zu jenem Tag in Spanien, an dem er Die göttliche Formel kennenlernt: „Cordle konnte nicht be­greifen, weshalb das so war, bis ihm an einem Hochsommertag, an dem er auf einem Drogentrip war und durch die Nordprovinz Spaniens fuhr, der Gott Thoth-Hermes echte Erleuchtung zuteil werden ließ, als er murmelte: „Äh, schau, Baby, ich versteh´ dich schon, aber kapier das, wir müssen Karotten reintun, sonst gibt’s kein Stew.“

Wer das nicht kapiert, sollte die Story lesen und begreifen, wie sich Cordle plötzlich von einer „kleinen, perlweißen Zwiebel“ – zumindest zeitweise – in eine Karotte verwandelt (jedenfalls charakterlich), und was das für Folgen hat. Unter anderem, um es vorwegzunehmen, führt es beinahe zu einem Krieg der Su­permächte, ausgelöst durch einen Stau in Italien, und dazu, dass Cordle seine künftige Ehefrau und Mutter seiner Kinder kennenlernt. Aber was dazwischen passiert, ist schieres, reines Vergnügen für den Leser …

Wenn man die Story um Doktor Zombie und seine kleinen pelzi­gen Freunde liest, bekommt man fast Mitleid mit dem armen Kerl, der durch und durch ein Idealist ist und ein Ziel verfolgt, das weit schlimmer ist als das der Nazis im Zweiten Weltkrieg, nämlich nichts Geringeres als die fast vollständige Auslöschung der Menschheit. Doch die Sache geht schief, und das nur wegen … ahem, das wollte ich ja nicht verraten.

Die grausamen Gleichungen zeigen auf fast schon zynische Weise eine Wahrheit, die jeder Computer-User schon einmal ge­macht hat: diese Kästen sind einfach dämlich und mit einer ver­drahteten Sturheit ausgerüstet, die jeden Menschen in den Wahnsinn zu treiben fähig ist. Dasselbe gilt auch von Robotern, denen Sheckley offenkundig nicht allzu viel zutraut. Max, ei­gentlich der Wachroboter WR 22-0134, jener babyblau gestri­chene Kamerad der Expedition nach Regulus V hat eigentlich nur die Aufgabe, das Lager gegen Feinde von außen zu schüt­zen. Das tut er auch, aber mit einer Effizienz, die verstörend ist …

Und dann war da noch Lanigans versteinerte Welt, die nicht im Wortsinn versteinert ist, aber dann, wenn man begreift, woher Lanigan kommt, durchaus diese Bezeichnung verdient. Verblüfft es wohl, wenn man anfängt zu kreischen vor panischer Angst, wenn man erkennt, dass die Welt an sich – weil unveränderlich – schon lange tot ist („Der Himmel war von unveränderlichem Blau, war es offenbar schon seit geraumer Zeit“)? Das muss man doch verstehen, oder …?

Dies sind nur ein paar Schlaglichter auf eine Reihe von insge­samt 16 Geschichten der Storysammlung, die durchaus sehr he­terogenen Charakter besitzen und von kurzen Anekdoten bis hin zu wirklich wilden, faszinierenden Werken eine reichliche Spann­breite des Sheckleyschen Humors zeigen. Langeweile kommt nur selten auf, obgleich das Werk fast dreißig Jahre und manche Story über 40 Jahre alt ist. Alle Achtung, kann man da nur sa­gen. Wer das Schmunzeln bei der Lektüre nicht verlernen möch­te, sollte sich Sheckley greifen. Es lohnt sich.

© 2002 by Uwe Lammers

In der kommenden Woche werden wir zwar nicht allzu viel aktu­eller, aber genretechnisch wechseln wir wieder mal gründlich – diesmal zu einem seltenen Ausflug in den Bereich der Fantasy.

Genaueres verrate ich in sieben Tagen an dieser Stelle.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

kommen wir heute mal zum zweiten Quartal des Jahres 2021 und der Auswertung dessen, was ich da für den OSM, den Archi­pel und so weiter verfassen konnte, während meine Erschöp­fung laufend zunahm und ich immerzu mehr Fehler produzierte … was, vorsichtig gesprochen, das Arbeitsklima nicht eben ver­einfachte.

Selbst wenn der Monat April 2021 vordergründig mit phantasti­schen 39 vollendeten Werken abschloss und so wirkte, als be­fände ich mich auf dem Gipfel meiner kreativen Leistungsfähig­keit, so handelte es sich dabei doch um ein trügerisches Ergeb­nis.

Warum? Nun, die Detailbetrachtung zeigt, dass 7 Werke auf Blogartikel entfielen, die nun nicht eben sehr lang, autonom oder innovativ zu nennen sind. 13 Beiträge entfielen auf Digita­lisate der Serie „Horrorwelt“, die ich damit am 21. April endlich abschließen konnte. Und 8 Werke wurden auf Abschriften der Serie „Erotische Abenteuer“ verwendet, nach dem „Horrorwelt“-Abschluss der Kern der Digitalisierungsarbeiten.

Auf OSM-Abschriften entfielen weitere 3 Texte. Wirklich innova­tiv war ich lediglich beim KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neu­tralkrieger“, wo ich eine Trilogie neu abschließen konnte und mit den „Gestrandeten“ eine Gruppe von alten Matrixfehlern zu reaktivieren verstand. Ich habe dazu im Blogartikel „Vier Ka­meraden“ vor ein paar Monaten Näheres gesagt.

Insgesamt fühlte ich mich aber schon reichlich „matschig“, aus­gepowert … selbst die Tatsache, dass die Corona-Pandemiezah­len sanken, beruhigte mich eher wenig – ahnte ich doch (zu Recht) mit Erinnerung an den Sommer 2020, der sehr ähnlich ausgesehen hatte, dass das vermutlich ein temporärer Stand sein würde.

Im Monat Mai wurde das Bild dann schon etwas realitätsnäher: ich kam auf lediglich 20 fertige Werke, darunter wie gewohnt: 4 Blogartikel, 6 „Erotische Abenteuer“-Folgen, 4 kommentierte OSM-Episoden. Ich versuchte zwar, beispielsweise beim Erotic Empire-Roman „Die Kolonie Saigon II“ und den OSM-Werken „Auf Sklavenjagd“ und „Licht und Schatten auf Dawson“ voranzukommen … aber das war vergebliche Liebesmüh.

Auch der Juni sah nicht wirklich besser aus. Inzwischen dräng­ten sich bei meiner Arbeitsstelle die anstehenden Abschlussar­beiten, das Mailaufkommen blieb immer noch sehr hoch (bis zum Ende des Jahres 2021 sollten es insgesamt fast 3.500 Brie­fe, Mails und Karten in meine Briefliste für dieses Jahr schaffen … ein echter Alptraum, der mich gründlich von kreativen Eigen­leistungen ablenkte). Ich versuchte also in diesem Monat, der mit 23 Werken schloss, meine Energie auf die bisherigen Felder zu lenken. Das hieß: Auf das Digitalisieren und Kommentieren von OSM-Episoden, das gelegentliche Schreiben von Rezensionen. Und ich fuhr fort, die Serie „Erotische Abenteuer“ weiter zu erfassen.

Schöne Entspannungslektüre fand ich mit Audrey Carlans sie­benbändigem Romanzyklus „Lotus House“, von dem ich fünf Bände in diesem Monat las und rezensierte. Auch formatierte ich für das Fanzine „Baden-Württemberg Aktuell“ (BWA) den OSM-Roman „Kämpfer gegen den Tod“, der dort in vier Tei­len erscheinen sollte und inzwischen auch erschienen ist.

Well, es gab immer noch gelegentliche halbherzige Ausbruchs­versuche aus dem Erschöpfungsmodus, aber sie blieben, wie gesagt, halbherzig. So versuchte ich etwa, an der Archipel-Ge­schichte „Freundschaftsbande“ weiterzuschreiben, kümmer­te mich ein wenig um die Erotic Empire-Geschichte „Die Para­dies-Falle“ und im OSM um das Fragment „Die Tiefenwäch­ter“. Mit ebenso wenig Erfolg fokussierte ich auf das E-Book „BdC 2: Gestrandet in Bytharg“, die OSM-Novelle „Ein Alp­traum namens Koloron“ oder „Die automatische Stadt“.

Aber es blieben alles kraftlose Versuche.

Die Luft war raus, ich war vollständig urlaubsreif, aber noch im­mer lagen anderthalb Monate Arbeitszeit vor mir. Gut, es gab inzwischen den Lichtblick der Corona-Schutzimpfung, die mich nur minimal angeschlagen hatte. Die zweite sollte am 16. Au­gust erfolgen. Auf diese Weise würde ich, fast schon ironisch, zum Ende meiner universitären Beschäftigung den vollen Impf­schutz erhalten.

Das Schicksal geht manchmal schon ironische Weg, hatte ich dabei das Gefühl. Die Vorstellung, ab August dann wieder mal auf die Gnade der Arbeitsagentur angewiesen zu sein, behagte mir notwendig nicht, aber auf der anderen Seite sehnte ich mir ein wenig Ruhepause dringend herbei.

Für den Augenblick war ich schon dankbar, „business as usual“ leisten zu können. Mehr war echt nicht drin. Mir fehlte der krea­tive Ausgleich wirklich sehr, und ich fühlte, wie es in meiner Seele inständig brodelte und ahnte, dass ein paar wichtige Mei­lensteine direkt in Greifweite lagen.

Im dritten Quartal 2021 sollte ich sie erreichen. Davon erzähle ich beim kommenden Mal.

Bis bald dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 359: Die Wikinger-Zeitung

Posted Juli 6th, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die differenzierte Betrachtung von Werken, die mit dem didakti­schen Anspruch geschaffen werden, Kindern und Jugendlichen historisches Wissen auf spielerische Weise nahe zu bringen, legt die Messlatte für Rezensionen generell recht hoch an. Da der Rezensent – in diesem Fall meine Wenigkeit – nun einmal dem Kindheitsalter ziemlich lange entwachsen ist und die Leser die­ser Rezension dasselbe Schicksal teilen, muss man die Betrach­tung gleichsam in zwei Abschnitte teilen.

Abschnitt 1 ist der historische Blick für die erwachsenen Leser und sollte sinnvollerweise gewisse Monita der Darstellung nicht verschweigen. Abschnitt 2 zielt dagegen auf die Beantwortung der Frage: Ist das Werk alterskonform und geeignet für den in­tendierten Zweck?

Es ist offensichtlich, dass beide Teile der Rezension unterschied­lich ausfallen können. Weshalb? Weil man bei Kindern und ju­gendlichen Lesern einfach nicht so viel an detailliertem histori­schem Vorwissen erwarten kann und die Didaktiker, die die Tex­te solcher Werke konzipieren, dies selbstverständlich in ihr Kal­kül einbeziehen. Außerdem soll das Buch ja darüber hinaus auch noch unterhaltsam, originell und kurzweilig sein, möglichst auch noch mit ansprechenden Illustrationen verziert, um das In­teresse der Kinder wachzuhalten.

Wenn ich also im Folgenden gewisse Schwächen der „Zeitung“ von heute andeute, so solltet ihr das nicht zu stark gewichten. Der Grundeindruck war ein durchaus positiver. Es gibt Ausgaben dieser Schriftenreihe, die deutlich weniger schmeichelhafte Be­sprechungen abbekamen.

Also brechen wir gemeinsam auf ins Jahr 793 nach Christus, wo unsere Geschichte beginnt …

Die Wikinger-Zeitung

(OT: The Viking News)

von Rachel Wright

Kinderbuchverlag (kbv) Luzern

36 Seiten, gebunden (2000)

Übersetzt von Christa Holtei

ISBN 3-276-00202-7

Manchmal macht man schon wirklich originelle Funde, wenn man Prospekte durchschaut. Solch einen Zufallsfund machte ich, als ich im JOKERS-Prospekt vor einigen Wochen zufällig über die unglaubliche Anzeige einer „Wikinger-Zeitung“ stolperte. Der Anzeige zufolge sollte sie „spannende Reportagen über die Raubzüge der Wikingerflotte, fesselnde Berichte von der Wal­jagd, aktuelle Interviews und Anzeigen“ enthalten, „kurz: alles, was die nordischen Seefahrer von einer modernen Zeitung er­wartet hätten.“

Ich war gespannt, der Preis erschien mir vertretbar, und ich konnte mir ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen. Also be­stellte ich sie, erhielt sie heute und war im Nu mit der Lektüre fertig. 32 Seiten Text mit ziemlich großformatigen Bildern sind wirklich geschwind „verschlungen“.

Was bietet und dieses Buch außer „Raub und Mord!“ (das ist groß und breit unter plündernden Wikingern auf dem Cover zu erkennen)? Informationen über Schiffsbau: „Das Erste, was ein Schiff braucht, ist ein starker Kiel … für den Kiel eines Lang­schiffes benutze ich nur die besten geraden Stämme von freis­tehenden Eichen …“, sagt der Schiffsbauer beispielsweise. Nun ja (aber die Bilder sind gut). Wir erfahren einiges über die Jagd: „Wenn Sie glauben, Waljagd oder Rentierjagd sei gefährlich, dann hören Sie mal zu! Ich lebe auf den Shetlandinseln, wo Mö­wen, Lummen und Papageientaucher ihre Eier auf die Klippen hoch über dem Wasser legen … Und bei kaltem, peitschenden Wind an einer tückischen, bröckelnden Klippe herumzuklettern, mit einem Seil als einzigem Halt, ist nicht jedermanns Sache!“

Es wird zudem einiges über Mode erzählt („Helga Schönbein er­klärt uns, warum sie Trägerröcke immer noch für das Beste hält“), man erhält Tipps für stilvolles Ausrichten von Festen („Vergewissern Sie sich vorher, dass kein Angehöriger Ihres Haushaltes einen dieser Gäste beleidigt hat. Sie wollen ja keine Kämpfe auf dem Fest!“) und kann das originale Wikingerspiel Hnefatafl erlernen, was dank der Abbildungen und verständli­chen Regeln gut möglich ist.

Ob indes eine Antwort auf die Chiffre-Anzeigen nutzbringend ist, mag bezweifelt werden. Zweifellos wäre es hilfreich, die verlore­ne große Silberfibel für einen Männerumhang wieder vorbeizu­bringen, aber da sie vor wenigstens 900 Jahren verloren wurde, ist unwahrscheinlich, dass auf die Chiffre 9320 noch jemand antwortet …

An vielen Stellen entbehren die Artikel auch nicht einer gewis­sen Komik. Wenn beispielsweise im Modeteil zum Thema Bärte gesagt wird: „Ein Bart sollte immer gepflegt sein und nicht wild wuchern. Aber auch in einem schön geformten Bart sollten kei­ne Läuse herumkrabbeln. Kämmen Sie ihn regelmäßig. Wir Frauen mögen keine verlausten Bärte“, so rangiert diese Aus­kunft wohl unter den zeitlosen Anstandsregel, löst indes den­noch Gekicher aus …

Wenn man den Band – wie ich – für knapp 5 Euro erwerben kann, womöglich Kinder oder Neffen, Nichten, Enkel oder der­gleichen hat, die geschichtlich ein wenig interessiert und so im Alter zwischen fünf und zehn Jahren sind, dann ist das hier si­cherlich ein wenig humorvolles Basiswissen, das ein paar aufre­gende, vergnüglichen Stunden mit den Kleinen ermöglicht.

Für Erwachsene ist dieses Buch indes dann doch etwas zu wenig anspruchsvoll, insbesondere für mich als Historiker. Ich weiß einfach zu viel über die Zeit, und mir fallen die Halbheiten zu stark auf. Als designiertes Kinderbuch, das dem Nachwuchs In­teresse an der Geschichte nahebringen möchte, ist es aller­dings durchaus geeignet, nicht zuletzt durch die gelungene gra­fische Untermalung.

Übrigens sind auch noch Die griechische Zeitung, Die römische Zeitung, Die ägyptische Zeitung, Die aztekische Zeitung, Die Entdecker-Zeitung und Die Steinzeit-Nachrichten im gleichen Verlag erhältlich.

© 2003/2005 by Uwe Lammers

Wer hier einwenden möchte, dass diese Rezension doch schon sehr angestaubt sei – weniger des Themas wegen als vielmehr, weil die Rezension selbst schon so alt ist – hat fraglos recht. Aber möglicherweise ist sie ja gleichwohl immer noch interes­sant und erschließt euch ein eventuell noch antiquarisch erhält­liches Geschenkbuch.

In der kommenden Woche kümmern wir uns um einen wirkli­chen Altmeister der Science Fiction mit einem ebenfalls alten Werk seines OEuvre. Von wem ist die Rede? Na, da lasst euch mal überraschen!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 465: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 34

Posted Juli 3rd, 2022 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Oki Stanwers 15. Leben steckt voller Überraschungen, und die meisten davon sind unschön. Zum Glück hat er in der letzten Zeit eher Oberwasser bekommen, man muss da nur an seine Auseinandersetzung mit den PSI-Intelligenzen und den mit ih­nen geschlossenen Pakt denken, an den Kampf gegen den Dä­mon Gormus auf Garos, den er gewinnen konnte, und die Wie­derentdeckung des Ursprungsplaneten der Menschheit, Terra.

Dann aber geht ihm offenbar der Glücksstern verloren:

Zuletzt konnte Oki Stanwer zwar die Erde vom Dämon Mor von TOTAM befreien, dieser erzeugte aber bei seiner Flucht einen verheerenden Hyperraumriss, der die Erde zu verschlingen droht. Und Okis Schiff, die FRATERNITÉ, ging dabei zudem verlo­ren und die meisten Okis.

Das Pech setzt sich in M3 fort, als er Zeuge davon wird, wie die Tankstation 781 untergeht … und dann ist da auch noch die Flotte der Okis unter ihrem robotischen Kommandanten Cli­maar, der ihn nicht als Okikaiser anerkennen möchte. Sie errei­chen zwar ein Toleranzabkommen, aber Climaar will seine eige­nen Ziele durchsetzen. Er setzt sich in Marsch in Richtung OKISTAN …

Episode 61: Die Spezial-Garde

(1983, digitalisiert 2004)

Fortsetzung der Oki Stanwer-Handlungsschiene: Oki ist auf die Hilfe des Oki-Kommandanten Climaar angewiesen, da er nur noch über das beschädigte Beiboot der FRATERNITÉ verfügt und seine eigenen Okis, inklusive seines engsten Vertrauten Egar, ausgefallen sind. Er bittet Climaars Techniker, Egar wieder in­stand zu setzen, während er auf Climaars Flaggschiff KÄMPFER zu Gast weilt.

Der Oki-Arzt Trisoon will derweil eine Untersuchung von Oki Stanwers Hirnwellenfrequenz durchführen. Oki hat nichts dage­gen – er ahnt allerdings nicht, dass der Dämon Mor ihm wäh­rend seines Aufenthaltes auf Terra insgeheim eine Mentalblo­ckade appliziert hat, die nun durch die Untersuchung wirksam wird.

Die Konsequenz sind alptraumhafte Wahnvorstellungen – Oki „erkennt“ auf einmal in den Okis Totenköpfe und verwandelt sich in einen Amokläufer. Außerdem hört er Mors höhnische Stimme. Da Oki Stanwers Körper während des Amoklaufs Emis­sionen abstrahlt, die Climaar als TOTAM-Energien interpretiert, fühlt sich der Oki-Kommandant berechtigt, den Amokläufer als feindlichen Agenten kurzerhand zu erschießen.

Am Ende der Episode erlebt Okis Freund Hiron Seglus schockiert, wie Climaar Oki Stanwer kurzerhand tötet …

Episode 62: Sturmunternehmen OKISTAN

(1983, digitalisiert 2003)1

Fortsetzung der Handlung an Bord der KÄMPFER: Die Oki-Kampf­schiffe der Spezial-Garde unter Climaars Befehl erreichen OKI-STAN. Derweil schlägt Egars und Hiron Seglus‘ verzweifelter Versuch fehl, Oki Stanwers Leiche vor der Verbrennung zu retten.

Bizarrerweise beginnt Climaar Stimmen zu hören … genauer ge­sagt: Eine Stimme. Oki Stanwers Stimme nämlich, die ihm vor­wirft, er habe den Körper vernichtet, aber die Seele belassen, er werde die Seele zerstören, aber den Körper belassen – Climaars Körper.

Der Oki-Kommandant kümmert sich darum nicht. Er überrum­pelt die im System um OKISTAN stationierten TOTAM-Truppen und beginnt den Planeten zu besetzen. Doch während er sich selbst zu landen anschickt, übernimmt Oki Stanwers Seele, die in Climaars Roboterleib geflüchtet war, den Oki-Kommandanten und löscht dessen Persönlichkeit aus.

Allerdings hat Oki Stanwer keine Gelegenheit, sich über die neue Körperlichkeit zu freuen … denn durch die Unaufmerksam­keit während der Übernahme gelingt es der TOTAM-Abwehr, sei­nen Robotkörper auszulöschen. Damit stirbt Oki Stanwer ein weiteres Mal.

Zwischenzeitlich haben leichenfressende Ghouls sich auf den Weg gemacht, den Komplex Eisgruft zu infiltrieren, wo sich noch Oki Stanwer-Klonkörper befinden … aber sie werden jählings mit einer mentalen Stimme konfrontiert, die ihnen mit Verhängnis droht, sollten sie weiter vorrücken und die leblosen Körper fres­sen wollen.

Danach befragt, wer denn dieser Wächter nun sei, antwortet er: Rilon Vleh, ein Helfer des Lichts …

Episode 63: Funkfeuer OKISTAN

(1983, digitalisiert 2004)

Fortsetzung der Handlungsschiene um Oki Stanwer: Vermeint­lich ist mal wieder alles verloren, immerhin ist der Okikaiser ein weiteres Mal tot … aber diesmal ist er auf OKISTAN gestorben, und wider Erwarten wiederholt sich das Erlebnis, das er das ers­te Mal hatte, als er hierher gelangte – OKISTAN ist von einem unsichtbaren Paraschild umgeben, der die Seelen von Verstor­benen wie ein klebriges Insektennetz festhält, speziell die seine.

Hier stößt Oki bei seinem Bestreben, aus der Eisgruft einen Klonkörper zu besetzen – es gibt, wie er erschrocken entdeckt, nur noch zwei intakte! – auf ein Hindernis: denn in dem Para­schild ist er nicht allein. Eine andere Seele, die offenbar erst seit kurzem wieder imstande ist, sich bemerkbar zu machen, warnt ihn vor dem Übernahmemanöver … und gibt sich zu erkennen: Rilon Vleh, Helfer des Lichts … und ein VOORK, der seit zweit­ausend Jahren im Paraschild gefangen sitzt.2

Nachdem sie ihre Identitäten geklärt haben, können die beiden die letzten Körper übernehmen, werden sie in letzter Minute vor den hungrigen Ghouls gerettet. Climaars Stellvertreter, der Oki Ganes, akzeptiert nun, da Oki in einem neuen Körper ist und das passende mentale Hirnwellenmuster abstrahlt, seinen Ober­befehl anstandslos.

Gemeinsam finden sie das unter der Oberfläche verborgene Kommandozentrum für das Funkfeuer OKISTAN, mit dem sie die im Halo verstreuten, bislang unauffindbaren Oki-Kontingente anfunken können. Diese Schiffe sollen nun OKISTAN ansteuern.

Rilon Vleh, der Oki wegen des identischen Klonkörpers ähnelt wie ein Zwilling, erläutert, dass die Pläne des Dämons Voron aus dem Roten Universum, wo die Heimat der Voorks liegt, vor­sehen, er solle Voork-Kontingente in den Nebelsektor der Milch­straße schicken. Und dort wird – in etwa fünf Monaten bereits! – die finale Schlacht zwischen Licht und Finsternis geschlagen werden!

Es ist also höchste Zeit, eine geeinte galaktische Streitmacht aufzustellen. Und es gibt noch eine Aufgabe, die dringend ange­gangen werden muss …

Episode 64: Terras Rettung

(1983, digitalisiert 2004)

Fortsetzung von Oki Stanwers Handlungsstrom: Oki Stanwer hat vor kurzem den Sternsektor aufgekauft, in dem das solare Sys­tem liegt. Hier kämpfen die Zartans der PSI-Intelligenzen ver­zweifelt gegen die sich ausweitende entropische Raumzone, die das ganze System zu destabilisieren droht.

Oki selbst findet auf OKISTAN ein weiteres Exemplar der Oki-Schock-Waffe, mit der er versuchen will, die Zerstörung des so­laren Weltraums aufzuhalten. Aber während er noch eine beun­ruhigende Zusatzinformation Rilon Vlehs verdaut – er hat von einem so genannten „Trümmernest“ gesprochen, das irgendwo am Rande der Galaxis liegen soll, und Oki erinnert sich vage, dass damit eine unfassbare Gefahr verbunden ist – , lockt das Funkfeuer OKISTAN zunehmend entropische Gewalten an.

Sie sind so massiv, dass das ganze Sonnensystem destabilisiert wird. Oki ist gezwungen, mit den Okikreuzern KÄMPFER und RUHM zu flüchten und die Oki-Schock-Waffe mit ins Sol-System mitzunehmen. OKISTAN selbst stürzt in die Sonne und ist damit verloren.

Im System Sol erwartet ihn ein neuer Schrecken: Der Dämon Mor ist zurückgekehrt und fordert ihn zu einem Duell heraus. Die Oki-Schock-Waffe erweist sich zugleich als erschreckend wir­kungslos gegen die entropischen Gewalten. Alles scheint verlo­ren … da wird die hungrige Entropie auf Mor aufmerksam und fokussiert sich vollständig auf ihn, macht ihn zum Zentrum einer neuen entropischen Sonne und schaltet ihn auf diese Weise wir­kungsvoll aus.

Auf sehr unkonventionelle Weise gelingt so Terras Rettung.

Und dann geht ein Funkspruch von Oki Stanwers „Bündnispart­ner“, dem Verräter-Dämon Zomar ein, in dem unter anderem die Koordinaten des im Halo gelegenen Nebelsektors übermit­telt werden. Zomar will außerdem herausfinden, „warum TOTAM schweigt“. Denn das ist der Fall – die Dämonen draußen in der Galaxis sind von TOTAM isoliert, und es besteht kein Kontakt mehr zum Dämonenplaneten.

Was ist dort geschehen …?

Episode 65: Die Knochendimension

(1983, digitalisiert 2004)

Blende nach TOTAM, Auftakt der Dämonen-Trilogie: Dreizehn Dämonen sind auf der schwarzen Kristallwelt TOTAM im Son­nenkerker gefangen. Alle Transmitterportale nach außerhalb sind gesperrt.

Der neue Interimsregent, Dämon Klegron im 13. Rang, kann sich keinen Reim auf die seltsamen Geschehnisse machen, die auf der dunklen Welt vor sich gehen – Kristallmengen ver­schwinden. Aus der Tiefe der Welt dringt unglaublicher Lärm. Die Totenköpfe, TOTAMS Standardkampftruppen, erweisen sich als verblüffend renitent. Und dann findet der Dämon Gerkan ein Loch in seinem Territorium und dahinter ein Portal.

Die Totenköpfe, die es bewachen, bezeichnen dieses Tor als das Knochentor CLOGGATH (!), das den Eingang zur Knochendimen­sion darstellt. Einige Dämonen sind von dieser Entdeckung elek­trisiert, und Klegron ordnet eine allgemeine Expedition an und lässt das Knochentor durchschreiten. Der Dämon Sobal ist der letzte der dreizehn Dämonen, der folgen soll.

Er zögert.

Und gleichzeitig ahnt er nicht, dass jemand in seiner Nähe ma­terialisiert, der sich mit dem Plan trägt, ihn kurzerhand zu er­morden – ein monströses, machtvolles Wesen, das als Legende gilt: Der Dämonentöter

Ihr seht, es bleibt spannend, zumal sich nun nach den bisheri­gen Erfolgen Oki Stanwers auch Probleme auf der Gegenseite abzeichnen. Mehr dazu erfahrt ihr in der nächsten Episode die­ser Artikelreihe.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Das ist kein Schreibfehler. Aus irgendeinem heute nicht mehr nachvollziehbaren Grund habe ich tatsächlich außer der Reihe diese Episode ein Jahr früher digitalisiert.

2 Wie es dazu kam, wird später in der Story „Partisanengruppe Rilon Vleh“, 1987, ge­klärt.