Liebe Freunde des OSM,

als ich das vorliegende Buch anno 2002, also vor fast 20 Jahren las, war ich hin und her gerissen: einerseits handelte es sich um einen höchst beeindruckenden, ja intimen Blick ins Innere einer Schriftsteller-Schreibstube, bisweilen bis auf den Grund der schreibenden Seele. Das war toll und höchst beeindruckend. Zum anderen aber zeigte sich Highsmith, die von ihrer menta­len Verfassung her eher misanthropisch und knallhart war (ob das der Wahrheit entspricht oder nur ihre Maske nach außen darstellte, werden womöglich ihre Tagebücher enthüllen, die ir­gendwann in diesem oder nächsten Jahr in deutscher Übersetzung herauskom­men werden – ich bin schon wahnsinnig gespannt darauf, wie ihr am Ende dieser Rezension sicher begreifen werdet), zum an­deren also zeigte sich Patricia Highsmith, die uns heute einen Crashkurs in Schriftstellerpraxis geben wird, nachgerade gna­denlos desillusionierend.

Bücher werden so, wie man sie beim Verlag einreicht, mit Be­geisterung genommen? Könnt ihr vergessen.

Selbst bekannte Autoren müssen maximal Marginalkorrekturen an ihren Bücherskripten vornehmen? Bisweilen müssen sie hun­dert Seiten (!) streichen!

Shocking, dachte ich, als ich das las. Und das Buch hält noch andere Zumutungen parat.

Dennoch … es hat bis heute einen Ehrenplatz in meiner Biblio­thek, und das ist mit Recht so. Es ist ein tolles, wenn auch scho­nungslos drastisches Buch. Aber vieles, was Patricia Highsmith aussagt, ist einfach wahr … vieles, denn inzwischen hat sich mit der Etablierung der Selfpublisher-Szene jenseits der Kostenzu­schussverlage und der etablierten Verlage eine Community ge­bildet, die sich in gewisser Weise ihre eigenen (laxeren) Regeln setzt und das harsche Diktum von Highsmith zu einem guten Teil aushebelt.

Gleichwohl, wer bei etablierten Verlagen und deren Lektoren landen möchte, sollte sich dieses Buch unbedingt näher an­schauen. Ich glaube, ihr werdet viel daraus lernen.

Vorhang auf für:

Suspense

oder Wie man einen Thriller schreibt

(OT: Plotting and Writing Suspense Fiction)

von Patricia Highsmith

detebe 21924

144 Seiten, TB (1990)

Übersetzt von Anne Uhde

ISBN 3-257-21924-5

Dieses Buch ist kein Ratgeber-Handbuch“, beginnt Patricia Highsmith dieses fulminante Werk über das Schreiben an sich, erklärt am eigenen Beispiel. „Man kann unmöglich erklären, wie ein erfolgreiches – das heißt, ein lesbares – Buch zu schreiben ist. Doch eben das macht Schreiben zu einem lebendigen und aufregenden Beruf: die ständige Möglichkeit des Misslingens …“

Dass alle Leute von der Pike auf lernen müssen, demonstriert sie nachhaltig mit vielen Beispielen aus ihren eigenen Roma­nen, wobei sie sozusagen mit den Grundzügen anfängt: nicht gleich mit den Ideen für Bücher, sondern mit den Keimen von Ideen. Und dann mit dem Wachsen solcher Ideen, Quellen der Inspiration (Alltagserfahrungen z. B.), danach geht sie über zur „Suspense“-Kurzgeschichte und geht schließlich ein auf die Ent­wicklung, den Plot und den ersten Entwurf (letzteres Stück ist auch abgedruckt worden in dem detebe-Band „Über Patricia Highsmith“).1

Sie beschäftigt sich ausdrücklich intensiv mit den Haken und Ösen von Geschichten, insbesondere mit den Haken, also all dem, was schief gehen kann. Logische Fehler, ungenügend ge­zeichnete Charaktere, Handlungsüberlängen, die Gefahr zu langweilen und vieles andere mehr, und ich wage zu behaup­ten, jeder, der schreiben möchte, sollte sich dieses Buch wirk­lich zu Gemüte führen. Es sagt eine Menge über den Schreibpro­zess im Allgemeinen aus.

„… dies war nicht das erste Buch, mit dem ich Pech hatte. Mit DIE ZWEI GESICHTER DES JANUARS ging es mir genauso; da war die erste Fassung völlig verkorkst … Ich ließ einige Zeit ver­streichen und schrieb ein anderes Buch, das angenommen wur­de; dann kam ich auf JANUAR zurück und schrieb es um, kam aber nirgends auf das erste Manuskript zurück, denn ich hatte alles vollständig geändert: Plot, Alter und Charakter der Frau, Charakter des jungen Helden – alles bis auf das Layout des Pa­lastes von Knossos. Eine Dreiviertelseite war alles, was ich von dem ersten Manuskript benutzte.“

So redet eine Schriftstellerin von ihrem Werk und den alltägli­chen Qualen, denen man ausgesetzt ist, wenn man professio­nell arbeitet und mit dem Verfassen von Kurzgeschichten und Romanen das Geld zum Leben verdient. Nüchtern, illusionslos, aber doch nicht ganz ohne eigenen Reiz und Charme. Sie ist sehr ehrlich dabei und scheut sich keineswegs, eigene Fehler und Versäumnisse einzugestehen.

Noch ein kleiner Geschmack aus dieser Welt der Professionalität gefällig? Es betrifft ebenfalls den oben genannten Roman: „… ich versuchte es bei Doubleday und legte ihnen ein Umbruchexemplar der Heinemann-Ausgabe … vor. Das Buch wurde angenommen, aber ich musste vierzig Seiten streichen, eine Seite umschreiben und sie in den Umbruch einkleben … Ich muss mich sicherlich dreißig mal durch den Umbruch durchgearbeitet haben, bis ich endlich die richtige Anzahl Zeilen gestrichen hatte – eintausendreihundertzwanzig Zeilen, im ganzen vierzig Seiten … Am Ende aller Streichungen – manche in Schwarz und dann, beim zweiten Mal, in Rot – waren auf einigen Seiten nur drei Zeilen stehengeblieben.“

Erschreckend?

Wer das so sieht und sich als angehender Literat empfindet, sollte dieses Buch lieber nicht kaufen. Denn er sollte sich mög­lichst schnell von einer Reihe lieb gewonnener Illusionen lösen, von denen sich die wohl schmerzhafteste in „Liebe zur ersten Niederschrift“ ausdrücken ließe. Jeder Autor hängt an seinen Worten, das braucht man gar nicht zu leugnen. Es ist ja auch gut so.

Patricia Highsmith macht dem werdenden Schriftsteller – und al­len Leuten, die das Schreiben für eine leichte Kunst halten – mit unnachahmlich schlichten und doch so erbarmungslos eindring­lichen Worten klar, dass es alles das gewiss nicht ist. Sondern eben: harte Arbeit. Kaum ein Satz, der nicht der eigenen Zensur zum Opfer fällt, kaum ein Wort, das nicht auf der Goldwaage ge­wogen wird, kaum eine Szene, die ohne Blessuren durch das Lektorat kommt (vieles wird ersatzlos gestrichen).

Nehmen wir noch ein drittes, prägnantes Detail. Zu ihrem Ro­man DIE GLÄSERNE ZELLE sagt die Highsmith: „In der ersten Hälfte, die im Gefängnis spielt, musste ich sehr viel streichen, und das fiel mir oft schwer, denn ich hielt gerade diesen Teil für interessant. Dabei genügte das, was ich herausnahm, meinem Lektor noch immer nicht, ich musste später noch mehr strei­chen, im ganzen 105 Seiten.“

Doch sie hat nicht nur harsche oder desillusionierende Worte übrig für die Anfänger oder jene, die noch bereit sind, sich wei­terentwickeln zu wollen. Sie erklärt schließlich, dass es, ganz egal, was man schreibt, dabei am wichtigsten auf folgende Ei­genschaften ankommt, die einen Roman erst zum Roman mach­ten: „Scharfblick, Charakter, Horizonterweiterung für die Phan­tasie des Lesers.“

Wichtig sei es, dass „die erfundenen Menschen … wie wirkliche Menschen aussehen“ und man seinen „Spielgeist“ nicht einbü­ße, während man schreibe. „Spielgeist ist notwendig, wenn man einen Suspense-Roman aufbaut, damit die Phantasie freien Lauf hat.“

Ganz wichtig aber sei, in jeder Phase des Arbeitens, das Glücksgefühl. Was auch immer der angehende Schriftsteller vom Leben erwarte, im Wesentlichen ließe es sich darin zusam­menfassen, dass Schriftsteller eine recht unsichere Existenz ha­ben, aber während des Schreibprozesses ein Gefühl der Indivi­dualität des „Glücks des Schreibens“ empfänden, „das man nicht in Worte fassen und an einen anderen weitergeben“ kön­ne. Darin stimme ich ihr vollkommen zu.

Ein Schriftsteller“, fährt Highsmith fort, „hat ein ungebundenes und freies Leben; es gibt Härten … (z.B. die Finanz), aber das gehört bei diesem Spiel dazu.“ Und sie erklärt abschließend noch etwas sehr Wichtiges, was deprimieren könnte, aber nicht zwingend müsste: „Der Autorenverband hat festgestellt, dass in Amerika fünfundneunzig Prozent aller Schriftsteller ihr Leben lang einen Brotjob behalten müssen, um über die Runden zu kommen.“ Doch ihr Trost kommt gleich hinterdrein: „Wenn die Natur einem die Extrakraft dazu nicht gibt, dann wird die Liebe zum Schreiben und der Drang zum Schreiben sie geben.“

Es zeugt also keineswegs von mangelnder Befähigung oder missmutigen Lektoren und feindseligen Verlagsagenten, wenn man neben der Schriftstellerei auch noch einem Broterwerb nachgehen muss. Jeder Literat oder Möchtegernliterat ist primär ein Egozentriker und denkt an die Unwiderstehlichkeit seiner Prosa oder Lyrik. Doch wisse, schreibendes Wesen, es gibt Hun­derttausende von ihnen, und die wenigen Verlage und Lektoren werden täglich mit unendlich viel Material überschüttet, das wohlmeinende, sehr von sich selbst eingenommene junge Men­schen an sie schicken in der Hoffnung, von ihnen hänge die Se­ligkeit der gebildeten Volksschichten ab.

Verabschiedet euch von diesem Glauben, er ist irrig.

Der Markt ist, wie Highsmith zugibt, wählerisch, und er kann es sich erlauben, das zu sein. Schreiben ist Berufung, aber zu­gleich aktiver, ständiger Lernprozess. Und bis man eines Tages seinen Namen auf einem Buch gedruckt sehen wird, fordert der Weg dahin Schweiß und Tränen en masse. Und manchmal muss man ein paar Schritte zurückstecken, um letzten Endes ans Ziel zu gelangen.

Wer sich nicht entmutigen lassen möchte und im Gegenteil lern­eifrig und lernwillig ist, der ist mit diesem Buch gut beraten. Nehmt es zur Hand, lest es und macht das Beste aus den wirk­lich guten Ratschlägen, die darin stehen. Hilfreich sind sie in je­dem Fall.

© 2002, 2020 by Uwe Lammers

Ich sagte ja einleitend, das ist recht harter Tobak … aber sehr, sehr lesenswert und unglaublich lehrreich für alle, die sich von ihrem Traum, Autor werden zu wollen, nicht abbringen lassen. Möge es euch helfen.

Nächste Woche präsentiere ich euch entspanntere Kost, ver­traut mir.

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

1 Vgl. dazu den Rezensions-Blog 304 vom 20. Januar 2021.

Blogartikel 415: Close Up: Der OSM im Detail – Teil 24

Posted Februar 14th, 2021 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

da es gleich actiongeladen weitergeht, mache ich gar nicht vie­le Worte, sondern steige gleich in die Kurzdarstellung der nächs­ten fünf Episoden des KONFLIKTS 15 „Oki Stanwer“ ein, die ich im Jahre 1982 schrieb und dann ab 2002 digitalisierte. Diesmal geht es um die Episoden 11-15.

Rückblick: Als Oki Stanwer im Jahre 7473 in die Galaxis Milch­straße gelangt, gilt er als legendäre Gestalt, der Regent des un­tergegangenen okischen Imperiums (was in Wahrheit auf einer Matrixfehlererinnerung basiert, die aber sehr manifeste Hinter­lassenschaften in der Milchstraße aufweist). Zugleich will er nicht die ihm ebenfalls aufgedrückte Rolle als Vorkämpfer des Lichts akzeptieren, sondern einfach nur frei sein. Deshalb ist er – bzw. der Androidenkörper, den er bewohnt – aus der Kleinga­laxis Zoran geflüchtet.

Er hat aber keine Chance, ein selbstbestimmtes Dasein zu füh­ren, sondern wird über die Zwischenstation des Planeten Garos direkt zur Welt des Bösen expediert, nach TOTAM, wo er mit sei­nen Mitstreitern Thor Gordenbeyl, Marko Chang und dem Ritter vom Goldkristall, Yorrok, um seine Existenz kämpfen muss.

Denn Oki Stanwer selbst mag seine Rolle vielleicht nicht anneh­men – aber die Umwelt, von den in viele Kleinstaaten zersplit­terten terranischen Nationen einmal abgesehen – sieht das an­ders und verfolgt ihn unerbittlich. Während TOTAM offenbar un­tergeht und Oki und Thor die Flucht nach Poor Planet gelingt, tritt anderwärts ein neuer Akteur auf die Bühne des Schicksals: Klivies Kleines, ein Helfer des Lichts, der seinerseits von Atten­tätern verfolgt wird …

Episode 11: Das vergessene Raumschiff

(unklar, 1982, digitalisiert 2002)

Klivies Kleines ist auf der Zentralwelt seines Volkes knapp den mörderischen Verfolgern aus der Vereinigung der Extraterre­strier Killer Kommandos (EKK) entkommen. Ein Transmitterfeh­ler bringt ihn jedoch nicht an das intendierte Ziel. Stattdessen findet er sich in einem Oki-Kampfschiff wieder, das am Grunde eines Meeres der Zentralwelt vor über tausend Jahren „geparkt“ wurde. Der Oki-Großzerstörer Z-96.

Die Oki-Roboter sind grundsätzlich so programmiert, dass sie sowohl Oki Stanwer gehorchen sollen als auch seinem engsten Freund und Berater, dem „Helfer“ Klivies Kleines. Sie helfen ihm also bereitwillig, sehen sich aber außerstande, Kleines zu sei­nem rechtmäßigen Herrscheranrecht auf der Zentralwelt zu ver­helfen.

Schlimmer noch: als sie überraschend das Vitalsignal Oki Stan­wers registrieren, überlagert diese Loyalität ihre Bereitschaft, Kleines zu helfen, und das Schiff startet und steuert ungerührt Poor Planet an.

Hier kann Thor Gordenbeyl gerade noch verhindern, dass Oki Stanwer Atomwaffen gegen die terranischen Siedler der Welt abfeuert, die in einer alten Oki-Basis noch kampfbereit lagern. Oki Stanwer hat sich aber jetzt schon auf schreckliche Weise verändert – seine Haut ist inzwischen tiefschwarz, seine Augen nehmen eine ungesunde, glühend rote Farbe an. Auslöser ist ein Splitter aus TOTAM-Kristall, der ihn auf TOTAM verwundete.

Als die Okis landen und die beiden ausfindig machen, ist Oki Stanwer dem Tode nahe. Der einzige Ort, wo man ihm helfen kann, ist OKISTAN, die alte Medowelt der Okis, die nun umge­hend angesteuert wird.

Episode 12: Die Killer-Sporen

(unklar, 1982, digitalisiert 2002)

Blende in den Herrschaftsbereich der Terraner. Seit dem Voork-Krieg vor rund 1900 Jahren sind die menschlichen Kolonisten in rivalisierenden Sternenreichen etabliert. Eines davon ist eine Nation von Sternenkorsaren, die so genannten „Stardust-Flibus­tiers“ (SDF). Sie führen Krieg gegen andere Kleinsternenreiche irdischen Ursprungs.

Als die CAPTAIN KIDD unter Colonel John Marchant von der zen­tralen Welt New Port Royal zwischen den Sternen unterwegs ist, stößt die Besatzung auf rätselhafte Objekte, die wie riesenhafte Pflanzensamen aussehen und sich als pflanzliche Raumschiffe erweisen – und als feindselig.

Binnen kürzester Zeit sind die Männer an Bord des Schiffes in einen verbissenen Kampf um Leben und Tod verstrickt. Mit letz­ter Kraft gelingt einigen Überlebenden die Flucht mit einer Ret­tungskapsel, mit der sie die SDF-Flotte von General Cosmon vor der neu­en Gefahr warnen wollen. Einer der Überlebenden, der Insektoid Chork 83, der am Ende seinen Verletzungen erliegt, sagt, er würde diese Angreifer kennen – es seien die Kosmischen Spo­ren, und allein Flucht würde helfen …

Episode 13: Der mentale Krieg

(unklar, 1982, digitalisiert 2002)

Blende zu Oki Stanwer, Kleines, Thor Gordenbeyl und den Okis an Bord des Oki-Kreuzers Z-96, die sich auf dem Weg nach OKISTAN befinden und versuchen, Oki Stanwers Leben im Wett­lauf mit dem Tod zu retten.

Da der durch die auf TOTAM erlittene Verletzung ausgelöste Ver­fall seines Körpers unaufhaltsam voranschreitet, sehen sich die Okis genötigt, das Gehirn ihres „Kaisers“ aus dem Körper zu transplantieren und extern am Leben zu erhalten. Während dies geschieht, wehrt sich Okis Seele gegen die auf ihn eindringen­den negativen Energien. Drei Dämonen von TOTAM haben sich über die Wunde Zutritt zu seinem Körper verschafft, und der pa­rapsionische Kampf zwischen ihm und den Dämonen verwüstet das Schiff. Zwei Dämonen kann er in die Flucht schlagen, die in jene Sonnenballung zurückkehren, wo der schwarze Kristallpla­net zerborsten ist … und hier wird der Leser erschrocken Zeuge, dass sich diese Kristallwelt in rasantem Tempo wieder zusam­menfügt. Der so genannte Magnet-Effekt wird wirksam. Eine Zerstörung TOTAMS, so scheint es, kann allenfalls temporär sein, ein Zeitaufschub. Die Bedrohung durch die Macht des Bö­sen wird bald wieder so stark sein wie zu Beginn.

Und Oki Stanwer ist so geschwächt, dass sein Gehirn zuneh­mend weiter verfällt. In diesem prekären Zustand erreicht das Oki-Kampfschiff die Medowelt OKISTAN …

Episode 14: Okis Tod

(unklar, 1982, digitalisiert 2002)

Der Kreuzer Z-96 erreicht OKISTAN. Rettung für Oki Stanwer scheint greifbar nahe, denn es gibt hier den Komplex „Eisgruft“, in dem sein Überleben gesichert werden kann. Aber zum allge­meinen Schrecken ist OKISTAN ebenso furchtbar verändert wie alles, was vom okischen Imperium übrig ist (etwa auf Garos oder Poor Planet oder in der Galaxis Zoran). Die einstige Gartenwelt ist zu einer Ödnis geworden, alle Klinikkomplexe sind verfallen.

Der Kreuzer muss notlanden, und die direkte Konsequenz davon ist, dass Okis Gehirn verletzt wird. Es kann nun nicht mehr transportiert werden, ohne zu sterben – aber wenn es nicht transportiert wird, stirbt Oki Stanwer ebenfalls.

Um die Sachlage noch zu verschlimmern, erwacht auch der ge­hirnlose schwarze Körper Oki Stanwers zu unheiligem neuem Leben, beseelt von einem Dämon von TOTAM.

Und dann versiegen die Vitalsignale Oki Stanwers. Der Kaiser der Okis ist tot – und die Oki-Roboter verlieren jeden Lebens­mut. Sie folgen nun ihrer finalen Programmierung: Sie bringen Oki Stanwers Freunde von Bord und sprengen sich dann mit­samt dem Schiff kurzerhand in die Luft.

Oki Stanwers Seele aber wird von einer fremden Kraft abgefan­gen und vergeht nicht im Kosmos. Stattdessen reißt ihn diese Kraft in ein Paralleluniversum, in dem er sehen soll, was aus sei­ner Welt wird, wenn er nicht endlich sein Amt als Held des Lichts im Dienste der Sieben Lichtmächte antritt …

Episode 15: Hineingestoßen ins Nichts

(unklar, 1982, digitalisiert 2002)

Oki Stanwer ist gestorben, und seine Seele wurde vom WÄCH­TER, dem amtierenden Matrixkoordinator, in ein Paralleluniver­sum eingeschleust, in dem sie sich selbsttätig einen neuen Wirtskörper sucht. Zu Okis Schrecken weist dieser keine eigene Seele auf – es handelt sich um einen maskierten Totenkopf, der auf einer terranischen Siedlerwelt unterwegs ist. TOTAM unter­wandert hier zielstrebig mit seinen monströsen Truppen die Ga­laxis.

Er schließt daraus, dass dieser „Spuk“ erst dann ein Ende haben kann, wenn er nach TOTAM gelangt und den Dämonenplaneten ein weiteres Mal vernichtet.

Blende nach OKISTAN: Nach der Zerstörung des Oki-Kreuzers zerstreiten sich Klivies Kleines und Thor Gordenbeyl und gehen getrennte Wege. Dummerweise hat auch Oki Stanwers untoter Körper, jetzt ein SCHWARZER MANN, beseelt von einem Dämon von TOTAM, die Vernichtung des Schiffes überstanden. Er ruft psionisch einen TOTAM-Kreuzer, und zu allem Unglück entdeckt deren Totenkopf-Besatzung Kleines und paralysiert ihn, um ihn an Bord zu holen und die Stützpunktwelt Torom anzusteuern.

Thor irrt seinerseits, ohne die obigen Ereignisse mitzubekom­men, durch die Ruinen von OKISTAN und findet hier einen gelan­deten terranischen Torpedoraumer. Auch er wird paralysiert und findet sich in einer Gefangenenzelle wieder mit einem hageren Mann, mit dem er sich anfreundet: Pater Joseph Ghastor vom Galaktischen Glaubens-Konsortium.

So driften die Wege der drei Gefährten dramatisch auseinander, und in gewisser Weise sind sie alle drei Gefangene des Schick­sals, das nur Übles für sie im Gefolge zu haben scheint …

Im kommenden Teil der Close Up-Artikel geht es weiter um Okis und Thors und Ghastors Abenteuer, während ich mich um Klei­nes‘ Schicksal deutlich später wieder kümmere. Aber ihr merkt schon an der windungsreichen, actionlastigen Geschichte, dass diese frühe OSM-Serie sehr viel dramatischer Geschwindigkeit aufnahm. Das wird noch wilder, versprochen. Mehr dazu in Bäl­de.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 307: Das Osiris-Komplott

Posted Februar 9th, 2021 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

Clive Cussler und seine Coautoren sind bekannt für ihre singulä­ren Romane, will sagen: solche Werke, die üblicherweise nur durch das gleiche Personal zusammengehalten werden. Crossover gibt es nicht … nun, gab es nicht, sollte man sagen, bis heute. Denn im vorliegenden Roman wird auf ein Geschehen angespielt, das in dem Rezensions-Blog, den ich in 5 Wochen hier hochladen werde, seine Entsprechung findet. Und eine Sze­ne des folgenden Romans kann man aus antagonistischer Per­spektive auch in dem dortigen Roman eines anderen Coautoren (!) Cusslers entdecken.

Es lag darum sehr nahe, beide Romane zeitnah nacheinander zu lesen und zu entdecken, wie sich das Mosaik zusammenfügte. Da haben sich zwei Autoren wirklich extrem gut abgestimmt, muss ich sagen. Der volle Reiz dieser erwähnten Szene entfaltet sich also nur, wenn man beide Romane liest. Und mir will schei­nen, dass es ähnliche Konstruktionen nach Clive Cusslers kürz­lich erfolgtem Tod noch häufiger werden sollten. Es scheint schon ein Crossover zwischen Isaac Bell und den Fargos zu ge­ben … was unmöglich erscheint, da sie buchstäblich in zwei ver­schiedenen Jahrhunderten leben (und nein, ich denke nicht, dass sie dafür dann eine Zeitmaschine benötigen).

Doch zurück zu dem heutigen Werk. Was mit einem monströsen Giftgasangriff auf der Insel Lampedusa beginnt, verwickelt Kurt Austin und seinen Kompagnon und Kollegen Joe Zavala auf bi­zarre Weise in eine aberwitzige Jagd nach ägyptischen Artefak­ten. Und wer beispielsweise die Fargo-Abenteuer von Cussler & seinen Coautoren gemocht hat, wird sich hier im neuesten NU­MA-Abenteuer wieder mal bestätigt finden.

Inwiefern alle Wege irgendwie nach Ägypten führen und warum dort eine Dürrekatastrophe eine Kette von Staatskrisen auslöst, das sollte man selbst nachlesen. Vorhang auf also für dieses Werk:

Das Osiris-Komplott

(OT: The Pharaoh’s Secret)

Von Clive Cussler & Graham Brown

Blanvalet 0361

April 2017, 9.99 Euro

512 Seiten, TB

Übersetzt von Michael Kubiak

ISBN 978-3-7341-0361-2

Man schreibt das Jahr 1798, als ein ambitionierter korsischer Mi­litärbefehlshaber den Plan fasst, das britische Empire an einem seiner empfindlichsten Punkte anzugreifen – in Ägypten. Aber der Feldzug des Napoleon Bonaparte endet in einem schmach­vollen Desaster, das unter anderem zur Versenkung seines Flaggschiffs L’Orient in der Bucht von Abukir führt. Zugleich er­möglicht ihm dieses militärische Fiasko allerdings bald darauf auch den Aufstieg zum Kaiser der Franzosen und stürzt Europa in einen Krieg ungeahnten Ausmaßes.

Teil von Napoleons Strategie war gleichzeitig aber die kulturelle Durchdringung des legendären und nachgerade mythischen Pharaonenreiches, das nach der Ägypten-Expedition ein atem­beraubendes Orientfieber in Europa entzünden würde. Zahlrei­che so genannte „Savants“, also Gelehrte, erschlossen die kul­turellen Schätze des Nilreiches und schufen mit der Desciption de’l Egypte eine vielbändige, prachtvoll illustrierte Dokumenta­tion dieses Abenteuers. Die kulturelle Ernte von Napoleons missglücktem Feldzug erwies sich also als deutlich fruchtbarer als sein militärischer Wert.

Zu den Gelehrten, die in Napoleons Gefolge unterwegs waren, zählte ein Mann namens Emile D’Campion, und er hatte eine ganz besondere Entdeckung für den Kaiser der Franzosen ge­macht, buchstäblich das Geheimnis über Leben und Tod, das einst in der Stadt der Toten am Nil gehütet worden war. Der Le­gende nach stammte es vom grüngesichtigen Totengott Osiris höchstpersönlich. Aber das Geheimnis geht in den Wirren der Evakuierung aus Ägypten verloren – bis zur Gegenwart.

Als dort vor der Insel Lampedusa der Frachter M.S. Torino hava­riert, wird eine grauenhafte, finstere Wolke freigesetzt, die die Mittelmeerinsel einhüllt. Tiere fallen vom Himmel, Menschen al­ler Altersstufen fallen regungslos um, wo immer sie sich befin­den. Und eine Ärztin, die sich offenbar aus weiser Voraussicht in einem Krankenhaus verbarrikadiert hat, ruft funktechnisch um Hilfe. Wieso gerade Dr. Renata Ambrosini auf diesen Störfall oder was immer es gewesen sein mag, so gut vorbereitet war, bleibt anfangs noch ein Geheimnis – aber zu ihrem großen Glück erreicht der Funkspruch patente Personen.

Kurt Austin und Joe Zavala von der NUMA sind in relativer Nähe dabei, die untermeerischen Ausgrabungen an antiken Schiffs­wracks zu leiten – insofern passt das Titelbild durchaus zu ei­nem guten Teil, was ja durchaus nicht selbstverständlich ist – , und sie eilen zu Hilfe. Da es sich offensichtlich um eine Art Gift­gaswolke handelt, machen sie sich in Vollkörper-Taucheranzügen auf den Weg und wandeln bald durch ein schreckliches Geister­land, in dem es offenbar nur noch fünftausend Tote gibt, darun­ter einige NUMA-Mitarbeiter, die an Land stationiert waren. Dummerweise gibt es aber eine Person, die gegen die Verseu­chung immun war, und die ist unterwegs, um Dr. Ambrosini und alle bei ihr Geretteten umzubringen. In letzter Minute gelingt es Austin, den Attentäter auszuschalten. Spätestens danach ist ihm klar: das war kein einfacher Störfall, sondern ein Biowaffen­angriff oder etwas sehr Ähnliches – auf alle Fälle eine Art von terroristischem Anschlag.

Verrückterweise stellt er bald danach ebenfalls fest – die „Toten“ sind nicht wirklich vollständig tot, sondern sie befinden sich in einem tiefen Koma, aus dem man sie vielleicht wieder wecken kann, sofern binnen weniger Tage ein Heilmittel entdeckt wird. Aber Dr. Ambrosini, die eigentlich dem italienischen Geheim­dienst angehört, tappt im Dunkeln, was die Verursacher der At­tacke angeht, und auch der tote Attentäter hat seine Spuren wirkungsvoll verwischt.

Die Ärztin ist in die Angelegenheit schon länger involviert und verfolgt die Spuren, die nach Malta führen und dort zum Ozea­nographischen Museum und einem Wissenschaftler namens Dr. Kensington. Leider ist ihnen die Organisation, die hinter all den kriminellen Machenschaften steckt, um einen entscheidenden Schritt voraus, und ehe Kensington überredet werden kann, den NUMA-Männern relevante Informationen zu geben, wird er durch ein Attentat getötet.

Was jedoch der vermeintliche Giftgasanschlag auf Lampedusa, historische Aufzeichnungen aus dem Pharaonenreich und ein rätselhaftes Versiegen der Grundwasservorräte in Nordafrika miteinander zu tun haben und inwiefern die Organisation „Osi­ris“ des Fanatikers Tariq Shakir darin involviert ist, das erweist sich als ein durchaus windungsreiches, schwer durchschaubares Geflecht von Verbindungslinien, in dem offenbar die Villains ständig die Oberhand haben. Es bedarf des ganzen Einfalls­reichtums von Kurt Austin, Joe Zavala und ihrer Mitstreiterin Dr. Ambrosini, um die Gefahr letzten Endes vollständig zu entschlei­ern und zu entschärfen …

Also, man kann nicht sagen, dass ein Cussler-Kooperationsro­man mit Graham Brown jemals wirklich langweilig wird, ganz gewiss nicht. Ob man sich unvermittelt mit einem Kleinst-Kipp­laster in den maltesischen engen Gassen von La Valetta auf Ver­folgungsjagd befindet, ob man eine Unterwasser-Ausgrabungs­stätte mit einem Klein-U-Boot angreift, ob man sich in einem un­terirdischen Minenlabyrinth eine Verfolgungsjagd liefert und da­bei auf „antike“ italienische Kampfpanzer stößt (und auf pha­raonische Schätze; letztere werden leider sehr despektierlich behandelt) … Langeweile ist hier wirklich ausgeschlossen. Man wird immer wieder verblüffend überrascht.

Was mich an zwei Stellen sehr positiv überraschte, war Folgen­des: Normalerweise sind Cussler-Romane ja im Wesentlichen in sich abgeschlossene Abenteuer, die zu anderen Vorgängerroma­nen nur über das Personal Verbindung besitzen. Das ist in die­sem Roman deutlich anders. Denn ebenso wie der Roman „Höl­lensturm“ spielt er zu wesentlichen Teilen in Ägypten und be­zieht das damalige lokale Personal mit ein, weswegen man zum vollständigen Genuss diesen Roman vorab gelesen haben sollte. Außerdem rekurriert das Buch ziemlich ungeniert auch auf den Vorgängerroman „Todeshandel“, so dass sich dessen Lektüre ebenfalls empfiehlt.

Besonders kokett fand ich dann allerdings ein überraschendes Crossover, mit dem ich am allerwenigsten gerechnet hatte – während eines nächtlichen Einbruchs in ein Museumslager sto­ßen Austin und Zavala nicht nur auf die Bösen, sondern auch auf ein Pärchen, das ihnen seltsam bekannt vorkommt: auf nie­mand Geringeren als Juan Cabrillo und eine Partnerin, also den Leiter der „Corporation“ aus der Romanreihe der OREGON-Aben­teuer. Da war ich doch einigermaßen perplex. Wichtiger noch als das ist aber, dass dieses Crossover eine Brücke zum annä­hernd zeitgleich erschienenen OREGON-Abenteuer „Schatten­fracht“ darstellt (Rezension ist in Arbeit). Das im vorliegenden Band nur peripher erwähnte Tagebuch des Kaisers Napoleon spielt dort dann eine zentrale Rolle, und es steht zu erwarten, dass diese Lagerraum-Szene dort aus Juan Cabrillos Sicht darge­stellt werden dürfte.

Das ist, soweit ich das beurteilen kann, das erste Mal, dass Coautoren von Cussler aus verschiedenen Romanreihen so enge Kooperation betreiben. Möglicherweise ist das eine interessante Neuerung, die in Zukunft nach Clive Cusslers im Jahre 2020 er­folgten Tod noch öfter auftreten wird. Ich fand das äußerst reiz­voll, muss ich gestehen.

Alles in allem haben wir hier ein rasantes, aber nicht ausschließ­lich auf Tempo geschriebenes, einfallsreiches und geschickt ge­machtes Abenteuer vor uns, das das bekannte NUMA-Personal einbezieht, in vielerlei Bereichen aber nur schwer vorhersehbar ist. Man kann natürlich kritisieren, dass die Vita etwa des Scharfschützen „Skorpion“ quasi nicht existiert und dass auch Hassan, die Nr. 2 der Osiris-Organisation eher schematisch ge­rät, aber das tut dem Lesevergnügen nur geringen Abbruch.

Ein wenig mehr Bezug zum englischen Originaltitel hätte ich mir natürlich schon gewünscht und auch, dass nicht gar so garstig mit den pharaonischen Hinterlassenschaften umgegangen wird, wie es hier der Fall ist – das tat mir als Fan des alten Ägypten durchaus manchmal weh.

By the way – als ich speziell diese Szenen las, in denen Krokodi­le und die Pyramiden vorkamen, musste ich unvermeidlich an das erste Blake & Mortimer-Comicalbum „Das Geheimnis der Großen Pyramide“ denken, das ich vor kurzem wieder las und rezensierte … die dadurch ausgelösten Bilder im Kopf, die viel­leicht auch Graham Brown mit inspiriert haben mögen, halfen sehr bei der bildhaften Ausgestaltung der Lektüre.

Doch ungeachtet all dieser besserwisserischen Kommentare hat mir der Roman sonst ausgezeichnet gefallen. Klare Leseempfeh­lung von meiner Seite.

© 2020 by Uwe Lammers

Braunschweig, den 1. Mai 2020

Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass wir in der kommenden Woche noch bodenständiger werden und uns dann von einer versierten Krimi-Autorin in ihre Schreibgeheim­nisse einführen lassen.

Neugierig geworden? Dann schaut kommende Woche wieder herein!

Bis dann macht es gut.

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Blogartikel 414: Legendäre Schauplätze 21: Ursinoon

Posted Februar 7th, 2021 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

die Planung für diesen Blogartikel sah eigentlich anders aus, als ich es jetzt umsetze – nicht dass ich den Schauplatz anders ge­wählt hätte, aber meiner Hoffnung zufolge wäre der Hintergrund schon besser ausgeleuchtet gewesen durch Veröffentlichung weiterer E-Books.

Aber ihr wisst ja inzwischen: dann kam die Corona-Pandemie dazwischen, und mein Zeitbudget, das für das Schreiben von E-Books und Blogartikeln frei wäre, wurde durch meine erfreuliche neue Beschäftigung an der Universität dramatisch verknappt … und damit gingen all meine hochfliegenden Pläne bezüglich wei­terer E-Books für das Jahr 2020 den Bach herunter (vgl. dazu den Silvesterblog 2020, ich mag mich hier nicht weiter wieder­holen).

Geplant war, im Jahr 2020 wenigstens das E-Book „BdC 2 – Ge­strandet in Bytharg“ zu veröffentlichen, optimalerweise auch „BdC 3 – Unter Feinden“. Das hätte insofern Sinn gemacht, weil ich in Band 3 den Handlungsschauplatz Ursinoon wieder aufnehmen wollte. Ihr versteht sicherlich, dass ihr, die ihr bis­lang nur in „BdC 1 – Im Feuerglanz der Grünen Galaxis“ zu sehen bekommen habt, eher nicht den Eindruck bekommen konntet, dies sei ein „legendärer Schauplatz“.

Zugegeben, im Vergleich etwa zu TOTAM (Teil 20 dieser Artikel­reihe) ist Ursinoon natürlich recht glanzlos. Und ich gestehe auch ein, dass manche Buchstabengruppen dieser Artikelreihe ein wenig mit Verlegenheitslösungen gefüllt wurden, um über­haupt einen namhaften Schauplatz zu haben. Das wird schät­zungsweise später auch so in der Artikelreihe über „Legendäre Völker“ der Fall sein, an deren Planung ich für den Herbst 2021 arbeite.

Folglich kann ich heute, um euch nicht gar zu viel von der na­hen Zukunft zu verraten, nur vergleichsweise wenig über diese Welt erzählen.

Ursinoon ist ein Planet in KONFLIKT 12, also der OSM-Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“, das ergibt sich aus dem oben Gesagten. Schauen wir mal kurz, was ich vor rund 30 Jahren im Lexikon der gleichnamigen Serie dazu schrieb:

Zweiter Planet der Sonne Xertohn im Heimatsystem der Tasva­ner in der Kleingalaxis Pholyar. Einstmals dritter Planet, jedoch zweiter noch bewohnbarer. Der ehemalige 2. Planet wurde durch eine kosmische Katastrophe zerstört und zum Asteroiden­ring.

U. ist eine kalte Welt, zwei Drittel des Jahres über herrscht dort Winter. Teile sind das ganze Jahr über gefroren. Die höchsten Temperaturspitzen liegen bei 22 Grad plus. Auf U. gibt es nur drei Städte, die auf Plateaus liegen und in die Sockel von Tafel­bergen eingearbeitet sind. Sie dienen dem Erztransport und dem Bau von Überlichtschiffen. U. hat keine Monde.

Nach der Invasion der Neuen Herren beginnen die Raumpiloten der Tasvaner zu meutern, und sie können der Kontrolle der Inva­soren entkommen, indem sie sich in eine alte Station der tasva­nischen Siedler in den nahen Bergen flüchten.“

Das ist natürlich alles sehr kursorisch, verständlicherweise. Par­tiell ist das sogar veraltet, denn die Überlichtschiffe werden ei­gentlich nicht mehr auf Ursinoon gefertigt, sondern auf dem Mond von Tasvaan, der Nirtaan heißt. Das macht aus energie­ökonomischen Erwägungen heraus auch Sinn, da Nirtaan im Ge­gensatz zu Ursinoon keine Atmosphäre trägt.

Was allerdings stimmt, das ist das Faktum, dass der eisige Pla­net Ursinoon als Stützpunkt für die Raumpiloten und Erzfrach­terbesatzungen dient, die im Asteroidengürtel des Tasvanor-Sys­tems unterwegs sind.

Was man eher nur kursorisch im ersten BdC-E-Book zu Gesicht bekommt (und wozu ich später im dritten Band der Serie mehr sagen werde), das ist das Geheimnis, auf das der rätselhafte Resacohn die flüchtenden Raumpiloten aufmerksam macht.

Es gibt tatsächlich mindestens einen alten Stützpunkt auf dieser Welt, und ich deute nur mal kurz an, dass der nicht von Tasva­nern errichtet worden ist. In einer gewissen Weise ist er eine Brücke zu den Sternen, mit der die flüchtenden Raumpiloten nicht gerechnet haben, und von hier aus werden sie zu einem Abenteuer aufbrechen, das sie sich in ihren kühnsten Alpträu­men nicht ausgemalt haben.

Nein, dazu kann ich noch nicht mehr sagen, das wäre Spoilern auf sehr hohem Niveau. Lasst euch da mal besser überraschen von dem, was kommt.

Was kann ich zu Ursinoon noch erzählen. Wie oben geschrieben steht, gibt es drei Plateaustädte auf der Welt. Die Atmosphäre Ursinoons wird von einer robusten, immergrünen Vegetations­decke erzeugt, die aufgrund der Tatsache der wirklich extrem kurzen wärmeren Perioden einen außerordentlich langsamen Lebenszyklus besitzt. Man kann also davon ausgehen, dass die­se Vegetation, zu der ich bislang noch nichts Näheres aussagen konnte, gleich irdischen Mammutbäumen vermutlich jahrtau­sendealt wird.

Aber wir sind hier natürlich nicht bei Ray Bradbury, der in sei­nen „Mars-Chroniken“ allen Ernstes Bauholz von der Erde zum Mars expedieren ließ, um hier amerikanische Frontier-Städ­te zu bauen. Wir wissen heutzutage, dass die Nutzlastkosten buchstäblich astronomisch wären. Dann hätte er die Häuser auch gleich aus Gold oder Platin bauen können, das wäre ver­mutlich preiswerter gewesen … wer also glauben sollte, dass die Tasvaner von Ursinoon Holz nach Tasvaan verschiffen, der traut den Echsenwesen wirklich keine kaufmännische Effizienz zu.

Nein, Ursinoon ist, was die Vegetation angeht, ein klares Zu­schussgeschäft. Alles, was auf dieser Welt angebaut wird, ge­deiht klimatisiert in den künstlichen Höhlendomen der Plateau­städte. Es ist anzunehmen, dass abgesehen von einer Oberflä­chenkartierung durch Orbitalsatelliten kaum so etwas wie Stra­ßensysteme oder externe Siedlungen existieren. Dafür sind die Kosten zu hoch und die Anreize zu gering. Folgerichtig konzen­triert sich die Besiedlung auf die drei Plateaustädte, wo alle Pro­duktions- und Erzverarbeitungsanlagen liegen. Nur Halbfabrika­te und Fertigfabrikate, so denke ich es mir, werden von hier aus systemeinwärts oder mit extrasystemischen Schiffen zu den tasvanischen Kolonien verschifft.

Als die Neuen Herren kommen und das tasvanische Reich im Handstreich besetzen, tun sie das – wie ihr aus dem ersten BdC-E-Book wisst – auch mit Ursinoon. Vorerst ist diese Welt also ok­kupiert, und nur ein paar Piloten unter Resacohns Führung sind noch flüchtig.

Es sieht grundsätzlich schlecht für die Geflohenen aus … aber wir ihr im dritten BdC-E-Book erleben werdet, täuscht dieser Eindruck.

Und damit ist Ursinoon als Handlungsschauplatz auch nicht gänzlich verschwunden. Zwar werden für lange Zeit andere Orte wichtiger werden … doch Ursinoon solltet ihr immer im Hinter­kopf behalten, da geschieht noch einiges von Bedeutung. Leider darf ich dazu noch nichts Näheres sagen. Deutlich anders wird das im nächsten Artikel dieser Reihe ausfallen, und dann kann ich auch wieder eine Reihe von prägnanten Zitaten bringen, die hier und heute fehlen.

Soviel also für heute (und ich kann eure unzufriedenen Mienen bestens verstehen, meine sieht sehr ähnlich aus). Im nächsten Artikel blicken wir 45 Milliarden Handlungsjahre in die Zukunft und in einen völlig anderen Sektor des Universums.

Wohin es uns dann verschlägt, da lasst euch mal überraschen.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 306: Sherlock Holmes und Jack the Ripper

Posted Februar 2nd, 2021 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

na klar, das konnte nur eine Frage der Zeit sein, nicht wahr, bis die bestimmte Frage aufkam: Sowohl Sherlock Holmes (wenn man von seiner realen Existenz ausgehen könnte) wie der Mas­senmörder Jack the Ripper, der nie gefasst wurde – soweit man weiß – , agierten zur gleichen Zeit in derselben Metropole, näm­lich London. Also musste unvermeidlich die Frage aufkommen, wie Arthur Conan Doyle so blind sein konnte, seinen legendären Detektiv nicht auf diesen Kriminellen anzusetzen.

Nun, natürlich gab es diverse literarische Versuche, dies hier ist einer davon. Ein weiterer, und deshalb kam mir das Buch so un­glaublich vertraut vor, ist die Filmversion, auf der dieses Buch mutmaßlich fußt, ein Film, in dem die junge Judi Dench – man kennt sie heutzutage besonders aus den James Bond-Filmen in der Rolle der „M“ – eine nicht unmaßgebliche Rolle spielte. Der Film heißt „A Study in Terror“ (1965) und ist durchaus sehens­wert. Dieser kommt allerdings glücklicherweise ohne die närri­schen und störenden Interventionen eines gewissen Ellery Queen aus.

Ihr merkt schon, ich bin von dem Roman nur bedingt angetan. Aber wer ein eingefleischter Sherlock-Fan ist, mag vielleicht da­nach suchen. Darum Vorhang auf für den Roman dieser Woche:

Sherlock Holmes und Jack the Ripper

(OT: Ellery Queen vs. Jack the Ripper. A Study in Terror)

Ein Ellery Queen-Krimi

von Ellery Queen (alias Frederic Danney und Manfred Benington Lee)

DuMont’s Kriminal-Bibliothek 1017

216 Seiten, TB, 1989

ISBN 3-7701-2188-0

Aus dem Amerikanischen von Manfred Allié

Warum, so fragt man sich seit mehr als hundert Jahren, hat sich wohl der legendäre Detektiv Sherlock Holmes aus der Baker Street in London, der anerkanntermaßen im Zeitfenster zwi­schen 1880 und 1914 in London und im südlichen England wirk­te und Kriminalfälle mit scharfsinniger Klugheit und Kaltblütig­keit löste, sich wohl nie um den wohl blutrünstigsten und rätsel­haftesten Killer gekümmert, der im Jahre 1888 im nebligen Lon­don sein Unwesen trieb und wenigstens fünf Frauen auf bestiali­sche Weise ermordete?

Warum ermittelte Sherlock Holmes niemals gegen Jack the Rip­per?

Lassen wir die Bemerkung mal außer Betracht, dass Holmes eine literarische Figur ist – und fragen uns, ob es denn wirklich keinen Ansatz von dieser Seite her gab, dem Schlächter von Whitechapel auf die Spur zu kommen? Nun, einen solchen Ver­such wenigstens gab es schon.

So vermittelt es uns der vorliegende Roman, der uns gerade­wegs zurück führt in den düsteren Abgrund des Londoner Ar­menviertels Whitechapel und das Duo Holmes und Watson in der Tat ermitteln lässt.

Und alles kommt folgendermaßen ins Rollen …

Der Krimischriftsteller Ellery Queen (der, wiewohl selbst ein Pseudonym und damit eine fiktive Gestalt, hier als reale Gestalt behandelt wird, womit sich zusammen mit Holmes und Watson schon drei Phantome auf diesen Seiten tummeln, die sich mate­riell manifestieren – eine Konstellation, die nicht ohne Reiz ist) plagt sich mit seinem neuen Romanskript, als ihn der Freund und die millionenschwere Nervensäge Grant Ames III. aufsucht. Er trinkt ihm seinen Gin weg und tischt ihm eine obskure Ge­schichte auf. Nach Besuch bei einer Party fand er ein altes Ma­nuskript in seinem Auto, das er bei Ellery Queen abgeben solle.

Die Seiten, offenbar aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stam­mend, scheinen ein unbekanntes Sherlock Holmes-Werk aus der Feder von Dr. John Watson zu sein. Und dieses auf Herbst 1888 datierte Werk beschäftigt sich mit nichts Geringerem als der Jagd des Meisterdetektivs auf die mordende Bestie von Whitechapel, Jack the Ripper.

Zunächst erhält Holmes ein Chirurgenbesteck zugestellt, dem das Skalpell fehlt. Ein verborgenes Wappen führt zur Adelsfami­lie derer von Shires. Der Herzog, dem Holmes das Besteck zu­rückgeben will, verleugnet, es zu kennen, ungeachtet des Wap­pens. Er meint aber, es habe wohl seinem verstorbenen Sohn Michael gehört, über den er nicht bereit ist, mehr zu erzählen.

Als Watson und Holmes auf dem Rückweg über den zweiten Sohn des Herzogs stolpern, Lord Carfax, und seine kleine Toch­ter Deborah, da entdecken sie, dass Michael vermutlich nicht tot ist, sondern nur für tot erklärt wurde, weil er eine Prostituier­te geheiratet hat, während er in Paris Medizin studierte. Sein Va­ter hat ihn von da ab verstoßen.

Von dort führen die Recherchepfade in die verschlungenen Gas­sen von Whitechapel, zu einem undurchsichtigen Pfandleiher, einem Armenhaus und einer benachbarten Leichenhalle sowie zu einem verrufenen Gasthaus. Und wiewohl Holmes eigentlich kein Interesse verspürt, sich mit Jack the Ripper zu befassen, führen die verheerenden Pfade doch direkt zu diesem Ungeheu­er hin und unausweichlich zur direkten Konfrontation …

Ich muss zugeben, ich habe das Buch – sehr kurzweilig ge­schrieben übrigens, ungeachtet aller Kritik – binnen von zwei Ta­gen neugierig verschlungen. Aber ab Seite 126, als mir ein un­entschuldbarer Kanon-Verstoß auffiel, hat mein Interesse doch sehr deutlich nachgelassen. Da elf von 24 Kapiteln brüske Aus­brüche aus der Handlungsvergangenheit darstellen, wird man als Leser doch immer wieder auf unschöne Weise aus der Hand­lung gerissen. In dem offenkundigen Versuch, witzig zu sein, er­reichen die beiden Autoren, wenigstens bei mir, der ich noch keine weiteren Ellery Queen-Romane kenne, dass eine gewisse unterschwellige Dauerfrustration eintritt.

Ich möchte daran zweifeln, dass ich der charakteristische Ellery Queen-Leser bin oder werden kann, wenn dieser Roman sym­ptomatisch für ihre Art des Schreibens ist. Kurz gefasst wäre der vorliegende Stoff wohl nur für eine Novelle tauglich gewesen. Das Buch macht darum einen etwas „aufgepumpten“ Eindruck, wenn man mir die wenig schmeichelhafte Bemerkung gestattet.

Da man Toten nichts übermäßig Unschönes nachsagen soll – die Verfasser sind 1982 bzw. schon 1971 verstorben, das Buch selbst anno 1966 entstanden – möchte ich mich mal kurz halten bei dem entdeckten Fehler, der unabweislich belegt, dass es sich entgegen der suggerierten Fiktion hierbei natürlich nicht um ein Originalmanuskript von Dr. Watson (aka Arthur Conan Doyle) handelt. Auf der Suche nach einer Erklärung, wer hinter den Vorkommnissen rings um Michael und das Chirurgenbesteck wohl die Fäden ziehen mag, kommt Watson auf Seite 126 auf die Idee, es könne „Professor James Moriarty“ sein, was Holmes sofort zurückweist.

Ich dachte, ich bekomme gleich Zahnschmerzen.

Moriarty, der „Napoleon des Verbrechens“ und großer Antago­nist von Sherlock Holmes, wird erstmals von Watson in der Ge­schichte „Das letzte Problem“ erwähnt. Danach ist Holmes aber bekanntlich 3 Jahre verschwunden gewesen und wurde für tot erklärt. Wenn man, wie die gängige Chronologie recht über­einstimmend aussagt, den Reichenbach-Vorfall (und Holmes´ wie Moriartys vermeintlicher Tod) in das Jahr 1890 oder 1891 datiert, so kann Watson von Moriarty erstmals dann erfahren haben. Was also hat Moriarty in einem Fall zu suchen, der fast tagesgenau in den Herbst 1888 datiert ist?

Richtig: gar nichts.

Da Watson solche Erinnerungsfehler wohl selbst in hohem Alter nicht unterlaufen wären, liegt der Fehler eindeutig bei schlampi­ger Vorrecherche der Verfasser. Der Grund für Moriartys Auftau­chen ist zugleich so plump wie verständlich: die Autoren such­ten händeringend nach einem Schurkennamen, den sie als „spi­ritus rector“ für das Verbrechen heranziehen könnten, und der einzige, der ihnen einfiel und den Doyle jemals (abgesehen von Irene Adler, die hier aber allein schon aus geschlechtsspezifi­schen Gründen nicht in Betracht käme) in seinem Werk genannt ist, ist eben: Moriarty.

Peinlich, weil sofort als Fehler zu erkennen, bleibt das gleich­wohl.

Noch peinlicher fand ich, dass auch dem Verfasser des durchaus sehr tiefgründigen Nachwortes, Volker Neuhaus, dieser Lapsus nicht auffiel. Womit er leider ebenfalls dokumentierte, dass er zwar in den Marginalia im Falle Doyle sowie in der Literaturge­schichte der Holmsiana gut bewandert ist, hier aber einen be­trüblichen blinden Fleck aufweist und die Chronologie nicht wirklich beherrscht.

Der Fall selbst … nun ja, Ellery Queen beweist einiges analyti­sches Geschick, das das eines Dr. John Watson in diesem Fall deutlich übertrifft. Aber wenn man sich mal die relativ schmale Basis an Verdächtigen ansieht und die Hintergrundmotive, dann muss man sich schon fragen, warum der Detektiv so lange er­kennbar im Trüben fischt, ehe er auf dramatische Weise einer Nebenspur nachgeht und das Grauen dann schließlich – mit massiver Mithilfe Dritter – doch noch zum Abschluss bringen kann.

Interessant sind natürlich gewisse Details, die darauf schließen lassen, dass die Romanverfasser sich zumindest ein kleines bisschen in die Ermittlungen im Fall Jack the Ripper eingelesen hatten.1 So wird verschiedentlich angedeutet, dass vermögende Personen in die Geschichte verwickelt gewesen sein könnten (es gibt Spekulationen, die das britische Königshaus in die Angele­genheit hineinzogen – was hinreichend Anlass für Vertuschungs­aktionen gewesen wäre). Und es gibt zumindest eine Passage, die auf einen Maler hindeutet. Erst 2002 ging die Krimiautorin Patricia Cornwell diesen Indizien nach und schloss, dass der Ma­ler Walter Sickert in Wahrheit Jack the Ripper gewesen sei.2 Die tatsächliche Identität des Rippers ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt.

Die Gesamtanalyse des vorliegenden Romans ergibt darum für mich das Bild eines klassischen Trittbrettfahrers, das Endergeb­nis ist entsprechend durchschnittlich. Um es böse zu formulie­ren: den Verfassern fiel gerade kein gescheiter Krimistoff ein, also griffen sie auf ein fiktives Manuskript von Dr. John Watson zurück, klaubten ein paar Fakten zu Whitechapel und Jack the Ripper und kochten daraus ein unterhaltsames kleines Kri­misüppchen … mit dem bedauerlichen Nachteil, dass man rela­tiv bald unter besserer Berücksichtigung der Motive ahnt, wer der Mörder unweigerlich sein MUSS. Auch wenn Watsons Tage­buch hartnäckig einen anderen Kandidaten ins Visier nimmt.

Netter Versuch, aber nicht wirklich als gelungen zu bezeichnen (in den Ellery-Kapiteln spürt man ständig den Widerwillen, sich des Stoffes ernsthaft anzunehmen … für Leser nicht eben ange­nehm!). Echte Holmsianer wären davon mit Fug und Recht ziemlich enttäuscht, und jeder, der sich im Fall des Jack the Rip­per ein wenig auskennt, ebenso. Ein bisschen mehr Mühe hätte hieraus ein interessantes Werk gemacht – so blieb es leider Durchschnitt, gerade einmal geeignet für ein oberflächliches, vermutlich primär amerikanisches Leseklientel. Oder für uner­schütterliche Ellery Queen-Fans, die gibt es vielleicht ja auch.

© 2019 by Uwe Lammers

Versprochen, Freunde, in der kommenden Woche wird es wieder deutlich interessanter. Da landen wir – mal wieder, mag manch einer von euch seufzend sagen – bei Clive Cussler & Co., aber der Roman hatte eine bemerkenswerte Überraschung in petto.

Mehr dazu in der kommenden Woche.

Bis demnächst, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

(BS, 10. Juli 2020)

1 Allerdings nicht sehr gründlich, wie mir scheinen will, wenn man sich die Chronologie der Morde anschaut. Mary Ann „Polly“ Nichols, die als einzige hier namentlich erwähnt wird, ist das erste der fünf Ripper-Op­fer und stirbt am 31. August 1888. Hier hat es den Anschein, als sei sie ein späteres Opfer geworden, aber vor dem Mord an ihr wird vom Rip­per noch gar nicht gesprochen! Erst danach macht er sich in Briefen an Scotland Yard einen Namen als „Ripper“ und wird zum Alptraum von London. Die anderen Opfer folgen am 8. September (Annie Chapman), 30. September (keine Verstümmelungen), ebenfalls am 30. September Catherine Eddowes, und schlussendlich Mary Jane Kelly am 9. Novem­ber, die in einem Zimmer geradezu ausgeweidet wird. Der Roman ver­mittelt demgegenüber die Vorstellung, alle Morde seien im Laufe weni­ger Tage oder Wochen geschehen, nicht verteilt über ein Vierteljahr. Die Daten stammen aus Shirley Harrison: Das Tagebuch von Jack the Rip­per, Bergisch-Gladbach 1998.

2 Vgl. Patricia Cornwell: Wer war Jack the Ripper?, Hamburg 2002.

Liebe Freunde des OSM,

dieser aktuelle Monat war ein Wechselbad der Gefühle, ganz ernsthaft. Er fing toll an und hörte – emotional – im vollendeten Desaster gestern auf. Das konnte ich wirklich so nicht erwarten, niemand konnte das, wenn man mal realistisch ist. Alter ist eine Sache, hohes Alter eine andere, und wenn man dann noch weiß, dass eine Pandemie grassiert und der Lebensmut selbst jünge­rer Zeitgenossen verfinstert ist, kann man schon gewisse Be­sorgnis artikulieren … aber das heißt doch nicht, dass man auf das Schlimmste vorbereitet ist, und ich war es folgerichtig auch nicht …

Aber ich sollte vorne anfangen, bei den positiven Dingen.

Extrem positiv schon am 2. Oktober, unmittelbar vor Ende mei­ner Urlaubstage, war das Fertigstellen von OSM-Band 2000, von dem ich schon im letzten Teil dieser Rubrik berichtete. Und ich habe umgehend einen Blogartikel zu diesem Meilenstein meines kreativen Hauptwerks fertig gemacht, der allerdings erst als Blogartikel 428 erscheinen wird, also in ein paar Monaten – das mag bei euch für lange Mienen sorgen, aber ihr solltet das viel­leicht verstehen: ich plane die Blogartikel relativ weit voraus und schreibe sie in der Regel auch sehr zeitig. Es bleiben da ge­legentlich Lücken für Unerwartetes, aber bis Nr. 427 war alles bereits gefüllt, ich habe die erste Lücke genutzt, die da war – Blogartikel 428. Daran konnte ich nichts drehen.

Ansonsten nahm die Menge an fertigen Werken deutlich ab. Das hatte wesentlich mit so trivialen Dingen wie meiner Brotarbeit und der Steuererklärung zu tun. Das ELSTER-Verfahren ist für mich durchaus tricky und zeitaufwändig. Aber, positiver Aspekt, im Gegensatz zum letzten Jahr, wo ich daran grandios scheiter­te, habe ich es diesmal vollständig durchlaufen. Es steht zu hoffen, dass das im kommenden Jahr deshalb etwas einfacher vonstatten geht, zeitiger sowieso.

Was HABE ich denn in diesem Monat auf die Reihe bekommen? Schauen wir uns das mal genauer an:

Blogartikel 408: Work in Progress, Part 94

NK 54: Tödliche Entscheidung

12Neu 95: Austrittspunkt Bestcaan

12Neu 96: Oki und die Yesvaa

12Neu 97: Spähtrupp nach Tyalcoor

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Der Neutralkrieger“)

(NK 57: Sardoons Plan)

(OSM-Wiki)

(12Neu 100: Kommandounternehmen Entropiehammer)

13Neu 6A: Der Tod als Gast

(Glossar der Serie „Oki Stanwer Horror“)

(13Neu 7: Der glühende Schädel)

(13Neu 8: Der Todesfahrer)

Anmerkung: Die Abschrift dieses Episoden-Rohtextes war für mich eine echt verdammte Überraschung … nicht, weil die Ge­schichte aus dem Jahre 1983 stammt und damit zu den ältesten OSM-Werken überhaupt gehört. Viel entscheidender fand ich, dass die Handlung nahezu überhaupt keine Verbindung zu der Neuabfassung gleichen Namens besaß, die nachher in den „CLOGGATH-KONFLIKT“ Eingang fand. Heathens Garden? Fehl­anzeige. Jagd auf Oki Stanwer durch Scotland Yard, weil man ihn für einen irren Mordfahrer hält? Fehlanzeige. Stattdessen verschlug mich die Episode auf ein bizarres Eiland zwischen den Dimensionen, mit unserer Welt durch Totenschädelstraßen ver­bunden …

Also echt, ich hatte schon eine wilde Phantasie damals. Vermut­lich zu viele Comics gelesen, würde ich mal schätzen.

(Verspielt – Erotic Empire-Story)

(Glossar der Serie „Oki und Cbalon – Das Ewigkeitsteam“)

Anmerkung: Hier kam ich erstaunlich rasch voran. Ich schrieb ja letztens, dass ich im September mit diesem Rohglossar ange­fangen habe … nun, was soll ich sagen? Inzwischen bin ich bei Band 55 angelangt, das ist die Hälfte der Serie. Bei dem Tempo kann man davon ausgehen, dass ich Ende November so ziem­lich damit durch sein dürfte. Mal schauen, ob die Prognose be­lastbar ist. Im nächsten Monat wisst ihr mehr.

Blogartikel 428: Meilenstein OSM-Band 2000

(Glossar der Serie „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“)

(12Neu 98: Hauch der Vernichtung)

(Lexikon der Serie „Oki Stanwer – Der Siegeljäger“)

Anmerkung: Ja, gell, das überrascht jetzt, was? Nun, ich stellte durch eine Stippvisite einigermaßen frustriert fest, dass ich seit Dutzenden (!) von Episoden, also über eine ganze Reihe von Jahren seit den späten 90er Jahren vergessen hatte, die Lexi­konseiten zu aktualisieren und zu füllen. Will heißen: ohne die fertigen Lexikonseiten waren die Episoden im Grunde nicht voll­ständig, ich hatte sie aber voreilig schon in den Unterordner „Oki Stanwer Mythos“ eingeordnet, wo die vollständigen Werke stehen. In Bälde werde ich mich also um die Fortführung der Le­xikonseiten kümmern, und wenn ich das gemacht habe, folgt dann notwendig auch das Serienglossar.

Keine neue Baustelle, aber eine vergessene. Seufz. Auch daran herrscht definitiv kein Mangel.

Blogartikel 407: Legendäre Schauplätze 20: TOTAM

Anmerkung: Über TOTAM kann man viel erzählen? Oh, wahrhaf­tig, das kann ich … und ich habe auch eine Menge Worte ge­macht, wie ihr inzwischen wisst, wenn ihr diesen Artikel lest. Dafür bin ich in der kommenden Woche, wenn es um den nächsten „legendären Schauplatz“ geht, deutlich wortkarger. Ihr werdet es sehen.

(12Neu 101: Der Konstantenwechsler)

Anmerkung: „Konstantenwechsler“ klingt unspektakulär? Nun, ich sage es mal vorsichtig: wenn ihr milliardenfachen Massen­mord unspektakulär findet, könnt ihr diese Einschätzung wohl aufrechterhalten. Ansonsten schildere ich in dieser Episode ein monströses Verbrechen an einem Ort, den ihr in der BdC-Serie lieben lernen werdet, davon gehe ich aus.

Welchen Ort? Aber nicht doch, ein wenig Überraschung muss doch noch bleiben. Bei den BdC-E-Books stehen wir doch noch ganz am Anfang der Geschichte. Zu den schrecklichen Seiten der Serie kommen wir dann alsbald … ich bitte da um Geduld.

(E-Book „DER CLOGGATH-KONFLIKT 2: Monstererwachen“)

Anmerkung: In der Tat, ich fand auch gegen Monatsende ein wenig Ruhe, wieder an diesem E-Book zu schreiben, aber der rechte Kick wollte sich nicht einstellen, weswegen ich die Arbeit dann wieder ruhen ließ. Ich glaube, das ist eine gute Entschei­dung. Geschichten übers Knie zu brechen, wenn man dazu nicht in Stimmung ist, das klingt nie nach einem guten Plan, dabei kommt dann bestenfalls Mittelmaß heraus, meist aber Schlim­meres. Und das will ich euch nicht zumuten, Freunde.

(12Neu 99: Staubterror)

Und damit endete der Monat formal … aber ich sagte ja schon eingangs, er begann toll (OSM-Band 2000) und endete gräss­lich. Das Letztere hatte nichts mit meinen Geschichten zu tun. Stattdessen überrumpelte mich ein Todesfall gründlich.

In den vergangenen Monaten sind eine Menge prominenter Stars verstorben, ich habe im vergangenen Monat an dieser Stelle davon berichtet. Dass aber ausgerechnet am letzten Tag des Monats einer meiner Lieblingsschauspieler seinen letzten Hauch tun und für immer von der Bühne des Lebens abtreten musste, das hat mich dann doch getroffen. Ich hätte ihm noch ein paar Jahre im Altersruhestand (er ist immerhin stolze 90 Lenze alt geworden) gegönnt.

Aber das war Sir Sean Connery, den wir wohl alle in seiner wohl prominentesten Rolle als britischem Geheimagenten James Bond 007 kennen, nicht vergönnt, er ist in seinem Altersdomizil auf Nassau am 31. Oktober verstorben.

Die Welt, so sehe ich es, hat dadurch mal wieder etwas an Glanz verloren. Aber es hilft ja alles nichts, es muss weiterge­hen. Also bin ich wie im Fall des neulich erfolgten Todes von Dia­na Rigg verfahren: Ich schaute mir einen meiner Lieblings-Bond­filme an („Goldfinger“) und bekam Connery noch mal in bes­ter Verfassung zu sehen. So behalte ich ihn gern in Erinnerung.

Soviel für dieses Mal aus der Kreativküche für den Monat Okto­ber.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Rezensions-Blog 305: Warten auf die Aras

Posted Januar 27th, 2021 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

vor langer Zeit einmal murmelte ich, durchaus misanthropisch gestimmt, nachdem ich ein dickes Buch über die menschliche Unvernunft und die desaströsen Folgen der menschlichen Fort­schritts-Hybris gelesen hatte, der unzählige Millionen und Milli­arden Tier- und Pflanzenwesen zum Opfer fielen, vor langer Zeit also murmelte ich finster, es sei wahrhaftig keinerlei Grund vor­handen, stolz darauf zu sein, sich zur menschlichen Spezies zu zählen. „Ich wäre auch lieber ein Baum“, sagte ich damals, und das war nur halb im Scherz gesagt.

Gleichwohl, man kann dieses Verdammungsurteil natürlich nicht über alle Menschen in gleichem Maße aussprechen, es wäre doch gar zu ungerecht. Es gibt durchaus intelligente, einsichti­ge, tiefgründige Menschen, die bestens wissen, dass unsere Le­bensform keineswegs das Maß aller Dinge ist, sondern vielmehr eine Art von krankhaftem, hypertrophem Wachstum einer ein­zelnen Spezies, die sich in eine hemmungslose Vermehrungsspi­rale hineinschraubt und dabei schlechthin alles andere entwe­der bis zur Vernichtung ausnutzt oder aus purem Unverständnis ausrottet.

Und dann gibt es Personen, die diese Tatsachen hellsichtig er­kennen und die mahnende Werke schreiben, um a) auf die oft­mals sehr weit verstreuten, mahnenden Warnzeichen aufmerk­sam zu machen, die b) Verbindungslinien zwischen Sachverhal­ten herstellen, die der „Otto-Normalbürger“, wie ich die ober­flächlich informierte Mehrheit der Mitmenschen einmal vorsich­tig nennen möchte, einfach nicht zu sehen imstande sind und die c) Pfade aufzeigen, wie vielleicht noch etwas von der übrig gelassenen ökologischen Vielfalt zu retten ist.

Denn seien wir uns einer Tatsache mal grundsätzlich bewusst, Freunde: Wir wissen, wenn wir uns halbwegs breit informieren, dass der Lebensstil, den wir zurzeit mehrheitlich pflegen, weder eine Empfehlung für den Rest der Menschheit sein kann (sonst bräuchten wir mutmaßlich wenigstens 2,5 Erden, die es natür­lich nicht gibt … zeige mir mal einer den Discount für Ersatz-Er­den, wenn wir unsere ausgepowert haben – den gibt es einfach nicht!), noch sollten wir davon ausgehen, dass wir uns noch all­zu lange auf diesem Niveau halten können. Vieles, woran wir uns als selbstverständlich gewöhnt haben, gehört auf eine bi­zarr-kulturelle Weise auch zu den modernen „aussterbenden Spezies“. Flugreisen, Billigfleisch, Massenevents mit Tausenden von eng gedrängten Menschen … die Corona-Krise ist aktuell ein solches Warnzeichen, das uns zu Nachdenklichkeit und be­wusster Aufmerksamkeit zwingen sollte. Nur Narren denken, dass es „danach“ eine Rückkehr zur Normalität geben wird. Ak­tuell spricht nichts dafür, auch wenn das kaum jemand wahrha­ben möchte.

Als ich vor relativ kurzer Zeit das Buch von Terry Glavin ge­schenkt bekam, weil ich grundsätzlich ein ökologisch sehr inter­essierter Zeitgenosse bin, stellte ich recht bald nach Beginn der zum Teil ordentlich erschütternden Lektüre fest, dass Glavins Denkansätze sehr breit gefächert sind, sie reichen von Landwirt­schaft über indigene Kulturen, Kulturgeschichte, Kulturanthropo­logie und klassische Ökologie bis hin in die Linguistik ausster­bender Völker.

Und ja, wie ich unten sage, die Lektüre hält eine Menge ziemli­cher Schocker parat, von denen ich die wenigsten unten ange­deutet habe. Zu dem Fazit von 2019 stehe ich indes immer noch: Das ist mit einigem Abstand eines der wichtigsten Bü­cher, das ich je gelesen habe, und ich empfehle es jedem auf­geschlossenen und kritischen Zeitgenossen und all jenen, die sich Sorgen um den Zustand der Welt und jener Wesen machen, die sie bevölkern.

Ja, es mag sein, dass man anschließend keine Tierparks mehr schätzen kann (konnte ich, ehrlich gesagt, noch nie – für mich sind die armen Wesen Gefangene, und ich mache grundsätzlich keine Sightseeing-Tours in Gefängnissen … ich weiß ja nicht, wie das mit euch ist, Freunde, aber das halte ich durchaus für pervers). Aber die Denkanstöße, die Glavin verabreicht, sind es mehr als wert, in weiteren Geistern vorangetragen zu werden.

In diesem Sinne – wer neugierig geworden ist, der lese unbe­dingt weiter:

Warten auf die Aras

(OT: The Lost and Left Behind. Stories from the Age of Extinctions)

Von Terry Glavin

Zweitausendeins

Dezember 2008

384 Seiten, TB

Aus dem Englischen von Waltraud Götting

ISBN 978-3-85150-894-6

Terry Glavin ist ein an der kanadischen Küste lebender zeitge­nössischer Journalist, der regelmäßig in lokalen Zeitungen publi­ziert und an der Universität von British Columbia in der Fakultät für Theater, Film und kreatives Schreiben unterrichtet, und mit dem vorliegenden Buch hat er sich eines Themas angenommen, das nicht nur ihm auf den Nägeln brennt und am Herzen liegt, sondern das uns alle interessieren sollte, die wir an den Erhalt unserer Umwelt und der Erschaffung einer lebenswerten Zu­kunft für unsere Kinder und Enkel Gedanken verwenden.

Glavin schreibt über das Zeitalter des Verschwindens, und es ist eine Abenteuerreise, die eine Mischung ist aus Abenteuernovel­le vergangener Jahrhunderte und Expeditionen in den Alptraum. Und je mehr Details er enthüllt, je mehr Netzwerke er freilegt wie der Präparator Nervengespinste in toten Körpern offen legt, desto kälter wird dem Leser dieses Buches. Ich brauchte für das vorliegende Werk 16 Lesetage, aber sie verteilten sich auf rund vier Monate … und wer meine Rezensionen kennt, der weiß, dass ich im Grunde genommen ein geschwinder, recht analyti­scher Leser bin. Aber hier waren die textlichen Zumutungen, die Glavin mit sehr prägnant übersetzter Sprache vortrug, derge­stalt geartet, dass Lesepausen schlichtweg notwendig waren, damit ich mich vom Level des Entsetzens und der zunehmen­den Empörung wieder runterkühlen musste. Ich fühlte mich bei der Lektüre sehr intensiv an David Quammens phantastisches wie schonungsloses Buch „Der Gesang des Dodo“ erinnert, und Glavins Buch gehört in dieselbe Liga, Seite an Seite zu Ra­chel Carsons „Silent Spring“. Damit ahnt ihr Wissenden viel­leicht schon ein wenig, was euch erwartet.

Lassen wir den Autor selbst zu Wort kommen:

Wir leben im Zeitalter des Verschwindens:

Alle zehn Minuten eine Spezies.

Alle sechs Stunden eine Pflanzenart.

Alle zwei Wochen eine Sprache.“

Wer jetzt denken sollte, es werde hier nur schwarz in Schwarz gemalt, der irrt allerdings. Terry Glavin bereist krisenhafte Regionen der Welt (und auch solche, die auf den ersten Blick gar nicht krisenhaft wirken, es bei näherem Hinsehen aber sehr wohl sind, etwa direkt vor seiner Wohnungstür, wenn er Obst­gärten an der kanadischen Küste betrachtet, Zoos in Singapur oder eine unscheinbare Region in der Heimat seiner Vorfahren in Irland) und analysiert die Gegebenheiten auf ökologischer Ebene, durchleuchtet sie historisch und erschafft gruselige Fall­studien, die manchmal so abgründig sind, dass man sie und die sich daraus ergebenden Folgerungen kaum glauben mag. Sie sind gleichwohl (man ist geneigt zu sagen: leider) gut belegt. Und wie schon bei David Quammen steht als der zentrale Verur­sacher immer wieder jenes Wesen im Zentrum, das sich egois­tisch als „Krone der Schöpfung“ versteht: der homo sapiens sa­piens, unsere eigene Rasse. Verkürzt gesagt könnte man zuspit­zen: wo immer der Mensch sich niederlässt und wie eine Dampf­walze ausbreitet, hat er Chaos und Zerstörung im Gefol­ge … und ist oftmals so blind, dass er das gar nicht sieht und von den Folgen des eigenen Handelns nicht selten höchst un­schön überrascht wird.

Aber Terry Glavin hat nicht nur eine mahnende Klageschrift for­muliert, sondern er setzt auch durchaus Akzente der Hoffnung. Denn es gibt durchaus Personen und Institutionen, die sich dar­um bemühen, die vom Menschen so leichtfertig zerrissenen Netze ökologischer Bezüge wieder zu restaurieren, Personen, die sich große Mühe geben, Vernunft walten zu lassen (etwa bei Fangquoten) oder die sich damit beschäftigen, zerfallende Habi­tate wenigstens zu dokumentieren, aussterbende Bräuche und Sprachen festzuhalten.

Denn es geht dem Autor durchaus nicht nur darum, Pflanzen, Tiere und ökologische Habitate zu beweinen oder darauf auf­merksam zu machen, sie zu erhalten. Der Mensch wird nicht al­lein als eine Art von Bulldozer betrachtet, der alles, was er an­fasst, unausweichlich zerstört (was leider dennoch meist der Fall ist), sondern Glavin weist zu Recht darauf hin, dass der Mensch mit seinem Lebensraum sich auch selbst zu zerstören trachtet.

In Zeitaltern, in denen der Handel segmentiert und die Landkar­ten parzelliert waren, wo es noch keine ausgebauten Fernstra­ßen gab, keine Flugplätze und weltweiten Containerhandel oder eine globale Datensphäre, da funktionierte die menschliche Ge­sellschaft nämlich sehr ähnlich, wie man das von klassischen ökologischen Nischen kennt (etwa in Neuguinea): quasi jedes abgeschiedene Tal entwickelte eigene kulturelle Bräuche, Sprachnuancen und Dialekte, hütete Pflanzen und Tiere aus rei­nem Eigeninteresse – und damit oftmals sehr viel besser, als sich das etwa kleinliche christliche Missionare vorstellten, die dort hinkamen und wie die Axt im Walde völlig voreingenom­men ihre eigene Kultur überzustülpen suchten, die dorthin über­haupt nicht passte … mit zumeist höchst desaströsen Konse­quenzen.

Mit der zunehmend besseren Erreichbarkeit solcher zivilisatori­scher Enklaven gelangen eben auch neben den zahlreichen kul­turellen Verbesserungen des einfachen Lebens zunehmend die negativen zivilisatorischen Folgen in entlegene Täler: Wellblech­dächer statt traditioneller naturnaher Dachstoffe. Fastfood. Geldwirtschaft. Generatoren für Lichtmaschinen, moderne Klei­dung, Geschlechtskrankheiten … denn durchaus nicht alles ist für die vermeintlich „primitiven“ Gesellschaften von Vorteil. Und je mehr sie sich an die globale Kultur anpassen, desto mehr ver­schwinden auch lokale Bräuche, Dialekte, das Wissen um Heil­pflanzen, alte und erprobte Anbaumethoden.

So reist Terry Glavin über die Kontinente und findet lebende Tote, sterbende Habitate, sucht in Sibirien nach Riesenlachsen und bei den Lofoten den legendären Mahlstrom. Und doch fin­det er an manchen dieser Orte neben den Resten absterbender Kulturen und den Ruinen zerfallender Ökosphären auch gewisse Indizien, die ihm Hoffnung einflößen. Eine der interessantesten befindet sich in einem sehr schwer zu erreichenden Dorf im Nordosten Indiens am Fuße des Himalajas.

Allerdings ist der Weg dorthin steinig und voll von schockieren­den Informationen und Erkenntnissen. Viele davon werden den Lesern schwer verdaulich erscheinen. Die Feststellung etwa, dass bei genauer Betrachtung nahezu 90 % der essbaren Fisch­bestände der Welt als ausgerottet gelten müssen, der Rest als überfischt … macht man sich nicht klar, wenn man im Super­markt an den Fischdosenregalen entlanggeht. Man beginnt sich unwillkürlich zu fragen, wie lange das wohl noch so weitergehen kann. Wenn man begreift, dass die Weltbevölkerung tagtäglich um wenigstens 200.000 Köpfe wächst und ein jeder davon sozu­sagen als Geburtsrecht für sich beanspruchen kann, eines Tages auch ein Dach über dem Kopf haben zu wollen, einen Ausbil­dungsplatz, eine eigene Familie, die er/sie gründen will, mit fol­gerichtig dann noch mehr hungrigen Mäulern … dann wird dem grübelnden und fröstelnden Leser klar: das kann nicht mehr lan­ge so weitergehen. Die Natur wird das schlicht nicht endlos er­tragen können.

Die Menschheit verhält sich derzeit ähnlich hirnlos wie ein Bak­terium in einer Petrischale, das ungezügelt wuchert, weil es ein­fach nicht anders kann … jedenfalls bis alle Nahrungsgrundla­gen aufgebraucht sind, dann kollabiert alles. Man sollte meinen, Menschen seien intelligenter als solche Bakterien, aber wir wer­den tagtäglich vom Gegenteil überzeugt.

Terry Glavins Buch ist in der Hinsicht wohltuend aufrüttelnd. Vermutlich kann man nach der Lektüre keine Tierparks mehr lei­den, schaut eher mitleidig auf den Svalbard Global Seed Vault in Spitzbergen herab und versteht sehr viel besser, warum im Jah­re 2002 am Rand von Port Alice an der Nordwestküste von Van­couver ein Mann von einem wilden Puma fast totgebissen wurde … ja, ich sage, es gibt echte Schauergeschichten, die das Leben geschrieben hat, in diesem Buch, und dabei bleibe ich ausdrü­cklich ganz an der Oberfläche.

In mancherlei Hinsicht ist Glavins Information auch so geartet, dass meine eigene durchaus profunde ökologische Kenntnis ein Update erhält, das bei einigem Durchdenken sehr viel für sich hat. Dazu nur ein Beispiel: Bei dem oben erwähnten Buch von David Quammen lernte ich vor über 15 Jahren die Nordamerika­nische Wandertaube kennen, die im 19. Jahrhundert schonungs­los ausgerottet wurde. Eine Spezies, deren Schwärme nach zeit­genössischer Beschreibung stundenlang (!) über den Himmel flogen und nach Milliarden Individuen zählten. Am Ende des 19. Jahrhunderts existierten sie nicht mehr.

Ich hielt das damals für eine monströse Form von Genozid … und Terry Glavin stellt die durchaus plausible Hypothese auf, dass die massenhafte Verbreitung der Nordamerikanischen Wandertaube bereits eine Art Negativausschlag auf der Skala der Ökosphäre Nordamerikas war – wie übrigens auch die Bison­herden, die man aus der Zeit des Wilden Westens her kennt!

Glavins Grundthese: als Nordamerika vor rund zehntausend oder mehr Jahren – vermutlich in mehreren Wellen und aus un­terschiedlichen Richtungen, nicht nur über die Beringstraße – besiedelt wurde, fanden die menschlichen Kolonisten eine Fau­na vor, die nicht auf Menschen vorbereitet war. Und die Men­schen gingen, wie üblich, daran, Raubbau zu betreiben. Dies führte zu grundlegenden Störungen des ökologischen Gleichge­wichts. Größere Lebensformen starben aus, Räuber wie die Sä­belzahntiger wurden ausgerottet. Das Gleichgewicht verschob sich. Arten, die vorher durch Jagdfeinde immer reguliert worden waren, erhielten jetzt die Chance, sich exzessiv auszubreiten. Darunter die Bisons und die Wandertauben.

Dass also die nordamerikanischen Indianer mit der Umwelt eini­germaßen pfleglicher umgingen als die arglosen Neusiedler aus Europa, war weniger dem tieferen ökologischen Wissen geschul­det, sondern vielmehr schlichte Notwendigkeit – die zwingende Folge ökologischer Desaster, die sie selbst zuvor verschuldet hatten.

Aber die Indianer hatten Jahrtausende Zeit zu lernen, mit den Folgen ihrer Handlung zu leben. Sie besaßen zudem keine Mög­lichkeit, in jenem gigantischen Umfang und wahnhaft schnellen Tempo Raubbau mit den Ressourcen der Welt zu betreiben, wie es unsere Gesellschaft seit gut zweihundert Jahren tut.

Die Konsequenzen sind heute schon an vielen Stellen sichtbar. Das beschränkt sich nicht auf das Aussterben zahlloser Apfel­sorten, das Dahinsiechen von Insektenvölkern und das Ab­schmelzen der Polarkappen und Gletscher … das hat noch völlig andere, leicht übersehene Folgen. Terry Glavins Buch ist eine er­hellende, höchst informative und sehr lesenswerte Abenteuer­reise in eine Welt, wie wir sie zu kennen glauben, von der wir aber bislang nur Schatten und Mutmaßungen zu sehen bekom­men haben.

Wer die Welt wirklich mit einem Blick durch die Lupe eines öko­logisch interessierten Sherlock Holmes sehen möchte und dabei auch noch eine Menge lernen will, wen die finsteren Abgründe unserer Gesellschaft, unserer Geschichte und all die Kriegs­schauplätze des zunehmend sich verschärfenden Kampfes der Menschheit gegen die globale Ökologie nicht schrecken, der wende sich vertrauensvoll und neugierig diesem Buch zu.

Es wird euch die Augen öffnen, Freunde! Ich halte dieses Werk für eines der wichtigsten und tiefgründigsten, die ich je gelesen habe, und ich danke meinen Freunden Lothar und Adelheid, die es mir schenkten und damit absolut meinen Nerv getroffen ha­ben!

© 2019 by Uwe Lammers

Harter Stoff? Well, eindeutig. Aber harter Stoff UND wichtig. Und weil das diesmal so richtig an die Nieren ging, schauen wir uns in der nächsten Woche eher mal die leichtere Unterhaltung an und kümmern uns mal wieder im den beratenden Detektiv aus der Baker Street. Und klären ein für allemal die Frage, ob sich Sherlock Holmes denn nicht auch mal um Jack the Ripper ge­kümmert hat …

Bis nächste Woche, Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

Liebe Freunde des OSM,

mit dem vorliegenden Band 101 begann damals für mich eine neue Ära in der Serie Horrorwelt. Wie erinnerlich hatte in den ersten hundert Episoden der Serie der zuweilen verzweifelte Kampf der menschlichen und nichtmenschlichen Bewohner der Horrorwelt gegen den brutalen Invasor TOETAAR, den Dämon der Gewalt, die Handlung beherrscht. Nach einem beinahe voll­ständigen Sieg gelang es dem untoten Deserteur Mapun, die „Höhle der Tausend Steine“ zu aktivieren und die darin gespei­cherte Kristallmagie zu entfesseln, die TOETAARS Invasionshee­re buchstäblich in Asche verwandelte. Auch gelang es dem De­serteur des Bösen, TOETAARS Machtbasis, die gigantische schwebende Festung der SCHATTENRESIDENZ oberhalb der weitläufigen, in 72 Segmente zergliederten Dämonenwelt, den Jenseitigen Dimensionen, zu zerstören.

Wieder auf die Horrorwelt und in die Katzenstadt zurückgekehrt, wurde Mapun von TOETAAR am Götterberg zum Duell herausge­fordert, wo ein erbarmungsloser Kampf auf Leben und Tod schlussendlich beide die Existenz kostete.1

Seit diesem Tag, an dem weithin Frieden auf der Horrorwelt ein­kehrte, sind 20 Jahre vergangen. Mapun zwei junge Ehefrauen Gera und Gesa, die am Nordpolarmeer leben, haben keine Kenntnis von seinem Schicksal. Sie haben ihm zwei Töchter – Daniela und Dagmar – und einen Sohn namens Dramon gebo­ren, die fernab der Zivilisation aufwachsen. Doch alle drei tra­gen ein magisches Mal, das von Mapuns Konfrontation mit den dämonischen Schrecken der Vergangenheit kündete. Eines der Mädchen besitzt eine schwarze Stirnmarkierung, die zu dem Spitznamen „Schwarze Seele“ geführt hat, während ihre Schwester über dem Herzen eine analoge Zeichnung besitzt. Sie wird darum gelegentlich „schwarzes Herz“ genannt.

Bis zu ihrem 19. Lebensjahr sind sie völlig normale Mädchen, doch dann erwacht auf einer Eisinsel eine magische Kraft zu neuem, unheiligem Leben, und alle drei Kinder Mapuns werden schlagartig gewissermaßen ferngesteuert. Doch während Dag­mars Herznarbe durch rasches Eingreifen abgemildert werden kann, gelten die anderen beiden Kinder Mapuns als magisch Verdammte und werden des Dorfes verwiesen, um keinen Scha­den über die Dorfgemeinschaft zu bringen. Dagmar, bis dahin ein Herz und eine Seele mit ihren Geschwistern, folgt ihnen, magisch vom Stammeszauberer imprägniert, auf die Verban­nungsinsel.

Dort stoßen die Geschwister auf eine monströse Schiffsbesat­zung von Untoten, die den Dämon XAMANEAK an jene leblosen Kreaturen erinnert hätte, die er auf der Insel Ankiay vor Jahr­zehnten traf und vollständig auslöschte. Es handelt sich um un­tote Nazi-Soldaten, die hier mit ihrem Schiff, der KAISER WIL­HELM, angelegt haben. Sie sind es, die Dramon kurzerhand er­schießen – doch damit aktivieren sie die magische Signatur in ihm, und Dramon erwacht zu neuem, unheiligem Leben, beseelt von einem monströsen Wesen, dem Roten Dämon, der vor Jahr­hunderten schon einmal die Horrorwelt unterwarf.

Er überwältigt die Untoten und bricht mit ihrem Schiff gen Sü­den auf, ins geheimnisvolle Inselreich der Fehrer, das zwischen dem Nord- und Südkontinent liegen soll.

Dagmar vermag inzwischen die magische Bannkraft Danielas zu brechen, sodass auch sie wieder normal wird – und dann ent­führt ein rätselhaftes magisches Wesen die Schwestern an die Nordküste des Nordkontinents ins Kaiserreich Rusian. Es sagt ih­nen, sie sollten etwas folgen, was man die „Schatten-Fährte“ nennt. An ihrem Ende würden sie ihren verschollenen Vater Ma­pun treffen.

Vorher aber treffen sie in Rusian einen schrecklichen Dämonen­herrscher namens Tircoon, der nach der Allmacht strebt. Sie werden seine Gefangenen, aber aufgrund ihrer magischen Nar­ben sind sie von unschätzbarem Wert für ihn … und für jenes Wesen, dessen Kontakt er sucht: eine von TOETAARS legendä­ren 13 Schwarzen Hexen, LAREENA. Gemeinsam und angeleitet von einer Gruppe magisch belebter Skelette, die Tircoon gefun­den hat, gelangen sie tatsächlich, der Schatten-Fährte durch das Herz des Nordkontinents folgend, zum unterirdischen Unter­schlupf LAREENAS.

Hier erweist sich allerdings, dass Tircoon nur Mittel zum Zweck gewesen ist – die Skelette der fünf Ankiay-Hexen arbeiten in Wahrheit gar nicht auf die Wiederkehr TOETAARS hin, was sie suggeriert haben, sondern sind vielmehr auf eine verschrobene Weise magische Wesen in den Diensten der Götter der Schluchtwelt geworden. Und ihr Ziel ist es, die Schwarze Hexe auf die Schluchtwelt zu verbannen, was gelingt. So können sie die Wiederkehr TOETAARS vereiteln, der alle 13 Schwarzen He­xen dafür benötigt.

In dem entstehenden Chaos gelingt Mapuns Töchtern die Flucht, und Tircoon kann ebenfalls entwischen. Dagmar und Daniela kommen so außerdem noch zu der außerplanmäßigen Beglei­tung eines Wasserdämons namens DYROEHN, der beeindru­ckende erotische Fähigkeiten besitzt und für die jungfräulichen Mädchen bald unverzichtbar wird.

Während dies alles geschieht, erhält ein alter Kämpe und Kampfgefährte Mapuns und Corians vom Schattenstein Besuch auf seiner abgelegenen Burg – der einstmals verfluchte und ver­steinerte Rinterson, der eine Weile der heißblütige Geliebte des Hexendämons TOOWATAER war. Er hat sich völlig von der Welt abgekapselt und trauert auch nach rund zwanzig Jahren dem Verlust seiner Gefährtin Kani nach, der Nordhexe, die damals im Chaos Sonofals zu einer geistlosen Kreatur degenerierte und dann vom mysteriösen Priester mit der Perlmuttmaske entführt wurde.

TOOWATAER, wie üblich in einer berückenden Frauengestalt in­karniert, besucht Rinterson nun und vermag ihn dazu zu animie­ren, in ihrem Auftrag den geheimnisvollen Dämon Jekhyar auf­zusuchen, der als „Herr des ewigen Lebens“ gilt. Dort werde er, sagt sie, auch Kani wieder finden.

Rinterson stößt bei seiner Suche auf ein abgeschiedenes Tal vol­ler bezaubernder Nymphomaninnen, die seine Libido sagenhaft auf Touren bringen. Doch Jekhyar bekommt er nicht zu Gesicht, wiewohl sich die Mädchen als seine Töchter bezeichnen. Als er schließlich hartnäckig bleibt, findet er sowohl Kani wieder als auch Jekhyar … aber er ist völlig schockiert.

Kani ist zu einer kreidebleichen Schönheit geworden, aus deren Schultern Schmetterlingsflügel wachsen, und Jekhyar, ein elfen­gleicher, schmaler Mann, wie es scheint, ist in einen glitzernden Kristallblock eingegossen worden. Ein Block, wie er kurz darauf auch Rinterson umhüllt – und dann tritt jenes Wesen in Erschei­nung, das hinter all diesen furchtbaren Dingen steckt: der Pries­ter mit der Perlmuttmaske, der auf den Namen Moedro hört und Kani einer tödlichen Metamorphose vor Rintersons Augen unter­wirft.

Dumm ist nur, dass das alles nur ein winziger Teil einer sehr viel grässlicheren Wahrheit ist, und in der ist der Ritter nun unaus­weichlich gefangen.

Weit im Osten des Nordkontinents beginnt die Handlungsspur des dritten Handlungsstranges jenseits von Band 100. Hier liegt die Burg Schattenstein und das inzwischen moderat wieder be­siedelte Deeburg. Außerdem existieren hier die so genannten „Warmen Inseln“, wo eine Restpopulation von Feen existiert. Sie haben einst in den Tagen von TOETAARS Gewaltherrschaft die verletzte Junghexe Firona aufgenommen und gesund gepflegt. Im Schatten der Zauberbäume hier ist sie seither nicht mehr ge­altert und immer noch optisch ein Mädchen von 12 Jahren. Ihre beste Freundin ist die Fee Berielle, die seit langem mit Corian befreundet ist.

Als Berielle nun auf einmal in ihren Träumen die Blaunebel wal­len sieht, wird ihr himmelangst – was niemand versteht. Und als dann schließlich noch eine verwitterte, mit den Knochen unglü­cklicher Feen gefüllte Feenbarke auftaucht und Firona eine un­heimliche, Kräfte zehrende Begegnung mit einem rätselhaften magischen Wesen hat, muss Berielle ihr Schweigen brechen, das aus Furcht geboren ist: Die Blaunebel, erklärt sie nervös, seien die Vorzeichen, dass Zobon, der Wächter von Trirach, ei­nem magischen Land der Prüfung, sich ankündigte. Er käme im­mer nur dann, wenn es gelte, die künftige Regentin der Feen zu prüfen – und die magischen Bäume und die Feen der Warmen Inseln haben Firona dazu auserkoren.

Doch Firona ist keine Fee, sondern nur ein Mensch. Und um ihren Herrschaftsanspruch zu untermauern, muss sie die Prüfun­gen von Trirach überstehen und das Feenzepter erlangen. Der Wächter der Feenchronik, Zobon, der Firona schon angegriffen hat, entführt sie und Berielle nach Trirach und entzieht sie damit jeder menschlichen Hilfe.

Wechsel der Handlungsperspektive: Dagmar, Daniela und DY­ROEHN irren weiter durch das Innere des Nordkontinents, das vor Jahrzehnten von TOETAAR verwüstet wurde. Nach dem Kno­chenwald, der dort gewuchert ist, wo einst das Hexenheer TOO­WATAERS ausgelöscht wurde, erreichen sie jetzt das einstige Nebelmoor, das versickert ist und die Ruinen einer versunkenen Stadt preisgegeben hat.

Hier geraten die drei Gefährten in eine Falle, die der Sohn TOE­TAARS, der sinistre TOEKAAN, gestellt hat, und sie werden von ihm überwältigt und an einen verfluchten Ort verschleppt.

Mit Band 113 wird der Kontinent verlassen, und der Blick wen­det sich Sin‘ol‘ghe im tiefen Süden zu. Auch hier haben TOE­TAARS Armeen schreckliche Narben und Spuren hinterlassen. Schlimmer als das ist aber das Erlöschen der Kristallmagie – die Hohepriesterin Tian der Katzenstadt merkt das sehr deutlich. Sie altert beschleunigt.

Der Dämon XAMANEAK, der mit letzter Kraft noch am Ende von TOETAARS Ära die Rückreise nach Sin‘ol‘ghe schaffte, ist von seinem Refugium in der Frostbarriere öfters in der Katzenstadt zu Gast – doch als er Tians Zustand erkennt, erschrickt er. Er selbst befindet sich zurzeit auf der Suche nach der so genann­ten „Legende der Kristalle“. Irgendjemand hat damals, als die Kristallmagie erlosch, sieben Legendenteile über Sin‘ol‘ghe ver­streut, und XAMANEAK sucht nun die einzelnen Bestandteile zu­sammenzufügen mit dem Ziel, die Kristallmagie, die auch Quell seiner Kraft war, wieder zu reanimieren.

Während er in der Katzenstadt weilt und eine Reise ins Herz des Dschungelkontinents anstrebt, erwacht in der magisch ge­schwächten Frostbarriere ein unheimliches Wesen der grauen Vorzeit zu neuem Leben. Erst ist es eine Art gestaltloses grün funkelndes Wallen, das XAMANEAKS Diener, die magisch beleb­ten Holzfiguren, atomisiert. Dann aber wird während XAMA­NEAKS Abwesenheit der ganze Gebirgszug dem Erdboden gleich gemacht … und ein zierliches, mädchenhaftes Wesen mit grü­nen Haaren mit gigantischer magischer Kraft macht sich unauf­haltsam auf den Weg zur nördlichen Küste. Ziel: das Inselreich der Fehrer.

Der GRÜNTOD ist inkarniert, einer der beiden legendären Tita­nen der Frühzeit, seit Jahrtausenden durch die Präsenz der Kris­tallmagie gebannt und nun immer stärker werdend.

XAMANEAKS Expedition erleidet derweil am Ayek-See im Herzen von Sin‘ol‘ghe auf grässliche Weise Schiffbruch. In einer Hafen­stadt begegnen sie einem unheimlichen, schattenhaften Wesen, in dem XAMANEAK eine einstige Dienerin wieder erkennt: Re­becca, die an einer magisch verfluchten Stätte von einem monströsen Wesen okkupiert wurde, das nur „Mörderschatten“ genannt werden kann. Während seine Gefährten sterben, schleudert der Kontakt mit dem Schatten XAMANEAK an jene verfluchte Ruinenstätte, die schon Rebecca zum Verhängnis wurde.

Im Band 116 wird ein paar Wochen zurückgeblendet auf die Amazoneninsel Ankiay vor dem verfluchten Landstrich Sonofal, der nach TOETAARS Invasion und dem Untergang seiner Vasal­len als verdammt gilt und von allen gemieden wird. Ankiay hat sich von der Außenwelt abgekapselt. Hier herrscht der Hexendä­mon TOOWATAER und versucht, mit den Herrschern der Schluchtwelt Kontakt aufzunehmen.

Dieser Kontakt gelingt tatsächlich, fordert aber die aggressive Gegenreaktion des Roten Dämons heraus, der im Limbus zwi­schen der Horrorwelt und der Schluchtwelt gefangen gehalten wird … wenigstens so lange, bis Dramon, Mapuns Sohn, stirbt und so als magisch imprägnierter Gastkörper die Rückkehr des Roten Dämons ermöglicht.

TOOWATAER kann nach anfänglicher Reserve der Götter der Schluchtwelt – die formell alle Dämonen einheitlich in die Lager der Chaosdiener einordnen – als Ordnungsmächte überzeugen, selbst geläutert zu sein. TOOWATAER weiß, dass TOETAARS Es­senz immer noch existiert und ebenfalls – wie im Fall des Roten Dämons – darauf lauert, zu inkarnieren. Sie kann mit den Göt­tern der Schluchtwelt einen Pakt schließen und entscheidet sich dann, Rinterson auf seiner Burg zu aktivieren (siehe oben) und selbst in geheimer Mission nach Sonofal zu gehen.

In der Tarngestalt der Menschenfrau Tanja trifft sie hier mit ei­nem unheimlichen Wesen namens Tircoon (!) zusammen. Der angeschlagene Dämon sucht einen neuen Weg zur Allmacht, und der führt ihn nach Sonofal. Hier, so heißt es, lebt ein Dämon namens Vyxol. LAREENA hat ihn hierher geschickt.

Vyxol, sagte sie, ist dabei, den DREIZEHNER zu neuem Leben zu erwecken, und er sei nahe daran, das zu schaffen. Der DREI­ZEHNER diente einstmals in unvollkommener Form TOETAAR als Vorlage für seine Eisernen Krieger. Es handelt sich um ein We­sen, das aus dreizehn identischen schwarzen Metallrüstungen besteht. Mit einigen davon hatten Graf Corian und seine Beglei­ter schon Kontakt, als sie vor zwanzig Jahren nach dem Treffen mit dem Echsendämon ONOGAER Wertan bereisten. Damals wurden diese Metallreiter unter einem riesigen Berg Geröll ver­schüttet und galten seither als vernichtet.

Das ist ein Irrtum gewesen. Sie sind zwar inzwischen inaktiv, aber definitiv nicht tot. Hierunter befinden sich jetzt die letzten Rüstungen des DREIZEHNERS, die Vyxol noch fehlen. Eine einzi­ge muss noch geborgen werden, dann kann auch dieses Wesen zu neuer Machtfülle auferstehen. Das ist das Ziel Vyxols, und er hat schon Aberdutzende von Menschen diesen Rüstungen geop­fert, um sie wieder mit magischer Energie aufzuladen und zu aktivieren.

Was weder Tircoon noch Tanja oder Vyxol ahnen, die bald in ei­ner Schicksalsgemeinschaft vereint sind, ist indes dies: der DREIZEHNER ist der zweite Titan der Urzeit, und sein primäres Ansinnen, wenn er wieder vervollständigt sein wird, besteht dar­in, das frühere Duell mit dem GRÜNTOD von neuem zu führen – mit einer Gewalt, die Berge spaltet, Inseln versenkt und ganze Reiche untergehen lassen wird, wenn man das nicht verhindern kann.

Bevor sich die Handlung wieder diesem Schauplatz zuwendet, blicken wir in den Episoden 119 und 120 zu Firona und Berielle, die das magische Land Trirach erreichen – eine unheimliche Landschaft, die am Rand aus heißem Fels und Geysiren besteht, die die beiden Freundinnen schwer verbrühen, ehe es ihnen ge­lingt, tiefer ins Innere vorzudringen.

Zobon erklärt ihnen vor der Landung an den feindseligen Gesta­den, dass Trirach aus drei magischen, ringförmigen Landkreisen bestehe. Jeder einzelne weise einen Wächter auf und spezielle Gefahren. Das Zentrum der Magie befinde sich buchstäblich am höchsten und zentralsten Punkt Trirachs, und dorthin müssen die beiden vorstoßen.

Nach dem Überwinden des ersten Kreises gelangen sie zum Wächter Cartin, einem einstmaligen Dämon, der ihnen nun sagt, wie sie weiter zu verfahren haben. Die Grenze zwischen dem äußeren Ring und dem zweiten ist ein steiles Flussufer, an des­sen anderer Seite sich ein Grassaum erstreckt, ehe ein gebirgi­ger Anstieg folgt, der mit großen Bäumen bewachsen ist.

Doch das unscheinbare Gras hat rasiermesserscharfe Kanten, die den Freundinnen weitere Pein zufügen. Und kaum haben sie dieses Hindernis überwunden, werden sie von ungeschlachten Barbaren verfolgt, so genannten Jungfräulichkeitsjägern, die Be­rielle überwältigen und vergewaltigen.

Firona gelingt schluchzend die Flucht in den verfilzten Hain der Zauberbäume, doch als sie sich hier erschöpft ausruht, fällt sie in einen tiefen Schlummer, in dessen Verlauf magische Energien auf sie einwirken … und auf einmal beginnt sie zunehmend zu altern und zu reifen, bis aus dem schmalen Mädchen eine aufre­gende, rassige Frau geworden ist … und in diesem Schlummer wird sie von riesigen Spinnenwesen beobachtet … und als wenn das noch nicht reichen würde, stellen sich bei Firona gespensti­sche Zukunftsträume ein, die sie niemals hatte. Und in einem davon sieht sie, wie ein furchtbarer Schatten namens TOETAAR Burg Schattenstein betritt und den Hausherrn Corian erschlägt …

In Sonofal gelangen TOOWATAER/Tanja und Tircoon zur Burg Vy­xols, und während die Konfrontation durch unabsichtliche Ent­fesselung von Magie fast Tircoons Vernichtung zur Folge hat, wird Tanja von dem lüsternen Vyxol hungrig beäugt … und dann von Tircoon eiskalt verraten. Sie soll erst in Vyxols Bett Gespie­lin sein und anschließend dem DREIZEHNER geopfert werden, damit er zu neuem Leben erwachen kann.

Rinterson ist derweil im Tal der Liebeshexen von dem Priester mit der Perlmuttmaske, Moedro, in einen magischen Glaskokon gleich dem eingesponnen worden, der auch den Dämon Jekhyar umgibt und zugleich magisch konserviert. Auf diese Weise gleichgeschaltet, taucht Rinterson in Jekhyars Träume ab. Inzwi­schen hat er allerdings begriffen, wer hinter Moedro wirklich steht – es handelt sich bei ihm um einen intriganten Dämon na­mens MOEDERAAN, der seit Jahrhunderten aus dem Hintergrund die Geschehnisse lenkt … und um den Bruder TOETAARS!

In der Geschichte Jekhyars erlebt Rinterson die Genese des halb feenhaften, halb dämonischen Wesens, das sich einst ein Ver­gnügen daraus machte, Feen zu vergewaltigen und in den Selbstmord zu treiben. Indem der Ritter Einfluss auf seine Träu­me nimmt, verändert er Jekhyars Persönlichkeit. Leider ändert das nichts daran, dass sie beide Leidensgenossen und Gefange­ne MOEDERAANS sind.

Blende zu Dagmar und Daniela, die von TOEKAAN auf der Schatten-Fährte weiter geleitet worden sind. Sie erreichen den „Turm der Sklavinnen“, wo der sinistre, verwitterte Hejokh die beiden Schwestern in eine Falle lockt. DYROEHN, von ihnen ge­trennt, stößt bei einem Teich auf zwölf wunderschöne, hüllenlo­se Mädchen, die bei Hejokh leben. Erst mit etwas Verspätung versteht er, dass sie seine Gefangenen sind, aber dass er sie alsbald alle zu TOETAARS höherer Ehre töten möchte, erfährt er erst sehr spät – fast zu spät.

Doch Hejokh kann seine Pläne nicht ausführen. Schwarze, in Metall gerüstete Reiter, eine so genannte TOETAAR-Truppe, stürmt den Turm, tötet Hejokh und durchquert dann das im Kel­ler vorhandene schwarze Leuchten mitsamt den beiden Töch­tern Mapuns und dem Wasserdämon. Dahinter soll sich die vier­te Stufe der Schatten-Fährte befinden.

Die Lage Dagmars und Danielas ist definitiv nicht besser gewor­den …

Blende nach Sin‘ol‘ghe: Nach Mapuns Tod am Götterberg wurde ebendort in eisiger Höhe ein Mausoleum für den Heroen im Kampf gegen TOETAAR errichtet. Als nun Gerüchte umgehen, dass es dort spuken würde, schickt die Priesterin Tian Mapuns frühere Quasi-Geliebte Janine, die vormals Feldherrin des Stein-Clans war, bis sie in der „Höhle der Tausend Steine“ die Erinne­rung daran restlos verlor und ein neues Leben beim Katzen-Clan begann, zum Götterberg. Angehörige des Bergvolkes der Dhako helfen ihr in der sturmumtosten, eisigen Höhe.

Aber dort, wo das Amazonen-Kloster liegt, das nach dem Kampf wieder instandgesetzt und neu mit Frauen bemannt wurde, er­wartet sie ein Hinterhalt. Monströse Krieger mit Schlangenköp­fen lauern ihnen auf! Bis auf ihre Dolmetscherin Tina und weni­ge Begleiter werden alle Gefährten Janines niedergemetzelt, ehe sie Zuflucht im Kloster finden können.

Doch auch hier sind alle lebenden Wesen ausgelöscht worden. Und, schlimmer noch, eine schattenhafte Kreatur geht hier um, die sich als „Schatten TOTAARS“ bezeichnet und nach Vollstän­digkeit sehnt, während sie alles umbringt, was um sie herum existiert.

Draußen ist die Schwarze Hexe Sara, die Herrin über YTHO­KAANS Schlangenkopfsoldaten, dabei, einen Sperrriegel zwi­schen dem Grabmal Mapuns und dem Kloster zu ziehen, und drinnen saugt der Schatten TOETAARS Tina und Janine zuneh­mend das Leben aus und lässt sie vergreisen.

Buchstäblich im allerletzten Moment taucht ein Gesandter der Schluchtwelt auf, Tjokaan, der Gott der Bogenschützen, der den Schatten wie auch die Schwarze Hexe und ihre Schergen in die Flucht zu schlagen versteht.

Sie sind aber immer noch in Gefahr – der einzige Ort, wo sie si­cher zu sein glauben, ist das Grabmal, in dem Mapuns konser­vierter Körper schlummert. Und nur Janine kann das Grabmal öffnen – doch haben sie alle keine Ahnung, was für furchtbare Schrecken sie darin erwarten werden …

Mit dem Band 125, Teil 2 der Götterberg-Trilogie, schließe ich diesen vierten Teil der Handlungsübersicht der „Horrorwelt“-Serie. Im nächsten Abschnitt werden die Episoden 126-150 ab­gehandelt werden, das ist aber noch eine Weile hin.

Bis dahin wünsche ich viel Unterhaltung mit anderen Themen, die in den kommenden Wochen hier für interessante Abwechs­lung sorgen werden.

Bis bald, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu den Blogartikel 402 vom 15. November 2020.

Rezensions-Blog 304: Über Patricia Highsmith

Posted Januar 20th, 2021 by Uwe Lammers

Liebe Freunde des OSM,

es ist manchmal faszinierend, wie man im Laufe der Jahre über Personen, von denen man anfangs denkt, man kenne sie eigent­lich doch recht gut, Neuigkeiten herausfindet, die das Bild der Person völlig umkrempeln. So geschah das bei mir auch im Falle der amerikanischen Krimiautorin Patricia Highsmith.

Ich mochte sie schon vor dem Jahr 2002, als ich das unten be­sprochene Buch über sie erwarb und äußerst wohlwollend re­zensierte. Aber ich ahnte zu dem Zeitpunkt nicht, dass dieses Bild nur ein zu Lebzeiten nach außen reflektiertes Bild, gewis­sermaßen die offizielle Highsmith-Lesart projizierte. Sie hatte, wie wir heute wissen, guten Grund, gewisse Details ihres Le­bens unter den Teppich zu kehren und der Öffentlichkeit, den Journalisten und selbst ihren Autorenkollegen gegenüber konse­quent zu verschweigen.

Als ihre langjährige Freundin und Geliebte Marijane Meaker ihre Erinnerungen an Patricia Highsmith anno 2008 veröffentlichte (ich habe das Buch 2016 rezensiert und diese Rezension ein Jahr später in meinem Rezensions-Blog veröffentlicht1), kam bei­spielsweise Highsmiths lesbische sexuelle Orientierung zutage, die möglicherweise erklärt, warum sie sich dann in ihren Wer­ken zumeist von Frauen-Identifikationspersonen üblicherweise ferngehalten bzw. sie eher schematisch dargestellt hat. Eventu­ell fürchtete sie, unbewusst autobiografisch-enthüllende Ele­mente einfließen zu lassen, die unangenehme Fragen induzie­ren würden.

Vor einigen Monaten wurde zudem bekannt, dass im Nachlass der Highsmith ihre Tagebücher gefunden wurden, die zurzeit ediert und zur Veröffentlichung vorbereitet werden. Die Corona-Krise verzögert das alles zweifellos, aber es steht zu erwarten, dass wir etwa anno 2021 oder 2022 noch etwas genaueren Auf­schluss über die Verbindung von Highsmiths Leben und Werk er­halten werden – womit wir wieder einmal lernen, dass eine Künstlerpersönlichkeit auch dann, wenn sie nicht mehr unter uns weilt, immer noch für Überraschungen gut ist.

Wer mit Patricia Highsmith bzw. ihrem Werk noch keine nähere Bekanntschaft geschlossen haben sollte, dem empfehle ich wärmstens, nun weiterzulesen. Es lohnt sich.

Glaubt ihr nicht? Ihr werdet überrascht sein:

Über Patricia Highsmith

Herausgegeben von Franz Cavigelli und Fritz Senn

Diogenes 20818

240 Seiten, TB

Erschienen im Jahr 1980

ISBN 3-257-20818-9

 

Mich haben immer nur die kriminellen Anlagen und Möglichkei­ten der Normalmenschen in der Gesellschaft beschäftigt, dabei ist mir die Aufklärung eines Mordfalles völlig gleichgültig. Gibt es etwas Langweiligeres und Gekünstelteres als Gerechtigkeit? Weder das Leben noch die Natur scheren sich einen Deut dar­um, ob einem Geschöpf Gerechtigkeit widerfährt. Ich erfinde Geschichten, und mein Ziel ist es nicht, den Leser moralisch aufzurüsten, ich will ihn unterhalten. Leute ohne Moral, wenn sie nicht sture, brutale Charaktere sind, amüsieren mich. Sie haben Phantasie, geistige Beweglichkeit und sind dramatisch nahrhaft.“

Jemand, der so redet, scheint mindestens interessant zu sein, so interessant, dass man sich mit ihm oder ihr beschäftigen soll­te, wenn diese Gedanken allzu provokant daherkommen.

Die Frau, die diese Sätze sagte, hieß Patricia Highsmith, eine Autorin, von der zahlreiche Kollegen gesagt haben, dass sie die „Suspense“-Literatur ungemein bereichert habe und Kriminalro­mane dem Standard hoher Literatur nahe brachte. Sie selbst sah das freilich nicht ganz so, wie ein Interview sagte.

Auf die Frage von Holly-Jane Rahlens (anlässlich einer Highsmith-Lesung am 16. November 1977) „Meinen Sie damit, dass Sie Ihr Werk nicht als ‚Literatur’ betrachten?“ wusste Highsmith lediglich zu antworten: „Nein … na ja … ich denke nie an die Li­teratur. Mit Ediths Tagebuch, ja, da habe ich mir Mühe gege­ben. Es ist ein ernstes Buch. Die Kritiker meinen, dass ich mit diesem Buch eine hohe Ebene erreicht habe, dass ich auf der gleichen Stufe mit bekannten guten Schriftstellern stehe. Leider nannten sie Ernest Hemingway. Ich mag ihn nicht.“

Ich muss ganz subjektiv gestehen, dass ich von diesem Buch die beiden Interviews zuerst gelesen habe. Und spätestens nachdem ich mich dabei vor amüsiertem Gelächter in den Sit­zen der Straßenbahn gewunden habe, sehr zum verblüfften Schauen der anderen Mitreisende, spätestens da habe ich diese verhärmte Frau mit Schuhgröße 40 und den derben Handwer­kerhänden einfach geliebt. Sie hat so eine erfrischende Offen­heit und Direktheit am Leibe gehabt, dass es mir leid tat, von ihrem Tod im Jahre 1995 nachträglich zu erfahren. In vielen De­tails erinnerte sie mich schrecklich stark eine liebenswerte Brieffreundin, deren Namen ich hier aus Vertraulichkeitsgründen weglassen möchte, ganz im Ernst. So, wie sich Patricia manch­mal im Interview … nun, … tapsig anstellt, das ist goldig.

Im gleichen Interview geht es auch um Frauen, ein gefährliches Thema für die Highsmith (Leser ihrer Romane werden diesen Satz verstehen). Die Interviewerin fragt: „Könnten Sie sich vor­stellen, Frauen anders darzustellen, als Sie es bisher getan ha­ben, unabhängige Frauen zum Beispiel?“ Highsmith: „Ja, ich könnte das machen, natürlich. Man würde sie ‚Karriere-Frauen’ nennen, nehme ich an … ich weiß es nicht.“

Noch ein Beispiel dieser Unentschlossenheit gefällig? Auf die Frage, woher sie die Informationen für ihre Bücher herholt, kommt Highsmith auf ihren Roman Die gläserne Zelle zu spre­chen und darauf, dass man ihr verweigerte, ein Gefängnis auf­zusuchen, um die Atmosphäre einzufangen. Dann las sie einen Dokumentar-Bericht über Gefängnisse, der ihr half.

Sie fährt fort: „… Der Autor … wendet sich in dem Buch generell gegen Gefängnisse – persönlich bin ich auch dagegen … na ja, ich weiß aber nicht, wie man das Problem lösen kann. Ich mei­ne, irgendwie muss man die Kriminellen im Auge behalten. Ich weiß nicht …“

Patricia Highsmith, 1921 in den Vereinigten Staaten geboren, hat eine harsche Kindheit hinter sich: die Eltern trennen sich noch vor ihrer Geburt, sie wächst zunächst alleine mit ihrer Mut­ter auf, die sich aber bald danach wieder verheiratet und den Namen Highsmith annimmt. Patricia kann ihren neuen Vater zeitlebens nicht leiden. Streitet sich mit ihrer Mutter, die der Tochter nichtsdestotrotz das Studium finanziert.

Von jungen Jahren an fasziniert und angezogen vom Schreiben, beginnt sie als Comictexterin ihr erstes Geld zu verdienen, zieht in ein eigenes Apartment, schreibt Geschichten und schließlich den ersten erfolgreichen Roman: „Strangers on a train“, fast sofort von Alfred Hitchcock verfilmt (deutsch: Zwei Fremde im Zug (1950)). Ihr wird durch den plötzlichen Ruhm ermöglicht, sich mehr oder weniger voll aufs Schreiben zu konzentrieren.

Sie reist viel und lässt sich an verschiedenen Orten der Welt nie­der, mal in den Vereinigten Staaten, dann in England, in Frank­reich, schließlich im Tessin, wo sie 1995 stirbt. Bis dahin schreibt sie kaum zwei Dutzend Romane und etliche Kurzge­schichten, die in mehreren Storysammlungen erscheinen.

Obgleich Patricia Highsmith sich eines metaphernarmen, nüch­tern-pragmatischen Stils befleißigt und eigentlich keine weltbe­wegenden Dramen erzählt, saugen die Romane die Leser mit beklemmender Intensität in sich ein. Das liegt an den akribi­schen, fast pedantischen Charakterstudien, die sie erarbeitet, an der natur-realistischen Darstellung der Umgebung, die sie oftmals aus ihrem eigenen Wohnumfeld wählt. So spielt der au­tobiographisch angehauchte Roman „Carol“ zum Teil in einem Warenhaus, in dem sie einst einmal zur Aushilfe arbeitete. Fon­tainbleau, wo sie zu Beginn der 80er Jahre wohnt, ist Schauplatz eines guten Teils ihres Romans „Ripley’s Game“.

Und so weiter.

Sie ist Eremitin aus Passion, hat nur einmal kurzzeitig der Nei­gung nachgegeben, heiraten zu wollen, sich aber vor der Hoch­zeit wieder „entlobt“, wie sie es selbst beschreibt. Sie braucht viel Einsamkeit um sich herum, wird unleidlich und ungenieß­bar, wenn man ihr zu eng oder zu lange auf die Pelle rückt. Ihre besten Freunde sind die Schreibmaschine, die Katze, die Ziga­retten und der Alkohol – sowie Freunde auf Distanz.

So eigenwillig wie sie selbst ist auch die Art und Weise, wie sie mit ihren Personen umgeht, wie sie Dialoge gestaltet und damit Drehbuchautoren schier in den Wahnsinn zu treiben imstande ist (z. B. Raymond Chandler). Und ihre Sympathien – man merkt es am einleitenden Zitat – gehören den „Bösewichtern“. Ihre prominenteste Verbrecherfigur Tom Ripley wird jedenfalls nie­mals erwischt. Ein Rezensent schrieb mal, er sei fast sympa­thisch, seltsam nur, „dass irgendwie in seiner Gegenwart immer ein Mord geschieht“.

Ich musste lachen, als ich das las.

Dieses Buch, noch zu Lebzeiten der Highsmith zusammenge­stellt und von ihr abgesegnet, bringt zwei Besuchsreports bei der Autorin (mir drängte sich das Gefühl auf, als würden die Be­sucher sie, so lieb sie es auch meinten, schlicht in die Defensive treiben. „Drei Tage mit Patricia Highsmith“ müssen für die Ärms­te die wahre Folter gewesen sein).

Dann kommt ein analytischer Text der Highsmith selbst, „Der erste Entwurf“, der für jeden angehenden Schriftsteller ohne Frage sehr hilfreich ist. Er ist aber auch – mit dem Rest ihrer kri­tischen Kommentare zum Schreiben, insbesondere am Beispiel ihrer eigenen Romane – in dem Band „Suspense“ enthalten, der ein paar Jahre später bei Diogenes erschien.2

In drei Essays äußert sich Highsmith dann über den „talentier­ten Mr. Poe“, Raymond Chandler und Georges Simenon. Im drit­ten Teil fügen Kollegen ihre Kommentare über Highsmith hinzu. Graham Greene, Raymond Chandler, Alfred Hitchcock, François Truffaut, Julian Symons … eine illustre Runde und jede Menge faszinierender Facetten.

Auch deutsche Autoren kommen auf sie zu sprechen, wobei manche Menschen wirklich bizarre Titel für ihre Beiträge wäh­len. Peter Handke spricht beispielsweise über „die privaten Weltkriege der Patricia Highsmith“. Das macht Sinn, aber erst, wenn man es gelesen hat. Sonst klingt es geradezu monströs.

Kurz vor Schluss finden sich die beiden sehr, sehr lesenswerten Interviews und schlussendlich noch ein Fotoalbum, das Patricia selbst neckisch kommentiert hat. Erster Kommentar gefällig? „Mein ‚englischer’ Großvater Dan’L Coates und meine ‚schotti­sche’ Großmutter Willie Mae Stewart Coates, die ich beide ver­ehrte. Links mein Arm – ich war zehn Jahre alt und lief in je­nem Sommer in Astoria, Long Island, New York, herum.“ (Her­vorhebung von mir)

Es folgen goldige Bilder, eine umfangreiche Bibliografie und so­zusagen eine Checkliste für alle Highsmith-Süchtigen, die sich damit vergewissern können, ob sie auch ja nichts von ihrer Lieb­lingsautorin versäumt haben. Was mich angeht … eine Offenba­rung. Denn die gute Frau schreibt wirklich gut, und es gibt so etwa fünfundzwanzig Bücher, die ich noch nicht von ihr habe. Kein Wunder, dass ich ständig auf welche stoße, die ich antiqua­risch erwerben muss. Demnächst etwa das oben erwähnte Werk „Ediths Tagebuch“.

Wer sich für die Karrieren, Besonderheiten und Exzentrizitäten von Schriftstellern interessiert und nette Leute kennenlernen möchte, der ist hier ganz gewiss an der richtigen Adresse.

Vergesst das Alter, Leute. Wichtig ist der Inhalt! Wenn’s euch packt, kauft es.

© 2002, 2020 by Uwe Lammers

Hat mich die Enthüllung über Highsmiths sexuelle Orientierung von ihr als faszinierender Autorin abgebracht? Nein, natürlich nicht. Ich finde, die sexuelle Orientierung der Menschen und ihre kreativen Fähigkeiten, so sehr sie möglicherweise einander auch bedingen und befruchten mögen, sollte man strikt tren­nen. Und ich betrachte grundsätzlich schwule und lesbische Ori­entierung nicht als Stigma, ebenso wenig wie nationale oder „rassische“ Herkunft (letzteres gibt es ja eigentlich nicht, das ist ein ideologisches Konstrukt des 19. Jahrhunderts. Es gibt nur eine „Menschenrasse“, nämlich den homo sapiens sapiens, mit diversen ethnischen und optischen sowie kulturellen und religiö­sen Ausprägungen, genetisch sind wir alle mehr oder minder identisch, und zu großen Teilen gilt das sogar für die genetische Übereinstimmung mit dem Mehlwurm).

Kurzum: Patricia Highsmith bleibt eine tolle Schriftstellerin, und es ist mir grundsätzlich egal, was wir in ihren Tagebüchern noch für unschöne Details finden mögen – sicher ist nur, sobald sie erhältlich sind, werde ich sie mir natürlich besorgen und lesen. Biografien sind stets faszinierend, ganz besonders die von Per­sonen, die ich sowieso schon schätze.

In der kommenden Woche kommen wir zu einem deutlich aktu­elleren Buch und zu einem brennend-aktuellen Thema, nämlich der bedrohten Biodiversität. Das solltet ihr euch wirklich mal zur Lektüre vormerken, Freunde!

Bis dann, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.

 

1 Vgl. dazu „Meine Jahre mit Pat“, im Rezensions-Blog 106 vom 5. April 2017 veröffent­licht.

2 In Vorbereitung für den Rezensions-Blog.

Liebe Freunde des OSM,

vor acht Wochen berichtete ich zuletzt vom März des Jahres 2019, heute fahre ich fort, wie sich meine kreativen Aktivitäten im darauf folgenden Quartal, also den Monaten April bis Juni 2019, entwickelten.

Wie erinnerlich hatte ich im Januar des Jahres mit der lange überfälligen Digitalisierung der Serie „Horrorwelt“ begonnen. Da die Episoden zu Anfang lediglich fünf eng beschriftete Skriptsei­ten umfassten, könnt ihr euch denken, dass die Abschrift recht flink voranschritt. Bis Ende des Monats April kam ich insgesamt bis Band 32, woraus sich zu einem gute Teil erklärt, warum ich in diesem Monat auf phänomenale 50 abgeschlossene Werke kam.

Ansonsten entfiel erwartungsgemäß eine Menge Zeit auf Blog­artikel, die ich schrieb (16 Werke), hinzu kam eine Reihe von Re­zensionen. Aber natürlich beschränkte sich meine Tätigkeit nicht hierauf.

Ich kam weiter (aber leider nicht weit genug) im E-Book „BdC 2: Gestrandet in Bytharg“ und fuhr mit der Digitalisierung der KONFLIKT-Episoden der Serien „Oki Stanwer – Bezwinger des Chaos“ (BdC) und „Oki Stanwer – Feldherr der Cranyaa“ fort. Auch an den dazu gehörigen Glossaren wurde ein Gutteil weitergearbeitet.

Wirklich herausragend war indes, dass ich in diesem Monat eini­ges an Energie auf die Fertigstellung des OSM-Bandes 1900 ver­wandte. Zu meiner nicht geringen eigenen Überraschung han­delte es sich um Band 4 des KONFLIKTS 7 „Oki Stanwer – Held der Hohlwelt“ (HdH) mit Eigentitel „Schmelztiegel Shallakhon“, an dem ich schon ein paar Jahre mehr oder minder er­folgreich herumgeschrieben hatte. Ist ein schöner Band gewor­den, wie ich finde.

Ein wenig Stippvisite betrieb ich auch im Archipel (Fragment „Roxanne“), und es gab Versuche, am KONFLIKT 2 außerhalb der E-Books weiterzuarbeiten, da kam ich aber nicht sehr weit.

Im folgenden Monat April ging die schiere Zahl an Texten auf 29 zurück. Hier ist neben zahlreichen Blogartikeln und den laufen­den Arbeiten der Digitalisierung (s. o.) zu vermerken, dass ich endlich mehr Energie auf die Abschrift meines ersten BUCHES, „Die sieben Prüfungen“ (1987, Non-OSM), legte und hier ein erhebliches Stück vorankam. Außerdem investierte ich einiges an Zeit und Energie in die Weiterarbeit des Erotic Empire-Ro­manfragments „Lauren und Alain“, das gleichwohl von der Fertigstellung noch weit entfernt ist.

Beim OSM driftete ich von KONFLIKT 2 „Oki Stanwer und das Terrorimperium“ hinüber zum ferneren KONFLIKT 19 „Oki Stan­wer – Der Missionar“ und KONFLIKT 21 „Oki Stanwer – Fürst von Leucienne“ sowie zu KONFLIKT 24 „Oki Stanwer – Der Neutral­krieger“.

Es gelang mir, die alte OSM-Story „Das Mysterium“ fertig zu digitalisieren und bis zum Monatsende eine deutlich längere kommentierte Fassung davon zu entwickeln, die der Einfachheit halber „Das Mysterium II“ genannt wird. Denn diese Ge­schichte war ursprünglich zu einer Zeit entstanden (1986), wo vieles im OSM noch im Fluss war und gewissermaßen nicht rich­tig synchronisiert. Das merkt man der Ursprungsfassung deut­lich an. Ausführliche Kommentierung konnte also nicht ausblei­ben. Ehe ich diese Geschichte veröffentliche, muss sie grundle­gend überarbeitet werden.

Mit „Brittanys Abenteuer“ kümmerte ich mich um eine wei­tere Erotic Empire-Novelle, die schon etwas angestaubt war (aber auch sie konnte nicht vollendet werden, sondern blieb eine Baustelle für die Zukunft).

Die „3. Perry Rhodan-Tage Osnabrück“ brachten mich in diesem Monat zusätzlich auf ganz andere Gedanken und erforderten ei­niges an Zeitaufwand, um mich darauf angemessen vorzuberei­ten. Schätzungsweise ist der statistische Einbruch im Vergleich zum Vormonat zu einem nicht unwesentlichen Teil hierauf zu­rückzuführen.

Der Monat Juni, der diese Ablenkung nicht aufwies, zeigt jeden­falls mit dem Endstand von 42 abgeschlossenen Werken, dass mein Werkausstoß nach wie vor recht hoch war. Nur 4 der Wer­ke entfallen auf Blogartikel. Ich verwendete stattdessen einiges an Energie auf die Digitalisierung von kreativen Frühwerken jen­seits des Oki Stanwer Mythos – indem ich alte Storyideen ab­schrieb und kommentierte, die in den frühen 80er Jahren in Fan­zines erschienen waren und mir z.T. nur noch in der Fanzinefas­sung vorlagen.

Nein, dabei handelte es sich nicht um OSM-Geschichten, son­dern ich befand mich Anfang der 80er Jahre mehr auf dem Hor­ror-Trip und machte zum Teil massive Anleihen an H. P. Love­crafts Cthulhu-Mythos … was dabei herauskam, kann man aber mit Fug und Recht ziemlich abenteuerlich und versponnen nen­nen. Man müsste sich nur „Die Wüstenpuppen“ anschauen, die ich euch lieber nicht zugänglich mache. Solche Geschichten haben im Grunde genommen nur für mich historischen Wert, li­terarisch anspruchsvoll sind sie in keiner Weise.

Bei den Digitalisaten des KONFLIKTS 14 gelangte ich in diesem Monat bis Band 70, mit KONFLIKT 12 erreichte ich Band 68. Am Monatsende schrammte ich mit „Horrorwelt“-Band 46 fast schon an der 50er-Grenze.

Alles in allem konnte ich, als der Monat sich dem Ende zuneigte, wirklich mit dem Erreichten durchweg zufrieden sein. Das war vermutlich auch ganz gut so, denn in den nächsten Monaten setzte mir die heiße Witterung doch sehr zu und ließ mich krea­tiv etwas ermatten. Davon berichte ich im nächsten Teil dieser Artikelreihe.

Bis bald, meine Freunde, mit

Oki Stanwers Gruß,

euer Uwe.